Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Zufrieden nickte ich. "Das ist sehr freundlich von dir, magister. Ich hoffe natürlich, dass die Qualitäten meines Vetters für ihn sprechen", bemerkte ich, um einerseits meine eigene Meinung über Orestes, andererseits meine Verwandtschaftsbeziehung zu ihm noch einmal hervorzuheben. Vielleicht konnte das auch etwas nutzen.


    "Ich habe zu danken, Verginius. Mögen die Götter dich und die deinen stets behüten", verabschiedete ich mich, als er das Ende des Gesprächs einläutete. "Vale." Während der Verginier das atrium verließ, sah mich der Sklave auffordernd an. Ich folgte ihm zurück zur Tür, und einen Moment später hatte mich das Getümmel der Stadt schon wieder geschluckt.

    "Selbstverständlich", erwiderte ich und neigte dem magister ehrerbietend den Kopf. "Er dient dem Kultus seit rund drei Jahren, magister Verginius." Kurz überlegte ich, ob ich anfügen sollte, dass mir nur wenige Männer bekannt waren, die dies mit demselben Elan taten wie Orestes, doch ich entschied mich dagegen. Wenn der Verginier noch weitere Fragen hatte, würde ich sie ihm selbstredend beantworten. Doch ich nahm an, dass der augur zunächst selbst Informationen über Orestes einholen würde.

    Die Wahlen waren soeben vorüber gegangen. Ich war zum Ädil gewählt worden, was mich natürlich freute. In Gedanken plante ich bereits die ersten Arbeitstage. Listen mussten angefertigt, Aufgaben verteilt werden. Doch da es nicht nur ein Vigintivirenamt gab, musste zunächst darüber entschieden werden, wessen Wunsch nach einem bestimmten Amt stattgegeben werden würde. Nach einigen anderen standen auch zwei bekanntere Namen zur Diskussion.


    "Ich sehe keinen Grund, warum den Wünschen beider nicht entsprochen werden sollten. Ich stimme daher pro Flavius Aristides als tresvir capitales und pro Aurelius Orestes als decemvir", sagte ich.


    Sim-Off:

    Orest :dafuer: | Aristides :dafuer:

    Sim-Off:

    Hrhr. Ich darf doch? Natürlich darf jeder andere auch, wenn er möchte. :D


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    Titus Sextius Magius Lateranus saß in der Reihe der Consulare. Er wirkte zwar manchmal ein wenig desinteressiert, auf manche sogar ermüdet (oder ermüdend), aber er war meistens ganz da. Hellwach, sozusagen. Auch, wenn er nur selten etwas im Senat sagte. Sein Konsulat hatte er vor beinahe sechs Jahren absolviert. Zwar war er nicht sonderlich herausragend gewesen, aber er konnte sich immerhin nicht nachsagen lassen, untätig oder gar faul gewesen zu sein. Nur schien einen das eben nicht mehr in Erinnerung zu sein, wie er empört feststellen musste. Germanicus Avarus war seines Zeichens selbst eine Schlaftablette, sofern es nicht um seine Schule oder seine Widersacher - wie den Tiberius - ging, wie Magius immer wieder feststellen musste. Seitdem er eine Decima geheiratet hatte, war da auch nicht mehr viel los zwischen ihm und dem Senator Meridius. Beinahe schade, denn Magius Lateranus hatte die Schlagabtausche immer wieder amüsant gefunden, und die Tiberius-Germanicus-Wortspielchen kamen seiner Meinung nach viel zu selten vor.


    Jetzt aber schnappte der alternde Senator nach Luft. Als wäre er nicht viel mehr als heiße Luft, tat man ihn als vor der Zeit gealtert ab und schlug stattdessen einen consul vor, der eben erst zweimal im Amt gewesen war. Magius schnappte nach Luft, sein Mund schloss sich wie der eines (besonders dicken) Karpfen auf dem Trockenen, und wollte gerade etwas sagen - als der Tiberius sich für ihn einsetzte. Ein wenig wich die Röte aus seinem Gesicht, abgelöst von einem leicht geschmeichelten Lächeln. Er erhob sich. "Ich wäre sehr geneigt, dieses Amt anzunehmen, sofern der Senat gewillt ist, mir sein Vertrauen auszusrpechen", verkündete er mit scharrender Stimme und einem leicht blitzenden Blick hin zu dem Germanicus, den zu ignorieren er beschlossen hatte. Er rümpfte ein wenig die knubbelige Nase in seinem zerknautschten Gesicht, nickte dem tiberischen pontifex kurz zu und setzte sich dann wieder.

    Bei Macers Worten musste ich unwillkürlich grinsen, denn er lag mit der unausgesprochenen Vermutung richtig, dass er für seine Lauffreudigkeit bekannt war. Eben aus diesem Grunde verwunderte es mich beinahe ein wenig, dass er tatsächlich mit einer Sänfte hergekommen war - vermutlich mit seiner eigenen, denn die hatte er damals bei dem Preisrätsel der Acta schließlich gewonnen, wie ich mich erinnerte. "Obwohl der Weg doch recht weit ist. Knapp acht Doppelmeilen in einer toga am Morgen wären nichts für mich", bemerkte ich gut gelaunt, ehe er wieder auf die Schiffsfeier zu sprechen kam. "Da hast du recht, es ist ungewöhnlich. Das mag darin begründet liegen, dass meine Braut keine gewöhnliche Frau ist", erwiderte ich durchaus ein klein wenig zweideutig, wenn man denn darauf achtete. Daran, dass Celerina eine besondere Beziehung zum Meer hatte, zweifelte ich nicht - nicht nach den kürzlich stattgefundenen Ereignissen, von denen sicherlich in Rom geredet wurde - auch wenn Macer seine Worte gewiss in anderem Zusammenhang gemeint hatte. So hob ich einen Mundwinkel und deutete ein Kopfschütteln an. "Sie wollte ein rauschendes Fest, das jedem in Erinnerung bleibt. Wir wollen sehen, inwiefern ich ihr diesen Wunsch erfüllen kann", erklärte ich dann mit Blick auf den orangeroten, sich nähernden Schleier. Flüchtig bemerkte ich auch einige weitere bekannte Gesichter in der Menge, Ursus und einige Sklaven. "Entschuldige mich bitte, Purgitius", sagte ich dann. "Meine Braut wartet - und das Opfer ebenso. Ich wünsche dir viel Spaß auf der Feier. Wir haben sicher später noch Gelegenheit zum Reden." Ich nickte ihm noch einmal zu, dann bahnte ich mir einen Weg zu Celerina.


    Im Vorübergehen streifte mein Blick Siv, und die Mundwinkel sanken für einen Moment in ernstem Ausdruck herab. Dass sie an der Feier teilnahm, war ihre Entscheidung gewesen, ich hatte es ihr freigestellt. Sie sah hübsch aus in der neuen Tunika, unter der man den leichten Bauchansatz nicht recht bemerkte. Ihre Wangen waren voller, zumindest schien es mir so. Die Schwangerschaft bekam ihr gut. Sie lächelte, aber in den Augen stand ein deutlich betrübter Ausdruck, wenn man genau hinsah. "Siv", sagte ich schlicht und nickte ihr zu. Sie würde wissen, was ich sagen wollte. Doch für mehr war dies weder der rechte Ort noch die rechte Zeit. Ich war auf dem Weg zu meiner Verlobten, und dort war ich wenig später auch fast angekommen, noch ehe sie mehr erwidern konnte als ihr aufgesetztes Lächeln.


    Zuvor aber lief ich Quarto über den Weg. Ich machte natürlich Halt und begrüßte ihn. "Salve, consul Aelius! Es freut mich sehr, dass du kommen konntest." Ein suchender Blick bestätigte, was ich angenommen hatte, seine Gattin war nicht anwesend. Für manch einen musste sich der Verdacht regen, dass etwas mit ihr nicht stimmte, so selten, wie man sie zu Gesicht bekam. Vielleicht war sie krank? "Verzeih mir meine Kurzbündigkeit - meine Verlobte ist eben eingetroffen, ich bin gerade auf dem Weg zu ihr. Wir haben später noch die Möglichkeit für ein ausgiebiges Gespräch." Ich konnte nicht vermeiden, dass in meiner Stimme ein wenig Aufregung mitschwang, was nicht an Celerinas Erscheinen an sich, sondern vielmehr an der Tatsache lag, dass ich ab dem heutigen Abend als verheiratet gelten würde - und damit hatte die villa Aurelia endlich eine Hausherrin. Noch dazu eine, die mein Leben vermutlich mehr auf den Kopf stellen würde, als es mir lieb war, doch das würde die Zeit zeigen. Ich versuchte, so viel als möglich von der Aufregung zu verbergen, nickte dem consul noch einmal höflich zu und drängte mich dann durch Klienten, Freunde, Verwandte und Bekannte hindurch zu Celerina vor.


    Celerina war umringt von Sklaven, darunter auch Charis. Ich warf dieser nur einen kurzen Blick zu, dann lächelte ich meine Braut an. "Celerina", begrüßte ich sie und nahm ihre Hand, um sie zu drücken. Unter dem Schleier konnte man kaum etwas erkennen, lediglich die Konturen ihres Gesichts waren zu erahnen, Mund, Nase und Augen waren für mich lediglich schemenhaft zu erkennen. "Du siehst wunderschön aus", schob ich nach und gab mir Mühe, nicht hölzern zu klingen. Ich fand, es gelang mir gut. Wenn man eines lernte in der Politik, dann war es, auf Kommando glaubhaft zu lächeln. Mit Celerina an der Hand suchte ich mit dem Blick jenen von Orestes. Die wichtigsten Gäste waren inzwischen Anwesend, ebenso die Braut und deren pronuba - die am Abend zuvor in meiner Abwesenheit bereits die villa aufgesucht und das Ehegemach hergerichtet hatte - , also konnte das Opfer beginnen.

    "Das ist mir sehr wohl bewusst, ebenso wie mir bewusst ist, dass ein jeder Fürsprache benötigt, der in ein collegium berufen werden möchte", erwiderte ich. "Ich bitte dich darum, dich vor deinen Amtskollegen für ihn einzusetzen, Verginius, ich will dich nicht bestechen." Ich schob ein höfliches Lächeln nach. Der Alte würde mich schon verstehen.
    "Denkst du, dass du etwas bewirken kannst?" Immerhin war er der magister der Auguren, und sein Wort würde schwerer wiegen als das anderer. Ihn als Fürsprecher zu haben, wäre gewiss von Vorteil für Orestes.

    Sim-Off:

    Verzeiht meine Absenz, mitunter kommt das RL in die Quere


    "Das Lob für die Ausgestaltung gebührt meiner Braut", erwiderte ich auf Vespas Kompliment hin und lächelte ihr zu. "Dennoch danke ich dir. Es wird sie sicher freuen, dass es dir gefällt, sie hat sich große Mühe gemacht bei der Auswahl." Was ich genaugenommen gar nicht so genau wusste, aber es gab wohl keine Frau, die dekorative Dinge nur einfach so anordnete, ohne einen Hintergedanken. Die nächste Person, die mich in Anspruch nahm, war eine tabellaria disposita mit einem Brief. Ich nahm ihn, überflog kurz die Zeilen und seufzte leise. "Sage dem Senator, dass ich ihm schreiben werde, sobald ich die Gelegenheit dazu finden werde. Und drücke mein Bedauern ob seiner Abwesenheit aus", trug ich ihr auf und drückte ihr gleichzeitig einen Denar als Lohn für den Botendienst in die Hand. Vielen schien die kurze Reise bis nach Ostia zu weit, selbst Mitgliedern der flavischen Familie, was ich sehr schade fand. Doch es war wohl nichts zu machen. Ich setzte ein Lächeln auf, suchte kurz die sich stetig vergrößernde Menge an Menschen mit den Augen ab, konnte aber keinen Blick auf einen flammend orangenen Schleier erhaschen. Celerina war noch nicht eingetroffen.


    Dafür allerdings ein mir Unbekannter, sicher ein Flavier, und mein Senatskollege Macer. "Purgitius!" grüßte ich jenen. "Es freut mich, dass du kommen konntest. Ich hoffe, der Weg war nicht zu beschwerlich?" Immer weiter keimte das Gefühl, mit dieser außergewöhnlichen Hochzeit nicht nur den Unwillen der Götter provoziert zu haben. Dennoch - alles geschah zu Celerinas Freude. Auch, wenn einige der bedeutenderen Gäste absagten, sollte ich mir dies stets in Erinnerung rufen.


    Erneut ließ ich den Blick schweifen. Eine andere Person war ebensowenig anwesend wie die Braut. Dafür entdeckte ich nun den hernannahenden Orestes. Ein Lächeln huschte über meine Züge. Ich war sehr dankbar, dass er sich bereit erklärt hatte, für die Riten Sorge zu tragen. Noch wäre es allerdings zu früh, mit dem Opfer zu beginnen, überlegte ich. Erst musste die Braut ebenfalls anwesend sein, sowie zumindest die anderen Mitglieder der Familie. Wo steckten Ursus und Prisca nur? Und Laevina und Severa? Moment, Prisca hatte ich vorhin im Getümmel entdeckt... Soeben erklang ein Ruf. Die Braut war da. Der leuchtende, orangerote Schleier war weithin sichtbar. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Derzeit etwas eingeschränkt unterwegs, ich bitte das zu entschuldigen.
    Mein Hauptaugenmerk wird in den nächsten Tagen der Hochzeit und dem Senat gelten, je nach dem wie gut ich durch komme, auch anderen Threads.


    Ich muss daraus leider auch für heute Abend und morgen noch eine Komplettabmeldung machen. Am WE wird es hoffentlich besser.


    @ Celerina: Betrachte das als Gnadenfrist. :P

    Sim-Off:

    @ Balbus: Das wird schon als Vergnügungsschiff gesimmt, ich fand nur das Bild von selbigem weniger schön als das dieser corbita. :D



    Nach und nach trafen die Gäste ein. Ich Hatte mich inzwischen wieder vom Schiff herunter und auf den Pier begeben. Die Hafenarbeiter waren mit einem kleinen Eltgelt angewiesen worden, den Platz vor dem Schiff bestmöglich herauszuputzen. Einige Flavier waren die ersten, die in Sicht kamen. Am Rand des Hafens entstand ein kleines Durcheinander, bis die Sänften sich geordnet hatten. "Flavius, Epicharis, wie schön, dass ihr da seid. Ja, das Wetter ist wunderbar. Aufgeregt nicht direkt, aber doch gespannt, was der Tag noch bringen wird", grüßte ich die beiden, auch wenn mir insgeheim mulmig zumute war - doch nicht wegen der Seefahrt. "Epicharis, du siehst wunderbar aus", bemerkte ich noch in Richtung meiner lectrix, als auch schon Gracchus' Sklave hinzu trat. Zunächst irritiert, dass er sich so untypisch in den Vordergrund stellte, bemerkte ich nach einem Blick hin zu den Sänften, dass Gracchus bisher nicht in Sicht war. Bei den Worten des Sciurus schließlich fiel mir doch kurzzeitig das Lächeln aus dem Gesicht.


    "Entschuldigt mich einen Moment", bat ich das vor kurzem vermählte Paar, nahm den Brief, brach das flavische Siegel und las ihn. Wort um Wort sprang mein Blick voran, um schließlich beim Wohlwollen der Götter hängen zu bleiben. Inzwischen hatte ich die Lippen geschürzt und wirkte leicht verkniffen, auch wenn ich mir Mühe gab, es mir nicht anmerken zu lassen. "Danke", bemerkte ich tonlos und mit nicht recht verborgener Enttäuschung in der Stimme zu Sciurus hin. Was sollte man davon halten? Als Verwandter Celerinas und Pontifikats- sowie Senatskollege - und nicht zuletzt als eine Art Freund - hatte ich selbstredend mit Gracchus' Anwesenheit gerechnet. Dass er nicht erschien, konnte nicht an der Wegstrecke zwischen Ostia und Rom liegen, sondern musste in etwas anderem begründet sein. Nur worin? Mit aller Macht schob ich die Gedanken zur Seite, setzte ein - zugegebenermaßen nicht mehr ganz so fröhliches - Lächeln auf und begrüßte Balbus und seine Frau, die soeben eintrafen. "Vielen Dank, Prudentius. Schön, dass ihr kommen konntet. Aelia, das Blau steht wir wirklich ausgezeichnet." Sie wirkte ganz wie das schön blaue Meer an diesem Tage.


    Ich lächelte den vier ersten Gästen noch einmal zu, als noch jemand auf mich zu trat. Die Miene sagte bereits Bedauern aus, und auch Modestus hatte abgesagt. Nach der wenig herzlichen Begegnung bei Quarto hätte ich es mir eigentlich fast denken sollen, dennoch war ich auch hier enttäuscht. Vermutlich sollte ich damit anfangen, ihn künftig aus dem Kreis der guten Bekannten zu streichen, überlegte ich und seufzte leise. "Dann richte deinem Patron doch bitte unser Bedauern aus, sowie Dank für sein Präsent", erwiderte ich dem Klienten des Annaeus. Wer wohl noch auf den letzten Drücker absagen würde? Ich musste plötzlich schmunzeln und wandte mich wieder den Gästen zu. "Dann wollen wir hoffen, dass Celerina mich nicht auch noch versetzt", sagte ich. "Ich hoffe, ihr hattet alle eine gute Anreise? Der Ort ist zwar ein wenig außergewöhnlich, aber Celerina hatte sich ein außergewöhnliches Fest gewünscht."

    Ein vages Schmunzeln schlich sich bei seinem Toast auf meine Züge, doch verborgen vom Becher wich die Grimasse von meinem Gesicht. Ein Nicken folgte auf seine Erwiderung hin, das Tier bereits in den Stall und damit in die Obhut eines der Stallburschen gegeben zu haben. Nicht, dass mir ausgerechnet ein Pferd besonders wichtig war, doch für Lucullus mochte es, ebenso wie für andere, eben anders sein.
    Dass er kurz darauf sagte, seine Zukunft noch nicht weiter geplant zu haben, bestätigte nur wieder das Bild, das ich seinerzeit schon von ihm gezeichnet hatte: Er lebte mehr in den Tag hinein, was allerdings weniger mit Faul- oder Gleichgültigkeit gleichzusetzen war, sondern vielmehr mit einem schier unerschütterlichen Vertrauen in die Götter. Zumindest anders konnte ich es mir nicht erklären. Und wieder einmal sagte ich leicht lächelnd einen Satz, der ihm sicher schon zu den Ohren heraus hing, da er ihn bereits sehr oft von mir gehört hatte: "Du hättest Priester werden sollen, Lucullus." Und nur für den Fall, dass er mit auch diesmal keinen Glauben schenken würde, fügte ich hinzu: "Das meine ich ernst." Ein Nicken und einen leisen Seufzer später fuhr ich fort - immerhin wusste ich, dass ihm nicht unbedingt der Sinn danach stand, Teil des cultus zu werden, vermutlich, weil ihm öffentliche Opfer nicht so lagen. So zumindest glaubte ich. "Hmm. Ein Zimmer kannst du haben, das ist gar kein Problem. Sag Brix einfach, dass er dir eines geben soll. Und was deine Dienste angeht: Sollte ich gewählt werden, könnte ich einen weiteren Schreiber brauchen. Hättest du Interesse? Du würdest wöchentlich...sagen wir, dreißig Sesterzen bekommen." Immerhin war er ein libertinus, und als solcher stand ihm eine angemessene Bezahlung zu. "Eventuell hätte ich sogar schon den ersten Auftrag für dich, unabhängig davon, ob ich gewählt werde oder nicht...." überlegte ich laut. "Es geht um Nachforschungen in der subura. Ah! Und es wäre mir ein persönliches Anliegen, dass du ein Auge auf die Vorbereitungen für die Hochzeit hast."

    "Es ist niemals leicht, einen angemessenen Ersatz für jemanden zu finden, der sich stets aufgeopfert hat für eine höhere Sache", bemerkte ich. Abronius Penula vwar mir zwar nicht persönlich bekannt noch hatte ich anderweitig seinen Namen in positivem Zusammenhang irgendwo aufgeschnappt, doch der nomenclator hatte mir versichert, dass dies der Name des Mannes sei, der aufgrund seiner vermutlich sehr bald tödlich endenden Krankheit nicht länger seinem Amt nachgehen konnte. "Ich habe in der Tat eine Empfehlung für euch. Mein Neffe zweiten Grades, Manius Orestes, ist gegenwärtig sacerdos publicus. Er hat sich besonders in Ausbildungsbelangen hervor getan und ist überdies ein ausgezeichneter Priester des Iuppiter Optimus Maximus. Vielleicht hast du selbst schon einmal seine Dienste in Anspruch genommen, er arbeitet vorwiegend im Hause der Göttertrias. In kürze wird er zum decemvir kandidieren." Eine kleine, rhetorische Pause folgte. "Er würde dem collegium augurum gewiss gute Dienste erweisen. Und nicht zuletzt wäre es mir eine Ehre, wenn ich mich zu gegebener Zeit bei dir revanchieren könnte, sofern du dir vorstellen kannst, vor den Auguren für ihn zu sprechen." Woraufhin ein vielsagender Blick folgte.


    /edit: Bunt, bunt ist die Welt...

    Ich war bereits am vorherigen Abend angekommen. Heute am frühen Morgen begutachtete ich das Schiff und die Mannschaft, sowie den kleinen Bereich, der direkt am Anleger für das Opfer hergerichtet worden war. Ich blickte an der Galionsfigur vorbei, einem nach vorn springenden Löwen. Einige Möwen kreischten und stritten sich um irgendwelche im Hafen treibenden Happen, der Himmel war mit Wolken durchsetzt, die allerdings allesamt weiß und wattig waren. Es war ein guter Tag für die Hochzeit, und ich war zufrieden mit den bereits getroffenen Vorbereitungen. Lucullus hatte gute Arbeit geleistet, befand ich.


    Nach meinem frühmorgendlichen Inspektionsrundgang begab ich mich zurück in das Gasthas, wo ich mir ein Bad gönnte und mich einölen, abschaben und ankleiden ließ. Weinrot mit goldenem Rand war die tunica unter der so vertrauten toga, die Farben meiner Familie und der meiner Braut. Schlicht weiß war der Stoff der toga, durchwirkt mit tylusischer Seide und die Säume bestickt Goldfäden mit verschnörkelten Mustern. Hunger hatte ich keinen, doch bevor es los ging, aß ich dennoch eine Kleinigkeit. Erst dann machte ich mich auf den Weg zum Hafen, den ich erst als Ehemann wieder verlassen würde.


    Beinahe eine Stunde vor der Zeit, die auf der Einladung vermerkt war, stand ich auf dem Deck des Schiffes und blickte hinaus aufs Meer. Irgendwo jenseits der großen Wasserfläche musste Hispania liegen. Ich war aufgewühlt und zugleich ruhig. Dass ich heiratete, war unumgänglich, es gehörte sich so. Dass ich es auf einem Schiff tat und damit die Traditionen umbog, tat ich meiner zukünftigen Frau zuliebe, denn ich wusste, dass sie diese Hochzeit als etwas Besonderes in Erinnerung behalten wollte - auch wenn mich verwunderte, dass es ausgerechnet ein Schiff hatte sein sollen, nachdem sie doch auf einem solchen entführt worden war.


    Sklaven wuselten bereits emsig umher, bereiteten Tabletts mit Getränken vor. In der Kombüse wurde letzte Hand an das Festmahl angelegt, das im Anschluss an das Opfer und die Riten auf dem Schiff eingenommen werden würde. Vorbereitet hatte man einen Großteil der Speisen jedoch auf dem Festland. Auf Deck standen bereits ausreichend Liegen. Celerina hatte sich um den Blumenschmuck und die Stoffe gekümmert. Diese Hochzeit war ganz in den Farben unserer beiden gentes gehalten: rot und gold. Sobald die ersten Gäste ankamen, würde ich das Schiff ersteinmal wieder verlassen und sie auf dem breiten Holzsteg empfangen. Wie ich es einschätzte, würde Celerina ihren Auftritt auskosten wollen und erst dazustoßen, wenn bereits einige Gäste anwesend waren.

    Zwar hatte ich nicht unbedingt vehement darauf geachtet, meine Rede mit aktuellen und vergangenen Würden zu auszuschmücken, doch schien das zumindest auf Macer so gewirkt zu haben. Seine Frage war demnach nur schlüssig. "Ich hielt es ehrlicherweise nicht für nötig, das Auctorenamt aufzuzählen, da es dieses Gremium war, dass sich bezüglich dessen für mich ausgesprochen hatte", erwiderte ich wahrheitsgemäß und lächelte kurz. "Selbstverständlich ist es wichtig. Vermutlich spielst du darauf an, dass beide Tätigkeitsfelder zeitlich miteinander konkurrieren werden? Falls dem so ist, kann ich dir versichern, dass die Acta weiterhin die nötige Aufmerksamkeit genießen wird, auch wenn ich leider darüber klagen muss, dass wir aufgrund von Personalmangel gezwungen sind, die Abstände zwischen den einzelnen Ausgaben zu vergrößern. Wir arbeiten bereits an einer Lösung dieses Problems, doch ohne Mithilfe aus dem Volk wird es kaum möglich sein, wieder in den gewohnten Rhythmus zurückzufallen. An meinem Engagement als auctor wird sich allerdings nichts ändern."

    Keiner Schuld bewusst - und zudem ohnehin nicht gänzlich gesund, wie ich war - nahm ich die Schweigsamkeit Modestus' schlichtweg hin und beschäftigte mich mit meinem Weinbecher. Heißer Gewürzwein wäre mir angesichts der keimenden Krankheit lieber gewesen, aber man nahm, was man bekam. Ich beobachtete die Anwesenden. Während der eine schweigsam und abweisend war, belauerten die anderen den consul wegen irgendwelcher Klientenbelange. Ich fragte mich, ob Gracchus ebenfalls geladen sein würde. Ein großmütiger Schritt wäre das gewesen, doch vermutlich kam er nicht. Auch der Artorius ließ scheinbar auf sich warten. Ich suchte Ursus unter den Anwesenden hinaus und steuerte auf ihn zu. "Na", grüßte ich ein wenig platt. "Du sagtest, der Artorius würde auch kommen?" vergewisserte ich mich arglos, denn es konnte gut sein, dass ich dieser Tage etwas falsch verstand. Mein Kopf schien neben mir zu stehen.