Beiträge von Marcus Germanicus Varus

    Als die Männer das hörten wünschten sie sich sofort den verhassten Optio zurück, 20 Runden mussten sie bei ihm nie laufen, doch sie waren durch die ewige Lauferei inzwischen so gut trainiert dass sie auch 20 Runden schaffen würden, wenn auch nicht mit solch einer Leichtigkeit wie sie 5 oder 10 Runden liefen.


    Die ersten 10 Runden bereiteten den Probati tatsächlich keine Schwierigkeiten, doch jede weitere Runde zehrte deutlich an ihrer Kondition. Ab der 15. Runde ging der Atem bei einigen deutlich schwerer, doch hielten sie bis zum Ende das Tempo, niemand wollte dem Centurio beim ersten Mal gleich negativ auffallen. Nach der 20. Runde beendeten die Probati mehr oder weniger außer Atem den Lauf.

    "Das kann ich, Centurio Terentius, wir haben begonnen mit der Formalausbildung, also Grüßen, Strammstehen in der Linie und Marschieren im Gleichschritt. Darauf folgte die Ausbildung im Nahkampf und im richtigen Umgang mit dem Scutum, gestern haben wir die Ausbildung mit dem Pilum begonnen. Die Steigerung unserer Kondition war dem Optio besonders wichtig, deshalb sind wir oft Runden um den Exerzierplatz oder durch das Intervallum gelaufen. Im Theorieunterricht haben wir den Aufbau der Legion durchgenommen."

    "Ich habe nicht einmal wirklich von ihnen gehört, als ich auf dem Weg hierher durch die Stadt zum Castellum ging, bekam ich viele Gesprächsfetzen mit und darunter waren auch diese beiden Namen, ich hatte sie schon wieder vergessen, erst durch dich sind sie mir wieder eingefallen."


    "Ich bin aufgewachsen auf einem Bauernhof in der Nähe von Colonia Claudia Ara Agrippinensium, meine Eltern waren Germanen die auf römischem Territorium lebten. Als sie starben verließ ich den Hof und ging in die Stadt, dort wollte ich mich um das römische Bürgerrecht bemühen, doch ich erfuhr dass ich der Sohn der inzwischen verstorbenen Germanica Salonina und des ebenfalls verstorbenen Gnaeus Germanicus Corbulo bin und somit auch Bürger Roms. Nach diesem Schock überlegte ich was ich tun sollte und wie ich in der römischen Gesellschaft Fuß fassen konnte, ich entschied mich der römischen Legion beizutreten und so machte ich mich auf den Weg hierhin. Ich weiß aber nach wie vor nicht wie ich von meinen leiblichen Eltern zu meinen Zieheltern kam und werde es wahrscheinlich auch nie erfahren."

    Varus holte weit aus und warf das Pilum mit aller Kraft, er beobachtete den Flug bis es deutlich hinter dem Seil wieder aufkam. Die anderen Probati schienen ebenfalls einigermaßen werfen zu können, diesmal warf auch keiner zu kurz. Auf Befehl des Optio gingen sie zur Ziellinie und sammelten die Pila wieder ein. Varus wusste nicht welche seine waren, er war sich aber sicher dass er einer der Probati war die am weitesten geworfen hatten. Das war aber jetzt unwichtig, er nahm sich die Pila die unmittelbar vor ihm lagen. Hoffentlich ist der Optio diesmal zufrieden, dachte er und ging mit den anderen Probati zurück zum Ausgangspunkt wo sie sich wieder in einer Reihe aufstellten. Ihnen war bewußt dass der letzte Durchgang nicht einwandfrei gewesen war, doch sie hofften es diesmal besser gemacht zu haben und sahen gespannt zum Optio.

    Gar nicht mal so schlecht dachte sich Varus, als er die nächstbesten Pila hinter der Ziellinie aufnahm. Obwohl er in seinem Leben noch nie einen Speer geworfen hatte, stellte er sich nicht blöder an als die meisten anderen Probati. Weit werfen konnte er schon als Kind, er müsste nur etwas mehr üben bis er auch Speere weit werfen kann.


    Als jeder Probatus mit zwei Pila ausgerüstet war kehrten sie zurück und bildeten die ursprüngliche Reihe.

    Wieso ruft der Optio immer mich auf, fragte sich Varus. Aus diesem Grund bereitete er sich auch immer intensiv auf den theoretischen Teil der Übungen vor und konnte so die Frage des Optio beantworten.


    "Das Pilum ist eine Wurfwaffe die aus einer Entfernung von etwa 10-20 Schritt auf den Gegner geworfen wird. Fängt dieser das Pilum mit einem Scutum ab, bleibt das Pilum im Schild stecken und kann nicht einfach wieder herausgezogen werden, dadurch wird das Scutum zu schwer und unhandlich für einen effizienten Einsatz. Das Pilum ist somit vorallem im Kampf gegen geschlossene Phalanxen von großem Nutzen."

    "Ich kenne auch niemanden aus meiner Gens persönlich, den Pater Gentis Medicus Germanicus Avaraus kenne ich mit Namen, auch von Germanica Aelia, der früheren Comes von Germania Inferior habe ich gehört. Irgendwann habe ich sogar mal Namen aus deiner Gens mitbekommen, ich glaube es waren Rediviva Helena und Rediviva Minervina, bin mir aber nicht sicher."

    "Ich habe versucht dich einzuschätzen, du ist für mich der römische Soldat so wie man sich ihn vorstellt, du vertrittst voll und ganz die Tugenden die von einem Soldaten der römischen Armee erwartet, aber in der Praxis nicht immer vertreten werden."


    "Du erzähltest mir auch dass du dich mit deinen Ansichten in deiner Gens nicht wohlfühlst. Ich würde gern mehr über die Gens Rediviva erfahren."

    Varus sah Maxentius und einige ihm unbekannte Probati, über deren Erscheinen er sich aber ebenfalls freute. Er ging zur Tür und begrüßte Maxentius sowie die anderen Besucher.
    "Immer herein in die gute Stube, heute abend wird ein wenig gefeiert, nach dieser ganzen Schinderei muss man sich doch auch mal etwas gönnen".

    "Mist, das hat uns gerade noch gefehlt" sagte Varus, versuchte aber die Nerven zu behalten und erinnerte sich daran was in solchen Situationen zu tun war. Varus begann auf das Pferd beruhigend einzureden und es schien wider Erwarten sogar zu funktionieren. Er bezweifelte dass das Pferd seine Worte verstanden hatte, es war wohl eher der Klang seiner Stimme der eine beruhigende Wirkung auf das Tier hatte. "Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen, jetzt können wir hoffentlich ohne weitere Zwischenfälle unsere Arbeit beenden."