Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    "Ich danke dir! Vale Procurator!"


    Silanus nickte dem Beamten noch einmal zu und verließ dann dessen Officium, um sich auf den Rückweg zur Casa Iunia zu machen, wo nun ein klärendes Gespräch mit Narcissa folgen würde. Bestimmt war sie alles andere als Begeistert wenn sie erfuhr, dass es für die beiden nach Germanien ging. Aber im Moment wollte sich der Iunier noch nicht all zu sehr den Kopf darüber zerbrechen, sondern sich über sein neues Kommando freuen.

    Zwölftausend Sesterzen. Er konnte, wollte es aber nicht überbieten. Vielleicht hatte er ja noch in den nächsten Tagen mehr Glück oder fand eine passende Sklavin in Germanien. Mit einem kleinen freundlichen Lächeln im Gesicht nickte er dem Mann beglückwünschend zu, der ihn überboten und die Sklavin somit ersteigert hatte. Für einen hatte sich diese Versteigerung in jedem Fall ausgezahlt und das war der Sklavenhändler. Dann ging der Tribun seines Weges und verschwand wieder im Getümmel der Leute.

    "Ich danke dir Procurator! Dann denn denke ich, dass wir alles geklärt haben?"


    Eine Audienz beim Kaiser gab es schließlich wie es aus sah doch nicht. Der Procurator hatte seine Arbeit getan und die eigentliche Ernennung fand in Germanien statt. Also erhob sich der Tribun wieder aus seinem Stuhl und lächelte den Beamten noch immer sehr erfreut über diese Fügung des Schicksals an.

    Verwundert sah sich Silanus nach dem Bieter um, der ihm gleich um zweitausend Sesterzen überboten hatte. Er schien kein Römer zu sein, sondern eher der Sklave eines reichen Römers. Er seufzte und überlegte kurz. Er hatte gedacht ein hohes Angebot würde ihm die Sklavin gleich sichern, doch anscheinend hatte er sich da geirrt. Während seines Dienstes in Aegyptus war er durchaus sparsam gewesen und sein zukünftiger Posten als Praefectus Alae würde auch das nötige Kleingeld mitbringen um seine Kassen zu füllen. Außerdem wäre diese Sklavin perfekt um Narcissas Laune wieder etwas zu verbessern. Ihre Zukunftsaussichten in Germanien hatten sie nicht unbedingt glücklich gestimmt. Es schmerzte zwar, aber vielleicht gelang es dem Iunier ja mit dem nächsten Angebot einen Schlussstrich unter diese Versteigerung zu setzen.


    "9000 Sz."

    "Nein. Ich bin alleine angereist und da ich meinen eigentlichen Wohnsitz in Alexandria hatte, kann ich dir auch nicht sagen, ob Decurio Rufinus das Castellum in Nikopolis bereits verlassen hat oder nicht."


    Silanus räusperte sich kurz.


    "Gut, dann denke ich das wir alles Notwendige geklärt haben. Ich erhalte noch ein Schreiben von dir, dass meine Legitimität als neuer Praefectus Alae bestätigt?"

    "Ich denke daran führt kein Weg vorbei."


    Silanus stimme klang sanft, aber doch ein wenig eindringlich. Auch er brauchte noch etwas um sich mit der neuen Situation und seiner zukünftigen Arbeitsstätte anzufreunden, doch er war sich sicher, dass es Narcissa ebenso gelang, wie ihm selbst.


    "Wir werden das beste daraus machen Narcissa."

    "Bitte beruhige dich Narcissa. Es ist nicht so schlimm wie es sich im ersten Moment anhört. Wir werden im Castellum der Ala wohnen und dort ein Haus zur Verfügung haben das weitaus größer und bestimmt auch um einiges prunkvoller sein wird als unser Haus hier. Ein Praetorium gleicht einer römischen Villa. Du wirst also auf keinen Komfort verzichten müssen.


    Und Confluentes liegt nicht weit von der Provinzhauptstadt Mogontiacum entfernt. Besuche dort werden dort also durchaus immer wieder möglich sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir Langweilig werden wird. Praefectus Ala ist ein sehr angesehener ritterlicher Posten und als Verlobte eines solchen wirst du in Germanien in den besten Kreisen verkehren."


    Er konnte sie ja verstehen. Es war bestimmt ein Schock. Doch irgendwie musste er es schaffen sie zu beruhigen und umzustimmen. Ihr Vater wäre alles andere als erfreut, wenn Silanus sie wieder zurück nach Achaia schicken musste.

    Er atmete tief ein, ehe er weiter sprach.


    "Ursprünglich kommt diese Ala aus der Provinz Hispania wie auch der Zweig meiner Familie. Es hat also irgendwo auch daher bereits eine besondere Bedeutung für mich, diese Einheit zu übernehmen………. Derzeit ist sie jedoch in Confluentes stationiert."


    Sichtlich besorgt wartete er auf die Reaktion der jungen Frau.

    In der Zwischenzeit hatte sich der Iunier gesetzt, stand jedoch höflichkeitshalber auf, als Narcissa den Raum betrat. Er deutete auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand und wartete bis die junge Frau sich gesetzt hatte.


    "Ich kann durchaus zufrieden sein. Eigentlich hatte ich mich für ein Tribunat bei der Cohortes Praetoriae, der Garde des Kaisers beworben. Der Kaiser hat jedoch anders entschieden und mir ein eigenes Kommando übertragen. Das Kommando einer Reitereinheit, der Ala II Numidia. Eine besondere Ehre für mich und für unsere Gens."


    Das diese Einheit in Germanien stationiert war, ließ er vorerst aus. Er wollte es Narcissa halbwegs schonend beibringen.

    Zurück aus dem Palast war Silanus durch das vollkommen angeräumte Atrium gegangen. Eigentlich konnten die Sklaven nun tatsächlich alles so dort stehen lassen wie es war und es für die Abreise nach Germanien vorbereiten. Er freute sich zwar immer noch über seine bevorstehende Ernennung zum Praefectus der Ala Secunda, doch nun kam das nächste Problem auf ihn zu. Er musste Narcissa erklären, dass sie in den nächsten Tagen nach Germania abreisen mussten und dort in Zukunft leben würden. Confluentes sollte ihre zukünftige Heimatstadt sein. Bestimmt ein nettes Städtchen und zum Glück auch in der Nähe der Provinzhauptstadt Mogontiacum, doch war es nicht Rom und der Iunier konnte sich bereits jetzt ausmalen, dass Narcissa alles andere als erfreut darüber sein würde. Er selbst tat sich schwer mit der Aussicht auf das kalte und graue Germanien, dass er bisher nur von Erzählungen und Berichten kannte, wo er doch gerade aus dem sonnigen und warmen Alexandria angereist war. Wie musste es dann erst Narcissa gehen, die in Achaia ebenso eher Wärme und Sonne gewohnt war. Es blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als ein klärendes Gespräch zu führen. So wie er war – in voller Rüstung - zog er sich daher gleich in sein Officium zurück und ließ nach ihr schicken.

    Silanus Lächeln wurde zu einem breiten grinsen.


    "Nein. Natürlich nicht. Es gibt noch keinen Hochzeitstermin. Außerdem sollte man sich vorher auch offiziell verloben und das haben wir ja auch noch nicht getan. Doch über das alles reden wir später."


    Er sah kurz zum Eingang, durch den die eifrigen Sklaven gerade alle möglichen Kisten und Gegenstände in das Atrium brachten. Sie waren damit wohl noch einige Zeit beschäftigt und Silanus hatte genug Zeit um seinen Befehlen zu folgen.


    "Tut mir leid, dass die Begrüßung etwas dürftig ausfällt. Ich habe mich schon sehr darauf gefreut dich kennen zu lernen und tue das immer noch. Ich werde in ein paar Stunden bestimmt wieder hier sein. Bis dahin musst du dich leider gedulden."

    Er nickte noch einmal verständnisvoll und setzte ein kleines Lächeln auf, um die junge Frau wieder etwas aufzumuntern.


    "Als nächstes muss ich jedoch dringend in den Palast. Ich werde mich waschen, meine Kleidung wechseln und mich dann auf den Weg machen. Danach können wir über alles in Ruhe weiterreden Narcissa. Denn im Moment weiß ich ehrlich gesagt nicht einmal, wie es mit mir weitergeht. Wie ich deinem Vater bereits geschrieben habe, bin ich für einen höheren Posten vorgesehen, doch man hat mir bisher nicht mitgeteilt für welchen. Ich hoffe es zwar nicht, aber es könnte durchaus sein, dass wir nicht in Rom bleiben werden. Doch lass uns nicht mutmaßen. Ich werde das heute Nachmittag erfahren."

    Der Beginn des Gespräches war Alles in Allem noch recht nett verlaufen. Silanus merkte zwar ziemlich bald, dass Narcissa jemand war, der anscheinend sehr gerne und auch sehr viel sprach, doch es störte ihn nicht weiter. Er war ohnehin etwas Müde von der Reise und daher nicht unbedingt redselig und was viel wichtiger war – er musste schnellstmöglich in den Palast. Das hatte Vorrang. Doch ehe er seiner zukünftigen Verlobten irgendwie antworten konnte, senkte sie ihre Stimme und sagte etwas, dass den Iunier äußerst nachdenklich machte. Konzentriert hörte er ihr zu und nickte dann Verständnisvoll, auch wenn ihr nicht besonders erfreut darüber war, dass sie gleich bei seiner Ankunft mit der Türe ins Haus viel.


    "Beruhige dich erst einmal Narcissa. Auch für mich war das Anliegen deines Vaters sehr überraschend und hat mich lange beschäftigt. Das kannst du mir glauben. Unser Verwandtschaftsgrad wird bestimmt kein Hindernis sein und auch keinen Makel herbeiführen…."


    Er seufzte kurz und musste dabei an Axilla denken, der er vor einigen Monaten genau das Gegenteil erzählt hatte. Damals war es sie gewesen, die ihm von dieser Aussage überzeugen wollte, was ihr zum damaligen Zeitpunkt jedoch nicht gelungen war. Heute dachte er anders und hätte auch keinen Einwand mehr gegen eine Heirat mit Axilla, doch das war nun Vergangenheit. In Narcissas Fall war es sogar so, dass sie mit Silanus noch entfernter verwandt war, als Axilla, doch er versuchte diese ganzen Gedanken schnell beiseite zu wischen.


    "….jedoch sollten wir uns Zeit nehmen und in Ruhe kennen lernen. Ich werde dich zu nichts drängen und auch die Zeit lassen die du brauchst, um dich an die neue Lebenssituation zu gewöhnen. Doch dich jetzt wieder nach Achaia zurück zu schicken, würde den Zorn deines Vaters nicht nur auf mich, sondern auch auf dich heraufbeschwören. Und das sollten wir vermeiden denke ich."

    Damit konnte Silanus leben. Im Grunde genommen konnte er die Kisten gleich so verpackt lassen wie sie waren und damit weiter nach Germanien reisen. Was seine zukünftige Verlobte Narcissa zu den neuen Reiseplänen sagen würde, war ihm zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht klar. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sonderlich begeistert war. Doch sein Dienst für den Kaiser ging vor.


    "Ich danke dir. Es sollte kein Problem sein in diesem Zeitrahmen zu bleiben. Wie wird meine Ernennung aussehen? Werde ich noch hier in Rom vom Kaiser zum neuen Praefectus der Ala ernannt oder wird dies dann in Germanien durch den Statthalter geschehen."


    Silanus vermutete, das die Berufung in einen Kommandoposten hier in Rom durch den Kaiser vollzogen wurde, kannte sich aber bei diesen Vorgehensweisen nicht aus.

    Als der Procurator den gesamten Namen des Statthalters aussprach erinnerte Silanus sich. Der Name des derzeitigen Kommandanten der Ala sagte dem Iunier jedoch nichts.


    "Und wann erwartet man mich in Germanien? Du musst wissen, dass ich erst heute Morgen mit dem Schiff aus Alexandria eingetroffen bin. Ich hoffe, dass man mir noch ein paar Tage hier in Rom gewährt um die Weiterreise vorzubereiten und einige private Angelegenheiten zu erledigen."

    Germanien also. Silanus trug es mit Fassung. Seine Freude über das Kommando war ungebrochen und auch die Aussicht in Zukunft eine Einheit zu kommandieren, die nicht irgendwo im römischen Kernland eine tristen Soldatenalltag führte war viel versprechend. Genau diese Kommandos waren es, die man als Krönung einer militärischen Offizierskarriere ansah und auf die man mehr als nur Stolz sein konnte. Doch die Aussicht sich vom doch sehr heißen Klima in Alexandria nun auf das Raue und zurzeit bestimmt äußerst kalte Klima in Germanien umstellen zu müssen, brachte auch etwas Wehmut mit. Trotzdem – Silanus war stolz und glücklich. Daran konnte keiner dieser Umstände etwas ändern.


    "Ich verstehe. Der Statthalter von Germaina ist zurzeit ein Vinicier wenn ich mich nicht irre. Ihm werde ich dann wohl in Zukunft unterstellt sein. Wer führt derzeit das Kommando dieser Einheit?"

    Die Ala II Numidia also. Silanus hatte tatsächlich schon von ihr gehört und wusste auch, dass einer der ehemaligen Kommandanten der Bruder seines Patrons gewesen war. Nun konnte er auch ein breites und freudestrahlendes Grinsen nicht mehr zurückhalten. Es war wirklich eine große Überraschung und eine noch größere Ehre, dass ihm der Kaiser gerade diese Einheit anvertraute. Sein erstes eigenes Kommando – Silanus konnte es noch gar nicht richtig fassen. Doch gleichzeitg wusste er auch, dass diese Ala bestimmt nicht in Italia stationiert war. Langsam verflog das Lächeln wieder aus seinem Gesicht und gab nachdenkliche Stirnfalten den Vortritt.


    "Ja, ich habe bereits von ihr gehört. Soweit ich weiß kommt sie ursprünglich aus der Provinz Hispania, wenn ich mich nicht irre. Wo ist sie derzeit stationiert?"

    Silanus hatte irgendwie das Gefühl, dass dieses Gespräch etwas länger dauern könnte. Doch sah er gleichzeitig auch ein, dass es bei solchen Posten wohl auch ungebührlich wäre, einen ritterlichen Offizier wie einen Probatus in sein Officium zu rufen und ihn in wenigen Worten mitzuteilen, dass er befördert wurde. Er lehnte sich daher ein wenig zurück, um eine etwas entspanntere Haltung einzunehmen, die jedoch im nächsten Moment sofort wieder verflogen war. Der Procurator hatte etwas von einem eigenen Kommando gesagt. Damit hatte der Iunier nicht gerechnet, schließlich war sein bisheriges Ziel ein Tirbunat bei den Prätorianern. Ein eigenes Kommando zu erhalten, war jedoch weitaus erfreulicher.


    "Ein Kommando?! Der Imperator lässt mir damit eine große Ehre zu Teil werden. Bitte richte ihm meinen Dank und meine immerwährende Treue aus."


    Gleichzeitig wunderte sich Silanus nun doch etwas darüber, dass der Kaiser seine Kommandanten, oder besser gesagt zukünftigen Kommandanten nicht persönlich Empfing um sie mit dem Kommando zu betrauen und einige Worte darüber zu verlieren. Doch vermutlich hatte er wichtigeres zu tun und überließ dies daher seinen Beamten. Die Andeutung des Procurators zielte in eine eindeutige Richtung ab.


    "Pferde? Ich nehme an es wird eine berittene Einheit?"

    Silanus tat wie ihm geheißen und nahm auf einem der Stühle Platz, die vor dem Schreibtisch des Procurators standen. Dabei bemerkte er wieder wie unangenehm es war, in voller Montur auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Doch nach kurzem zurechtrücken seines Offiziersumhangs, saß der Tribun halbwegs bequem und nickte dem Beamten dankend zu. Dann sah er den Procurator gespannt an, der nicht sofort mit den Tatsachen herausrückte. Der Iunier lächelte.


    "Wie du dir bestimmt vorstellen kannst, bin ich bereits gespannt Procurator."