Sie horchte auf. Einen Corvinus kannte sie nicht, aber selbstverständlich sagte ihr Commodus etwas. Kaum dass sie an den älteren Herrn dachte, regte sich schlechtes Gewissen in ihr, denn schließlich war sie ohne seine Erlaubnis hier. Andererseits, überlegte sie, würde Commodus beruhigt sein, sie in Obhut eines Bekannten zu wissen. Der Haken an der Sache war nur, dass er sich eben nicht in dieser Sicherheit wägen konnte. Na und? Trotzig entsann sie sich dessen, dass er sein Versprechen ihr gegenüber gebrochen hatte, sie in die Straßen Roms einzuführen.
>Commodus ist der Sohn... Ja, der Sohn des... Onkels? Nein... Großvaters meines Vaters... Nein! Vaters meines Vaters.< überlegte sie hin und her und nickte letztlich bestätigend und stolz darauf, dass sie den langen Weg gefunden hatte. Aus wachen Augen betrachtete sie Iulius und bedachte ihn mit einem verschmitzten Lächeln, hinter dem die Gewissheit steckte, dass er ihr nicht folgen konnte. Aber das sollte nicht ihr Problem sein. Und er schien auch zu verwirrt um näher darauf einzugehen und folgte alsbald ihrer Aufforderung, ein wenig von sich zu erzählen. Mit Interesse folgte er seinen Worten und nickte fast begeistert, als er von der Reiselust erzählte. Sie hätte auch gerne mehr von der Welt gesehen, aber sie war kaum älter als er, als er diese Reise antrat. Und nun brachen auch etwas wohlhabendere Tage für sie an und diese Gelegenheit würde sich sicherlich bald ergeben.
>War ja recht wenig enthusiastisch geschildert.< schloss sie mit eben der gleichen Begeisterung, mit welcher er sein Leben geschildert hatte und bewegte ihren Becher kreisförmig, wobei sie leichte Wellen in seinem Inneren verursachte. Sie spürte kaum, dass sich in ihrer Versonnenheit ihre Bewegungen erhärteten.
>Mist!< fluchte sie leise, als der Wein übergeschwappt war. Grund war gewesen, dass er sie wieder nach sich gefragt hatte und sie in aller Ruhe überlegt hatte, was sie sagen konnte und dabei immer weniger Kontrolle über ihr Handeln bekommen hatte. Amklagend betrachtete sie den Weinfleck auf der weiß bekleideten Tunika, der sich nahe des Schlüsselbeins ausbreitete. Das kam davon, wenn man in einer hängenden Haltung gedankenverloren den Wein durch die Gegend schüttelte. Unsicher hob sie leicht ihren Blick an, um den Trib...unen - so hieß es doch? - zu mustern. Sie wusste nicht, ob sie die Chance nutzen sollte um von ihrer Geschichte abzulenken, oder von der peinlichen Situation ablenken sollte indem sie ihre Geschichte erzählte.
>Naja... was gibt es zu erzählen... Nicht viel... Nicht ein Viertel von dem was du...< begann sie stotternd und betrachtete aus den Augenwinkeln wieder das rote Denkmal ihrer Tollpatschigkeit auf dem teuren Stoff. Damit hatte Commodus schon einmal Beweisstück A dass sie in einer Taverne war. Die Feuchtigkeit fühlte sich unangenehm an und auch wenn wohl nur Iulius seine Aufmerksamkeit auf sie richtete, fühlte sie sich in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt...