Priscas neckendem Tonfall begegnete ich mit ernster Miene. Es mochte vielleicht schwer sein für sie, das zu glauben, doch war es tatsächlich so gewesen. Celerina zwar war in die Vollen gegangen, mit diesem Pomp in Rosé, den Sklaven, den Musikern und was sie sonst noch alles aufgefahren hatte, doch letzten Endes war und blieb es eine Unterhaltung, die dort stattgefunden hatte. Unter dem Vorwand, mir den flavischen Garten zeigen zu wollen. Bei Priscas darafuffolgenden Worten musste ich wohl reichlich verwirrt aussehen. Im Gras liegend? Und um sie gekämpft? Mir blieb nur, den Kopf zu schütteln. "Nein, Prisca, du liegst falsch. Es war tatsächlich eine Unterhaltung, doch offenbar ohne Kenntnis des Hausherren oder sonst eines Verwandten. Im Hinblick auf Celerina, die zu diesem Zeitpunkt schließlich heiratsfähig war, war mein Besuch daher unangemessen. Ich kann Gracchus' Reaktion daher sogar nachvollziehen - auch wenn wir nicht im Gras gelegen haben. Er hat sich um das Ansehen seiner Verwandten gesorgt, und nichts anderes tue ich ebenfalls", bemerkte ich mit einem kurzen Seitenblick auf Prisca, und ein flüchtiges Schmunzeln umspielte meine Mundwinkel, endete schließlich in einem Seufzen. "Wie du es sagst, klingt es romantisch und abgedroschen", sagte ich. "Weißt du, damals zählte für mich im Grunde nur eine Heirat an sich, und die Familie meiner zukünftigen Frau. Mit Aquilius als meinem besten Freund und dem Einfluss der Falvier lag es nahe, eine Flavia zu wählen. Welche das war, war mir im Grunde gleich." Und das war der einzige Grund, aus dem man eine Ehe eingehen sollte: Um politischen Nutzen zu haben, um sich Stimmen im Senat zu sichern, um einflussreiche Köpfe hinter sich zu stellen. Prisca schien das nicht zu verstehen. Doch sie war auch eine Frau, und die waren nun einmal anders gestrickt als wir. Ich hoffte dennoch, dass meine Sicht und meine Erzählung ihr vielleicht helfen mochten, den richtigen Weg zu erkennen.
Ihre anschließende Anspielung darauf, dass ich wohl kaum als Berater in romantischen Angelegenheiten fungieren konnte, traf mich durchaus ein wenig. Nachdenklich verfolgte mein Blick eine schiefe Fuge zwischen den Steinen des Bodens, während ich einen Seufzer unterdrückte und einen Augenblick verstreichen ließ, bevor ich Prisca wieder ansah. "Nein, es wäre wohl vermessen, das zu behaupten. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass dies der falsche Weg ist. Und das sollte nicht nur deinem Flavius bewusst sein, sondern auch dir, Prisca." Ich war seltsam ruhig, während ich mit meiner Nichte sprach, und das verwunderte mich selbst. Ich hatte damit gerechnet, wirklich wütend zu sein, doch irgendwie setzte diese Emotion derzeit aus. Stattdessen war ich ernst, beratend und argumentativ - und fühlte mich darob sogleich wie ein alter Mann am Ende seines Weges.
Ich hatte damit gerechnet, dass Prisca mein Verbot nicht gefiel, dass sie aufbegehren würde, doch nicht damit, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie sah verzweifelt aus, was wiederum mich erschreckte, schließlich hatte ich sie ganz sicherlich nicht zum Weinen bringen wollen. "Ja, Prisca", gab ich zurück. Ich verzichtete darauf, sie trösten zu wollen, was mir wohl ohnehin nicht geglückt wäre. "Das hätte ich, wenn Gracchus es so gewollt hätte. Verstehst du denn nicht, warum es euch Frauen untersagt ist, solche Entscheidungen allein zu treffen? Diese Regelung dient einzig und allein eurem Schutz. Wenn Flavius Gracchus mir damals den Umgang mit seiner Verwandten untersagt hätte, wäre ich dem selbstverständlich nachgekommen." Ich seufzte erneut und schüttelte den Kopf. "Solche Dinge geschehen nicht aus romantischen Gründen, Prisca. Nicht, wenn sie integer sind." Und wo ich bisher weitestgehend ruhig geblieben war, fachte sie mit ihrem Trotz nun das kleine Flämmchen an. Meine Unzufriedenheit über ihrer Uneinsichtigkeit äußerte sich zunächst in einem verdrießlichen Gesichtsausdruck samt Stirnrunzeln, anschließend dann in grimmigen Worten. "Das wird er nicht", sagte ich postwendend. Ich würde alles tun, um Prisca diese Enttäuschung zu ersparen. Letztendlich blieb mir nur ein erneuter tiefer Seufzer. "Ah, Prisca! Ich bitte dich!" Warum strengte sie ihren Kopf nicht an und dachte einmal nach? Sie war uneinsichtig und bockig, das kannte ich gar nicht von ihr. Und zudem führte jeder der Wege, von denen sie sprach, zunächst einmal an mir vorbei. Das war der Vorteil, den ich hatte. Zumindest, sofern der Flavier ein gewisses Maß an Respekt und die Fähigkeit zu denken mitbrachte.