Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Termin einplanen? Silanus sah den Kaiser etwas verdutzt an. Entweder er hatte sich falsch ausgedrückt oder der Kaiser hatte nicht ganz verstanden, dass es sich hierbei zweifellos nicht um die Einladung für eine Eröffnungsfeier handelte, sondern ganz im Gegenteil um die Aufforderung eine auszurichten. Eine Arbeit, die gewiss wieder einmal an Silanus hängen blieb, sollte sich der Kaiser dazu entschließen eine Feier abzuhalten. Er versuchte daher möglichst diplomatisch nachzuhaken.


    "Natürlich Princeps. Bevor ich jedoch einen Termin einplanen kann, muss erst geklärt werden wann und in welcher Form eine solche Feier stattfinden soll. Soweit ich das Schreiben verstehe hat der Senat lediglich vor sich an einer solchen Feier zu beteiligen, nicht jedoch sie auszurichten."


    Was verständlich war, immerhin war der Senat ein wesentlicher Geldgeber bei diesem Projekt gewesen. Der Auftraggeber war jedoch der damalige Kaiser Iulianus gewesen, warum sein Patron Livianus es vermutlich auch mehr als Aufgabe des neuen Kaisers ansah, als die des Senats, das Ulpianum schlussendlich seiner Bestimmung zuzuführen. Mit ein wenig Glück schob der Kaiser ja die Aufgabe nun doch wieder an den Senat zurück.


    Die Frage des Kaisers war auch nicht wirklich einfacher zu beantworten. Dem Iunier waren die Richtlinien des Ulpianums selbst nicht vertraut gewesen. Er hatte gar nicht gewusst, dass es solche überhaupt schon gab und hatte erst durch das Schreiben des Consuls eben jene ausheben und sich bringen lassen. Auf eine Frage in dieser Art vorbereitet, zog er die Abschrift nun hervor und ließ noch einmal seinen Blick über den angesprochenen Absatz schweifen.


    "Das ist leider, wie so oft im Codex, nicht ganz eindeutig. Gemäß § 4 dieser Richtlinien hat vom Kaiser ein Consilium Ulpianum eingesetzt zu werden, dass letztendlich über die Aufnahmen in die Ehrenhalle des Ulpianums entscheidet. Der Kaiser führt dabei den Vorsitz und beruft zwei Senatoren, einen Eques, einen Patrizier und zwei Vertreter des Ordo Plebeius als Mitglieder des Consilium ein. Der Codex führt jedoch nicht explizit aus, ob es sich dabei um ein beständiges oder anlassbezogenes Gremium handelt bzw. ob fixe Vertreter bestimmt werden müssen, oder diese von Einberufung zu Einberufung variieren können."

    Zur vollsten Zufriedenheit des Procurators a libellis brannte auf den Forum Applaus und Jubel auf, als der Princeps seiner Sänfte entstieg. Sein durchdachter und pompös gestalteter Aufmarsch der Prätorianer in ihren blank geputzten Rüstungen und den wichtig aussehenden Palastbeamten konnte zumindest den einfachen Pöbel beeindrucken. So sollte es sein. Das sich die meisten Angehörigen der römischen Oberschicht allem Anschein nach kaum durch einen solchen Auftritt beeindrucken ließ, störte ihn dabei wenig. Wichtig war in erster Linie, dass der Kaiser das Volk auf seiner Seite hatte und erst dann kamen die Bonzen, auch wenn diese es selbst verständlicher Weise andersherum sahen. Nachdem der Kaiser Platz genommen hatte, positionierte sich der Procurator direkt hin seiner Nähe, wenn auch dezent im Hintergrund. Das lediglich für den Kaiser ein Stuhl vorbereitet worden war und der Rest des Hofstaats zu stehen hatte, war dabei selbstverständlich.

    "Nun er schreibt, dass er uns darüber in Kenntnis setzen möchte, dass die Bauarbeiten am Ulpianum so gut wie abgeschlossen sind und das die letzten Reinigungsarbeiten in den nächsten Tagen vollendet werden. Weiters teilt er uns mit, dass er den Senat ebenfalls in einer heutigen Sitzung informieren wird und schlägt eine feierliche Eröffnung des Ulpianums durch den Palast und den Senat vor, wobei er bereits seinen Nachfolger als Ansprechperson nennt. Und er erinnert in seinen Schreiben auch an die Einsetzung eines Consilium Ulpianum gemäß Codex Universalis."


    Silanus sah wieder auf und wartete auf weitere Anweisungen des Kaisers, die nun vermutlich folgen würden.

    Fanfaren hallten über das Forum und im Gleichschritt knallten in einiger Entfernung die genagelten Caligae der Prätorianergarde auf den Boden. Allen am Forum war klar, was dies zu bedeuten hatte. Der kaiserliche Tross näherte sich langsam aber sicher seinem Ziel und musste in wenigen Momenten in Sichtweite kommen. Neugierige Bürger drängten sich sofort gegen die Absperrungen der bereits vor Ort befindlichen Gardisten oder versuchten Statuen, Steinsockeln oder andere Erhöhungen zu erklimmen, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Das letzte Mal, als die meisten der Anwesenden den Kaiser zu Gesicht bekommen hatten, war bereits über ein Jahr her. Damals war er nach dem Ende des Bürgerkriegs als Retter Roms eingezogen. Heute zog er zu diesem Festtag am Forum Romanum mit all den ihm gebührenden Ehren als Kaiser ein, dafür hatte der Procurator a libellis gesorgt.


    Erneut ertönten die Fanfahren einiger, neben der kaiserlichen Tribüne aufgestellten Cornicen und schließlich schwenkte ein Zug der Prätorianer am Rand des Forums auf den Platz ein. Allem voran marschierte ein Signifer, der stolz das Feldzeichen der Prätorianer vor sich hertrug. Direkt hinter ihm, marschierte eine Centurie der Cohortes Praetoriae, welche konträr zum so bunt und festlich geschmückten Straßenzug mit ihren Paradeuniformen einen Fluß aus Schwarz und Silber formten. Hinter diesen Prätorianertross konnte man schließlich auch eine große und herrschaftliche Sänfte ausmachen, welche von acht Trägern getragen und an beiden Seiten ebenfalls von Gardisten begleitet wurde. In ihr saß Cornelius Palma, der Imperator Caesar Augustus und Ehrengast dieses Festtages. Mit ein klein wenig Abstand, aber immer noch in Hörweite der Sänfte, falls der Kaiser etwas wollte, marschierte Silanus, der seinen Blick immer wieder in alle Richtungen schweifen ließ und genau darauf achtete, dass keiner aus der Reihe tanzte und der ganze Aufmarsch einen möglichst pompösen Eindruck auf den Pöbel machte.


    Gleich nach Silanus hatten sich auch einige Beamte der Administratio Imperatoris eingereiht. Doch nur hochrangige oder verdiente Männer, man konnte schließlich nicht alle kaiserlichen Beamten mitnehmen, sonst blieb auf dem Forum kein Platz mehr für das Volk und irgendjemand musste in der Zwischenzeit ja auch die Arbeit machen. Den Abschluss des Aufmarschs bildete eine weitere Centurie der Cohortes Paetoriae. Es dauerte eine weile, bis der Zug am Rand des Forums aufmarschiert war. Die Prätorianer nahmen hinter der Tribüne in einer vierreihigen Linie Aufstellung und die kaiserliche Sänfte wurde direkt davor abgestellt. Schnellen Schrittes eilte Silanus herbei, um den Vorhang beiseite zu halten und dem Kaiser gegebenenfalls beim Aussteigen zu helfen.

    Silanus war zufällig auf den Märkten unterwegs, als er auf eine Sklavenversteigerung aufmerksam wurde. Eine junge Sklavin wurde versteigert und allem Anschein nach, gab es bereits einige Interessenten, die an der Versteigerung teilnahmen. Eine neue Sklavin wäre für seinen Haushalt durchaus praktisch, schoss es ihm durch den Kopf und so beobachtete er einige Zeit das Geschehen, ehe er selbst ein Angebot abgab.


    "700 Sz." rief er daher.

    Neuer Tag - neue Briefe. Heute hatte Silanus zu den üblichen Agenden zwei Briefe mit, die er gesondert mit dem Kaiser behandeln wollte. Er fischte sie aus seinen Unterlagen und legte sie dem Princeps vor.


    "Ich habe hier zwei Schreiben, die uns vor kurzem erreicht haben. Eines von Consul Decimus, indem er über den Abschluss der Bauarbeiten am Ulpianum berichtet und ein Weiteres von meiner Verwandten Axilla, die dich um die Verleihung des ius liberorum bittet."

    Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus
    "Wenn ich euch beiden meine Bekannte, die überaus reizende Tiberia Lucia, vorstellen darf…" Er schenkte der jungen Frau ein flüchtiges, süffisantes Lächeln und fragte sich, wie weit er das Spiel wohl treiben konnte. "Du siehst heute übrigens wirklich hinreißend aus, Tiberia", kommentierte er glatt. Damit war aber Schluss, nicht dass jemand auf abwegige Gedanken kam. Eigentlich fast schon schade.


    "Es freut mich sehr Tiberia." sagte Silanus galant und stellte sich die Frage, wie Avianus zur Bekanntschaft mit einer so reizenden, jungen Patrizierin gekommen war, die sonst bestimmt eher in weitaus höhergestellten Kreisen verkehrte. Im gleichen Augenblick wurde er jedoch von einem Scriba abgelenkt, der ihm aufgeregt winkte. Silanus hatte den Mann die Aufgabe übertragen nach den Magistraten den Cursus Honorum Ausschau zu halten. Dies war wohl das Zeichen dafür, dass sie vom Auguriculum aufbrachen.


    "Es wäre mir wirklich eine Freude noch ein paar Worte mit euch zu wechseln, aber ich muss nun wirklich los, um den Einzug des Kaisers zu koordinieren."


    Entschuldigend lächelte er auch die junge Frau an.
    "Vielleicht findet sich ja demnächst eine andere Gelegenheit, bei der wir etwas länger Zeit für einen Plausch haben."


    Dann sah er mit einem Augenzwinkern zu seinen beiden Verwandten. "Und ihr solltet auch auf eure Posten gehen. Also dann!"


    Er nickte freundlich in die Runde und machte sich schnellen Schrittes auf in Richtung Palast.

    "Mir ist beispielsweise aufgefallen, dass der Kaiser sehr viel Zeit in seinem Officium verbringt und sich mit unzähligen Berichten, Urkunden und Personalentscheidungen herumschlagen muss. Das ist doch nicht die Aufgabe eines Kaisers, wenn du mich fragst.


    Mir ist natürlich noch nicht ganz klar ob es ihm Freude bereitet oder ob er es als mühevolle Pflicht ansieht. Vielleicht wäre es überlegenswert die unter Kaiser Valerianus begonnene Zentralisierung unseres Regierungsapparates wieder ein wenig zu lockern und mehr Verantwortung zurück an die Kommandeure und Statthalter zu geben."


    antwortete Silanus auf die Frage seines Kollegen.


    "In deiner Abteilung muss das doch noch um einiges schlimmer sein. Ihr bekommt doch für jeden angehenden Centurio ein Beförderungsansuchen habe ich gehört. Legt ihr die wirklich alle dem Kaiser vor?"

    Erfreut hatte er die Antwort der Frau erwartet, die sich bei genauerer Betrachtung als hübsche junge Patrizierin herausgestellt hatte. Doch ehe sie antworten konnte, hörte er bereits hinter sich zwei sehr vertraut klingende Stimmen. Als er sich umsah standen da sein Neffe Seneca und ihr junger Verwandter Avianus, beide in der aufpolierten Rüstung der Prätorianer, und sahen ihn verdutzt an. Schließlich antwortete auch die Patrizierin und klärte das Missverständnis auf. Für einen kurzen Moment hatte er tatsächlich verzückt geglaubt, dass sie ihn gemeint hatte, doch letztendlich war wohl klar, dass ihre Blicke und ihre Rufe einen jüngeren Iunier gegolten haben mussten. Silanus lächelte daher aufgrund seiner hoffnungsvollen Gedanken ein wenig verlegen und nickte der jungen Patrizierin begrüßend zu.


    "Ich verstehe. Iunius Silanus, Procurator a libellis. Es freut mich."


    Dann wandte er sich seinen beiden Verwandten zu.


    "Salvete ihr beiden. Was für ein……. Zufall! Ich habe gerade meine letzte Inspektion hier am Forum abgeschlossen und bin auf den Weg hinauf zum Palatin um den kaiserlichen Einmarsch anzuleiten."

    Zitat

    Original von Tiberia Lucia
    Lucia strich sich nachdenklich eine Locke aus dem Gesicht. Wenn sie geahnt hätte, dass Flavia sie im Blickfeld hatte, wäre sie wohl stumm geblieben. Brav und gesittet. Doch sie hatte keine Ahnung, fühlte sich in der Nähe der Prätorianer so ziemlich am sichersten und wollte sich zusätzlich noch ablenken. „Komisch, ich hätte darauf gewettet, dass der Mann dort drüben auf den Namen IUNIUS reagiert!“ Ohne darüber nachzudenken, folgte Lucia dem gleichen Plan der eben schon gescheitert war: Sie sprach ‚Iunius‘ merklich lauter als den Rest ihres Satzes. Diesmal ging sie aber noch zusätzlich einen Schritt auf diesen zu und beäugte ihn neugierig. Das musste er doch sein! … oder?


    Silanus hatte die letzte Besprechung mit dem diensthabenden Kommandanten der Prätorianergarde beendet und schritt noch einmal selbst die Reihen der Miles ab, als er plötzlich in unmittelbarer Nähe jemanden hörte, der wohl seinen Namen rief. Es klang wie eine junge weibliche Stimme. Verwundert sah er sich um, konnte allerdings niemanden sehen, der ihm auf den ersten Blick bekannt schien. Hatte er sich verhört? Nein, ganz sicher hatte jemand IUNIUS gerufen. Das seine Verwandten ebenfalls in unmittelbarer Nähe waren, hatte er noch nicht bemerkt, war seine Aufmerksamkeit nun ja auch in die andere Richtung gerichtet. Neugierig ließ er seinen Blick über die umherstehenden Personen schweifen. Eine junge Frau viel ihm dabei auf, die angestrengt in die Richtung der Prätorianerreihen, also in seine Richtung schaute. Zögerlich ging er auf sie zu.


    "Entschuldigung kennen wir uns? Hast du mich gerade gerufen?"


    Ad
    Sergia Fausta
    Casa Sergia, Roma, Italia



    Geschätzte Sergia Fausta,


    der Kaiser war sehr erfreut über deine Einladung zur Hochzeit mit dem Vigintivir Marcus Iulius Dives. Mit großem Bedauern kann er jedoch aufgrund wichtiger Staatsangelegenheiten nicht persönlich daran teilnehmen.


    Dennoch wünscht er dir und deinem zukünftigen Ehemann alles erdenklich Gute auf eurem zukünftig gemeinsamen Lebensweg und übermittelt euch auf diesem Weg seinen Segen und seine Glückwünsche.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



    "Wie du wünscht."


    Die Entscheidung des Kaisers viel wenig überraschend aus. Silanus nickte nur und machte sich eine dementsprechende Notiz, ehe er ein Thema ansprach, dass er sich bis zum Ende der Besprechung aufgehoben hatte.


    "Mein Kaiser. Es gibt eine unerfreuliche Entwicklung in Roma, die ich dir nicht vorenthalten möchte. In einigen Bezirken sind Schmierereien an Gebäuden und Wänden aufgetaucht, die sich gegen dich und deine Herrschaft richten. Ich selbst habe vor einiger Zeit einen solchen Vandalenakt auf der Palastmauer entdeckt und entfernen lassen. Mittlerweile haben wir jedoch auch Berichte der Quatuorviri viis in urbe purgandis erhalten, die bei ihren Reinigungsarbeiten auf ziemlich identische Schriftzüge in ganz Rom gestoßen sind. Ich habe bereits die Prätorianer mit der Untersuchung dieser Vorfälle beauftragt. Bisher sind mir jedoch noch keine Ergebnisse bekannt."

    So und nicht anders. Genau so hatte er sich diesen Tag vorgestellt und seine Vermutung hatte sich Bewahrheitet. Zuerst die Vorbereitungen im Palast, danach hier herunter auf das Forum Romanum um zu sehen, ob alles für das spätere Eintreffen des Kaisers vorbereitet und die Prätorianer wie geplant auf ihren Positionen standen. Danach wieder hinauf auf den Palatin um anschließend wieder gemeinsam mit dem Tross des Kaisers wieder auf dem Forum Romanum einzuziehen.


    Es war wirklich lobenswert wenn Leute wie der Consul eine solche Veranstaltung planten und die Bevölkerung damit versuchten zu begeistern, doch warum bei allen Göttern musste man auch noch den Kaiser dabei haben. Konnte denn keiner auch nur ansatzweise nachvollziehen welchen Aufwand das für die Mitarbeiter des Palastes, allen voran für den Procurator a libellis bedeutete? Zielstrebig bahnte sich der Iunier seinen Weg zur Tribüne, auf den später der Kaiser, mit den wichtigsten Beamten seines Hofstabs und einigen anderen Honoratioren, platznehmen würde und suchte nach dem heute eingeteilten Kommandanten der Prätorianergarde.

    Es war wieder Zeit für die alltägliche Besprechung zwischen dem Kaiser und seinem Procurator a libellis und so hatte sich Silanus, wie jeden Morgen, auf den Weg in den Domus Flaviana gemacht, um den Kaiser in seinem Officium aufzusuchen und das Tagesprogramm durchzugehen. Mit im Gepäck hatte er eine recht ungewöhnliche Einladung, die er dem Kaiser nicht vorenthalten wollte. Nach einer knappen Begrüßung gingen die beiden Männer auch schon in medias res und besprachen zuerst die heute stattfindenden Termine und Audienzen.


    Als sie schließlich beim allgemeinen Teil der Themen angekommen waren, fischte Silanus aus seinen mitgebrachten Unterlagen einen Brief hervor und legte ihn den Kaiser auf den Tisch.




    SERGIA FAUSTA



    Ad Appium Cornelium Palmam
    Imperatorem Caesarem Augustum

    Palatium Augusti
    Rom - Italia



    Sergia Fausta Cornelio Palmae Augusto s.d.


    Ich schreibe dir, erhabenster Augustus, in größter Dankbarkeit und Freude darüber, dass du nach einer Zeit der Usurpation und Gesetzlosigkeit, der Gewalt und des Krieges, des Hungers und Todes, Rom und das römische Imperium endlich wieder zu Frieden und Wohlstand verhilfst! Das hat mir mein Onkel Decimus Annaeus Varus einst in seiner Weisheit als Praefectus Aegypti prophezeiht und dafür hat mein Onkel Kaeso Annaeus Modestus als Feldherr mehrerer Legionen gekämpft - und am Ende bekanntlich auch mit einem Teil seiner Gesundheit bezahlt.


    Schon allein deshalb erfüllt es mich heute mehr als je zuvor mit großem Stolz, dass ich den Namen meiner Urgroßmutter Cornelia Fausta trage. Denn zwar war sie meines Wissens nach nur eine Gentilin von dir und nicht näher mit dir verwandt, aber allein dein großer Name und deine noch größeren Taten lassen mich dir daher verbunden fühlen, erhabenster Augustus.


    Aus diesem Grund nun möchte ich dich recht herzlich zu meiner feierlichen Eheschließung mit dem noch amtierenden Vigintivirn Marcus Iulius Dives am ANTE DIEM V KAL MAR DCCCLXIV A.U.C. (25.2.2014/111 n.Chr.) in der Casa Sergia einladen. Es wäre mir eine große Ehre und überwältigende Freude dich an jenem Tag als meinen Gast begrüßen zu dürfen. Gerne sind mir natürlich auch deine Frau, sofern sie dann in Rom sein wird, wie auch deine Tochter, falls diese nicht bei ihrem Gatten in Lycia et Pamphylia * weilt, herzlichst willkommen dich zu begleiten.


    Ich verbleibe in positiver Erwartung einer Antwort und hoffe auf eine möglichst rechtzeitige Mitteilung etwaiger Sonderwünsche, die ich mit größtem Vergnügen zu erfüllen bereit bin. Iuppiter möge dich und die Deinen schützen und deine Herrschaft segnen!
    Vale bene!


    /images/signet/Siegel_Sergia.png


    Sergia Fausta
    ANTE DIEM VII KAL FEB DCCCLXIV A.U.C.
    Casa Sergia | Rom | Italia


    Ungewöhnlich war das Schreiben deshalb, da es sich um eine Einladung an den Kaiser zu einer Hochzeit zweier Plebejer handelte, die der Procurator nur namentlich auf Grund ihrer derzeitigen Ämter kannte. Wie die beiden auf die Idee kamen den Kaiser zu ihrer Hochzeit einzuladen blieb den Iunier daher ein Rätsel.


    Es konnte doch nicht jeder kleine Römer glauben der Kaiser persönlich würde zu seiner privaten Feier kommen. Hier handelte es sich schließlich auch nicht um die Eheschließung eines amtierenden Consuls oder einen Reichspräfekten sondern um einen Vigintivir! Alleine der Aufwand dahinter für den Palast und den Procurator waren enorm. Es mussten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, die Prätorianer gehörten koordiniert, die Gästeliste musste kontrolliert und gegebenenfalls darauf Einfluss genommen werden, die Anwesenden und die Casa mussten nach Waffen durchsucht und die Umgebung von den Prätorianern abgeriegelt werden und auf das Protokoll musste geachtet werden. An alle anderen Kleinigkeiten rundherum war dabei gar nicht erst zu denken.


    Doch da er keine voreiligen Schlüsse ziehen und eine Absage schicken wollte ohne vorher mit dem Kaiser zu sprechen, hatte er das Schreiben mitgenommen. Vielleicht gab es ja tatsächlich eine Verbindung der Sergia oder des Iulius zum Kaiser, von der er bisher nichts wusste.


    "Wir haben dieses Schreiben von einer Sergia Fausta erhalten. Sie lädt dich zu ihrer Hochzeit mit dem Vigintivir Iulius Dives. Sind dir diese beiden Personen bekannt? Ich wollte nachfragen bevor ich eine Absage schicke."

    Damit war die heutige Besprechung beendet. Der Iunier nickte und erhob sich.


    "Dann werde ich mich wieder in mein Officium begeben. Der nächste Audienztermin ist in einer Stunde. Wenn du bis dahin etwas brauchst, dann lass mich rufen."


    Mit diesen Worten zog er sich zurück und überließ den Kaiser vorerst seiner weiteren Arbeit.

    Die Antworten des Kaisers gefielen dem Iunier nicht besonders, aber er ließ sich nichts anmerken. Auch wenn sich einiges im Palast verändert hatte, so war eines seit der Regierungszeit von Kaiser Valerianus gleich geblieben - das sehr zentralistisch aufgebaute System. So gut wie alles lief hier im Palast zusammen und wurde in aufbereiteter Form an den Kaiser weitergegeben und von diesem letzten Endes auch entschieden. Ob es sich dabei um die Ernennung eines Kommandeurs oder Offiziers, eines Statthalters oder einem der 1890 Centurionen aus den Legionen handelte - Classis, Stammeinheiten und Auxiliares noch nicht mitgezählt. Er entschied über die Zukunft und die Karriere jedes einzelnen Mannes. Und wie es nun klang, war er sogar daran interessiert über jeden einzelnen Scriba zu entscheiden, der hier im Palast eigenstellt werden sollte. Selbst die Verleihung einer Diploma, der untersten aller zivilen Auszeichnungen, die sich der Ausgezeichnete höchstens an seine Wand hängen konnte und die recht bald irgendeinem aus den unterschiedlichsten Gründen verliehen werden konnte, war dem Kaiser vorzulegen.


    Für den Iunier, der als Procurator am Kaiserhof auf der gleichen Stufe wie ein Präfekt einer Auxiliares oder der Legionen in Aegyptus stand und ausreichend Erfahrung mit sich brachte, war diese aufgezwungene Unselbstständigkeit nicht ganz verständlich. Vor allem da es im Gegenzug auch bedeutete, dass der Kaiser mit einem fast übermenschlich wirkenden Arbeitspensum konfrontiert wurde. Vielleicht war es auch gerade diese Abhängigkeit und Bevormundung, die mittlerweile viele Senatoren und Eques zurückschrecken ließ, sich aufzuraffen und nach dem Bürgerkrieg einem neuen Verwaltungsamt oder einem militärischen Kommando anzunehmen. Doch wer war schon der neue Procurator, als das er diese Gedankengänge an seinem ersten Arbeitstag dem Kaiser des römischen Reiches mitteilen konnte. Er nickte daher nur und machte sich dementsprechende Notizen.


    "Wie du wünscht mein Kaiser."


    Da er nun auch schon einige Aufgaben und Informationen zusammen hatte und von seiner Seite aus mit den offenen Punkten fertig war, ordnete er kurz die Unterlagen auf seinem Schoß, bevor er zum Kaiser aufsah.


    "Von meiner Seite wäre es das gewesen. Gibt es noch Aufgaben oder Punkte, die du mir mitgeben oder besprechen möchtest?"

    "Ich denke, dass ich mich soweit eingearbeitet habe. Aber du hast vollkommen Recht. Es hat sich einiges verändert. Dennoch habe ich das Gefühl gewonnen der Kaiser versucht sich eher an die Regierungsform der Ulpier zu halten, als das er all zu viel vom Usurpator übernommen hätte. Doch auch da gäbe es einige reformbedürftige Punkte. Aber ich bin noch zu kurz im Amt, um darüber zu viel zu jammern."


    Der Iunier schmunzelte verschmitzt.


    "Aber sag, wie geht es dir? Gibt es irgendetwas Interessantes aus den Provinzen oder den Einheiten?"


    Da Silanus eine lange Zeit seines Lebens beim Exercitus verbracht hatte, galt diesem immer noch sein besonderes Interesse. Es war daher nicht verwunderlich gewesen, dass er sich eigentlich für den Posten des Procurator ab epistulis beworben hatte. Doch auch der des a libellis machte Spaß und mit einem Gesprächspartner wie den Iulier, war es halb so schlimm. Man hielt sich eben gegenseitig am Laufenden.

    Silanus begleitete seinen Patron persönlich zum Officium des Kaisers, damit es nach dem Fauxpas der Prätorianergarde beim Eintreffen des Consuls nicht erneut zu einer unnötigen Aufregung dieser Art kam. Vor dem Officium des Kaisers bat er den Decimer kurz zu warten, um ihm beim Kaiser anzumelden. Als sich Silanus versichert hatte, dass der Kaiser anwesend war und diesen über den eingetroffenen Gast informiert hatte, kam er wieder heraus und bat den Consul weiter.


    "Der Kaiser wird dich nun Empfangen Consul. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag und gutes Gelingen bei der geplanten Opferfeier."


    Mit diesen Worten entließ er den Decimus in das Officium Imperatoris und schloss nach dessen eintreten hinter ihm die Türe. Danach machte er sich wieder auf in Richtung Administratio.