Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    "Wir in der Legio rechnen ohnehin damit, dass eines Tages auch wir an die Grenze verlegt werden, da zeitenweise die Verteidigung dort schwächelt," folgte dann. Dann bemerkte Verus, dass er wohl zu Weit gegriffen hatte und ruderte vorsichtig zurück. "Sofern unser Imperator nichts anderes beschließt und wir an unserem Standort verweilen. Ich wollte nur die Lage erläutern, dass Germanien doch recht gefährlich für römische Soldaten sein kann und man gegebenenfalls Verstärkung benötigen könnte."


    Der Analyse des jungen Optio der geramischen Lage war nichts mehr hinzuzufügen wie Silanus befand, daher nickte er anfangs zustimmend. Zur Zukunftsfrage der Legio I war Silanus jedoch gänzlich anderer Meinung und beschloss die Anwesenden auch an seiner Meinung teilhaben zu lassen.


    "Ich denke wenn unsere Strategen wieder eines aus dem Bürgerkrieg mitnehmen konnten, dann die Bestätigung, dass Rom sich nicht alleine verteidigen kann. Trotz der Cohortes Urbanae und den Prätorianern sind wir gegen ein großes Heer machtlos. Ohne die Reserven aus der Classis und auch der Legio I, wäre Italia im Falle eines Angriffs nicht zu halten. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass bisher alle Kaiser bestrebt waren eine möglichst treue Legio auf italischen Boden zu stationieren. Ich kann dir also versichern, dass auch der Augustus, sowie seine Nachfolger eine Verlegung der Legio I in eine Provinz nur dann in Erwägung ziehen würden, wenn sich eine andere Legio als Ersatz anbietet. Ein passender Zeitpunkt dafür wäre das Ende des Bürgerkriegs gewesen, wo sich auch andere Legionen auf italischen Boden befunden haben. Doch nun würde sich der logistische Aufwand eines solchen Wechsels nicht auszahlen."


    Das der junge Optio sich nun zu Wort gemeldet hatte, brachte den Iunier jedoch auch auf eine gänzlich andere Frage, die ihn wesentlich mehr interessierte, als die Zukunft der Legio I. Er kam daher nicht herum, sie auch anzusprechen und wandte sich nun direkt an den jungen Mann, der vorhin selbst den nicht sehr lang zurückliegenden Beginn seiner Karriere angesprochen hatte.


    "Aber sag mir Tiberius. Ich würde es doch als recht ungewöhnlich bezeichnen, dass ein junger Mann mit deinen Wurzeln die militärischen Laufbahn ex caligae einschlägt. Was hat dich dazu bewogen dem Reich in den einfachen Mannschaftsrängen dienen zu wollen und dich der Legio 20 Jahre zu verpflichten?"

    Einer dieser kaiserlichen Beamten war natürlich auch Silanus, der bei einem der seltenen öffentlichen Auftritte des Kaisers natürlich nicht fehlen durfte. Für den Iunier war es außerdem, wie vermutlich auch für den Kaiser, eine sehr willkommene Abwechslung zum sonst recht stressigen Palastalltag. Daher betrat er gut gelaunt im Gefolge des Kaisers die Ehrenloge. Wie zu erwarten war brandete Jubel und Applaus auf, als sich die Zuseher der Anwesenheit des Kaisers gewahr wurden, was der Procurator mit Wohlwollen aufnahm. Er wurde immerhin nicht müde zu betonen, wie wichtig es war, dass ein Kaiser hin und wieder eine gewisse Volksnähe zeigen sollte. Was Cornelius Palma anbelangte, hatte sich auch das seit der Ernennung des Iuniers zum Procurator a libellis wesentlich verbessert, wie vor allem Silanus überzeugt war.

    Wie jeden Tag saß Silanus bereits zur frühen Stunde mit dem Kaiser beisammen, um den Ablauf des Tages zu besprechen und einige Anfragen und Briefe durchzugehen, die er mit dem Augustus persönlich besprechen wollte. Nachdem man die Tagesagenda abgehandelt und sich mit einigen persönlichen Anfragen aus den Provinzen und einiger hochrangiger Personen befasst hatte, holte der Iunier ein weiteres Schreiben hervor.


    "Hier habe ich noch Schreiben deines Klienten, Praetor Duccius Vala. Es handelt sich dabei um einen Vorschlag für eine Erhebung in den Ritterstand."


    Obwohl der Iunier es meistens mühelos schaffte schlechte Laune in Anwesenheit des Kaisers zu unterdrücken, klang dieses Mal eine Mischung aus ein wenig Verbitterung, aber vor allem auch Enttäuschung in seiner Stimme mit, als er dem Kaiser das Schreiben vorlegte. Auch den Namen des Vorgeschlagenen ließ er, anders als sonst, dieses Mal aus und überließ es dem Kaiser ihn zu lesen, im Wissen, dass in jedem Fall Fragen über den Vorgeschlagenen folgten.

    Erneut brachte ein Bote des Palastes eine Nachricht für den amtierenden Praetor Urbanus.



    Ad
    Senator T. Duccius Vala
    Casa Accia
    Roma, Italia



    Verehrter Senator,


    ich danke dir für deine durchaus überraschende Nachricht, in der du mich über deine Bestellung zum Mitorganisator der Eröffnungsfeierlichkeiten für das Ulpianum in Kenntnis gesetzt hast, ist doch eine von mir erwartete offizielle Stellungnahme des Consuls nach wie vor ausständig, die mich natürlich veranlasst hätte, auf dich zuzukommen.


    Umso mehr freut es mich nun, die schon lange erwartete Antwort von dir zu erhalten. Um alle weiteren Details besprechen zu können, möchte ich dich daher, sobald es deine Zeit erlaubt, in den Palatium einladen.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



    Da Silanus sich der Anmeldegebühr für Zivilisten bewusst gewesen war, zog er einen vorbereiteten Lederbeutel hervor, der die genannte Summe beinhaltete und legte ihn dem Scriba auf den Tisch.


    "Natürlich. Hier bitte!"


    Sim-Off:

    ist überwiesen

    "Salve Aulus! Verzeih mir, aber es war zu verlockend." grüßte Silanus seinen Neffen lachend und erwiderte seinen Handschlag. "In der Tat hält mich mein Amt ziemlich auf trab und so habe ich mir für heute vorgenommen ein wenig auszuspannen. Ich hoffe nur, dass nicht gleich irgendein Bote hier herein trabt und lauthals meinen Namen ruft. Manchmal habe ich das Gefühl das im Palast gar nichts mehr ohne mich Funktioniert. Aber vermutlich denkt das jeder mit einer solch anspruchsvollen Position von sich selbst.


    Doch sag! Wie läuft es bei dir? Was macht die Cohortes Praetoriae? Ihr habt noch immer keinen neuen Kommandeur soweit ich weiß. Schön langsam sollte man meinen, dass der Kaiser sich endlich für einen Nachfolger entschieden hat, doch so wie es aussieht… naja. Ich kann mir vorstellen, dass dies für die Mannschaften nicht gerade eine befriedigende Situation ist. Ich hoffe dennoch ihr Offiziere habt alles unter Kontrolle?"

    "Nicht mehr. Es hat mich hinter den Schreibtisch gezogen und ich bin derzeit in der Verwaltung tätig." gab Silanus freundlich zurück. Manchmal vermisste er das Soldatenleben und das ausüben eines Kommandos mehr, manchmal auch weniger. Gerade in diesem Moment, wo ihm der alte Schreiber diese Frage stellte, kam wieder ersteres Gefühl in ihm hoch.

    In der Tat konnte es gut möglich sein, dass der Petronier noch nichts von dieser Änderung wusste. Díe Dauer einer Reise von Mogontiacum nach Rom war nicht unerheblich, wie Silanus aus eigener Erfahrung wusste und in Rom war die germanische Delegation nun auch schon eine ganze Weile.


    "Genaue Informationen habe ich auch nicht. Ich habe lediglich im Palast mitbekommen, dass eine Verlegung angeordnet wurde. Ich kann euch auch jetzt gar nicht genau sagen, was den Kaiser dazu bewegt hat." sagte Silanus, der nicht sonderlich viel von Spekulationen hielt, in die Runde, ehe er sich wieder dem jungen Petronier zuwandte. "Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wird die Ala jedoch schon in Mogontiacum verweilen, wenn du wieder zurück bist."


    Die Erzählungen des Gastgebers über den Vater des jungen Mannes und dessen Erfahrung in militärischen Fragen brachten Silanus, auch in Bezug auf seine letzte Unterstellung, dass der Petronier in Bälde wieder zurück nach Germanien reisen würde, auf eine neue Frage. Das der junge Mann nun also durchaus das Interesse des Procurators geweckt hatte, war wohl für jedermann ersichtlich.


    "Ich bin beeindruckt junger Petronius. Du hast trotz deines jungen Alters schon eine Menge Erfahrung vorzuweisen. Praktische in der Verwaltung und Theoretische was das Militär betrifft. Auch ich habe die Academia besucht und spiele derzeit mit den Gedanken das Examen Quartum auch noch abzuschließen. Hast du schon entschieden, welchen Weg du einschlagen möchtest und wenn ja, wirst du dies in Germanien tun oder hast du auch schon mit dem Gedanken gespielt, hier in Rom zu bleiben? Nun wo du die beeindruckende Hauptstadt unseres Reiches kennengelernt und auch einen aufstrebenden Patron hast, der dich zweifellos unterstützen kann und wird."

    Mit einem ziemlich verspätet erschienenen Flaminius Cilo im Schlepptau, erreichte Silanus das Officium Imperatoris in der Hoffnung, dass der Kaiser nicht schon ebenso ungeduldig auf den Stadtpräfekten gewartet hatte, wie er selbst. Durch diese Verzögerung war zu befürchten, dass sich auch die darauffolgende Privataudienz verzögerte und dann die Darauffolgende und so weiter und so weiter. Auf den Weg hier her hatte er sich daher bereits in Ermangelung eines Gesprächsthemas mit dem Flaminier Gedanken darüber gemacht, wo man die verlorengegangene Zeit wieder am besten einsparen konnte. Vielleicht bei Senator Eppius, der heute ebenfalls zu einer Unterredung geladen war und dafür bekannt war ein Schwafler zu sein. Am besten war es dem Senator vor seiner Audienz zu sagen, dass er sich möglichst kurz halten sollte, da es dem Kaiser heute nicht besonders ging, auch wenn er sich natürlich, pflichtbewusst wie er war, nichts anmerken lassen würde. Zufrieden mit dieser Aussicht auf Zeiteinsparung, klopfte er an die Tür des Officiums, öffnete sie und betrat es.


    "Der Praefectus Urbi mein Kaiser!"


    Mit diesen Worten machte er dem ihm folgenden Stadtpräfekten Platz und schritt zum Tisch des Kaisers. Schließlich hatte er sich vor kurzem erst vorgenommen als Berater und oberster Sekretär des Kaisers mehr Präsenz bei den Audienzen und Besprechungen zeigen zu wollen. Solange der Kaiser also nicht explizit mit seinem Gesprächspartner alleine sein wollte, blieb Silanus in letzer Zeit, natürlich ganz dezent im Hintergrund, an der Seite des Augustus.

    Als der Praefectus Urbi mehr als ein wenig verspätet beim Palasttor eintraf, wartete bereits ein ziemlich nervös auf und abschreitender Procurator auf ihn. Als Silanus die ihm bekannte Sänfte samt eindeutigem Geleit erblickte, atmete erleichtert auf und schritt sofort an den Wachen vorbei auf den Flaminier zu. Es war mehr als ungewöhnlich, dass der Procurator persönlich Gäste am Eingang empfing, doch war er als äußerst gewissenhaft und vielleicht sogar etwas zu übergenau bekannt, wenn es um die Termine des Kaisers ging. Das jemand zu einem Termin mit dem Kaiser zu spät erschien, kam nicht wirklich oft vor und störte dementsprechend die von dem Iunier oftmals peinlichst genau geplanten Tagesabläufe am Hofe.


    "Praefectus Flaminius! Ich hatte schon befürchtet es wäre etwas dazwischen gekommen. Der Kaiser erwartet dich bereits. Bitte folge mir gleich in das kaiserliche Officium."


    Mit einer einladenden Geste deutete er auf das große Portal des Palatium Augusti und ließ dem Praefectus den Vortritt.

    "Ich verstehe."


    Der arme Junge schien sich wirklich sehr unwohl in dieser Gesellschaft zu fühlen. Es war ihm auch nicht zu verdenken, konnte sich sogar noch Silanus an seine ersten unbeholfenen Schritte an der Seite seines Patrons Decimus Livianus erinnern, der ihn damals väterlich in die römische Gesellschaft einführte. Er nickte daher möglichst interessiert dreinblickend und schloss in einem äußerst freundlichen Tonfall an


    "Mogontiacum, das hat ja bereits Tiberius vorhin erwähnt. Ich war einige Zeit als Preafectus der ALA II Numidia in Confluentes stationiert und hin und wieder führten mich meine Pflichten auch nach Mogontiacum zum Statthalter. Gibt es den die Taberna Silva Nigra auf dem Forum noch? Eine der beliebtesten Tabernen der Stadt, wenn ich mich recht erinnere. Und die ALA II ist nun auch in Mogontiacum stationiert oder?"

    Silanus schmunzelte, als er den Wortwechsel des Gastgebers mit seinen Klienten hörte. Sie schienen ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu pflegen, das wohl über die übliche Klientenschaft hinausging. In jedem Fall schien es sich um eine muntere Runde zu handeln, die einen sehr geselligen Abend versprach. Silanus wollte gerade wieder in die Scherze miteinstimmen, als sich auch der Petronier zu Wort meldete und eine Frage an Silanus richtete, die eine kurze verwunderte Gedankenpause des Iuniers nach sich zog, da sie vollkommen aus dem bisherigen Kontext gerissen schien.


    "Mathematik?...."


    Als der Iunier seine Gedanken wieder einigermaßen gesammelt hatte, trat ein Schmunzeln in sein Gesicht und verbarg die Verwunderung wieder gekonnt. Anscheinend war der junge Mann eben nicht unbedingt ein Unterhaltungstalent, was der Iunier aber keineswegs als besonders großen Nachteil empfand, schließlich hatte sein Gegenüber Silanus Altersschätzung nach noch genug Zeit sich damit auseinanderzusetzen. Doch vielen ihm die zum Teil verwunderten Blicke der jungen Tiberia und auch der anderen Anwesenden auf. Er versuchte dem Petronier daher ein wenig aus der Patsche zu helfen und antwortete ehrlich lächelnd


    "Nunjaaaa….. Der Umgang mit Zahlen war nie eine besondere Stärke von mir und ich würde mich daher auch nicht wirklich als großen Mathematiker bezeichnen. Aber meine Kenntnisse reichen durchaus aus, um Soldaten zu zählen und zu Kontrollieren, ob noch ein Besucher bei einer öffentlichen Audienz des Kaisers fehlt. Ich hoffe jedoch, dass der Kaiser nie auf die Idee kommt mich in die Finanzabteilung zu versetzen." sagte er scherzend und spielte so wieder auf seinen vorhin aufgezählten Werdegang an um einen Bogen zu spannen, der die Frage nicht so ganz aus dem Kontext gerissen aussehen ließ. Da nun die Aufmerksamkeit aller Versammelten dem Petronier galten, nutzte Silanus die Gelegenheit ebenfalls eine Frage an den Mann zu richten, die ihm auf der Zunge lag.


    "Du bist noch recht jung*. Darf ich fragen womit du dich vorrangig beschäftigst Petronius? Die meisten Städte nehmen nur ihre verdientesten Bürger in die Reihen der Decuriones auf. Übst du bereits ein Stadtamt aus?" fragte Silanus, auf das jugendliche Aussehen seines Gegenübers bezogen.


    Sim-Off:

    * Ich hoffe die Altersangabe im Tabularium trifft noch zu.

    Unter der heutigen Post des Palastes, befand sich unter anderem auch dieses Schreiben nach Mogontiacum.



    Ad
    F. Domitius Massula
    Casa Domitia
    Mogontiacum, Provincia Germania Superior



    Verehrter Domitius,


    wie du in deiner Funktion als Princeps Praetorii bestimmt schon die eine oder andere Erfahrung gemacht hast, mahlen die Mühlen in Rom mitunter sehr langsam.


    Bei der Durchsicht einiger Unterlagen meines Vorgängers, ist mir, als neuem Procurator a libellis des Kaisers, ein Schreiben in die Hände gefallen, dass du vor einiger Zeit verfasst und an die Administratio Imperatoris übermittelt hast. Du bewirbst dich darin um einen Posten am Kaiserhof.


    Wie es der Zufall will, bin ich gerade dabei einige Umstrukturierungen vorzunehmen und suche dazu fähige Männer, welche die Administratio Imperatoris mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung im Bereich der Verwaltung verstärken können.


    Da dein Schreiben schon einige Zeit zurück liegt, möchte ich dich fragen, ob du nach wie vor zu einem Umzug nach Rom bereit wärst und dir vorstellen könntest, in die Administratio Imperatoris berufen zu werden.


    Ich bitte dich, mir diesbezüglich eine Nachricht zukommen zu lassen.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



    Das sich zurzeit kein Gesprächspartner anbot, war Silanus alles andere als unangenehm, liebte er es doch einfach nur in einer Ecke zu sitzen und das bunte Treiben sowie die daran beteiligten Menschen zu beobachten. In all den Jahren beim Militär, aber auch bei seinem derzeitigen Amt als Procurator am Kaiserhof hatte sich eines immer herausgestellt: wichtig war es eine gewisse Menschenkenntnis zu besitzen. Und was schulte eine solche Eigenschaft besser, als das Beobachten vollkommen Fremder bei den unterschiedlichsten Situationen oder Handlungen.


    Irgendwann viel sein Blick dann auch jemanden, der ihm alles andere als unbekannt vorkam. Sein Neffe Seneca hatte an diesem Tag wohl ebenfalls den Weg in die Thermen gefunden und entspannte sich gerade nur wenige Meter von Silanus selbst im warmen Thermenwasser. Allem Anschein nach, hatte auch er seinen Onkel bisher nicht entdeckt, sah er auch in eine vollkommen andere Richtung. Absicht vermutete der Iunier also nicht dahinter. Aus diesem Grund steuerte er auch sofort zielstrebig auf seinen Neffen zu.


    Hinter diesem schließlich angekommen, legte er ihm die Hand auf den Kopf und drückte nach unten. Nicht so fest, dass er Seneca damit tatsächlich untertauchen hätte können, doch für seinen jungen Verwandten bestimmt vollkommen unerwartet, so dass es gewiss zu einem kurzen Aufschrecken führen würde. Das Seneca gerade seine Augen geschlossen hatte, trug dabei sicher noch seinen Rest dazu bei, um den zweiten Iunier kurz aus der Fassung zu bringen.

    Sein letzter Besuch an der Academia Militaris war bereits einige Jährchen her. Dementsprechend merkwürdig war auch das Gefühl, diese Einrichtung nach all den Jahren wieder aufzusuchen. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass die meisten Absolventen, die Silanus auf dem Weg in das Officium der Administration traf, wesentlich jünger waren als er selbst. Junge aufstrebende Offiziere, die wie er selbst einmal, die Academia besuchten, um ihre Karrieren zu fördern und sich für höhere Kommandoposten zu qualifizieren. Der eine oder andere fragende Blick in seine Richtung blieb daher nicht aus.


    Doch sein Auftauchen in der Academia kam nicht von ungefähr. Er wollte einen letzten weißen Fleck in seinem Werdegang beseitigen und hatte sich vorgenommen, trotz seines fortgeschrittenen Alters noch einmal die Schulbank zu drücken und das noch ausstehende Examen Quartum nachzuholen. Er trat also fest entschlossen diese Anmeldung durchzuziehen in die Amtsstube des Scribas und grüßte höflich.


    "Salve! Ich bin Iunius Silanus und möchte mich für das Examen Quartum anmelden."


    Vermutlich wäre es für den Iunier kein Problem gewesen gleich in das Officium des Kommandeurs zu marschieren, da er jedoch keinesfalls eine Sonderbehandlung wünschte, die ihm irgendwann eine üble Nachrede einbringen konnte, ließ er bei seiner Begrüßung seinen Stand und seine Funktion am Kaiserhof aus. Mit etwas Glück kannte der Scriba den Procurator a libellis nicht, auch wenn ein man in einer solchen Funktion nicht gerade zu den unbekanntesten Persönlichkeiten Roms zählte, das sich trotz seinem rapiden Zuzugs immer noch einen gewissen Dorfcharakter erhalten hatte.

    Auch Silanus war von der Schlagfertigkeit und der guten Erziehung seines jungen Verwandten sehr angetan, auch wenn sein kritischer Blick immer wieder auf diesen Hund abschweifte. Ein Hund bei einer kaiserlichen Audienz. Immer noch stellte es ihm die Nackenhaare bei der Besinnung auf diesen Anblick auf. Zumindest schien es der Kaiser mit etwas mehr Humor zu nehmen, was seine letzte Anspielung klar zum Ausdruck brachte. Das beruhigte auch den Procurator einigermaßen, auch wenn er dies bestimmt noch bei passender Gelegenheit mit Axilla anzusprechen gedachte.


    Da nun auch die höflichen Begrüßungsfloskeln sowie einige persönlichen Worte gesprochen waren, war es aus Silanus Sicht nun an der Zeit zum offiziellen Teil überzugehen, schließlich warteten auch andere Gäste darauf, beim Kaiser vorsprechen zu dürfen oder in diesem durchaus feierlichen Rahmen eine Ehrung zu erhalten. Beim Gedanken an den feierlichen Rahmen viel ihm wieder der Hund ein, den der Iunier noch einmal mit einem verurteilenden Blick strafte, ehe er dezent neben den Thron des Kaisers trat und leise eine Urkunde aus einer Mappe herauszog.


    Natürlich wedelte er damit nicht vor dem Gesicht des Kaisers herum, sondern behielt sie vorerst bei sich. Schließlich entschied der Kaiser allein, ob er ebenso bereit war zur Ehrung Axillas überzugehen, oder ob er sich noch ein wenig mit dem Jungen unterhalten wollte. Und es ließ den Kaiser auch die Entscheidung über, ob er die Urkunde selbst überreichte, was er hin und wieder bei besonders verdienten Bürgern tat, oder ob er lediglich ein paar ehrende Worte sprach und die Aushändigung der Urkunde dem Iunier überließ. Silanus jedenfalls, wähnte sich auf alle Eventualitäten wie immer bestens vorbereitet.


    Ad
    Sacerdos Vestalis
    Decima Messalina
    Atrium Vestae, Roma, Italia



    Verehrte Decima,


    deinem Ansuchen auf die Ehrung der beiden Bürgerinnen Decima Seiana und Iunia Axilla durch Inscreptiones, wurde vom Imperator Caesar Augustus stattgegeben.


    Ich lade ich dich hiermit am ANTE DIEM VII KAL MAI DCCCLXIV A.U.C. (25.4.2014/111 n.Chr.) zur öffentlichen Generalaudienz ein, bei der die Ehrung in Anwesenheit der beiden Bürgerinnen vom Kaiser offiziell ausgesprochen wird.


    Solltest du uns mit deiner Anwesenheit beehren, finde dich bitte zur 10 Stunde vor der Aula Regia auf dem Palatin ein.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~




    Sim-Off:

    Sorry, ich hatte es zwar vor aber dann ganz vergessen auch hier eine Einladung zu posten. :( Da das Datum im IR ohnehin "relativ" ist und die Audienz erst jetzt beginnt, hole ich das nun mit "altem" Datum nach und hoffe du nimmst es mir nicht krumm.

    Zur heute stattfindenden öffentlichen Audienz waren neben zahlreichen Gästen und Honoratioren der Stadt auch die beiden Frauen Decima Valeria und Silanus Verwandte Iunia Axilla geladen. Beide sollten auf das Betreiben der Vestalin Decima Messalina hin mit einer Inscreptiones für ihre Arbeit Rund um die Acta Diurna geehrt werden. Wie vom Kaiser angeordnet, hatte sich Silanus bereits um die dementsprechenden Marmortafeln gekümmert, die in den nächsten Tagen am Eingang des Domus Acta Diurna angebracht werden sollten. Doch trotz alle dem war es nur Gut und Recht, eine solche Ehrung auch in einem entsprechenden Rahmen bekannt zu geben. Was also hätte sich besser angeboten als eine Audienz im Kaiserpalast.


    Während sich die ersten Gäste bereits einfanden und die Aula Regia nach und nach voller wurde, hielt Silanus, der gemeinsam mit einem Scriba neben dem noch leeren Thron stand, bereits Ausschau, welche Ehrengäste schon eingetroffen waren und ließ diese vom Scriba auf einer Tabula abhacken. Neben den beiden Frauen sollten auch einige andere römische Bürger geehrt, sowie einige Standeserhebungen ausgesprochen werden.

    Es wunderschöner Tag, an dem sich Silanus vorgenommen hatte, wieder einmal eine Therme aufzusuchen. Grundsätzlich hatte die Casa Iunia ein recht sehenswertes Balneum, das den Annehmlichkeiten einer Therme nur in wenigen Punkten hinten nach stand. Doch der Besuch einer Therme war schließlich etwas anderes, als alleine in seinem Bad zu hocken und sich den Rücken von einem Sklaven schrubben zu lassen.


    Seine Wahl traf heute auf die Thermae Agrippae, die auf dem Marsfeld, im Nordwesten der Stadt standen. Nachdem er seine Kleidung, samt mitgebrachten Sklaven, der darauf aufpassen sollte, in den Umkleideräumen zurückgelassen hatte, betrat er voller Vorfreude den Thermenbereich, in dem ihn von allen Seiten sofort wirrer Lärm umtönte.

    Er hörte von draußen das Stöhnen der Kräftigeren, die ihre Leibesübungen treiben und dabei ihre Hanteln schwangen, wenn sie sich abarbeiteten oder auch bloß so taten und ihr Zischen und Keuchen, sobald sie dem angehaltenen Atem wieder seinen Lauf ließen. Von dort, wo die Müßiggänger lagen, die sich bescheiden nach plebejischer Manier salben ließen, hörte er das Klatschen der Hand des Masseurs auf ihren Schultern, das seinen Ton änderte, je nachdem, ob die Hand flach oder hohl aufschlug. Sogar die Ballspieler, die zählten, wie oft der Ball auf den Boden aufprallte, waren in all dem Getöse zu hören. Dazu noch zwei Zankteufel auf der einen und einen ertappten Dieb auf der anderen Seite, sowie einen Mann, der gern seine eigene Stimme im Bade ertönen hörte und natürlich diejenigen, die unter lautem Klatschen des aufplätscherden Wassers ins Schwimmbecken sprangen.


    Als er schließlich weiter in das Innere des Badetempels vordrang, um sich eine freue Stelle im Becken zu suchen, konnte er zusätzlich zu diesen Lauten, welche wenigstens noch natürlich klangen, den Haarausrupfer hören, der, um sich bemerkbar zu machen, wieder und wieder seine dünne, schrille Stimme hervorpresste und erst schwieg, wenn er jemandem die Haare unter den Achseln ausreißen und so einen anderen an seiner Statt für sich schreien lassen konnte. Hinzu kamen noch abschließend die verschiedenen Ausrufe des Kuchenhändlers, der Wurstverkäufer, der Zuckerplätzler, die sämtlich in ihrer eigentümlichen, durchdringenden Tonweise ihre Waren anpriesen.


    Trotz allem genoss der Iunier diese Atmosphäre samt seinen Lärm und dem Menschengewirr, bot es doch einen krassen Gegenteil zu dem sonst eher ruhigen und besinnlichen Bade im hauseigenen Balneum. Als er eine freue Stelle in einem Becken entdeckt hatte, stieg auch er in das angenehm warme Nass und steuerte zielstrebig darauf zu.


    [Sim-off]Eine von Seneca entliehene Beschreibung des römischen Thermenalltags. Jeder der Lust hat kann gerne..... :)[/Sim-off]

    Sim-Off:

    mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa - Sorry, ich bin nun wieder uneingeschränkt für euch da!


    Noch ehe Silanus die Situation mit Lucia richtig stellen konnte, schließlich wollte er vorhin nicht zum Ausdruck bringen, dass sie seine gesellschaftliche Stellung in irgendeiner Art und Weise auszunutzen versuchte, trat der Gastgeber an die beiden heran und geleitete sie gemeinsam mit den anderen Gästen in das Triclinium. Als Lepidus auf dem Weg dorthin ankündigte, dass Lucia einen Platz neben dem Iunier einnehmen sollte, nahm er dies mit einem durchaus angenehm überraschten Lächeln zur Kenntnis und sah kurz zu der jungen Tiberia, um zu sehen, ob sie dem Vorschlag ihres Bruders ebenso zustimmte.


    "Eine wirklich hervorragender Vorschlag geschätzter Tiberius, dem ich keinesfalls wiedersprechen werde, wenn es auch die Zustimmung deiner Schwester findet."


    Zum einen würde ihm dies doch noch die Gelegenheit bieten, die vorhin im Raum stehengelassene Aussage zu relativieren, zum anderen hatte er damit wohl das beste Los gezogen, wenn er in die Runde der Anwesenden sah, denn Lucia war wohl die einzige Frau, die an dem gemeinsamen Abendmahl teilnehmen würde.


    Als Lepidus dem Iunier schließlich auch noch den Ehrenplatz zuwies, war Silanus Überraschung nur umso größer, auch wenn er sich diesmal darum bemühte, sich weniger überrascht zu zeigen und als hätte er nichts anderes erwartet, ganz gelassen zu nicken. Nachdem sich alle niedergelassen hatten, übernahm der Tiberier die Vorstellung aller Anwesenden. Silanus nickte der Reihe nach einem nach dem anderen grüßend zu, ehe der Manlier gleich eine Frage an ihn richtete, die er nicht zum ersten Mal gestellt bekam. Die meisten Menschen, die er kennenlernte, stellten als erstes Fragen über seine Arbeit am Kaiserhof oder die damit verbundene Nähe zum Kaiser. Wie gewohnt versuchte der Iunier sich kurz vorzustellen, dabei aber möglichst bescheiden zu wirken, was bei seinem bisherigen Werdegang oft nicht wirklich einfach war und die Gesprächspartner nur zu noch mehr Fragen verleitete.


    "Die Freude ist ganz meinerseits und in der Tat ist es ein sehr verantwortungsvoller Posten, da man zu den engsten Vertrauten und Beratern des Kaisers zählt. Ich bin daher sehr froh und auch dankbar, unserem Kaiser und dem Reich auf eine solch herausfordernde Art und Weise dienen zu dürfen.


    In den meisten Fällen wird man an den Kaiserhof berufen. Ich für meinen Teil habe den obligatorischen Cursus Honorum des Ordo Equester durchlaufen und habe nach einem Tribunat in Rom und Aegyptus als Kommandeur einer Ala in Germania gedient."


    Bei diesem Satz sah er auch kurz zu dem jungen Soldaten, der ihm zwar bisher noch nicht vorgestellt wurde, mit dem sich aber hoffentlich im Laufe des Abends noch ein Gespräch ergeben würde. Denn Silanus mochte es sehr, Geschichten und Erfahrungen mit ehemaligen oder noch dienenden Soldaten auszutauschen, ganz gleich welchen Rang oder gesellschaftlichen Stand sie innehatten. Diese umgängliche Art hatte ihn auch schon während seiner aktiven Zeit zu einem, bei den Mannschaften, sehr beliebten Offizier werden lassen. Dann wandte er sich jedoch wieder dem Manlier zu, um seine kurze Vorstellung zu beenden.


    "Vor dem Bürgerkrieg wurde ich schließlich von Kaiser Valerianus an den Kaiserhof beordert und mir das Procuratorenamt übertragen. Nach dem Ende der Bürgerkriegswirren, während der ich mein Amt nicht ausübte, habe ich meine Dienste erneut unserem neuen Augustus aus eigenem Antrieb angeboten und wurde wieder als Procurator eingesetzt.


    Und in welcher Funktion bist du in der städtischen Verwaltung tätig Manlius?"