Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Ich kniff die Augen zusammen und machte eine abwehrende Geste. "Sei nicht albern", sagte ich kategorisch und versuchte, mich im Zaume zu halten, obgleich Celerina mich erneut innerhalb von Sekunden auf die Palme trieb. "Woher willst du wissen, dass du keinen irreparablen Schaden angerichtet hast, als du die Brut dieses Piraten losgeworden bist?" fragte ich sie unverblümt, doch bereits als ich es ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, dass ich damit gleich mehrere wunde Punkte getroffen hatte, und ich hielt kurz mit einem schlechten Gewissen inne, um die Worte weitestgehend ruhig etwas abzumildern. "Bei solchen Dingen geht doch oft etwas schief, wie man hört."


    Doch sie schien kaum darauf einzugehen. Was ich mir dachte? "Was ich mir denke?" wiederholte ich, und da stand sie mir wieder auf der Stirn, die Zornesfalte. Ich atmete durch. Ich durfte mich von ihr nicht so reizen lassen. Ein netter Vorsatz, doch nicht durchführbar. Ich zeigte mit dem Finger auf sie, zur Vorsicht gemahnend. "Du redest nicht so über sie. Verstanden?" Bei den Göttern, ich kam mir vor wie ein eifersüchtiger Jugendlicher, was an sich schon beinahe peinlich war. Doch mit ihren letzten Worten brachte sie dann das Fass endgültig zum Überlaufen. Ich starrte sie an, für Sekunden. In mir brodelte es, es brodelte, brodelte....und dann war es fort. Niemand garantierte mir, dass sie nicht bereits getan hatte, was ihre Worte aussagten. Es gab keine Sicherheit hierfür. Ich hatte stets geglaubt, dass Celerina sich ebenso ein Kind wünschte wie ich, vielleicht aus anderen Gründen, vielleicht aus denselben. Doch dies hier, das war.... Das änderte alles.


    Ich riss meinen Blick von ihr, todernst und zugleich eine Maske, und ich stand auf. Wortlos nahm ich meine tunica vom Boden auf. Schweigend machte ich mich auf den Weg zur Tür. Sie ahnte vermutlich nicht, wie sehr sie mich damit nun getroffen hatte. Sie ahnte vielleicht ebenso wenig, dass der letzte Keim aller Bemühungen, diese Ehe noch irgendwie zu bewerkstelligen, in jenem Moment im Verdorren inbegriffen war. Einzig meine Miene, gepaart mit meinem wortlosen Handeln - was hinsichtlich der Umstände eine Seltenheit war - verriet, was ich davon hielt.

    Ich sah durchaus das wundervolle Geschenk von Celerinas Freundin. Und doch legte allein der Anblick dessen die Vermutung nahe, dass sie damit den Parther zu ersetzen gedachte. Bereits dies war ein Grund, grimmig zu sein. Ich traute ihr derzeit nicht weiter als ich sie werfen konnte. Während der Sklave spielte, betrachtete ich hinwieder meine Frau, die regelrecht verzückt erschien. Ich täuschte mich ganz sicher - Celerinas Augen schienen sicher nur wässrig ob der Reflexion des Lichtes hier im Raume. Begeistert applaudierte sie, als der Ägypter geendet hatte. Nun gut, sein Spiel war durchaus recht nett gewesen, wenngleich ich auch mit der erzählten Geschichte nicht allzu viel anfangen konnte. Das alles kam mir vor wie eine Parodie auf diese Ehe. Als hätte er dieses Lied eigens für Celerina geschrieben, wegen ihrer gescheiterten Bemühungen und der meinen, als wären sie der Anlass gewesen für den Text. Ihrem fragenden Blick begegnete ich darob nach einem Nicken hin zu dem Sklaven mit Skepsis. "Recht passabel, auch wenn ein alternativer Text sicherlich eine bessere Wirkung erzielt hätte", gab ich zurück, selbstverständlich auf Latein. Ich ließ dabei unerwähnt, welche Wirkung ich meinte - die klangliche oder jene, welche der Sklave auf mich machte. Allerdings, um ehrlich zu sein, wusste ich noch nicht, was ich von ihm halten sollte. "Nun gut, ich denke, ich habe genug gehört. Ich werde dich mit deinem Spielzeug allein lassen, Celerina. Gib acht, dass er dich nur musikalisch erfreut", bemerkte ich, nachdem ich meinen Becher geleert hatte und ehedem ich mich erhob. Die Worte hatte ich absichtlich so gewählt. Wir würden uns später beim Abendessen sehen, deswegen sparte ich mir eine intensivere Verabschiedung und sagte lediglich "Bis dann", ehe ich ging.

    Verstimmt schürzte ich die Lippen, um die Brauen hernach noch weiter zusammenzuziehen. Trächtig? Die Situation mit Charis fiel mir wieder ein, und jetzt ergab auch sie einen Sinn. Allerdings war das Resultat daraus nicht besonders erfreulich. "Bitte was?" murrte ich als recht schlappe Entgegnung auf ihre Worte hin, und kurz darauf trat der Sklave bereits ein. Einer, den ich nicht kannte. Einer, der kurz darauf etwas von der Herrin Prisca erzählte, woraufhin ich den Sklaven recht genau musterte. Prisca schien ihr Geld in Dinge fürs Auge zu investieren, denn schlecht sah der Sklave tatsächlich nicht aus. Und er hielt einen Korb in den Händen, aus dem Sabas Ohren hervorlugten. Direkt im Anschluss traute ich meinen Ohren nicht. Sieben kleine Katzen, Hebamme, Entbindung - bitte was? Verärgert sah ich den Sklaven an, der noch dazu zu einem ungünstigen Moment hier erschienen war. "Wen interessiert das?" fuhr ich ihn an, während er den Korb auf den Boden setzte. Sieben bunte Fellknäule kuschelten sich an das Muttertier. Er wollte sie hier lassen? Ich sah von dem Korb zu Celerina und zurück zu dem Sklaven. Ja war dieses Haus denn ein Tierasyl? "Du wirst sie wieder mitnehmen", grollte ich und deutete auf den Korb mit den Katzen darin. Sollte Celerina dafür Sorge tragen, was damit geschah. Eine Katze war schön und gut, sie fing vielleicht Mäuse und hielt sonstiges Ungeziefer in Schach, was sicher auch die Katze meiner Frau tat, wenn sie an ihrer Leine die Gelegenheit dazu erhielt. Doch ein halber Stall voller Katzen mutierte selbst zum Ungeziefer insbesondere wenn sie klein waren. Und aus sieben mochten innerhalb weniger Wochen fünfzig werden. Nein, er sollte Saba und ihre Brut mitnehmen und verschwinden. Es gab hier einiges zu klären.

    Ich nickte ihr zufrieden zu und betrachtete sie einen Moment, wie sie trank. Es war wohl nun an der rechten Zeit, das anzubringen, was mir im Kopf schwirrte. "Das freut mich, Celerina. Ich wäre durchaus bereit, diese Angelegenheit des Öfteren auf diese Weise zu handhaben, wenn es dir zusagt. Allerdings möchte ich dafür auch etwas haben", erwiderte ich so freundlich wie zuvor und lehnte ich zurück, die Hände auf das Bett aufgestützt und Celerina betrachtend. Das eigentiche Ziel hierfür hatte ich nicht aus den Augen verloren. "Es mag einiges an Zeit verstreichen, bis du ein Kind trägst. Falls das überhaupt noch möglich ist", fuhr ich desillusionierend fort und spielte damit selbstverständlich auf den Umstand an, dass sie das letzte Kind irgendwie losgeworden war.


    In jenem Moment klopfte es, ein Sklave, der mit der Katze kam. Ich wollte automatisch antworten, dass er sich in den Hades scheren sollte, da kreischte Celerina vor mir plötzlich ohrenbetäubend los. Verstimmt zog ich eine Grimasse, mein Schädel schwoll augenblicklich zu einem Ballon an, und ich stützte ihn mir gepeinigt - allen Wein dieser Welt hassend. "Muss das sein?" moserte ich und meinte damit alles zugleich. Den störenden Sklaven, das Geschrei meiner Frau, die Ablenkung von dem Handel, den ich in trockene Tücher zu bringen gedachte. Und das alles wegen diesem Katzenvieh.

    Zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass du Simoff immer die Möglichkeit hast - oder haben solltest - kundzutun, was du gern ausspielen möchtest und was dir gar nicht passt. SimOn bestimmt natürlich stets dein Herr oder deine Herrin über deine ID, doch SimOff ist und bleibt es deine, so dass du dich beispielsweise auch verkaufen lassen kannst, wenn du mit deinem Besitzer aus irgendeinem Grund nicht zurecht kommst.


    Und dran denken: Vor dem Anmelden der SL bescheid geben und auf das OK warten. ;)

    Im Laufe dieses Manövers hatte ich nicht nur einmal den Wunsch gehabt, Celerina zu drehen, doch diente es einem Zweck, dass ich ihr die Wahl ließ, und auch wenn es mir schwer fiel, so überließ ich ihr diese Entscheidung, wiewohl ich ihr generell die Handhabe ließ. Das anschließende Gefühl spülte alles hinfort, jedweden Gedanken und selbst den dumpfen Kopfschmerz, der sich pochend in meinen Schädel fraß. Kurz darauf war mir nurmehr warm, ich schwitzte, und ihre Haut auf der meinen war schier unerträglich. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, und es mochte vielleicht ein wenig rüpelhaft erscheinen, doch wälzte ich Celerina recht bald von mir herunter und setzte mich auf. Mochte es dieses Mal geklappt haben, auch wenn ich es bezweifelte, da das Opfer noch ausstand, welches wir den Göttern versprochen hatten. Dass ich bei diesem Techtelmechtel gebrandmarkt worden war, war mir indes entgangen. Ich fuhr mir über das Gesicht, strich dabei auch über die Kratzer, die Celerina mir bei gebracht hatte und die immer noch zu sehen waren.


    Eine Weile später sah ich sie an, nachdenklich. "Hat es dir gefallen?" fragte ich sie wertneutral, doch freundlich, und diese Frage zielte keineswegs darauf ab, mich in meinen eigenen Fähigkeiten bestätigt zu sehen, sondern auf etwas anderes. Ich angelte derweil nach dem Becher am Bett, der jedoch ungefüllt war, wie ich kurz darauf enttäuscht feststellte. Mir fiel ein, dass ich ihn in der Nacht geleert hatte, und ich entdeckte einen Krug auf dem Tisch, der wohl noch gefüllt war. Ich stand auf und holte selbigen von dem runden Tisch, setzte mich dann umgewandt zurück aufs Bett, so dass ich Celerina nun direkt ansehen konnte. Ich trank direkt aus dem Krug und hielt ihn ihr hin, nachdem ich meinen Durst gelöscht hatte. Allmählich machte sich auch ein anderes Bedürfnis bemerkbar.

    Eine Weile sahen wir uns stumm an. Sie konnte vermutlich ebenso in meinem Gesicht sehen, wie es arbeitete, wie ich es von dem ihren ablesen konnte. Sie dachte nach. Ich dachte nach. Und ich fragte mich, was wohl in ihrem Kopf vorging, ob sie abwägte, was sie zulassen sollte und ob überhaupt. Bis sie mich offenkundig so anlächelte, dass sie zu einer Entscheidung gelangt war, stand ich schon kurz davor, die Beine aus dem Bett zu schwingen und zu gehen - mit dem Vorwurf auf den Lippen, dass sie nun wohl unmöglich weiterhin behaupten konnte, sie tue alles und ich selbst nichts, um uns aus dieser Lage zu retten. Der plötzliche Umschwung in ihrem Verhalten hatte etwas von einem Schauspiel. Ich spürte ihre Finger auf meiner Haut. Sicherlich war ich kein Kind von Traurigkeit, doch war ich auch bei weitem nicht so skrupellos, dass ich hierbei nicht unweigerlich an den gestrigen Abend dachte, an Siv und ihre Tränen, an ihre Worte und an das, was ich Celerina noch fragen wollte. Ich schob die Gedanken fort, tat mein Möglichstes, um sie nicht zu denken. Celerina bot mit hiermit eine Möglichkeit, die ich recht schnell und trotz des einsetzenden Kopfschmerzes erkannte - und ich nahm mir vor, dies hier unvergleichlich werden zu lassen, um im Anschluss taktisch geschickt meine eigene Forderung zu platzieren. So ließ ich sie gewähren, mit dem Vorhaben, keinen ihrer Wünsche heute Vormittag offen zu lassen, auch wenn es mir nicht eben gefiel, dass sie regelrecht herrisch mit mir umsprang. Wenn sie es wollte, sollte es so sein. Ich ließ ihr da nicht nur freie Hand, sondern unterstützte sie noch - und das, was sie tat, war zudem nicht gar so schlecht, dass es mich nicht tangiert hätte. Wenn sie doch nur wenigstes den Mund gehalten hätte.

    Ich wähnte mich im Traum. In einem angenehmen Traum. Sie schmiegte sich an mich und ich tat es ihr gleich, kostete den Moment aus. Das heißt, ich wollte es. In jenem Moment wollte ich es. Auch wenn ich bald merkte, das etwas nicht stimmte, dass etwas falsch war. Träge blinzelte ich - es war zu hell - und ließ die Augen dann geschlossen, wohlig brummend. Sie roch different. Und sie zerstörte den Moment, als sie etwas sagte, denn da fiel mir auf, um wen es sich handelte. Das ließ sich nun nicht weiter ausblenden. Ich stockte, unterbrach das Streicheln - die Hand war inzwischen auf der Außenseite eines Oberschenkels angekommen - und sah meine Frau trotz der vergleichsweise beißenden Helligkeit an. Ich hatte nun ein Problem, denn ich wusste, was ich wollte, ahnte jedoch, dass sich die Angelegenheit damit erledigt hatte. Zumal mir schlagartig zahlreiche Fragen und Sätze im Kopf herumzogen, die ich sie hatte fragen wollen, ehedem ich am gestrigen Abend den Wein geordert und meinen Geist damit geflutet hatte. Im Übrigen setzte recht bald das daras resultierende, klopfende Pochen ein, dumpf zunächst und noch ausblendbar.


    Immer noch hielt ich inne, die Hand dort verharrend und gemeinhin ratlos ob des weiteren Vorgehens. Ich hatte ein schwaches Bild von Charis im Kopf, das vom gestrigen Abend herrühren mochte, ich erinnerte mich vage an eine Konversation zwischen Celerina und mir, doch nicht daran, wass sie oder ich gesagt hatten - und ich hatte ein unendlich schlechtes Gewissen wegen Siv.

    Etwas zupfte und zog an der Wolke, auf der ich lag. Ich spürte kaum etwas. Da war nicht viel, nur Schwärze und der Keim von Übelkeit, der mit jedem Zupfen stärker wurde - und dann jäh endete, als ich von der Wolke kippte und auf der Erde landete. Es war hart, und ich wachte auf, schlief jedoch direkt wieder ein, als ich mich gedreht hatte und nun auf dem Rücken lag. Zwar mochte ich wirklich selten schnarchen, doch wenn, so befand ich mich dabei stets in Rückenlage. Und bei der Menge an Wein, die ich intus hatte, fiel das Schnarchen deutlicher aus als sonst.


    Ich träumte irgendetwas oder nichts, zumindest erinnerte ich mich nicht, als ich mitten in der Nacht aufwachte vom Durst wie der einer parthischen Bergziege. Ich hatte Mühe, mich zu orientieren, stellte dann aber fest, dass ich mich in Celerinas Raum befand - nur eine Etage tiefer als üblich. Mein Schädel fühlte sich an wie in Watte verpackt - die Kopfschmerzen würden wohl erst später einsetzen - und mein Rückgrat schmerzte bei der kleinsten Bewegung. Ich setzte mich auf. Celerinas Sandalen lagen neben mir, wie ich tastend bemerkte. Auf Kopfhöhe hörte ich gleichmäßige Atemzüge. Ihr Götter, ich hatte keinen Schimmer, was geschehen war. Allerdings trug ich meine tunica noch. Denken konnte ich ein wenig klarer doch der Wunsch nach Wasser war vorherrschend. Ich suchte tastend nach einem Becher und fand ihn auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett. Er enthielt noch etwas zu trinken, abgestanden zwar, doch das war mir gleich. Kurz darauf war er geleert und ich ratlos ob dessen, was ich nun tun sollte. Schließlich rappelte ich mich auf, darauf bedacht, leise zu sein. Tastend befühlte ich das Bett, berührte einen Arm meiner schlafenden Frau und zuckte kurz zurück. Ich war müde, und deswegen nahm ich die naheliegendste Möglichkeit an und legte mich neben sie ins Bett, in die Dunkelheit an der Decke starrend, die Hände auf meiner Brust. Es dauerte nicht lange, bis ich wieder einschlief. Ich träumte vom Fallen.


    Am nächsten Morgen bahnten sich Sonnenstrahlen einen Weg durch die Vorhänge. Ich lag inzwischen halb auf der Seite, halb auf dem Bauch, voll bekleidet, den Kopf im Kissen vergraben und einen Arm über der Taille Celerinas. Mir kam die Situation vor wie ein Traum. Es war angenehm warm, es war weich, und im Halbschlaf fühlte es sich richtig an, dies hier. Ich begann, sanft über den Unterarm zu streicheln, von dem ich glaubte, dass er zu Siv gehörte. Und wieso auch nicht? Träumen, das durfte man.

    Von allen Personen dieses Haushaltes musste es unbedingt Celerina sein, die hier als erste auftauchte. Ich unterband eine Grimasse, unterdrückte ein Seufzen und - lächelte freundlich. "Celerina." Eine kurze Pause entstand. "Das ist ein hübsches Kleid." Genau genommen sah es aus wie jedes andere auch, doch das zu sagen, wäre der Situation nicht unbedingt zuträglich gewesen. Sie setzte sich auf die cline an meiner Seite und tat es mir gleich - sie sprach über Belanglosigkeiten. Mein Blick streifte die Dekoration nur flüchtig, zumeist machte ich mir nur wenig daraus, was Celerina im Hause recht freie Handhabe ließ, sofern es nicht den Garten betraf.


    In jenem Moment trat auch Narcissa ein, gefolgt von Flora. Sie grüßten höflich und nahmen dann Platz. Ich dachte augenblicklich an das Gespräch zurück, und wohler wurde mir dabei nicht. Auch sie machte nun eine Bemerkung über das vorherrschende Ambiente. Ich nahm den Weinbecher zur Hand und trank einen Schluck, auch wenn ich ganz gewiss nicht an den vorangegangenen Abend anknüpfen wollte. Zu sehr hatte mein Kopf heute früh geschmerzt, und deshalb befand sich mehr Wasser als Wein in dem tönernen Gefäß. "Ja, wieso nicht?" pflichtete ich der Meinung der Frauen bei. Solange sie die selteneren Pflanzen unbeschnitten gedeiehen ließen, war es mir recht, wenn einige Blumen ihr Leben in einer Vase aushauchten. Ich stellte den Becher zurück. "Hattet ihr einen schönen Tag?" richtete ich die unverfängliche Frage in die Runde.

    Wie frigide sie doch war. Ich seufzte. Da beschwerte sie sich tagein, tagaus darüber, dass sie kein Kind trug, und dann verhielt sie sich so. Nun gut, vermutlich hatte ich tatsächlich zu viel getrunken. Ich merkte schließich selbst, wie sich die Welt um mich herum nicht so verhielt, wie sie eigentlich sollte, und dass die Schwerkraft regelrecht an mir zerrte. Insofern war es gut, dass ich halb auf ihrem Bett lag, die Beine ausgestreckt. Ob ihrer Abweisung reagierte ich daher nicht so, wie ich es bei klarem Verstand getan hätte, vielmehr war sie mir unverständlich und doch akzeptabel. Genau genommen hatte ich ohnehin nicht damit gerechnet, dass es dazu kommen würde, einerseits meiner Frau wegen, andererseits des Weines wegen. Ich schloss die Augen, wollte das Kreiseln einen Moment lang ausblenden, erfuhr jedoch das Gegenteil. Mit geschlossenen Augen war mir schwindeliger als zuvor, und dass obwohl ich die Füße auf dem Boden hatte und lag. Ich blinzelte also und drängte damit auch die Übelkeit beiseite. Mühsam stemmte ich mich auf nur um vollends auf das Bett zu rutschen und mich erneut fallen zu lassen.


    Ich bemerkte nur am Rande, wie Charis eintrat, bewaffnet mit einem Tablett, wie sie sich leise unterhielten. Ich war mir auch nicht bewusst, ob die Griechin am Ende wieder ging oder blieb. Und wenn Celerina mir hernach erneut ihre Aufmerksamkeit schenken würde, so würde sie einen Corvinus mit weitestgehend entspanntem Gesichtsausdruck sehen, denn ich war eingeschlafen.

    Plötzlich war auch die letzte Sklavin verschwunden und Celerina starrte mich an. Ich sah zurück. Moment, hatte sie Essigwasser gesagt? Ich zog eine Grimasse ob dieser Aussicht, eine Weile nachdem Charis schon gegangen war. Ich stand gar nicht so nah an meiner Frau, die sich aus irgendeine Grunde sachte hin und her wiegte. Eben äußerte sie etwas, das ich nicht nachvollziehen konnte. Ich hatte Wein getrunken, kein Bier - stank man da? Ich zumindest roch nichts außer dem würzigen Aroma des Roten, der in meinem Krug gewesen war. Eine steile Falte bildete sich auf meiner Stirn, und Celerina konnte von Glück reden, dass ich ihre Gedanken weder lesen noch verstehen konnte, sonst wäre vermutlich die Wut ob dieser Titulierungen neuerlich hochgekocht. Schließlich trank ich selten zu viel.


    Ich wankte näher hin zu Celerina, drehte kurz vor ihr mehr unfreiwillig denn gewollt ab und ließ mich mehr auf ihr Bett fallen als ich mich setzte. Die Ellbogen stützte ich auf der Liegefläche ab, den Blick hatte ich auf Celerina gerichtet. "Du nich'", bemerkte ich ihr zugewandt und in dem vagen Versuch, ihr ein Kompliment zu machen. Das mochte nicht das beste sein, aber immerhin war es nett. Und das war schon mehr, als sie erwarten konnte. Ich dachte an Siv, und meine Miene wurde missmutig. Um mich abzulenken, klopfte ich neben mich. "Se'z dich doch", sagte ich.

    Es hatte schon seinen Sinn, dass die meisten sich zu Hause betranken, in ihren eigenen vier Wänden. Nur die Dummen tranken öffentlich zuviel und setzten sich damit dem Gespött des Pöbels aus. Auf ihre Bekräftigung hin sah ich Charis noch einmal genauer an, doch auch bei der zweiten Beäugung konnte ich rein gar nichts feststellen. Wer wohl der Vater war? Grüblend stand ich dort und versäumte es dabei ganz und gar, sie zurechtzuweisen und zu tadeln. Einzig Celerinas Worte mochten keinen rechten Sinn ergeben, andererseits war sie sehr aufgebracht, obdessen es wohl kaum verwunderlich war, wenn sie ein wenig seltsam reagierte.


    Kaum einen Augenblick später war ich es, der sich im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit befand. Ihr Zorn prallte an mir ab wie Wasser von Wachs, lief perlig hinunter und sammelte sich zu großen Tropfen. Mit einiger Mühe fixierte ich erneut Celerina und fragte mich, was genau ich eigentlich überhaupt hier wollte, denn das war mir entfallen. Ich machte eine nachdenkliche Miene, angestrengt ob der Suche nach der Antwort hierauf, bis sie mir wieder einfiel. "Willsu nun sch..wanger wer'n oder nich?" fragte ich sie herausfordernd mit schwerer Zunge und stark gerunzelter Stirn. Irgendetwas vergaß ich, desse war ich mir sicher, doch der Gedanke war flüchtig und ließ sich einfach nicht greifen. Er entwandt sich immer wieder, kurz bevor ich ihn packen konnte.

    Ich hatte ein wenig Mühe, Celerina hinreichend zu fixieren. Ihre Gestalt waberte ein wenig hin und her, während gleichzeitig die Sklavin ein wenig nachgab, an der ich mich stützte. Um zumindest ein wenig meiner Würde wiederzuerlangen, versuchte ich, ohne ihre Hilfe zu stehen, während ich hochkonzentriert blinzelte und eine Hand nach den nahe erscheinenden Sesseln auszutrecken. Doch offensichtlich war meine Wahrnehmung hinsichtlich Abständen und Entfernungen ein wenig getrübt, da ich die Lehne nicht zu fassen bekam - weil sie sich gute zwei Schritt von mir entfernt befand. Halb schon darauf verlassend, dass der Sessel mich stützen würde, musste ich einen ungelenken Ausfallschritt machen, um nicht rechtsseitig zu stürzen. Zumal mir Celerina gerade mit nüchternem Vorwurf die Trächtigkeit offenbarte. Ich blinzelte, versuchte, aus ihren Worten die Bedeutung zu lesen - und sah hernach, eins und eins zusammenzählend, angestrengt zu Charis hin. Genauer gesagt auf ihren Bauch. "Ta... ta'sächlichh?" nuschelte ich verwundert ob dieser kuriosen Offenbarung. Sie sah keinesfalls schwanger aus, fand ich. Aber für Celerina war das natürlich ein Fiasko, wenn selbst ihre Leibsklavin schwanger wurde und sie nicht. Ein albernes Grinsen entstand auf meinem Gesicht, und als ich es bemerkte, gab ich mir Mühe, wieder angemessen finster dreinzusehen.

    "Gelegenheit", murrte ich leise. Gelegenheiten ergriff dieser Flavier auch, wenn man ihm keine gab. Das hatte er mir bereichts hinlänglich bewiesen. Offensichtlich war er tüchtig Klinken putzen gegangen, hatte neben seinem Patron auch Durus auf seine Seite gezogen. Vor mir allerdings hatte er offensichtlich Respekt. Vielleicht hatte er sich allerdings auch gedacht, dass ich ihn ohnehin nicht unterstützen würde. Das war dann wohl ein Kreislauf - keine Vorsprache, keine Unterstützung. Zumindest in diesem Fall, auch wenn ich da absolut nicht wertfrei urteilte, sondern voreingenommen war wie sonst selten. Flavius hin oder her. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihn mit abschätzender Miene.

    Ich hatte es nicht gefunden, das Heil am Boden des Weinkruges. Das Abendessen war ohne mich über die Bühne gegangen. Ich hatte den Sklaven, der mir ausrichten sollte, dass alles bereit war, mit dem Auftrag fortgeschickt, mehr Wein zu bringen. Inzwischen war es dunkel, die Uhrzeit konnte man nur erahnen. Ich hing schief in einem Sessel, träge; die Füße auf einen anderen gelegt. Ein Arm hing seitlich hinunter. Die Fingerspitzen berührten die Kacheln. Auf dem Boden stand der Krug, direkt daneben der Becher, der ebenso leer wie der Krug war. Ich hatt viel getrunken, und ich verachtete mich dafür. Dafür, dass ich mich so gehen ließ, dafür, dass mein Leben diesen Lauf nahm, dafür, dass mir die nötige Distanz schlicht abhanden gekommen war und ich gar nicht anders konnte, als dies alles viel zu nahe an mich heranzulassen. Zu geradlinigen Gedanken war ich in diesem Zustand nicht mehr fähig, doch ob das gut oder schlecht war, konnte ich mich nicht entscheiden. Statt zu einem Ergebnis zu kommen, das möglicherweise hilfreich gewesen wäre - oder zumindest in der ein oder anderen Weise Klarheit geschaffen hätte - kreiselte mein Geist um sich selbst, zogen meine Gedanken endlose, schwirrende Bahnen, berauscht vom Wein, flirrend ob der Trägheit in meinen Gliedern...bis sich aus den Schwaden eine Gestalt erhob, die ich derzeit lieber in diesem Strudel versinken sehen wollte. Celerinas Antlitz wirkte dabei gar nicht boshaft, vielmehr verständnisvoll, gar liebevoll. Ich wälzte mich auf die anderen Seite, rieb mir über das Gesicht. Ich wollte das nicht sehen, diese Möglichkeit, die durchaus Bestand haben konnte, wenn, ja wenn ich es zuließ. Septima und Ursus tauchten auf, ein Pärchen wie es im Buche stand. Ich würde es kaum ertragen, sollte Ursus mir dereinst seinen Erben präsentieren, ich selbst mit leeren Händen vor einem Scherbenhaufen.


    Die Welt schwankte unter meinen Schritten, als ich mich schließlich auf dem Weg zur Tür befand. Vermutlich wäre ich so ohnehin kaum in der Lage, irgendetwas zu tun, das einer Schwangerschaft Celerinas zuträglich wäre, doch kam es auf den Versuch an. Und rational zu denken, diese Fähigkeit war in Watte verpackt und mir zum Großteil abhanden gekommen. Schwermütig riss ich die Tür auf, wankte auf den Gang, dessen Wände über mir zusammenschlagen wollten wie riesige Wellen. Vorbei an einem Kerzenleuchter, mit dem ich einen unschönen Zusammenprall hatte, in Missmut resultierend ob der Tatsache, dass heißes Wachs die Härchen meines Unterarmes verklebte. Die Wand zu meiner Rechten versetzte mir kurz darauf einen Stoß, der mich für Sekundenbruchteile ein wenig wacher werden ließ - ich ging in die falsche Richtung. Verwirrt blieb ich stehen, das Rumoren in meinem Magen ignorierend. Es dauerte einen Moment, bis ich die Orientierung wiederfand und mich auf den Rückweg machte, vorbei an dem schmiedeeisernen, mit Wachs bedeckten Geflecht und den verloschenen Kerzen auf dem Boden, vorbei noch an der Tür meiner Gemächer, bis mir ein flüchtender Schatten entgegen kam und verschwand. Viel zu spät riss ich den Kopf herum und starrte in die Dunkelheit, auf dem Gesicht die Frage, was das wohl gewesen war, und im Herzen die Erkenntnis, dass selbst die laren flüchteten. Mit einem unguten Gefühl im Bauch, das allerdings zum Großteil meinem Weinkonsum zuzuschreiben war, schwankte ich auf Celerinas Räume zu. Die Tür stand offen und ich kurz darauf im Raum. Ich musste mich irgendwo festhalten, sonst wäre ich wohl nach links gekippt, und das erste, was ich zu fassen bekam, war die Schulter der Griechin meiner Frau. Das fragende, müde Brummen, das anschließend zu hören war, kam von mir - ich war mir dessen nicht einmal bewusst gewesen und starrte entsetzt darob in die Dunkelheit. Denn wer würde hier brummen?

    Der Peregrine würde mich also bald aufsuchen, gut. Nicht so gut indes war die Information, die Serrana mir dann präsentierte, nämlich dass Germanica Calvena sich in Germanien aufhielt, weil ihr Mann versetzt worden war. Das war an sich nicht weiter ungewöhnlich - damit musste man eben rechnen, wenn man Soldat war - und doch war es so kurz nach der eigenen Hochzeit sicherlich nur wenig erfreulich. Ebenso wenig, dass sie ob der Versetzung ihres Gatten ihre Pflicht vergessen hatte, doch das stand auf einem anderen Blatt. "Danke", sagte ich, "für diese Information." Und damit hatte sich das Thema zuwenigsten in Gegenwart der Iunia erledigt.


    Ein Augenblick verging, in dem keiner von uns beiden etwas sagte, und ich wollte ob dessen bereits das Ende des Gesprächs einläuten, als Serrana urplötzlich schockiert wirkte. Fragend runzelte ich dir Stirn, und einen Moment später offenbarte sie mir den Grund für ihre schreckgeweiteten Augen. Sie war schwanger. Augenblicklich rutschte mein Blick hin zu ihrem Bauch, in dem man nicht einmal erahnen konnte, dass dort Leben gedieh. Ich riss meine Augen los und starrte Serrana an, doch nicht, weil sie schwanger war, sondern weil ich meine Fassung wiedererlangen wollte. Alle Welt wurde schwanger! Jeder Mann im Reich schien einen Erben zu haben oder zumindest bald einen zu bekommen. Es musste doch bald vor Kindern nur so wimmeln! Jede Frau wurde schwanger, jede - bis auf Celerina!


    Als ich mir bewusst wurde, dass ich Serrana regelrecht anstarrte, blinzelte ich überspielend und ordnete die Papiere auf meinem Schreibtisch unnötigerweise neu. Das Lächeln dabei war mehr eine missglückte Grimasse, in einem Hüsteln endend, bevor ich sie wieder ansah. "Das....dann gratuliere ich dir natürlich recht herzlich", erinnerte ich mich hölzern zumindest noch an den Ansatz guter Manieren, ehedem ich mich mit dem damit aufgeworfenen Problem beschäftigte. Schwangere waren von Opferhandlungen ausgeschlossen. "Dann wirst du die praktischen Übungen nicht leiten, den Opferzeremonien nicht beiwohnen können", resümierte ich mehr für mich, um Zeit zu gewinnen, meine Contenance wiederzufinden, denn für Serrana. Zerstreut fuhr ich die Maserung des Tisches mit dem Finger nach. "Stattdessen wirst du dann nur den theoretischen Teil übernehmen. Und du suchst dir einen geegneten Helfer für die praktischen Dinge."

    Siv lehnte an der Wand, rutschte dann daran hinunter wie ein geprügelter Hund. Sie hielt den Kleinen so fest, dass mir bereits beim Zusehen stickig wurde - was vermutlich auch daran lag, dass sich meine Kehle zugeschnürt hatte. Prisca hatte falsch gelegen. Das hier machte es nicht besser, es wühlte nur alles noch mehr auf, bevor sich Narben bilden konnten. Während ich dastand und sie etwas sagte, auf das ich schlicht nicht das Geringste erwidern konnte, spürte ich ganz deutlich die Mauer rings um mich herum wachsen, regelrecht emporschießen. Vom einen auf den anderen Augenblick war ich unnahbar, ließ ich nichts mehr an mich heran. Aus Selbstschutz vielleicht, oder weil mir klar war, dass Siv ebenso richtig lag wie Celerina, und dass ich niemals würde auf diese Weise länger bestehen können als einige Monate, vielleicht ein Jahr, ohne daran zugrunde zu gehen. An den Vowürfen, dem Gezanke, all den hässlichen Worten und der Tatsache, dass es doch nirgendwo eine Insel der Ruhe für mich würde geben, jetzt nicht mehr und in Zukunft auch nicht.


    Als ich wieder auf meine Umgebung achtete, war mein Blick auf die endlose Maserung des Holzes gerichtet, aus dem die Wiege gemacht worden war. Holz überdauerte; dieses Möbelstück würde wohl auch noch existieren, wenn die nächste Generation ihre Kinder dort hinein legen würde. Sivs Worte waren an mir vorübergegangen, vorbeigestrichen wie eine sanfte Brise. Es war ja doch nur Ablehnung, der sie Ausdruck verlieh, denn das, was sie verlangte, war nicht das, was ich imstande war, ihr zu geben. Ich konnte mich nicht ohne weiteres gerecht verteilen, und ebenso wenig konnte ich mich entzwei reißen. Diese Erkenntnis kam zu spät, um uns Leid zu ersparen, doch kam sie wohl früh genug, um es unnötig in die Länge zu ziehen. "Verzeih..." Ein Wort nur, heiser ausgestoßen, und doch sagte es viel aus für meine Verhältnisse. Ich entschuldigte mich nicht oft - ich wusste das - und ich tat es nur, wenn ich überzeugt war, dass es richtig und nötig war - oder aus Kalkül. Dies hier war nötig. Es war mein Verschulden, dass sie hier war, und ich glaubte es nun als Puren Egoismus erkannt zu haben. Dass ich mich dabei innerhalb meiner Mauern so fühlte, als riss mich etwas entzwei, spielte nur eine untergeordnete Rolle. Ich hätte ihr und mir dies hier ersparen sollen, ganz gleich, was Celerina für einen Händel erwirkt hatte. Es konnte gar nicht funktionieren, denn ich war schlichtweg nicht fähig, mich zweizuteilen und damit sowohl Siv als auch Celerina gerecht zu werden.


    Verklärt hob ich den Blick, ließ ihn über Siv streifen, und wandte mich dann ab, um sie allein zu lassen und mir nun doch jenen Weinkrug zu suchen, an desen Boden ich mir einen Ausweg ob meiner falschen Entscheidung erhoffte.

    Wie ein Schwall kaltes Wasser, so fühlte es sich an, als Siv mir eröffnete, dass ihr mein Wort nicht genügte, das Versprechen, mit ihr Zeit zu verbringen, wenn es mir möglich war. Über die Wiege hinweg sah ich sie an, einen harten, knorrigen Knoten aus Frustration in meiner Brust. Die Enttäuschung musste mir im Gesicht stehen wie leuchtende Lettern. Ihr Zurückweichen mochte unbedacht und instinktiv sein, doch für mich war das in jenem Moment das sicherste Zeichen dafür, dass Siv losließ. Dass sie nicht einmal mehr meine mittelbare Nähe ertrug. Sie bekräftigte noch einmal ihre Worte, indem sie sie wiederholte. Ich sah sie nur an, schweigend. Nachdenklich, und mir deutlich meiner Atmung bewusst, die da einzige war, dessen ich eine geraume Weile fähig war.


    "Tu das nicht", sagte ich schließlich und sah sie weiterhin an. Ich fühlte mich seltsam distanziert, wie ein neutraler Beobachter, der dabei zusah, wie jemand Fremdes auch seinen letzten Hauch Glück verspielte. Zugleich resultierten Resignation und Frustraton, kombiniert mit diesem aufkeimenden Verlustgefühl darin, dass es in mir zu brodeln begann. Sie verstand mich nicht - weil sie es nicht wollte. Sie führte mich vor. Sie stieß mir willentlich vor den Kopf. Ich hatte doch alles getan, was in meiner Macht stand! Und nun wo sie zurück war, wo sie ein Zimmer hatte, das gut halb so groß war wie Ulands gesamtes Reich, wo sie alle Annehmlichkeiten zurück hatte - wo sie mich zurück hatte - nun wollte sie ganz offensichtlich zurück! Ich presste die Kiefer aufeinander, die Lippen, und gab mir Mühe, um ihr das nicht vorzuwerfen.