Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    "Ich trenne seit je her berufliches und privates voneinander. Privat wird meine zukünftige Frau und meine Familie immer an erster Stelle stehen. Das ändert aber nichts daran, dass ich als Praefectus Alae auch dem Kaiser und meinem Kommando verpflichtet bin. Mit der Zeit wirst du feststellen, dass man beides wunderbar miteinander verbinden kann, auch wenn man sich selbst dafür manchmal zurücknehmen muss. Immerhin kann ich uns nur ein solch wohlhabendes und sorgenfreies Leben finanzieren, weil ich diesen Posten bekommen habe. Also wäre es für uns beide schlecht, wenn wir es uns durch unnötige Eifersucht verderben würden. Ich hoffe das verstehst du."


    Silanus vermied dabei ganz bewusst von ihr als seiner Zukünftigen zu sprechen sonder hielt diesen Teil seiner Aussage sehr allgemein. Die Zeit würde zeigen, ob sich zwischen den beiden etwas entwickelte oder nicht. Natürlich stand er in gewisser Weise bei Narcissas Vater bereits im Wort, aber so wie es derzeit zwischen den beiden lief, konnte er sich überhaupt nicht vorstellen, bis an sein Lebensende mit diesem wunderschönen, aber dennoch nervenaufreibenden jungen Mädchen verheiratet zu sein.

    "Narcissa ich bitte dich! Es war doch nicht in der Absicht dich damit zu verstimmen. Ich habe hier ab heute ein Kommando über knapp 1000 größtenteils peregrine Soldaten angetreten. Da wird das Privatleben und Zukunft das eine oder andere Mal eben zurücktreten müssen. Und in diesem Fall war es eben so. Der Statthalter ist mein direkter Vorgesetzter und der mächtigste Mann in dieser Provinz. Denkst du es wäre für mich von Vorteil gewesen ihn bereits vor meiner Ernennung zu verstimmen?"


    Silanus verschränkte die Händer vor sich und schüttelte den Kopf. Das konnte sie nun doch alles nicht ernst meinen. So aufregend und schön der Tag bisher verlaufen war, so unsanft wurde der Iunier nun aus seinem Höhenflug gerissen.

    "Nein, ich denke das ich nun im Bilde bin. Als nächstes sollten wir mit der Planung beginnen."


    Silanus nahm sich einige Unterlagen zur Hand und legte sie vor sich ab. Nach dem er einige Zeilen davon kurz überflogen hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder an die Runde.


    "Ich möchte selbstverständlich in den nächsten Tagen die Gegend Rund um Confluentes etwas kennen lernen und habe daher beschlossen in den nächsten Tagen einige Ausritte zu machen. Weiters werde ich kommende Woche einen der Trupps auf seiner Patrouille am Rand des Limes begleiten, um mir ein Bild davon zu machen, wie unsere Männer arbeiten und wie ihr Alltag aussieht.


    Wie ich nun vernommen habe wäre es vielleicht auch gut den beiden eben genannten Legionen einen kurzen Besuch abzustatten und die Stabsoffiziere kennen zu lernen. Das wird eine künftige Zusammenarbeit bestimmt für beide Seiten wesentlich vereinfachen."


    Er ließ die ersten Ankündigungen einmal auf die versammelten Decuriones wirken und las wieder kurz in seinen Notizen nach, was er als nächsten sagen wollte. Dann wandte er sich wieder an die Offiziere.


    "Ich weiß das es ungewöhnlich ist, bei einer eher kleinen Einheit wie einer unserer Ala unterschiede bei den Offizieren zu machen, dennoch habe ich beschlossen Decurio Justinianus Cupidus ähnlich einen Primus Pilus bei den Legionen zu meiner rechten Hand zu bestimmen. Er wird daher ab heute einen inoffiziellen Sonderstatus unter den anwesenden Decuriones innehaben und als mein Vertreter fungieren."

    Silanus nickte dem Oberbefehlshaber der Provinz zu und wandte sich erneut an seine Soldaten, um seine Stimme zu erheben. Dieses Mal jedoch erheblich lauter und ungewöhnlich befehlsgewohnt.


    "OCULOS PROSAM!
    MILITES ABITE!"


    Seine Kommandos hallten lautstark über den Platz. Dann wandte er sich wieder dem Statthalter und seinem Vorgänger zu. Um alles andere würden sich nun die Decuriones kümmern und mit ihren Männern wieder in den normalen Dienst zurückkehren.

    Das lächeln verschwand langsam aus Silanus Gesicht. Beim Trubel der letzten Stunden hatte er diese Begebenheit bereits vergessen gehabt und daher trafen ihm Narcissas Worte vollkommen unvorbereitet. Er seufzte und wirkte sichtlich ertappt.


    "Es tut mir sehr Leid Narcissa. Wären wir alleine angereist, wäre das nie passiert, aber der Statthalter ist nun mal kein Mann den man lange Warten lässt. Er ist extra für diese Ernennung mit uns nach Confluentes geritten und ihn dann derart aufzuhalten wäre nicht besonders höflich gewesen. Ich kann dir auch versichern, dass du und die Sklaven keinen Moment lang in Gefahr gewesen seid. Die Meldungen, die man oft über Germania hört sind oft nur aufgebauscht und entsprechen meistens nicht einmal annähernd der Wahrheit. Du hättest dir keine Sorgen machen müssen."


    Natürlich wäre es einfacher gewesen, die Verantwortung einfach auf den Legatus Augusti zu schieben und ihr zu erzählen, dass es sein Befehl war voraus zu reiten. Doch Silanus stand zu dem was er tat, auch wenn es sich ihm nachhinein als Fehler erweisen sollte.

    Der Präfekt war nicht unbedingt erfreut über das was er hörte, aber es schien ihn auch nicht sonderlich zu überraschen. Er war sich bereits bei seiner Berufung auf diesen Posten bewusst, dass er in eine Provinz mit hohem Konfliktpotenzial versetzt worden war. Ein Pulverfass, das ständig Gefahr lief hoch zu gehen. Seine Aufgabe war es nun, gemeinsam mit allen anderen Militärkommandanten dieser Provinz für Ruhe und Ordnung zu sorgen.


    "Wie sieht in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit den hiesigen Legionen und anderen Einheiten aus?"

    Heute war ein Rundgang durch die Mannschaftsunterkünfte an der Tagesordnung. Silanus war bisher kaum aus der Principia und dem Praetorium heraus gekommen und freute sich daher schon sehr darauf endlich das Lager zu besichtigen und dabei vielleicht auch mit dem einen oder anderen Miles zu sprechen.


    Gefolgt von einigen Schreibern und Stabsordonanzen betrat er als erstes die Unterkünfte der Ausbildungsturma, auf die er in Zukunft besonderes Augenmerk legen wollte und die sich laut Auskunft seines Schreibers zur Zeit in ihren Quartieren aufhalten musste. Ohne darauf zu warten, dass ihm einer der Begleiter die Türe aufhielt, trat er ein und wartete darauf, dass ihm einer der anwesenden Soldaten Meldung erstattete.

    Nach und nach erhoben sich alle versammelten Decuriones und erstatteten ihrem neuen Kommandanten Bericht. Auch dieses Mal fiel Cupidus dem neuen Präfekten besonders auf. Er schien ein zielstrebiger und aufbaufähiger junger Mann zu sein, den man unbedingt fördern musste. Als alle geendet hatten sah Silanus kurz hinter sich, wo einer seiner Schreiber saß und die Besprechung mitprotokollierte. Als dieser nickte und damit zu verstehen gab, dass er fertig war, wandte der Präfekt sich wieder an seine Offiziere.


    "Wunderbar. Dann hätten wir den ersten Punkt abgehackt. Als nächstes bitte ich Decurio Cupidus kurz um einen Überblick über die aktuellen Patrouillenaktivitäten, etwaige besondere Vorkommnisse in letzter Zeit und die Lage am Limes."

    Der Decurio hatte den Wunden punkt getroffen. Das Wetter und die Umstellung von der Wärme Alexandrias auf die Kälte Germaniens machten dem neuen Präfekten tatsächlich sehr zu schaffen. Wie musste es da erst Narcissa gehen. Gerne hätte Silanus das Gespräch mit seinen Untergebenen fortgesetzt, wären in diesem Moment nicht weitere Offiziere eingetroffen. Die Runde schien nun weitestgehend komplett zu sein und Silanus wollte beginnen. Er erhob sich und sah gut gelaunt in die Runde.


    "Meine Herren!


    Ich weiß nicht wie es mein Vorgänger gehandhabt hat, doch ich möchte eine Besprechung wie die heutige nun in regelmäßigen Abständen stattfinden lassen. Leider habe ich bereits jetzt gemerkt, dass es mir nicht sehr oft vergönnt sein wird, aktiv am täglichen Lageralltag teilzunehmen – dennoch habe ich mir vorgenommen, es so oft wie es die Zeit zulässt zu versuchen. Umso wichtiger ist mir daher aber auch der Kontakt zu euch. Ihr seid meine Augen und Ohren, ihr arbeitet tagtäglich mit den Soldaten und ihr wisst am besten, welchen Herausforderungen wir uns gemeinsam stellen müssen."


    Silanus versuchte dabei seinen Führungsstil hervor zu streichen. Er war kein Einzellkämpfer der alleine an der Spitze einer Truppe stand und einsame Entscheidungen treffen wollte. Er wollte mit seinen Männern arbeiten und wusste daher auch nur zu gut, dass die Decuriones das Rückrat dieser Ala waren.


    "Auf regelmäßige Berichte sowie regelmäßige Gespräche werde ich in Zukunft also vermehrt mein Augenmerk legen. Das möchte ich gleich von Anfang an klar stellen.


    Als erstes möchte ich mir einen kurzen Überblick über die einzelnen Turmae verschaffen. Natürlich habe ich mich mit den Berichten und Akten vertraut gemacht, doch erfahre ich Informationen lieber aus erster Hand. Ich bitte euch einer nach dem anderen kurz über den Stand seiner Einheit zu berichten. Wie viele Reiter, Kranke, Ausbildungsstand, letzte Aktivitäten, momentane Aufgaben, Besonderheiten, usw."

    Und da war sie auch schon – die Aufforderung seine Antrittsrede zu halten. Silanus war jedoch alles andre als ein großer Redner und daher froh, dass auch seine Vorgänger keine langen Monologe vorgelegt hatten. Er nickte dem Legaten dankend zu, wandte sich anschließend an die Männer und erhob seine Stimme.


    "Milites! Ich kann euch berichten, dass der Ruf dieser Einheit ihr weit voraus eilt und selbst am Kaiserhof spricht man von der Ala Secunda Numidia als einer ruhmreichen Truppe, die im Laufe der Zeit bereits einige Schlachtfelder gesehen hat und zweifellos zu der Besten ihrer Art gehört.


    Es erfüllt mich daher mit Stolz, dass der Kaiser gerade mich aus der langen Reihe an Kandidaten ausgewählt hat, um diese Einheit ab dem heutigen Tag zu kommandieren und in die Fußstapfen jener großen Männer zu treten, die dies vor mir taten.


    Ein Band das mich bereits jetzt mit der Ala verbindet, ist die Herkunft. Auch meine Gens stammt Ursprünglich aus Hispania. Trotz der weiten Umwege über Achaia, Italia und zuletzt Aegyptus, hat mich das Schicksal hier her nach Germanien geführt und durch die Ala dennoch mit einem Stück Heimat verbunden.


    Es ist eine besondere Ehre, die mir damit zuteil wurde und ich bin überzeugt wir werden gemeinsam alle kommenden Herausforderungen für Rom und unseren Kaiser erfolgreich meistern und auch weiterhin dem Ruf als beste Auxilia des ganzen Imperiums gerecht werden."

    Silanus musste sich eingestehen, dass es ein beeindruckendes Schauspiel war mitzuerleben, mit welcher Vorstellung die Soldaten ihren ehemaligen Kommandanten verabschiedeten. Gleichzeitig machte es ihm aber auch bewusst, dass er hier dem Anschein nach in doch große Fußstapfen treten würde und sich erst im Laufe der nächsten Monate vor diesen Männern beweisen musste. Dennoch gab es ihm einen großen Auftritt zu sehen, mit welchem Eifer und Begeisterung die Männer hier dienten. Als nächstes wahr nun wohl er an der Reihe ein paar Worte an seine neuen Untergebenen zu richten, doch musste er natürlich noch warten, bis der Legatus ihm das Wort erteilte.

    Nachdem alle Formalitäten erledigt und Silanus offizielle Ernennung zum Kommandanten dieser Ala abgeschlossen war, kam er zum ersten Mal in sein neues Haus, das Praetorium des Präfekten. Sein Vorgänger hatte das Haus bereits fast zur Gänze geräumt und so waren die bereits eingetroffenen Iuniersklaven bereits daran, das Hab und Gut der Neuankömmlinge in das Haus zu tragen bzw. die Räume und Zimmer einzurichten.


    Dies bedeutete dann wohl auch, dass Narcissa bereits im Haus sein musste. Gespannt auf ihre Reaktion betrat Silanus das Haus und suchte nach ihr. Er hoffte inständig, dass ihr das neue Haus gefiel und vielleicht auch etwas durch seine Größe beeindruckte. Es war um einiges größer als die Tribunenhäuser einen Legionslagers und konnte von seiner Ausstattung mit jedem Landsitz eines Senators mithalten. Es dauerte nicht lange, da hatte er seine Verlobte gefunden. Mit einem Lächeln auf den Lippen trat er auf sie zu.


    "Narcissa. Ich hoffe das Haus gefällt dir. Hast du es bereits erkundet?"

    Silanus sah auf und nickte dem Decurio zu, der als Erster den Besprechungsraum betrat. Das freundliche Auftreten des Offiziers ließ ein Lächeln über die Lippen des Präfekten kommen.


    "Salve Decurio. Danke der Nachfrage, aber es als eingelebt zu bezeichnen, wäre am ersten Tag wohl noch etwas zu voreilig. Was ich bisher gesehen habe gefällt mir sehr gut, aber zum das mit dem Einleben wird wohl noch etwas dauern."


    Er wollte diesen netten Gesprächsbeginn nicht abreißen lassen und den Offizier näher kennen lernen.


    "Wie lange Dienst du bereits in der Ala?"

    Silanus war der erste im Besprechungsraum. Anders als andere Kommandanten die meist prinzipiell zu spät kamen, zog er es vor der erste zu sein. Er nahm sich dann immer noch ein wenig Zeit, um seine Gedanken zu ordnen und die von ihm angedachten Themen noch einmal kurz durchzugehen. Der Raum schien anscheinend bereits länger nicht mehr verwendet worden zu sein und so öffnete Silanus kurz die Fenster, bevor er sich an das Kopfende des großen Tisches setzte und seine Unterlagen ausbreitete.

    Der Schreiber des Präfekten überbrachte dem Decurio eine Nachricht, dass der neue Kommandant in der kommenden Stunde eine Besprechung angesetzt hatte und alle Decurionen im Besprechungsraum sehen wollte. Danach eilte er ins nächste Officium, um auch die anderen Turmakommandanten zu informieren.

    Der Schreiber des Präfekten überbrachte dem Decurio eine Nachricht, dass der neue Kommandant in der kommenden Stunde eine Besprechung angesetzt hatte und alle Decurionen im Besprechungsraum sehen wollte. Danach eilte er ins nächste Officium, um auch die anderen Turmakommandanten zu informieren.