Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Silanus hatte die ganze Zeit über in die entgegengesetzte Richtung gesehen und Axillas kurzen Ausflug nur anhand der Geräusche mitverfolgt. Natürlich war ihm dabei durch den Kopf gegangen, was sich in diesem Moment hinter seinen Rücken abspielte und das sein Mündel nun nackt durch das Bad huschte, doch wäre ihm keinesfalls in den Sinn gekommen sich umzudrehen, um einen kurzen Blick auf sie zu erhaschen. Es hätte ihm gerade noch gefehlt, das Axilla so etwas mitbekommen könnte und die Situation dann erneut aus dem Ruder laufen würde. Als sie fertig war und ihm Aufforderte sich wieder umzudrehen, setzte er sich erneut auf die eingelassene Steinbank am Beckenrand und wartete ab. Schließlich kam sie kurz darauf mit zwei vollgefüllten Bechern auf ihn zu. Diesmal war er entspannter als beim ersten Mal und die merkwürdige angespannte Stimmung schien wieder verflogen zu sein. Auch wenn er darauf achtete, dass sie einen Gewissen abstand wahrten. Lächelnd nahm er den Becher entgegen.


    "Vielen Dank!"

    "So ist es! Ich wünsche dir ebenfalls noch einen angenehmen Tag. Ich denke man sieht sich."


    Mit diesen Worten verabschiedete sich der junge Tribun und verließ das Officium des alexandrinischen Stadtbeamten, froh darüber, dass er dies so rasch und unkompliziert erledigen konnte.

    Der Raum war leider nicht hell genug, das Silanus aus Axillas Gesicht lesen konnte, was sie nun dachte oder wie es ihr ging. Vielleicht hatte er diese ganze Situation wirklich einfach nur falsch interpretiert. Er hoffte es zumindest. Der erneute Abstand zwischen den beiden brachte jedenfalls wieder halbwegs Ruhe in seinen aufgewühlten Geist. Ein gewisser unter Wasser liegender Körperteil zeigte sich davon jedoch recht unbeeindruckt sondern bezeugte nach wie vor eine deutliche Reaktion auf das eben Geschehene. Als Axilla nach Wein fragte sah Silanus sich um. Es war immer etwas zu Trinken hier im Balneum. Nach kurzem erspähte er auch schon die Amphore mit verdünnten Wein und einige Becher, die auf einem der Beistelltische an der Mauer und somit außerhalb ihrer Reichweite stand. Im Normalfall wäre es kein Problem gewesen aus dem Wasser zu steigen, sich ein Handtuch umzuwickeln und Axilla einen Becher zu bringen. Doch die Vorrausetzungen dafür waren zurzeit nicht die besten und das junge Mädchen würde selbst unter dem Handtuch nicht übersehen können, was Silanus im trüben Wasser zum Glück verbergen konnte. Vielleicht wenn einer von beiden sich umdrehte? Etwas hilflos sah er Axilla an und deutete auf den Tisch.


    "Nun ja. Da drüben steht eine Amphore mit verdünnten Wein."

    "Gut! Ich werde das beherzigen und ich denke es sollte kein Problem darstellen dir in genannten Fällen eine Information zukommen zu lassen. Ich danke dir für die Zeit und die Mühen Exegetes."


    Silanus verneigte sich leicht vor dem alexandrinischen Magistraten und wartete darauf, dass ihn dieser Verabschieden würde.

    Als Silanus plötzlich Axillas Hände auf den seinen spürte, war dies für ihn das eindeutige Zeichen aufzuhören. Er rief sich mit aller Kraft in Erinnerung das er hier nicht seine Sklavin Lioba sondern sein sechzehnjähriges Mündel vor sich hatte und die beiden sich sehr nahe an der Grenze zur Unsittlichkeit befanden. Fast erschrocken entzog er ihr seine Hände und trat einen Schritt zurück, immer darauf achtend, dass bei ihm Untenrum nichts zu sehen war – vor allem jetzt nicht. Nun war sie da, die unangenehme Situation, die er selbst heraufbeschworen hatte. Schnell suchte er nach einer Ausrede oder Ausflüchten, um die beiden vor schlimmeren Peinlichkeiten zu bewahren.


    "Ich…… Ich hoffe die Massage hat dir gefallen. Wie gesagt….. meine Dienerin steht dir jederzeit zur Verfügung. Du weißt ja nun was bei einer Massage passiert."

    Silanus lachte als er ihre Worte hörte.


    "Bei einer Toga muss ich immer an alte Senatoren denken. Aber wenn sie dir gefällt, dann kann es nicht ganz so schlimm sein."


    Dann ließ er auch seinen Blick musternd über Axilla schweifen und zog grinsend eine Augenbraue nach oben. Sie war wirklich ein wunderschöne und bezaubernde junge Frau, die es immer wieder aufs Neue schaffte ihn zu überraschen. Von dem jungen Mädchen war keine Spur mehr. Ihr ganzes Aussehen war aufeinander abgestimmt und ihre Kleidung perfekt Kombiniert. Ihr fehlte lediglich das alter um eine echte römische Matrone abzugeben.


    "Auch du siehst wunderhübsch aus. Ich kann mich also jetzt schon darauf einstellen, dass du bei unserem Spaziergang bestimmt einige bewundernde Blicke auf dich ziehen wirst. Bist du soweit?"

    Silanus Hände und Finger kreisten zärtlich und wohltuend um Axillas Schultern. Langsam arbeiteten sich seine Fingerkuppen nach einiger Zeit in Richtung Nacken und schließlich hinauf zum Hals. Zu seinem leichten Entsetzen zeigte sich bereits nach kurzer Zeit, dass die sanften Berührungen ihrer Haut nicht ohne Nebenwirkungen blieb. Der Atem des jungen Mädchens wurde etwas lauter und zeigte, dass ihr die Massage vermutlich mehr als nur gefiel und auch bei ihm selbst lösten die Berührungen verbunden mit dem immer wieder leisen Aufstöhnen Axillas nun eindeutige Körperreaktionen aus, die er einfach nicht unterdrücken konnte. Silanus atmete, hielt dem Atem an und schloss kurz die Augen.


    Was geschah hier nur? Worauf hatte er sich denn hier nun eingelassen? Und viel wichtiger war die Frage, wie kam er aus dieser Situation heraus, ohne das einer von beiden das Gesicht dabei verlor. Axilla wollte lediglich eine kurze und ungezwungene Massage genießen und hatte bestimmt keine Absichten ihn den Kopf zu verdrehen geschweige denn derartige Reaktionen hervorzurufen, wie sie sich gerade unter der Wasseroberfläche abspielten. Den Göttern zum Dank hatte er genügend Abstand zwischen ihren beiden Körpern gelassen, um einen größeren Fauxpas vorerst vermeiden zu können. Er musste versuchen dagegen irgendwie anzukommen und diese instinktiven Reaktionen seines Körpers zu unterdrücken. Er öffnete wieder seine Augen, atmete langsam aus und versuchte sich krampfhaft auf die Massage zu konzentrieren. Doch irgendwie wollte es einfach nicht gelingen.


    Er konnte nun nur noch versuchen den sicheren Abstand zwischen Axilla und ihm zu bewahren und die Massage so schnell wie möglich abzuschließen. Doch noch war zu wenig Zeit vergangen und es wäre mehr als unhöflich gewesen schon nach ein paar angenehmen Bewegungen aufzuhören. Er massierte also vorerst einmal weiter.

    Silanus brauchte eine weile bis er verstanden hatte, was der Exegetes gemeint hatte. Er lächelte den Beamten freundlich und etwas erheitert an.


    "Ah! Du meinst ob einer meiner Verwandten ein Senator ist? Nein, ich kann dich beruhigen. Das ist nicht der Fall. Es steht jedem meiner Verwandten frei sich hier in Alexandria aufzuhalten – ohne Einschränkungen."

    Silanus war als erster beim Eingang eingetroffen und wartete auf Axilla. Für den gemeinsamen Spaziergang hatte er sich von den Haussklaven seine weiße Toga mit den markanten purpurnen Ritterstreifen anlegen lassen. Für ihn war es eine willkommene Abwechslung das Haus nicht in seiner Rüstung verlassen zu müssen, auch wenn er sich mittlerweile an sie wie an eine zweite Haut gewöhnt hatte. Dennoch war er heute als Privatmann unterwegs und wollte dies in vollen Zügen genießen. Gespannt wartete er auf das erscheinen seines Mündels.

    Der erste Teil der Frage war leicht zu beantworten. Der Zweite jedoch machte Silanus etwas nachdenklich.


    "Ja, alle wohnen in meinem Haus in Basileia. Es ist mir jedoch neu, dass der Praefectus über jeden einzelnen Bewohner bescheid wissen muss, der unter meinem Dach lebt. Davor höre ich heute zum ersten Mal."


    Der junge Mann sah den Exegetes verwundert an. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Statthalter über jeden in Alexandria wohnenden Bürger bescheid wissen wollte geschweige denn es tatsächlich tat. Vielleicht hatte er die Frage des Magistraten missverstanden.

    Silanus verschluckte sich fast und hatte mühe damit sich nichts anmerken zu lassen, als Axilla plötzlich näher kam und meinte, dass nun die Gelegenheit passend wäre. Der Gewissenskonflikt in dem er sich befand wurde von Mal zu Mal unangenehmer für den jungen Mann und zog sich wie eine Schlinge um seinen Hals immer weiter zusammen. Auf der einen Seite hatte er das Gefühl, dass diese ganze Sache nun in eine Richtung lief, die er keinesfalls Gutheißen konnte. Auf der anderen Seite konnte es aber auch durchaus sein, dass es Axilla auf Grund ihrer Jugend und Unerfahrenheit in solchen Dingen, überhaupt nicht so meinte wie es – zumindest für ihn - den Anschein hatte. Doch was konnte er tun? Sprach er sie jetzt auf seine Bedenken an und dass es unschicklich war was sie hier Taten, gab er damit Preis solche unmoralischen Gedanken selbst zu hegen und würde das unschuldige Mädchen vielleicht sogar verschrecken. Auf der sicheren Seite war er wohl, wenn er die ganze Situation auf Axillas Naivität und Unwissenheit um solche Dinge zurückführte und sich einfach darauf einließ, die ganze Sache als das normalste auf der Welt zu betrachten. Auch wenn es keinesfalls normal war sein um zehn Jahre jüngeres Mündel nun bei Kerzenschein und vollkommen Nackt im Bad zu massieren.


    Bei all seinen Überlegungen hatte Silanus fast zum weiteratmen vergessen und holte schnell tief Luft. Zumindest wandte sie ihm dabei den Rücken zu und die beiden liefen nun weniger Gefahr gewisse Körperstellen voneinander zu sehen, die sie nicht sehen sollten. Der junge Mann erhob sich langsam aus seiner angenehmen Sitzposition und kam ebenfalls etwas näher an sie rann. Er spürte wie sein Herz plötzlich heftiger zu schlagen begann, doch versuchte dennoch einen ruhigen und gelassenen Eindruck auf sein Mündel zu machen.


    "Also gut. Ich werde dir kurz zeigen wie eine solche Massage aussieht."


    Im größtmöglichsten Abstand blieb er hinter ihr stehen. Es war kaum vorzustellen und er wollte keinesfalls Riskieren das sich ihre Körper auf Grund zu enger Nähe irgendwie oder irgendwo berührten. Langsam hob er seine Arme aus dem Wasser und legte sie auf Axillas zarte Schultern. Mit sanften kreisenden Bewegungen seiner Daumen begann er sie zu massieren.

    In seine beste Rüstung gekleidet, die seine Haussklaven kurz zu vor noch einmal aufpoliert hatten, betrat Silanus den Eingangsbereich des Domus Praefecti. Es war das erste Mal, dass er sich in diesen Bereich der Regia vorgewagt und auch das erste Mal, dass er überhaupt einen Grund dazu hatte. Die Hallen in diesem Teil des Statthalterpalastes standen dem Verwaltungstrakt in nichts nach und waren ebenso beeindruckend. Der junge Tribun ließ auf seinem Weg zum Eingang immer wieder den Blick in alle Richtungen schweifen, um von diesem Besuch so viele Eindrücke wie möglich mitzunehmen. Vor dem Eingang des Domus wartete ein dunkelhäutiger und nicht besonders freundlich aussehender Ianitor. In diesem Moment war Silanus froh darüber, seine Rüstung zu tragen, da er in dieser oft einen Selbstsicheren Eindruck vermittelte, als es in einer Toga der Fall war. Langsam steuerte er auf den Ianitor zu.


    „Salve! Ich bin Tribun Iunius Silanus."

    Als Axilla ansprach, dass sie von einem Verwandten massiert werden wollte, passte Silanus nicht ganz auf und dachte zuerst an die weiblichen, hier im Haus lebenden Verwandten. Doch ob Urgulania oder Varilla überhaupt etwas von Massage verstanden? Ganz abgesehen davon ob sie überhaupt dazu bereit wären eine solche mindere Arbeit zu verrichten, die eigentlich ein Sklave übernehmen konnte.


    "Ja. Ich muss erst in zwei Tagen zurück nach Nikopolis."


    Erst als Axillas hoffender Blick weiter auf ihn gerichtet blieb kam Silanus in den Sinn, dass sein Mündel mit Verwandten ihn selbst meinen konnte. Hatte sie nicht auch dabei von einem Mann gesprochen? Etwas perplex über diesen Gedanken suchte er nach passenden Worten. Er wollte diese Aussage nicht so unbeantwortet im Raum stehen lassen.


    "Ähm…. Nunja….. Ich……. Vielleicht…… können wir es ja bei Gelegenheit einmal einrichten, dass ich dir die Schultern massiere und zeige wie so eine Massage aussieht."

    Silanus nahm die Tafel an sich und ließ seinen Blick über die darauf notierten Namen schweifen. Mit einem Nicken gab er sie dem städtischen Magistraten zurück. Er war froh, dass diese Angelegenheit so rasch und problemlos ablief. Daran konnte sich so manch ein Beamter in Rom ein Beispiel nehmen.


    "Nein du hast niemand vergessen. Es stimmt alles so."

    "Oh… Nein, nein. Meine Sklavin Lioba kann ebenfalls ausgezeichnet massieren, wenn du es vorziehst von einer Frau massiert zu werden. Ihre Dienste stehen dir jederzeit zur Verfügung. Ich kann schon verstehen, wenn du dich nicht von einem unserer männlichen Sklaven massieren lassen möchtest. Das ist überhaupt kein Problem."


    In ihrem Alter war es vermutlich nicht ungewöhnlich sich noch nicht für Männer zu interessieren und vor allem einen Körperkontakt mit ihnen besser aus dem Weg zu gehen, auch wenn es sich um Sklaven handelte, dachte Silanus dabei. Er war jedenfalls sichtlich erleichtert darüber, dass die Unterhaltung der beiden die Form eines ganz normalen und vor allem unverfänglichen Gespräches annahm – abgesehen von der Tatsache, dass sie beide nackt waren und sich im von Kerzen erleuchteten Balneum aufhielten. Er lehnte sich etwas zurück und versuchte sich wieder zu entspannen und sich ganz natürlich zu geben, um Axilla nicht irgendwie zu verunsichern. Sie sollte ja keinen falschen Eindruck von ihrem nur um ein paar Jahre älteren Vormund bekommen.

    "Wunderbar! Wir sehen uns Urgulania."


    Mit diesem Worten und einem abschließenden breiten Grinsen nickte Silanus seiner Verwandten zur Verabschiedung zu und schlug den Weg in Richtung seines privaten Officiums ein.

    "Nun, Iunia Urgulania ist die einzige, die bisher bereits selbst bei dir war und ihre Proxenie erhalten hat. Da wären also noch Iunia Alba, Iunia Attica, Iunia Axilla, Iunia Varilia, Manius Iunius Laevinus, Marcus Iunius Varus und ich selbst. Das wären dann alle."


    Silanus hoffte, das er die Namen seiner hier in Alexandria wohnenden Verwandten nicht zu schnell aufgezählt hatte und der Exegetes ihm folgen konnte.

    Sein erfrischender Spaziergang vor Dienstantritt, der nur selten den direkten Weg von den Tribunenhäusern zur nahe gelegenen Principia nahm, führte Silanus dieses Mal am Exerzierplatz des Doppellagers vorbei. Wie es der Zufall wollte waren zur gleichen Zeit auch einige Centurien und vereinzelt zu sehende Kleingruppen von Soldaten dabei sich in den verschiedensten Disziplinen wie Waffentraining, Sport- und Konditionsübungen, Exerzierdienst und vieles mehr weiterzubilden. Interessiert sah der junge Tribun beim vorbeigehen der einen oder anderen Gruppe zu, bis er schließlich sogar stehen blieb und seinen Blick beim Primus Pilus haften blieb, der gerade dabei war einigen Probatii den Umgang mit dem Pilum beizubringen. Silanus beschloss sich diese Unterrichtseinheit ein wenig anzusehen und lehnte sich an die Holzbrüstung, die teilweise um den Exerzierplatz verlief.