Beiträge von Decurio Ala I Aquilia Singularis

    Der Eques runzelt irritiert die Stirn und wirkt ein wenig genervt ob der jähen Unterbrechung durch den ihm kaum unbekannten Decurio. Dennoch wahrt er seine Manieren gegenüber einem Ranghöheren und gibt gehorsam Auskunft.


    "Eques Phayllus, Decurio. Ich bin schon seit Jahren in der Ala II Numidia. Als Capsarius bin ich erst seit wenigen Monaten im Dienst. Hatten hier wohl mehr Arbeit als Hände. Wo waren sie denn, wenn die Frage gestattet ist?"





    CAPSARIUS - ALA II NUMIDIA

    | Decurio Gaos


    Ungeduldig geht der Decurio auf und ab, während sich die Rekruten an ihren Pfählen postieren. Denjenigen, die noch einmal in ihre Unterkunft zurückkehren müssen, räumt er keine weitere Wartezeit ein. Sie werden sich sputen müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Zuletzt bewaffnen sich auch die beiden Equites mit den hölzernen Übungsschwertern und postieren sich mit etwas Abstand - gegenüber von den Tirones und gut von allen sichtbar - mit etwas Abstand seitlich rechts und links des Decurio, der sodann mit der Übung beginnt.


    "Zunächst werden wir die Grundlagen trainieren! Jeder, der sich hierzu über Langeweile beklagen will, kann zur Abwechslung gerne im Anschluss den Latrinendienst übernehmen! Jeder, der herumalbert oder als Witzbold auf sich aufmerksam macht, bekommt zur Abkühlung heute die Nachtschicht!"


    Er winkt den beiden ihm assistierenden Equites, woraufhin diese das Schwert in Grundhaltung heben.


    "Dies ist die Grundhaltung! So lange ihr noch am Anfang eures Trainings seid, werdet ihr nach jedem Schlag in diese Haltung zurückkehren! Ihr werdet sie am Anfang einnehmen, sobald ich den Befehl "GLADIOS STRINGITE" gebe! Dies ist ein Befehl, den ihr auch im Feld hören werdet und auf den hin ihr eure Schwerter zu ziehen habt!"


    Wiederum gibt er seinen Equites einen Wink, woraufhin diese seinen Worten folgend die nächsten Bewegungen vorführen.


    "Aus dieser Grundhaltung heraus, werden wir zuerst die seitlichen Schwerthiebe üben! Auf den Befehl "ICTUS LATUS" werdet ihr von der rechten Seite einen Schlag auf den Holzpfahl ausführen. Auf den Befehl "ICTUS SCAEVUS" folgt der Schlag auf die linke Seite! Dies sind natürlich keine Befehle, die wir euch im Feld noch erteilen werden! Seht genau hin, wie die Equites das Schwert führen und macht es ihnen nach!"


    Nun beginnt der Decurio langsam entlang der Holzpfähle - die übrigens durchaus massiv und im Boden solide verankert sind - mit etwas Abstand vor den Rekruten auf und ab zu gehen, um jeden einzelnen beim Üben in Augenschein zu nehmen. Währenddessen gibt er die Befehle, nicht immer im gleichmäßig-regelmäßigen Wechsel, denen auch die beiden Equites jeweils als ständiges Beispiel gehorchen.


    "GLADIOS STRINGITE! - ICTUS LATUS! - ICTUS SCAEVUS! - ICTUS LATUS! - ICTUS SCAEVUS! - ICTUS LATUS! - ICTUS SCAEVUS! - ICTUS LATUS! - ICTUS LATUS! - ICTUS LATUS! - ICTUS SCAEVUS! - ICTUS SCAEVUS! - ..."

    An dem ausladenden Tisch sitzt gerade eine Zweitbesetzung und besieht sich skeptischer Miene einige der bereitliegenden Tabulae. Etwas abseits ist ein weiterer gerade mit dem Flicken eines Cingullum beschäftigt. Durch Adawolfs lautstarke Ankunft werden sie aus ihren Gedanken gerissen. Der Flickende lässt sich nicht lange ablenken. Der Lesende blinzelt kurz und legt die Tafel schließlich weg, um sich dem Germanen und Neu-Tiro zuzuwenden. Er räuspert zunächst vernehmlich und nimmt kein Blatt vor den Mund.


    "Du solltest noch an deinen Manieren feilen, Tiro. Wenn du nich' willst, dass die Ausbilder es übernehmen dir das auszutreiben... Der Stilusfreund hat mir schon Bescheid gegeben... Sieht ja ganz nach 'ner Übergröße aus? Du isst wohl gern und viel, was?"


    Ein maßnehmender Blick des Eques wandert über die Gestalt vor ihm. Dann greift er eine Tafel von einem anderen Stapel und schiebt sie Adawolf entgegen.


    "Hier, schau dir die Liste schonmal an... Du musst den Kram hinterher auf Vollständigkeit checken und unterschreiben, dass du alles bekommen hast. Vorher solltest du aber alles... und damit meine ich wirklich alles... prüfen und anprobieren. Wenn was nich' passt, dann tauschen wir es gleich aus. Später gibt's das nich' mehr, dann wirste damit leben müssen. Darüber hinaus wirste künftig auch komplett allein dafür verantwortlich sein, dass deine Ausrüstung vollständig und in 'nem guten Zustand is'. Ansonsten gibt's Ärger mit deinem Decurio."


    Mit diesen Worten wendet er sich ab und lässt Adawolf mit der Liste und seinem Kameraden allein, um die Ausrüstungsteile zusammenzustellen.


    Hiermit bestätige ich, folgende Ausrüstung erhalten zu haben und darauf hingewiesen worden zu sein, dass die Pflege und Überprüfung meiner Eigenverantwortung obliegt:


    - I Lorica Hamata - genietet
    - I Mantel
    - II Tunika
    - I Subucula (Wollene Tunika)
    - I Cingullum (Gürtel)
    - II Paar Caligae equester- (mit Sporen)
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Satteltasche
    - I Beutel
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis
    - I Spatha
    - I Pugio
    - II Iaculae
    - I Parma
    - I Tragegurt
    - I Hasta
    - II Bracae (Wollene Hose, halblang)
    - II Stratum (Satteldecken)
    - I Hippoperae (Packsattel/Satteltasche)



    Unterschrift des Soldaten:


    _________________________



    Unterschrift des Diensthabenden:


    __________________________


    Datum:



    Gerade will der Eques sich mit inzwischen gesäuberten Händen dem Rekruten zuwenden, als die Untersuchung plötzlich jäh durch das Eintreffen eines Decurio unterbrochen wird. So hält er inne und grüßt den Ranghöheren.


    "Salve, Decurio. Ich habe gerade erst die Befragung zur gesundheitlichen Vorgeschichte des Patienten durchgeführt und wollte soeben mit der Untersuchung beginnen. Seid ihr gekommen um zu übernehmen?"





    CAPSARIUS - ALA II NUMIDIA

    "Herzlichen Glückwunsch, Adawolf. Du bist nun ein Soldat der Ala II Numidia. Ich werde mich im Anschluss gleich um deine offizielle Ernennung zum Tiro kümmern. Inzwischen wirst du dich als erste Amtshandlung um deine Ausrüstung kümmern. Die bekommst du im Magazin."


    Der Schreiberling geht voran zu seinem Schreibtisch und zieht aus einem der säuberlich sortierten Stapel eine Tabula hervor und wirft einen kurzen Blick darauf.


    "Du wirst der Ausbildungturma zugeteilt. Dein Vorgesetzter ist Duplicarius Galeo Rustius Philus. Eure Unterkunft befindet sich in der südöstlichen Ecke des Castellums. Dort kannst du dich einfinden, sobald du deine Ausrüstung erhalten hast. Sonst noch Fragen?"




    CORNICULARIUS - ALA II NUMIDIA

    Der Nächstbeste ist jedoch manchmal nicht der Richtige. So auch in diesem Fall. Der Rekrut wurde in einen kleinen Raum weiterverwiesen, in welchem er noch kurz auf den gerade beschäftigten Capsarius warten musste.


    Schließlich betritt jedoch ein kleiner, geschäftiger Eques den Raum. Bei sich trägt er einen blutverschmierten Lappen, an welchem er seine blutigen Hände eifrig säubert.


    "Ein neuer Rekrut...? Gut, gut... Zieh' dich schonmal aus... Ich brauch' noch 'nen Moment... Bin gleich bei dir... Kannst mir in der Zeit gleich schonmal 'n paar Sachen erzählen..."


    Er durchquert den Raum zu einer Waschschüssel, um sein kleines Reinigungsritual dort fortzusetzen. Währenddessen leiert er seine Fragen herunter.


    "Gibt es Krankheiten in deiner Familie? Gebrechen die mit den Jahreszeiten kommen und gehen? Hattest du schon Knochenbrüche oder andere schwere Verletzungen?"





    CAPSARIUS - ALA II NUMIDIA

    Heute überwacht der im Rekrutierungsbüro diensthabende Eques mit der Sonderfunktion des Cornicularius die Vereidigung des Anwärters selbst. So betreten sie jenen Raum im Castellum, in welchem insbesondere das Vexillium und ein Bildnis des (neuen) Imperators aufbewahrt werden, die für diesen Akt eine zentrale Bedeutung haben.


    Der bis dahin recht nüchterne Soldat kommt fast ein wenig in eine feierliche Stimmung, platziert sich seitlich neben den so in Ehre gehaltenen Objekten und sieht Adawolf ernst an.


    "Sobald du bereit bist, sprich mir nach. Dieser Schwur wird dich in Krieg und Frieden künftig an das Imperium Romanum binden."


    Nach einer kurzen Pause rezitiert er die Worte, die er selbst bei seiner eigenen Vereidigung bereits gesprochen hatte, selbstverständlich auswendig.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."




    CORNICULARIUS - ALA II NUMIDIA

    Zitat

    Original von Adawolf


    Der Soldat runzelt zur Ausdrucksweise des Rekruten etwas gequält die Stirn, verkneift sich aber einen Kommentar. Er lächelt nur flüchtig bei der Vorstellung, welch Freude die Ausbilder noch mit diesem wortgewaltigen Germanen haben würden und umgekehrt. Also nimmt er die Tabula entgegen und besieht sich die Einträge aus dem Valetudinarium. Auf einer anderen Tafel macht er sich dazu ein paar kurze Notizen.


    "Gut, gut... Man hat dich also für geeignet befunden. Bevor du deine Ausrüstung erhältst, musst du einen Schwur ablegen. Dieser wird dich für mindestens 25 Jahre deines Lebens binden und dem römischen Militär verpflichten. Das ist für dich jetzt die letzte Gelegenheit es dir noch einmal anders zu überlegen und umzukehren. Anschließend gibt es kein Zurück mehr. Der Text ist oben auf deiner Tabula verzeichnet, du solltest ihn dir noch einmal gründlich durchlesen. Anschließend werde ich mit dir ins Sacellum gehen, wo du den Eid ablegen kannst. Bist du dazu bereit?"


    Damit schiebt er Adawolf die Tafel noch einmal zur Lektüre hin, falls dieser den Text nicht schon zuvor entziffert und verinnertlicht hatte.




    CORNICULARIUS - ALA II NUMIDIA

    Zitat

    Original von Adawolf


    Der Schreiberling ist ganz vertieft in die Vorbereitung eines weiteren Tabula-Formulars, als ihn das laute Klopfen aus seiner Konzentration reißt. Er zuckt zusammen und befürchtet instinktiv einen spontanen Kontrollbesuch einer der Stabsoffiziere. Daher will er gerade diensteifrig aufspringen und dem Eintretenden salutieren, als er jedoch "nur" Adawolf im Türrahmen erblickt.


    "Hmpff... Du schon wieder."


    Er brummt unwillig, sackt wieder in sich zusammen und winkt Adawolf zu sich heran.


    "Dann gib mir mal deine Untersuchungsergebnisse..."





    CORNICULARIUS - ALA II NUMIDIA

    Zitat

    Original von Flavus Amisius


    In aller Seelenruhe notiert der Schreiberling das Alter das Rekruten. Anschließend schiebt er Amisius die Tafel über den Schriebtisch hin zu.



    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    nomen: Flavus Amisius
    aetas: 18
    natio: Peregrinus
    habitus:
    morbi cogniti:
    exceptiuncula:
    Gesamturteil:





    Dazu gibt es auch eine Erläuterung:


    "So. Mit dieser Tabula gehst du zum Valetudinarium. Dort wirst du dich einer gesundheitlichen Untersuchung unterziehen und anschließend zu mir zurückkehren. Ebenfalls habe ich auf dieser Tafel den Eid notiert, den du für die Aufnahme in die Ala II Numidia zu leisten hast. Lerne diesen Text daher möglichst auswendig. Wenn du die Tabula unterwegs verlieren solltest, haben wir beide ein Problem miteinander. Verstanden? Dann geh."




    CORNICULARIUS - ALA II NUMIDIA

    Nachdem die Neurekrutierungen in den letzten Tagen ein wenig zurückgegangen waren, fühlt sich der Schreiberling in seiner Ruhe doch ein wenig gestört. Er schürzt etwas missmutig die Lippen, zieht dann aber doch mit einem leisen Seufzen eine frische Tabula zu sich heran.


    "Salve... Peregrinus."


    Da er zuletzt genug Zeit hatte, sich einige Tabulae für Neu-Rekruten vorzubereiten, hatte er nach dem Glätten und Auslöschen des vorherigen Inhalts bereits den Text des abzuleistenden Schwurs eingetragen. Direkt darunter trägt er den Namen "Flavus Amisius" ein, sowie noch etwas weiter unten dessen Stand "Peregrinus". Während er in aller Seelenruhe schreibt, blendet der Schreiberling seinen Antragsteller komplett aus. Erst nachdem auch das letzte "s" gesetzt ist, schaut er wieder mit müdem Blick zu Amisius auf.


    "Wie alt bist du? Bist du dir der Tatsache bewusst, dass beim Eintritt in die Ala II Numidia eine anspruchsvolle Verpflichtung für die nächsten 25 Jahre eingehst?"


    So recht sieht er sich zwar nicht dazu berufen, die Leute vollumfänglich über die Konsequenzen ihrer Handlungen aufzuklären, aber zumindest der dezente Hinweis scheint ihm bei so manchem der Aspiranten doch angebracht.




    CORNICULARIUS - ALA II NUMIDIA

    | Decurio Gaos


    Nicht nur, weil dem Wartenden die Zeit meist länger vorkommt als dem Kommenden, sondern auch schon allein aus einem grundsätzlichen Prinzip heraus und natürlich der Tatsache geschuldet, dass die Tirones gegenüber den erfahrenen Milites es tatsächlich noch an Drill und Schneilligkeit vermissen ließen, hat das Sammeln für Gaos' Geschmack schon viel zu lange gedauert. Missmutig lässt er seinen Blick über die versammelten Rekruten wandern und geht in unheilvollem Schweigen vor ihnen auf und ab. Selbstverständlich registriert er die Unterschiede hinsichtlich der mitgebrachten Ausrüstung und quittiert dies bei dem einen oder anderen mit einem missbilligenden Schnauben.


    Etwas abseits des Decurio postieren sich zwei scheinbar abbeorderte Equites bei dem Stapel Übungsschwertern und halten sich in Gegenwart des Offiziers mit ihrer Häme zurück. Allerdings kann man bei genauem Hinsehen zumindest bei einem von beiden ein leichtes, schadenfrohes Lächeln sehen. - Schließlich kommt Decurio Gaos mittig vor den halbwegs aufgereihten Tirones zum Halt und wendet sich ihnen in aufrechter Haltung zu. Laut und in autoritärem Befehlston spricht er zu ihnen:


    "Tirones! Ich bin Decurio Gaos und heute werdet ihr im Kampf mit der Waffe geschult! Da eure sogenannten Reitkünste auf einem sehr unterschiedlichen Stand sind, erfolgen diese Übungen zunächst auf dem unerschütterlichen Boden der Tatsachen! Ihr werdet mir aufmerksam zuhören und meine Anweisungen nach bestem Vermögen befolgen! Ich dulde weder Ungehorsam noch Faulheit! Wenn ihr etwas nicht verstanden habt, dann verschwendet nicht meine Zeit mit Stümperei, sondern meldet euch gefälligst!"


    Der Offizier schnaubt kurz und macht eine kurze Pause, in der er zu dem Stapel Übungswaffen rübergeht. Dann spricht er weiter:


    "Dies sind eure Übungsschwerter! Sie haben die gleiche Form wie eure Spathae, wiegen aber mehr! Jeder von euch holt sich ein Übungsschwert bei den Equites ab. Eure sonstigen Waffen und das Gepäck dürft ihr vorerst ablegen. Die Rüstung muss jedoch vollständig angelegt sein! Diejenigen unter euch, die ohne Rüstung hier erschienen sind, werden sich gleich umgehend auf den Weg machen und dies nachholen. Außerdem werden sie im Anschluss an das Training unter Aufsicht der beiden Equites im Eilschritt und in voller Montur fünf Runden um den Exerzierplatz laufen!"


    Abschätzend mustert Gaos die neuen Rekruten aus leicht zusammengekniffenen Augen. So manchem traut er durchaus zu, eines Tages einen guten Soldaten abzugeben. Doch diese Entwicklung würde nach seinen Ansichten selbst der Tiro mit den besten Anlagen und dem größten Ehrgeiz nicht nehmen, wenn man ihn nicht ein wenig zurecht schliff.


    "Alle anderen bewaffnen sich jetzt geordnet mit den Übungsschwertern und folgen mir danach zu den Holzpfählen! Ausführen!"


    Die besagten Holzpfähle säumen den Exerzierplatz gute 10 Meter vom Sammelpunkt entfernt. Der eine oder andere Tiro hat diese wehrlosen Übungsgegner möglicherweise im Rahmen einer anderen Trainingseinheit schon kennengelernt.

    Ein paar Augenblicke dauert es dann doch, bis die diensthabende Wache etwas widerwillig auf Flavus Amisius aufmerksam wird. Er taxiert die Zivilperson ein wenig von oben herab und braucht nicht lange um festzustellen, dass von dieser abgerissenen Gestalt momentan wohl kaum eine Gefahr ausgeht. Dennoch ist Befehl Befehl. Er winkt seinem rangniederen Mit-Wächter auf der gegenüberliegenden Seite des Tors.


    He, Criton! Hier is' wieder 'n Neuer. Durchsuch' ihn und bring ihn dann rüber.


    So verlagert der Soldat gänzlich ohne Hast und Eile sein Gewicht von einem Bein aufs Andere und mustert den Fremden etwas von oben herab. Derweil tritt jener Criton zu Flavus Amisius heran, um jenen auf Waffen zu durchsuchen und ihn anschließend zum Rekrutierungsbüro zu führen.

    Etwas erschrocken war der Capsarius schon zusammengezuckt, als die Antwort auf seine eigentlich gut gemeinte Frage so laut und wütend ausfiel. Er keucht kurz und beeilt sich dann, seine Aufgabe abzuschließen und diesen ihm etwas unheimlichen Rekruten wieder an die eigentlichen Ausbilder loszuwerden. Die sind schließlich aus einem geeignetem Holz geschnitzt, auch solchen Formaten gegenüber zu treten. Hoffentlich.


    Schließlich ist die gesundheitliche Untersuchung des Rekruten abgeschlossen und Adawolf erhält die ausgefüllte Tafel zurück. Etwas krakelig ist die Schrift aufgrund der Hast und Eile des Capsarius dann doch ausgefallen.


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    nomen: Adawolf
    aetas : 21
    natio : Peregrinus
    habitus: gut
    morbi cogniti: keine bekannt
    exceptiuncula: ohne Befund
    Gesamturteil: Körperlich in sehr guten Zustand, leichte Schwächen beim Lesen und Schreiben, keine Probleme beim Rechnen






    VENITE!!!


    Laut und mit hörbar vervielfältigten Ausrufezeichen hallt der Befehl zum Sammeln durch die Unterkünfte der Tirones. Einige der bereits gestandeneren Equites wurden ausgeschickt, um die noch auszubildenden Frischlinge zusammenzutrommeln und diese Aufgabe führen sie mit einem leichten Anflug von Schadenfreude sehr zuverlässig aus. - Von den Equites gehen keine Befehle aus, zu diesem Zweck die Pferde bereit zu machen. Auf Nachfragen hin entgegnen sie, dass man ohne ein Reittier zu erscheinen habe.


    _______________


    Auf dem Exerzierplatz wartet indes einer der 16 Decuriones, um ihnen eine ordentliche Lektion auf ihrem Werdegang zum vollwertigen Soldaten der Reiterei zu erteilen. Auch wenn die Tirones schon hin und wieder das Reiten selbst geübt haben mögen, so stehen zu dieser speziellen Übung jedoch keine Vierbeiner bereit. Stattdessen wartet, passend zur Anzahl der Tirones, eine ganze Reihe hölzerner Übungsschwerter auf die hoffentlich bald heraneilenden Männer.


    Decurio Gaos ist bereits ein altgedientes Mitglied dieser Einheit, wurde aber erst vor gar nicht allzu langer Zeit zum Decurio befördert. Das Handwerk der Ala mag er daher zwar aus dem Eff-Eff kennen, jedoch gegenüber seinen dienstälteren Kollegen hat er hinsichtlich der Betreuung jener (mehr oder weniger) 'Neuen' für den heutigen Tag zumindest den kürzeren gezogen. Dementsprechend ist er nicht ganz zufrieden mit seinem Los und geht ungeduldig auf und ab, während er auf das Eintreffen seiner Schüler wartet.

    Galeo Rustius Philus kam zu den Stallungen mit einer gewissen Vorfreude. Immerhin hatten er und ein paar andere Wetten laufen, wie lange sich der Neuling auf dem Pferd halten würde.
    Er hörte bereits Anfeuerungsrufe und das AaaH und Oooh einer Vorstellung welchen den Wetteinsatz in die Höhe treiben ließ.
    Mit einem Anflug von Zorn sah er, daß das Gatter dicht umringt war und die Männer offenbar nicht daran dachten im Platz zu machen. Gerade musste wieder etwas eindrucksvolles geschehen sein, denn die allgemeine Stimmung war gut.
    Er beschloß sich einfach einen Platz freizuschubsen. Sein Opfer schaute ihn zunächst zornig an, jedoch zog er sich rasch zurück als er Galeo Rustius Philus erkannte. Dieser genoß den freien Blick und öffnete vor Erstaunen den Mund. Diese Kerle aus den nordischen Ländern waren eher für ihre Segel- und Seefestigkeit bekannt. Die Reiterei war wohl erher nicht der Gebiet. Ein Gerücht das er hier revidieren musste und ihn einen halben Monatslohn kosten würde, so wie es aussah. Wieder mischte sich Zorn in sein ohnehin vergiftetes Gemüt.
    Denn was er nun sah war wenig geeignet ihn zu versöhnen.

    Galeo Rustius Philus glotze den Bemühungen des Thorbrand zu und ärgerte sich, daß der Kerl mitsamt seiner Rüstung es fertigbrachte 50 Liefestützen hinzubekommen.
    Fast schon beiläufig grunzte er,
    Du meldest dich jetzt in den Stallungen, dort wirst du dein Pferd entgegennehmen,...in einer halben Stunde wirst du mit dem Pferd vor den Stallungen sein,...keinen Wimpernschlag später!
    Ein bösartiger Blick traf den Tiro und Galeo Rustius Philus wandte sich gelangweilt wieder ab. Mal sehen ob der Kerl reiten konnte. Er hatte Primus um ein störrisches Pferd gebeten, wie sie das immer bei Grünärschen machten...
    Ein gehässiges Grinsen zog sich über seine Züge und die Vorstellung der kommenden Stunden schien geeignet ihm den Tag in diesem Drecksloch ein wenig zu erhellen.