Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Der Scriba brachte den Senator in die Amtsräume des Procurators, der sich von seinem Stuhl erhob, als der Duccier eintrat.


    "Senator Duccius! Willkommen in der Administratio Imperatoris. Bitte nimm doch Platz."


    Mit einer einladenden Geste deutete der Iunier auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Sergia Fausta


    ZUM
    Eques Romanus



    Es ist ihr ab heute gestattet, die Abzeichen
    der Equites zu tragen, den Ritterring und
    den Latus Angusticlavius.


    ~ANTE DIEM VII KAL SEP DCCCLXIV A.U.C.~
    (26.8.2014/111 n.Chr.)



    Silanus nickte verstehend.


    "Gut, dann werde ich die dementsprechende Verlautbarung seiner Ernennung veranlassen."


    Dann kramte er einen Brief hervor und überflog ihn noch einmal, während er dem Kaiser berichtete, was darin stand.


    "Hier haben wir noch ein Schreiben der Vestalin Pomponia Pia. Sie bittet dich darum, von ihren Pflichten als Virgo Vestalis Maxima entbunden zu werden. Sie möchte das Atrium Vestae verlassen und ihren Lebensabend im Kreise der Familie verbringen. Als Nachfolgerin nominiert sie Minucia Milicha, die dann wohl die Älteste unter den Vestalinnen ist."


    Fragend sah der Procurator zum Kaiser auf und wartete auf eine Reaktion.

    "Natürlich mein Kaiser. Dann sprich also nichts gegen die Ernennung."


    Silanus nickte und machte sich eine kurze Notiz, die entsprechende Ernennungsurkunde nach dieser Besprechung auszustellen. Er wollte eigentlich bereits mit dem nächsten Punkt fortfahren, als der Augustus seinerseits überraschend eine Frage stellte.


    "Das Schiff deiner Gemahlin sollte in den nächsten Tagen in Ostia eintreffen. Sobald ich etwas erfahre, werde ich dir natürlich unverzüglich Bescheid geben."


    Mehr wusste er im Moment auch nicht*. Die letzte Meldung lautete, dass die Augusta mittels Schiff in Richtung Ostia aufgebrochen war und sofern die Winde gut standen, in den nächsten Tagen eintreffen musste. Nach diesem kurzen Themenwechsel, kam der Procurator wieder zurück zum Alltagsgeschäft.


    "Als nächstes haben wir ein Schreiben von Praefectus Decimus. Er hat eine Liste mit Vorschlägen für die Neubesetzung des Curator Aquarium übermittelt. Da hätten wir die Senatoren Numerius Canutius Drusus (NSC), Faustus Sestius Fella (NSC) und Quintus Germanicus Sedulus, die zu den möglichen Kandidaten zählen. Der Praefectus hat wohl bereits mit jeden Kandidaten ein Gespräch geführt. Ich habe sie ebenfalls alle auf ihre Eignung überprüft und aus meiner Sicht kommen alle drei für dieses Amt in Frage. Der Praefectus selbst würde sich für Senator Germanicus aussprechen, der dem Reich bereits vor dem Bürgerkrieg als Curator operum publicorum gedient hat. Aus den Akten geht hervor, dass er hierbei eine recht gute Arbeit geleistet hat. Möchtest du die Kandidaten ebenfalls kennenlernen oder richten wir uns nach der Einschätzung des Praefectus Urbi?"


    [simoff]*= aus meiner Sicht hat Silanus die Nachricht von der Ankunft in Ostia nach dieser Besprechung erreicht, sonst hätte er gleich damit begonnen und es nicht erst auf Nachfrage des Kaisers nebenbei erwähnt. ;)[/Sim-off]


    Ad
    Cohortes Praetoriae
    Castra Praetoria, Roma, Italia



    Wie ich soeben erfahren habe, ist die ehrenwerte Augusta Sentia Laevina vor kurzem in Ostia eingetroffen.


    Es ergeht hiermit die dringende Anweisung eine Prätorianereskorte nach Ostia zu entsenden, welche die Augusta nach Rom geleiten soll. Der befehlshabende Offizier vor Ort ist Nauarchus Appius Decimus Massa.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



    Als Lucia die schnell und vielleicht ein wenig unbedachte Aussage des Iuniers aufgriff und sofort nachhackte, wurde ihm doch ein wenig unbehaglich. Verstohlen blickte er zur Seite um festzustellen, dass die anderen Gäste in ihre eigenen Gespräche vertieft waren und lehnte sich danach ein wenig mehr in Richtung seiner Gesprächspartnerin, um einigermaßen zu verhindern, dass gleich alle Anwesenden mitbekamen, wie persönlich ihr Gespräch geworden war. Er überlegte kurz, ehe er auf ihre Frage antwortete.


    "Also nur rein hypothetisch…….. sollte sie intelligent und charmant sein, Sinn für Kultur, aber auch für Humor haben, Unternehmungsfreudig sein, aber auch verständnisvoll, da meine Pflichten im Palast doch mitunter sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und ich keine Frau an meiner Seite gebrauchen kann, die mit dem Augustus konkurrieren möchte."


    Silanus schmunzelte selbst kurz über seine letzte Aussage. Kaum vorzustellen eine Frau zuhause zu haben, die Eifersüchtig auf die viele Zeit wäre, die er mitunter im Palast verbrachte oder vielmehr aufgrund seiner Stellung verbringen musste. Doch er besann sich gleich wieder und überlegte weiter.


    "Auch Eigenschaften wie Ehrlichkeit und ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit sind mir in meinem nahen Umfeld sehr wichtig. Aber abgesehen von all diesen Präferenzen sie sollte auch die Zweisamkeit mögen und eine liebevolle und zärtliche Partnerin sein. Und natürlich wäre es auch nicht von Nachteil, wenn sie ein ansprechendes Äußeres hätte."


    Wieder schmunzelte er leicht und fasste seine Aufzählungen im Gedanken noch einmal zusammen, ehe er einen etwas bestürzten Eindruck machte.


    "Meine Vorstellungen sind doch nicht etwa zu hochgesteckt?"

    "Nun, die gibt es durchaus Augustus. Man hört immer wieder vereinzelt Stimmen, die sich für eine vermehrte Einbeziehung von Frauen in die gesellschaftlichen Aufgaben des Imperiums aussprechen. Da der Weg in die Politik für Frauen schon vor Jahrzehnten weggefallen ist, gibt es wohl nun Erwartungshaltungen, Frauen vermehrt in die römische Verwaltung miteinzubeziehen. Generell hört man dabei auch immer wieder, man sollte die Stellung der Frauen etwas mehr fördern und auch anerkennen. Wenn ich dich beispielsweise an das Schreiben der Vestalin Decima Messalina erinnern darf, in dem sie Decima Seiana und Iunia Axilla für ihre Arbeit um die Acta für eine Ehrung vorgeschlagen hat. Darin hat sie auch gleich zu Beginn angemerkt, dass oftmals vergessen wird, wie sehr Frauen das Imperium stützen und dass man sie dafür auch Ehren sollte.


    Doch wie gesagt handelt es sich dabei aus meiner Sicht um vereinzelte Meinungen, die man überhören kann, wenn man das möchte. Eine Gruppierung die sich dafür stark macht gibt es nicht. Somit sehe ich keinen Grund die Erhebung der Sergia anders zu behandeln, als wie jede andere auch.“


    "Ja, das gibt es natürlich." nickte der diensteifrige Palastbeamte und begann dem Petronier recht umständlich zu erklären, wo sich das Archiv der kaiserlichen Postabteilung befand, wo Abschriften sämtlicher Briefe landeten, die Italia verließen.





    Viele Briefe die im Palast ankamen waren an den Kaiser adressiert, was nicht hieß, dass der Kaiser diese auch alle selbst öffnete. Dafür hatte er schließlich seinen stattlichen Beamtenapparat.


    "Wenn das so ist, dann lass uns nachsehen was dein Nauarchus dringendes zu übermitteln hat."


    Der Procurator nahm das Schreiben entgegen, brach das Siegel und rollte die Schriftrolle aus. Nachdem er die wenigen Zeilen überflogen hatte, sah er wieder zu dem pflichtbewussten Soldaten auf, der auf seine Antwort wartete.


    "Ich verstehe. Ich werde auch umgehend den Kaiser über diese freudige Nachricht in Kenntnis setzen. Und du kannst deinen Vorgesetzten mitteilen, dass ich sofort veranlassen werde, dass die Cohortes Praetoriae eine Eskorte entsendet."


    Die Gesichtszüge des Notarius erhellten sich plötzlich als er die Frage des Petroniers hörte. Genau das war es, womit sich die meisten Notari in erster Linie beschäftigten – das formulieren und schreiben derartiger Urkunden und Briefe, das erstellen von Vorlagen und das archivieren selbiger. Normalerweise nahm keiner der höheren Beamten davon Notiz oder fragte nach. Es war daher eine willkommene Abwechslung, dass es hier anscheinend tatsächlich jemanden gab, der sich nun dafür zu interessieren schien. Selbst wenn es sich nur um einen Scriba Personalis eines eher niederrangen Magistraten handelte.


    "Natürlich gibt es so etwas. Es gibt Vorlagen für Urkunden aller Art. Solche für Standeserhebungen, eigene für Ernennungen, welche für die Verleihung des Bürgerrechts, eigene für offizielle Anordnungen und eigene für gesetzliche Bestimmungen. Normale Briefe sind jedoch ohne besondere Vorlage. Da haben die Procuratoren und auch so mancher Primicerius eigene Vorstellungen und Wünsche. Du siehst also, die Bandbreite ist sehr groß."





    Da hatte der Iunier seiner Gesprächspartnerin wohl unbewusst die Vorlage zu einem Thema geliefert, das ihm nun doch etwas Unbehagen bereitete. Er hatte selbst hin und wieder damit zu kämpfen, dass er in seinem Alter Single war. Natürlich hatte es Frauen in seinem Leben gegeben, doch die Richtige war wohl bisher nicht dabei gewesen. Und es war bei weitem nicht gerade so, dass er sich vor Angeboten nicht retten konnte, so wie es die junge Tiberia vermutete. Auch der Kaiser hatte bei seinem Dienstantritt im Palast angemerkt, dass er es nicht gerade sehr Römisch empfand, dass der Iunier in seinem Alter und in seiner Position noch unverheiratet war.


    "Genau das soll es heißen. Irgendwie habe ich die Richtige wohl noch nicht gefunden oder sie mich nicht. Woran das liegen kann? Nun ja… ich habe viele Jahre meines Lebens wie gesagt beim Militär verbracht und dann auch noch in Unterschiedlichen Provinzen. Irgendwie war das wohl nicht wirklich die passende Grundlage dafür um langfristige Beziehung einzugehen. Danach hatte ich mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen und seit ich wieder zurück in Rom bin, hat sich keine wirkliche Gelegenheit ergeben. Ich verbringe wohl zu viel Zeit im Palast. Sogar der Kaiser hat mich deshalb schon gescholten… also wegen der fehlenden Frau an meiner Seite."


    Nein, das war wirklich kein Thema über das der Iunier gerne redete und er hatte sich nun schon zur genüge dazu hinreißen lassen, solche sehr persönlichen Einblicke in sein Leben zu geben. Man merkte es auch seiner Stimme an, dass sie eine leichte melancholische Tonlage bei seiner versuchten Erklärung bekam. Silanus versuchte die Situation daher zu retten und die ganze Angelegenheit ein wenig ins Lächerliche zu ziehen.


    "Also solltest du eine Freundin haben, die ich dir abspenstig machen könnte und die dann mit mir Einkaufen oder in das Theater gehen möchte anstatt mit dir, dann kannst du sie mir gerne vorstellen. Dann hättest du auch wieder die Gelegenheit deine neuen Kleider und Kostbarkeiten auszuführen."


    Das es sich aus Silanus Sicht dabei nicht unbedingt um eine Freundin handeln musste, sondern er eigentlich auch die Tiberia selbst sehr ansprechend fand, ließ er natürlich weg.

    Natürlich war Silanus bewusst, dass ihm die junge Tiberia mit ihrer überaus entgegenkommenden Alterseinschätzung schmeicheln wollte, immerhin war ihm mittlerweile auch anzusehen, dass er bald sein vierzigstes Lebensjahr erreichte, dennoch lächelte er verzückt.


    "Ich dachte immer Ende Zwanzig verbringt ein Mann die Abende lieber mit einer schönen Frau als mit Freunden, aber vielleicht hat sich das ja geändert. Meine Abende sind da schon seit längerem wesentlich prüder.


    Ich gehe hin und wieder sehr gerne in das Theater oder zu Lesungen und bin auch der Musik nicht abgeneigt. Ansonsten gibt es natürlich eine Vielzahl an offiziellen Empfänge und Verpflichtungen bei denen man sich als kaiserlicher Procurator blickenlassen muss. Bei manch einem Termin merkt man dann auch recht rasch, dass man nur aufgrund seiner Nähe zum Kaiser eingeladen wurde und nicht, weil man ein sympathischer Kerl oder angenehmer Gesprächspartner ist. Es ist daher eine freudige Abwechslung heute nicht so empfinden zu müssen.


    Und du meine Liebe? Was machen junge Frauen in deinem Alter heutzutage?"


    Mit dem „heutzutage“ übertrieb der Iunier gewiss nun in die andere Richtung, was sein eigenes Alter betraf, aber immerhin war die junge Frau um gut 20 Jahre jünger als er selbst. Somit war es nicht ganz abwegig, dass er nicht mehr am Laufenden war, wie die römische Jugend von Heute ihre Freizeit verbrachte.


    "Eine Durchsuchung ist nicht notwendig." wandte sich der Procurator freundlich an den Prätorianer und dann wieder an seine Gäste, da er die Vorgeschichte nicht kannte und die Spitzfindigkeit aus den Worten der Sergia daher auch nicht heraushörte.
    Danach konzentrierte er sich viel mehr auf ihre freundliche Begrüßung, die er auch prompt mit einem grüßenden Nicken erwiderte.


    "Praefecta. Dein Name war mir bereits ein Begriff. Es freut mich, dass ich nun auch das bezaubernde Gesicht dazu kennenlernen darf und ich danke dir, dass du dich so kurzfristig als Begleitung zur Verfügung gestellt hast."


    Ein Besuch im Palast war wohl für jeden eine ganz besondere Sache und soweit ihm bekannt war, war es auch für die Sergia der erste Besuch am Palatin. Ihm entging daher auch nicht, dass sich beide Damen zu diesem Anlass wohl besonders herausgeputzt hatten und ausgesprochen hübsch anzusehen waren.
    Dann wandte er sich an die junge Iulia selbst, der ja seine eigentliche Einladung in den Palast gegolten hatte.


    "Salve Flaminina! Es freut mich, dass du meiner Einladung folgen konntest."


    Es dauerte nicht lange, da wurde einer der fleißigen Notarii auf den Petronier aufmerksam.


    "Salve! Kann ich dir irgendwie helfen? Du bist....?" fragte er sicherheitshalber nach, da es sich bei dem Mann nicht um einen ihm bekannten Palastmitarbeiter handelte und er hier noch dazu ohne Begleitung herumstreunte.




    Der Iunier nickte verständnisvoll.


    "Ich verstehe. Nun, du kannst mir das Schreiben übergeben. Ich werde es zum Kaiser bringen."


    Er hielt dem Soldaten auffordernd die offene Hand entgegen.

    Zitat

    Original von Ein Praetorianer
    Der diensthabende Prätorianer musterte die beiden Frauen bereits als sie auf ihn zukamen. Beide recht jung, beide sehr hübsch und beide, ihrer Kleidung nach zu urteilen, wohl auch aus der gehobenen Schicht Roms. Der Procurator war ein beneidenswerter Mann, wenn diese beiden Frauen in einer privaten Angelegenheit zu ihm kamen – was man auch immer darunter verstehen konnte. Die Vorstellung der Älteren der beiden bestätigte den Verdacht des Prätorianers schließlich. Auch wenn er sich wenig beeindruckt von der Aufzählung der edlen Dame zeigte, so veranlasste es ihn doch, seine Zunge im Zaum zu halten. Leider standen jedoch weder der eine, noch der andere Name auf der Besucherliste und so fragte die Wache nach.


    "Hmmm… Uns hat der Procurator keine Gäste mit diesen Namen angemeldet. Habt ihr irgendetwas Schriftliches?"


    Silanus sah sichtlich ein wenig abgehetzt aus, als er schnellen Schrittes den Palasteingang erreichte. Anders als sonst um diese Zeit, kam er jedoch nicht aus dem Inneren des Palastes, sondern war den Palatin eben erst herauf geeilt, um seinen Gast noch rechtzeitig abzufangen. Schon als er auf den Eingang zutrat bemerkte er die beiden Frauen, die vor den Wachen standen. Die junge Iulia Flaminina erkannte er schon aus der Entfernung. Sie war in Begleitung gekommen und diese kannte er wiederum nicht. Zu seiner Überraschung schien es jedoch keine alte Matrone der Iulier zu sein, sondern eine, vielleicht um eine spur ältere, jedoch ebenso hübsche junge Frau. Der Procurator steuerte sofort auf die kleine Gruppe zu und hoffte, dass seine Gäste nicht schon länger auf ihn warteten.


    "Salvete! Es tut mir sehr leid. Ich hatte noch einen Termin außerhalb des Palastes und wurde dort länger als erwartet aufgehalten. Bitte verzeiht mir, dass ihr hier warten musstet."


    Als er schließlich die letzten Schritte hinter sich gebracht und die beiden Frauen erreicht hatte, wandte er sich auch dem Prätorianer zu.


    "Die beiden Damen gehören zu mir."

    Silanus sah auf, als es an der Türe klopfte. Seinen Scriba hatte er Anweisung gegeben gleich herein zu kommen und nicht vorher zu klopfen und Besucher erwartete er eigentlich nicht. Neugierig sah er zur Türe.


    "Ja bitte?!"