Beiträge von Prudentia Aquilia

    Verkehr... Das war für sie beinahe ein Fremdwort. Sie war ohnehin meistens zu Fuß unterwegs gewesen und erst zu ihrer Zeit in Mogontiacum hatte sie überhaupt gelernt, dass auch mehr Betrieb herrschen kann. Aber ruhig nickte sie und richtete ihren Blick nach draußen. Wieder setzte sich der Wagen in Bewegung und sie betrachtete die langsam vorüberziehende Gebäude. Irgendwo sehnte sie doch den Tag wieder herbei, an welchem sie sich wieder richtig bewegen konnte. Der war vermutlich noch nicht angebrochen, oder?
    >Onkel, was hast du eigentlich mit mir vor, wenn wir in Rom sind?< fragte sie unsicher, wandte den Blick allerdings nicht in den Wagen. Soviel Höflichkeit war ihr dann doch wieder fremd.

    Sie hing tatsächlich ein wenig mehr an seinem Arm, als es notwendig war. Es war nicht nur die Suche nach seiner Nähe, sondern vor Allem die Suche nach einem Halt an den sie sich richten konnte. Wöährend er sprach betrachtete sie das neue Gefährt und stellte sofort den Unterschied zu Germanien fest. Diese Kutsche war nicht so groß, warum vermochte sie allerdings nicht zu sagen. Aber wenn es nach ihr ging, mussten sie nicht einmal mit einer Kutsche fahren - sie hasste das Geholper und Geschaukel. Abwägend blickte sie hinauf in den Himmel, der so viel freundlicher wirkte als jener in Germanien. Sollte es wirklich der Gleiche sein?
    >Nein, können wir meinetwegen gern tun. Ich bin grad ein wenig willenlos. Um es besser auszudrücken: Orientierungslos.< antwortete sie ihm schmunzelnderweise und ließ sich hinaufhelfen. Oben angekommen machte sie es sich wieder bequem und harrte der Dinge die da kommen mochten.
    >Wielange holpern wir in etwa?< wollte sie vorher allerdings noch in Erfahrung bringen.

    Prolog: Wer nicht auf See war, lieber Leser, wird niemals wissen wir gigantisch es ist. Ich möchte nicht behaupten, dass ich die ganze Fahrt genossen habe, denn manchmal wurde es doch stressig. Doch alles in allem war dies eine Erfahrung die ich nicht mehr missen möchte. Man spürt richtig die Macht des Wassers unter seinen Füßen wenn man weiß, dass einen außer dem Holz nichts mehr von der Tiefe trennt. Während der Fahrt habe ich versucht, so selten wie möglich an meine Heimat zurückzudenken. Nun werde ich vorerst einmal in Italia sein müssen, doch ich hatte beschlossen, das Beste daraus zu machen.


    Aquilia hingegen befand sich mitten in dem geschäftigen Treiben. Sie war während der ganzen Überfahrt sehr oft aktiv gewesen, war herum gelaufen und hatte sich mit den Männern unterhalten. Immer wieder hatte sie von der Reling aus viel neues gesehen. Doch was sie seit dem Erreichen der südlicheren Provinzen alles neu entdeckt hatte, übertraf alles. Es war viel wärmer, als in Germanien. Ja, es war fast warm. Der Wind zog nicht sehr kräftig an ihrem Haar, sie hatte mit mehr gerechnet. Und die Pflanzenwelt hatte sich auch ein wenig verändert, soweit sie es vom Wasser aus hin und wieder beurteilen konnte.
    Fast wieder traurig verließ sie das Schiff und ging an Land. Das Gefühl von festem Boden unter den Füßen war nach dem langen Geschaukel sehr ungewohnt und sie blieb kurz irritiert stehen, um dann einfach frei heraus zu kichern.
    >Ich fühle mich, als hätte ich zuviel den Freuden des Weines gefröhnt.< bekundete sie und zwinkerte ihrem Onkel zu. Ihre Beine waren wackelig und am liebsten wäre sie wieder umgekehrt. Sie selbst hätte nicht erwartet, dass sie so seetüchtig war. Gut gelaunt hakte sie sich bei Prudentius ein.

    >In Ordnung!< erwiderte sie fröhlich und blickte ihm nach, als er das Zimmer verließ. Sie würde nun ohnehin erst einmal eine gewisse Zeit brauchen, bis sie sich mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass sie ihre Heimat verlassen würde. Ohnehin waren es sehr viele Neuigkeiten, die da auf sie einprasselten. Seufzend ließ sie sich auf den Hocker sinken, den sie zuvor umgeworfen hatte und fuhr mit ihrer Beschäftigung fort, Löcher in die Luft zu starren. Später, viel später, machte sie sich daran ihre Sachen zu packen und sich etwas zu überlegen, wie sie Germanien immer bei sich tragen konnte, ehe auch nur noch ein Tag verstrich und die Reise begann.

    Prolog: Nun war also der große Tag für mich gekommen, der Tag an welchem ich Abschied von meiner Heimat nehmen sollte. Ich wusste, eines Tages würde ich zurückkehren. Doch wann mochte das sein? Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich ja noch nicht, welch lange und beschwerliche Reise vor uns lag. Ich ahnte nicht, dass wir uns einschiffen würden und wie sehr sich die Lande verändern würden. Ich wusste nur, dass ich zugleich von Schwermut und Glück erfüllt war. Vor mir lag etwas Neues, ein neuer Lebensabschnitt. Doch für welchen Preis erkaufte ich mir das neue Leben? Ich ließ mein altes zurück. Lediglich eine liegengebliebende Kastanie befand sich in meiner Hand, die ich zur Erinnerung mitnehmen würde. Ein einziges Zeugnis aus meiner germanischen Zeit...


    Prudentia hatte bereits vor ihrem Onkel den Reisewagen erklommen und sich in eine Ecke gekuschelt. Ihr Blick hing verklärt in der Landschaft, die sie nun bald durchqueren würden. Verträumt und wehmütig verfolgte sie die munteren Schneeflocken wie sie es auch getan hatte, als sie von der Neuigkeit erfahren hatte. Sie wäre selbst gegen ihren Willen mitgekommen. Sie sah in Commodus etwas wie einen Vater und ihr Vater hatte über sie zu bestimmen. Ihm galt es uneingeschränktes Vertrauen zu schenken und auf seine Worte zu hören. Und wenn dieser nun einmal sagte, es würde fort gehen, dann war es eine Tatsache mit der sie sich anfreunden würde. Natürlich war sie sowohl vom Gesetz und von Commodus her frei zu gehen, wohin auch immer sie wollte. Aber sie hatte nach dem Tod ihres Vaters endlich wieder eine Familie und wollte diese nicht so einfach zurücklassen. Als Commodus ebenfalls einstieg wandte sie sich lächelnd ihm zu und kuschelte sich etwas kräftiger in ein Fell ein, dass um ihre Schultern lag.
    >Nun, dann ist es nun so weit, nicht wahr?< fragte sie leise und musste aufgrund ihrer Heiserkeit ein lautes Räuspern zum Besten geben.

    Lernend nickte sie und versuchte sich wenigstens einzuprägen, dass Rom zumindest für die Römer das absolute Zentrum war. Nunja, das besagte ja auch schon der Name. Für sie würde es noch einen längeren Weg des Lernens geben, bis sie überhaupt gewahr werden würde, wo Rom liegt und welche Gebiete zu ihm, dem Nabel der Welt, gehörten.
    >Viel ist es ja nicht, was ich habe. Aber ich werde rasch packen und mich aufbruchbereit halten.< antwortete sie automatisch und hatte kaum registriert, dass eigentlich die Sklavin für sie packen sollte. Doch selbst wenn: Wenigstens ihr persönliches Hab und Gut, so klein es auch sein mochte, wollte sie lieber selber zusammenräumen.

    >Ja, du hast Recht.< entgegnete sie etwas belämmert aufgrund ihrer beinahe kindlichen Neugierde. Sie fragte sich, ob er soviel wusste, weil er schon älter war, oder ob es an seinem Stand lag. Sollte letzteres der Grund sein, würde sie einen leichten Groll gegen ihren Vater hegen, der ihr diese Welt verschlossen hatte. Sie würde gerne mehr wissen und für sie stand schon jetzt fest, dass sie unbedingt mehr lernen wollte. Sie wollte alles Wissen.
    >Das Zentrum der Welt. Rom muss wirklich wichtig sein.< murmelte sie etwas gedankenverloren vor sich her und schmunzelte. Es gab wirklich noch viel für sie zu lernen. Unter anderem auch Talbarium. Nein... Tabrulaum? Tabulum? Etwas erzürnt über ihre eigene Vergesslichkeit schob sie diesen unangenehmen Gedanken zur Seite. Sie würde schon früh genug an ihre schlechte Allgemeinbildung erinnert werden.

    Sie fühlte sich wirklich zu diesem älteren Manne hingezogen, der wie auch immer mit ihr verwandt war. Er war wie ein Großvater, wie andere ihn sich idealerweise vorstellen. Oder auch wie ein Vater. Es war schon erstaunlich, wie gut er sich schon von vornherein um sie gekümmert hatte.
    >Das ehrt mich, Onkel.< lachte sie befreit. Sie nahm sich fest vor, in seiner Gegenwart keine Hemmungen mehr zu zeigen und sich so zu benehmen, wie es seit eh und je tat. Er schien nicht sehr darauf zu achten ob sie sich wie eine Reiche oder eine Arme benahm. Es schien nur wichtig zu sein, dass man sich gut betrug und das war bei ihr eine Selbstverständlichkeit - zumindest wenn es auf Gegenseitigkeit beruhte. Ihre Miene nahm allerdings einen erstaunten Ausdruck an, als er erwähnte wie warm es doch in Rom war. Da sie von Geografie nicht die geringste Ahnung hatte, half ihr die südliche Lage Roms auch nicht weiter.
    >Wirklich? Wie kann es denn dort so warm und hier so kalt sein? Wie kann es denn so warm sein, dass es nicht schneit? Es erscheint mir unvorstellbar.< stieß sie verblüfft aus und sah ihn verwirrt an. Dass es nur schneite, wenn es kalt war, hatte sie mittlerweile herausgefunden - auch wenn sie den Grund dafür nicht kannte. Es mochte damit zusammenhängen, dass der Schnee auf ihrer Hand immer so munter zu Wasser zerfloss, weil sie sehr warm war.
    >Oh ich freue mich schon so. Ich bin sehr gespannt.< beteuerte sie, mittlerweile aber weniger überzeugt klingend, da sie wirklich verwirrt war und nicht wusste, wie sie mit den neuen Informationen umgehen sollte.

    Das Leuchten in ihren Augen war noch immer nicht verloschen. Wohl lag es daran, dass sie niemals auch nur daran gedacht hatte mehr als ihren näheren Umkreis jemals zu sehen. Für sie hatte es nie etwas anderes als jenen Ort gegeben, an dem sie wohnte. Es war für sie nicht begreiflich, wo Rom wohl liegen mochte. Sie hatte gewiss einmal Karten gesehen, aber sich doch nicht dafür interessiert, wo welche Länder liegen. Es war einfach zu unwichtig in ihrem Leben gewesen. Und nun ...
    >Natürlich! Wie könnte ich meine Familie allein lassen?< entgegnete sie und ging ihm mit raschen Schritten entgegen, um seine Hand zu ergreifen. Sie freute sich noch mehr, als sie es sich eingestehen wollte und doch musste, als sie registrierte wie sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. Sie war froh, dieses Mal nicht zurückgelassen zu werden. Sie würde bei ihm bleiben dürfen und schien erwünscht zu sein. Sie würde andere Länder sehen, andere Leute, anderes Wetter.
    >Wie ist es in Rom? Liegt dort viel Schnee?< fragte sie ahnungslos und ungestüm.

    >Oh, oh das macht gar nichts!< versuchte sie bescheiden ihre vorherige Unverschämtheit zu übertünchen und lächelte bedröppelt. Und doch hatte sie gleichzeitig das Gefühl, dass er grade ihr impulsives Handeln gerne mochte. Hatte er vielleicht genug von all den Verlogenheiten und falscher Höflichkeit? Sie konnte es sich bei diesem Manne lebhaft vorstellen wie sich die Augen bei "Könntest du Bitte" -"Vielen Dank" verdrehen.
    >Es... es war nur einmal so gefragt. Ich denke an Rom werde ich erstmals genügend zu lernen haben.< fügte sie an und legte den Kopf leicht schief, als erwartete sie eine Antwort oder vielmehr eine Bestätigung.

    'Wo auch immer' war wohl der erste Gedanke der ihr in den Kopf schoss. Sie kannte Mogontiacum - logisch, denn sie war schließlich erst vor wenigen Tagen dort gewesen. Aber wo Marsilia liegen sollte...? Sie würde sich überraschen lassen. Etwas unbekanntes ergriff sie bei dem Gedanken an all das Unbekannte. Ja, konnte man es denn wirklich als Reiselust bezeichnen? Aufmerksam beobachtete sie Commodus und von ihren Augen ging wirklich ein leichtes Strahlen aus.
    >Haben wir viel Zeit die Orte zu betrachten? Oder können wir wirklich einmal eine größere Rundreise machen? Natürlich nur, wenn es keine Umstände macht...< Kaum, dass die Frage gestellt war, tat sie ihr wieder leid. Sie war viel zu offen und präzise gefragt worden. Etwas verlegen sah sie zu ihm auf.

    Einen Moment fiel ihr gar nichts mehr ein und ihr Blick ruhte einfach nur geweitet auf seinem Brustkorb. Und er lag auch nur deshalb dort, weil seine Worte sie so überrascht hatten dass ihr Kopf für kurze Zeit wie leergefegt war. Nur allmählich wanderten ihre Pupillen ein Stück nach oben und betrachteten ihn im Gesicht. Der Gedanke an Rom barg viele Gedanken für sie. Schon länger sann sie darüber nach, da Commodus derartiges ja bereits angekündigt hatte, doch sich dieser Tatsache nun dermaßen konfrontiert zu sehen, war noch einmal was anderes.
    >Rom?< fragte sie beinahe atemlos. Rom hieß, dass sie von Germanien Abschied nehmen musste. Von ihrem geliebten Germanien, dass sie niemals in ihrem Leben verlassen hatte und wo sich alle ihre Wurzeln befanden. Rom hieß aber auch, dass sie die Möglichkeit haben würde, ihren Horizont zu erweitern. Dort würde sie neue Menschen und neue Sitten kennenlernen. Aber dort würde es auch kein Zurück mehr in den germanischen Schoß geben.
    >Rom...< nuschelte sie noch einmal fassungslos und räusperte sich, bereit zu einer Äußerung. Doch kaum, dass das Räuspern über ihre Lippen gekommen war, entfielen ihr schon wieder alle Worte. Tief sog sie noch einmal die Luft ein und raffte sich ein wenig, um einen vernünftigen Satz formulieren zu können.
    >Wann gedachtest du, loszufahren?< fragte sie etwas geplättet.

    Ihr Zorn verflog schon wieder allmählich, als sie Commodus eintreten sah. Seine Gegenwart besänftigte sie seltsamerweise ein wenig. Und trotzdem tat die Stelle verdammt weh. Sie konnte schon jetzt mit Sicherheit sagen, dass dort spätestens am nächsten Morgen ein hübscher Fleck zu finden sein würde - doch in welcher Farbe? Das war doch immer wieder eine nette Überraschung.
    >Ja, Onkel. Ich atme noch, also ist noch alles in Ordnung.< gab sie mit einem etwas missmutigem Lachen zurück, ehe sie ihn wieder ernst ansah. Doch dann folgte rasch ein kurzes, ehrliches Lachen und sie stellte den Hocker rasch wieder auf.
    >Nein, ist wirklich nichts passiert. Gibt es denn was Bestimmtes?< übertünchte sie das Pochen während sie mit ihrem anderen Fuß die Stelle unbehaglich rieb, ihn allerdings aufmerksam dabei ansah.

    Prolog: Erst vor einer Woche hatten wir Besuch. Es war schon ein recht aufregendes Ereignis für mich, da ich nicht häufig mit Menschen zu tun habe... Vielleicht erinnert ihr euch noch an meine Zeilen, als ich die Tür von Onkel Commodus geöffnet vorfand und der freundliche Herr dort drinnen saß. Nun, unser Gespräch hatte mich noch eine gewisse Zeit beschäftigt, denn wir hatten das Thema der Kriege zwischen Römer und Germanen angeschnitten. Und dieses Thema war eines, bei welchem ich kaum mit mir reden ließ. Zugegebenermaßen bin ich ohnehin ein recht sturer Mensch, aber in diesem Falle... Nunja. So kam es, dass ich das Türklopfen erst recht spät bemerkte...


    Aquilia saß wie so oft auf einem Hocker am Fenster und richtete ihren Blick in die Ferne. Sie war nun schon eine knappe Woche und vielleicht ein oder zwei Tage im Hause des Prudentius Commodus und hatte sich einigermaßen eingelebt. Hier jedoch hatte sie, zumindest für die winterliche Zeit, ihren Lieblingsplatz gefunden. Sie beobachtete einige der weißen Bauscheflocken, wie sie vom Himmel herunter trudelten. Sie saß zu gerne an dem Platz, von welchem aus sie den Himmel sah. Der Himmel, die Weite des von Göttern beherrschten Reiches übte seit jeher eine Faszination auf sie aus. Dabei war es ihr gleich ob Odin oder Iupiter dort herrschte. Ihre Gedanken waren allerdings woanders, was ihre abwesende Geste nur unterstrich. Ihr Finger wickelte das lange Haar immer wieder zu einer Locke auf, um es dann wieder auseinanderzurollen. Ob er wirklich nicht mitgekämpft hat, oder ob er es aus Höflichkeit behauptete? Vielleicht bereitete ihm da die Falte auf meiner Stirn einige Nervosität... Ein leichtes Schmunzeln ruhte auf ihren Lippen. Doch war dies inzwischen kein seltener Anblick mehr, denn seit sie nicht mehr der Unruhe des Alltags dort draußen ausgesetzt war, wurde sie deutlich entspannter.
    So kam es, dass das Klopfen an ihrer Tür erst später in ihr Bewusstsein drang und sie noch vorher einen tiefen Seufzen in Richtung des grauen Himmels schickte, der seinerseits diese Schneepracht hernieder rieseln ließ.
    >Herein!< rief sie erschrocken aus und sprang laut von ihrem Hocker auf. Ihrer 'Bitte' doch einzutreten folgte ein lauter, undamenhafter Fluch, der mit lautem Poltern einherging. Ungünstigerweise war sie mit ihrer Wade beim Aufsprung gegen die Hockerkante gestoßen und sich in ihm verfangen. Brummend rieb sie sich die malträtierte Stelle.

    Sim-Off:

    Nicht doch, Terentius :) Ich muss mich entschuldigen.


    >Richtig, ich verachte die Kriege. Sie sind sinnlos.< gab sie nur eine knappte, Raum gebende Antwort um nicht zu sehr ihre Sympathien für 'die andere Seite' zu offenbaren. Immerhin stand hier ein Römer von ihnen und auch wenn sie nicht sehr gebildet sein mochte, so war sie doch intelligent und aufmerksam: Sie wollte ihrem Onkel nicht die Beziehungen verderben. Und doch lag diese Zornesfalte noch immer auf ihrer Stirn, auch wenn sie eher einer Art von Missbilligung entsprang. Profite. Die einzigen Profite, welche die Germanen geschlagen haben, lagen im Verkauf der Kleider, Waffen und Wertgegenstände der Toten beider Seiten. Aber artig versiegelte sie ihre Lippen um diese Worte nicht in den Raum gleiten lassen wollte und sollte. Bewusst wurde ihr allerdings, dass ihr gegenüber ein Mann saß, der weder dumm noch roh war. Ein 'Krieger' der besseren Art.

    ~~~


    Und so unterhielten sie sich noch eine Weile, wobei sich die Stirn Aquilias zunehmend glättete und auch ihre Lippen wieder von einem schmalen, aber munteren Lächeln gerahmt wurden. Möglich, dass dieses dem süßen Met entsprang, den sie soeben genoß. Doch genauso gut kann es auch ganz einfache Freude über das Gespräch dieser Runde sein. Wahrhaftig war beides die Ursache, wobei der Wein sich in dem leicht dämmrigen Blick wiederspiegelte. Natürlich trank sie ihn nicht verdünnt, es wäre ein Sakrileg gewesen, dies zu tun.

    ~~~


    Eine kurze Pause war eingetreten, als eine Sklavin ruhig den Raum betrat. Aquilias Lächeln fächerte sich zu einem leichten Grinsen, denn so bemüht die Sklavin auch war, sich geräuschlos zu nähern, war sie doch in der Stille kaum zu überhören. Als sie sich zu Commodus wandte, sah sie, wohlerzogen wie sie war, dezent weg und richtete ihre Aufmerksamkeit in Richtung des Milites. Ruhig beobachtete sie seine Augen, da er ihren Blick grade nicht zu erwidern schien - sonst hätte sie es sich kaum getraut ihn so anzusehen.
    >Oh, Schade.< ließ sie vernehmen, als sie die Worte des aufgerichteten Commodus hörte. Doch in ihrem Blick lag Verständnis und vielleicht auch ein kleiner Dank. Die Konversation hatte ihr tatsächlich zugesagt, doch sie hatte sich noch nie in lange Gespräche einfinden können und war nicht sehr gesellschaftstauglich. Aus diesem Grude empfand sie Erleichterung bei dem Gedanken, sich gleich wieder in Ruhe zu wissen.
    >Terentius, ich bin sicher wir sehen uns bald wieder.< verabschiedete sie sich mit einem verschmitzten Lächeln und einem leichten Senken des Kopfes. Diese Geste war weniger in die Richtung des 'Nickens' geleitet, als eine Ehrerbietung, die sie sich, gerade gegenüber Mänern, angewöhnte. Hernach wandte sie sich um und verschwand wieder rasch aus dem Zimmer. Ihr einstmaliges Vorhaben, ihre Onkel um eine Aufgabe zu bitten, war völlig in Vergessenheit geraten und sollte ihr erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder einfallen.

    Achtsam darauf bedacht, auch wirklich jedes Wort mitzuverfolgen, hing sie an des sprechenden Mannes Lippen - und nun war dies vornehmlich Terentius. Ein leichtes Schmunzeln lag auf ihren Lippen, als er sie und Commodus als Vorbild für römische Familien bezeichnete. Commodus mochte dies sein, doch würde man sie für eine solche Funktion nehmen, wäre Rom nicht mehr länger das Rom was es ist und solange war. Ihre größte Tugend war es vermutlich, dass sie geduldiges Schweigen gelernt hatte, was viele römische Männer auch schon schätzten. Sie selbst war noch nicht sehr sonnig zum römischen Kaiser eingestellt, war dieser doch auch für die Morde in Germanien verantwortlich. Und ja, hier sprach sie von Mord und Verantwortung, denn das sinnlose Töten und auch Versklaven der Urbevölkerung dieser Landen war für sie ein kleines Sakrileg. Doch ebenso sicher wie sie ihren Namen bestätigen konnte, wusste sie auch, dass sie mit dieser Meinung vermutlich fast allein stand. So kam es, dass sie ihr Ziel des aufmerksamen Zuhörens etwas vernachlässigt hatte und etwas Zeit brauchte um auf Terentius' Frage zu reagieren.
    >Ahm... Ja. Nein, natürlich nicht. Ich bin erst seit zwei Tagen hier. Davor lebte ich für einige Monate in Mogontiacum.< beantwortete sie seine Frage ohne jedoch auf ihren vorherigen Wohnort einzugehen. Diesen gab sie recht selten preis, warum, wusste sie auch nicht recht zu sagen. Nach ihren Worten lächelte sie nachträglich und wandte sich kurz der Sklavin zu, die ihr das köstliche Getränk reichte. Vermutlich ein Sakrileg für die Römer: Met statt Rebensaft bei Besuch zu trinken - und das in ihrem zarten Alter und als Frau. Doch ihr Vater hatte nie ein größeres Drama daraus gemacht und hier tat sie es nun mehr oder weniger wie selbstverständlich. Auch wenn sie aus der Selbstverständlichkeit so gut es ging ein Geheimnis machte.
    >Und du bist Soldat?< versuchte sie sich für seine Geschichte zu erwärmen und zugleich - natürlich völlig uneigennützig - von ihrer Vergangenheit abzulenken.
    >Warst du auch an den Kriegen gegenüber dem hiesigen Volk beteiligt?< fragte sie mit einer Miene, die eigentlich nicht interessiert sondern eher ablehnend wirkte, womit sie ihr eigentliches Ziel wieder verfehlte. Eigentlich hatte sie nämlich zu einem sorglosen Gespräch übergehen wollen, doch die missbilligenden und ihrer selbst nicht geachteten Falten auf der Stirn sprachen für sich.

    Eher spaßig als ernst verzog sie ihre Miene unwillig. Doch da es Commodus Wunsch war, dass sie eine Sklavin mit diesem Auftrag betraute, würde sie sich daran halten. Flugs sprang sie von ihrer Sitzgelegenheit wieder auf um nach einer Sklavin Ausschau zu halten, als sie allerdings der Worte Pictors gewahr wurde. Commodus hatte vermutlich schon bemerkt, dass die leichte Röte häufiger auf ihre Wangen schlich, wobei es für den Militär neu sein durfte. Für sie waren die Worte nämlich keine höfliche Floskel, sie nahm sie wie sie waren - und das eigentlich bei allem was gesprochen wurde.
    >Dann werde ich euch doch noch ein wenig Gesellschaft leisten.< beteuerte sie mit einem fröhlichen Schmunzeln und huschte dann, unruhig wie sie immer war, aus dem Raum hinaus.
    Während sie sich im Atrium befand spielte sie eine kurze Weile mit dem Gedanken, den Wein nun doch selber zu holen. Schließlich war die Küche nicht weit. Dann allerdings entschied sie sich doch, nach einer Sklavin zu rufen und winkte sie mit einem freundlichen Lächeln herbei um ihr aufzutragen, den römischen Herren doch etwas zu trinken zu holen.
    "Also nehme ich an, zwei Karaffen Wein und eine mit Wasser gefült? Drei Becher?" Aquilia zog kurz die Augenbrauen zusammen, ehe sie verstand: Vermutlich war Wein, also Rotwein, eher das Standardgetränk. Sie winkte die Sklavin ein Stück zu sich und sagte leise:
    >Könntest du mir einen Becher mit Honigwein füllen?< und quittierte das warme Nicken mit einem fröhlichen Zwinkern. Alsdann wandte sie sich wieder um und durchschritt das Atrium schon beinahe beschwingt um sich auf ihren Platz zu setzen, einmal in die Runde zu schauen und artig ihre Hände auf den Schoß zu legen.

    Natürlich hatte sie nicht erahnt, dass Commodus sie schon vor ihrem Eintreten bemerkt hatte. Sie war eigentlich recht stolz darauf, derart unbemerkt das Tablinum betreten zu haben. Sie zwang sich nun zu einem weiteren Lächeln. Ihr wurde wieder bewusst, wie verklemmt sie eigentlich bei anderen Menschen war. Lange Zeit war sie unter Germanen gewesen, da ihr Vater seine Handelsbeziehungen schließlich in ihre Richtung ausgeweitet hatte und dort war sie einfach immer unter Bekannten gewesen - auch, wenn man sich zuvor nicht gesehen hatte.
    >Aber Onkel, natürlich bist du weise!< waren ihre ersten Worte auf seine ausgesprochenen Zweifel hin und ihr anfangs noch zwanghaftes Lächeln nahm verschmitzte Züge an. Als dann Pictor sie ansprach, blickte sie ihn an und ließ einen angedeuteten Knicks sehen, den sie sich, zu ihrem eigenen Missfallen, angewöhnt hatte.
    >Ebenfalls erfreut, deine Bekanntschaft zu machen, Terentius.< erwiderte sie höflich. Auf sein Angebot bezüglich einer Sitzgelegenheit ging sie, durchaus geschmeichelt durch das ungewohnte Entgegenkommen, ebenfalls gern ein und setzte sich auf diesen Platz. Von hier aus erfasste sie noch einmal die Lage etwas genauer und musterte ihren Sitznachbarn aus den Augenwinkeln, soweit es das Blickfeld zuließ, genauer. Er schien ein freundlicher, aber auch strenger Mann zu sein - so ihr erster Eindruck.
    >Lasst euch aber durch meine Anwesenheit nicht stören. Kann ich irgendetwas für euch zu Trinken bringen?< fragte sie eine recht bescheidene Frage. Sie konnte und wollte sich nicht daran gewöhnen, dass hierfür nun andere Menschen hier waren.

    Prolog: Der zweite Tag nach meiner Ankunft in dieser schönen Villa Rustica. Es geschah mir noch immer manches Mal, dass ich mich verirrte. Lediglich den Garten hatte ich schon etwas genauer unter die Lupe genommen. Nachdem ich 'Onkel Commodus', wie ich ihn nun nennen darf, nicht gefunden hatte, machte ich mich auf die Suche nach seinem Tablinum. Ich suchte schlicht und ergreifend nach einem Gespräch oder einer Aufgabe, denn langsam wurde mir die stetige Erkundung der Umgebung fad.


    Nachdem sie wieder ins Atrium eingetreten war, wandte sie sich dem Raume zu aus dem Stimmen zu ihr klangen. Prudentia schloss daraus also, dass Commodus Besuch hatte. Mit sich hadernd blieb sie kurze Zeit im Atrium stehen. Ihr war langweilig, aber durfte sie dieses Gespräch unterbrechen? Es schien von recht ernster Natur zu sein. Nun, vielleicht konnte sie ja helfen. Mit zartem Schritt und weiterhin schlechtem Gewissen näherte sie sich dem Durchgang und machte einen kleinen Schritt ins Tablinum.
    >Salve. Darf ich.. kurz stören?< fragte sie sacht in die Runde, wobei sie dem Fremden ein freundliches Nicken zusandte und sich dann in Commodus Augen festhaftete.



    Kleines Edit auf Wunsch von Commodus.


    Prolog: Heute ging alles so schnell. Nachdem ich mit Senator Commodus nach gemeinsamen Ahnen gesucht habe - und übrigens auch fündig wurde - machte mein Leben rasanteste Fortschritte. Mein Großvater ist nun also Solinus und dieser scheint der Bruder von Commodus' Vater zu sein. Oh welch verwirrende Wirren. Nun, jedenfalls führte mich die Sklavin des Senators in mein neues Zimmer, denn ab heute darf ich in seiner Obhut leben. Werte Leser, ihr könnt euch meine Gefühle kaum vorstellen. Es ist so wunderbar nach all der Zeit eine Familie hinter sich zu wissen...


    Nachdem Prudentia endlich die Tür hinter sich schließen hörte, sog sie einmal ganz laut die Luft ein und stieß sie langatmig wieder aus. Hier sah sie niemand, hier musste sie keine Haltung bewahren. Kurz nach dieser Beruhigungsphase machte sie ein lautes, erleichtertes 'Haaah' und drehte sich einmal mit ausgestreckten Armen in diesem großen, schönen Raum. Und während sie sich bewusst machte, dass sie diesen ganz allein bewohnen würde, spürte sie Freude. Es war etwas besonderes für sie, dass sie völlig unter sich sein konnte. Eine Tür. Dies alles würde eine Privatsphäre gewähren. Die nächste größere Entdeckung waren die großen Fenster, zu denen sie sogleich stürzte. Mit einem Lächeln dass ihr Gesicht regelrecht leuchten ließ gewahrte sie den schönen Anblick. Es mochte Winter sein und der Hortus trostlos aussehen, aber nie hatte sie von ihrem Zimmer aus einen Garten gesehen. Entweder musste sie das Haus verlassen, oder sie blickte auf Wände oder Straßen. Sie verbrachte einige Atemzüge am Fenster und genoss einfach nur den Anblick der Natur. Wie wundervoll mochte es erst im Sommer werden? Sollten dort keine Blumen wachsen, würde sie selbst für eine Farbenpracht sorgen. Es würde nicht nur ihr Herz erfreuen, sondern sicherlich auch Commodus' Seele eine Wohltat sein.
    Die nächsten Minuten wandte sie der Schlafkammer zu, welcher sie sich eilenden Schrittes näherte um sie genauer zu inspizieren. Fröhlich ließ sie sich aufs Bett fallen und genoss es, einen weichen Untergrund unter ihrem Rücken zu spüren. Nach dem anstrengenden Ritt den Tag über schmerzten ihre Glieder. Noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen kam sie, so daliegend, ganz langsam zur Ruhe. Nein, nicht zur Ruhe, doch langsam begann sich der Gedankenstrom ein wenig zu sortieren. Aus dem was sie heute gemeinsam erarbeitet hatten, ging hervor, dass ihr Vater nun also als Vinianus der Sohn des Solinus und der Urbica war. Und dass ihre sich Großeltern mit seiner Wahl nicht einverstanden zeigten. Sie schienen etwas gegen einfachere Verhältnisse und Germanen gehabt zu haben. Des Weiteren schloss sie aus dem Gelesenen, dass die Großmutter vermutlich nach dem Tode Solinus' zu ihnen kam, um ihen Lebensabend nicht allein verbringen zu müssen.
    Während das Lächeln allmählich einer Denkermiene wich, wurde auch der Lichteinfall ins Zimmer karger, denn der Tag neigte sich seinem Ende zu. Sie musste über Commodus nachdenken. Er musste sich hier allein auf dem Lande unglaublich einsam fühlen, oder aber die Stille gesucht haben. Ob sie eine Bereicherung in seinem Leben sein würde? Dies jedenfalls war ein großer Wunsch des jungen Mädchens, denn er hatte ihr so viel gegeben wie kein Mensch zuvor: Eine Familie, eine Heimat, Kleider und vor Allem Liebe. Ja, sie war sich sicher, dass er sie bereits liebgewonnen hatte. Ob er etwas wie eine nie gekannte Tochter für ihn werden würde?
    Unter diesen Gedanken senkten sich allmählich ihre Lider, während ihre Gedanken immer träger wurden. Die Erschöpfung holte sie ein und der lange Tag forderte seinen Preis. Sie schlief ein.