Beiträge von Tiberius Helvetius Marcellus

    Marcellus nahm eine entspannte Haltung ein und gehorchte dann dem Befehl des Offiziers und setzte sich. Er nickte knapp. "Ja so ist es, Princeps!" Einer seiner Hände fuhr unterbewusst zu seiner Wunde. er sah den Princeps erwartungsvoll an und war bereit ihm jede Frage zu dem Vorfall zu beantworten. Er konnte es kaum erwarten, dass es den Übeltätern an den Kragen ging und er hoffte, dass er so fit sein würde, an der Jagd teilzunehmen.

    Marcellus hörte Minervina aufmerksam zu. Sie hatte von dem Leben was sie führte noch nicht viel verstanden, oder einfach nicht viel darüber nachgedacht. Just in diesem Augenblick öffnete sich die Türe. Marcellus sah den Senator und zwei uniformierte Männer eintreten. Der eine musste von der Uniform her ein Princeps Prior sein. Marcellus bemühte sich stramm zu stehen, musste dabei aber die Zähne zusammenbeißen, da sich seine Wunde in die Länge zerrte. Dort stand er nun in seiner abgewetzten blutigen Tunika. Marcellus sallutierte. "Princeps Prior! Probatus Tiberius Helvetius Marcellus, ich war Caius Octavius Sura unterstellt und stand kurz vor meiner Beförderung...!" Er schaute an die Seite des Princeps Priors und erkannte einen Miles den er kannte. Er nickte ihm kurz zu und schaute dann wieder den Princeps Prior an. "Wie lauten deine Befehle?" Für Marcellus könnte es nicht schnell genug wieder losgehen.

    Ihre Antwort war wohl nicht ganz ehrlich. Sie passte nicht zu den Reaktionen, die Marcellus an dem Mädchen gesehen hatte. So wohl fühlte sie sich ganz bestimmt nicht, wie sie angab. Aber anscheinend wollte sie nicht mit ihm darüber reden. "Manchmal muss ein Mensch seine eigenen Wege gehen, neue Wege die nicht so ausgetreten sind! Eigene Erfahrungen machen! Ich habe es nicht bereut!" sprach er nachdenklich. Die Erfahrungen, die er gesammelt hatte, nachdem er sein Leben selbst in die Hand genommen hatte, wollte er wirklich nicht missen. Als Senatorensohn hätte er diese Erfahrungen in dieser Form nicht sammeln können. Ja kaum ein Senatorensohn würde wohl wirklich auf das Leben vorbereitet werden. In diesem Augenblick wünschte er sich in die Barracke zu seinen Kameraden. Einen Becher mit billigen Wein in der einen Hand und in der anderen ein paar Würfel. Je einfacher die Menschen um so ehrlicher sind sie. Just in diesem Augenblick bemerkte er, dass er sehr viel von sich durch seine Gesten und Worte preisgegeben hatte. Er drehte sich zu ihr um. "Als Senatorensohn wird man dazu erzogen, zu Jedermann eine Gute Miene zum Bösen Spiel zu machen. Man lernt zu lügen, nur um seine bzw. die Interessen seiner Familie durchzubringen. Man lernt ein guter Schauspieler zu sein. Weswegen diese wohl so verachtet werden. Beim Militär sieht das ein wenig anders aus. Aber selbst da gibt es Offiziere, die nur um ihre Karierre, aber nicht um ihre Männer, ja ihre Kameraden bemüht sind!" Das reichte nun. Mehr würde er nicht über sich preisgeben. "Das du dort wo ich lag spazieren warst, entsprach wohl nicht ganz den Regeln, nach denen du lebst, oder?" Irgendwie tat sie ihm leid. 'Standesgemäßes Denken'... Es war schon genug, dass man einem vorschrieb, wie man zub handeln hatte, aber einem auch das Denken vorzuschreiben, bzw. zu verbieten. Marcellus musste man nichts vorkauen. Hinter dem muskolösen Körper steckte durchaus ein Denker. Aber das musste nicht jeder wissen. Es war wie im Kampf: Immer eine Überraschung bereit halten.

    Oh und ob er wusste, was sie den ganzen Tag zu tun hatte. Und er wusste genau, dass es ihr keinen Spaß machte. Sie musste sich wohl fühlen, wie er damals. Auch wenn die Rolle eines jungen Senatorensohnes wohl noch ein wenig anspruchsvoller war, als die einer jungen Patrizierin. Immerhin durfte er damal seinen Mund aufmachen. Doch dafür erwartete man auch wohlgewählte Worte von ihm.
    Er richtete sich wieder komplett auf. Nein, er stand sogar auf und ging ein paar Schritte auf sie zu, auch wenn seine Wunde ihn versuchte daran zu hindern.


    "Soll ich dir sagen, was du zu tun hast? Du musst still und brav auf deinem Zimmer warten um hervorgeholt werden zu können, wenn angesehene Gäste zu besuch sind, wie ein Ausstellungsstück. Du hast dann lieb zu lächeln und lieb auszuschauen. Mehr erwartet man von dir nicht. Sind die Gäste männlich wirst du zum Objekt der Überzeugung! Das Lächeln eines hübschen Mädchens hat so manchen schon von seinem Standpunkt abrücken lassen. Tja und ist der Gast besonders mächtig und man ist auf seine Stimme angewiesen. Tja, dann wirst du zum Handelsobjekt. Stimme gegen Frau! So sieht es aus!"


    Irgendwie hatte er sich ein wenig in rage geredet und mit jedem Wort verhärteten sich seine Gesichtszüge. Am Ende enstpannten sie sich wieder und er rang sich ein Lächeln ab.


    "So ungefähr sieht es doch aus, oder? Das Leben eines Senatorensohnes ist bei weitem nicht viel angenehmer.."
    und dann fügte er noch etwas leiser hinzu, "...weswegen ich auch abgehauen bin!"


    Er wandte sich von ihr ab und ging zu einem Fenster hinüber. Wieso musste sie ihn so an seine Kindheit erinnern. Wieso war er eigentlich in diese Stadt zurückgekehrt?

    Marcellus ließ sich aufs Bett fallen. Ihm war die ganze Situation unangenehm. Er mochte es nicht, wenn man ihn so bemutterte. "Ich danke dir, für deine Unterstützung, Senator!" sagte er knapp, bevor der Senator den Raum verließ. Er fragte sich, ob es reine Menschlichkeit, die Beziehung zum Militär, oder politische Berechnung war, dass der Senator ihm half. Er musste grinsen, als er die Gesten des Mädchen sah. Er wusste genau, was in ihr vorging. Er stützte sich mit seinen Ellenbogen vom Bett ab um das Mädchen zu betrachten. Sie war wohl sehr aufmüpfig. Das erinnerte ihn an seine Kindheit. Sie würde noch früh genug merken, dass man nicht immer mit dem Kopf durch die Wand kam. "Nun, du hast mir bereits schon viel geholfen. Was soll ich noch verlangen?" Ihm war auch nicht entgangen, dass sie das Wort 'veranlassen' benutzt hatte. So verfestigte sich nach und nach ein Bild von der Person, die in diesem Leib steckte. "Ich habe wohl schon genügend von deiner Zeit in Anspruch genommen. Ich denke mal, eine Patrizierin hat bestimmt viel Interessantes zu tun?" Auch wenn die letzte Frage nicht ganz ernst gemeint war, so lag dennoch keine Ironie in seiner Stimme. Er schaute sie neugierig an.

    Marcellus nickte kurz. Es hatte wohl keinen Sinn hier und jetzt noch zu widersprechen. Immerhin hatte er den Eindruck vermittelt und seinen Wunsch kundgetan, dass er am liebsten direkt zu seiner Einheit zurückkehren wollte. Niemand sollte ihn für einen Schwächling und Drückeberger halten. Er hatte viel durchgemacht in den vergangenen Tagen... oder Wochen? Er wusste es nicht. Plötzlich machte sich Hunger und Durst bemerkbar. Wie lange er wohl nichts mehr zu sich genommen hatte? Auch das wußte er nicht mehr. Innerlich sprach er einen Fluch über seine Peiniger aus. Sobald er hier raus wäre, sobald er die Gelegenheit dazu hätte, würde er Mars ein Opfer bringen und ihm um die nötige Kraft zu bitten, Vergeltung zu üben. Er würde diesen Moment genießen. Jetzt blieb ihm aber nichts anderes übrig als abzuwarten, was passieren würde. Er ließ sich zurück auf das Bett sacken. Ob man ihn hier befragen würde? Oder würde man ihn ins Valetudinarium transportieren?


    "Wenn es nicht zu viel verlangt ist, hätte ich gerne einen Becher Wasser. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal etwas zu mir genommen habe!"


    Alleine der Gedanke an das kühle Nass, wie es seine Kehle herunter rinnen würde, machte ihn verrückt. Nach außen hin machte er aber keine Anstalten dies zu zeigen. Vermutlich hatte er mit seiner Art auch seine Peiniger zur Verzweiflung getrieben, so dass sie die Lust an ihm verloren. Natürlich erst, als er mit seiner Art ihre Wut erst angespornt hatte. Aber es war noch nie leicht gewesen etwas aus ihm herauszubekommen, wenn er nicht wollte. Unweigerlich musste er dabei an seine Kindheit denken...

    Dieser Mann strahlte Autorität aus. So folgte Marcellus dem 'Rat' und setzte sich auf das Bett. Er ging kurz in sich und berichtete.


    "Ich bin bei den Cohortes Urbanae! Dort werde ich sicherlich schon vermisst. In meiner dienstfreien Zeit war ich auf einen Rundgang durch die Stadt. Dabei sind mir vier Personen aufgefallen, die einen Wirt namens Scaurus in eine Gasse schleiften. Als ich in die Gasse folgte, lag Scaurus tot auf dem Boden. Kurz darauf wurde ich angegriffen. So weit ich mich erinnern kann, habe ich einem der Angreifer den Bauch aufgeschlitzt, dann... dann ist da nur Dunkelheit bis zu meiner Flucht aus einem Keller. Die restliche Geschichte hat dir sicher das Mädchen schon erzählt!"


    Marcellus zeigte auf das Mädchen, welche ihn gefunden hatte. Bei seinem Bericht beschränkte er sich auf das Nötigste. Früh genug dürfte er noch die ganze Geschichte erzählen.


    "Ich könnte die Personen wieder erkennen und nun wo ich geflohen bin, werden sie gewarnt sein. Daher verstehst du hoffentlich, dass uns nicht viel Zeit bleibt!"


    Marcellus stützte sich mit den Händen am Bett ab, bereit wieder aufzustehen.

    Bei dem Update meines Notebooks hat mir Microsoft auch seinen IE 7 untergeschoben... Das mit den Registerkarten ist ja ganz nett, aber Seiten mit Zertifikatfehlern werden nicht (direkt) angezigt und die Scriptfenster für die BBCodes werden auch geblockt, obwohl man das IR zu den vertrauten Seiten hinzugefügt hat. Kennt jemand eine Lösung für dieses nervige Problem? Außer natürlich den Browser zu wechseln?

    Marcellus sah die Sklavin zornig an. Wenn es seine Sklavin wäre, dann hätte er anders reagiert, als jetzt. "Nun, dass überlass mal schön dem Herrn! Und so wie du nur Befehle ausführst, so tue ich das auch. Wenn mein Offizier mir sagt, dass ich mich hinlegen soll, dann würde ich das wohl oder übel tun, tut er das nicht, dann werde ich mir die Typen vorknöpfen!" Am liebsten hätte er aufknöpfne gesagt, aber das unterließ er. Was erlaubte sich die Sklavin eigentlich? Anscheinend ging man mit den Sklaven recht locker um. Er nahm den Verband widerwillig an sich. "Ja, vielleicht brauche ich ihn noch, bevor mein Gegenüber verbluten wird!" warf er noch ein. "Trotzdem danke für deine Bemühungen!" Damals in Africa hatte sein Dienstherr einen Ägypter zur medizinischen Versorgung abgestellt. Marcellus würde sich umhören, ob ein ägyptischer Medicus hier in der Gegend sein Lager aufgeschlagen hat. Griechen... Die würde er nicht an sich ran lassen.
    Seine Gedankengänge wurden durch einen Mann unterbrochen, der den Raum betrat. Marcellus nickte ihm freundlich zu. Er hatte seinen Namen schon einmal gehört. "Der Hausherr nehme ich an. Ich danke für die Behandlung, aber ich muss mich bei meiner Familie und meinem Vorgestzten melden!"

    Marcellus ließ das Prozedere über sich ergehen. Auch die Frage ob er noch andere Beschwerden hätte, ignorierte er. Die anderen 'Beschwerden' waren nicht körperlich. Aber um diese Beschwerden würde er sich selbst kümmern. Nach dem die Sklavin ihn verarztet hatte, stand er auf und schob die Hand der Sklavin mit dem übelriechenden Becher zur Seite. "Nein danke! Die Schmerzen sind nicht so schlimm... Der Schmerz ist dein bester Freund..." Er griff sich seine ziemlich gelittene Tunika und streifte diese über. Er hatte nun schon zu viel Zeit mit der Versorgung seiner Wunden verschwendet. Die Sklavin hatte etwas von Bettruhe gesagt, aber daran war für Marcellus gar nicht zu denken. Er hatte so viel zu tun. "Liegen? Liegen ist Luxus, den ich mir momentan nicht leisten kann und leisten will. Da draußen laufen ein paar üble Kerle rum, die braven Gastwirten das Licht ausblasen!" Marcellus machte ein abfälliges Geräusch. "Ich muss mich bei meiner Einheit zurück melden und Bericht erstatten, dann geht es auf die Jagd..." Marcellus wurde wiederrum durch einen Hustenanfall unterbrochen, war aber fest entschlossen, sich auf dem Weg zu machen.

    Marcellus nickte der Sklavin zu und erhob sich von seinem Platz. Unter Schmerzen, die er aber nicht zeigte, zog er sich seine Tunika über den Kopf und entblöste seinen muskolösen Oberkörper. Zwei Angreifern konnte er sich in der Gasse entledigen, doch der dritte, bewaffnete von hinten machte dem Spiel ein jehes Ende. Marcellus seufzte, als er sich an den Vorfall zu erinnern begann. Dann zeichnete sich für einen kurzen Augenblick Wut auf seinem Gesicht ab, bevor er wieder seinen nichtsagenden Blick aufsetzte. Seine Gefühle und Regungen waren seine Sache. Dort war der Mensch verletztlich. Seine körperlichen Wunden, dass waren nur Kratzer an der Schale. Seinen Stolz hatte man verletzt und einen Wirt getötet, bei dem das Essen annehmbar war.
    Dann nahm er das Tuch ab, welches seine Stichwunde verdeckte. "Wessen Dolch auch immer in meinem Körper steckte, ich hoffe er steckt nun in seinem Besitzter!" sagte er mit einem gefährlichen grollen in seiner Stimme.
    Alles in allem kam er wirklich ganz gut weg, außer der Stichverletztung natürlich. Ein paar blaue und gelbe Flecken auf seinem Oberkörper und ein paar wirkliche Kratzer. Doch plötzlich musste Marcellus wieder husten und spuckte dabei etwas Blut.

    Marcellus setzte sich auf einen Stuhl und nickte dem Mädchen dankend zu. "Nur keine Umstände, bitte. Es sind doch nur ein paar Kratzer. Nichts schlimmes...!" Dies war gelogen, doch Marcellus mochte es nicht, wenn man sich solche Umstände wegen ihm machte. Am liebsten würde er sich verdrücken. Doch in dieser Hinsicht siegte bei ihm die Vernunft. Seine Stichwunde bedurfte dringend einer Behandlung. Er schaute sich in dem Raum um. Er war schlicht, aber das passte Marcellus ganz gut. Er hielt nicht viel von dem ganzen Schnickschnack, mit dem sich manche Menschen umgaben. So wartete er ungeduldig in dem Raum. Er konnte es kaum erwarten, diese Typen alle zur Strecke zu bringen und hoffte für diese, dass sie nicht von ihm alleine gefunden werden würden.

    Marcellus schüttelte den Kopf. "Sind nur Kratzer! Mach dir keine Sorgen! Solange ich nicht einem Springbrunnen gleiche, ist es halb so wild. Meine Wut auf diese Männer hällt mich am Leben."


    Er betrachtete das Mädchen genauer. Wie er vermutet hatte, war sie einen solchen Anblick nicht gewöhnt. Auch wenn man solches nicht selten auf Roms Strassen sah. Vor allem in solchen Vierteln, kam dies wohl öfters vor. Ansonsten würden die Passanten nicht so teilnahmslos passieren. "Wenn es mir wieder besser geht und ich ein schönes Bad genommen habe, müssen wir uns nochmal wiedersehen. Ich kann immerhin nicht zulassen, dass ich dir so in Erinnerung bleibe!" Marcellus rang sich ein Lächeln ab.

    Marcellus richtete sich langsam und vorsichtig auf. Er bemerkte, dass seine Stichwunde an seiner rechten Seite wieder zu siffen begann. Er musste sie sich wieder aufgerissen haben, als er gegen die Türe gerannt war. "Bin ich denn soweit von dem Haus meines Vaters entfernt?" Marcellus seufzte. Unter anderen Umständen hätte er gerne mit einem reizenden Mädchen einen Spaziergang gemacht, aber so... "Frische Luft soll ja bekanntlich gut für die Heilung sein! Aber es reicht tatsächlich, wenn du mich bis einem Punkt begleitest, den ich kenne. Auch wenn ich viele Jahre nicht in Rom verbracht habe, habe ich mich doch schnell wieder an das Netz von Strassen gewöhnt..." Marcells hustete und spuckte Blut auf das Strassenpflaster. Anscheinend waren seine Wunden nicht nur oberflächlich. Er sah das Mädchen an und bevor sie etwas sagen konnte, sprach er: "Keine Sorge, sind nur ein paar Kratzer. Hab schon schlimmeres durchgemacht. Immerhin habe ich einen von den Typen erwischt! Ich brauche im übrigen noch deine Daten... Name, Wohnort etc. für die Ermittlungen." Er bemühte sich, dem Mädchen nicht zu zeigen, wie schlimm er sich fühlte. Sollte sie wirklich Patrizierin sein, dann würde sie wohl nicht viel ertragen. Ein Wunder, dass sie ihn überhaupt angesprochen hatte.

    Tiberius Maximus... Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, hatte aber noch nie von diesem gehört. Allerdings waren die Tiberier eine neupatrizische Gens. Aber was sollte ein Sprößling dieser Familie in diesen Gassen machen? Aber es gab druchaus Kopien von so manchen Namen. Einige Familien nannten sich Julier, auch wenn sie mit dem Caesar von damals recht wenig zu tun hatten. Marcellus schaute sich um. Die Strasse kam ihm nicht bekannt vor. "Nun, ich glaube kaum. Da ich nicht weiß wo die Typen mich hinverschleppt haben. Kennst du die Villa des Senators Helvetius Geminus auf dem Esquilin? Das ist ... mein Vater. Ich glaube das wäre ein guter Anlaufpunkt um meine Kratzer hier behandeln zu lassen!" Marcellus seufzte. "Bei meinem Offizier muss ich mich auch melden...!" Ihm dröhnte der Schädel.

    Marcellus kam wieder zu sich, auch wenn recht unsanft. Er richtete sich ein wenig auf und schaute sich um. Wo war er? Was war geschehen? Nach und nach fiel es ihm wieder ein. Er war aus seinem Kerker auf die Strasse geflüchtet. Das helle Licht blendete ihn immer noch. Da erblickte er eine junge Frau an seiner Seite. Er nickte ihr zu. Was hatte sie gesagt? Verzeihung? "Da gibt es nichts zu verzeihen, immerhin habe ich hier auf dem Boden der Strasse herumgelegen!" Immerhin hatte er seine Art von Humor nicht verloren. Er setzte sich hin und sah an sich herunter. Nun konnte er das ganze Ausmaß seiner Verletzungen erblicken. "Ich glaube ich brauche ein Bad!" Dann sah er wieder das Mädchen an. "Bitte verzeih, wo sind nur meine Manieren. Mein Name ist Tiberius Helvetius Marcellus, und wer bist du?"

    Marcellus sammelte sich wieder. Er fasste sich an seine rechte Seite. Da wo er den stechenden Schmerz verspürt hatte, war nun ein Verband. Wer hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu verbinden? Warum? Er richtete sich auf und stieß sich den Kopf. Sehr hoch war dieser Raum nicht. Auch nicht sehr breit. Als er seine Hände ausstreckte, stieß er an beiden Seiten gegen die Wand. An der Wand vor ihm befand sich anscheinend die Türe. Er drückte etwas dagegen und die Türe knarrte. Er wich zurück und horchte einige Zeit. Doch er vernahm nichts auf der anderen Seite. Vermutlich hatten sie ihn alleine gelassen und vertrauten auf ihr Werk. In der Tat verspürte er starke Schmerzen. Hauptsächlich an seinem Torso. Er wartete noch einige Zeit und ließ sich dann gegen die Türe fallen. Er musste husten, da Staub die feuchte Luft durchmengte. Anscheinend gab die Türe nach... Es dauert eine Weile und viele weitere Anläufe, bevor die Türe nachgabe und krachend zu Boden fiel. Er fand sich auf dem Boden des Raumes aus seinen Erinnerungen wieder. Da war der Stuhl, wo sie ihn gefoltert hatten. Wut kroch ihm durch Mark und Bein. Er richtete sich unter Schmerzen auf und suchte nach einer Türe. Das krachen der Türe dürfte kaum zu überhören gewesen sein.
    In einer Ecke des Raumes befand sich eine schwere Eichentüre. Sie war von innen zu öffnen. Marcellus riß die Türe auf und stolperte zurück. Das Licht der Sonne blendete ihn. Er schützte seine Augen mit seinem Ellenbogen und stolperte die Treppe hinauf. Strassenlärm. Er folgte dem Geräuschpegel. Anscheinend befand er sich in einem Innenhof, doch die Strasse konnte nicht weit sein. Er durschritt einen Torbogen... und brach auf der Strasse zusammen...

    Marcellus wachte schweißgebadet auf. Dunkelheit. Er tastete sich an den Wänden entlang. Sie waren kalt und feucht. Er wußte nicht, wie lange er schon hier unten war. Woran erinnerte er sich eigentlich?


    Er war auf einem Streifzug durch die Stadt gewesen, wie so oft in seiner dienstfreien Zeit. Mittlerweile kannte er so ziemlich jede dreckige Spelunke und wusste, wo er was bestellen konnte und wo er dies lieber unterließ. Passte ihm etwas nicht, passierte dies kein zweites Mal, dafür sorgte er.
    Als er eines nachmittags wieder einmal durch die Gassen Roms schlenderte fielen ihm prompt ein paar Typen auf. Es ist immer wieder seltsam wie Leute versuchen nicht aufzufallen und gerade dadurch auffallen. Die Tricks, die sich der Abschaum in den Gassen Roms bediente, waren ihm nicht neu. Die kannte er schon aus Africa. Die Typen waren zu viert. Drei in schäbigen abgetragenen Tuniken und einer in einer auffällig sauberen Tunika. Sie standen dort herum und schienen auf jemanden zu warten. So setzte sich Marcellus an einem Tisch einer Taverne, die er noch nicht kannte. Er bestellte sich einen Becher Wein und beobachtete die Typen. Es dauerte nicht lange, da griffen sie jemanden von der Strasse und zogen ihn in eine kleine Gasse. Marcellus wartete einen Augenblick, stand dann auf, warf ein paar Münzen auf den Tisch und folgte den Gestalten. Es war ruhig in der Gasse. Hier und da hörte man das Schreien eines Kindes, ein Streit zwischen einem Ehepaar... Von den Typen sah er allerdings nichts. Marcellus griff an seine linke Seite. Doch da war kein Schwert. Er war ja auch nicht im Dienst, fiel ihm ein. Aber er trug einen kleinen Dolche in seinem Stiefel, welchen er auch gleich darauf zog. Die Gasse machte einen kleinen Knick. Marcellus schlich sich an und wagte einen Blick um die Ecke. Es war niemand zu sehen. Doch halt. Da lag etwas auf dem Boden, nicht weit von ihm. Es sah aus wie ein Bündel Stoff. Marcellus verließ seine Deckung und ging auf das Bündel zu. Im näherkommen erkannte er, dass es kein Bündel Stoff war, sondern der Mann, den die Typen in die Gasse schleiften. Der Mann hieß Scaurus und war der Wirt einer kleinen Taverne am Tiber. Marcellus seufzte. Er war ein feiner Mann gewesen und führte ein recht ordentliches Geschäft. Marcellus erinnerte sich, dass Scaurus sich vor nicht alzu langer Zeit über ein paar Typen aufgeregt hatte, die Geld von ihm haben wollten... Nun machte es bei Marcellus klick. Anscheinend hat Scaurus nicht bezahlt.


    Scaurus war ziemlich übel zugerichtet. Erstaunlich für die kurze Zeit, die Marcellus verstreichen ließ. Das Ende kam dann aber doch schneller, denn man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Dann hörte Marcellus etwas vor sich. Er richtete sich auf und schlug zu. Gerade im rechten Augenblick, denn vor ihm stand einer der drei schmierigen Typen und hantierte mit einem Dolch. Marcellus stach ihm in die Bauchhöhle, so dass der Angreifer erschrocken zurückstolperte. Doch kaum war dieser zurückgewichen, trat der nächste Angreifer auf den Plan und trat Marcellus den Dolch aus der Hand, welcher über den Boden schlidderte. Marcellus rächte sich mit einem kräftigen Kinnhacken. Dann spürte er ein Stechen an seiner rechten Seite. Das letzte woran er sich erinnern konnte, war ein grinsendes Gesicht hinter ihm. Dann nur bruchstückhafte Erinnerungen... Ein enger stickiger Raum, Schläge... Folter...


    Jetzt war da nur Dunkelheit...