Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Seit seiner Rückkehr aus Rom war ihm Axilla noch nicht über den Weg gelaufen. Das Verhältnis der beiden war vor seiner Abreise nicht besonders gut gewesen, doch ihm war klar, dass die beiden sich nicht ewig aus dem Weg gehen konnten. Als er an diesem Abend Heim kam, ließ er sich von einem der Haussklaven informieren, dass Axilla in ihrem Zimmer war und stapfte sofort und ohne vorher seine Rüstung abzulegen zu ihr. Zaghaft klopfte er an ihrer Zimmertüre.

    Silanus stand immer noch beim Fenster und wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Urgulania das Officium betrat. Er wandte sich zu ihr um und erwiderte ihr freundliches Lächeln.


    "Salve Urgulania! Zum einen wollte ich dich informieren, dass ich morgen Abend den neuen Praefectus Legionis Terentius Cyprianus und seine bezaubernde Gemahlin eingeladen habe. Es wäre wunderbar, wenn du dir auch Zeit nehmen könntest, um die beiden kennen zu lernen und dem gemeinsamen Abendessen beizuwohnen.


    Und zum anderen wollte ich mich bei dir erkundigen, was sich während meiner Abwesenheit hier in Alexandria getan hat. Wie geht es dir in der Stadtverwaltung?"


    Er ging zurück zu seinem Schreibtisch und deutete seiner Verwandten, dass sie sich gerne setzen durfte.

    Silanus lächelte und blickte abwechselnd zwischen dem Präfekten und seiner jungen Frau hin und her.


    "Wunderbar! Dann also übermorgen Abend in meinem Haus im Kaiserviertel. Ich freue mich!


    Nun werde ich euch allerdings nicht weiter vom Einkaufen abhalten und wünsche noch einen schönen Tag. Vale!"


    Er salutierte vor seinem Präfekten und nickte danach seiner Gattin verabschiedend zu. Danach verschwand er wieder im Getümmel des Marktes und setzte seinen eigentlichen Weg fort.

    Nach einiger Zeit kam ein Sklave in das Officium des Hausherren und teilte Silanus mit, dass Urgulania eingetroffen war. Er nickte zufrieden und trug dem Sklaven auf, dass er sie her bitten sollte. Er selbst stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor ging zum Fenster, um ein wenig das Treiben auf den Straßen zu beobachten.


    Alexandria war eine wunderschöne Stadt und mit ihrem eigenen Flair übte sie auch eine ungebrochene Anziehung auf Silanus aus. Doch seit seiner kurzen Reise nach Rom ging ihm die Hauptstadt nicht mehr aus dem Kopf und er dachte sehr oft daran, Alexandria wieder zu verlassen und zurück nach Rom zu kehren. Doch zuerst musste er mit seinem Vorgesetzten oder mit dem Statthalter sprechen. Vielleicht konnte man nun durch sein bestandenes Examen eine Versetzung nach Rom beantragen.

    Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    “Iunius Silianus? Ja, gut, er kann herein kommen.“


    Silanus wurde nach einer kurzen Wartezeit in das Officium des Statthalters geführt. Als er Corvus erblickte grinste er breit und ging auf ihn zu.


    "Salve Praefectus! Hier hat sich ja einiges verändert in den Wochen meiner Abwesenheit. Ein neuer Vorgesetzter in der Legio und auch zu dir vorgelassen zu werden ist nicht mehr so einfach wie es noch vor meiner Abreise nach Rom war."

    Natürlich musste er Urgulania und Axilla noch Bescheid geben, aber Silanus dachte nicht, dass sie etwas dagegen hätten, wenn er eine solche Abendveranstaltung im kleinen Rahmen ziemlich kurzfristig ausmachte. Er dachte kurz nach und meinte dann schmunzelnd.


    "Übermorgen Abend wäre mir sehr Recht, wenn dir das nicht zu kurzfristig ist Praefectus."

    Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Scipio
    ....


    "Das mag sein, aber dennoch gibt es bestimmte Regeln an die sich jeder zu halten hat. Ich weiß nicht wie es meine Vorgänger damit gehalten haben, aber ich bestehe darauf das sie eingehalten werden. Zudem hat sich auch der neue Legatus Legionis die Zeit genommen sich anzumelden und zu warten bis er zum Praefecten gebeten wird. Daraus schließe ich das auch du die dafür notwendige Zeit finden wirst."


    Scipio hatte bestimmt nicht vor nachzugeben, auch wenn der Mann vor ihm einen wesentlich höheren Rang bekleidete und auch älter war als er, dennoch ging es hier um Prinzipien.


    Silanus merkte das er mittlerweile leichten Anflug von Kopfschmerzen bekam. Dieser neue Scriba nervte zwar, machte aber dennoch nur seinen Job. Er musste zwar noch einiges lernen über den Umgang hier und es war auch etwas verwunderlich, dass er den Paefectus Legionis als Legatus bezeichnete, aber es lang nicht an dem Iunier, nun eine Lehrstunde in militärischen Rängen abzuhalten. Er seufzte nur resignierend und nickte dann.


    "Also gut. Dann melde mich bitte an."

    Silanus nickte lächelnd.


    "Ja, da hat du richtig gehört. Die Bibliothek von Alexandria ist äußerst sehenswert. Ein Besuch dort lohnt sich bestimmt."


    Dann wandte er sich wieder an den Präfekten, der sich bereits mit seinen Blicken den umliegenden Ständen gewidmet hatte.


    "Praefectus es wäre mir eine Freude dich und deine Frau in meinem Stadthaus zu einem Abendessen willkommen zu heißen. Deine Frau würde dabei auch meine Cousine Iunia Urgulania und mein Mündel Iunia Axilla kennen lernen. Ich denke ein wenig weibliche Bekanntschaft in einer fremden Stadt tut gut und hilft beim eingewöhnen."

    Im Gegensatz zu seinem Vorgänger bzw. dem immer noch amtierenden Praefectus Aegypti war der neue Präfekt eindeutig ein militärischer Hardliner, der nicht lange fackelte und seine Befehle klar und deutlich formulierte. Silanus war diese Eigenschaft durchaus Sympathisch. Er hatte in der Vergangenheit oft vermisst, das Corvus derart agierte.


    "Ich verstehe Praefectus. Und der Getreidespeicher? Von welchem ist die Rede bzw. habe ich auch dort bereits einen Ansprechpartner?"

    Silanus lächelte noch immer. Ein wahrlich bezauberndes Wesen, die Frau den neuen Praefectus. Sie schien auch wesentlich aufgeweckter zu sein als ihr Mann.


    "Selbstverständlich gehört es zu den dienstlichen Pflichten der Soldaten ihren Präfekten oder andere Stabsoffiziere zu schützen und mit ihrem Leben zu verteidigen. Eine Wachmannschaft bei sich zu haben ist in dieser Provinz nichts Ungewöhnliches. Eher das Gegenteil. Mach dir daher keine Sorgen. Ich werde mir selbst bei der nächsten Wachstation neue Männer requirieren."


    Silanus sah kurz zu seinem Präfekten und dann wieder zu seiner Gemahlin.


    "Wie gefällt es dir bisher in Alexandria?"

    Diese Vorgehensweise war nur zu verständlich. Der Präfekt und sein Tribun hatten sich eben erst kennen gelernt und aus den Akten war vermutlich nicht all zu viel herauszulesen. Es war daher auch in Silanus Sinne, dass ein solches Versetzungsansuchen über den Praefectus Aegypti lief, der den jungen Tribun nun doch bereits etwas länger kannte und seine Qualitäten daher eher einzuschätzen wusste. Noch dazu war, wie der Präfekt selbst richtig erkannt hatte, ein Empfehlungsschreiben des Praefectus Aegypti zweifellos weitaus gewichtiger, als das eines erst neu ernannten Legionspräfekten.


    "Ich werde den Praefectus bei der nächstbesten Gelegenheit aufsuchen. Von meinem Haus in Basilea sind es nur noch weniger Schritte in den Statthalterpalast. Aber ich danke dir, dass du als mein direkter Vorgesetzter einer solchen Versetzung positiv gegenüber stehst."

    Doch das brachte den Präfekten dann auch nichts mehr, wenn er einen solchen Angriff nicht überlebte dachte sich Silanus. Jedoch hatte er seinen Willen durchgesetzt, der Präfekt war nun bewacht und jede weitere Diskussion darüber unnötig. Erfreut nahm er daher auch zur Kenntnis das sein Vorgesetzter das Thema wechselte und ihm endlich die bezaubernde junge Frau an seiner Seite vorstellte. Weniger erfreulich war es, dass sie tatsächlich seine Gemahlin war, was Silanus dennoch nicht daran hinderte sie ausgesprochen charmant anzulächeln und nicht den Blickkontakt zu unterbrechen, als er sich vor ihr leicht verneigte.


    "Es ist mir eine große Freude dich kennen zu lernen Valeria Amatia."


    Dann erhob er sich und wartete darauf, dass der Präfekt nun ihn vorstellte.

    Es ging weniger darum das es Silanus glücklich machte, sondern mehr darum, dass er es als seine Pflicht ansah, den Praefectus und seine vermeintliche Familienangehörige zu beschützen. Sklaven waren zwar oft gute Leibwächter, jedoch konnte es kaum jemand mit einem gut ausgebildeten Legionär aufnehmen, der speziell für die Bewachung hochrangiger Offiziere ausgebildet war.


    Silanus gab seinen Soldaten daher einen Wink, was sie sofort von ihren Pferden absteigen und herkommen ließ. Es folgten noch einige kurze Anweisungen und schon war der Präfekt und seine Frau von vier Soldaten umringt, die sie nun auf Schritt und Tritt begleiten würden. Dann wandte er sich wieder seinem Vorgesetzten und seiner Begleiterin zu.


    "Ich war gerade auf den Weg zu einer Routine Inspektion im Süden der Stadt. Ich danke dir für dein Verständnis. Ich bin in dieser Hinsicht lieber etwas übervorsichtig. Nicht auszudenken was hier los wäre, wenn dem neuen Legionskommandanten oder seiner Begleitung etwas auf offener Straße passieren würde. Es wäre weder für euch, noch für uns und schon gar nicht für die Einheimischen von Vorteil."


    Er lächelte kurz in Richtung der jungen Frau, die der Präfekt bisher noch nicht vorgestellt hatte, um ihr nicht zu sehr Angst mit seinen Schwarzmalereien zu machen. Sie sollte keinesfalls glauben, dass sie in eine barbarische Provinz gekommen war, an der an jeder Ecke ein Meuchelmörder darauf wartete ihren Mann oder ihr etwas anzutun. Aber ein wenig Vorsicht war dennoch angebracht.

    Das er bereits eine kurze und nicht unbedingt erfolgreiche inoffizielle Unterredung mit dem Praefectus Praetorio hatte, wollte Silanus nun nicht erwähnen. Er hoffte, dass eine Versetzung trotz dieses nicht besonders Positiven Starts möglich war. Er verneinte daher die Frage und log nicht einmal, denn eine offizielle Anfrage war ja noch nicht an den Kaiserpalast gegangen.


    "Nein Praefectus! Bisher hat man das noch nicht in Rom gemeldet. Ich hatte noch keine Gelegenheit mit dem Praefectus Aegypti darüber zu sprechen und wollte auch das Examen abwarten. Ich wäre dir jedoch sehr verbunden, wenn du mein Anliegen weiterleiten könntest."

    Ein kleiner Trupp aus fünf Reitern bahnte sich langsam ihren Weg durch die Menschenmenge am Marktplatz. „Patz da!“ schreien der voran reitende Eques immer wieder den Menschen zu, die nur sehr mühsam auseinander zu treiben waren. In der Mitte des Trupps ritt Silanus, der aus Basileia kommend in Richtung Porta Lunae wollte. Er ärgerte sich etwas darüber, dass der Duplicarius ausgerechnet diese Route gewählt und nicht einen Bogen um den heute ziemlich vollen Marktplatz gemacht hatte. Auf dem Rücken des Pferdes hatte er jedoch einen recht guten Überblick und entdeckte plötzlich ein bekanntes Gesicht in der Menge. Das war doch nicht der neue Praefectus Legionis? Natürlich war er es! Und noch dazu ganz ohne Wachen! Silanus ließ den Trupp anhalten und stieg ab. Durch die Menschenmengen steuerte er auf seinen Kommandanten zu, der gemütlich in weiblicher Begleitung über den Markt schlenderte.


    "Praefectus! Verzeiht bitte die Störung, aber ich halte es für eine nicht besonders gute Idee sich gänzlich ohne Schutz hier unter den Einheimischen zu bewegen. Nicht jeder ist uns Römern hier in Aegyptus wohl gesonnen und als ranghoher Offizier würdet ihr ein gutes Ziel abgeben. Wenn ihr erlaubt würde ich euch gerne meine Männer zu eurem Schutz hier lassen."


    Sein Blick schweifte dabei kurz auf die zauberhafte Begleiterin seines Vorgesetzten. Vermutlich seine Frau, dachte sich Silanus. Bisher hatte er den neuen Präfekten ja nur dienstlich kennengelernt und er war auch keiner der üblichen Tratschmäuler die über alles und jeden in der Legio bescheid wussten.