Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Zu gern nur ließ ich Siv gewähren, ich mochte ihre Eigeninitiative, wenn wir allein waren, und der Kuss schmeckte umso süßer in dem Wissen, dass ich ihr mit dem Buch tatsächlich eine Freude gemacht hatte. Ich hob eine Hand an das verwunderte Gesicht und strich mit dem Daumen über die pfirsichzarte Wange. „Das war mein Lieblingsbuch. Naja, zumindest bis ich rechnen gelernt hatte“, witzelte ich und kräuselte in selbstspottendem Amusement die Lippen. „Es hat einmal meinem Vater gehört. Er hat es in seiner Zeit in Griechenland irgendwo aufgetrieben und später dann mir geschenkt. Jetzt weißt du, woher mein Interesse an Sternbildern und damit verbundenen Geschichten stammt“, erzählte ich ihr, während der rechte Zeigefinger langsam eine Haarsträhne eindrehte. Kurz wirkte ich nachdenklich, doch ein Blinzeln später lächelte ich Siv erwartungsvoll an. „Naja. Ein schäbiges altes Buch erschien mir zu…plump.“ Ich zwinkerte ihr zu und stand dann auf, um ihr die Hand zu reichen. „Komm“, forderte ich Siv leise auf und wartete, bis sie die Seite markiert und mir ihre Hand gereicht hatte.


    Ihre schmale Hand in meiner haltend, ging ich voran durch die villa. Mir war angenehm warm, nicht nur bedingt durch den Wein, und dementsprechend wohltemperiert war auch meine Hand. Sicherlich erkannte Siv bald, wohin ich wollte. Allerdings standen wir kurz darauf nicht vor der Tür zu meinen Gemächern, sondern vor ihrer Kammer. Auf dem Weg hierher war uns niemand begegnet. Ich blieb stehen und legte die freie Hand auf die Klinke, drückte sie jedoch nicht. „Schließ die Augen“, sagte ich zu Siv gewandt und lächelte. „Und nicht schummeln.“ Als sie getan hatte wie ich ihr geheißen, öffnete ich die Tür zu ihrem Zimmer und trat einen Schritt zurück. Behutsam legte ich ihr die Hände auf die Schultern und führte sie in den Raum hinein. Beschienen vom Licht des fast vollen Mondes stand dort unter dem Fenster ein Konstrukt aus dunklem Holz. Man konnte das harzige Aroma riechen. Die Öllampen, die ich zuvor entzündet hatte, schienen die hölzernen Formen mit Honig zu überziehen. Ich führte Siv vor das neue Möbelstück hin und legte ihre Hände auf die Seite. „Du darfst schauen“, erlaubte ich ihr dann leise und trat beiseite, um ihr Platz für eine Reaktion zu bieten. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte ich nun also an der Tür, die zu meinem Schlafgemach führte, und betrachtete Siv, wie sie ihre erste Bekanntschaft mit der Wiege machte, die ihr zweites Saturnaliengeschenk darstellte. Sie war außergewöhnlich, darauf hatte ich Wert gelegt. Der Tischler hatte den Kopf in Form eines Pferdes ebenso gekonnt umgesetzt wie die kleinen Schnitzereien an den Seiten. Auffällig waren auch die fein herausgearbeiteten, angelegten Flügel an den Seiten der hölzernen Wiege. Sivs Kind würde behütet schlafen, beschützt durch einen pegasos selbst und ruhend auf einem weichen, mit blutrotem Stoff bezogenen Bettchen. In diesem Moment wurde mir klar, wie ungeduldig ich auf die Geburt wartete.

    Vollbracht - auch wenn ich gestehen muss, diese meine erste Aufgabe nicht sonderlich gern gemacht zu haben.
    Viel Glück auf deinen Wegen, wohin immer sie dich führen mögen (hoffentlich irgendwann hierher zurück).

    Tatsächlich kam schon kurze Zeit später eine Sklavin vorbei und unterrichtete Quintus Philo darüber, dass der Hausherr seinen Klienten um ein wenig Geduld bat. Während er wartete, brachte ein Küchenjunge ein Tablett mit zwei Bechern, einem weingefüllten Krug und einem Teller mit noch warmem Honiggebäck aus der Küche.


    Als ich endlich der Besprechung mit den aedilischen Schreibern entkam, hatte Quintus Philo bereits beinahe eine Stunde gewartet. Eine steile Falte stand auf meiner Stirn, während ich das atrium betrat, glättete sich allerdings, als ich auf meinen Klienten zukam. „Philo, schön dich zu sehen. Es tut mir leid, dass du warten musstest.“ Mein Blick streifte den Tisch mit dem Tablett. Wenigstens hatte er nicht Hunger und Durst leiden müssen. „Setzen wir uns doch. Wie geht es mit der Ausbildung voran?“

    Er hatte das alles so satt!
    Deron war wutentbrannt aus dem Haus gestürmt. Wieder einmal. Seitdem das Balg auf der Welt war, war alles schlimmer geworden. Dabei hatten er und Elisa einfach nur ihr Glück in Rom suchen wollen. Deron erinnerte sich noch gut daran, wie er Elisa vor gut acht Jahren kennengelernt hatte. Damals waren sie so verliebt ineinander gewesen. Und heute? Deron schnaubte, als er daran dachte, dass ihn zu Hause nur wieder die traurige Miene seiner Frau erwartete. Und das unaufhörliche Schreien des Mädchens, dass sie vor drei Wochen auf die Welt gebracht hatte. Seins war es nicht! Dessen war er sich absolut sicher. Heute aber würde er Gewissheit erlangen. Und wenn sich sein Verdacht bestätigte, dann sollte sich Elisa mit ihrem verkrüppelten Bastard besser vor ihm in acht nehmen, so viel stand fest. Denn er würde sich ganz sicher nicht ausbeuten lassen, nur weil sie ihm ein fremdes Balg unterschieben wollte. Wenn es wenigstens gesund gewesen wäre! Aber so? Ein Maul mehr zu stopfen hatte er, noch dazu ein unnützes. Mit diesen kräpeligen Ärmchen und der hässlichen Fratze würde das Kind niemals einen Nutzen haben. Nicht einmal stolz konnte Deron sein. Und es war auch nicht sein Kind. Seines hätte rostrotes Haar, wie er. Nicht schwarzes. es wäre sicherlich auch nicht so schmächtig, denn Deron war recht sportlich gebaut. Und gesund wäre es. Denn das war auch Deron. Kein jämmerlicher Krüppel.


    Als er aus der Kneipe trat, goss es wie aus Kübeln. Deron zog eine Grimasse, machte sich dann aber doch auf den Weg, sein Schicksal zu ergründen. Pfützen wich er nicht aus, sondern schritt durch sie hindurch. Innerhalb kurzer Zeit war er durchnässt bis auf die Haut, einen Mantel besaß er nicht mehr, seitdem er ihn in freudiger Erwartung gegen Holz für ein schlecht gezimmertes Kinderbett eingetauscht hatte. Und wozu das Ganze? Wieder kochte Wut in Deron hoch, diesmal gewürzt mit ein wenig Verzweiflung. Eigentlich liebte er Elisa. Aber wenn sie ihn betrogen hatte, würde das Konsequenzen für sie haben. Und für das Monster, das ihrem Schoße entsprungen war.


    Das Haus war unscheinbar und schäbig. Er musste hier richtig sein. Mit schwerem Herzen und den letzten Münzen in der Tasche nahm er sich schließlich zusammen und klopfte. Kurz darauf ließ man ihn ein. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, beschlich ihn das untrügliche Gefühl, dass dies ein Fehler war. Unsinn! Er wollte es wissen, und der Bewohner konnte ihm diese Gewissheit verschaffen. Augen zu und durch.


    Deron nahm seine Umwelt wahr. Es roch nach sauren Bohnen, ein Geruch, der beinahe perfekt zu seiner ungewaschenen haut passte. Irgendwo zeterte gedämpft eine alte Frau. Monotones pling-pling erfüllte die Luft. Dann kam die Schönheit wieder, die ihm geöffnet hatte. Sie lächelte. Mein Gott, wie sie lächelte! "Der Meister erwartet dich oben", sagte sie und schmunzelte verschmitzt. Jaref mochte es, wenn sie ihn als den Meister bezeichnete. Und er entschied gern selbst, wem er seinen Namen offenbarte und wem nicht. Deron war ganz hin und weg. Er riss sich trotzdem los von dem Anblick der hübschen jungen Frau und stieg die knarzende Treppe hinauf in einen weiten Raum, der ihm vollgestopft schien mit allerlei Klüngel. In einem Käfig neben einem rissigen, halbgefüllten Krug gurrten zwei Tauben. Kot verschmierte den Boden. Leise tröpfelte es in den Krug hinein. Pling-pling. Derons Kehle war wie zugeschnürt. Er räusperte sich nur, als er fast oben angekommen war.



    Das klang ganz danach, als hätte Macer kaum Zeit für ein Gespräch mit Avianus gefunden. Nun ja, es war nun einmal so, da konnte man nichts machen. Obgleich ich mir mehr erhofft hatte, war es dennoch unsinnig, Avianus nun zu schelten. Insofern seufzte ich noch einmal abschließend, betrachtete flüchtig meinen Daumen und ließ die Angelegenheit vorerst ruhen.


    Bei seiner scharfen Erwiderung hob ich allerdings irritiert die Braue. Ungewöhnlich mutete es nicht an - allerdings passte es diesmal ins Bild, dass Avianus abgab. Um ein Haar hätte ich ihn mit einem Häufchen Elend verglichen, wie er da saß und sich grämte. Nur weshalb? So sank die Braue schnell wieder, und die Stirn runzelte sich stattdessen. Stiegen da etwa Tränen in seine Augen? Ich konnte mich des aufsteigenden Gefühls der Hilflosigkeit nicht erwehren - wie meistens, wenn jemand in meiner Gegenwart zu weinen begann. Schlussendlich rückte mein Neffe mit dem Grund für seine Betrübnis heraus, und schlagartig verstand ich, was ihn plagte. Ich ließ den Daumen Daumen sein und setzte ganz von selbst eine verständnisvolle Miene auf. "Tiberius..." begann ich, wusste dann jedoch nicht, was ich weiters sagen sollte. In Ermangelung schlauer Worte schwieg ich kurz und ließ die Augen über die Dinge auf meinem Schreibtisch gleiten. Sie gaben mir allerdings auch keine Hilfestellung, und so sah ich Avianus wieder an. "Das alles ist lange her, auch für mich", versuchte ich es sicherlich nicht sonderlich erfolgreich.

    Die Runde begannen wir in der Reihenfolge, in der man die Einrichtungen der Thermen üblicherweise auch aufsuchte. Im tepidarium, das neben den zahlreichen Becken, in denen man sich reinigen konnte, auch einige Liegen zu Massagezwecken vorwies, hielten sich nicht viele Leute auf. Ich ließ einen gründlichen Blick schweifen. „Und, gibt es besondere Vorkommnisse? Wann fand die letzte Inspektion statt?“ fragte ich den Menatier, während wir an den Massageliegen vorbei gingen. „Oh, das müsste im iunius gewesen sein. Ich kann auch gern in die Aufzeichnungen schauen, wenn du das genaue Datum wissen möchtest, Herr.“ Ich betrachtete die ausreichende Sauberkeit der Reinigungsbecken und schüttelte dabei den Kopf. „Das wird nicht nötig sein. Und die andere Frage?“ „Ja, also…“ begann Menatius ausweichend, was dafür sorgte, dass ich ihn nun direkt fragend ansah. Der kleine Dicke knetete seine Hände und seufzte. „Tja also, vor kurzem hatten wir tatsächlich Probleme mit der Heizung. Die Temperatur war viel zu gering, es haben sich viele beschwert. Wir haben das natürlich kontrolliert und dein Fehler gesucht, und dabei haben wir festgestellt, dass eine Wand des praefurnium – die zur Innenseite weisende – undicht geworden ist. Schimmel, Herr.“ Menatius zuckte bedauernd mit den Schultern. „Es blieb uns natürlich nichts anderes übrig, als neu mauern zu lassen. Das hat ein wenig unser Budget gesprengt“, gestand er.

    Sim-Off:

    Erklärung dazu: Ich dachte, der Stuhl-Ritus würde in beiden Varianten der Ehe abgehalten werden. mea culpa - wir ziehen das nun dennoch durch, wenn auch als eine Art der Bindungsfestigung zwischen den Eheleuten. Mögen Gäste und Götter mir vergeben, auch für die außerplanmäßige Abwesenheit.


    Zitat

    Original von Manius Aurelius Orestes
    Auch wenn die beiden Eheleute keine confarreatio durchführen wollten, hatten sie den folgenden Ritus vorbereitet und vorgeschlagen. Orestes versuchte sich an den Leuten vorbeizudrängen und zu den Eheleuten zu gelangen, damit nach diesem Ritus, der profane Teil des Festes beginnen könnte.


    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus beobachtete ein wenig die Gäste. Der Ritus, den Corvinus und seine Braut vollführten, passte eigentlich zur Confarreatio - doch andererseits konnte er nirgendwo den Flamen Dialis entdecken (abgesehen davon, dass dieser wohl kaum gesund genug war, um hierher zu kommen). Nunja, möglicherweise versuchte man damit auch nur, der Hochzeit einen ehrwürdigeren Charakter zu geben.


    Es war zwar nicht Teil der manusfreien Ehe, und doch hatten wir uns dazu entschlossen, den Stuhlritus in die Zeremonie zu integrieren. Celerina saß inzwischen neben mir und Orestes bahnte sich seinen Weg durch die Gäste, die sicherlich bereits gespannt auf das anschließende Fest waren. Melancomas, der Kapitän dieses Schiffes, hatte indes dafür gesorgt, dass seine Männer an den entscheidenden Stellen standen, um direkt nach diesem letzten Ritus an Bord des Schiffes ebendieses ablegen zu lassen.

    Eine Hand voll Briefe waren mir an diesem Morgen gebracht worden, darunter auch ein Schreiben meines Patrons und eines aus Germanien. Kurzentschlossen öffnete ich den germanischen Brief zuerst und überflog die Zeilen. Ich überlegte, ob Verus während eines unserer Gespräche einen Marsus erwähnt hatte, aber mir fiel nicht ein, dass er den Namen genannt hatte. Es musste dennoch ein Verwandter des jungen Priesters sein, dachte ich mir. Den Brief legte ich beiseite, um ihn später zu beantworten, dann brach ich das vinicische Siegel und las den Brief meines Patrons. Jetzt erklärte sich auch die Herkunft des länglichen Pakets, das Caecus mit der Post ins Zimmer gebracht hatte. Im Brief war zwar die Rede von zwei Geschenken, aber der Sklave hatte Celerina sicher ihres schon ausgehändigt. Neugierig packte ich den Gegenstand aus und hob überrascht die Brauen, als ich schließlich ein edles Schwert mit grünem Edelstein im Heft in Händen hielt. Obwohl ich nicht viel Ahnung von Schwertern hatte, fühlte es sich doch perfekt austariert in der Hand an, als ich aufstand und ein wenig damit herumfuchtelte.


    Schließlich, nachdem ich es auf meinen Schreibtisch gelegt und mich der restlichen Tagespost gewidmet hatte, ließ ich Pyrrus kommen und diktierte zunächst das Antwortschreiben nach Germanien. Hungaricus würde ich aufsuchen, sobald er sich wieder in Rom befand.

    Es war ein strahlender Frühlingsmorgen, an dem ich die Thermen aufsuchte. Mich begleitete Livius Pyrrus, der sich mit einer Wachstafel und einer Umhängetasche, die weitere Tafeln beinhaltete, bewaffnet hatte. Gemeinsam erklommen wir die Stufen zu den Thermen, die selbst so früh am Vormittag gut besucht waren. „Ich möchte, dass du den balneator benachrichtigst, dass ich hier bin“, trug ich Pyrrus auf. „Mach ich. Wartest du hier oder im apoditerium?“ fragte er mich und deutete mit dem Daumen über die Schulter hin zum Inneren des Gebäudes. „Im apoditerium. Er soll mich dort aufsuchen“, erwiderte ich meinem scriba personalis, der daraufhin nickte und vor mir zwischen zwei mächtigen Säulen in den Eingangsbereich der Thermen huschte.


    Ich selbst betrat die Thermae Agrippinae nur kurz nach ihm, wandte mich nach links und suchte die Umkleideräume auf. Allerdings würde ich mich heute nicht entkleiden, um Entspannung in den Thermen zu suchen, sondern mich nur der Schuhe und des Straßenstaubs an den Füßen entledigen und hernach eine Inspektion durchführen. Im Umkleideraum unterhielten sich zwei Römer gesetzteren Alters. Sie blickten kurz auf, als ich eintrat, und ich grüßte sie mit einem Nicken. Die beiden kleideten sich soeben wieder an. Ich setzte mich, streifte die Schuhe von den Füßen und wandte mich dem kleinen, flachen Becken zu, dessen Wasser schon nicht mehr glasklar war. Kurz verzog ich die Miene, dann tauchte ich die Füße hinein und wusch so den Staub von ihnen. In jenem Moment öffnete sich die Tür zum Innenbereich der Thermen hin, und Pyrrus kam hinein, im Schlepptau vermutlich den balneator. Ich stieg aus dem Wasserbecken. „Wenn ich dich mit dem amtierenden aedilis curulis bekannt machen dürfte? Senator Marcus Aurelius Corvinus. Und das hier ist der balneator Spurius Menatius Cavarinus“, stellte uns Pyrrus einander vor, wobei er einmal auf mich, einmal auf Cavarinus wies. „Salve, Ädil Aurelius!“ sagte Cavarinus, ein kleiner, untersetzter Mann mit gepflegtem, braunen Vollbart, und streckte mir seine Hand entgegen. „Du möchtest die Örtlichkeiten sicher besichtigen, nicht wahr?“ „Salve, Menatius. Das stimmt, ich würde gern eine Inspektion durchführen.“ „Möchtest du die toga nicht auch ablegen? Sie wird sonst sicher nass werden, zumindest am Saum“, schlug Menatius Cavarinus vor und deutete auf den Saum der Senatorentoga, unter dem meine nackten Füße hervorlugten. Ich schmunzelte. „Vermutlich hast du recht“, pflichtete ich dem Bademeister bei und ließ mir von dem erstaunlich hilfsbereiten Pyrrus aus der toga helfen. Er war es auch, der sie und die Sandalen in einer der Nischen ablegte und bei einem Sklaven mittels geringen Entgelts dafür sorgte, dass ich einerseits Badesandalen bekam, andererseits jemand ein Auge auf meine Kleidung hatte. „Wenn du mir dann bitte folgen würdest?“


    Sim-Off:

    reserviert

    Dieses Mal war das Warten beinahe unerträglich gewesen, bis die Ernennungen schließlich stattfanden. Als sie es dann taten, sprach ich, wie die anderen gewählten Magistrate auch, den Amtseid.


    "EGO, MARCUS AURELIUS CORVINUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.


    EGO, MARCUS AURELIUS CORVINUS OFFICIO AEDILIS CURULIS IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, MARCUS AURELIUS CORVINUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, MARCUS AURELIUS CORVINUS OFFICIIS MUNERIS AEDILIS CURULIS ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO MUNUS AEDILIS CURULIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."

    Avianus nahm Platz, tat das allerdings merkwürdig verkrampft, wie ich fand, da sein Ellbogen auf dem Knie gestützt war und der Kopf schwer auf der solchermaßen gestützten Hand gebettet lag. Das verursachte eine weit vorgekrümmte Haltung mit Rundrücken. Ich hob irritiert eine Braue, zog beide dann zusammen. Avianus wirkte nicht wie sonst, ganz und gar nicht. Ich hörte mir an, was er zu sagen hatte. Neuigkeiten waren es nicht, was ich insgeheim bedauerte, doch sollte ich meinem Neffen deswegen einen Vorwurf machen? Immerhin hatte ich bereits im Vorfeld Bedenken gehabt, ihn deswegen zu Macer zu schicken. Sicherlich hatte der Purgitier Avianus' Absicht durchschaut. Ich legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete meinen Neffen über die Tischplatte hinweg, nickte dann angedeutet. "In Ordnung. Ich werde bei nächster Gelegenheit unsere Damen ins Spiel bringen", sagte ich schließlich wertfrei. "Wir werden mehr herausfinden, wenn wir konkreter sind." Zumindest hoffte ich das, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass Macer ein Arrangement mit den Tiberiern getroffen haben würde, ehe ich eine Verbindung zu uns vorschlagen konnte.


    "Gibt es sonst noch etwas, Tiberius? Verzeih mir die Bemerkung, aber du siehst nicht gerade unbeschwert aus." Vielleicht war er in finanziellen Nöten? Oder gar unglücklich verliebt? Im ersten Fall würde ich aushelfen können, doch dafür musste er mit der Sprache herausrücken.

    Still und aufmerksam verfolgte ich den Ritus, der Orestes in die Reihen der Augurern aufnehmen würde, sofern die Götter dem zustimmen würden. Und es dauerte nicht lang, da wurde Orest tatsächlich zum augur ausgerufen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen neigte ich ihm beifällig den Kopf, als er zu mir sah. Es würe wohl eine kleine Feier am Abend geben, vermutete ich. Der Moment würde nun ganz Orestes gehören, er würde unter seinesgleichen willkommen geheißen werden und die Zuschauermenge würde sich allmählich zerstreuen, sodass es auch für mich nun Zeit wurde, heimwärts zu streben. Man würde sich später noch sehen, und dann wäre auch der passende Moment zur Gratulation kommen.