Interessiert sah er den Probatus an, der einen ungewöhnlichen Namen trug. Er hörte sich alles andere als Germanisch an und weckte daher auch die Neugierde des Kommandanten.
"Seleukos? Woher stammst du und wie lange dienst du bereits bei der Ala?"
Interessiert sah er den Probatus an, der einen ungewöhnlichen Namen trug. Er hörte sich alles andere als Germanisch an und weckte daher auch die Neugierde des Kommandanten.
"Seleukos? Woher stammst du und wie lange dienst du bereits bei der Ala?"
Nun bat sich Narcissa sogar selbst an. Silanus wusste nicht wie ihm geschah. Doch vermutlich war jeder Widerstand zwecklos und noch bevor er irgendeine weitere Widerrede beginnen konnte, hatte die Sklavin bereits hinter ihm am Beckenrand Stellung bezogen. Er ergab sich daher den Wunsch seiner zukünftigen Verlobten und erhob sich langsam soweit aus dem Becken, dass sein Oberkörper aus dem Wasser ragte und kam dann einige Schritte auf den Beckenrand zu. Die Sklavin konnte ihn nun problemlos erreichen. Der Iunier hatte ihr den Rücken zugewandt und sah zu Narcissa, die fast neugierig wirkend in seine Richtung blickte.
Nur mühsam konnte er ein schmunzeln unterdrücken als ihm langsam bewusst wurde, dass sie ihn wieder einmal herausfordern wollte. Immer wieder brachte sie ihn in solche unangenehmen Situationen, bei der er oft nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Doch dieses Mal wollte er den Spieß umdrehen – zumindest wollte er es versuchen.
"Ganz wie du möchtest Narcissa. Es ist natürlich nicht notwendig das du dich selbst bemühst, wenn ohnehin deine Sklavin hier ist, aber wenn du unbedingt möchtest, werde ich dich nicht davon abhalten."
Nun war er gespannt wofür sich die junge Frau entschied.
"Ähm."
Silanus war so überrascht, dass er im ersten Moment nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Eigentlich hatte er auch gar keine Gelegenheit dazu, denn kaum von Narcissa ausgesprochen, erhob sich die dunkelhäutige Sklavin von ihrer Seite und trat mit einigen Utensilien bewaffnet am Rand des Beckens entlang in seine Richtung. Hatte sie nun ernsthaft vor ihm bei der Körperpflege zuzusehen? Diese Vorstellung behagte dem Iunier überhaupt nicht und so sah er zuerst mit fragendem Blick zur Sklavin und dann zu Narcissa.
"Aber Narcissa. Ich….. Ich denke das wird nicht nötig sein. Ich kann durchaus später……."
Die kurze Erholungsphase wurde von einigen Wassertropfen unterbrochen, die Silanus plötzlich in seinem Gesicht spürte. Zuerst wusste er nicht was geschehen war und richtete sich auf. Sein Blick schweifte zuerst auf Narcissa, die jedoch ebenso regungslos und mit geschlossenen Augen dasaß. Als nächstes traf er auf die Sklavin, die immer noch hinter ihrer Herrin saß und einen ebenso unbewegten Eindruck vermittelte. Sie sagte nicht und sah nicht einmal in seine Richtung. Merkwürdig dachte er sich, doch ließ er es dann dabei bewenden und setzte sich wieder bequem hin.
"Ich nehme an du hast schon ausgiebig gebadet? Ich werde das dann vielleicht im Anschluss nachholen um dich nicht zu stören."
Silanus war sich nicht sicher, wo er sich nun im geräumigen Becken hingesellen sollte. Wenn er sich zu nahe an Narcissa setzte, fühlte sie sich vielleicht bedrängt. Das wollte er tunlichst vermeiden und entschied sich daher, sich genau gegenüber an den Beckenrand zu setzen. Die in der Beckenwand eingelassenen Steinbänke boten da einen bequemen Sitzplatz. Als er sich nieder gelassen hatte, tat er es Narcissa gleich und tauchte bis zu den Schultern ins warme und angenehm nach Ölen duftende Badewasser. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und versuchte sich zu entspannen. Es war eine Wohltat nach einem langen Tag dem Alltagsstress eines Kommandanten auf diese Art und Weise zu entfliehen. Richtig erholsam wie er fand, noch dazu eine einer so hübschen Gesellschaft. Langsam ließ er seinen Kopf zurück an den Beckenrand sinken und wollte nur kurz die Ruhe und die Wärme genießen, ehe sich vielleicht wieder ein Gespräch zwischen den Beiden anbahnte.
Der Sklave verließ wieder den Raum, um gleich darauf Silanus die Türe aufzuhalten. Der Iunier trat ein und der Haussklave schloss wieder von außen die Türe hinter ihm. Langsam trat er näher. Zuerst sah er nur zögerlich in Narcissas Richtung und versuchte seine Blicke auf andere Dinge zu lenken….. auf den Boden, auf die Wände, auf die Umgebung. Doch nach kurzer Zeit bekam er mit, dass Narcissa keineswegs unbedeckt war. Sie hatte ein eng anliegendes Tuch um ihren Körper gewickelt. Ihre Sklavin saß am Rand des Beckens direkt hinter ihrer Herrin. Schließlich hatte auch er den Beckenrand erreicht.
"Ich hoffe das Bad war bisher angenehm. Verzeih mir, wenn ich dich zu lange warten lassen habe."
Während er sprach ging er weiter in eine Ecke des Raumes zu einer in die Wand eingefassten Marmorbank. Seine Hände griffen nach dem Oberteil seiner bequemen Haustunika und zogen sie langsam über den Kopf. Nach und nach gab Silanus zwar nicht muskelbepackten aber durchaus straffen und sportlichen Körper frei, der nun, bis auf den Bereich um den der Lendenschurz gebunden war, darunter sichtbar wurde. Dann ließ er seine Tunika auf die Steinbank fallen und schritt wieder zurück zum Beckenrand. Mit einem Lächeln sah er zu Narcissa hinunter und stieg dann die ihr gegenüberliegenden Steinstufen hinab. Nach und nach spürte er wie das warme Wasser seine Haut umspülte, bis er schließlich bis zu den Schultern eingetaucht war.
Es dauerte eine Weile. Zeit genug die Silanus seiner zukünftigen Verlobten einräumen wollte um sich in Ruhe vorzubereiten und vielleicht auch darüber nachzudenken ob er tatsächlich noch auftauchte oder nicht. Doch dann war es soweit. Ein Sklaven trat mit gebeugtem Kopf und abgesenkten Blick in das Bad und fragte nach, ob der Hausherr eintreten durfte. Der Iunier selbst wartete in der Zwischenzeit draußen auf Antwort. Es wäre in seinen Augen nicht gebührlich gewesen, sich einfach selbst zutritt zu verschaffen, ohne vorher die Dame um Erlaubnis zu bitten.
Silanus konnte sich noch gut an das letzte Mal erinnern, als dieses Angebot im Raum stand. Daher kam es heute auch ausgesprochen unerwartet. Er überlegte kurz. Damals wurde das Vorhaben dienstlich unterbrochen und kam nicht mehr zustande. Heute sollte ihm das nicht passieren. Auch wenn er wieder dieses nicht genau einordenbahre flaue Gefühl in der Magengegen spürte, beschloss er diesen Schritt zu wagen. Ganz wohl war ihm anfangs nicht bei dem Gedanken, doch nur wenige Momente später fand er sich damit ab und freute sich sogar bereits darauf. Mit einem Lächeln im Gesicht sah er ihr nach. Sie ging, noch ehe er zusagen oder etwas antworten konnte. Interessierte sie es denn übehaupt, ob er tatsächlich kam. Nunja… sie würde es sehen. Der Brief an Axilla und Urgulania war in diesem Moment wieder völlig vergessen. Nachher gab es bestimmt noch genug Zeit, um eine Antwort zu verfassen und morgen abschicken zu lassen. Doch nun stand ein gemeinsames Bad mit Narcissa auf dem Programm und hatte beschlossen zu erscheinen. Auch alleine deshalb um sehen zu können, wie sie darauf reagierte. Selbstverständlich würde er ihr genug Zeit einräumen, um sich vorzubereiten und ging vorerst in seine Gemächer, um sich dort ebenso für das Bad herrichten zu lassen.
Gerade als Silanus seinen Blick wieder lösen wollte passierte etwas Unerwartetes…. Sie beugte sich nach vorne in Richtung Tisch um sich eine Pflaume zu nehmen. Silanus verschluckte sich fast, als ihm sich dieser Anblick präsentierte. Er musste dabei wieder an das bevorstehende Bad denken, dass Narcissa vorhin angekündigt hatte. Hier bekam er nun zweifellos einen Vorgeschmack auf das, was sich ihm dort bieten könnte. Der Moment dauerte nur kurz und gleich darauf passierte erneut etwas Unerwartetes.
Ein Sklave trat ein und kam auf den Iunier zu. Er beugte sich zu seinem Herrn und teilte ihm leise mit, dass ein Soldat hier war und seinen Kommandanten sprechen wollte. Silanus seufzte und nickte dabei. Ein eindeutiges Zeichen für den Sklaven, dass er sich entfernen konnte und Silanus den Gast gleich in Empfang nehmen würde.
"Es tut mir Leid Narcissa. Meine Anwesenheit wird verlangt. Vermutlich etwas Dienstliches. Als Kommandeur einer Einheit ist man eben immer im Dienst."
Eben noch vollkommen von diesem wundervollen Anblick eingenommen, wurde das Beisammensein nun abrupt unterbrochen. Silanus erhob sich
"Ich hoffe es wird nicht lange dauern."
Und verließ dann den Raum in Richtung Atrium.
Während Narcissa sprach, wanderte Silanus Blick mit einem Mal von ihrem hübschen Gesicht, auf den Ausschnitt ihres Kleides, der durch eine unbedachte Bewegung mehr Haut freigab, als Silanus bisher von seiner zukünftigen Verlobten zu sehen bekommen hatte. Selbstverständlich war immer noch alles anstandsvoll bedeckt, jedoch musste er sich eingestehen, dass dieser Anblick durchaus eine gewisse Erregung in ihm auslöste. Dennoch ließ er sich nichts anmerken und sprach ruhig und besonnen weiter, seinen Blick aber vorerst auf dem wunderbaren Ausblick belassend.
"Gut. Dann muss ich mir zumindest keine Sorgen machen, dass du mir verhungerst."
Sie hatte dem Anschein nach eine makellos weiße und zarte Haut und sah aus wie eine in Marmor gemeißelte Muse, als sie derart graziös vor ihm auf der Kline lag. Ein Anblick, dem sich der Iunier einfach nicht entziehen konnte. Fast schien dabei vergessen zu sein, dass ihr Charakter oft nicht ganz so großen Anklang bei ihm fand, als ihr Aussehen.
"Hmmm…. Mein Dienst für heute ist beendet, also eigentlich nichts mehr."
Sein Blick viel wieder auf das Schreiben.
"Außer vielleicht noch eine Antwort an die Familie in Alexandria zu verfassen. Das habe ich ohnehin schon sehr lange vor mich hingeschoben. Wie mir auch die Adresse zeigt, wissen sie noch nicht einmal, dass ich nach Germanien versetzt wurde. Der Brief hat nun den Umweg über Rom genommen und war lange unterwegs. Hoffentlich machen sie sich nicht schon Sorgen."
Der Kommandeur nickte dem Besucher dankend zu und nahm das Präsent entgegen. Selbstverständlich verlangte die Höflichkeit, dass er es auspackte und sich bedankte, was er auch tat.
"Oh….. ein wunderschönes Stück. Vielen Dank! Ich werde bestimmt einen netten Platz in meinem Officium dafür finden."
Er war tatsächlich hoch erfreut über diese kleine Aufmerksamkeit und dabei war es Silanus auch vollkommen egal ob es in der Anschaffung teuer gewesen war oder nicht. Diese wundervoll glänzende Steinart machte Eindruck auf ihn. Dann stellte er die Figur beiseite und widmete sich wieder seinen Gästen.
"Es ist keineswegs unangebracht. Ich habe mich bereits darauf eingestellt, dass ich diese Frage in nächster Zeit wohl öfter hören werde. Du wirst also bestimmt nicht der Letzte sein, der sie mir stellt.
Nun…. Wo soll ich beginnen. Meine Gens geht auf die patrizischen Iunii zurück, die bereits in der frühen Republik einen gewissen Namen in Rom hatten. Auf Grund der ansteigenden Größe unserer Gens starb dieser Familienzweig jedoch aus und so blieben mehrere plebejische Familienverbände. Meiner stammt Ursprünglich von der südwestlichen Halbinsel Unteritaliens, daher tragen viele meiner männlichen Vorfahren so wie ich selbst den Beinahmen Silanus. Aufgewachsen bin ich jedoch in Tarraco, Hispania und wurde später im Jünglingsalter nach Achaia und Alexandria zur Ausbildung geschickt. Nach meiner Rückkehr nach Rom hat sich mein Patron, der vermisste Senator Decimus LIvianus meiner Karriere angenommen und mir eine militärische Ritterkarriere ermöglicht, die mich letztendlich hier her gebracht hat."
Die durchgelaufenen Sandalen der Sklavin waren nicht unbedingt eine Information, die Silanus sonderlich interessierte, doch war er erfreut, dass Narcissa zum ersten Mal recht offen und locker mit ihm umzugehen schien. Er lächelte daher etwas erheitert.
"Ich brauche nichts bestimmtes, aber vielleicht finde ich ja etwas, wenn wir auf den Märkten sind und für Phila Sandalen suchen."
Silanus atmete durch und fuhr sich mit seiner Hand über die Stirn. Sie hatte es nun hoffentlich verstanden, auch wenn ihre Antwort etwas trotzig klang. Dennoch wollte Silanus nicht noch einmal einen Streit vom Zaun brechen und meinte daher beschwichtigend
"Ich danke dir Narcissa…… und den Vorhang zuzuziehen wird bestimmt nicht nötig sein."
Dann widmete er sich wieder seiner Mahlzeit. Er merkte, dass nun bereits ein gewisses Sättigungsgefühl eingesetzt hatte obwohl er noch nicht sonderlich viel gegessen hatte. Vermutlich lag es an dem Stress, den Narcissa bei ihm ausgelöst hatte. Er aß daher die wenigen Bisse auf seinen Teller auf und stellte ihn dann zurück auf den Tisch. Anschließend trank er auch seinen Becher leer und gab den Gaben mit einer Handgeste zu verstehen, dass er nicht mehr nachschenken musste. Es wäre nun vermutlich gut gewesen ein neues Thema anzuschneiden, doch die Gedanken des Iuniers greisten immer noch um das eben angesprochene Thema und Narcissa. Es viel ihm einfach nichts auf die schnelle ein, dass er nun zur Sprache bringen konnte und so meinte er recht plump
"Schmeckt dir das Essen?"
Silanus sah auf als zwei Männer sein Officium betraten. Nachdem sie in zivilen Gewändern gekleidet waren, erhob er sich hinter seinem Schreibtisch und kam hervor, noch bevor sie sich vorstellen konnten. Sein Scriba hatte bestimmt gute Gründe die Männer zu ihm vor zu lassen und so wollte er nicht unfreundlich erscheinen. Vielleicht waren es ja Vertreter der Stadt Confluentes. Sie schienen zumindest ihrer Kleidung nach von gewissen Rang und Ansehen zu sein. Einer der beiden grüßte den Kommandeur und stellte sich vor. Silanus reichte ihm die Hand. Den anderen, der sich im Hintergrund hielt, grüßte er mit einem Kopfnicken.
"Salve Curator. Es freut mich. Selbstverständlich kann ich etwas Zeit für euch erübrigen. Bitte nehmt Platz."
Er deutete mit einer einladenden Handgeste auf die vier Liegen, die in der Ecke seines Officiums um einen kleinen Tisch standen. Er hatte sie erst vor kurzem genau für diese Art von Besuch aufstellen lassen.
Da war sie wieder, diese manchmal schier unglaubliche Naivität die Narcissa an den Tag legen konnte. Doch dieses Mal regierte Silanus mit einem Lächeln.
"Du wirst dich jedoch noch ein wenig Gedulden müssen. Eine Zeit lang werden wir es hier schon aushalten müssen. Wir sind schließlich erst vor kurzem angekommen."
Dann überlegte er kurz, ehe er weiter sprach.
"Ich hatte dir doch versprochen das wir Confluentes besuchen. Ich denke, morgen wäre ein guter Tag dafür."
Er hoffte damit wieder ein wenig bessere Stimmung bei Narcissa aufkommen zu lassen. Es würde sie bestimmt auf andere Gedanken bringen und sie hatte etwas, auf das sie sich freuen konnte. In den letzten Tagen hatte das Wetter umgeschlagen und es war deutlich wärmer geworden. Der Frühling breitete sich aus und brachte angenehm wärmende Sonnenstrahlen mit sich. Der beste Zeitpunkt um Narcissa das naturbelassene Umland zu zeigen.
"Es ist weder schicklich zu reiten, noch sein Kleid dabei hoch zu ziehen."
Nun war es soweit. Zum ersten Mal, seit sich die beiden begegnet waren und trotz der unzähligen Stimmungsschwankungen die Silanus bereits über sie ergehen lassen musste, platze ihm nun der Kragen. Konnte dieses dumme Ding denn nicht verstehen, dass er ihr mit derartigen Verboten keineswegs etwas zu Fleiß machen wollte, sondern dabei immer einzig und allein um ihre Sicherheit besorgt war? Der Iunier versuchte seinen Ärger zurück zu halten, was ihn nur mäßig gelang, als er seine Gedanken in Worte fasste und eine äußerst emotionale Predigt über Narcissa hereinbrach.
"Verdammt noch mal Narcissa! Willst oder kannst du es einfach nicht verstehen? Du bist hier in einem Castellum…. umgeben von hunderten Soldaten, die nicht sehr oft das Vergnügen haben, eine Frau in ihrer unmittelbaren Umgebung zu haben. Noch dazu sind es Männern, die zum größten Teil nicht einmal Römer sind! Was denkst du wie sie reagieren auf eine junge hübsche Frau wie dich? Denkst du das es dann leicht für mich ist die Moral in der Truppe aufrecht zu erhalten, wenn die Verlobte des Kommandanten halb nackt durchs Castellum reitet oder marschiert? Ich musste bereits jetzt meinen Offizieren den Befehl geben besonders Aufmerksam zu sein und darauf zu achten das dir nichts geschieht, wenn du durch das Lager spazierst - und das weil ich dich eben nicht hier einsperren möchte, so wie es vielleicht ein anderer Mann in meiner Situation machen würde. Hast du denn auch nur die geringste Vorstellung was passieren könnte, wenn hier im Lager auch nur ein einziger ist, der für einen kurzen Moment vergisst, dass er unter dem Kommando eines Römers dient, wenn er dich dann vor Augen hat? Hast du das?!.............
Kannst du dir denn vorstellen, was passieren würde, wenn dich einige von ihnen in die Finger bekommen und ihren bisher heimlichen Wünschen und Bedürfnissen freien Lauf lassen? Willst du denn riskieren, dass sich die Stimmung in diesem Lager voller Peregrini noch mehr anheizt. Es ist auch so schon schwer genug. Wir sind hier nicht in Achaia und wir sind auch nicht in einer Legion voller Römer. Und selbst dort würden mich dieselben Sorgen plagen wie hier! Viele Männer kommen hier her, weil es ihre letzte Möglichkeit ist ein Dach über den Kopf und jeden Tag eine warme Mahlzeit zu erhalten. Hier gibt es keine Ehrenmänner oder ritterliche Offiziere. Das hier ist kein Urlaub Narcissa.............. und es geht mir bei allem um deine Sicherheit Narcissa."
Nach diesem langen Redeschwall musste Silanus durchatmen. In sein Gesicht war etwas Röte getreten und er wirkte sichtlich angespannt und sogar untypisch für ihn – etwas erzürnt über Narcissas Naivität bei diesem Thema. Die letzten Sätze klangen jedoch wieder wesentlich ruhiger, als der Beginn seiner Rede. Eindringlich sah er sie an und hoffte, dass sie ihn nun endlich verstanden hatte.
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
PAULLUS ATIUS SCARPUS
MIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLIX A.U.C.
(20.4.2009/106 n.Chr.).
ZUM
PROBATUS - ALA II NUMIDIA
Lucius Iunius Silanus
Die rechte Augenbraue des Iuniers wanderte langsam Richtung Haaransatz und sein sichtlich verständnisloser Blick ruhte auf Narcissas angespanntem Gesicht. Was glaubte sie eigentlich? War es ihr denn immer noch nicht klar, dass sie eine junge hübsche Frau unter hunderten von Männern war. Eine derartige Entgleisung konnte sie sich nicht leisten. Ihre jugendliche Naivität machte sie vielleicht Blind für derartige Gedanken, doch Silanus wusste nur zu gut, dass eine Frau sehr viele Probleme in einem Castellum anrichten konnte. Vor allem wenn sie zu großzügig im Umgang mit ihrer Weiblichkeit war. Doch auch hier wusste Silanus, dass es keinen Sinn hatte eine Diskussion zu beginnen und so tat er die ganze Sache einfach ab.
"Wir werden sehen."
Dann widmete er sich wieder dem Essen. Die wenigen Stücke Fleisch auf seinem Teller waren bereits verspeist und so legte er sich etwas nach. Auch ein kräftiger Schluck aus seinem Becher durfte dabei nicht fehlen. Nach einer kurzen Gesprächspause, brach Silanus wieder die Stille.
"Ich habe übrigens vor einige der Offiziere zu einem gemeinsamen Essen einzuladen. Vermutlich nächste Woche. So hast du die Möglichkeit einige neue Gesichter kennen zu lernen."
In einen derartigen Zustand hatte Silanus die junge Frau noch nie gesehen. Sie schien vollkommen verändert – zumindest in diesem Moment. Bisher war es ihm so vorgekommen, als wäre Narcissa eine berechnende und starke junge Frau, die sowohl wusste ihren Willen durchzusetzen, als auch wenn nötig mit ihren weiblichen Reizen zu spielen, um so an ihr Ziel zu kommen.
"Ich werde den Sklaven anordnen, dass sie in Zukunft versuchen das Haus wärmer aufzuheizen. Vielleicht frierst du dann etwas weniger und kannst den Aufenthalt hier mehr genießen."
Der Iunier nahm wieder Platz und sah zu Narcissa auf. Sie wirkte so zerbrechlich und doch versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Es war vielleicht ihre Art mit der neuen Welt fertig zu werden, in die sie nun eintauchen musste, seit sie ihre Heimat und ihre Familie verlassen hatte. Vermutlich war es auch das Beste sie nicht noch mehr in ihrer Traurigkeit zu bestärken und so wechselte Silanus das Thema.
"Vielleicht werden wir ja einmal Gelegenheit haben Aegyptus zu besuchen. Dann kannst du dort die Wärme genießen und die Verwandten kennen lernen. Ich bin noch jung. Wer weiß also, was der Kaiser noch für mich vorgesehen hat, wenn ich mein Kommando hier in Germanien zu seiner Zufriedenheit ausübe."