Beiträge von Annaea Matidia

    Nachdem ich das Triclinium verlassen hatte, wanderte ich von den Speisen gestärkt durch das Perystil zu den Badeanlagen. Schon lange war es her, dass ich das letzte Mal gebadet hatte und umso mehr freute ich mich nun auf das kühle Nass.
    Ich schlüpfte aus meiner Tunika und ließ mich in das mit warmem Wasser gefüllte Becken gleiten. Entspannt lehnte ich mich an den Rand und ruhte mich einige Minuten aus. Endlich konnte ich mein Leben auchmal genießen...

    Nervös zupfte ich meine Tunika zurecht. Die ganze Sache hier war so offiziell. Das war ich überhaupt nicht gewöhnt.
    Ich hoffte, dass mein Onkel die Sache für mich regeln würde.

    Ich aß den Rest meiner Cena und bedankte mich noch einmal ganz herzlich bei meinem Onkel. Endlich war mein Hunger gestillt und gleich würde ich das heiß ersehnte Bad nehmen dürfen. Ich warf meine langen Locken über die Schulter, stand auf und verließ das Triclinium.

    Ich überlegte einige Minuten. Ein paar Angebote erschienen mir recht interessant...


    "Die Verwaltung wäre schon gut", sagte ich schließlich, "Was muss ich denn als Sciba oder Magistrata tun?"


    Meine Unwissenheit war mir etwas unangenehm, aber um solche Dinge hatte ich mich in meiner Jugend eben nie kümmern müssen.

    Auch ich nahm mir zuerst etwas Brot und ein paar Oliven und widmete mich dann meinem Gericht. Ich musste mich richtig beherrschen, um nicht alles hinunterzuschlingen, so ausgehungert war ich. Schon lange hatte ich nichts so Gutes gegessen. Hier in Italia waren die Speisen immer noch am besten!


    "Vielen Dank, dass du dich so um mich kümmerst", sagte ich an Modestus gewandt, nachdem ich das Brot hinuntergeschluckt hatte. "Es ist wirklich köstlich. Aber nun zu deiner Frage: Ich weiß nicht so genau, als was ich arbeiten möchte."


    Ich überlegte kurz.


    "So richtig gearbeitet habe ich nämlich noch nie... In Germanien war ich nur für kurze Zeit in einer Taberna angestellt. Und sonst hatte ich immer genug Geld, weil ich vor einigen Jahren sehr viel geerbt habe."

    Auch ich ließ mich wieder auf der Kline nieder, immer noch erschöpft von der anstrengenden Reise.


    "In den letzten Monaten war ich auf Reisen", antwortete ich meinem Onkel.
    "Ich habe Germanien besucht und einige fernere Provinzen. Die Welt sehen, das wollte ich. Als ich vor nicht allzulanger Zeit nach Ostia zurückkam, musste ich jedoch feststellen, dass man mir mein gesamtes Gut gestohlen hatte, während ich weg war. Man sieht ja, ich habe nicht einmal eine saubere Tunika."


    Um diese Worte zu betonen, klopfte ich den restlichen Sand von meiner Tunika.


    "Deshalb bin ich hier. Ich habe nicht zu essen und nichts zum Anziehen und dachte, meine Familie könne mir vielleicht helfen, eine Arbeit zu finden."


    Erwartungsvoll blickte ich ihn an.


    Bitte, dachte ich, du musst mir einfach helfen. Siehst du nicht, wie verzweifelt ich schon bin?


    Aussprechen tat ich das natürlich nicht.

    Ich sprang so schnell wie möglich auf, als mein Onkel das Triclinium betrat.


    "Seid gegrüßt!", rief ich, "Mein Name ist Annaea Matidia; ich bin die Tochter deiner Schwester Antonia Annaea Minerva.
    Ich habe gerade den langen Weg aus Ostia zurückgelegt und dein Sklave war so freundlich, mir etwas zu essen anzubieten."

    "Ich hätte gerne Aliter Lengticulum, wenn das möglich ist", sagte ich.
    Noch während ich auf seine Antwort wartete, ging ich zu den Klinen, nahm auf einer von ihnen Platz und strich meine Tunika, die in den letzten Wochen ziemlich dreckig geworden war, glatt.
    Beschämt versuchte ich die Flecken zu verdecken, was mir jedoch nicht gelang. Es war mir ein wenig peinlich so ungepflegt auszusehen, sogar vor einem Sklaven.
    Das war sonst gar nicht meine Art...

    "Ich habe riesigen Hunger, denn ich habe schon seit drei Tagen nichts mehr gegessen", antwortete ich und sah mich im Atrium um. Die Casa Annaea war sehr eindrucksvoll und schon am Atrium konnte man die Größe des gesamten Hauses erkennen.
    "Es ist wunderschön hier", sagte ich ergriffen. "Begleitet Ihr mich zu Tisch?"

    Als ich hörte wie Chion so stolz seinen Namen vortrug, konnte ich kaum ein Schmunzeln unterdrücken.
    "Ich bin die Schwester von Annaea Fadilla und die Tochter von Antonia Annaea Minervina und Appius Antonius Iunianus. Kaeso Annaeus Modestus ist mein Onkel. Ihr seid also sein Sklave? Ich habe schon lange nichts von meiner Familie gehört. Könntet Ihr mir sagen wie es meinen Verwandten geht?"

    "Salve! Ja, ich möchte auch zur Casa Annaea. Ich bin auf der Suche nach meiner Familie. Und was macht Ihr hier, wenn ich fragen darf?"


    Neugierig antwortete ich auf die Frage des jungen Mannes und hoffte, er würde mir helfen können, meine Familie zu finden.
    Wenn er das nicht kann, wäre das aber auch nicht so schlimm, dachte ich mit einem schnellen Blick auf seinen athletischen Körper und sein freundliches Gesicht. Seine Kleidung wies daraufhin, dass er kein freier Bürger war, aber so etwas hatte mich noch nie von einer netten Plauderei abgehalten.

    Nach langem Aufenthalt in fremden Ländern, war ich wieder zu Hause. Doch als ich in meiner Heimatstadt Ostia angekommen war, musste ich feststellen, dass alle meine Habseligkeiten und der Rest meines Vermögens gestohlen worden waren.
    Zutiefst erschüttert machte ich mich nun auf den Weg zur Casa Annaea mit der Hoffnung, dort auf Mitglieder meiner Familie zu stoßen, die mir helfen könnten.