Die Probati nahmen die Kampfstellung ein und ließen den rechten Arm nach vorne schnellen, dabei hielten sie die Hand so dass die Spitze des Gladius nach vorne zeigte. Danach zogen sie ihren rechten Arm schnell zurück und wiederholten den Bewegungsablauf. Sie hatten mit einem Auge den Optio im Blick und erwarteten dass er etwas sagen würde.
Beiträge von Marcus Germanicus Varus
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Varus sah Maxentius mit Bedauern an, dieser Befehl des Optio war wirklich ungerecht, doch er ließ sich nichts anmerken und stieg auf das Gespann. Als sie losritten sah er noch einmal zu Maxentius zurück, hoffentlich dauert es nicht allzu lange, dachte er als er ihn langsam aus den Augen verlor.
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"Beim Kampf mit dem Gladius geht man leicht in die Knie und stellt das linke Bein ein wenig nach vorne, da man in der linken Hand normalerweise das Scutum hält." Während Varus erklärte nahm er auch selber die von ihm beschriebene Stellung ein.
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Kaum war der Optio wieder da schon wurde Varus aufgerufen.
"Wir haben das Pilumwerfen beendet und anschließend die in der Legion gängigen Formationen eingeübt, beides zur Zufriedenheit des Centurio, an unserer Konstitution und Ausdauer haben wir ebenfalls gearbeitet."
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Immer diese Wiederholungen, eigentlich unnötig wenn man eine Formation schon beim ersten Mal richtig gemacht hat, andererseits aber doch notwendig, der Centurio muss schließlich wissen ob wir die Formation wirklich beherrschen oder ob wir sie nur mit Glück richtig gemacht haben. Die Probati lösten also den Schildwall auf und bildeten eine Linie. Anschließend gingen sie wie gehabt vor, sie bildeten zwei gleich lange Reihen, die erste ging wieder in die Hocke und stellte ihre Scuta auf den Boden, zusammen mit den Scuta der zweiten Reihe war das Resultat erneut ein etwa 2,50 m hoher Schildwall.
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Die Probati lösten den Keil auf und bildeten zwei gleich lange Linien. Die erste Reihe ging in die Hocke und stellte die Scuta auf den Boden so daß die zweite Reihe ihre Scuta auf die der ersten stellen konnte. Kurze Zeit später stand ein fast 2,50 Meter hoher Schildwall.
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Die Probati stellten sich vor dem Centurio in einer Linie auf, anschließend traten einige Probati vor und bildeten eine zweite, kürzere Linie, diese Prozedur wiederholte sich bis der letzte Probatus sich vorne an die Spitze stellte. Das Ergebnis war die gleiche Keilformation wie beim letzten Mal.
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Das war für sie keine allzu schwierige Aufgabe, in angemessener Geschwindigkeit formierten sich die Probati um den Centurio. Einer bildete die Spitze und die anderen stellten sich in immer breiter werdenden Reihen hinter ihm auf bis sie eine komplette Keilformation mit dem Centurio in der Mitte gebildet hatten.
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"Die Testudo dient dem Schutze vor Fernkampfangriffen. Die Soldaten der ersten Reihe halten dabei ihre Scuta nach vorne. Die folgenden Reihen halten die Scuta über ihre Köpfe, so dass sie die Vorangehenden mit bedeckt werden."
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Varus wurde diesmal zwar nicht aufgerufen doch da er es gewohnt war, antwortete er auch auf diese Frage.
"Die gängigsten Formationen der Legion sind die Keilformation, die Testudo und die Formation zur Reiterabwehr, welche gebildet wird indem die Soldaten der zweiten Reihe ihre Scuta auf die der ersten Reihe stellen."
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Varus hatte fürs Erste genug erfahren, er füllte seinen Krug wieder auf und setzte zum trinken an, vorher sagte er aber noch:
"So, das waren erstmal genug Fragen, wir haben schließlich alle Zeit der Welt um mehr voneinander zu erfahren. Wenn du noch Durst hast bedien dich ruhig, es ist mehr als genug für alle da".
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Varus war sichtlich überrascht dass soviele Germanicer hier ihren Dienst leisteten, die Gens Germanica schien eine sehr große Sippe zu sein.
"Wie mir scheint ist der Militärdienst sehr verbreitet in unserer Familie, ist das lediglich Zufall oder gehört es zur Familientradition, in der Legion gedient zu haben?"
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Gut erholt kamen die Probati zum Exerzierplatz, der Centurio wartete dort bereits auf sie. Sie stellten sich in einer Reihe auf und nahmen Haltung an.
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Als er seinen Krug ebenfalls in einem Zug geleert hatte, fragte er Maximianus grinsend:
"Muss ich damit rechnen, hier im Castellum und in der Gegend noch mehr neue Verwandte kennenzulernen?" -
Zufrieden verließen die Probati den Exerzierplatz, sie hatten bewiesen dass sie alles schaffen können wenn sie motiviert sind und intensiv trainieren. Wie jeden Tag nach dem Dienst gingen sie alle in die Thermen, danach werden wieder einige in die Stadt gehen und andere sich in den Unterkünften die Zeit mit Spielen oder notwendigen Arbeiten vertreiben.
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Varus konnte es nicht glauben, er war ausgerechnet in dem Castellum der Legion beigetreten in dem auch sein Bruder stationiert war. Er hatte also einen Bruder, an diesen Gedanken musste er sich erstmal gewöhnen, andererseits hatte er wieder so etwas wie eine Familie, auch wenn er seinen Bruder bisher nicht kannte und noch nicht wusste wie sich das ganze entwickeln würde. Varus blieb eine Zeit lang sprachlos, fing sich dann wieder und sagte unter Einfluss des Alkohols:
"Ich hab also einen Bruder, na wenn das kein Grund zum feiern ist, komm trink einen mit, mein Bruder."
Varus lachte, die ganze Tragweite dieser Entwicklung wird ihm wohl erst am nächsten Tag bewußt werden wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hat. -
Varus war etwas aufgeregt, nun würde er zum ersten Mal ein Mitglied seiner Gens persönlich kennenlernen.
"Mein Name ist Marcus Germanicus Varus, ich erfuhr vor kurzem dass ich der Sohn der Germanica Salonina und des Gnaeus Germanicus Corbulo bin. Ich lebte bis zum Tod meiner Zieheltern auf einem Bauernhof in der Nähe von Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wie ich dort hinkam weiß ich nicht und werde es auch nie erfahren. Als ich den Hof verließ und in die Stadt ging, erfuhr ich von meiner römischen Herkunft. Ich war ziemlich geschockt und auch völlig orientierungslos, so machte ich mich auf den Weg hierhin und trat der Legion bei, was soll man sonst machen wenn man niemanden kennt und nicht weiß wohin?"
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Die Probati freuten sich über das Lob des Centurio, es spornte sie an, beim nächsten Mal noch besser und vorallem weiter zu werfen. Sie machten sich bereit, holten aus und warfen diesmal tatsächlich noch um einiges weiter als beim letzten Mal, die Probati steigerten sich kontinuierlich von Wurf zu Wurf.
Sie gingen zu den Pila, nahmen diese auf und stellten sich am Ausgangspunkt wieder in einer Reihe auf.
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Varus war noch mit seinem Bierfass beschäftigt und schaltete sich erst jetzt in das Gespräch ein.
"Salve Kamerad, Germanicus ist dein Name? Heißt das etwa wir sind verwandt?"
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Die Probati machten sich bereit, holten weit aus und warfen das Pilum mit aller Kraft. Jeder blieb zunächst stehen und sah zu wie weit die Pila flogen. Als die Pila wieder auf den Boden aufkamen stellten die Probati fest dass sie sich gegenüber gestern Abend gesteigert hatten, was auch kein Wunder war, schließlich waren sie heute noch motivierter und verinnerlichten die Bewegungsabläufe mehr und mehr. Nachdem jeder versucht hatte seine Wurfweite zu schätzen, folgten sie dem Befehl des Centurio und nahmen ihre Pila auf. Anschließend kehrten sie zurück und stellten sich wieder in einer Reihe auf.