SI. Ihr, tragt mir dies ins Haus! - Nun geht! - Du, Sosia,
bleib hier! Nur auf ein Wort! SO. Nimms's für gesagt:
Du meinst, dass das gut besorgt wird? SI. Ganz was andres. SO. Nun?
Was könnte meine Kunst denn Größres für dich tun?
SI. Nicht brauch ich deine Kunst, zu dem, was ich im Sinn
hab', sondern das vielmehr, was stets ich bei dir fand:
Treu und Verschwiegenheit. SO. Du machst mich ganz gespannt.
SI. Du weißt, dass, seit ich dich gekauft, dein Sklavendienst
von Jugend auf stets leicht und milde war bei mir.
Und weil du mir gedient hast frei und ohne Zwang,
erhob ich dich vom Sklaven zum Freigelassenen.
Den höchsten Lohn, den ich hatte, gab ich dir dafür.
SO. Ich hab' es nicht vergessen. SI. Mich reut's ja nicht. SO. Mich freut,
Simo, wenn ich was tat oder tu', was dir gefällt,
und ich bin dir dankbar, wenn es dir zu Dank geschah.
Doch das ist mir lästig. Denn ein solch Aufzählen klingt,
fast wie ein Vorwurf der Undankbarkeit für mich.
Sag lieber in einem Wort: Was ist's, was du begehrst?
SI. Wohlan! Vor allem sag' ich dir zuerst denn dies:
Mit dem Hochzeitsfest, an das du denkst, ist nicht es Ernst.
SO. Wozu den Schein dann? SI. Höre alles von Anfang an:
Des Sohnes Treiben wirst du so und meinen Plan
erkennen, und was dabei von dir zu leisten ist.
Seit jener ins Jünglingsalter trat, mein Sosia,
und freier leben durfte, - vorher konnte man
Doch seinen Charakter weder erkennen noch durchschaun,
da Alter, Aufsicht, Furcht ihn zügelten, - SO. So ist's.
SI. da tat er, - was doch fast die meisten Jünglinge tun:
Dass sie ihr Herz an etwas hängen, Pferde sich
Zu ziehn oder Hunde zur Jagd oder an Philsosophie -
Von allem diesem tat er nichts mit Leidenschaft
vor anderem und alles wieder doch mit Maß.
Das freute mich. SO. Und mir scheint mit Recht: denn im Leben ist,
scheint mir, nichts nützlicher als: nie etwas zu viel!
SI. So lebt' er, schickt in alle leicht und duldsam sich.
Mit wem er zusammen war, dem widmet' er sich ganz,
Fügt' sich nach seinen Wünschen, war keinem in dem Weg,
Stellt' nie sich an die Spitze. So erwirbt man Lob
am leichtesten sich ohne Neid und Freunde auch.
SO. Da hat er's klug gemacht, denn heutzutage schafft
nur Nachsicht Freunde, Wahrheit nichts als Hass.
SI. Indessen ist ein Weib - nun sind's drei Jahre wohl -
aus Andros hergezogen, hier in unsre Näh',
durch Not und der Verwandten Lässigkeit
gedrückt, in blühender Jugend, von herrlicher Gestalt.
SO. Ich fürchte, die aus Andros bringt ein Unglück mit.
SI. Erst führte sie ein ehrbar Leben, sparsam und
selbst hart; ernährte sich mit Spinnen und Weben nur.
Doch als Verliebte kamen, Geld geboten ward
von einem und andrem - wie ja aller Menschen Sinn
gar leicht von Arbeit zu Genuss hinüberneigt -
so ließ sie sich's gefallen; dann ward's zum Erwerb.
Und die sie liebten, nahmen einmal - wie's ja geht -
auch meinen Sohn mit, um in ihrem Kreis zu sein.
Da dacht' ich gleich bei mir: "Nun zappelt er im Netz,
den hat's erwischt." Früh gab ich auf die Sklaven acht,
die kamen oder gingen, fragte sie: "Hör, Bursch!
Sag, Lieber! Wer hatte Chrysis gestern?" - denn so hieß
dies Mädchen aus Andros -. SO. Richtig! SI: "Phaedrus, Clinias
oder auch Niceratus" hieß es; - denn die liebten da
zugleich sie - "He! und Pamphilus? Hm?" - "Der schmauste mit
und zahlte für sein Teil". Das freute mich. Ich fragt'
ein andermal; erfahre so, dass Pamphilus
ganz unbeteiligt; da dacht' ich denn, er sei genug
erprobt, ein wahres Muster von Enthaltsamkeit.
Denn wer mit Menschen solcher Art in Berührung kommt,
und doch zu diesen Dingen sich nicht reizen lässt,
der, glaub mir, kann sein Leben ordnen schon allein.
Nicht mir allein gefiel dies, alle wünschten mir
einstimmig Glück dazu und rühmten mein Geschick,
dass einen Sohn ich hätte von so wackrem Sinn.
Wozu der Worte? Trieb doch Chremes dieser Ruf,
von selbst zu kommen und die einzge Tochter mir
mit großer Mitgift anzutragen für den Sohn.
Gern nahm ich's an, und heute sollte Hochzeit sein.
SO. Was hindert denn, sie zu vollziehn? SI So hör' es nur! -
Wohl einige Tage drauf, als dies beschlossen war,
starb Chrysis, unsre Nachbarin - SO. O, wie gut! Ich bin
ganz froh! Die Chrysis hat mir Angst gemacht. SI. Nun war
mein Sohn mit der Chrysis Freunden oft in jenem Haus,
besorgte mit die Leiche; traurig ließ er oft
wohl eine Träne fallen. Dies gefiel mir wohl.
Ich dachte: "Wenn um einen kurzen Umgang nur
er ihren Tod sich so zu Herzen nimmt, wie wär's,
hätt' er sie geliebt? Was wird er mir, dem Vater, tun?"
Ich glaubte, der ganze Anteil sei nur ein Beweis
von seiner Güte, Sanftmut. Doch was zögr' ich lang?
Um seinetwegen folgt' ich selbst dem Leichenzug,
nichts Arges noch vermutend. SO. Nun, was ist's? SI. Vernimm!
Man trägt sie heraus, wir gehn; da seh ich bei den Frau'n,
die da zugegen, ein junges Mädchen von ungefähr,
von Gestalt... SO. Vielleicht wohl hübsch? SI. und Gesicht - o Sosia! -
so unschuldsvoll, so allerliebtst, gibt nichts es mehr.
Weil sie mir mehr zu klagen als die andern schien
und weil auch ihre Gestalt durh Anstand, Adel sich
auszeichnete, so nähert' ich ihren Begleitern mich
und fragt', wer sie sei: "Der Chrysis Schwester!" hieß es da.
Das fiel mir gleich aufs Herz: "Ei, ei, da haben wir's!
Daher die Tränen! Dieses ist das Mitgefühl!"
SO. Wie fürcht ich, wie das noch endet! SI. Währenddessen ging
der Zug voran; wir folgen; kommen an beim Grab.
Man legt die Leiche auf das Feuer, weint; indes
trat diese Schwester unbedacht mit ziemlich viel
Gefahr dem Feuer zu nah. Da gab, ganz außer sich,
die gut verhehlte Liebe Pamphilus plötzlich kund:
Er eilet, schlingt die Arme um des Mädchens Leib,
"Glycerium," ruft er, "was ist das? Suchst du den Tod?"
Sie - so dass leicht man ihre vertraute Liebe sah -
warf weinend sich zurück ganz traulich an seine Brust.
SO. Was du sagst! SI. Verdrießlich und voll Zorn geh' ich zurück.
Doch war nicht Grund genug zum Schelten. Wenn er sprach:
"Was hab ich getan, verbrochen, Vater, worin gefehlt?
Gehindert hab' ich sie, dass sie ins Feuer sprang,
hab' sie gerettet" - so muss man's gelten lassen. SO. Ganz
und gar; denn tadelst du den, der ein Leben rettete,
was willst du dem tun, welcher Schaden und Unglück schafft?
SI. Am Morgen drauf kommt schreiend Chremes mir ins Haus:
Entsetzlich sei's! Er höre, Pamphilus halte sich
die Fremde ganz als Frau. Ich leugne, was ich kann,
dass dies so sei; doch er besteht darauf; kurz, wir gehn
so voneinander, dass er erklärt, er würde ihm
sein Kind nicht geben. SO. Hast du nicht da den Sohn...? SI. Auch dies
ist nicht hinreichender Grund zum Schelten. SO. Ei, wieso?
SI. "Du selbst hast diesen Dingen, Vater, ein Ziel gesetzt:
Die Zeit ist nah, wo ich andrer Sinn mich fügen muss;
bis dahin lass mich leben noch nach meinem Sinn."
SO. Wo bleibt dir denn zum Schelten noch Gelegenheit?
SI. Wenn wegen der Liebschaft er die Frau nicht nehmen will,
die Unbill erst, begeht er sie, ist strafenswert.
Und jetzt erstreb' ich, dass die falsche Hochzeit mir,
wenn er sich sträubt, den wahren Grund zum Schelten gibt.
Auch dass der Schurke Davus, weiß er einen Kniff,
ihn jetzt verbraucht, wo seine Ränk' unschädlich sind.
Denn der, wahrhaftig! wird sich mir mit Hand und Fuß
entgegen stemmen, mehr sogar mir zum Verdruss
als meinem Sohn zulieb. SO. Warum? SI. Du fragst noch gar?
Ein Bösewicht von Kopf bis zu Füßen! Doch treff ich ihn...!
Mit einem Wort: wenn es nach meinem Wunsche geht,
das heißt, wenn Pamphilus nicht widerstrebt, so bleibt
nur Chremes zu erbitten, und das, hoff' ich, glückt.
Dein Amt ist nun: du richtest die Hochzeit täuschend ein,
erschreckst den Davus auch, gibst acht auf meinen Sohn,
was er treibt und welchen Plan er mit jenem fasst. SO. Genug!
Ich richt es aus. SI. Nun komm ins Haus: geh vor! ich komm.