Beiträge von Theatrum Germanica

    Wenn der geneigte Zuschauer genauer hingesehen hätte, hätte er nicht nur die Reime gehört, sondern auch die Gestiken, die Aktionen dazu gesehen.



    Nun laßt uns trinken, nun mit beschwingtem Fuß
    Den Reigen stampfen! Endlich erschien der Tag,
    Den Herd der Götter, Freunde, festlich
    Mit Daliarischem Mahl zu schmücken.
    Versünd'gung war's bis heute, zum alternden
    Festwein zu greifen, als noch die Königin
    Dem Capitol vermessnen Umsturz
    Sann und Verderben der Römerherrschaft,
    Sie selbst und ihr bartloser Eunuchenschwarm
    Vom Traum betört wahnsinniger Hoffnungen
    Und blindberauscht von Glück und Wollust;
    Aber den rasenden Taumelscheucht' ihr
    Von Schiff zu Schiff sich wälzend der Flotte Brand,
    Und ihr vom Nilwein schwärmender Geist erbebt'
    Im Schreck ernüchtert, als ihr Cäsar,
    Wie sie von Actiums Strand dahinflog,
    Nachsetzt' auf Ruderschwingen, dem Habicht gleich,
    Der bange Tauben, oder dem Jägersmann,
    Der Hasen scheucht im Thraker Schneefeld -
    Ketten zur Hand für das Weib des Unheils.
    Doch sie, die würdevoller zu sterben sinnt,
    Erbleicht nicht weibisch vor dem gezückten Schwert,
    Noch sucht sie mit beschwingten Segeln
    Fern im veborgenen Hafen Rettung.
    Nein, lächelnd auf die Trümmer der Königsburg
    Voll Ruhe blickt sie, setzt mit verwegner Hand
    Die grausen Schlangen an und läßt sich
    Tödliches Gift in die Adern strömen.
    So trotzt, zumTod entschlossen, sie kühner nur
    Und gönnt es nicht der rohen Liburnerschar,
    Entthront im stolzen Siegstriumphe
    Sie, die Erlauchte, dahinzuführen.



    Sim-Off:

    1 Nunc est bibendum, nunc pede libero
    2 pulsanda tellus, nunc Saliaribus
    3 ornare pulvinar deorum
    4 tempus erat dapibus, sodales.
    5 Antehac nefas depromere Caecubum
    6 cellis avitis, dum Capitolio
    7 regina dementis ruinas
    8 funus et imperio parabat
    9 contaminato cum grege turpium
    10 morbo virorum, quidlibet impotens
    11 sperare fortunaque dulci
    12 ebria. Sed minuit furorem
    13 vix una sospes navis ab ignibus,
    14 mentemque lymphatam Mareotico
    15 redegit in veros timores
    16 Caesar, ab Italia volantem
    17 remis adurgens, accipiter velut
    18 mollis columbas aut leporem citus
    19 venator in campis nivalis
    20 Haemoniae, daret ut catenis
    21 fatale monstrum: Quae generosius
    22 perire quaerens nec muliebriter
    23 expavit ensem nec latentis
    24 classe cita reparavit oras,
    25 ausa et iacentem visere regiam
    26 voltu sereno, fortis et asperas
    27 tractare serpentes, ut atrum
    28 corpore conbiberet venenum,
    29 deliberata morte ferocior:
    30 saevis Liburnis scilicet invidens
    31 privata deduci superbo,
    32 non humilis mulier, triumpho.

    Es folgten zwei Interpretationen seiner Carmina 1,11.



    Du frage nicht - zu wissen wäre Frevel -, was mir, was dir
    als Ziel die Götter gesetzt, Leukonoë, auch nicht babylonische Stern-
    zeichen prüfe! Wieviel besser: was auch geschieht, zu tragen.
    Ob viele Winter noch, ob gewährt hat Jupiter schon den letzten,
    der jetzt an widerstrebenden Klippen bricht das Meer
    Tyrrhenias - weise sei, kläre den Wein, auf kurze Dauer
    langwährende Hoffnung bemiß! Da wir noch sprechen, ist schon entflohen die neidische
    Zeit: greif diesen Tag, nimmer traue dem nächsten !




    Frag nicht - es wissen zu wollen, ist ein Frevel - welches Ende mir, welches
    dir, Leukonoë die Götter bestimmt haben, und versuch auch nicht das
    babylonische Horoskop ! Wahrlich, es ist besser, was immer geschehen wird,
    zu erdulden, ob Jupiter dir noch mehr Winter zugeteilt hat, oder den
    letzten, der nun das Tyrrhenische Meer an den steilen Klippen bricht: Sei
    weise ! Kläre den Wein und beschränke die lange Hoffnung auf eine kurze Zeit !
    Während wir sprechen, wird die knapp bemessene Zeit schon enflohen sein:
    Genieße den Augenblick und verlaß dich so wenig wie möglich auf den folgenden !



    Sim-Off:


    1 Tu ne quaesieris - scire nefas -, quem mihi, quem tibi
    2 finem di dederint, Leuconoë, nec Babylonios
    3 temptaris numeros ! Ut melius, quidquid erit, pati,
    4 seu pluris hiemes seu tribuit Iuppiter ultimam,
    5 quae nunc oppositis debilitat pumicibus mare
    6 Tyrrhenum: sapias ! Vina liques et spatio brevi
    7 spem longam reseces ! Dum loquimur, fugerit invida
    8 aetas: carpe diem, quam minimum credula postero !

    Du siehst, im Schneeglanz flimmert Soractes Haupt;
    Und horch! Der Wald ächzt, unter der schweren Last
    Erseufzen dumpf die Wipfel; Kälte
    Fesselt die Wasser mit scharfem Hauche.
    Vertreib den Winter! Reichlich den Herd mit Holz
    Versehn! Dann schenke Freund Thaliarchus uns
    Vierjähr'gen Weins, und ja genug, ein
    Aus dem sabinischen Henkelkruge.
    Befiehl der Götter Sorge das übrige!
    Sobald nach ihrem Wink von der Stürme Kampf
    Die Meeresbrandung ruht, so ruhn auch
    Alte Cypressen und Eschen wieder.
    Was morgen sein wird, frage du nicht: Gewinn
    Sei jederTag dir, den das Geschick dir verleiht;
    Und nicht der Liebe Lust, o Knabe,
    Achte gering noch die Reigentänze,
    Solang die Jugend grünet und ferne sind
    Des Alters Launen. Plätze geselliger Lust
    Und nachts der Liebe leises Flüstern
    Suche noch auf zur besprochnen Stunde,
    Und jenes süße Lächeln vom Winkel her,
    Wo das versteckte Mädchen sich selbst verrät
    Und du vom Arm und von dem spröd' sich
    Stellenden Finger das Pfand ihr abziehst.



    Sim-Off:

    1 Vides ut alta stet nive candidum
    2 Soracte nec iam sustineant onus
    3 silvae laborantes geluque
    4 flumina constiterint acuto.
    5 Dissolve frigus ligna super foco
    6 large reponens atque benignius
    7 deprome quadrimum Sabina,
    8 o Thaliarche, merum diota.
    9 Permitte divis cetera, qui simul
    10 stravere ventos aequore fervido
    11 deproeliantis, nec cupressi
    12 nec veteres agitantur orni.
    13 Quid si futurum cras, fuge quaerere, et
    14 quem Fors dierum cumque dabit, lucro
    15 adpone, nec dulcis amores
    16 sperne, puer, neque tu choreas,
    17 donec virenti canities abest
    18 morosa. Nunc et Campus et areae
    19 lenesque sub noctem susurri
    20 conposita repetantur hora,
    21 nunc et latentis proditor intumo
    22 gratus puellae risus ab angulo
    23 pignusque dereptum lacertis
    24 aut digito male pertinaci.

    Das Publikum füllte sich zur Zufriedenheit der Schauspieler. Lange hatte man diskutiert und dann beschlossen zunächst ein paar Ausschnitte aus Horaz seinen Werken vorzutragen, ehe man zu anderen Dichtern übergehen würde. Es war einmal eine Abwechslung zu den sonst durchzeremonierten Komplettstücken.


    In einer kleinen Ansprache begrüßte der Leiter der Schauspieler die Gäste und wünschte ihnen viel Spaß bei den zukünftigen Oden, Epistolen und Sermones.

    MY.Wahrhaftig, es ist so, wie du gesagt hast, Lesbia!
    Fast sieht man keinen Mann mehr, der der Geliebten treu.
    SI. Das ist die Magd der Andrierin. DA. Was sagt er? SI. Sie ist's.
    MY. Doch Pamphilus... SI. Was sagt sie? MY. der hat sich treu gezeigt.
    SI. Ha! DA. Würde der doch taub oder diese stumm!
    MY. Denn was sie gebiert, erkennt er an. SI. O Iuppiter!
    Was höre ich? Wenn sie die Wahrheit sagt, ist alles aus.
    LE. Der Jüngling muss ein wackrer Mann sein. MY. Ja, er ist's.
    Doch komm ins Haus; sie braucht vielleicht dich schon. LE. Ich komm'. -
    DA. Wo find ich Hilfe für dieses Unglück? SI. Was ist das?
    Ist er so toll? Von einer Fremden? Ha, ich weiß!
    Jetzt endlich merk' ich Dummkopf! DA. Nun, was hat er gemerkt?
    SI. Das ist der erste Kniff, den der ersann. Es wird,
    um Chremes zu schrecken, getan, als wenn sie in Wehen wär.
    GL. (innen) Iuno Lucina! Hilf mir, schütze mich, hör mein Flehn!
    SI. Hui! So geschwind? Wie lächerlich! Sie hört, ich steh'
    vor ihrer Tür, gleich geht es los! Nicht sonderlich hast
    du, Davus, die Zeit in deinem Stück verteilt. DA. Wie? ich?
    SI. Die Schüler haben wohl schwache Köpfe? DA. Ich versteh' dich nicht.
    SI. Wenn unversehns bei wirklicher Hochzeit dieser mich
    hätt' überrumpelt, wie hätt' er mir mitgespielt!
    Jetzt geht's auf seine Gefahr! - Ich bin im Trockenen.

    DA. Der denkt, ich führe gegen ihn jetzt einen Kniff
    im Schild, und dass ich darum hier geblieben sei.
    SI. Was sagt denn Davus? DA. Jetzt nichts andres als zuvor.
    SI. Nichts? Hem! DA. Nichts, ganz und gar! SI. Und doch erwartet' ich's.
    DA. Das hat er nicht gehofft; - ich merke, das macht ihn irr.
    SI. Kannst du die Wahrheit sagen? DA. Nichts so leicht als das!
    SI. Ist ihm die Hochzeit wegen seines Verhältnisses
    mit jener Fremden irgendwie unangenehm?
    DA. Gar nicht; oder wenn auch, dauert zwei, drei Tage kaum
    solch eine Verstimmung; du verstehst? dann hört sie auf.
    Er sieht auch selbst die Sache vom richt'gen Standpunkt an.
    SI. Sehr brav! DA. Solang's erlaubt, dem Alter passend war,
    hat er geliebt, doch heimlich; sorgte, dass es nie
    ihm Schande brachte, wie ein starker Mann auch muss.
    Jetzt gilt's 'ne Frau, und er entschloss sich zu der Frau.
    SI. Ein bisschen grämlich schien er eben doch zu sein.
    DA. Nicht dessentwegen; doch ist was, das er dir übel nimmt.
    SI. Und was? DA. Lappalien! SI. Was ist's? DA. Nichts! SI. Raus damit!
    DA. Er sagt, zu knickerig richte man's ein. SI. Wie? wer? ich? DA. Du!
    "Kaum", sagt er, "wendet man zehn Drachmen auf den Schmaus.
    Wer sollte meinen, dass des Sohnes Hochzeit sei?
    Wen von den Freunden", spricht er, "lad' ich nun zu Gast,
    und heut zumal?" Und wirklich, unter uns gesagt,
    du machst es gar zu knapp. Das lob' ich nicht. SI. Du schweigst!
    DA. Das trifft! SI. Ich werd's schon machen, wie es sich gebührt.
    Was soll das heißen? Was will der alte Fuchs damit?
    Denn gibt's was Böses, ist er der Rädelsführer davon.

    Mein Herr befahl, statt alles andern auszuspähn,
    wie es Pamphilus heut mit der Hochzeit machen wird.
    Deswegen folg ich, wenn er kommt, jetzt seiner Spur.
    Doch sieh, da ist er selbst mit Davus! Nun Ohr gespitzt!
    SI. Das sind ja beide. DA. Hm, Achtung! SI. Pamphilus!
    DA. Sieh, wie von ungefähr, dich um! PA. Hm, Vater! Du?
    DA. Gut! SI. Heute sollst due Hochzeit halten, wie gesagt.
    BY. Jetzt ist mir angst und bange, was er antworten wird.
    PA. Nicht hier, noch irgend sonstwo werd ich zögern. BY. Ha!
    DA. Er ist verstummt. BY. Was sagt er? SI. Du handelst, wie dir ziemt,
    da das, was ich wünsche, du mit Freuden mir gewährst.
    DA. Nun, hatt' ich recht? BY. Mein Herr hat seine Braut gehabt!
    SI. Geh jetzt ins Haus, dass kein Verzug durch dich entsteht!
    PA. Ich geh. - BY. Dass man doch keinem irgend trauen darf!
    Ein wahres Wort ist, was man so gewöhnlich sagt,
    dass jeder lieber sich als andren was Gutes gönnt.
    Ich hab sie gesehn; es ist ein Mädchen, erinnr' ich mich,
    von hübschem Aussehn; bin drum Pamphilus weniger gram,
    wenn lieber er mit ihr schläft, als sie ihm abtritt.
    Ich meld es ihm, dass er mir Leid mit Leid vergilt.

    SI. Ich will doch nachsehn, was sie denken oder tun.
    DA. Der zweifelt nicht, dass du die Frau ausschlagen wirst.
    Tiefsinnend kommt er von irgend einem stillen Ort,
    und eine Rede, hofft er, habe er ausgedacht,
    die dich zerschmettert. Nimm dich wohl zusammen denn!
    PA. Ach, könnt ich nur, Davus! DA. Glaub mir, ich sag dir, Pamphilus,
    Dein Vater wird auch nicht ein einzig Wörtchen heut
    mit dir noch wechseln, wenn du sagst, dass du sie nimmst.

    PA. Aber was bezweckt der Vater? Was soll die Täuschung? DA. Folgendes:
    Wollt' er jetzt dir zürnen, weil dir Chremes seine Tochter nicht gibt,
    Müsst' er sich selber ungerecht erscheinen und mit vollem Recht,
    da er ja deine Meinung, was du von der Heirat denkst, nicht kennt.
    Aber wenn du dich zu nehmen sie sträubst, dann schiebt er alle Schuld auf dich;
    dann geht's los! PA. Ich dulde alles. DA. Es ist der Vater, Pamphilus!
    Sehr bedenklich! - Und das Mädchen steht allein! - Gesagt, getan,
    findet er was, sie aus der Stadt zu schaffen. PA. weg? DA. Hals über Kopf.
    PA. Nun, so sprich! Was tu ich denn, Davus? DA. Sag, du nimmst sie! PA. Hm! DA. Was ist?
    PA. Das sagen? DA. Warum nicht? PA. Nimmermehr! DA. Versag es nicht!
    PA. Berede mich nicht! DA. Bedenke, wie's dann kommen wird!
    PA. Man sperrt von ihr mich aus, sperrt hier mich ein. DA. So nicht!
    Ich meine, so wird' s sein: Der Vater sagt: "Ich will,
    du sollst heut Hochzeit halten. Du antwortest: "Ja."
    Sag an: Was hat er dann zu schelten? So verwirrst
    du seine Pläne ihm, die er für unfelbar hält,
    und ganz gefahrlos; denn kein Zweifel: Chremes wird
    Sein Kind dir nicht vertraun. Leb du nur weiter so
    wie bisher, dass Chremes seinen Sinn nicht ändere!
    Du willigst ein, dass, wenn er auch will, er mit Recht nicht zürnen kann; denn was du hoffst, widerleg' ich leicht. Bei solchem Treiben gibt kein Mensch
    'ne Frau - er findet eher 'ne Arme, als dass er dich verderben lässt.
    Doch sieht er es dich gleichgültig nehmen, schläferst du ihn ein; in Ruh'
    sucht er dann eine andre, und indessen hilft ein Zufall wohl.
    PA. So meinst du? DA. Außer Zweifel! PA. Bedenke, wo du mich hinlockst! DA. Sei nur still!
    Nun gut! Nur mach, dass er nicht erfährt, dass sie mir ein Kind geboren hat;
    denn ich versprach, es anzuerkennen. DA. O Verwegenheit! PA. Ich musst
    mein Wort ihr geben, damit sie wisse, dass ich sie nie verlasseen will.
    DA. Ich will's schon machen! Doch sieh: der Vater! Lass dich ja nicht traurig sehn!

    DA. Gute Götter! Was bring ich Gutes! Aber wo find ich Pamphilus,
    Alle Furcht ihm zu benehmen, mit Freude zu erfüllen seine Brust?
    CH. Warum mag der so erfreut sein? PA. Nichts; er kennt dies Leid noch nicht.
    DA. Wenn er gehört hat, dass die Hochzeit zugerüstet wird für ihn...
    CH. Hörst du nicht? DA. Dann sucht er mich, glaub ich, atemlos in der ganzen Stadt.
    Doch wo such ich ihn? Wohin eil' ich zu allererst? CH. So ruf ihn doch!
    DA. Richtig! PA. Davus! Halt! So bleib doch! DA. Wer da? Wer ruft? O Pamphilus!
    Dich gerade such ich. Ah, gut, Charin! Recht passend beid'! Ich wollt zu euch!
    PA. Davus, aus ist's! DA. Ei, so hör nur! PA. Alles hin! DA. Ich weiß, was dich drückt!
    CH. Und bei mir geht's wahrhaftig an's Leben! DA. Auch, was dich, ist mir bekannt.
    PA. Heute soll ich... DA. Ich weiß. PA. heiraten. DA. Plag mich nicht! Ich weiß es ja:
    Du hast Angst, du musst sie nehmen, du, dass du sie nicht bekommst.
    CH. Richtig! PA. Dies genau! DA. Und dies genau - glaub mir - hat keine Not.
    PA. Dann befrei mich armen, ich bitte dich, rasch aus dieser Angst! DA. WOhlan!
    Chremes gibt dir das Mädchen gar noch nicht. PA. Wie weißt Du das? DA. Vernimm!
    Eben packte mich der Vater, sagt' er würde heut 'ne Frau dir
    geben; auch manch andres, was zu sagen, hier der Ort nicht ist.
    Eilig lief uich gleich zu dir zum Markte, dass du es erfährst.
    Wie ich dich dort nicht finde, steig' ich einen höheren Platz hinauf,
    seh mich um: vergebens. Plötzlich seh' ich da dessen Byrria,
    frag ihn, doch er sah dich nicht. Recht ärgerlich! Was soll ich tun?
    Auf dem Rückweg scheint mir indes die Sache nicht ganz richtig. Hm!
    Wenig Gerichte! Er selbst verdrießlich! Dann die Hochzeit so unversehn!
    Widersprüchlich! PA. Wohin soll das? DA. Ich sogleich zu Chremes hin.
    Wie ich hinkomm, keine Seele vor der Tür - das freut mich schon.
    CH. Gar nicht übel! PA. Weiter! DA. Ich bleib' und sehe keinen die ganze Zeit
    weder aus- noch eingehn; keine Matrone in dem ganzen Haus;
    keinen Schmuck; auch kein Geräusch; ich näh'r mich; ich sehe hinein - PA: Versteh': gute Zeichen! DA. Scheint dir das wie eine Hochzeit auszusehn?
    PA. Nein, ich glaube kaum, Davus. DA. "Glaub kaum", sagst du? Du verstehst es falsch.
    Ganz gewiss ist's. Ferner sah ich, wie ich wegging, dass ein Bursch
    kleine Fische und Kohl für den Alten kaum für ein paar Heller bringt.
    CH. Nun, so bin ich heut durch dich gerettet. DA. So weit sind wir noch nicht.
    CH. Wie das? Diesem gibt er sie doch auf keinen Fall. DA. O närrisch Kind!
    Wird sie, wenn nicht der sie kriegt, darum notwendig deine Frau?
    Sieh dich um und bitte des Alten Freunde, schmeichle! CH. Der Rat ist gut!
    Auf denn, obgleich mich diese Hoffnung oft getäuscht hat! Lebe wohl!

    CH. Was due sagst! Noch heute, Byrrhia, wird sie Pamphilus' Frau? BY. Ja, Ja!
    CH.Woher weißt du's? BY. Ich hört's am Markt von Davus eben. CH. Weh mir, weh!
    Wie Schweben zwischen Furcht und Hoffnung mein Herz bis jetzt nur aufrecht hielt,
    so sinkt es, nun die Hoffnung hin ist, zu Boden, matt von Gram verzehrt.
    BY. Ach, Charin! Ich bitte dich, da doch, was du willst, unmöglich, so wolle, was möglich ist! CH. Nichts andres als Philumena will ich! BY. Ach!
    Besser wär, du trügest Sorge, diese Liebe zu verscheuchen,
    als umsonst mit solchen Reden noch zu schüren deine Glut.
    CH. Gesunde wissen immer leicht für Kranke guten Rat. Wenn du
    ich wärest, anders wär dir zu Mut. BY. Zu denn, nach Belieben! CH. Doch Pamphilus kommt;
    nichts lass ich unversucht, solang ich noch am Leben. BY. Was hat er im Sinn?
    CH. Ich bitt ihn selbst, ich fleh' in an, gesteh' ihm meine Liebe ein.
    Gewiss! Ich bewirke, er schiebt die Hochzeit wenigstens einige Tage auf.
    Indessen wird sich vielleicht was fügen. BY. Das "was" ist nichts. CH. Du, Byrrhia!
    Was meinst du? Geh ich zu ihm? BY.Warum nicht? Hilft's auch weiter nichts, als dass
    In dir den augemachten Galan bei seiner künftgen Frau er sieht.
    CH. Pack augenblicklich dich zum Henker mit dem schnöden Verdacht, du Schuft!
    PA. Charinus seh ich. Sei gegrüßt! CH. Du, Pamphilus, auch!
    Zu dir komm ich, suche Hoffnung, suche Rettung, Rat und Tat.
    PA. Wahrlich, ich bin nicht im Stand zu raten, und hab zu helfen keine Macht.
    Aber was gibt's? CH. Heiratest du heute? PA. Ja, es heißt so. CH. Pamphilus,
    wenn du das tust, so siehst du mich heut zum letzten Mal. PA. Wieso? CH. Ach, ich
    kann's nicht sagen; sage du's ihm, Byrrhia. BY. Wohlan! PA. Was ist's?
    BY. Deine Braut ist seine Geliebte. PA. Da sind wir ganz verschiednen Sinns.
    Aber warst du schon etwas weiter mit ihr, Charin? CH. Ach, Pamphilus,
    nein! PA. Mir wär es lieb! CH. Nun bitt ich bei unsrer Freundschaft, Liebe dich:
    Nimm sie vor allem nicht! PA. Ich werde tun, was ich kann. CH. Doch kannst du nicht,
    liegt die Hochzeit dir am Herzen... PA. Am Herzen? CH. Wenige Tage nur
    Schieb's dann auf, bis ich weg von hier, um es nicht zu sehn! PA. Nun höre mich!
    Sieh, Charin! Nach meiner Ansichtschickt sich's nicht für den wackren Mann,
    Dank für sich da zu verlangen, wo er keinen Dank verdient.
    Mehr begehr ich, dieser Heirat zu entgehn, als du sie suchst.
    CH. Neues Leben schenkst du mir! PA. Könnt ihr etwas, du und Byrria,
    Nunmehr tun, so sinnt, erfindet, bemüht euch, dass du sie bekommst. Ich bemüh mich, nicht sie zu bekommen. CH. Das ist genug! PA. Wie gut! Ich seh
    Davus: dessen Schlauheit trau ich. CH. Du aber sagst mir weiter nichts,
    als was man nicht zu wissen braucht. Packst du dich? BY. Ja, und herzlich gern.

    PA. Ist es menschlich, so zu handeln? Hat ein Vater dazu das Recht?
    MY. Was geht da vor? PA. Bei allen Göttern! Wo gibt es eine größre Schmach?!
    Er hat beschlossen, eine Frau mir heut zu geben; musst' ich das nicht
    vorher erfahren? Musst' er mir das nicht vorher ankündigen?
    MY. Ich Arme! Was erfahr' ich da?
    PA. Und Chremes, der aufgekündigt hatte seine Tochter mir anzuvertraun, hat er sich geändert, weil er mich unverändert sieht? Beeifert er sich so, mich Armen zu reißen von Glycerium?
    Geschieht das, - dann ist's aus mit mir.
    Ist wohl noch wre so jammervoll, so ganz unglücklich, wie ich es bin! Bei der Götter und Menschen Treu!
    Kann ich denn auf keine Weise Chremes' Schwägerschaft entgehn? Wie viel mal verschmäht, verachtet!Alles getan und abgetan! Eben verstoßen, holt man mich wieder! Und warum, wenn sie nicht schier
    Eine Missgeburt ist? Weil man keinem die aufsacken kann,
    kommt man zu mir.
    MY. Was ich da höre, macht mich Arme halbtot vor Angst.
    PA. Und meinen Vater begreif' ich nicht.
    So obenhin etwas so Wichtiges abzutun! Vorübergehend
    am Markte sagt' er: "Pamphilus, heute wirst du Hochzeit halten, geh
    nach Haus, bereite dich vor!" Ich meint, er sagte: "Geh und häng dich auf!"
    Ganz versteinert; - meinst du, ich hätte nur ein Wort herausgebracht,
    einen Vorwand, wenn auch läppisch, falsch und dumm? Ich war verstummt.
    Fragt nun jemand, was ich getan hätt', wenn ich es vorher gewusst?
    Etwas sicher, um dies zu vermeiden! Doch was tu ich jetzt zuerst?
    So viel Sorgen umstricken mich, die mein Herz bald hier- bald dorthin ziehn:
    Mitleid mit dieser Liebe, Kummer wegen der Hochzeit einerseits,
    dann Scheu vor dem Vater, der so nachsichtsvoll bis jetzt mich genießen ließ,
    was nur mein Herz sich wünschen mocht'. Im widerstreben! Wehe mir!
    Ich schwanke, was ich tu.
    MY. Ich Arme, fürchte, wohin das Schwanken neigt!
    Doch dringend nötig ist, dass er selbst sie spreche, oder von ihr hört;
    solang er schwankt, neigt kleiner Anstoß leicht ihn dorthin oder hier.
    PA.Wer spricht da? Mysis! Willkommen! MY. Dank, o Pamphilus! PA. Wie geht's ihr?
    MY. Ach! Du fragst? Sie liegt in Wehen; und auch bekümmert ist die Arme, weil auf heute früher die Hochzeit angesetzt war; und nun fürchtet sie, dass du sie verlässt.
    PA. Dies könnte ich versuchen je?
    Ich sollt's ertragen, dass durch mich die würde getäuscht,
    die ich unendlich liebe, die sich ganz mir gab,
    die mir unendlich teuer, die mir Gattin ist?!
    Ihr gut und keusch gebildet und gewöhntes Herz sollt' ich aus Not und Armut sich verderben sehn?!
    Nein, nimmer!
    MY. Mir wär nicht bange, läg es an dir allein.
    Doch lässt du dich auch nicht zwingen?
    PA. Schein' ich dir so schwach,
    so ganz undankbar, so gefühllos und so roh,
    dass nicht ihr Umgang, ihre Liebe, Ehrgefühl
    mich treibt und mahnt, ihr stets getreu zu sein?
    MY. Eines weiß ich: dass sie wert ist, dass du an sie denkst.
    PA. "Sie denken!" - Mysis, Mysis! Jetzt noch sind ins Herz
    die Worte mit geschrieben, die von Glycerium
    mir Chrysis sagte. Schon fast sterbend rief sie mich.
    Hin tret ich - ihr besiseite - wir allein - sie begann:
    "Mein Pamphilus, du siehst ihr Alter, ihre Gestalt,
    und weißt, wie wenig beides jetzt ihr hilft,
    um ihre Reinheit zu bewschützen und ihr Gut.
    Drum bei der Rechten fleh, bei deinem Genius,
    bei deinem Wort und bei des Mädchens Verlassenheit,
    beschwör ich dich: trenn dich nicht von ihr, verlass sie nicht!
    Wie ich dich stets wie einen leiblichen Bruder hielt,
    wie sie die höchste Liebe einzig dir geschenkt,
    und dir in allen Dingen alles zuliebe tat,
    so geb ich dich ihr zum Mann, zum Vormund, Vater, Freund.
    Dir geb ich meine Habe, vertrau sie deiner Treu."
    So gab sie jene mir; dann fasste sie der Tod.
    Ich nahm sie und werde sie wahren.
    MY. Ja, so hoff' ich auch.
    PA. Doch warum verließt du sie?
    MY. Muss die Hebamm' holen.
    PA. Eil dann! und: hörst du?
    Kein Wort von der Hochzeit, dass ihr Leid nicht noch vermehrt wird... MY. Richtig.

    Ja! Ich hab's gehört schon, Archylis: Rufen soll ich die Lesbia. -
    Nun, wahrhaftig! Diee Frau ist ganz versoffen und unbedacht
    und nicht wert gerufen zu werden bei einer ersten Niederkunft.
    Muss ich sie dennoch holen? Seh mir einer der Vettel Ungebühr!
    Einzig weil sie mit ihr säuft! O Götter, schenkt, ich bitt' euch, Glück
    Dieser Entbindung und lasst jene lieber fehlen bei anderen!
    Doch warum seh' ich Pamphilus außer sich? O weh! Was wird das sein?
    Ich warte hier zu sehn, ob diese Verwirrung nicht ein Unglück bringt.

    Wahrhaftig, Davus, jetzt ist nicht Zeit zu Säume- und zu Träumerein:
    Wenn ich des Alten Absicht mit der Hochzeit recht verstanden hab' -
    Wird da durch List nicht vorgekehrt, bin ich verloren oder mein Herr!
    Und dabei weiß ich nicht, was ich tu: ob ich Pamphilus helf', ob dem Alten folg'.
    Verlass ich jenen, fürcht ich ein Unglück; helf' ich, fürcht ich des Alten Drohn;
    und dem ist schwer was weiszumachen; denn er kennt die Liebschaft schon
    und passt mir peinlich auf, dass ich bei der Hochzeit nicht in die Quer' ihm komm'.
    Wenn er was merkt, ist's aus mit mir; ja, wenn's ihm beliebt, bricht er's vom Zaun
    und schleudert - sei's mit Recht, sei's unrecht - kopfüber in die Mühle mich.
    Zu all dem Übel kommt nun dies noch: die Andrierin
    Sei's Pamphilus Frau oder Freundin, ist schwanger von ihm
    und anzuhören lohnt's der Müh', wie keck sie sind;
    denn nur Verrückten, nicht Verliebten fiel das ein:
    "Was auch zur Welt kommt, er erkennt's als legitim."
    Und nun ersinnen sie zusammen noch einen Kniff:
    Sie sei athenische Bürgerin: "Es war einmal
    ein alter Kaufmann - Schiffbruch litt bei Andros der -
    fand dort den Tod - als Kind ans Land gespült, verwaist,
    Hab' Chrysis' Vater sie aufgenommen" - Fabelei!
    Wenigstens mir ist's nicht wahrscheinlich; doch ihnen scheint es gut erdacht.
    Doch Mysis kommt von dort; ich aber geh' zum Markt,
    um Pamphilus zu sehn, dass der Alte nicht unversehns ihn überrascht.

    SI. Mir ist kein Zweifel, dass mein Sohn die Frau nicht will.
    Denn solch ein Schrecken fiel auf Davus, wie er hört,
    dass heut die Hochzeit sein soll. Doch da kommt er selbst.
    DA. Es soll mich wundern, wenn das so abging; immer fürchtet' ich, wo
    des Herrn Geduld ein Ende nimmt.
    Obgleich er schon gehört hat, dass die Frau dem Sohn verweigert wird,
    So sagt er doch keinem von uns ein Wort und zeigt uns keine Empfindlichkeit.
    SI. Doch jetzt wird er's und ich denke, dass es dir schlecht bekommen soll.
    DA. So wollt er, dass wir unversehns in falsche Freude eingelullt
    Voll Hoffnung, furchtlos eingeschlafen, urplötzlich würden überrascht,
    Und nichts mehr sich ersinnen ließ, um dieser Hochzeit zu entgehn!
    Sehr schlau! SI. Was schwatzt der Galgenstrick? Der Herr ist's und ich sah ihn nicht!
    SI. Davus! DA. Was gibt's? SI. Hierher! DA. Was will er? SI. Was sagst du? DA. Ich? Wovon? SI. Du fragst?
    Mein Sohn, heißt's allgemein, sei verliebt. DA. Höchst wichtig freilich für das Volk!
    SI. Nun, gibst du Achtung? DA. Ja, ganz Ohr! SI. Doch wär's vom Vater ungerecht,
    danach zu forschen; denn mich kümmert nicht, was vorher er getan:
    Solang die Zeit gepasst hat, mocht er leben, wie's ihm gefiel.
    Doch dieser Tag bringt andres Leben, fordert eine andre Art.
    Jetzt fordr' ich, Davus, ja - willst du - bitt ich, dass er sich weiter zum Rechten kehrt.
    Was heißt das? Alle Verliebten entschließen ungern sich zu einer Frau.
    DA. So sagt man. SI. Hat nun einer einen Schurken zum Lehrer obendrein,
    So wendet er sein krankes Herz zur schlechten Seite größtenteils.
    DA. Gewiss! Ich versteh' dich nicht. SI. Nicht? Hm! DA. Nein, Davus bin ich, nicht Oedipus.
    SI. So soll ich mit dürren Worten sagen, was dahintersteckt? DA. Ei ja!
    SI. Wenn heut ich merke, dass bei dieser Hochzeit du
    nur einen Kniff probierst, sie zu verhinderen
    oder um dabei zu zeigen deine Verschlagenheit,
    so wirst du mit Ruten traktiert und verbleibst in der Mühle bis an dein selig End,
    mit dem Wahrzeichen, dass, mach' ich dich los, ich selbst statt deiner mahlen muss.
    Wie nun? Verstehst du? Oder auch jetzt noch nicht genug? DA. Nein, übergnug!
    So hast du das Ding beim wahren Namen ohne Rückhalt jetzt genannt.
    SI. In allem will ich lieber mich betrügen lassen als gerade hier.
    DA. Kein böses Wort! SI. Du spottest noch? Du foppst mich nicht! Ich sag' dir: Sei
    nicht unbedacht! Sag' nicht, es sei dir nicht vorhergesagt! Hüt' dich!

    SI. Ihr, tragt mir dies ins Haus! - Nun geht! - Du, Sosia,
    bleib hier! Nur auf ein Wort! SO. Nimms's für gesagt:
    Du meinst, dass das gut besorgt wird? SI. Ganz was andres. SO. Nun?
    Was könnte meine Kunst denn Größres für dich tun?
    SI. Nicht brauch ich deine Kunst, zu dem, was ich im Sinn
    hab', sondern das vielmehr, was stets ich bei dir fand:
    Treu und Verschwiegenheit. SO. Du machst mich ganz gespannt.
    SI. Du weißt, dass, seit ich dich gekauft, dein Sklavendienst
    von Jugend auf stets leicht und milde war bei mir.
    Und weil du mir gedient hast frei und ohne Zwang,
    erhob ich dich vom Sklaven zum Freigelassenen.
    Den höchsten Lohn, den ich hatte, gab ich dir dafür.
    SO. Ich hab' es nicht vergessen. SI. Mich reut's ja nicht. SO. Mich freut,
    Simo, wenn ich was tat oder tu', was dir gefällt,
    und ich bin dir dankbar, wenn es dir zu Dank geschah.
    Doch das ist mir lästig. Denn ein solch Aufzählen klingt,
    fast wie ein Vorwurf der Undankbarkeit für mich.
    Sag lieber in einem Wort: Was ist's, was du begehrst?
    SI. Wohlan! Vor allem sag' ich dir zuerst denn dies:
    Mit dem Hochzeitsfest, an das du denkst, ist nicht es Ernst.
    SO. Wozu den Schein dann? SI. Höre alles von Anfang an:
    Des Sohnes Treiben wirst du so und meinen Plan
    erkennen, und was dabei von dir zu leisten ist.
    Seit jener ins Jünglingsalter trat, mein Sosia,
    und freier leben durfte, - vorher konnte man
    Doch seinen Charakter weder erkennen noch durchschaun,
    da Alter, Aufsicht, Furcht ihn zügelten, - SO. So ist's.
    SI. da tat er, - was doch fast die meisten Jünglinge tun:
    Dass sie ihr Herz an etwas hängen, Pferde sich
    Zu ziehn oder Hunde zur Jagd oder an Philsosophie -
    Von allem diesem tat er nichts mit Leidenschaft
    vor anderem und alles wieder doch mit Maß.
    Das freute mich. SO. Und mir scheint mit Recht: denn im Leben ist,
    scheint mir, nichts nützlicher als: nie etwas zu viel!
    SI. So lebt' er, schickt in alle leicht und duldsam sich.
    Mit wem er zusammen war, dem widmet' er sich ganz,
    Fügt' sich nach seinen Wünschen, war keinem in dem Weg,
    Stellt' nie sich an die Spitze. So erwirbt man Lob
    am leichtesten sich ohne Neid und Freunde auch.
    SO. Da hat er's klug gemacht, denn heutzutage schafft
    nur Nachsicht Freunde, Wahrheit nichts als Hass.
    SI. Indessen ist ein Weib - nun sind's drei Jahre wohl -
    aus Andros hergezogen, hier in unsre Näh',
    durch Not und der Verwandten Lässigkeit
    gedrückt, in blühender Jugend, von herrlicher Gestalt.
    SO. Ich fürchte, die aus Andros bringt ein Unglück mit.
    SI. Erst führte sie ein ehrbar Leben, sparsam und
    selbst hart; ernährte sich mit Spinnen und Weben nur.
    Doch als Verliebte kamen, Geld geboten ward
    von einem und andrem - wie ja aller Menschen Sinn
    gar leicht von Arbeit zu Genuss hinüberneigt -
    so ließ sie sich's gefallen; dann ward's zum Erwerb.
    Und die sie liebten, nahmen einmal - wie's ja geht -
    auch meinen Sohn mit, um in ihrem Kreis zu sein.
    Da dacht' ich gleich bei mir: "Nun zappelt er im Netz,
    den hat's erwischt." Früh gab ich auf die Sklaven acht,
    die kamen oder gingen, fragte sie: "Hör, Bursch!
    Sag, Lieber! Wer hatte Chrysis gestern?" - denn so hieß
    dies Mädchen aus Andros -. SO. Richtig! SI: "Phaedrus, Clinias
    oder auch Niceratus" hieß es; - denn die liebten da
    zugleich sie - "He! und Pamphilus? Hm?" - "Der schmauste mit
    und zahlte für sein Teil". Das freute mich. Ich fragt'
    ein andermal; erfahre so, dass Pamphilus
    ganz unbeteiligt; da dacht' ich denn, er sei genug
    erprobt, ein wahres Muster von Enthaltsamkeit.
    Denn wer mit Menschen solcher Art in Berührung kommt,
    und doch zu diesen Dingen sich nicht reizen lässt,
    der, glaub mir, kann sein Leben ordnen schon allein.
    Nicht mir allein gefiel dies, alle wünschten mir
    einstimmig Glück dazu und rühmten mein Geschick,
    dass einen Sohn ich hätte von so wackrem Sinn.
    Wozu der Worte? Trieb doch Chremes dieser Ruf,
    von selbst zu kommen und die einzge Tochter mir
    mit großer Mitgift anzutragen für den Sohn.
    Gern nahm ich's an, und heute sollte Hochzeit sein.
    SO. Was hindert denn, sie zu vollziehn? SI So hör' es nur! -
    Wohl einige Tage drauf, als dies beschlossen war,
    starb Chrysis, unsre Nachbarin - SO. O, wie gut! Ich bin
    ganz froh! Die Chrysis hat mir Angst gemacht. SI. Nun war
    mein Sohn mit der Chrysis Freunden oft in jenem Haus,
    besorgte mit die Leiche; traurig ließ er oft
    wohl eine Träne fallen. Dies gefiel mir wohl.
    Ich dachte: "Wenn um einen kurzen Umgang nur
    er ihren Tod sich so zu Herzen nimmt, wie wär's,
    hätt' er sie geliebt? Was wird er mir, dem Vater, tun?"
    Ich glaubte, der ganze Anteil sei nur ein Beweis
    von seiner Güte, Sanftmut. Doch was zögr' ich lang?
    Um seinetwegen folgt' ich selbst dem Leichenzug,
    nichts Arges noch vermutend. SO. Nun, was ist's? SI. Vernimm!
    Man trägt sie heraus, wir gehn; da seh ich bei den Frau'n,
    die da zugegen, ein junges Mädchen von ungefähr,
    von Gestalt... SO. Vielleicht wohl hübsch? SI. und Gesicht - o Sosia! -
    so unschuldsvoll, so allerliebtst, gibt nichts es mehr.
    Weil sie mir mehr zu klagen als die andern schien
    und weil auch ihre Gestalt durh Anstand, Adel sich
    auszeichnete, so nähert' ich ihren Begleitern mich
    und fragt', wer sie sei: "Der Chrysis Schwester!" hieß es da.
    Das fiel mir gleich aufs Herz: "Ei, ei, da haben wir's!
    Daher die Tränen! Dieses ist das Mitgefühl!"
    SO. Wie fürcht ich, wie das noch endet! SI. Währenddessen ging
    der Zug voran; wir folgen; kommen an beim Grab.
    Man legt die Leiche auf das Feuer, weint; indes
    trat diese Schwester unbedacht mit ziemlich viel
    Gefahr dem Feuer zu nah. Da gab, ganz außer sich,
    die gut verhehlte Liebe Pamphilus plötzlich kund:
    Er eilet, schlingt die Arme um des Mädchens Leib,
    "Glycerium," ruft er, "was ist das? Suchst du den Tod?"
    Sie - so dass leicht man ihre vertraute Liebe sah -
    warf weinend sich zurück ganz traulich an seine Brust.
    SO. Was du sagst! SI. Verdrießlich und voll Zorn geh' ich zurück.
    Doch war nicht Grund genug zum Schelten. Wenn er sprach:
    "Was hab ich getan, verbrochen, Vater, worin gefehlt?
    Gehindert hab' ich sie, dass sie ins Feuer sprang,
    hab' sie gerettet" - so muss man's gelten lassen. SO. Ganz
    und gar; denn tadelst du den, der ein Leben rettete,
    was willst du dem tun, welcher Schaden und Unglück schafft?
    SI. Am Morgen drauf kommt schreiend Chremes mir ins Haus:
    Entsetzlich sei's! Er höre, Pamphilus halte sich
    die Fremde ganz als Frau. Ich leugne, was ich kann,
    dass dies so sei; doch er besteht darauf; kurz, wir gehn
    so voneinander, dass er erklärt, er würde ihm
    sein Kind nicht geben. SO. Hast du nicht da den Sohn...? SI. Auch dies
    ist nicht hinreichender Grund zum Schelten. SO. Ei, wieso?
    SI. "Du selbst hast diesen Dingen, Vater, ein Ziel gesetzt:
    Die Zeit ist nah, wo ich andrer Sinn mich fügen muss;
    bis dahin lass mich leben noch nach meinem Sinn."
    SO. Wo bleibt dir denn zum Schelten noch Gelegenheit?
    SI. Wenn wegen der Liebschaft er die Frau nicht nehmen will,
    die Unbill erst, begeht er sie, ist strafenswert.
    Und jetzt erstreb' ich, dass die falsche Hochzeit mir,
    wenn er sich sträubt, den wahren Grund zum Schelten gibt.
    Auch dass der Schurke Davus, weiß er einen Kniff,
    ihn jetzt verbraucht, wo seine Ränk' unschädlich sind.
    Denn der, wahrhaftig! wird sich mir mit Hand und Fuß
    entgegen stemmen, mehr sogar mir zum Verdruss
    als meinem Sohn zulieb. SO. Warum? SI. Du fragst noch gar?
    Ein Bösewicht von Kopf bis zu Füßen! Doch treff ich ihn...!
    Mit einem Wort: wenn es nach meinem Wunsche geht,
    das heißt, wenn Pamphilus nicht widerstrebt, so bleibt
    nur Chremes zu erbitten, und das, hoff' ich, glückt.
    Dein Amt ist nun: du richtest die Hochzeit täuschend ein,
    erschreckst den Davus auch, gibst acht auf meinen Sohn,
    was er treibt und welchen Plan er mit jenem fasst. SO. Genug!
    Ich richt es aus. SI. Nun komm ins Haus: geh vor! ich komm.

    Der Dichter meinte, als er zum Schreiben sich entschloss,
    Für weiter hab' er nichts zu sorgen, als dass dem Volk
    Die Stücke gut gefielen, die er dichtete:
    Doch sieht er jetzt, dass es bei weitem anders geht.
    Denn mit Prologeschreiben verdirbt er seine Zeit,
    Nicht um den Stoff zu erzählen, nein der Lästerung
    Eines alten boshaften Dichters zu entgegenen.
    Jetzt, bitt' ich, gebet acht, was man zur Last ihm legt.
    Menander schrieb eine Andria und Perinthia:
    Wer eine nur genau kennt, kennt sie alle zwei:
    Im Inhalt nicht sehr ungleich, weichen sie jedoch
    Im Ausdruck und im Stile voneinander ab.
    Was passte, nahm - gesteht der Dichter - aus der Perinthia
    Er in die Andria und gebraucht's, als wär' es sein.
    Dies nun verdammen sie und ereifern sich mit Macht:
    "Komödien zu versudeln, sei gewissenlos".
    Wird da nicht der Verstand zu barem Unverstand?
    Die den verklagen, klagen Naevius, Plautus an
    Und Ennius, die der Unsre als Vorbilder hat:
    Die lieber er nachahmt in ihrer Lässigkeit
    Als jene in ihrer knechtischen Beflissenheit.
    Jetzt rat' ich, dass man ruht und die Schandworte spart,
    Damit die eigenen Schandtaten man nicht hört.
    Habt Gunst! Seid unparteiisch! Höret mit Bedacht,
    Damit Ihr entscheidet, ob sich hoffen lässt, dass die
    Lustspiele, die der Dichter ferner schreibt, des Sehns
    Nicht unwert oder unbesehn zu verdammen sind.

    Der Leiter der Truppe trat nach vorne und hielt zunächst eine kleine Ansprache: "Seid gegrüßt, Bürger dieser Stadt! Wir möchten Euch zu diesem Theatrum gratulieren. Erlaubt uns heute ein Stück von Terenz vorzuführen.
    Dies ist das erste Stück des Dichters, aufgeführt an den Megalensia unter den kurulischen Aedilen Marcus Fulvius, Manius Acilius Glabrio, Quintus Minucius Valerius. Die Aufführung besorgten Lucius Atilius Praenestinus und Lucius Ambivius Turpio. Die Musik schrieb Flaccus, der Sohn des Claudius für gleiche linke oder rechte Flöten. Das Stück ist durch und durch griechisch. Herausgegeben wurde es unter dem Konsulat des Marcus Marcellus und Gaius Sulpicius.
    Und dies, wertes Publikum, soll Euch und dem Theatrum nun zu Ehren gereichen!"


    Die Truppe trat auf und das Stück begann.



    Sim-Off:


    SIMO, Athener, Vater des Pamphilus
    SOSIA, Freigelassener des Simo, sein Koch
    DAVUS, Sklave des Simo, besonders im Dienst des Sohnes
    MYSIS, Magd der Andrierin
    PAMPHILUS, Sohn des Simo
    CHARINUS, Freund des Pamphilus
    BYRRIA, Sklave des Charinus
    LESBIA, eine Hebamme
    GLYCERIUM, Geliebte des Pamphilus, verlorene Tochter des Chremes
    CHREMES, Alter Athener, Freund des Simo, Vater der Glycerium
    CRITO, ein Fremder aus Andros
    DROMO, Sklave des Simo (stumme Person)
    (CANTOR, Sprecher des Schlusswortes)

    SCHAUPLATZ: Zwei Häuser in einer Straße in Athen: Rechts das des SImo, links das der Glycerium. Vor den Häusern ein bekränzter Altar. Die Straße führt nach rechts zum Markt, nach links in den Hafen.

    "Sei gegrüßt! Ich bin der Leiter der Theatergruppe aus Mogontiacum und würde gerne erfahren, wo wir hin müssen für die Aufführung." Der Mann neigte leicht sein Haupt und sprach ein wenig wie auf der Bühne. Gewohnheiten wurde man nicht so schnell los.