Zur Abwechselung einmal zu Pferde verließ Minor die Castra. Er grüßte die Wachen und schlug dann einen Weg ein, der ihn außerhalb der Stadtmauern entlangführte.
Es war herrlich wieder einmal reiten zu können, auch wenn man bei diesem Pferd nicht gerade von einem Prachtexemplar reden konnte.
Minor erreichte zügigen Schrittes die Stallungen. Er hatte sich schnell noch seine Paenula aus dem Officium geholt und rief nun nach dem Stallburschen. Da der sich etwas Zeit ließ, begab er sich schon auf die Suche nach dem besten Pferd. Als er sich gerade auf eines festgelegt hatte, tauchte auch der Stallbursche auf.
"Sag mal, schlaft ihr hier am hellichten Tag?!? Du wirst mir jetzt unverzüglich dieses Pferd satteln!"
Er wies auf das von ihm auserwählte Pferd und wischte die Erwiderungen zu denen der Stallbursche bereits ansetzte mit einer Handbewegung beiseite.
"Keine Ausreden! Kümmer dich um das Pferd!"
Als der Stallbursche das Pferd nach einer gefühlten Ewigkeit brachte, schwang er sich hinauf und ritt sogleich zum Tor.
ZitatOriginal von Titus Decimus Verus
Verus drehte sich mit seiner Fackel zu Metellus um und rief mit einer gesenkten Stimme:
" Metellus du hier,was für eine Überraschung."
Ein wenig erstaunt erkannte er in einem der Männer Verus, seinen Gesprächspartner aus den Thermen. Dann erinnerte er sich aber sofort wieder daran, daß der erwähnt hatte mit dem Curator auf Kanalinspektion unterwegs zu sein.
Er nickte Verus kurz zu und wandte seine Aufmerksamkeit dem Mann zu, von dem auch Verus weitere Anweisungen zu erwarten schien.
Die kühlen Temperaturen schienen die Milites ein wenig belebt zu haben, denn sie machten keinen ganz so schläfrigen Eindruck mehr.
Minor sah eine Gruppe Männer in dunklen und älteren Tuniken. Das sah doch recht vielversprechend aus.
"Milites consistite!"
Da er nicht ganz sicher war, wer der Curator Aquarum war, grüßte er in eine vage Richtung, die mehrere Männer hätte meinen können.
"Ave! Princeps Prior Caecilius Metellus mit einem Contubernium der Cohortes Urbanae zur Begleitung des Curator Aquarum!"
Ein wenig schadenfroh sah Minor auf den verschlafenen Haufen, der sich langsam am Tor sammelte. Was für ein Glück, daß er ein ausgesprochener Frühaufsteher war. Der dienstälteste Miles meldete das Contubernium als angetreten.
"So Männer, dann wollen wir uns mal zum Forum Boarium begeben! Aequatibus passibus pergite!"
Und schon marschierte er mit dem Contubernium in Richtung des Forum Boarium.
Am Morgen der Kanalinspektion begab sich Mionor sehr früh zu den Unterkünften. Er trug seine älteste Tunika und überlegte kurz, welches Contubernium die Freude haben würde ihn zu begleiten. Schließlich ging er einfach in das nächstbeste:
"Aufstehen Milites! Ihr habt soeben den Hauptpreis gewonnen. In fünf Minuten erwarte ich euch in eurer ältesten Tunika aber mit normaler Bewaffnung am Tor der Castra."
Langsam rührten die Männer sich, aber Minor ging das alles noch viel zu langsam.
"Ein bißchen Bewegung! Wir sind hier nicht bei den Vigilen, die den Tag verschlafen können! Auf gehts! Vorwärts!"
ZitatOriginal von Gaius Octavius Victor
Kurz darauf kam er mit einem mitleidigem Grinsen zurück und wandte sich wieder an Minor.
"Ich würde dir und acht deiner besten Kumpane empfehlen die dreckigste Kleidung anzuziehen, die ihr habt. Der Chef hat euch gerade dazu verdonnert Kindermädchen zu spielen."
Minor erwiderte ein schicksalsergebenes Grinsen und zuckte mit den Schultern.
"Dann überlege ich mal, wer mich in der letzten Zeit am meisten geärgert hat. Vale!"
Mit diesen Worten verließ er die Principia und ging zu den Unterkünften.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Gaius Octavius Victor
"Gut, dann streichen wir unverfroren als Vorwurf und ersetzen es durch wankelmütig... dein Auftrag gilt aber immer noch. Also abite, Princeps Prior!"
Victor machte eine Pause und sah wieder auf seine Akten runter, schob dann aber noch etwas hinterher.
"Und lass dich hier erst wieder blicken, wenn du Germanicus Sedulsu dabei hast!"
"Jawohl, Praefectus!"
Abermals grüßte Minor und begab sich dann auf schnellstem Wege zum Stall der Einheit.
"Als bist du ein richtiger Weltenbummler? Aber wirst du es dann hier lange an einem Fleck aushalten können oder wird dich nicht bald wieder die Ferne rufen?"
Er überlegte, ob eine solch ausgedehnte Reise etwas für ihn gewesen wäre. Der Zweck seiner Bildungsreise hatte immer klar im Vordergrund gestanden, die Briefe des Vaters waren immer voll der Ermahnungen gewesen die Studien nicht zu vernachlässigen.
Ein wenig staunend hörte er, wie weit gereist sein Gesprächspartner war. Seine Reisen in Italia und nach Achaia waren vergleichsweise bescheiden.
"Die Griechen würden sogar sagen, daß sie uns erst die Kultur gebracht haben. Du hast also noch andere Regionen Griechenlands besucht als Achaia?"
Dann fragte er weiter.
"Darf ich fragen, was der Zweck deiner Reisen war? - Für eine bloße Bildungsreise wie die meine erscheint sie mir sehr ausgedehnt."
Außerdem standen die meisten Regionen wohl kaum auf der klassischen Reiseroute für Bildungsreisen.
"Dann scheine ich ja nichts verpasst zu haben."
Manche Völker wollte einfach nicht erkennen, wie große Vorzüge es hatte teil des Imperium Romanums zu sein.
"Wohin führte dich deine Reisen noch? Warst du auch in Achaia?"
"Nun, bei mir erübrigt sich die ernsthafte Beschäftiung mit dem Thema. Mein Aufenthaltsort ist Rom und was um Rom herum in den Zuständigkeitsbereich des Praefectus Urbi fällt."
Minor überlegte, was er eigentlich über Dakien wußte - noch viel weniger als über Germanien, wenn er es recht überlegte.
"Und wie ist Dakien so? Ich muß gestehen, daß mein Wissen über Dakien sehr rudimentär ist."
ZitatOriginal von Titus Decimus Verus
"Wer bricht denn freiwillig nach Germanien auf?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Tja, mein kleiner Bruder auf alle Fälle. Ansonsten wohl eher Leute die dort geboren sind. Vielleicht sollte man tatsächlich mal eine Reise nach Germanien unternehmen, um es sich selbst anzusehen."
Nicht, daß sein Dienst bei den Cohortes Urbanae das jemals zulassen würde. 
"Dann bin ich gespannt, wie es meinem Bruder im dunklen Germanien ergehen wird."
Es fiel ihm etwas schwer sich Fabri im dunklen, schneereichen Germanien vorzustellen. War er doch eigentlich eher dem Stadtleben zugetan. Er mußte ihm wirklich mal schreiben, um herauszufinden wie seine Reise verlaufen war.
Erklärend fügte er hinzu.
"Er ist mitten im Winter dorthin aufgebrochen, um sich zum Dienst bei der Ala II in Confluentes zu melden."
ZitatOriginal von Marcus Aurelius Corvinus
Hm. schade, und ich dachte, ich könnte etwas schnorren und Geld absahnen...
Hm, magere Ausbeute ist das. *sfz*
Dann tausch mal mit einem einfachen Miles oder einem Princeps Prior/Optio....
ZitatOriginal von Marcus Aurelius Corvinus
Passt zwar nicht ganz hierher, aber interessieren tut es mich trotzdem:
Warum bekommt ein ritterlicher Tribun 900 Sz, während ein senatorischer Tribun nur 300 Sz bekommt? Fehlt da eine Null?
Weil das für den senatorischen Tribun nur eine Pflichtübung für den weiteren Cursus Honorum ist, während der ritterliche Tribun Berufsoffizier ist. 
Auch Minor gönnten sich noch einen Schluck Wein und beschloß, daß es Zeit für einen Themenwechsel war.
"Aber genug vom Beruflichen! - Liest du eigentlich gerne? Also jenseits von Akten und Geschäftsberichten."
Er konnte sich noch gut an ein interessantes Gespräch mit Lucius erinnern, vielleicht war Tiberius ja auch für Literatur zu begeistern.
Minor überlegte kurz, der Statthalter von Germanien war doch auch ein Decimer?
"Bist du mit dem Statthalter von Germanien verwandt? - Meinst du der würde diese Aussage so stehen lassen?"
Schnell fügte er noch fröhlich hinzu.
"Dunkel hatte ich ganz vergessen..."
Minor schüttelte mit dem Kopf.
"Nein, Germanien kenne ich überhaupt nicht. Die einzige Zeit die ich außerhalb Italias verbracht habe, war meine Studienreise nach Achaia."
Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu.
"Für mich ist Germanien bloß ein eisiges Land voller Barbaren."
Er mußte wieder Grinsen, als er an Sedis Erwiderung auf eine ähnliche Bemerkung zurückdachte.
"Warst du schonmal dort?"
"Wie sagte Cicero schon im Jahr der Geburt des göttlichen Augustus: o tempora o mores!"
Er mußte kurz darüber nachdenken, was er wohl erst als alter Mann von sich geben würde, wenn er schon jetzt in dem Stadium angelangt war, daß früher alles besser war. 
