Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Die Antwort auf diese Frage viel Silanus leicht und kam daher ohne langes überlegen.


    "Gar nichts!"


    Sein eindringlicher Blick wechselte zwischen Varilia und Varus hin und her.


    "Ich wünsche es nicht, dass unter meinem Dach die Hand gegen einen Sklaven erhoben wird."


    Er hatte nicht vor diese Aussage irgendwie zu begründen sondern stellte es einfach fest. Keiner im Haus hatte sich dagegen zu sträuben oder dem zuwider zu handeln. Sklaven waren zwar Sklaven, aber sie waren keine Tiere, wie sie in vielen römischen Haushalten behandelt wurden. Doch seine Gedanken zu diesem Thema behielt er für sich.

    Silanus konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen, als er die Reaktion der seiner jungen Leibsklavin mitbekam, die statt zu ihm hoch, entgeistert nach unten blickte. Das Wasser langte ihm zwar bis zur Hüfte, war aber trotz des in der Zwischenzeit überall verteilten Schaums noch klar genug um zu erkennen, was unter der Wasseroberfläche war.


    "Das freut mich."


    Er ließ sich jedoch von Lioba nichts anmerken und tat, als hätte er es nicht gesehen. Ganz im Gegenteil hob er seinen Kopf wieder etwas an und schloss entspannt die Augen, als sie damit begann seinen Oberkörper mit ihren duftenden Ölen einzureiben. Es tat gut ihre zarten Hände auf seiner Haut zu spüren und sie sollte nicht das Gefühl haben, dass er sie dabei beobachteten wollte und sich dadurch bei ihrer Arbeit unwohl oder gehemmt fühlen. Es war nie leicht für einen neue Sklavin sich in die Gepflogenheiten des Hauses einzuleben – vor allem für eine Leibsklavin. Silanus versuchte daher das Gespräch aufrecht zu erhalten.


    "Wo kommst du ursprünglich her Lioba?"

    "Ich sehe keineswegs etwas verwerfliches darin sich als Frau auf die Familie zu konzentrieren. Ganz im Gegenteil begrüße ich deine Entscheidung sogar. Wie ihr selbst am besten wisst hat unsere Gens erst vor kurzem Alexandria als neue Wahlheimat entdeckt und es gibt noch viel zu tun, um sich hier auch wirklich heimisch zu fühlen. Seht euch allein dieses Haus an. Viele Räume stehen noch leer oder fast leer. Was hier fehlt ist also eine Matrone, die sich darum kümmert und den Haushalt auf Trab hält. Also genau der richtige Job für dich Cousinchen."


    Bei diesen Worten wandte er sich wieder lächelnd an Varilia und prostete ihr mit seinem Becher zu, ehe er einen kräftigen Schluch nahm.

    Silanus nickte. Der Schock des ersten Moments war verschwunden und er versuchte seine Gedanken etwas zu sammeln. Urgulania war also wieder auf den Weg der Besserung und er würde sie bestimmt in den nächsten Tagen selbst besuchen gehen.


    "Ich verstehe. Gedenkt der Praefectus diesem Überfall nachzugehen? Hat er bei der Audienz etwas erwähnt?"

    "Pass ja auf Cousinchen! Du bist noch nicht aus dem Alter heraus, das ich dich nicht übers Knie legen könnte!"


    Silanus lachte laut auf und drohte er mit einem Fingerzeig. Dann wandte er sich Lioba zu.


    "Aber nun genug gescherzt. Mein Essen wird schon ganz kalt!"


    Mit diesen Worten widmete Silanus sich seinem Teller, der schon einige Zeit unberührt vor ihm stand und versuchte wieder etwas ernst in das Gespräch einfließen zu lassen. Er nahm einige Bissen zu sich und sah dann wieder zu Varilia.


    "Was Varus in nächster Zeit vor hat, dass wissen wir ja nun. Aber wie ist es mit dir? Wie wirst du dir die Zeit vertreiben?"

    Silanus schmunzelte leicht. Für seine kurze Frage, war dies eine ziemlich lange und ausführliche Antwort. Die neue Leibsklavin, die bisher eher schüchtern auf ihn gewirkt hatte, brauchte anscheinend nur ein wenig Anstoß, um diese Schüchternheit abzulegen. Als er das Gefühl hatte, sie sei mit dem Reinigen seines Rückens fertig, drehte er sich langsam um und sah auf sie herab. Lioba war wesentlich kleiner als er – etwas mehr als einen Kopf sogar und stand nun direkt vor ihm. Ihre Haare hatten die Feuchtigkeit des Raumes aufgenommen und glänzten im Schein der Öllampen, die überall im Raum hangen und für angenehmes Licht sorgten. Während er darauf wartete, dass sie damit begann seinen Oberkörper einzuseifen fragte er weiter.


    "Und wie gefällt es dir bisher hier bei uns?"

    Silanus hatte der Sklavin mittlerweile den Rücken zugewandt und genoss die entspannenden und angenehmen Berührungen ihrer zarten Hände. Nach einem harten Tag in Nikopolis war dies genau die richtige Art der Entspannung, die man sich in seiner Position genehmigen konnte. Die neue Sklavin machte ihre Arbeit wirklich gut und man merkte sofort, dass es für sie nicht das erste Mal war, dass sie einen anderen Menschen wusch. Silanus hatte vor allem auf seinem Rücken einige verspannte Stellen und stöhnte jedes mal leise auf, als Lioba mit ihrer Hand darüber glitt. Das Mädchen begann ihn zu interessieren und so beschloss er, sich mit ihr während dieser entspannenden Behandlung etwas zu unterhalten.


    "Wem hast du vorher gedient?"

    Ein wirklich amüsantes Abendessen. Silanus merkte in diesem Moment, wie er sich über die Anwesenheit der anderen freute. Es war schön sie um sich zu haben. Lachend sah er wieder zu seiner Cousine.


    "Weder das eine noch das andere. Keine Sorge! Wir werden schon was Passendes für dich finden und du wirst natürlich auch Mitspracherecht haben. Ich für meinen Teil bin jetzt froh endlich zu wissen, was du von mir hältst. Ich bin in deinen Augen also ein grober Legionsöffizier der immer unrasiert ist und nicht besonders gut riecht."

    Ihr Herr hatte selbstverständlich nicht daran gedacht, dass Liobas Kleidung, anders als bei den Sklavinnen die er gerade zuvor aus dem Bad geschickt hatte, unpassend für diese Arbeit war. Er war es auch nicht gewohnt, dass er sich darum Gedanken machen musste. Der Maiordomus, der Silanus Familie schon sehr lange diente, kümmerte sich wie ein Centurio um die Haussklaven und bläute ihnen täglich ein, welche die besonderen Wünsche und die richtige Behandlung für jedes einzelne Familienmitglied war. Im ersten Moment sah der junge Mann seine Sklavin daher sogar ein wenig erschrocken an, als sie die Schnalle ihres Gürtels löste und sich ihre Tunika über den Kopf zog. Doch dann war es ihm mit einem Mal klar. Wie hätte sie in dieser Situation sonst anderes handeln können, um den Wünschen ihres Herrn zu entsprechen.


    Silanus war bei weitem kein herrischer Mensch und seinen Sklaven hatte es nie an etwas gemangelt, geschweige denn würde er die Hand gegen einen von ihnen erheben – anders als der Maiordomus, der dies jedoch meist ohne das wissen seines Herren tat – und im ersten Moment überlegte er sogar, ob er Lioba wieder anziehen lassen sollte. Jedoch hatte sie nicht einen Moment gezögert und er hatte daher nicht das Gefühl, dass es ihr besonders unangenehm war. Er ließ seinen Blick daher eine Weile auf ihrem jungen und zarten Körper ruhen. Sie war wirklich wunderschön... vor allem für eine Sklavin. Kein Wunder also, dass der Maiordomus sie in Rom für seinen Herrn erworben hatte. Als sie schließlich auf den Rand des Beckens zukam fühlte er sich in seiner Annahme bestätigt, dass diese Situation für sie nicht ungewöhnlich sein durfte. Lioba war sehr jung und Silanus wusste nicht, welche aufgaben sie in ihrem vorigen Haushalt erfüllt oder ob sie überhaupt bereits für einen anderen Herrn gearbeitet hatte. Er drehte ihr schließlich den Rücken zu und wartete darauf, dass sie zu ihm ins Wasser steig und mit ihrer Arbeit begann.

    Silanus lachte laut auf und sah zu seiner Cousine.


    "Die Aussage müsste lauten... vielleicht finden wir etwas... liebes Cousinchen. Immerhin kennen wir vermutlich wesentlich mehr standesgemäße Männer hier in Aegyptus als du."


    Dann sah er gespielt erst zu Varus.


    "Aber das du ja nicht auf die Idee kommst ihr hier irgendeinen einfachen Legionär anzuschleppen. Nur das beste für unser Cousinchen."

    Silanus saß wie immer hinter seinem Schreibtisch und kümmerte sich um einige Berichte und Schreiben. Es war unvorstellbar wie viel Schreibarbeit sich hier ansammelte und nur zu verständlich wie sehr er es oft vermisste ein eigenes Kommando zu führen und mit den Legionären unterwegs zu sein. Das Klopfen an der Türe war eine willkommene Abwechslung und so sah er erfreut und erwartungsvoll in ihre Richtung.


    "Herein!"

    "Ich denke da hast du Recht!"


    Silanus lachte zwar, aber bemerkte nicht mehr wie die junge Sklavin errötete, da er bereits dabei war in sein Bad zu steigen und ihr daher den Rücken zugewandt hatte. Im wirklich angenehm temperierten Wasser streckte er zuallererst seine verspannten Gliedmaßen von sich und machte einige Schwimmbewegungen, blieb dabei jedoch auf der gleichen Stelle stehen. Danach ließ er noch kurz seinen Kopf über den Nacken rollen und wandte sich schließlich erwartungsvoll wieder zu Lioba.

    "Danke Lioba."


    Silanus sah sich im Bad um. Alles war zu seiner Zufriedenheit, oder besser gesagt sogar mehr als zu seiner Zufriedenheit. Er hatte den Wunsch nach einem ruhigen und entspannenden Bad und dafür waren eindeutig viel zu viele Menschen im Raum. Als Lioba anstallten machte wieder zu gehen wandte er sich zu ihr.


    "Warte kurz Lioba. Bleib. Ich möchte das du dich heute um mich kümmerst."


    Dann gab er sowohl dem Masseur, als auch den beiden Sklavinnen mit einer Handgeste zu verstehen, dass sie sich wieder zurückziehen konnten. Lioba war seine Leibsklavin und zum einen stand es ihr zu, sich um das Wohlbefinden ihres Herrn zu kümmern und zum anderen hatte er so die Möglichkeit sie ein wenig besser kennen zu lernen. Bisher hatte er kaum Zeit gehabt, mit ihr ein Gespräch zu führen. Der Iunier wartete noch einen kurzen Moment bis sich die Sklaven zurückgezogen hatten und begann dann sich zu entkleiden. Zuerst zog er seine Tunika über den Kopf, was wieder etwas Sand zu Boden rieseln ließ, und hielt sie Lioba entgegen.

    "Schon gut. Das kann einer der anderen Sklaven wegmachen. Es ist nicht deine Aufgabe Lioba."


    Schließlich stand Silanus nur noch in seiner Offizierstunika vor der Sklavin, die seine Rüstungsteile sorgfältig auf den nahe stehenden Tisch gelegt hatte. Einer der Haussklaven würde sich bestimmt heute noch daran machen, die Rüstung des Hausherren zu reinigen und aufzupolieren, damit sie morgen Früh wieder in altem Glanz erstrahlte. Der junge Mann wartete nun darauf, dass Lioba ihn ins Bad führte, wo man vermutlich bereits alles vorbereitet hatte. Er freute sich schon richtig auf das kühle Nass.

    Silanus lächelte Lioba verständnisvoll an.


    "Keine Sorge! So ist es mir anfangs auf ergangen. Aber mit der Zeit wird das schon. Sieh her. Es ist gar nicht so schwer."


    Er half bzw. zeigte es ihr, indem er die Schnallen auf der anderen Seite öffnete. Als sie den Brustpanzer schließlich entfernten rieselte der feine ägyptische Wüstensand aus allen Ritzen und Falten von Silanus Gewandung. Fast schon entschuldigend sah er wieder zu Lioba und lächelte sanftmütig.


    "Ich denke es wäre besser gewesen das alles schon im Innenhof auzuziehen."