Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ernenne ich
    AULUS IUNIUS SENECA


    zum
    EQUES ROMANUS



    Es ist ihm ab heute gestattet, die Abzeichen
    der Equites zu tragen, den Ritterring und
    den Latus Angusticlavius.


    ~ANTE DIEM VIII KAL IUN DCCCLXIV A.U.C.~
    (25.5.2014/111 n.Chr.)



    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ernenne ich
    Gaius Flaminius Cilo


    Mit Wirkung vom
    - ANTE DIEM VIII KAL IUN DCCCLXIV A.U.C. -
    (25.5.2014/111 n.Chr.)


    zum
    Proconsul der Provincia Asia


    Silanus nickte zustimmend.


    "Ich bitte darum und schaue also in vier Tagen wieder vorbei. Vielen Dank! Vale!"


    Mit diesen Worten verabschiedete sich der Iunier wieder mit dem Vorsatz, in vier Tagen beim Kommandeur der Academia vorstellig zu werden.

    Silanus konnte sich ein grinsen nicht verkneifen, als er sich aus dem Wasser erhob. Mit immer noch gesenkter Stimme meinte er dabei zu seinem Neffen.


    "Du weißt ich bin kein Mann der damit prahlen würde, aber ich kann dir versichern, dass es Finanziell gesehen gewiss nicht zu meinem Nachteil war, mich erneut um einen Posten am Kaiserhof bemüht zu haben. Und ganz abgesehen von der doch recht beachtlichen Entlohnung, kommt mir dort natürlich auch vieles zu Ohren. Das will ich gar nicht abstreiten. Ob mich das nun wirklich Einflussreich macht? Vermutlich, aber bisher hatte ich keinen Grund diesen Einfluss auch auszuspielen."


    Als die beiden Iunier dem Becken entsteigen waren, kam auch schon ein Sklave der Masseure herbeigeeilt, um ihnen Handtücher zu reichen.


    "Bitte meine Herren! Da hinten! Gleich zwei Liegen nebeneinander wenn ihr es wünscht. So könnt ihr eure Unterhaltung ungestört fortsetzen."


    Der Masseur deutete auf zwei freie Massageliegen im hinteren Bereich der Halle und ging voraus. Silanus nickte und folgte dem Mann, seinen Neffen im Schlepptau, dem er sich wieder lächelnd zuwandte.


    "Aber als Centurio bei den Cohortes Praetoriae hast du es ja auch nicht ganz so schlecht erwischt Neffe! Die meisten Soldaten träumen davon eines Tages als Prätorianer zu dienen. Die Bezahlung ist um einiges Besser und auch die Privilegien, die der Dienst mit sich bringt. Wie macht sich eigentlich Avianus? Dient er immer noch in deiner Centurie?"

    Silanus wandte sich freilich in Lucias Richtung, als er ihre sanfte Berührung auf seinen Arm spürte. Seine Aufmerksamkeit war ihr damit sicher und als sie ihm dann auch noch erneut ihr strahlendes Lächeln schenkte, war es ohnehin wieder um ihn geschehen. Nicht wegen ihres Bruders, geschweige denn wegen dieses jungen Petroniers. Nein, ganz alleine um ihr zu gefallen bestätigte, festigte sogar seine gerade getätigte Aussage erneut. Das leichte Säuseln in der Stimme war dabei wohl nicht zu überhören.


    "Das ist doch nicht der Rede wert, meine Liebe. Ganz gewiss wird sich schon ein Platz für ihn auf der nächsten Liste finden lassen. Ich werde mich auch persönlich beim Kaiser für die Standeserhebung verwenden."


    Er lächelte und wollte gerade seine freie Hand auf jene von Lucia legen, die immer noch auf seinem Arm ruhte und deren Griff sich leicht verstärkte, als die Patriziern sie wieder unerwartet zurückzog. Ganz kurz blieb seine Hand ziellos in der Luft, ehe er ein wenig irritiert rasch zu seinem Becher griff, um die Situation etwas zu retten. Dabei wandte er sich wieder mit sichtlich enttäuschtem Gesichtsausdruck dem Petronier zu und sagte wieder mit ernster Simme


    "Das notwendige Vermögen kannst du ja vorweisen hoffe ich?"

    Wie Silanus wusste, war der Kommandeur der Academia der Consular Prugitius Macer. Nun seine Karte als kaiserlicher Procurator auszuspielen, hatte da wohl nicht viel Sinn. Er entschied sich daher den angebotenen Termin anzunehmen. Ihn aus diesem Grund privat in seiner Casa aufzusuchen, hatte für den Iunier einen merkwürdigen Beigeschmack.


    "Nun, kann ich gleich bei dir einen Termin mit dem Kommandeur vereinbaren?"

    "Mir wäre lieber die Ratten würden in diesem Fall weiter in ihren Löchern bleiben. Wenn man die Täter noch nicht gefunden hat, dann ist es mir lieber es herrscht wieder Ruhe in der Stadt, als sie können erneut damit beginnen ihr Unwesen zu treiben. Mit ein wenig Glück ist die ganze Sache wieder eingeschlafen oder hat sich aus irgendwelchen Gründen von alleine erledigt. Ich wollte den Kaiser nicht unnötig beunruhigen und habe ihn daher nur am Rande informiert. Anscheinend die richtige Entscheidung. Auch wenn man solche Hetzereien nicht auf die leichte Schulter nehmen darf, haben mir die letzten öffentlichen Auftritte des Kaisers gezeigt, dass er im Volk sehr beliebt ist. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum die Schmierereien aufgehört haben."


    Vollkommen unerwartet wurden die beiden Männer vom Beckenrand angesprochen. Einer der Masseure, der nicht unweit dahinter seinen Stand aufgebaut hatte und derzeit augenscheinlich auf neue Kundschaft wartete, war an das Becken herangetreten und warb für sich und seine Zunft. "Eine Massage zur Entspannung die Herren? Es sind gerade zwei benachbarte Liegen frei geworden."
    Silanus war der Idee grundsätzlich nicht abgeneigt und sah zu seinen Neffen.


    "Was meinst du Aulus? Ich lade dich ein."

    Anders als bisher, waren die Gesichtszüge des Iuniers sehr ernst geblieben, als der Tiberier nun wie erwartet das Wort ergriff. Für einen kurzen Moment hätte man sogar meinen können, dass er über die Worte des Gastgebers erbost schien, dessen Wink er zweifellos verstanden hatte. Sie schienen immerhin ungewöhnlich direkt und ließen daher nicht viel Platz für Interpretationen, auch wenn sie keineswegs plump gewirkt hatten. An Silanus waren im Laufe der Zeit schon in gänzlich anderer Weise ähnliche Bitten herangetragen worden. Es überraschte ihn daher nicht sonderlich, aber er fragte sich dennoch, ob dies der eigentliche Grund oder zumindest einer der Gründe für diese Einladung gewesen war. Selbst als er in einem Zug seinen Becher leerte und ihn dem Sklaven entgegenhielt, der gerade dabei war, Lepidus nachzuschenken, könnte man aus seiner Mimik nicht wirklich schlau werden. Er ließ seinen Blick nachdenklich zwischen dem Tiberier und dem Petronier hin- und herwandern, bis er schließlich das Grinsen des Gastgebers mit einem freundlichen Lächeln und einem Nicken quittierte.


    "Nun, ich denke mir, dass ich den guten Petronius bei nächster Gelegenheit gewiss auf eine der Vorschlagslisten zur Standeserhebung setzen kann."


    Ob dies nun ganz unten oder ganz oben war, ließ der Iunier bewusst weg. Schließlich war er kein Mensch der eine solche Bitte gänzlich ausschlug, allerdings handelte es sich auch nicht gerade um eine Kleinigkeit und er konnte bisher noch nicht erkennen, welchen Vorteil er daraus ziehen konnte, den Petronier und seinen Patron derart zu unterstützen. Denn mit seiner letzten Aussage hatte Lepidus zweifellos untertrieben. Ein Wort des Procurators konnte nicht nur weiterhelfen, sondern war schon fast eine Versicherung dafür, dass die Standeserhebung durchging. Immerhin verließ sich der Kaiser auf die Meinung seiner Procuratoren und wenn ein Name nicht nur im oberen Drittel der Liste stand, sondern vielleicht auch noch im Gespräch Erwähnung fand, dann hatte der Kaiser bisher keinen der vorgeschlagenen Kandidaten abgelehnt.

    "Nun, dann ist es umso bedauerlicher, dass er für diesen Posten wohl nicht mehr in Frage kommen wird." sinnierte Silanus nachdenklich. "Soweit ich weiß bemüht sich auch sein Vater, Decimus Livianus für ein höheres Amt. Es steht zwar noch nicht fest, was genau es wird, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Kaiser zwei Decimi in hohen Ämtern sehen möchte. Noch dazu wo der eine im Bürgerkrieg auf der anderen Seite gestanden ist und der andere nicht gerade zu den großen Befürwortern des Augustus gezählt werden kann, auch wenn er ihm gegenüber eine neutralere Haltung einnimmt. Man wird die nächsten Wochen also in jedem Fall abwarten müssen."


    Um von diesem doch sehr schwierigen und nicht gerade öffentlichkeitstauglichen Thema wieder ein wenig weg zu kommen, beschloss Silanus einen anderen Punkt anzusprechen, der ihm gerade im zusammenhang mit der Cohortes Praetoriae einfiel.


    "Was ganz anderes Aulus. Vor einiger Zeit gab es doch kaiserverunglimpfende Schmierereien in der Stadt. Ich habe der Cohortes einen Auftrag erteilt diese Vorgänge zu untersuchen. Hast du zufällig etwas mitbekommen oder gehört, ob etwas dabei herausgekommen ist?"

    Livianus nickte verständnisvoll, hatte er doch vor vielen vielen Jahren den gleichen Weg gewählt und es bisher nicht bereut. Ganz im Gegenteil hatte ihm diese Entscheidung letzten Endes Tür und Tor für seine Karriere geöffnet und ihn in der Zwischenzeit in die höchsten und einflussreichsten Kreise des Reiches geführt.


    "Ein ambitioniertes und ehrenvolles Ansinnen Petronius. Ich wünsche dir dabei alles Gute und bin mir sicher dein Patron wird dir bei der Verwirklichung deiner Zukunftspläne eine große Hilfe sein."


    Lächelnd blickte Silanus dabei zum Tiberier, über den er sich natürlich vor seiner Zusage zu diesen Treffen ausgiebig erkundigt hatte. So war ihm durchaus bekannt, dass der Tiberier selbst zwar noch mit allem Fleiß daran arbeitete in den Senat zu kommen, er jedoch wiederum auf den Senator Aurelius Lupus als seinen Patron zählen konnte, der wiederum ein Klient des Kaisers höchst persönlich war. Es würde Silanus also keinesfalls wurden, wenn er den Namen des Petroniers in naher Zukunft auf einer seiner Ernennungslisten wiederfinden würde.

    Trotz eines gewissen Stolzes, den Silanus in diesem Moment fühlte, war es nun an der Zeit Axilla, ihren Sohn und diesen Hund zur Gruppe der bereits abgefertigten Personen geleiten zu lassen. Abgesehen von dem Hund war es ein nahezu perfekter Auftritt, der ihrer Familie alle Ehre gemacht hatte. Vor allem der kleine Titus, der den Kaiser mit seinen schlauen Antworten sichtlich erfreut hatte, hatte dabei besonders geglänzt. Silanus lächelte seinen beiden Verwandten daher freudig zu, nickte ihnen anerkennend und deutete auf die linke Seite der Regia. Gleichzeitig trat auch einer der niedrigeren Palastbeamten an sie heran, um sie zu den bereits geehrten Personen zu geleiten, während Silanus die nächste Person aufrief, die zum Kaiser vortreten durfte und die Generalaudienz ihren weiteren geregelten Verlauf nahm.

    Erleichtert nahm der Iunier zur Kenntnis, dass der Kaiser nicht näher nachfragte. Seinem Neffen würde diese Befragung sicherlich nicht erspart blieben. Doch nun konzentrierte er sich wieder ganz professionell auf sein Amt und dem, was der Kaiser von seinem Procurator erwartete.


    "Das nötige Vermögen für den Ritterstand hat er, mein Kaiser. Und bei seinem bisherigen Werdegang und den militärischen Vorkenntnissen würde ich auch in aller Bescheidenheit vorschlagen, ihm einen Posten als Tribunus Angusticlavius zuzuweisen."


    Sein Vorschlag, dass Seneca eine Stufe des ritterlichen Cursus Honorum überspringen war nichts ungewöhnliches, hatte man bei verdienten Centurionen schon oft derartige Ausnahmeregelungen getroffen, wenn sie einen militärischen Ritterposten anstrebten. Immerhin waren sie erfahrene Männer die im Gegensatz zu den jungen, direkt in den Cursus Honorum eingestiegenen Offizieren oft jahrzehntelangen Dienst im Exercitus vorweisen konnten. Und trotz allem Ärger über seinen Neffen hätte ihm Silanus diese vielleicht einmalige Chance nicht verbaut, sondern versuchte nun ganz im Gegenteil mehr für seinen Neffen herauszuholen, als dieser Duccier es vermocht hätte. Dementsprechend hatte er sich bereits zuvor über die freien Posten erkundigt.


    "Bei der Legio I und der Legio II sind derzeit Tribunenposten vakant und soweit mir bekannt, ist alternativ auch der Posten des Subpräfekten der Vigilis derzeit unbesetzt."

    Silanus hatte das Gespräch bisher aufmerksam verfolgt, sich jedoch dezent im Hintergrund gehalten. Nun wo ihn der Kaiser zu sich deutete, trat er einen Schritt an diesen heran und nickte. Es war keineswegs so, dass Silanus alle Vigintiviri kannte, geschweige denn sich für all ihre Werdegänge interessierte. Doch Iulius Dives war ihm durchaus ein Begriff, nicht zuletzt, weil ihm selbst die Acta einen kurzen Bericht über seine Amtszeit gewidmet hatte und Silanus ein aufmerksamer Leser der Senatsprotokolle war, in denen der Name des Iuliers auch einige Male vorgekommen war. Selbst der Kaiser hatte den Namen bereits in einem Zusammenhang gehört, den der Iunier ihm wieder in Erinnerung rufen wollte.


    "Natürlich mein Kaiser. Iulius Dives und seine Gattin Sergia Fausta hatten dich vor einiger Zeit auch zu ihrer Hochzeit eingeladen, wenn du dich entsinnst. Ich werde mir sein Res Gestae aus den Senatsarchiven bringen lassen und den Iulier über meine Entscheidung in Kenntnis setzen. Bezüglich der Neubesetzungen werde ich den Procurator ab epistulus bitten, die notwendigen Urkunden für deine Unterschrift vorzubereiten."


    Nun zückte er doch noch seine Tabula, um sich entsprechende Notizen zu machen und dachte krampfhaft darüber nach, wie nochmal der Proconsul von Asia hieß. Zudem versicherte er sich noch einmal ob er alles richtig verstanden hatte, indem er es erneut laut aussprach, bevor er es notierte. Sich bei solchen Ämtern einen Fehler zu erlauben, wäre das schlimmste überhaupt.


    "Der ehrenwerte Flaminius wird zum Proconusl von Asia ernannt und ………. ah ja… Calpurnius Piso. Soll der Procurator einen freien Posten für ihn finden, oder dir eine Liste der Möglichkeiten vorlegen? Und Consular Decimus Livianus soll nun zum neuen Praefectus Urbi ernannt werden?"


    Letzteres war mehr eine Vermutung des Iuniers, da es bisher noch nicht dezidiert ausgesprochen, aber diese Besprechung ja eigentlich zur weiteren Verwendung des Decimers einberufen wurde. Fragend sah er den Kaiser an, während er sich darüber Gedanken machte, welchen bemerkemswerten Ausgang dieses Gespräch genommen hatte, das ursprünglich aus so unscheinbar erscheinenden Gründen einberufen wurde. Umso mehr bestärkte den Iunier es in seinem Bestreben, bei zukünftigen Besprechungen dieser Art an der Seite des Kaisers zu weilen.

    Froh den schweren Geldbeutel endlich los zu werden, folgte der Iunier aufmerksam den weiteren Worten des Scribas und nahm die nun bestätigte Anmeldung mit einem wohlwollenden nicken zur Kenntnis. Bezüglich der weiteren Frage des Mannes, betreffend eines Dissertationsthemas, hatte sich Silanus zwar bereits einige Gedanken gemacht, sich allerdings letztendlich entschieden sich vorher mit dem Prüfer zu beraten. Er nickte diesmal daher verneinend.


    "Nein, ich habe noch kein bestimmtes Thema gewählt und auch noch nicht mit dem Kommandeur gesprochen. Die muss wohl noch abgesprochen werden."

    Der Iunier nickte andächtig, nachdem er die Worte seines Neffen gehört hatte und erwiderte seine Meinung mit ebenso gesenkter Stimme.


    "Ich kann das gut verstehen Aulus. Auch ich habe mich schon das eine oder andere Mal darüber gewundert, dass der Kaiser sich so viel Zeit bei dieser wichtigen Entscheidung lässt. Andererseits ist vielleicht genau das der Grund. Der Praefectus Praetorio ist zweifellos der wichtigste und einflussreichste Posten im Reich und ein Kaiser tut gut daran wohl zu überlegen, mit wem er diesen Posten besetzen möchte. Nicht umsonst werden die Präfekten vom gemeinen Volk auch gerne als „Kaisermacher“ bezeichnet. Für mich war daher von Anfang an klar, dass der Decimer nicht mehr als Präfekt zurückkommen wird. Doch so wie es aussieht hat der Kaiser nun auch Probleme damit einen passenden Ersatz zu finden."


    Den kurz aufkommenden Gedanken, dass auch er selbst, zumindest dem Werdegang nach, ein geeigneter Kandidat für diesen Posten wäre, schob Silanus wieder rasch beiseite und begründete dies auch gleich mehr für sich selbst, als für seinen Neffen.


    "Der Kaiser braucht jemanden, den er lange genug kennt und vor allem vertraut. Die meisten seiner Trümpfe, auf die diese Beschreibung auch zutrifft, hat er wohl schon ausgespielt und auf andere wichtige Schlüsselpositionen gesetzt. Denke nur an den Praefectus Urbi oder den Praefectus Aegypti. Beides nicht wirklich wesentlich unwichtigere Posten und beides durch Vertraute des Kaisers besetzt.


    Doch genaueres weiß ich auch nicht, da dies alles in die Agenden meines Kollegen, des Procurators ab epistulis fällt. Ich bekomme nur hier und da einiges mit. Wie war der Decimer eigentlich so als Praefectus?"


    Silanus kannte zwar den älteren Decimus sehr gut, war er doch jahrelang sein Scriba gewesen und nun auch sein Klient und Freund. Doch mit dem Adoptivsohn hatte es kaum Berührungspunkte gegeben. Seinen Patron selbst wollte er darauf jedoch auch nicht ansprechen, da es hieß er hätte sich mit seinem Sohn entzweit. Dementsprechend neugierig war er nun auch, Informationen über diesen Serapio aus erster Hand zu erfahren.

    Auch Silanus wären einige Fragen eingefallen, die er dem jungen Tiberier noch gerne gestellt hätte, schließlich ging es ja bei einem solchen Gesellschaftsabend auch darum, sich kennen zu lernen und ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden. Ihm war jedoch das augenscheinliche Unwohlsein des jungen Optios, in seiner momentanen Rolle als der Befragte, durchaus nicht entgangen und so beließ er es dabei. Vor allem die gescheiterte Bewerbung am Kaiserhof, wie auch die erwähnte Wahrheit über den Krieg hatte das besondere Interesse des Procurators geweckt. Doch als Lucia schließlich das Wort ergriff und sich damit offensichtlich bemühte die Aufmerksamkeit wieder von ihrem Verwandten abzulenken, hatte sich die Sache endgültig erübrigt. Der neben ihr liegende Iunier wandte sich sofort zu ihr um, achtete beim folgenden Monolog jedoch weniger auf den Inhalt ihrer Worte, als vielmehr auf die aufgeweckte Mimik, die sich in ihrem wunderschönen Gesicht abspielte und ihr strahlendes Lächeln, mit dem sie die Anwesenden gekonnt betörte. Auch Silanus konnte sich dem nicht entziehen, wollte es auch gar nicht. Ganz im Gegenteil erwischte er sich bei dem kurzen Gedanken, in Lucia, trotz ihrer jungen Jahre, bereits eine sehr begehrenswerte und interessante Frau zu sehen.


    Als der Gastgeber wieder das Wort ergriff, wurde er jedoch recht rasch wieder aus seinen vermutlich ungebührlichen Gedanken gerissen. Immerhin war sie die Schwester des Gastgebers und eine Patrizierin noch dazu. Er sah daher wieder aufmerksam in Lepidus Richtung.


    "Wohl und weise gesprochen Tiberius." nickte er dem Gastgeber anerkennend zu, der mit seiner Metapher auch gleich eine passende Vorlage lieferte, um erneut den Petronier in das Gespräch miteinzubeziehen, der zwar auch eher zurückhaltend und in dieser Gesellschaft ein wenig unbeholfen wirkte, aber augenscheinlich immer noch weniger Probleme mit Fragen Rund um seine Person hatte, als Silanus letzter Gesprächspartner. Vor allem eine Aussage des jungen Mannes hatte sein Interesse geweckt - der Wunsch nach dem Militärdienst.


    "Welche Schuhe wählst du Petronius?" knüpfte er daher an die Aussage von vorhin an. "Die Caligae eines einfachen Soldaten oder hast du vor die Offizierslaufbahn einzuschlagen?"

    Silanus horchte leicht entsetzt auf, als der Kaiser seine Beziehung zum Praetor richtig stellte. Da hatte der Iunier vor lauter Ärger über diesen Brief dem Kaiser doch tatsächlich einen Klienten angedichtet. Umso mehr verwunderte es ihn nun, dass Seneca mit seinem Anliegen nicht zu ihm, seinem Onkel direkt gekommen, sondern den Umweg über den Duccier gewählt hatte, wo er doch haargenau wusste, dass Silanus fast täglich mit dem Kaiser zusammentraf, um derlei Angelegenheiten zu besprechen.


    "Oh…Verzeih mir bitte dieses Versehen."


    Und natürlich fragte der Kaiser nach, als er den Namen des Vorgeschlagenen las. Wie sollte Silanus nun erklären, dass sein eigener Neffe lieber einen „fremden“ Senator in einer solch wichtigen Angelegenheit um Unterstützung bat, als seinen eigenen Onkel miteinzubinden. Silanus konnte nicht wissen, dass der, aus seiner Sicht, vermeidlich unbekannte Senator auch der Patron seines Neffen war. Doch dies hätte vermutlich nur noch mehr Ärger in ihm ausgelöst, denn Senator hin oder her, in ihren unterschiedlichen Laufbahnen standen die beiden Männer auf der gleichen Stufe und nachdem sein Neffe augenscheinlich keinen plötzlichen Schwenk in die Politik einschlagen wollte, bot sich ein Eques und zudem Verwandter ebenso gut als Patron an, wie irgendein, wenn auch zugegebenermaßen prominenter, Senator. Doch dies würde er mit bestimmter Sicherheit bei der nächstbesten Gelegenheit mit seinem Neffen direkt klären. Nun galt es vorerst wieder eine gute Miene zu machen und die berechtigte Frage des Kaisers zu beantworten.


    "Mein Neffe" sagte er relativ kleinlaut und in der Hoffnung, dass der Kaiser es auch dabei bewenden ließ. Denn auf eine mögliche Nachfrage, warum er dann nicht selbst für seinen Neffen um eine solche Standeserhebung nachgefragt hatte, wäre ihm keine passende Antwort eingefallen. Er hatte bis heute Morgen noch nicht einmal gewusst, dass sich sein Neffe überhaupt um eine solche Standeserhebung bemühte. Um mögliche Fragen zu umgehen schob er jedoch gleich eine kurze Zusammenfassung des Briefes hinterher.


    "Er ist als Centurio bei der Cohortes Praetoriae tätig und ein wirklich sehr verlässlicher und pflichtbewusster Offizier, der während des Bürgerkriegs mit der Corona Murialis ausgezeichnet wurde. Ich kann dem Praetor daher in allen Punkten nur zustimmen."


    Ad
    Praetor T. Duccius Vala
    Basilica Ulpia
    Roma, Italia



    Verehrter Praetor,


    als einer der obersten kaiserlichen Beamten sehe ich mich derzeit trotz meiner juristischen Kenntnisse nicht in der Lage, mich den römischen Gerichten als Pflichtverteidiger zur Verfügung zu stellen, da ich beide Funktionen als unvereinbar miteinander betrachte.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~