Sie kam also aus Hispania. Ein weiterer Zufall, denn auch der Iunier hatte den Bürgerkrieg fernab der Schusslinie in Hispania Taracconensis verbracht, um sich von seinem Lungenleiden zu erholen. Doch mit solchen Details wollte er die junge Frau nicht langweilen. Stattdessen verfolgte er interessiert ihre weiteren Erzählungen. Sie war also nach Rom gekommen, um zu bleiben. Natürlich entging ihm auch nicht ihre quirlige Art, die sie kaum einen Moment stillstehen lies. Einmal dachte Silanus sogar, dass sie gleich nach vorne auf ihn zu kippte und machte sich schon bereits sie aufzufangen. Doch es war falscher Alarm. Gekonnt schaffte sie es wieder sich auszubalancieren. Schließlich sprach sie seine Zeit in Alexandria an und bereitwillig erzählte ihr der Iunier davon.
"Nein, ich stamme nicht aus Alexandria. Ich war dort einige Zeit als Tribunus Angusticlavius bei der Legio XXII in Nikopolis stationiert. Es war eine sehr schöne und auch interessante Zeit, wenn ich mich so daran zurück erinnere. Die Kultur dort. Überhaupt das ganze Alltagsleben. Ganz anders als hier in Rom und kaum zu vergleichen. Die Reise selbst ist weniger spannend, da das Schiff hier in Ostia ab und in Alexandria wieder anlegt. Außer eine Menge Wasser sieht man da nicht viel. Aber kurz vor dem Ziel, wenn Alexandria dann am Horizont erscheint und über allen hinweg der große Leuchtturm von Pharos thront. Das ist schon ein sehr beeindruckender Anblick. Ich denke der Leuchtturm hat mich immer am meisten fasziniert. Vorallem wenn in der Nacht das gewaltige Pechfeuer an seiner Spitze lodert. Ich hatte auch das Glück ihm einmal besichtigen zu können, um mir das ausgeklügeltes System von Hohlspiegeln anzusehen, dass Tagsüber das Feuer ersetzt. Eine unvorstellbare Ingenieurskunst."
Silanus, der mit leuchtenden Augen sichtlich ins Schwärmen geraten war, musste sich wieder aus seinen Erinnerungen reißen, um sich nicht noch weiter darin zu verlieren. Schließlich kam er wieder auf Rom zurück, dass für die neue Bewohnerin dieser Stadt bestimmt interessanter war als irgendwelche langen Erzählungen von all zu fernen Orten. Und ihm kam in diesem Zusammenhang eine Idee, die er der jungen Frau unverbindlich vorschlagen wollte.
"Aber natürlich hat auch Rom zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten, die nicht minder prunkvoll und interessant sind. Wenn es dein Tutor erlaubt könnte ich dir ja bei Gelegenheit den Palast zeigen. Als kleine Entschuldigung für meine Ungeschicktheit."
