Ich hörte ihr zu und starrte zwischendurch auf den Becher. "Diese zwei," begann ich dann nach einer Weile des Schweigens. "Werde ich ihnen oft über den Weg laufen?"
Beiträge von Tiana
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Dies nun also war der Platz, wo ich schlafen sollte. Nicht besser als das Schiff und nicht wirklich schlechter. Nur etwas beengter, aber wenn es weiter nichts war. Immerhin hatte ich nun nicht mehr die Ketten, die mich an die Schiffswand hielten. Und der Boden hatte etwas Polster, was auch angenehm war, wenn das Zeug auch frischer sein konnte, aber zumindest stank es nicht nach Erbrochenem. Lange lag ich in dieser ersten Nacht noch wach und dachte nach, ehe die Müdigkeit mich letztens doch einholte.
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Ich hörte ihr schweigend zu und als sie meinte, dass welche hier wären, die einen auf die übelste Art und Weise unterdrücken würden, musste ich bitter lächeln. Doch das Lächeln hielt nur einen Moment, denn eigentlich war mir nicht danach, egal auf welche Art und Weise.
Und doch sah ich sie an und ihr in die Augen und sie konnte erkennen, wenn sie genau hinsah, dass ich in letzter Zeit mehr hinter mir hatte, als ich jemals in meinen schlimmsten Alpträumen geglaubt hatte ertragen zu können. Leise und bitter meinte ich nun auch nur: "Ich glaube nicht, dass es noch schlimmer werden kann als es in den letzten Wochen gewesen ist." Ich hielt einen Moment inne, ehe ich noch etwas leiser hinzufügte: "Es gibt nichts, was sie mir noch nehmen könnten. Das haben Andere bereits getan." Dann sah ich wieder auf den Tisch und den Becher vor mir und nahm ihn in die Hände, um ein wenig gedankenverloren damit zu spielen. -
"Vielleicht," meinte ich nur leise und folgte ihr dann. "Ich habe wohl schon die ganze Welt gegen mich gebracht," murmelte ich leicht verstört anbetracht der ganzen Ereignisse. "Die Welt und die Götter." Ob sie es hörte, wusste ich nicht. Da es auch eher für mich bestimmt war, war es mir egal. Ich sah wieder auf meine Handgelenke, nachdem ich mich gesetzt hatte und bemerkte ihr Zittern nicht. Als ich jedoch den Becher gereicht bekam, nickte ich ihr zu und ehrliche Dankbarkeit war in meinem Blick.
"Ich danke Dir!" Fast schon gierig leerte ich diesen, stellte ihn auf den Tisch und wusste nicht so recht, was ich machen oder sagen sollte, wieder einmal. Irgendwann dann fiel mir endlich etwas ein. "Bist Du schon lange hier?" fragte ich leise. -
"Danke," erwiederte ich scheu. "Wenn ich was Trinken dürfte?" Ich wusste nicht, was ich von der Situation halten sollte, ließ es aber geschehen und nickte, als sie mich fragte, ob ich mitkommen wolle. "Kann es überhaupt noch gut werden?" fragte ich leise und sah wieder auf meine Hände.
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Sie war nicht meine Herrin? Einen Moment sah ich sie verwirrt an, nickte dann aber verstehend. "Tiana," antwortete ich leise und sah wieder zu Boden, langsam meine Hände sinken lassend. "Warum?" Ein wenig Bitterkeit war in der Frage zu hören. "Das wissen wohl nur die Götter," und tiefe Resignation. "Ansonsten, weil man mich am Morgen auf dem Markt kaufte." Die Bitterkeit und eine unendliche Traurigkeit kehrten in diesen Worten zurück und meine linke Hand legte sich in meine Rechte und ich begann sie unbewusst leicht zu kneten. Meine Stimme war kaum zu vernehmen und ich wagte irgendwie nicht den Blick zu heben. Es war so unendlich schwer das Alles.
Wären die Ereignisse auf dem Schiff nicht gewesen, dann hätte ich wohl mit Stolz in der Stimme und dem Blick von dem Mann da drinnen, an dessen Namen ich mich nicht mal mehr erinnerte, so er ihn mir überhaupt gesagt hatte, verlangt mich gehen zu lassen. Schliesslich war ich frei geboren und frei zu entscheiden. Und nur die Geldgier von Schweinen war der Grund, warum ich nun in der Misere war. Aber ich hatte meinen Stolz irgendwann in den letzten Wochen wohl verloren.
Ich hob kurz meinen Blick und sah sie an. Traurigkeit, Hilflosigkeit, etwas Verzweiflung und auch eine gute Portion Verwirrung war in meinem Blick zu sehen, ehe ich wieder scheu zu Boden sah und schwieg. -
Ich hatte gerade wieder in die andere Richtung gesehen und mich gefragt, wo ich lang gehen sollte, wenn ich niemanden hier finden würde, als mich jemand ansprach. Im ersten Moment zuckte ich zusammen und wollte zurückweichen, doch dann sagte ich nur leise und scheu: "Danke!"
Mein Blick ging einen Moment zu der Frau, ehe ich einfach irgendwohin sah, nur um ihr zunächst auszuweichen. Ich wusste nicht, wer sie war oder was. Und ich fühlte mich unwohl in dieser Rolle. Auch wenn ich ohne die Fesseln eine neue Freiheit bekommen hatte, empfand ich diese auch als erschreckend, denn seit ich auf dem Schiff zu mir gekommen war, hatte ich entweder eine Kette um den Fuß oder die Hände oder Fesseln um die Hände gehabt und war nie mehr frei gewesen. Nun hier ohne Fesseln zu stehen, hätte mich freuen sollen, aber irgendwie machte es meine Gefangenschaft noch schwerer, denn nun waren es nur noch die unsichtbaren Fesseln, die mich hielten und dies um so stärker.
Ich seufzte leise auf und sah auf die roten, leicht aufgescheuerten Handgelenke, die Hände dicht beieinander, noch fast so, als lägen die Fesseln darum. Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte und so sagte ich nur leise und scheu: "Danke, Herrin!" -
Ich verließ das Zimmer meines neuen Herrens, meines bisher einzigen Herren. Ich konnte mich an den Gedanken nicht gewöhnen. Ich wollte mich an den Gedanken nicht gewöhnen, aber die Wochen auf dem Schiff hatten mich zu viel, zu schnell, zu hart gelehrt. Nun stand ich hier vor dem Cubiculum, die Augen nachdenklich auf meine Fesseln gerichtet und fühlte mich wieder einmal verloren. Nach einem längeren Moment sah ich mich um, ob ich jemanden finden konnte, der mir vielleicht weiter half. Wenigstens die Fesseln loswerden wäre schon eine Wohltat.
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Einen Augenblick blitzte etwas Verloren geglaubtes in meinen Augen auf, als er von Fliehen sprach, aber ich schüttelte nur leicht den Kopf. Im Moment musste ich wenn sowieso erst einmal herausfinden, wo genau ich war und vor Allem etwas Kraft zurückbekommen. Ausserdem die Erinnerungen vom Schiff loswerden. Und dann, ja, dann konnte man mal sehen, weil wo sollte ich noch hin, wenn die Beiden tot waren?
Aber so nickte ich dann nur und drehte mich um, um das Zimmer zu verlassen. -
"Ja Herr," antwortete ich und hob dann nach einem kurzen Zögern die gefesselten Hände und sah ihn mit traurig fragendem Blick an. Etwas zu Trinken wäre wahrlich gut momentan, aber ob mir ein Sklave überhaupt zuhören würde, wenn ich gefesselt darum bat?
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"Nur etwas schwindelig, Herr," erwiederte ich matt und fuhr mir mit der Zunge über die trockenen Lippen. "Was möchtest Du noch wissen?" fragte ich, als ich mich wieder zusammengerissen hatte und aufrecht stand, die gefesselten Hände leicht bewegte und versuchte nicht ständig auf den Boden zu starren.
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Ich schüttelte kaum sehbar den Kopf. Dann sah ich ihn an und in meinen Augen schimmerten Tränen, die ich mit Mühe zurück hielt. "Ich weiss es nicht," sagte ich in einem erstickten Ton. "Die Männer sagten, das Schiff sei gesunken und ich die einzige...." die überlebte wollte ich anfügen, aber ein Schwindelanfall kam mir dazwischen und ich wankte leicht.
Ob es daran lag, dass ich diese auf Grund der Kopfverletzung immer noch hin und wieder hatte oder daran, dass ich seit der Ankunft in Ostia nichts zu Essen und kaum was zu Trinken bekommen hatte, wusste ich nicht, jedoch brauchte ich einen Moment, ehe die verschwommene Welt wieder klar wurde. "Verzeih, Herr," murmelte ich nur scheu und sah wieder zu Boden. -
Ich zuckte nur bei der Frage zusammen und mein Kopf sank noch tiefer hinab, so das möglich war. Lange schwieg ich und rang mit mir und vor Allem meiner Fassung. Dann erst, fast nicht mehr hörbar sagte ich leise: "Mein Mann und Sohn, ein Jahr."
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Ich haderte und zögerte eine Weile, ehe ich leise antwortete: "Ein gebrochener Mast und der Sturz ins Meer." Ich zögerte wieder und fügte an: "Dann tiefe Dunkelheit und das entsetzliche Erwachen in Ketten unter Deck eines anderen Schiffes voller Piraten." Ich schluckte heftig und kämpfte eine weitere Welle Schwindel hinunter, ehe ich wieder still stand und schwieg.
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Ich sah ihn einen Augenblick an und er konnte die Trauer in meinen Augen sehen. Dann sah ich wieder zu Boden und mit leicht bitterem Unterton antwortete ich: "Durch ein Unwetter, Herr."
Wahrscheinlich würde ihm die Antwort nicht genügen, aber dann würde er wohl weiter fragen müssen, denn ich war nicht bereit ihm gegenüber freiwillig sofort alles zu erzählen. -
Ich versuchte mich seiner Nähe zu entziehen, indem ich zu Boden sah und schwieg. Gleichzeitig bemühte ich mich wieder meiner Herr zu werden, was gar nicht so einfach war, sah ich doch immer meinen kleinen Sohn vor mir, wie er auf dem Boden krabbelte und lachte und seine ersten Versuche machte alleine aufzustehen. Mein Herz schien zerreißen zu wollen. Aber wie oft konnte ein Herz zerreißen, ehe es gänzlich kaputt war? Wäre ich nicht noch gefesselt gewesen, hätte ich wohl meine Arme umklammert um mich irgendwie zu schützen. So blieb ich nur stehen, schaute zu Boden und beruhigte mich langsam und mit Mühe. "Verzeih, herr," kam es irgendwann kaum hörbar über meine Lippen.
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Nein, er durfte es nicht von mir verlangen, bitte nicht. Er durfte einfach nicht. Aber es war sowieso schon zu spät, denn ich zitterte bereits wie Espenlaub. "Ich kann mit Kindern umgehen," sagte ich kaum hörbar und eine Träne rann über meine Wange. Ich wollte mich nicht erinnern. Ich durfte einfach nicht. Aber jetzt, wo es einmal so weit war, konnte ich nicht mehr gegen an.
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Ich sah ihn wieder einen Moment an, ehe ich den Blick abwandte und den Kopf schüttelte. "Nein, nichts gut, zumindest nict, wenn man dieses Haus sieht." Meinte ich scheu und er konnte merken, dass mich das Alles verwirrte momentan. "Ich kann ein bisschen Lesen, Schreiben, Rechnen, Haushalt und kleines bisschen kenn ich mich mit Kräutern aus und..." Nein, nicht daran denken, Tiana, sonst kommst Du gleich nicht mehr aus dem Zittern heraus. Denk nicht an ihn. Bitte, nicht daran denken! So bemühte ich mich ruhig zu bleiben und schwieg.
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Ich sah ihn einen Moment verwirrt an, sah dann aber wieder scheu weg und schwieg. Wieder schluckte ich leicht und schüttelte den Kopf. "Nein Herr, habe ich nicht." Meine Fähigkeiten? Was verstand er unter Fähigkeiten? "Ich weiss nicht, was Du wissen möchtest, Herr," sagte ich scheu und machte mich darauf gefasst wieder eine der Strafen zu erhalten, wie man sie mir auf dem Schiff antat.
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Ich reagierte nicht auf sein Kompliment. Warum sollte ich auch. Vermutlich war es sowieso nur so dahin gesagt. Seine Untersuchungen ließ ich auch willig über mich ergehen. Viel würde er sowieso nicht finden. Noch ein paar Blutergüsse an ein paar, von der Kleidung bedeckten Körperteilen, eine feine, noch recht junge Narbe am Schulterblatt und die Narbe am Hinterkopf, die immer noch, obwohl es schon Wochen her war, schmerzte.
Als er mich jedoch nach meiner Herkunft und dem Sklaventum fragte, brachte er mich einen Moment aus dem Gleichgewicht. Wenn ich mich an die Anweisungen halten würde, die mir die Männer auf dem Schiff eingebläut hatten, würde ich irgendeinen Ort nennen und mit Ja antworten, aber das konnte ich nicht. Das konnte ich einfach nicht. Einen moment schwankte ich kaum merklich, weil mir wieder schwindelig war, ehe ich leise und scheu antwortete: "Aus Illyrien, Herr und nein, nicht immer."