Beiträge von Theatrum Germanica

    Hermes. Trygäos. Der Chor. Die Friedensgöttin. Opora. Theoria.


    Trygäos
    O hehre Traubenspenderin, wie grüß' ich dich!
    Wo nehm' ich's her, das Zehentausendfuderwort,
    Um dich zu grüßen? Denn ich habe kein's daheim.
    Opora, Heil dir! Sei gegrüßt, Theoria!
    Welch lieblich Antliz hast du doch, Theoria!
    Wie duftest du, wie lieblich, bis in's Herz hinein,
    So wonnig süß, wie Waffenruh und Nardenöl!


    Hermes
    Und wahlich gar nicht einem Kriegstornister gleich.


    Der Chor
    Pfui vor des eklen Söldlings, eklem Kriegsgepäck!
    Da duftet's ja nach Zwiebelessigrülpsen nur,
    Und hier nach Ernte, Luftgelag, Dionysosfest,
    Schalmei'n, Tragödien, Sophokles, Krammtsvögelchen,
    Nach Berschen aus Euripedes -


    Trygäos
    Das büßest du,
    Die Göttin so zu läßtern! Denn sie liebt gewiß
    Den Dichter nicht mit seinen Anwaltsrednerei'n.


    Der Chor
    Weinschläuchen, Epheu, Lämmerblöken auf der Trift,
    Geschürzten Frauen, eilend auf das Feld hinaus,
    Betrunknen Dirnen, umgestürztem Trinkgeschirr,
    Und vielem andern Guten.


    Hermes
    Auf, betrachte nur,
    Wie traulich dort die Städte, wieder ausgesöhnt,
    Zusammenplaudern, wie sie lachen frohes Sinns,
    Obgleich von Striemen grausenhaft die Haut zerfleischt
    Gesammt und sonders, und mit Schröpfhütlein behängt!


    Trygäos
    Nun sieh dir auch die Gesichter an im Publikum:
    Daran erkennst du jed Gewerb.


    Hermes
    Abah, du Schelm!
    Gewahrst du nicht, wie dort der Helmbuschbinder sich
    Das eigne Haar zaust, und der Hackenmacher hier
    Dem Meister Schwertner in's Gesicht den Schwefel bläst?


    Trygäos
    Und der Sensenmacher, siehst du wohl, wie der sich freut,
    Wie der dem Nachbar Lanzenschäfter Esel bohrt?


    Hermes
    Auf, schicke nun die Landbesteller wieder heim!


    Trygäos
    Ihr Völker, hört! Die Landbesteller schick' ich heim.
    Nehmt eure Feldgeräthe, zieht auf's Land hinaus
    Ungesäumt und ohne Wurfspeer, ohne Lanz' und ohne Schwert!
    Aller Orten waltet hier jetzt Friede, wie zur alten Zeit;
    Gehe Jeder denn zu Arbeit auf das Feld und juble laut!


    Der Chor
    Holder Tag, von allen Guten und dem Landmann heißersehnt!
    Fröhlich, nun ich dich gesehen, grüß' ich meine Reben dort:
    Auch ihr Feigenbäume, dich ich selbst gepflanzt, ein Knabe noch,
    Wie verlangt mich's, euch zu grüßen nach so langer, langer Zeit!


    Trygäos
    Nun, o Männer laßt zuerst uns mit Gebet uns wenden hier
    An die Götter, die von Helmbusch uns erlöst und Gorgobild!
    Ungesäumt dann zieh'n wir alle friedlich heim nach Haus und Hof,
    Wann wir erst ein gutes Stückchen Pökelfleisch für's Land gekauft.


    der Chor stellt sich auf.


    Hermes
    Großer Zeus, wie wallt so stattlich dort der Menschenschwarm dahin,
    Großer Zeus und festgeknetet, wie Gebäck und Volksgelag!


    Trygäos
    Ja bei Zeus, denn hergerüstet ist die Hacke glänzendhell,
    Und die dreigezackten Karste leuchten blank im Sonnenlicht;
    Stattlich, traun, in Wechselreihen ragten sie, wie Reb' und Baum!
    Drum verlangt's auch mich so herzlich, auf das Feld hinauszugeh'n,
    Und einmal mein Gütchen wieder umzuschaufeln mit dem Karst.
    Auf denn, eingedenk, o Männer,
    Sei der alten Art und Sitte,
    Welche sie euch einst gewährte,
    Jenes eingemachten Obstes,
    Jener Feigen, jener Myrten,
    Jenes ersten süßen Mostes,
    Auch des Veilchenbeets am Brunnen,
    Auch der Ölbäum' unsrer Sehnsucht:
    Alles dessen
    Fromm gedenkend, weiht, o Männer,
    Preis und Dank der Göttin hier!


    Der Chor
    Heil, o Heil dir, Theuerste!
    Welche Wonn' uns, daß du kamest!
    Sehnsuchtsvoll harrt' ich dein:
    Denn mich trieb's lange schon,
    Auf das Land heimzuzieh'n.
    Denn du warst der größte Segen,
    Heißersehnte, stets für uns
    Alle, die, ohne Harm
    Lebend, ihr Feld gebaut.
    Uns Nuzen schafftest du allein.
    Vieles ja gewährte dein
    Walten uns, des Guten Vieles,
    Ungekauft, gerngegönnt.
    Ja, du warst uns Feldbestellern
    Gnadenhort und Gerstenmus.
    Darum beut, frischumlaubt,
    Reb' am Stock, Feig' am Baum,
    Alles, was keimt und sproßt,
    Zum Emfpang lachend dir frohen Gruß.


    Der Chorführer


    zu Hermes


    Aber wo die lange Zeit durch unsre Göttin fern von uns
    Weilte, davon gib mir Kunde, du der Götter gütigster!


    Hermes
    Ihr veramrmten Landbesteller, achtet meiner Rede wohl,
    Wollt ihr anders gründlich hören, wie die Göttin euch entschwand.
    Alles Unheils Quelle war das Mißgeschick des Pheidias.
    Perikles darauf, besorgend, daß er theile gleiches Loos -
    Denn vor eurem Zorne bangt' ihm, eurer bissigen Natur -
    Sezte schnell die Stadt in Flammen, eh' ihn selbst das Schlimme traf.
    Durch das eingeworfne Fünklein, jenen Schluß ob Megara's,
    Blies er an so große Kriegsflamme, daß vom Rauch sofort
    Allem Volk die Augen thränten, fern und nahe, dort und hier.
    Kaum vernahm davon der Weinstock, fuhr er alsbald knatternd auf,
    Kaum das Faß, vom Schlag getroffen, schlug im Zorn auf's andre Faß;
    Nirgend war ein Ziel des Haders, und die Göttin schwand hinweg.


    Trygäos
    Bei'm Apollon, noch von Niemand hab' ich sowas je gehört,
    Wußte nie, daß mit der Göttin Pheidias verbunden sei.


    Der Chor
    Wußten's auch noch nicht bis heute. Darum war sie wohl so schön,
    Weil sie Pheidias verwandt ist. Unser Eins weiß wenig doch!


    Hermes
    Als darauf die Städte hörten, deren Oberherrn ihr wart,
    Wie erboßt ihr auf einander wärt und euch die Zähne wiest,
    Woben sie, die Steuern fürchtend, alle Ränke wider euch,
    Und gewannen der Lakonen größte Männer durch ihr Gold
    Diese nun, voll schnöder Habsucht, und verhöhnend Fremdlinge,
    Stießen frech hinaus die Göttin, griffen hastig nach dem Krieg.
    Und darauf ward ihre Habgier auch der Landbesteller Fluch.
    Denn die Schiffe, die wir rächend ausgesendet, zehrten dort
    Leuten auch, die nichts verschuldet, gierig alle Feigen auf.


    Der Chor
    Und gewiß mit vollem Recht, auch weil sie meinen Feigenbaum
    Ausgehau'n, den ich mit eigner Hand gepflanzt und aufgenährt.


    Trygäos
    Ja mit allem Recht, o Lieber, weil sie mein Sechsscheffelfaß,
    Voll von Korn, auch mir mit Steinen frech genug zerschmetterten.


    Hermes
    Als darauf das Bauernvolk zur Stadt herein vom Lande kam,
    War es auf dieselbe Weise hier verkauft und merkte nichts.
    Aber missend seine Trauben, seinen Feigen zugethan,
    Sah es hoffend auf die Redner. Diese, wenn sie gleich erkannt,
    Wie der arme Mann in Noth war, dem gebrach sein täglich Brod,
    Trieben schreiend unsre Göttin mit des Wortes Gabeln aus,
    Ob sie schon, nach diesem Land sich sehnend, oft sich blicken ließ.
    War der Bundesgenossen Einer fett und reich, der ward gezwackt,
    Und als Schuld ihm angedichtet: "dieser hält's mit Brasidas."
    Ihr sodann, wie kleine Hunde, packtet und zerrisset ihn.
    Denn die Stadt, gebleicht von Hunger, saß in Angst und Sorge da;
    Was man ihr verläumdend hinwarf, Alles aß sie gierig auf.
    Als die Bundesfreunde sah'n, wie Schlag auf Schalg die Fremden traf,
    Stopften sie den argen Thätern ungesäumt mit Gold den Mund;
    Diese wurden reiche Leute, während (und ihr merktet nichts)
    Hellas öd' und ausgeleert ward. Und die Schuld an all dem
    Trug der Gerber -


    Trygäos
    Schweig' , o schweige, hoher Hermes; nichts davon!
    Laß den Lederhändler drunten ruhig liegen, wo er liegt!
    Denn er ist nicht mehr der Unsre; die allein gehört er an.
    Was du denn dem Manne nachsagst,
    War er auch ein Schalk im Leben,
    Und ein Schwäzer und ein Laurer,
    Und ein Zänker und ein Stänker,
    Dieses alles sammt und sonders
    Wirfst du deinen Leuten vor.


    sich an die Friedensgöttin wendend


    Doch du, Verehrte, sage mir, warum du schweigst.


    Hermes
    Wohl schwerlich mag sie reden vor dem Volke dort:
    Dem grollt sie schwer für Alles, was sie duldete.


    Trygäos
    Ein kurzes Wort nur rede sie denn doch zu dir!


    Hermes


    zu der Friedensgöttin


    wie denkst du denn von ihnen? Theure, sage mir's!


    er nähert sich ihr.


    Sprich, du der Frauen grimmste Tartschenhasserin!


    sie flüstert ihm etwas zu.


    Schon gut - ich höre! - Dessen zeihst du sie? - Ich weiß.


    zu den Andern


    Ihr Männer, höret, wessenthalb sie Klage führt!
    Freiwillig, sagt sie, kam ich her nach Pylos' Fall,
    Der Stadt Verträge bringend, eine Kiste voll,
    Und ward im Rath des Volkes dreimal weggestimmt.


    Trygäos
    Das war von uns ein Fehler; doch vergib es uns.
    Denn unser Sinn stand dazumal auf Leber nur.


    Hermes
    Wohlan, vernimm auch, was sie jezt mcih weiter frug:
    Wer ihr am meisten feindlich war in euerer Stadt,
    Wer ihr befreundet und dem Krieg entgegen war?


    Trygäos
    Ihr bester Freund von Allen war Kleonymos.


    Hermes
    Und welches Rufes freut er sich als Krieger denn,
    Kleonymos?


    Trygäos
    Ein Mann von Muth; nur leider ist
    Er nicht der Sohn des Mannes, den er Vater nennt.
    Denn wenn er je zu Felde zieht, so sezt er gleich,
    Er selbst ein Findling, seinen Schild als Findling aus.


    Hermes
    Nun höre weiter, was sie mich jezt eben fragt:
    Wer waltet jezt als Herrscher auf dem Stein der Pynx?


    Trygäos
    Hyperbolos gebietet nun in diesem Raum.


    zu der Fiedensgöttin


    Was ist dir? Wohin wendest du das Haupt, o Frau?


    Hermes
    Sie kehrt sich ab vom Volke, voll Unwillen, daß
    Es solch verworfnen Menschen sich zum Herr erkor.


    Trygäos
    Wir brauchen ihn nicht länger mehr; einstweilen nur,
    Weil ihm ein Vormund fehlte, weil es nackend war,
    Umband das volk die Blöße sich mit diesem Strick.


    Hermes
    Wie das der Stadt denn (fragt die Göttin) frommen soll?


    Trygäos
    Wie werden wohlberathner sein.


    Hermes
    In welcher Art?


    Trygäos
    Nun, weil er Lampenmacher ist. Sonst tasteten
    Wir durch die Staatsgeschäfte nur im Dunkel hin,
    Und nun beräth man jedes Ding bei Lampenlicht.


    die Göttin bespricht sich indessen eifrig mit Hermes.


    Hermes
    Ho! Ho!
    Was sie mich jezt dich Alles fragen heißt!


    Trygäos
    Und was?


    Hermes
    Gar Vieles und Uraltes, wie sie's einst verließ.
    Vor Allem fragt sie, wie's dem Sophokles ergeht.


    Trygäos
    Er lebt im Gklück doch geht's ihm sonderbar.


    Hermes
    Wie so?


    Trygäos
    Aus deinem Sophokles wird er ein Simonides.


    Hermes
    Simonides? Wie meinst du?


    Trygäos
    Weil er, alt und morsch,
    Auf einem Strohhalm noch die See durchführ' um Geld.


    Hermes
    Doch weiter - lebt der Meister noch, Kratinos?


    Trygäos
    Nein;
    Er starb zu Zeit des Spartereinfalls.


    Hermes
    Und woran?


    Trygäos
    Er fiel in Ohnmacht: unerträglich war es ihm,
    Ein volles Weinfaß mit Gewalt zerschellt zu sehn. -


    an die Friedensgöttin


    Wie Vieles sonst noch, glaubst du, daß die Stadt erfuhr?
    Drum lassen wir, o Herrin, nimmermehr von dir.


    Hermes
    Auf dieses Gelöbnis nimm dir nun Opora hier
    Zur Ehegattin, und hinfort auf deinem Gut
    Dich ihr gesellend, zeuge dir die Trauben selbst!


    er übergibt ihm die Opora.


    Trygäos
    Komm her und laß dich küssen, komm, mein süßer Schaz! -
    Sprich, kann's mir schaden, wenn ich nach so langer Zeit,
    Mein König Hermes, mit Opora schäkere?


    Hermes
    Nein, trinke nur ein Schlückchen Herzpolei darauf.
    Jezt ohne Säumen nimm dir auch Theoria,
    Und führe sie zum Rathe, dem sie sonst gehört.


    Trygäos
    O Rath, wie glücklich wirst du durch Theoria!
    Wie viele Brühe schlürfst du nun, drei Tage lang!
    Wie viel Kalbaunen schlingst du nun und Fleisch hinab!
    Jezt, lieber Hermes, lebe wohl!


    Hermes
    Ja, lebe wohl
    Auch du, vergnügt zieh' hin, o Mensch, und denke mein!


    Trygäos
    Auf Käfer, heimwärts, wieder heimwärts fliegen wir!


    Hermes
    O Freund, der Käger ist ja fort.


    Trygäos
    Wo kam er hin?


    Hermes
    Zeus' Wagen zieht er, mit dem Donnerstrahl bewehrt.


    Trygäos
    Und wo bekommt der Arme dort sein Futter her?


    Hermes
    Als Futter dient ihm Ganymed's Ambrosia.


    Trygäos
    Doch wie gelang' ich dort hinab?


    Hermes
    Gut; sei getrost:
    Hier neben ihr, der Göttin selbst.


    Trygäos
    Kommt, Mädchen, kommt,
    Und folgt mir in Eile; denn verlangenvoll
    Erwarten euch gar Viele mit gespanntem Hahn.


    Trygäos steigt mit den drei Göttinnen vom Himmel auf die Erde nieder; der Chor bleibt allein zurück.


    Der Chorführer
    Zeuch fröhlich dahin. Wir wollen indeß das Geräth hier unsern Gefährten
    Einhändigen und zur Bewahrung vertrau'n; denn Diebe ja pflegen gewöhnlich
    Um die Bühne herum sich zu schleichen in Meng' und geheim zu betreiben ihr Handwerk.
    So bewacht denn Alles mit männlichem Sinn; wir thun dem versammelten Volke
    Kund, "wie uns der Brauch gebietet, was die ganze Seele füllt."



    Parabase
    Der Chorführer


    an die Zuschauer


    Wohl sollte der Stab vollzeihen sein Amt, wenn hier ein Komödiendichter
    Sich selbst lobpreist, an die Menge gewandt im Schwung anapästischer Weisen.
    Doch wenn sich's geziemt, o Tochter des Zeus, dem Ehre zu thun, der im Lustspiel
    Als Meister sich weit vor den Andern bewährt und den herrlichsten Ruhm sich errungen;
    Dann dünkt, der uns einübte das Spiel, vorzüglicher Ehre sich würdig.
    Denn Alle, die einst wettkämpften mit ihm, hat er ja, der Eine, beschwichtigt,
    Die Lumpen und Noth aushöhnten und stets sich herum nur balgten mit Läusen.
    Die Herakles sodann, die ewig den Mund voll kneteten, hungernd und lungernd,
    Und die Flüchtlinge dort und das Gaunergezücht, und was zum Vergnügen sich durchpeitscht,
    Die trieb er zuerst mit Schande hinweg; auch schuf er den Knechten Erlösung.
    Die stets auftraten mit lautem Geheul, nur aus dem ergözlichen Grunde,
    Daß mit hämischem Spott ihr Mitknecht dann sie wegen der Schläge begragte:
    "Armseliger, ach, was traf die das Fell? Brach etwa der borstige Zagel
    Mit Heeresgewalt in die Flanken dir ein, und zerbläute dir tüchtig den Rücken?"
    Solch faules Geschwäz, solch häßlichen Schund, solch niedrige Frazen vertrieb er,
    Und schuf uns groß die gesunkene Kunst, u nd thürmte den Bau in die Lüfte
    Mit Gedanken und Wort von erhab'nem Gehalt und nicht marktähnlichen Wizen,
    Das Gewöhnliche nicht durchziehend mit Spott, alltägliche Männchen und Weibchen;
    Nein, Herakles' Muth in der zornigen Brust, legt Er an die Mächtigsten Hand an,
    Durch Lebergeruch und entsezlichen Dunst kothsprudelnder Drohung schreitend.
    Und zuerst und vor Allen bekämpf' ich ihn selbst mit den spizigen Hauern, den Unhold,
    Dem fürchterlich, ha! von den Augen daher, wie der Kynna, sprühten die Blicke,
    Die hundert heulende Häupter umher unseliger Scheichler beleckten
    Sein gräßliches Haupt; er hatte den Laut, wie des allzerstörenden Waldstroms,
    Und der Robbe Gestank und den Steiß des Kamels und der Lamia schmuzige Hoden.
    Solch Grauen zu schau'n, es erschreckte mich nicht; nein, immer für euch, ihr Athener,
    Und die Inseln bestand ich muthig den Kampf. Drum acht' ich es recht und geziemend,
    Daß dankend ihr jezt mir vergeltet mit Huld und mein in Liebe gedenket.
    Denn sonst auch, wenn es nach Wunsch mir gelang, umschlich ich nie die Palästra,
    Auf Knaben erpicht; nein, wenn ich geschnürt mein Bündelchen, zog ich nach Hause,
    Nur selten zur Last, oft weckend die Lust, und stets zu gefallen beflissen.
    Drum ziemt es sich wohl, daß Männer zumal
    Und Knaben zumal an der Seite mir stehn;
    Auch jeglichen Kahlkopf mahn' ich getreu,
    Mit Eifer zum Sieg mir behülflich zu sein.
    Denn wird mir der Sieg, dann rufen sie wohl
    Bei'm festlichen Mahl, bei'm Zechergelag:
    "Für den Kahlkopf dies, für den Kahlkopf das
    Von dem Backwerk hier; ihm schmälere nichts,
    Dem gewichtigen Mann mit der glänzenden Stirn,
    Dem erhabensten unter den Dichtern!"


    Der Chor
    Strophe.
    Wende von Schlachten dich ab,
    Und tanze den Reigen mit mir,
    Deinem Freund, o Muse,
    Hochzeiten der Götter besingend, Männermahle,
    Und der Heroen Gelag!
    Dir liegt ja dies vor Allem ob.
    Aber so Karkinos kommt und
    Dich mit den Söhnen im Chor zu tanzen bittet,
    Höre sie nicht und nahe
    Nicht als Helferin ihnen;
    Denke, sie seien alle
    Wachteln, im Hause geheckt,
    Langhalsige Tanzmännlein,
    Zwergelchen, Pillen des Mist's, Geißkegelchen, Wundermaschinler.
    Sagte der Vater doch selbst von dem Stück, das
    Wider Vermuthen ihm kam:
    "Die Kaze maust' des Abends."
    Gegenstrophe.
    Also den Feiergesang
    Schönlockiger Chariten muß
    Euch der weise Dichter
    Anstimmen, sobald mit dem jungen Lenz die Schwalbe
    Zwitschert am hohen Gesims,
    Und keinen Chor führt Morsimos
    Oder Melanthios, dessen
    Schnarrende Stimme noch jüngst in's Ohr mir dröhnte,
    Als er mit seinem Bruder
    Selbst der Tragöden Chorreih'n
    Führte, die beiden ein gierig
    Schlemmendes Gorgogezücht,
    Harpyien, nach Lachs lüstern,
    Büßend an Vetteln die Luft, bockduftige Fischeverschlinger.
    Diese bespuckt mit Macht, unsterbliche
    Muse, geselle dich mir,
    Und tanze frohe Reigen!

    Trygäos. Hermes. Der Chor.


    Trygäos
    Auf, laß mich seh'n: ow wälzen wir die Steine hin?
    Hermes kommt aus dem Hause, wie Trygäos eben um die Steinkluft beschäftigt ist.


    Hermes
    Tollkühner Frevler, was gedenkst du hier zu thun?


    Trygäos
    Nichts Arges, wahrlich, eben nur, was Killikon.


    Hermes
    Du bist des Todes, Armer -


    Trygäos
    Wenn das Loos mich trifft.
    Doch bist du Hermes, lenkst den Wurf, ich weiß wohin.


    Hermes
    Des Todes, ganz des Todes, Mensch!


    Trygäos
    Auf welchem Tag?


    Hermes
    Im Augenblick


    Trygäos
    Doch hab' ich noch nichts eingekauft,
    So wenig Mehl als Käse, für den Todesgang.


    Hermes
    Gleichwohl, du bist vernichtet.


    Trygäos
    Und wie kommt es denn:
    Ich merke nichts, daß solches Heil mir widerfuhr?


    Hermes
    So wisse, Zeus hat Jedem angedroht den Tod,
    Der sie herauszuholen wagt.


    Trygäos
    Nun muß ich wohl
    Auf alle Fälle sterben, Herr?


    Hermes
    Verlaß dich drauf.


    Trygäos
    So leihe mir drei Drachmen für ein Ferkelchen;
    Denn ich bedarf der Weihe, vor dem Tode noch.


    Hermes
    O Zeus in Bliz und Donner -


    Trygäos
    Bei den Göttern, nein!
    Nicht wolle mich verrathen, Herr, ich bitte dich.


    Hermes
    Nicht schweigen darf ich.


    Trygäos
    Um des Fleisches willen, still!
    Das ich mit frohem Herzen dir heraufgebracht.


    Hermes
    Du Thor, vertilgen wird mich gleich Zeus' Donnerstrahl,
    Posaun' ich's ihm nicht gellend in die Luft hinaus.


    Trygäos
    Posaune jezt nicht, Hermchen, ich beschwöre dich!


    zu dem Chore


    Sagt mit, Männer, wie geschieht euch? Ganz erschüttert steht ihr da!
    Memmen ihr, seid nicht so lautlos: sonst posaunt er Alles aus!


    Der Chor
    Nimmermehr, gestrenger Hermes, nimmermehr, nein, nimmermehr!
    Weißt du noch, wie ich dir
    Ferkel oft aufgetischt,
    Die dir süß schmeckten Herr,
    Achte du doch solche Gabe nicht gering in solcher Noth!


    Trygäos
    Hörst du nicht, wie die dir schmeicheln, mein gestrenger Fürst und Herr?


    Der Chor
    Schaue nicht grollend auf
    Unser Fleh'n, wehre nicht,
    Sie zu heben aus der Gruft!
    Nein, mit Huld blick' auf uns,
    Meschenfreund, gabenreich,
    Gütig, wie kein andrer Gott,
    Graut dir anders vor Peisandros' Mähnenbusch und Augenbrau'n!
    Und ich will Dankes voll
    Feierlicher Opfer Zoll
    Stolzer Umzüge Pomp
    Dir, o Herr, jubelnd weih'n allezeit!


    Trygäos
    O laßt ihr Flehn dich rühren, ich beschwöre dich!
    Sie zollen dir doch Ehre, mehr denn je zuvor.


    Hermes
    Sie sind ja jezt auch Diebe, mehr denn je zuvor.


    Trygäos
    Ein Ding, gefährlich, ernster Art, entdeck' ich dir,
    Das gegen alle Götter angesponnen wird -


    Hermes
    Wohlan, enthüll' es: denn vielleicht bewegst du mich.


    Trygäos
    Selene nämlich und der arge Sonnengott,
    Verschworen beide wider euch schon lange Zeit,
    Verrathen Hellas heimlich an's Barbarenvolk.


    Hermes
    Aus welchem Grunde thun sie das?


    Trygäos
    Weil wir, bei Zeus,
    Euch spenden unsrer Opfer Dank, und ihnen nur
    Barbaren opfern. Darum wünschen sie mit Grund
    Euch alle sammt und sonders ausgetilgt zu sehn,
    Daß sie der Götter Weihen dann allein empfah'n.


    Hermes
    Drum stahlen sie schon lange von den Tagen ab,
    Und kürzten an den Zeiten aus Fahrlässigkeit.


    Trygäos
    Ja freilich. Deßhalb, Lieber, lege wohlgemuth
    Hand an, die Göttin, uns vereint; herauszuziehn.
    Dir feiern wir die großen Panathenäen dann,
    Der andern Götter Feste samt und sonders auch,
    Zeus' Fest, Adonis' Feste, samt Mysterien.
    Ach andre Städte werden, frei der Kriegsnoth,
    Dem Hort in Leid, dir, Hermes, allwärts Opfer weih'n;
    Auch sonst des Guten wird dir viel. Vor Allem nimm
    Von mir den Becher hier, damit du spenden kannst.


    er gibt ihm einen goldenen Becher.


    Hermes
    O wie das Gold doch immer mir das Herz erweicht! -


    zu dem Chore:


    Euer ist nunmehr das Werk hier, Männer! Auf denn, geht hinan,
    Nehmt die Hacken, und in aller Eile schleppt die Steine weg!


    Der Chor
    Also thun wir: du, der Götter schlauster, sei zu Rath und That
    Uns gesellt, und was zu thun ist, ordne du werkmeisterlich!
    Auch zum andern Dienste sollst du mich bereit und rüstig sehn.


    Trygäos


    zu Hermes


    Wohlan, geschwind denn halte du den Becher her,
    Daß wir das Werk einbechern und den Göttern flehn.


    Hermes
    Spende, Spende!
    Schweigt voll Andacht, schweigt voll Andacht!


    er gießt die Spende aus.


    Trygäos
    Zur Spende laßt uns beten, daß der heut'ge Tag
    Der ganzen Hellas viels Glücks Urheber sei,
    Und daß der Mann, der wacker an den Seilen mit
    Angreift, hinfort zum Schilde niemals greifen muß!


    Der Chor
    Nein, daß ich friedlich spinnen mag der Tage Rest,
    Und meine Kohlen schüren darf, dir Dirn' im Arm!


    Trygäos
    Wenn aber Jemand lieber Krieg zu haben wünscht,
    Der werde niemals fertig, bei Dionysos' Macht,
    Aus seinen Armen spize Pfeil' herauszuziehn!


    Der Chor
    Und wenn ein Mann, nach Häuptlingsehre lüstern, dir
    Mißgönnt an's Lich zu steigen, hohe Königin,
    So geh' es ihm im Felde, wie dem Kleonymos!


    Trygäos
    Und wenn ein Schildverkäufer, wenn ein Lanzenschmid,
    Des bessern Marktes wegen, Krieg und Schlacht begehrt;
    In Räuberhände fallend, ess' er Gerste nur!


    Der Chor
    Und wenn ein Bürger, wei er Feldherr werden will,
    Ein Knecht, der Überlaufen will, nicht ziehen hilft;
    Am Rade werd' er umgedrillt und durchgepeitscht!
    Doch uns erblühe Gutes! Heil, Ferntreffer, Heil!


    Trygäos
    Das "Treffen" laß bei Seite; Heil; Heil rufe nur!


    Der Chor
    Heil also ruf' ich, rufe nichts als: Heil, o Heil!


    Trygäos


    indem er den Göttern, die er nennt, die Spenden ausgießt


    Dem Hermes und den Chariten,
    Den Horen und der Kypris und dem Eros dies!


    Der Chor
    Und Ares - ?


    Trygäos
    Nein!


    Der Chor
    Auch Enyalios nicht?


    Trygäos
    O nein!


    Der Chor
    Frisch greifet an, ihr alle! Zieht die Taue, zieht!
    Der Chor zieht an den Tauen, die durch die Orchestra hin bis ind den Abgrund reichen, um die Friedensgöttin herauszuheben, unter gegenseitigen Zurufen.


    Hermes
    Ho heia!


    Der Chor
    Heia frisch!


    Hermes
    Ho heia!


    Der Chor
    Heia frisch!


    Hermes
    Ho heia! Ho heia!


    Trygäos
    Sie ziehen ja ganz ungleich an den Tau'n.


    zu den Böotern, die sich seitwärts gestellt haben:


    Greift an mit einander! O sträubt euch nicht!
    Bald sollt ihr es büßen, Böoter!


    Hermes
    Heia nun!


    Trygäos
    Heia ho!


    Der Chor


    zu Hermes und Trygäos


    Ihr beide, wohlan, helft auch mitzieh'n!


    Trygäos
    Ich ziehe ja schon und hänge mich an,
    Und stemme mich an, und mühe mich ab.


    Der Chor
    Und gleichwohl geht's nicht vorwärts.


    Trygäos
    Ha, Lamachos, unrecht, daß du hier in den Weg dich drängst!
    O Mensch, wir brauchen dein Gespenst im Schilde nicht.


    Hermes
    Auch Argos' Söhne ziehen hier schon lange nicht;
    Sie lachen nur die Leute, die sich placken, aus,
    Und essen ruhig hier und dort ihr Söldnerbrod.


    Trygäos
    Doch die Lakonen, Lieber, die zieh'n tapfer an.


    Hermes
    Du weißt ja: wer von ihnen noch am Holze liegt,
    Die zögen gerne; doch der Wehrschmid läßt sie nicht.


    Der Chor
    Auch dort die Megarer schaffen nichts; doch ziehen sie,
    Am Fleische zerrend, Hündchen gleich, recht kümmerlich;
    Der Hunger hat sie freilich schon ganz abgezehrt.


    Trygäos
    Wir fördern nichts, o Männer; auf einmüthig geh'n
    Wir alle wieder mit vereinter Kraft an's Werk!


    Alle fassen wieder an.


    Hermes
    Ho heia!


    Trygäos
    Heia ho!


    Hermes
    Ho heia!


    Trygäos
    Ho, bei Zeus!


    Hermes
    Ho heia! Ho heia!


    Der Chor
    Kaum rücken wir vor!


    Trygäos
    Abscheulich ist's,
    Die hier zieh'n an, die ziehn zurück!
    Bald fühlt ihr die Faust, ihr Argeier!


    Hermes
    Heia nun!


    Trygäos
    Heia ho!


    Der Chor
    Böswillige gibt's in unseren Reih'n.


    Trygäos
    Auf, ihr denn, die voll Sehnsuchtschmerz
    Nach dem Frieden verlangt, zieht mannhaft, zieht!


    Der Chor
    Doch stören so Viele das Werk hier.


    Trygäos
    Ihr Megareer, schert euch zum Geier fort!
    Euch haßt die Göttin herzlich und gedenkt es euch,
    Daß ihr zuerst mit eurem Knoblauch sie gesalbt.
    Auch euch, Athener, sag' ich, faßt nicht länger mehr
    Das Seil an jenem Ende, wo bisher ihr zogt:
    Denn nichts betreibt ihr weiter als Processe nur.
    Doch wenn ihr ernstlich sie heraufzuheben wünscht,
    So ziehet euch ein wenig an das Meer zuück.


    Der Chor
    Auf, Männer, schaffen wir allein das Werk, wir Landbesteller!


    Der Chor allein faßt die Taue.


    Hermes
    Schon geht es, wenn ihr ziehet nur, vie besser, traun, ihr Männer!


    Der Chor
    Schon geht es, meint er; alle denn greift an und schaffet wacker!


    Hermes
    Fürwahr, die Bauern ziehen sie heraus, und weiter Niemand!


    Der Chor
    Frisch auf! All' auf!
    Schon ist die Göttin nahe.
    Nicht nachgelassen jezo, nein,
    Mannhafter nur euch angestrengt!
    Schon ist es uns gelungen!


    Die Friedensgöttin steigt aus der Tiefe, mit ihr Opora und Theoria.


    Ho heia nun! Ho heia rings!
    Ho heia, heia, heia, heia!
    Ho heia heia ring!

    Trygäos. Hernach der Chor


    Trygäos
    Jetzt ist das Lied des Datis ganz an seinem Platz,
    Das der, sich kraulend, bei der Mittagsruhe sang:
    "Wie freu' ich mich und labe mich und jauchze mich!"
    Nun, Hellas' edle Söhne, nun geziemt es uns,
    Vom Hader und vom Kampfe frei, den Frieden dort
    Den allgeliebten, aus dem Schlund herauszuzuieh'n,
    Bevor ein andrer Stämpfel uns es wieder wehrt!
    Ihr Feldbesteller, Krämer, ihr Beflissenen
    Der Kunst, des Handwerks, Schuzgenossen, Fremdlinge,
    Ihr Inselmänner, kommt heran, kommt, alles Volk!
    Ungesäumt ergreift die Hacken, nehmet Hebelbaum und Strick!
    Nun gelingt's uns, wir erhaschen einen Trunk vom guten Geist.


    Der Chor
    Wandelt Alle frohen Muthes hier heran zu Glück und Heil!
    Auf, Gesamthellenen, laßt uns helfen jezt, wenn irgend sonst;
    Abgethan sei jede Fehde, fern des Krieges blut'ger Tanz!
    Denn die Sonne leuchtet heute feindlich auf für Lamachos.
    Was dazu von uns gescheh'n muß, sage du, werkmeist're du:
    Denn die Hände ruh'n zu lassen, ist mir heut unmöglich, traun,
    Bis der Himmel höchste Göttin und die rebenfreundlichste
    Wir mit Hebeln und Maschinen an das Licht heraufgebracht.


    Trygäos
    Stille doch, damit ihr innen nicht im Übermaß der Lust,
    Wenn ihr lärmt und schreit, des Krieges alte Glut von neuem weckt!


    Der Chor
    Solchen Heroldsruf zu hören, freu'n wir uns von Herzen, Freund;
    Dess es hieß nicht: "kommt und bringet Zehrung auf drei Tage mit!"


    Trygäos
    Hütet euch jezt nur vor Ihm da drunten, vor dem Höllenhund,
    Daß er polternd nicht und schreiend, wie er einst auf Erden that,
    Uns verhindert, unsre Göttin an das Licht heraufzuziehn.


    Der Chor
    Nimmerdar soll Einer kommen, der die Holde mir entreißt,
    Wenn sie nur einmal in meine Hände kam: juheh, juheh!


    Trygäos
    Weh, ihr tödtet mich ihr Männer, hemmt ihr nicht des Jubels Ruf:
    Denn er stürzt heraus, zerstampft uns Alles hier mit Einem Tritt!


    Der Chor
    Rüttl' er um und trete nieder, und zerstampf' er Alles hier!
    Können wir doch unsre Freude nicht bezähmen, heute nicht!


    Der Chor beginnt zu tanzen.


    Trygäos
    Welch ein Unfug! Was beginnt ihr, Leute? Bei der Götter Macht!
    O zerstört das schönste Werk doch nicht mit eurem tollen Tanz!


    Der Chor
    Nun, so will ich nimmer tanzen; aber selbst, aus bloßer Lust,
    Ohne daß ich nur mich rühre, hüpfen mir die Beine fort.


    Trygäos
    Nur für jetzt nich länger! Höre, höre nun zu tanzen auf!


    Der Chor
    Sieh, wir hören auf!


    Trygäos
    Du sagst es, aber tanzest immer fort.


    Der Chor
    Nur den Einen Schleifer laß uns tanzen noch, dann keinen mehr!


    Trygäos
    Gut, den Einen, noch den Einen, aber dann nicht weiter mehr.


    Der Chor
    Keinen Schritt mehr will ich tanzen, wenn es dir was nüzen kann.


    Trygäos
    Aber seht, ihr tanz noch immer.


    Der Chor
    Hoben wir das rechte Bein
    Nur noch Einmal auf, gewiß, dann stellen wir das Tanzen ein.


    Trygäos
    Nun, das Eine noch, um endlich meines Ärgers los zu sein!


    Der Chor
    Aber auch das linke Bein hier zwingt mich fort und fort zum Tanz.
    Denn ich bin vergnügt und jauchze, farze laut und lache laut,
    Wie verjüngt vor lauter Freude, weil ich nun dem Schild entrann.


    Trygäos
    Nur für jezt nicht mehr gejubelt: könnt ihr doch nicht sicher sein!
    Aber, hoben wir die Göttin, dann, o Männer, freuet euch,
    Jubelt hell und lachet hell auf!
    Denn erlaubt ist Alles wieder:
    Schifft und rastet, schlaft und liebelt,
    Schaut der großen Spiele Feier,
    Schmaust und zechet, kottabizelt,
    Sybarizelt,
    Schreit juhei, juheissasa!


    Der Chor
    Daß ein Gott mir noch vergönnte, diesen Tag einmal zu schaun!
    Denn ich trug viele Noth,
    Lag auf Strohbetten, hart,
    Wie die Streu Phormions.
    Traun, du sollst als Richter fortan nimmermehr mich herb und barsch,
    Noch erbarmungslosen Sinnes finden, wie wohl ehedem;
    Nein, du sollst freundlich und
    Sanft mich seh'n, jugendlicher,
    Wurden wir des Krieges los.
    Denn bereits lang genug
    Hat man uns matt gequält,
    Treibt man uns hin und her
    Zum Lykeion vom Lykeion, mir dem Wurfspeer, mit dem Schild.
    Aber auf, sage mir,
    Wo ich dir allermeist
    Dienen kann; denn das Stück
    Hat dich uns als Alleinherrn bestellt.

    Trygäos. Der Krieg, einen mächtigen Mörser tragend. Das Getümmel.


    Der Krieg
    O Menschen, Menschen, Menschen unglückselige!
    Wie werden euch die Backen alsbald wehe thun!


    Trygäos


    gegen die Zuschauer


    O Fürst Apollon, welchen Schlund der Mörser hat!
    Und dieser Blick des Krieges, welch ein Grauen schon!
    Das ist der Unhold also, den wir alle flieh'n,
    Der Grause, der mit festem Fuß niemals entweicht!


    Der Krieg
    Ha, Prasiä, dreifach, dreißigfach und hunderfach
    Unglücklich, heute sollst du noch zu Grunde gehn!


    er wirft Prasiä, d. i. Lauch, in den Mörser


    Trygäos


    wie vorhin


    Da'her, o Männer, droht für uns noch keine Noth:
    Denn dieses Unheil trifft ja nur das Sparteland.


    Der Krieg
    Ha, Megara, Megara, du zerstäubst samt Burg und Port
    Mit Einem Stoß in Einen Mörserbrei zerstampft!


    er wirft Zwiebeln in den Mörser.


    Trygäos


    wie vorhin


    Poz alle Welt! Welch schweres, bittres Tränenbrod
    Hat da der Unhold eingebrockt den Megarern!


    Der Krieg
    Auch du Sikelia, wehe dir, sollst untergehn!


    er wirft Käse hinein.


    Trygäos
    Weh, solche Perle soll zerschabt wie Käse sein!


    Der Krieg
    Auf,gieß' ichauch nch diesen attischen Honig drauf!


    er gießt Honig darauf.


    Trygäos


    halblaut


    Du, nimm dir andern Honig, Freund, ich rathe dir;
    Der kostet vier Obole; spare den attischen!


    Der Krieg
    Bursch, Bursch! Getümmel!


    Das Getümmel


    aus dem Hause tretend


    Rufst du mich?


    Der Krieg
    Bald heulst du laut:
    Was stehst du müssig? Koste hier einmal die Faust!


    Trygäos


    für sich.


    Das beißt!


    Das Getümmel
    O weh mir Armen! Ach, mein lieber Herr!
    Hast du vom Knoblauch was gethan in deine Faust?


    Der Krieg
    Fort, hole mir den Stämpfel her!


    Das Getümmel
    Ja, guter Herr,
    's ist keiner da; wir zogen gestern erst herein!


    Der Krieg
    So springe, hole von Athen mir einen her!


    Das Getümmel
    Herr, fliegen will ich!


    für sich


    Sonst erhalt' ich wieder was.
    ab.


    Trygäos
    Nun, was beginnen, arme Menschenkinder ihr?
    Ihr seht die Größe der Gefahr, die uns bedroht.
    Denn wenn er ankommt und em Herrn den Stämpfel bringt,
    Sezt der sich hin, und stößt die Städte klein damit.
    Doch (Bacchos, hilf!) er sterbe, bringe nichts zurück!


    Das Getümmel kommt zurück.


    Der Krieg
    Du!


    Das Getümmel
    Was verlangt dich?


    Der Krieg
    Bringst du Nichts?


    Das Getümmel
    Ach, jenes Ding -
    Verloren ging es aus Athen, der Stämpfel, Herr -
    Der Gerber, der ganz Hellas einst durchrüttelte.


    Trygäos
    O heilige Herrin Athene, das war wohlgethan,
    Der ging verloren für die Stadt zu rechter Zeit,
    Bevor er solchen Mörserbrei un eingerührt!


    Der Krieg
    Jezt einen andern hole mir von Sparta her,
    Und eile!


    Das Getümmel
    Ja, Gebieter!


    Der Krieg
    Komm nur schnell zurück!


    Das Getümmel ab.


    Trygäos
    Wie wird's mit uns geh'n Männer? Groß ist nun die Noth.
    Wenn unter euch hier irgendwer die Weih'n empfing
    In Samothrake, nun geziemt ein laut Gebet,
    Daß der die Beine verrenke, der den Stämpfel holt!


    Das Getümmel


    kommt zurück.


    O weh mir Armen, wehe mir, ja wehe mir!


    Der Krieg
    Was ist es? Bringst du wieder Nichts?


    Das Getümmel
    Verloren ging
    Der Stämpfel auch dem Spartiatenvolke Herr.


    Der Krieg
    Wie so, du Schlingel?


    Das Getümmel
    Dort im Thrakerlande lieh'n
    Sie Fremden ihren Stämpfel, und verloren ihn.


    Trygäos
    Schön, schön, o Dioskuren, das war wohlgethan!
    Noch kann es wohlgeh'n! Fasset Muth, ihr Sterblichen!


    Der Krieg


    zum Getümmel


    Da nimm das Zeug und trag' es wieder weg: ich will
    Hinein, mir eine Keule selbst zu fertigen!


    Beide ab.

    Trygäos. Hermes.


    Hermes
    Wo scholl die Menschenstimme her? Herakles hilf!
    Welch Ungethüm erblick' ich dort?


    Trygäos
    Ein Käferroß.
    Hermes gewahrt jezt erst den Trygäos.


    Hermes
    Verworfner du, Tollkühner, Unverschämter du,
    Verruchter, allverruchter, erzverruchter Schuft,
    Wie kamst du hieher, aller Schufte Schuftigster?
    Was ist dein Name? Sagst du's nicht?


    Trygäos
    Verruchter Schuft.


    Hermes
    Wie heißest du von Stamme? Sprich!


    Trygäos
    Verruchter Schuft.


    Hermes
    Dein Vater, Mensch, wie heißt er?


    Trygäos
    Wie? Verruchter Schuft.


    Hermes
    Ha, bei der Erde, sterben sollst du mir sofort,
    Bekennst du nicht zur Stelle, wie dein Name heißt.


    Trygäos
    Trygäos, schlichter Winzer vom Athmonergau,
    Kein Sykophant, kein Zänker, der stets Händel sucht.


    Hermes
    Was führt dich hierher?


    Trygäos
    Diesen Schinken bring' ich dir.


    er gibt ihm ein Stück Fleisch aus seiner Reisetasche


    Hermes
    Nun, armer, Schelm, wie kamst du her?


    Trygäos
    Sieh, Leckermaul!
    Erschein' ich dir auch jezt noch als verruchter Schuft?
    Geh' izt und drufe mir den Zeus!


    Hermes
    O je! O je!
    Daß du den Göttern nahtest, war dir nicht bestimmt;
    Denn alle zogen gestern aus, hinweg von hier.


    Trygäos
    In welches Land?


    Hermes
    Was? Land!


    Trygäos
    Wohin sonst?


    Hermes
    Gräßlich weit,
    Ganz oben in der Himmel Zellenwerk hinein.


    Trygäos
    Was aber ließ man unten dich allein zurück?


    Hermes
    Der Götter übrig Hausgeräth bewach' ich hier,
    Die Töpfchen und die Brettchen und die Krügelchen.


    Trygäos
    Und was bewog die Götter, auszuzieh'n von hier?


    Hermes
    Sie zürnten Hellas' Volke; da denn haben sie
    Hier, wo sie selbst sonst wohnten, eingelegt den Krieg,
    Ganz frei mit euch zu schalten, wie es ihm beliebt.
    Sie selber bauten möglichst hoch sich oben an,
    Um Nichts hinfort von euren Kämpfen mehr zu sehn,
    Und Nichts u hören, wenn ihr fleht um ihren Schutz.


    Trygäos
    Was stimmte sie zu solchem Groll? Dies sage mir.


    Hermes
    Weil euch der Krieg erwünschter war, wie oft sie selbst
    Auch Frieden boten. Wenn das Volk Lakonia's
    Ein wenig Vorsprung hatte, rief es ungestüm:
    "Bei Kastor, büßen soll es jezt, das Athenerlein!"
    Und lachte dnn wieder dem Athenerling das Glück,
    Und trafen dann aus Sparta Friedensboten ein,
    So riefet ihr wohl hastig: "uns belistet man,
    Ja wohl, bei Pallas Athene! Gebt nicht nach, bei Zeus!
    Sie kommen wieder, halten wir nur Pylos fest!"


    Trygäos
    Ja, so geprägt sind unsre Reden hier zu Land.


    Hermes
    Drum weiß ich nicht, ob euch die Friedensgöttin je
    Fortan vor Augen kommen wird.


    Trygäos
    Wo schwand sie hin?


    Hermes
    Sie ward vom Krieg in eine tiefe Kluft gestürzt.


    Trygäos
    In welche?


    Hermes
    Die da drunten; und du siehst zugleich,
    Wie viel er oben Steine noch darauf geschleppt,
    Daß ihr sie niemals mehr bekommt.


    Trygäos
    O sage mir,
    Was hat der noch weiter vor mit uns zu thun?


    Hermes
    Nichts weiß ich als das Eine, daß er Abends spät
    Sich einen Mörser, riesengroß, hereingeschleppt.


    Trygäos
    Der Mörser da - zu welchem Zwecke dient er ihm?


    Hermes
    Zusammenstampfen will er Hellas' Städte drin.
    Nun will ich gehen; denn er kommt alsbald heraus,
    So däucht mir; innen lärmt er schon.


    geht ab.


    Trygäos
    Ich Armer, weh!
    Auf, laß mich ihm entlaufen! Denn es war mir selbst,
    Als dröhnte mir des Schlachtenmörsers Klang in's Ohr.

    Die Vorigen. Die Töchterchen des Trygäos


    Ein Töchterchen
    Väterchen, Väterchen, soll ich es glauben,
    Was das Gerücht bis in unser Gemach trug?
    Willst du mit Vögeln, verlassend die Deinigen,
    Hoch in die Luft zu den Raben entweichen?
    Ist was Wahres daran? Sprich, Väterchen, wenn du mich lieb hast!


    Trygäos
    Kind, das läßt sich vermuthen: gewiß ist, daß es mich herzlich
    Jammert um euch, wenn ihr bittet um Brod und Papachen mir zuruft,
    Während von Geld auch nicht Ein winziges Körnchen im Haus ist.
    Wenn mir's gelingt un dich komme zurück, dann sollt ihr im Nu mir
    Einen gewaltigen Weck, als Zukost Püffe bekommen.


    Das Töchterchen
    In welcher Art denn legst du deinen Weg zurück?
    Denn keine Schiffe fördern dich hauf diesem Pfad.


    Trygäos
    Mich trägt ein Flügelrößchen, Schiffe brauch' ich nicht.


    Das Töchterchen
    Doch welcher Einfall, daß du dir den Käfer hier
    Anschirrst, zu reiten in der Götter Reich, Papa?


    Trygäos
    Aesopos' Fabeln lehren uns, daß der allein
    Von allen Fluggeschöpfen kam in's Götterreich.


    Das Töchterchen
    Unglaublich, Märchen, was du sagst, Papa, Papa,
    Ein solchen Stinkthier sei gelangt in's Götterreich!


    Trygäos
    Als Feind des Adlers kam er hin vor alter Zeit,
    Und wälzte, sich zu rächen, ihm die Eier weg.


    Das Töchterchen
    O hätt'st du lieber angeschirrt den Pegasos!
    So schienst do doch den Göttern etwas tragischer.


    Trygäos
    Da braucht' ich doppelt Futter ja, du thöricht Kind,
    Indeß ich jezt mit Futter, das ich selbst zuvor
    Verzehrte, diesen hinterher abfüttere.


    Das Töchterchen
    Doch, wenn in feuchten Meeresgrund er niederstürzt,
    Wie hilft er als ein Flügelthier sich dann heraus?


    Trygäos
    Mein Steuer nahm ich weislich mit, das brauch' ich dann,
    Und lenke so mein naxisch Käferboot dahin.


    Das Töchterchen
    Welch eine Bucht denn nimmt die Umgetrieb'nen auf?


    Trygäos
    Dort im Piräeus find' ich ja die Käferbucht.


    Das Töchterchen
    Nur Eins beachte, daß du nicht im Schwindel dort
    Herunterfällst, und hinkend dann dem Euripedes
    Den Stoff zu Märchen bietest und zum Trauerspiel.


    Trygäos
    Da werd' ich selbst schon sorgen. Nun gehabt euch wohl!


    die Kinder gehen in's Haus zurück.


    Doch ihr, für die ich diesen Kampf auskämpfen will,
    Laßt keinen Wind los, stänkert nicht, der Tage lang;
    Denn wenn der Käger Etwas riecht in hoher Luft,
    So schnellt er häuptlings mich hinab und schwelgt im Duft.


    indem er immer höher steigt, zum Käfer:


    Nun, Pegasos, auf, zeuch fröhlich dahin!
    Laß klirren des Goldzaums blankes Gebiß,
    Und lausche mit heiterem Ohre dem Klang! -
    Was beginnst du? Was ist's? Was beugst du dich so
    Mit den Nüstern hinab zu den Gängen des Koths?
    Auf, hebe dich kühn von der Erde hinweg,
    Und die Schwingen der Hast ausbreitend im Flug,
    Zeuch grade hinein zum Palaste des Zeus,
    Von dem Kothe die Nas' abwendend und fern
    Dich haltend vom Mahl alltäglicher Art.


    zur Erde hinabschauend


    Was machst du, Gesell, du, der dort kackt
    Im Piräeus links an dem Hurenrevier?
    "Tod bringst du mir, Tod!" He, scharr' es doch ein,
    Und schütte darüber des Erdreichs viel,
    Und pflanze darauf Serphyllon, zugleich
    Geuß Salbe darauf! Denn, stürz' ich hinab
    Und breche den Hals, dann werde das Volk
    Auf Chios um fünf Talente gebüßt,
    Um deinem Popo zu vergelten!
    Wie graut mir! Wehe! Nicht im Scherze ruf' ich so.
    Maschinenmeister, habe ja wohl Acht auf mich!
    Schon kreist ein Wind um meinen Nabel her; so sei
    Vorsichtig, oder füttr' ich gleich den Käger ab!


    der Olympos wird mit den himmlischen Wohnungen sichtbar.


    Doch nahe, scheint es, bin ich hier den Göttern schon;
    Ja recht! Ich sehe da bereits das Haus des Zeus.


    er steigt ab, und pocht an die Thüre.


    Wer ist des Zeus Thürhüter? Macht doch endlich auf!

    Sim-Off:

    Sogar erst Szene 1 des 1. Aktes ;)




    Trygäos


    hinter der Scene


    Hoho! Hoho!


    Der Knecht
    Seid still! Ich höre, dinkt mich, seine Stimme da.


    Trygäos


    wie oben


    Was willst du noch an unserm Volke thun, o Zeus?
    Du raubst den Städten ihren Kern und merkst es nicht?


    Der Knecht
    Das ist das Unglück, eben das, wovon ich sprach:
    Da hörtet ihr ein Pröbchen seiner Raserei!
    Was er im Anfang, als die Raserei begann,
    Gesprochen, hört noch. Also sprach er da zu sich:
    "O könnt' ich doch gerades Wegs zu Zeus hinauf!"
    Er baute dann sich dünne Leiterchen zurecht,
    Und klomm an diesen himmelan mit Hand und Fuß,
    Bis er herunterpurzelnd sich den Kopf zerfiel.
    Nun gestern, da verläuft er sich, Zeus weiß wohin,
    Und bringt ein großes Aetnaroß von Käfer heim,5
    Und zwingt mich dieses Ungethüms Stallknecht zu sein,
    Indeß er selbst es, wie ein Füllen, streichelnd rief:
    "Du mein erhabnes Flügelthier, mein Pegasos,6
    Komm, fliege mit mir grades Wegs zu Zeus hinauf!" -
    Muß doch hinein hier gucken, was der Alte macht!


    er geht an die innere Hofthüre und sieht hinein.


    Ach, ach, ich Armer! Kommt, o Nachbarn, kommt heran!
    Mein Herr, o schaut ,da steigt eben hoch zu Roß
    Auf seinem Käfer schwebend in die Luft empor!


    Trygäos erscheint, auf einem übergroßen Käfer in die Höhe schwebend.


    Trygäos
    Nur sacht, nur sacht, mein Käfer, gemach!
    Nicht stürme mir allzutrozig dahin,
    Gleich anfangs stolz im Gefühle der Kraft,
    Eh Schweiß vordringt und die Sennkraft dir
    Der Gelenke sich löst in der Fittige Schwung!
    Nicht schnaube so toll, ich beschwöre dich, Wurm!
    Denn thust du mir dies, dann bleibe mir hier
    Nur lieber dahiem in meinem Gehöft!


    Der Knecht
    O Gebieter und Herr, wie bist du verrückt!


    Trygäos
    Still doch! Still doch!


    Der Knecht
    Wo steuerst du blindlings hin in die Luft?


    Trygäos
    Hoch flieg' ich empor, den Hellenen zu Heil:
    So verwegen, so neu ist, was ich ersann.


    Der Knecht
    Was fliegst du? Warum so vergeblich getollt?


    Trygäos
    Sprich Günstiges nur! Und muxe mir ja
    Kein faules Geschwäz: nein, jauchze mir zu!
    Und den Bürgern gebeut, recht stille zu sein,
    Und die Gänge des Koths und die Haufen des Dungs
    Ganz neu mit Ziegeln umher zu verbau'n,
    Und ein Schloß an die Steiße zu legen.


    Der Knecht
    Unmöglich kann ich schweigen, bis du mir erklärst,
    Wohin zu fliegen du gedenkst.


    Trygäos
    Wohin? Zu Zeus
    Hinauf in Himmelshöhen.


    Der Knecht
    Und was willst du da?


    Trygäos
    Ich will den Gott befragen um's Hellenenvolk
    Gesamt und sonders, was er ihm zu thun gedenkt.


    Der Knecht
    Und, steht er dir nich Rede - ?


    Trygäos
    Dann verklag' ich ihn,
    Daß er dem Medervolke Hellas' Volk verrieth.


    Der Knecht
    Bei Gott, so lang Ich lebe, thust du solches nicht!


    Trygäos
    Es ist einmal nicht anders.


    er steigt höher


    Der Knecht


    ruft in das Haus hinein


    Holla! Hollahoh!
    Ihr Kinder, euer Vater geht davon und läßt
    Euch hier als Waisen, fliegt geheim zum Himmel auf!
    Ihr Armen, fleht den Vater um Erbarmen an!


    die beiden Töchterchen des Trygäos treten aus dem Hause.

    Der Vorhof eine Gehöftes; auf der einen Seite ein Schweinstall, worin ein großer Käfter gefüttert wird; zwei Knechte, ämsig beschäftigt, der eine an einem Backtrog, in welchem er Mistkuchen knetet, der andere am Schweinstall, den Käfer darin fütternd.


    Der erste Knecht


    bei dem Stalle


    Schnell, reiche schnell dem Käfer einen Kuchen her!


    Der zweite Knecht


    bei dem Backtroge


    Da! Gib's dem Unhold, den der Henker holen mag,
    Und labe seinen Gaumen nie ein süßerer!


    Der erste Knecht
    Noch einen andern reiche her - aus Eselsmist!


    Der zweite Knecht
    Da sieh noch einen! Wo gerieth der andre hin?
    Den fraß er nicht?


    Der erste Knecht
    Bewahre, nein, er riß ihn weg,
    Und wälzt' ihn umher mit den Füßen, und verschlang ihn ganz.
    Drum knete hurtig ihrer viel' und dick noch.


    Der zweite Knecht


    gegen die Zuschauer


    Helft, helft, ihr Kothaufsammler, wollt ihr anders nicht
    Mich im Gestank gleichgültig hier ersticken seh'n!


    Der erste Knecht
    Noch einen, einen von verliebten Knaben noch!
    Denn ihn verlangt nach zartgeriebnen Brocken.


    Der zweite Knecht
    Hier!


    zu den Zuschauern


    Von Einer Schuld, ihr Männer, denk' ich frei zu sein;
    Denn daß ich knetend naschte, sagt wohl Kein's mir nach.


    Der erste Knecht
    He, reiche mehr her; einen noch und einen noch!
    Und knete neue!


    Der zweite Knecht
    Bei'm Apoll, nicht einen mehr!
    Nicht länger halt' ich dieses Seegrundwasser aus;
    Ich nehm' es samt dem Troge selbst und bringe dir's.


    er schafft den Backtrog nach dem Stalle hin.


    Der erste Knecht
    Ei, trage du's zum Geier und dich selbst dazu!


    Der zweite Knecht


    zu den Zuschauern


    Ihr, wenn es euer Einer weiß, der sage mir's,
    Wo man sich Nasen ohne Löcher kaufen kann.
    Denn kein Geschäft auf Erden kann heilloser sein,
    Als dieses Futterkneten für den Käger da.
    Schwein oder Hund schlingt Alles, was am Wege liegt,
    Frischweg hinunter; dieses Thier voll Uebermuths
    Beberdet sich gar eckl, mag Nichts kosten, wenn
    Ich's nicht gerieben und gerührt den ganzen Tag,
    Wie einem Weib sein ausgeknetet Gerstenbrod.
    Nun will ich nachseh'n, ob er ausgefressen hat,


    er geht nach dem Stalle


    Und hier die Thür halb öffnen; sonst bemerkt er mich.


    er sieht hinein und spricht zum dem Käfer:


    Nur munter, schling' hinunter, höre nimmer auf,
    Bis unverseh'ns am Ende dir der Bauch zerplazt!
    Wie der sich vorbückt, einem Ringer gleich, und frißt,
    Und seine Kiefern gierig hin und wieder schiebt,
    Und noch dazu den Rüssel und die Tazen vorn
    So wild herumwirft, Seilern gleich, die angestrengt
    Die dicken Taue für ein Schiff zusammendreh'n!
    Ein garstig Wesen, stinkend, voll Gefräßigkeit!
    Und welchem Gott wohl dieses Plagevieh gehört?
    Ich weiß es nicht; der Aphrodite sicher nicht,
    Auch nicht den Chariten.


    Der erste Knecht
    Wenn denn sonst?


    Der zweite Knecht
    Ich glaube fest,
    Die Grauen ward vom Niederdonnerer Zeus gesandt.


    Der erste Knecht
    Da meint vielleicht jezt Einer dort im Publikum,
    Ein Männchen, das sich weise dünkt: "Wo wills hinaus?
    Der Käfer da, was soll er?" Dann erwieder ihm
    Ein Mann vom Ionervolke, der ihm nahe sizt:
    "Ich glaube, daß auf Kleon hier gestichelt ist,
    Weil der den Abgang ohne Scham hinunterschlingt."
    Doch tränk' ich jezt den Käfer auch und geh' hinein.


    ab.


    Der zweite Knecht
    Ich will indeß die Sache noch den Kindelein,
    Zugleich den Männlein allen und den Männern dort,
    Zugleich den höchsten Männern dort zu wissen thun,
    Und jenen noch die Männer Uebermannenden.


    er zeigt, während er diese Worte spricht, immer weiter die Stufen des Theaters hinauf.


    Mein guter Herr hat eine Tollheit neuer Art,
    Nicht so wie Ihr, nein, unerhörter neuer Art:
    Den ganzen Tag lang hebt erhimmelan den Blick,
    Sperrt weit den Mund auf, hadert laut mit Vater Zeus
    Und ruft: "o Zeus, was denkst du endlich noch zu thun?
    Leg' ab den Besen, fege Hellas nicht hinaus!"

    Die Vorigen. Lysistrata tritt mit den Frauen heraus.



    Lysistrata
    Wohlan, nachdem sonst Alles schön vollendet ist,
    Ihr Sparter, führt d i e Frauen heim -


    zu den Athenern


    Ihr jede dort!
    Zum Weibe stelle sich der Mann, zum Mann das Weib,
    Und dann, des guten Glückes froh, laßt uns zum Dank
    Den Göttern Reigen tanzen, und für alle Zeit
    Uns hüten, jemals wiederum zu sündigen!


    Der Chor der Athener
    Zu den Reigen, auf! Führe die Chariten ein,
    Rufe zu kommen der Artemis,
    Rufe dem Reigengebieter, dem freundlichen
    Bruder, dem Heilgott, rufe dem Nysier,
    Der, von Mänaden umschwärmt,
    Trunken die blitzenden Augen rollt!
    Rufe den flammenumsprühten Zeus,
    Auch die gefeierte Gattin, die selige,
    Rufe die Götter auch,
    Welche wir uns als ewiggedenksame Zeugen des
    Herzenbeglückenden Friedens erwählen, den
    Uns die göttliche Kypris schuf!
    Alalá! Juchhe Päéon!
    Auf, springt empor, (juchhe!)
    Froh, wie zum Siegestriumph! Juchhei!
    Luchhei, juchhei!


    Lysistrata


    zu dem Chore der Sparter


    Auch du, Lakoner, hebe nun ein neues Lied zum neuen an!


    Der Chor der Sparter
    Taygetos' lustreiche Höh'n verlaß, o Muße:
    Komm, o Sparterin, besing' uns
    Den hochverehrten Gott Amyklä's, Apoll,
    Und Pallas im ehernen Hause,
    Tyndaros' Zwillinge dann,
    Die dort am Strom Eurotas froh sich umtummeln!
    Schinge dich (eja!
    Eja!) leicht in die Luft und springe,
    Daß Sparta wir besingen,
    Wo man Göttern Reigen schlingt, und hallt der Tritte Takt;
    Wo die Mädchen, Füllen gleich,
    An des Eurotas Bord
    Hochaufspringend den raschen Fuß
    Hastig umherdrehn,
    Daß aufflattert das Haar, wie wenn die Bacchantin
    Der Thyrsos schwingt, im Tanze springt:
    Der Leto keusche Tochter,
    Die holde, führt den Reigen an,
    Wohlan, in eine Binde flicht das Haar,
    Hoch springe mit den Füßen, flink wie der Hirsch,
    Und klatsche zum Reigen den Takt mit der Hand!
    Und singe noch einmal der starken
    Herrscherin im Erzhaus
    Der Allkämpferin!

    Die Vorigen. Der Sparter.



    Der Sparter


    Zu dem Flötenbläser


    Mein trautes Herzchen, nimm einmal dein Blasezeug;
    Will einen Hopser tanzen, und ein schmuckes Lied
    Auf euch Athener singen und auf uns zugleich.


    Der Athener
    Ja, nimm die Blaseröhren. Freund, ich bitte dich.
    Ha, welche Lust mir, Sparter, euren Tanz zu seh'n!


    Der Sparter


    Gesang und lakonischer Reigen


    Auf, weck' auf dies junge Geschlecht,
    Mnemosyne,
    Wecke das Lied meiner Muse,
    Die das Volk Athenäs kennt und uns,
    Seit jene vor Artemision
    Göttergleich losstürmten auf die Schiffe,
    Und die Meder schlugen,
    Aber uns Leonidas
    Führte, die, den Ebern gleich,
    Mordathmend die Hauer sich wezten;
    Da troff Schaum genug herab an den Wangen,
    Genug lief zugleich an den Beinen hinab.
    Denn nicht weniger war das Volk,
    Als Meeressand -, die Perser,
    Jägerin Artemis, Wildtödterin,
    O komm heran, heilige Jungfrau,
    Zum Friedensschluß,
    Daß du languns haltest vereint!
    Fest dauere von nun an,
    Schaffe Segen die Freundschaft
    Durch dies Bündnis!
    Und des Fuchses geschmeidige Weise sei
    Uns fortan ferne!
    Komm doch, o komm doch, jungfräuliche Jägerin!

    Die Vorigen. Ein Athener tritt heraus.



    Der Athener
    Ein solches Trinkgelage hab' ich nie geseh'n!
    Traun, liebenswürdig waren selbst die Sparter dort,
    Und wir am Wein mitzechend überaus gescheit.


    Der Chorführer
    Natürlich, weil wir nüchtern nie bei Sinnen sind.
    Wenn ich Athens Volk raten darf, so ziehen wir
    Als Abgesandte überall betrunken hin;
    Denn kommen wir nach Sparta so ganz nüchtern jezt,
    Erspähn wir alsbald, was es aufzustören gibt,
    Und was sie sagen etwa, wir vernehmen's nicht,
    Und was sie gar nicht sagen, das argwöhnen wir,
    Und melden, ws sie sagen, stets, wie's uns beliebt.
    Doch hier gefiel uns alles; ja, wenn einer auch
    Den Ajas heute säge statt Kleitagoras,
    Wir lobten ihn und schwüren gar noch falsch darauf.


    Der Thürhüter
    Da kommen d i e schon wieder auf den alten Plaz.


    Zu dem Haufen


    Ihr Galgenschwengel, wollt ihr stracks von hinnen gehn?


    Ein Herumschlenderer
    Ja gerne wahrlich; kommen sie doch jetzt heraus.

    Einige Herumschlenderer. Ein Thürhüter. Der Chor der Greise.



    Ein Herumschlenderer


    Am eingange der Burg


    Auf, öffne du die Thüre!


    Der Thürhüter


    tritt heraus mit einer brennenden Fackel


    Willst du weiter gehn?


    Zu den anderen


    Was hockt ihr herum da? Soll ich euch wegsengen hier
    Mit meiner Fackel? Lästig ist der Posten doch!


    Er geht und wendet sich dann wieder zurück.


    Ich öffne niemals. Aber muß es doch gescheh'n,
    So mag es, euch zuliebe, mir auch übel geh'n.


    Die Anderen
    Und uns mit dir, - ja mag es uns auch übel geh'n!


    Der Thürhüter
    Ihr ziehet nicht? Um eure Haare heult ihr noch!
    Geht endlich, daß die Sparter, die da drinnen sind,
    In Ruhe heimgehn können von dem Ehrenmahl!

    Die Vorigen. Lysistrata



    Der Chorführer
    Heil dir, mannhafteste Krone der Frau'n! Nun gilt es, ja nun, dich zu zeigen
    Unerschrocken und stark, einfältig und schlicht, ehrwürdig und sanft und verständig;
    Denn die Ersten im Volk der Hellenen, von dir mit zaub'rischem Bande gefesselt,
    Heim stellten sie dir und befahlen getrost dir gemeinsam alle Beschwerden.


    Lysistrata
    Nicht schwierig wär' es, träfe man die Männer noch
    In reger Inbrunst, ehe Mann den Mann versucht.
    Wir werden's bald erproben. Komm, Verständigung!


    Die Verständigung oder Versöhnung, eine jungfräuliche Göttin, tritt vor.


    Da führe mir vor allem die Lakonen her,
    Nur nicht mir ungestümer Hand und rauhem Trotz,
    Nicht ungeschickt, wie's unsere Männer sonst gemacht,
    Nein, liebevoell und traulich, wie's für Frauen ziemt.
    Will wer die Hand nicht geben, fass ich ihn anderswo.


    Die Göttin führt die Lakonen herbei.


    Auf, führe nun auch die Athener dort heran,
    Und was sie dir darbieten, daran fasse sie.


    Auch die Athender kommen herbei, von der Verständigung geführt.


    Ihr Männer Spartas, tretet nah heran zu mir:-


    zu den Athenern.


    Ihr, tetet hierher! Achtet nun auf unser Wort.
    Ich bin ein Weib zwar, aber Geist wohnt auch in mir;
    Ich ward mit eigenem Mutterwiz nicht schlecht begabt;
    Dann hört' ich auch vom Vater und von Älteren
    Manch kluge Worte: so bin ich nicht schlecht geschult.
    Nun will ich euch vornehmen, will euch allzumal
    Ausschelten, wie ihr's wohl verdient. Besprengt ihr nicht
    Aus einem Kessel den Altar als stammverwandt
    In Pisa, Pylä, Pytho - und viel Orte noch
    Sonst nennen könnt' ich, braucht es hier viel Worte noch?
    Gibt's nicht Barbaren, Feinde nicht, daß Hellas' Gaun'n,
    Daß Hellas' Männer ihr vertilgt mit Heeresmacht?
    Der erste Theil der Rede schließt mit diesem Wort.


    Der Athener
    Ha, mich vertilgt mein ungestümer Bengel hier!


    Lysistrata
    Und ihr Lakonen, (denn ich wende mich an euch)
    Vergaßt ihr, wie der Lakone Perikleidas einst
    Hierher um Hilfe flehend kam zm Volk Athens,
    Und bleich im Purpurmantel am Altare saß,
    Ein Heer erbittend? Schwer bedrängt'euch dazumal
    Messene's und des Erderschütterers Arm zugleich.
    Viertausend Streiter führte dann der Kimon euch
    Zu Hilfe, daß ihr allesamt gerettet wart.
    Und ihr, an denen also that das Volk Athens,
    Verheert das Land nun, welches euch die Liebe that?


    Der Athener
    Sie haben unrecht, weiß es Zeus, Lysistrata!


    Der Sparter
    Wir haben unrecht; aber D e r - ist allzu schön.


    Lysistrata


    zu dem Athener


    Freisprechen, meinst du, werd' ich euch, das Volk Athens?
    Vergaßt ihr, was die Sparter auch an euch getan,
    Als ihr den Sklavenkittel trugt? Mit Speer und Schild
    Erschlugen sie viel Männer aus Thessalia
    Und manchen Helfer, manchen Freund des Hippias;
    Sie kämpfen euch allein heraus an jenem Tag,
    Befreiten euch, und gaben eurem Volke statt
    Des Sklavenkittels wiederum sein Bürgerkleid.


    Der Sparter
    Ein schumuckeres Weibsbild sah ich nie mein Leben lang.


    Der Athener
    Und ich in meinem Leben noch kein schön'res Ding.


    Lysistrata
    Nachdem ihr euch einander so viel Gutes schon
    Gethan, warum befehdet, weshalb plagt ihr euch?
    Was söhnt ihr euch endlich aus? Was hindert noch?


    Der Sparter
    Wir wollen gerne, wenn man uns die Schürze nur
    Zurückerstattet.


    Lysistrata
    Welche, Freund?


    Der Sparter
    Das Pylos da;
    Danach verlangt uns, tasten längst daran herum.


    Der Athener
    Nein, beim Poseidon, das erhascht ihr nimmermehr!


    Lysistrata
    Freund, laß es ihnen!


    Der Athener
    Aber wen dann hudeln noch?


    Lysistrata
    Ihr fordert euch statt dessen einen andern Plaz.


    Der Athener
    So gebt das Ding uns denn heraus, vor Allem erst
    Den Busen da von Echinus und den melischen
    Seebusen hinten und die Schenkel Megara's.


    Der Sparter
    Beim Götterpaar, nicht alles, nein, du Rasender!


    Lysistrata
    So laßt es, nicht der Schenkel wegen sperre dich!


    Der Athener
    Gleich will ich nackt, entkleidet, dort mein Feld bebaun.


    Der Sparter
    Und ich darauf Mist führen erst, beim Götterpaar!


    Lysistrata
    Sobald ihr euch versöhntet, mögt ihr solches thun.
    Doch wenn ihr euch vertragen wollt, berathet nun,
    Und geht und theilt es euren Kampfgenossen mit.


    Der Athener
    Was Kampfgenossen, liebe Frau? Sieh unsre Noth!
    Und werden nicht die Kampfgenossen, so wie wir,
    Sich kühlen wollen?


    Der Sparter
    Unsere wohl, bei'm Götterpar!


    Der Athener
    Und meiner Treu, beim Himmel, auch die Karystier!


    Lysistrata
    Ganz wohl gesprochen! Eilet nun und reinigt euch,
    Damit wir Frauen auf der Burg mit Allem euch
    Bewirthen, was in nsern Speisekörbchen ist.
    Dort bindet euch einander durch der Treue Schwur;
    Dann nehme jeder seine Frau und wandere
    Mit ihr nach Hause.


    Der Athener
    Ja, geschwind, wir wollen geh'n!


    Der Sparter
    Nur zu, wohin dich's lüstet!


    Der Athener
    Ja, nur eilig fort!


    Alle ab


    Der Chor der Frauen
    Erster Halbchor

    Was an bunten Lagerdecken,
    Feinen Mänteln, Schleppgewanden,
    Was an Goldschmuck mein gehört,
    Geb' ich hin ohne Neid;
    Jeder mag's seinem Kind
    Heimbringen, auch der Tochter wohl,
    Die das Festkörbchen trägt.
    Allen sei's kundgetan:
    Nehmet euch, was ihr wollt,
    Jezt von meiner Habe drinnen;
    Ist doch nichts so fest versiegelt,
    Daß ihr nicht davon,
    Ohne Mühe löst das Wachs,
    Und hinwegnemt, was darin ist.
    Doch ihr werdet nichts erspähen, wenn ihr nicht
    Etwa schärfer seht, als ich.


    Zweiter Halbchor
    Wer von euch kein Brod daheim hat,
    Und dabei viel kleine Kinder
    Und Gesinde füttern soll,
    Der erhält leicht von mir
    Weizenschrot, feingekörnt;
    Ein Brod von einem Scheffel ist
    Groß und Frisch anzuseh'n.
    Wer von euch Armen denn
    Etwas will, komme mir
    Heut in's Haus und bringe Körbe,
    Säcke mit, sein Korn zu fassen;
    Mein getreuer Knecht,
    Manes, schüttet's ihnen ein.
    Doch zu nah' an meiner Thüre,
    Mahn' ich ernsthaft, nicht zu kommen; nehmet euch
    Vor dem Hunde wohl in acht!


    Der Chor der Frauen ab

    Spartanische Gesandte. Athener. Die beiden Chöre.



    Der Chorführer der Greise
    Ihr Männer Spartas, allererst seid mir gegrüßt!
    Dann meldet uns: in welchem Zustand kommt ihr her?


    Ein Sparter
    Warum vor euch viel Worte machen hier? Ihr selbst
    Bemerkt, in welchem Stande wir gekommen sind.


    Der Chorführer
    Weh! Eure Leidenssehne hat sich straff gespannt
    (Entsetzlich!) und die Hize, scheint's, greift arg umher.


    Der Sparter
    Unsäglich! Doch was schwazen wir? Wer's immer ist,
    Er kommt, schaffe Frieden uns, wie's ihm gefällt!


    Der Chorführer
    Dort seh' ich unsere Landeseingeborenen auch,
    Ganz wie des Ringhofs Kämpfer thun, vom Leibe weg
    Zurück die Mäntel schlagen, daß ich denken muß,
    Es sei die Krankheit eine recht gymnasitsche.


    Einige Athener treten auf


    Der Athener
    Wo find' ich doch Lysistrata? Wer sagt es mir?
    Mit uns, den Männern, steht es ja, wie's eben steht.


    Der Chorführer
    Ja, deine Krankheit stimmt genau mit jener dort.
    Ihr seid am frühen Morgen wohl vom Krampf geplagt?


    Der Athener
    Gewiß, und richten völlig uns zu Grund damit.
    Ja, wenn man uns nicht ohne Säumen Friede schafft,
    Vergreifen wir uns endlich noch an Kleisthenes.


    Der Chorführer
    Seid ihr gescheit, so nehmet eure Mäntel vor,
    Damit ein Hermenschänder euch nicht also sieht.


    Der Athener
    Das hast du wahrlich gut bemerkt.


    Der Sparter
    Beim Götterpaar,
    Ganz gut! Wohlan denn, werfen wir die Mäntel um!


    Der Athener
    Willkommen, ihr Kakonen! Wir sind arg daran.


    Der Sparter
    Ja, trautes Herzchen, schmählich wären wir daran,
    Seh'n uns die Männer aufgesteift in d e r Manier.


    Der Athener
    Wohlan, Lakonen, ohne Rückhalt sprecht heraus:
    In welcher Absicht kamet ihr?


    Der Sparter
    Wir sind gesandt
    Des Friedens halber.


    Der Athener
    Wohl bemerkt! Wir ebenfalls.
    Berufen laßt uns also gleich Lysistrata,
    Die wohl allein den Frieden uns vermitteln kann.


    Der Sparter
    Beim Himmel, ja, und wollt ihr, auch den Lysistratos.


    Der Chorführer
    Doch sie zu rufen haben wir nicht nötig, scheint's;
    Sie hat von euch vernommen; seht, hier kommt sie selbst.

    Der Chor der Greise. Der Chor der Frauen.



    Der Chor der Greise
    Nimmer gab's ein Tier des Waldes, unbezwingbar gleich dem Weib,
    Noch ein Feuer, nein, so schamlos gab es keinen Pardel noch!


    Der Chor der Frauen
    Wenn du das erkannt, warum denn führst du gleichwohl Krieg mit mir,
    Da du doch zu treuen Freundin, Arger, mich gewinnen kannst?


    Der Chor der Greise
    Ha, der Frau'n Geschlecht zu hassen, wer' ich nun und nimmer satt!


    Der Chor der Frauen
    Wie es dir beliebt! Indessen tut es mir im Herzen weh,
    Dich so nackt zu sehn! Du wirst ja wahrlich zum Gespötte nur.
    Nun wohlan, ich komme hin und ziehe dir das Wämschen an.


    Die Frauen kleiden die Greise wieder an.


    Der Chor der Greise
    Hier, so wahr der alte Zeus lebt, thatet ihr kein Arges mir;
    Denn in meinem argen Zorne warf ich das Gewand hinweg.


    Der Chor der Frauen
    Nun erscheinst du wie ein Mann doch, nicht zum Spotte bist du mehr!
    Wenn du mich nicht wieter ärgerst, möcht'ich auch das Thierchen da
    Unbedenklich dir herausziehn, welches hier am Auge sizt.


    Der Chor der Greise
    Also, das war's was mir plagte: dieser kleine Beißerich!
    Reiße doch das Ding heraus, und wenn's heraus ist, zeige mir's:
    Beißt es doch und zwackt, o Himmel! lange schon das Auge mir.


    Der Chor der Frauen
    Nun, ich tut's, obwohl du traun, ein wunderlicher Alter bist:
    Welch ein Ungetüm von Schnacke sitzt (o Gott!) am Auge dir!
    Sieh einmal! Aus Trikorythos stammt die Schnacke sicherlich.


    Der Chor der Greise
    Ei, du halfst mir wacker: längst schon grub es mir ein Brunnenloch!
    Nun du mir das Ding herausgezogst, rinnt herab ein Thränenstrom.


    Der Chor der Frauen
    Komm, ich will dir's trocken, Ärger, hast du's auch niemals verdient,
    Und dich küssen -


    Der Chor der Greise
    Laß das Küssen!


    Der Chor der Frauen
    Magst du wollen oder nicht!


    Der Chor der Greise
    Daß ihr vor der Zeit dahinfahrt, weil ihr so zu schmeicheln wißt!
    Ja, mit Recht und nicht mit Unrecht sagt ja schon das alte Wort:
    "Weder mit den gottverhaßten Frauen geht's noch ohne sie."


    Der Chor der Frauen
    Aber nun gelob ich Frieden, und in Zukunft thu' ich euch
    Nimmermehr etwas zuleide, noch erduld' ich Leid von euch.
    Auf, vereint zusammentretend, heben wir ein Liedchen an!


    Die beiden Chöre vereinigen sich.


    Der Chor der Frauen
    Erster Halbchor

    Wir gedenken nicht, o Männer,
    Irgend einem aus dem Volke
    Böses nachzusagen, nein!
    Umgekehrt wollen wir
    Gutes nur sagen, nur
    Gutes tun; des Bösen bietet
    Schon genug die Gegenwart.
    Also sagt offen nun,
    Jeder Mann, jede Frau,
    Wen nach einem Sümmchen Geldes,
    Zwei Minen oder drei, verlangt, -
    Hier ist's in Fülle; denn die Beutel führen wir.
    Wenn es dann zum Frieden kommt,
    Braucht ihr nie zurückzuzahlen,
    Was ihr heute
    Als ein Darleh'n nahmt von uns.


    Zweiter Halbchor
    Gäste wollen wir bewirthen,
    Aus Karystos kommen welche,
    Männer fein und edler Art.
    Hülsenmus hab' ich noch ,
    Hbe dann Ferkel auch
    Abgeschlachtet, euch zu laben
    An dem zarten, weichen Fleisch.
    Also kommt heut zu mir;
    Aber früh (merkt es euch!)
    Müßt ihr kommen, frisch gebadet,
    Ihr selbst und eure Kinderchen:
    Und tretet ein dann, ohne lang zu fragen erst.
    Geht gerades Weges zu,
    Wie daheim im eigenen Hause,
    Keckes Muthes;
    Denn die Tür ist - zu für euch.


    Der Chor der Greise
    Da kommen sie, seht, von Sparta heran mit zottigem Bart, die Gesandten,
    Um die Schenkel herum mit Pflöcken bewehrt, als brächten sie Schweine zu Markte.

    Ein Herold der Sparter. Der Rathsherr



    Der Herold
    Wo find' ich bei den Athenern hier den hohen Rath,
    Und wo die Prytanen? Habe Neues kundzuthun.


    Der Rathsherr
    Wer bist du? Mensch wohl oder gar Konissalos?


    Der Herold
    Ich bin ein Herold, junger Freund (beim Götterpaar!)
    Und komme von Kakedämon ob des Friedens her.


    Der Rathsherr
    Und darum trägst du deinen Spieß am Arme hier?


    Der Herold
    Ich trage nichts, beim Himel!


    Der Rathsherr
    Wohin drehst du dich ?
    Was ziehst du deinen Mantel vor? Hast wohl Geschwulst
    Vom weiten Weg?


    Der Herold
    Dem Menschen fehlt's im Oberhaus,
    Bei Kastor!


    Der Rathsherr
    Aufrecht steht er dir, unsaubrer Mensch!


    Der Herold
    Nein, wahrlich; Zeus behüte! Laß die Possen sein!


    Der Rathsherr
    Was ist den das hier?


    Der Herold
    Ein lakonischer Riemenstab.


    Der Rathsherr
    Auch dieses hier ist ein lakonischer Riemenstab.
    Doch sage mir das Wahre (weiß ich Alles doch):
    Wie stehn die Sachen unter euch in Sparta dort?


    Der Herold
    Wohl steht's in ganz Lakedämon, aufrecht stehen da
    Die Bundsgenossen alle; denn Pellana gilt's.


    Der Rathsherr
    Von Wem, o Freund, brach solches Leid auf euch herein?
    Von Pan?


    Der Herold
    O nein; die Lampito, mein' ich, fing' es an;
    Dann sind die andern Fraun all' im Sparterland
    Gekommen um die Wette wie mit Einem Schlag,
    Und trieben ihre Männer aus den Betten fort.


    Der Rathsherr
    Wei geht es jetzt?


    Der Herold
    Wir leiden Noth; denn durch die Stadt,
    Wie Leuchtenträger, schleichen wir, das Haupt gebückt.
    Die Frauen lassen nicht einmal ihr Vorgebüsch
    Anrühren, bis wir allzumal einhellig uns
    In Friede wieder ausgesöhnt mit Hellas' Volk.


    Der Rathsherr
    Zu diesem Unfug haben denn allüberall
    Die Frauen sich verschworen; jetzt erkenn' ich's klar.
    So melde, daß sie Friedens halber ungesäumt
    Hierher mit Vollmacht senden Abgeordnete;
    Ich will im Rath vorschlagen, auch von unsrer Stadt
    Zu wählen, zeigend auf den Stand des Dinges hier.


    Der Herold
    Ich fliege fort; denn ganz verständig redest du.


    Beide ab

    Kinesias. Myrrhine. Die beiden Chöre.



    Myrrhine


    Oben in der Burg, zu Lysistrata


    Ich liebe, ja, wohl lieb' ich ihn; doch will er nicht
    Von mir geliebt sein. Rufe denn mich nicht zu dem!


    Kinesias
    Mein süßes Kind, Myrrhinchen! Ach, was machst du doch?
    O komm herunter!


    Myrrhine


    auf der Zinne


    Nein, gewiß, ich komme nicht!


    Kinesias
    Wenn ich sie rufe, käme mein Myrrhinchen nicht?


    Myrrhine
    Mein Freun, du rufst mich und bedarfst doch meiner nicht.


    Kinesias
    Ich deiner nicht bedürfen? Ganz zerknirscht bin ich.


    Myrrhine
    Ich gehe.


    Kinesias
    Nein, nein! Höre doch nur wenigstens
    Auf dieses Kind hier. Söhnchen, rufe die Mama!


    Der Knabe
    Mama! Mama! Mama!


    Kinesias
    Nun, Frau, wie wird dir? Jammert dich dein Söhnchen nicht?
    So ungewaschen, ungesäugt sechs Tage schon?


    Myrrhine
    Mich freilich jammert's; doch der Vater kehrt sich nicht
    An ihn.


    Kinesias
    O komm doch, böse Frau, zu deinem Kind!


    Myrrhine
    O Mutterherz! Ich muß hinab!


    Kinesias
    Wie wird mir doch?
    Mich dünkt, fürwahr, sie sieht um vieles jünger aus
    Denn früher, niemals kam sie mir so reizend vor!
    Und daß sie schmollend gegen mich so spröde thut,
    Das ist es vollends, was die Sehnsucht mich verzehrt.


    Myrrhine


    heraustretend, zu dem Kinde:


    Mein süßes Bübchen, du des bösen Vaters Sohn!
    Komm, laß dich küssen, komm, Mamachens liebstes Kind!


    Kinesias
    Warum, du Böse, thust du das, was folgst du so
    Den andern Frauen, und erweckst mir Herzeleid
    Und quälst dich selber?


    Er will sie umarmen.


    Myrrhine
    Bleibe mit der Hand mir fern!


    Kinesias
    Und was im Haus ist, meine Hab'und deine geht
    Durch dich zu Grunde!


    Myrrhine
    Das berührt mich wenig nur.


    Kinesias
    Berührt dich's wenig, wenn die Hühner dir das Garn
    Am Webestuhl zerreißen?


    Myrrhine
    Mir ist's einerlei.


    Kinesias
    Und Aphrodites heilig Fest, das hast du schon
    So lange nicht gefeiert! Kommst du nicht zurück?


    Myrrhine
    Niemals in Wahrheit, wenn ihr euch nicht einiget,
    Und Ende macht dem Kriege!


    Kinesias
    Nun, wenn das beliebt,
    So thun wir wohl auch dieses.


    Myrrhine
    Nun, wenn das beliebt,
    Dann geh' ich dorthin mit; für jezt verschwur ich es.


    Kinesias
    So lag're doch ein Weilchen nur dich her zu mir!


    Myrrhine
    Spaßhafter Mann, in unseres Kindes Gegenwart?


    Kinesias
    Behüte! Manes, trage du das Kind nach Haus!


    Der Knecht des Mannes mit dem Knaben ab.


    Nun sieh, das Knäbchen hab'ich jetzt dir weggeschafft.
    Du legst dich doch nicht?


    Myrrhine
    Loser Wicht, wo wäre denn
    Das wohl zu machen?


    Kinesias
    In der Panskluft geht's bequem.


    Myrrhine
    Wie käm'ich dann noch lauter in die Burg zurück?


    Kinesias
    O ganz vortrefflich; bade nur in der Klepsydra!


    Myrrhine
    Und meinen Eidschwur soll ich brechen, Bösewicht?


    Kinesias
    Das treffe mich! Des Eides achte weiter nicht!


    Myrrhine
    Wohlan, ein Bettchen hol' ich uns!


    Kinesias
    O laß es sein!
    Auf bloßer Erde genügt es uns.


    Myrrhine
    Bei Phöbos, nein!
    So schlimm du bist, du darfst mir auf der Erde nicht.


    Ab.


    Kinesias
    Mein Weibchen liebt mich herzlich, das erkenn' ich klar.


    Myrrhine


    kommt mit einer Bettstelle zurück


    Sieh da; geschwind nun lagre dich; ich entkleide mich;
    Doch halt, das Ding noch, eine Matraze, muß daher.


    Kinesias
    Matraze? Wozu? Die brauch' ich nicht!


    Myrrhine
    Bei Artemis,
    Auf Gurten liegt sich's garstig.


    Kinesias
    Komm, nur einen Kuß!


    Myrrhine


    küßt ihn


    Sieh da!


    Sie läuft weg.


    Kinesias
    Der Henker! - Komm, oh komm nur schnell zurück!


    Myrrhine


    bringt die Matraze.


    Hier ist sie! Lagre dich darauf; ich entkleide mich.
    Doch halt, noch etwas - richtig! - noch ein Kissen fehlt.


    Kinesias
    Ich brauche ja keines.


    Myrrhine
    Aber ich, beim höchsten Gott!


    Läuft weg


    Kinesias
    Der alte Kerl da wird gepflegt wie Herakles!


    Myrrhine


    bringt das Kissen.


    Steh' auf - geschwind - spring' auf!


    Kinesias
    An nichts gebricht mir's nun.


    Myrrhine
    An nichts? Im Ernste?


    Kinesias
    Komm doch her, mein Goldchen, komm!


    Myrrhine
    Ich löse schon mein Busenband. Nun halte Wort,
    Und daß du mich des Friedens halber nicht betrügst!


    Kinesias
    Ich sei des Todes -


    Myrrhine
    Ach, die Decke fehlt dir ja!


    Kinesias
    Die hab' ich gar nicht nötig; Kind, ich will ja nur -


    Myrrhine
    Getrost, es soll dir werden; bin gleich wieder da.


    Läuft weg


    Kinesias
    Mich bringt das Weibsbild noch mit seinen Decken um!


    Myrrhine


    Kommt mit der Decke


    So! Richte dich auf!


    Kinesias
    Nun, aufgerichtet steht er schon.


    Myrrhine
    Ich soll dich auch wohl salben?


    Kinesias
    Nein, bei Phöbos nein!


    Myrrhine
    Ja, bei Kyrhere, magst du wollen oder nicht!


    Ab


    Kinesias
    Zerbräche doch der Salbentopf, o König Zeus!


    Myrrhine


    mit der Salbe


    Komm, gib die Hand her, greife zu und salbe dich.


    Kinesias
    Nicht lieblich, bei'm Apollon, ist die Salbe da, -
    Wenn's nicht noch nachkommt, - und nach Hochzeit riecht sie nicht!


    Myrrhine
    Ich dummes Ding, die Rhodossalbe braucht' ich da!


    Kinesias
    Schon gut! O laß nur, Wunderliche!


    Myrrhine
    Fas'ler du!


    Ab


    Kinesias
    Zur Hölle, wer die Salbenkocherei erfand!


    Myrrhine


    zurückkommend


    Da nimm das Salbenbüchschen!


    Kinesias
    Hab' ein andres hier,
    Doch jetzt, du Hexe, lagre dich und hole mir
    Nichts weiter!


    Myrrhine
    Ja, das will ich, so mir Artemis!
    Ich binde los die Schuhe. Doch, mein trauter Schaz,
    Du stimmst mir doch für Frieden?


    Kinesias
    Will zu Rathe gehn -


    Myrrhine läuft davon.


    Ganz aufgerieben, ausgetilgt hat mich das Weib,
    Und läßt mich hier in unverhüllter Blöße stehn!
    Wei wird mir? O weh! Wo herz' ich ein Weib,
    Da die schönste der Fraun mich so schmählich berückt?
    Dies Kindlein hier, wie zieh' ich es auf?
    Komm, Fuchsbund, komm,
    Und schaffe mir Ammen für Geld her!


    Der Chor der Greise
    In wie schrechklicher Pein, unseliger Mann,
    Dein Herz sich verzehrt, so schnäde getäuscht!
    Ach, ach, wie jammert mich deiner!
    Weß Niere vermag's, wie hält sie's aus,
    Weß männliches Herz, weß männlicher Sack,
    Weß Hüfte vermag's, wie duldet's der Schaft,
    Der tapfer sich bäumt,
    Und umsonst in der Frühe sich umsieht?


    Kinesias
    O Zeus, welch furchtbar zuckender Krampf!


    Der Chor der Greise
    Ja das, das hat sie dir eben getan,
    Das verruchte, das ganz abscheuliche Weib!


    Kinesias
    Nein, Götter, das holde, das süßeste Weib!


    Der Chor der Greise
    Was, süßeste die?
    O verrucht, ja verrucht! Allmächtiger Zeus,
    O daß du sie doch, wei Haufen von Spreu,
    Mit des Sturmes Gewalt, mit flammenden Bliz.
    Aufwirbeltest, rund umdrehtest im Kreis,
    Durch die Lüfte sie trügst, losließest sodann,
    Daß wieder hinab
    Sie führe zu Erd' und in plötzlichem Sturz
    An den Schaft des Gemahles sich spießte!

    Lysistrata, Kinesias, sein Söhnchen auf dem Arme. Die beiden Chöre.



    Kinesias
    Ha, welche Spannung, welch ein Krampf durchzuckt mir, ach!
    Die Nerven, gleich als läg' ich auf das Rad gestreckt!


    Lysistrata
    Halt! Wer da? Wer steht innerhalb der Posten?


    Kinesias
    Ich!


    Lysistrata
    Ein Mann?


    Kinesias
    Ein Mann, ja!


    Lysistrata
    Drückst du dich deshalb hinweg?


    Kinesias
    Wer bist du, die mich von hinnen jagt?


    Lysistrata
    Tagwächterin.


    Kinesias
    Bei allen Göttern, rufe Myrrhine mir heraus!


    Lysistrata
    Dir soll ich Myrrhine rufen? Ei! Wer bist du denn?


    Kinesias
    Ihr Mann, des Rammlers Päon Sohn, Kinesias.


    Lysistrata
    Willkommen, Liebster! Denn fürwahr nicht unberühmt
    ist hier bei uns dein Name, wird gar oft genannt.
    Beständig führt dich deine Frau im Mund, Freund.
    Wird ihr ein Ei, ein Apfel nur, so ruft sie gleich:
    "O hätt' es mein Kinesias!"


    Kinesias
    Ihr Götter! Ha!


    Lysistrata
    Ja, bei Kythere! Wenn von unsern Männern dann
    Die Rede wird, versichert deine Frau sofort,
    Das alles sei nur Plunder gegen Kinesias.


    Kinesias
    O geh' und ruf' ihr!


    Lysistrata
    Aber dann was gibst du mir?


    Kinesias
    Ich will, bei allen Göttern, dich, wenn du's verlangst - -
    Dies hab' ich; was ich habe, sieh, das geb' ich dir.


    Lysistrata
    So geh' ich hin und rufe sie.


    Kinesias
    Ja, nur geschwind!


    Lysistrata ab.


    Denn traun, ich habe keine Lust am Leben mehr,
    Seit sie mir aus dem Hause fortgegangen ist;
    Wehmuth ergreift mich, komm ich heim, und öde, leer
    Erscheint mir Alles; keine Speise will mir mehr
    Behagen; denn im Bette bin ich, ach, allein!

    Lysistrata. Einige Frauen. Myrrhine. Die beiden Chöre.



    Lysistrata
    Halloh, halloh, ihr Frauen! Kommt geschwind zu mir
    Heraus!


    Eine Frau
    Was ist es? Sage mir! Was schreist du so?


    Lysistrata
    Ein Mann, ein Mann rennt, seh' ich, wie verrrückt daher,
    Von Aphrodites wilder Lust umhergestürmt.
    "O die du Kypros, Paphos udn Kythera schirmst,
    O Göttin, wandle deinen weg gerad hinaus!"


    Eine andere Frau
    Wo ist der Mann denn?


    Lysistrata
    Bei der Chloë Heiligtum.


    Eine dritte Frau
    Bei Zeus, da ist er wahrlich! Wer nur mag es sein?


    Lysistrata
    Seht hin! Erkennt ihn Eine von euch?


    Myrrhine
    Ich kenn' ihn wohl,
    Bei Gott! Es ist mein lieber Mann, Kinesias.


    Lysistrata
    So magst du denn ihn rösten, ihn am Spieße drehn,
    Ihn necken, hänseln, lieben und nicht lieben, ihm
    Gewähren alles, außer was der Kelch vernahm.


    Myrrhine
    Sei unbesorgt, ich mache das!


    Lysistrata
    Ich will indeß
    Hier bleiben und dir helfen ihn herumzuziehn,
    Zu necken und zu rösten. Geht beiseite nun!


    Myrrhine ab.