Beiträge von Decurio Ala I Aquilia Singularis

    Die Pferde waren es gewohnt, stehenzubleiben, wenn ihr Reiter versuchte aufzusitzen, aber ein Probatus schaffte es auch nach mehreren Versuchen nicht, auf sein Pferd zu klettern. Scheinbar hatte er Angst vor dem Tier.


    "Probatus Laribold, was glaubst du eigentlich, was du hier bei der Ala tun musst? Reiten natürlich, also reiß dich zusammen und schwing deinen Hintern auf dein Pferd. Oder muss ich dir erst Beine machen?"Die Motivation des Decurio half fast augenblicklich. Ein wenig unglücklich saß Laribold schließlich auf seinem Pferd.


    "Probati, ihr sitzt nun mit euren Hintern auf dem wertvollsten Kriegsgerät der ganzen römischen Armee. Um ehrlich zu sein sind diese Pferde viel wertvoller als ihr, denn ihr seid ersetzbar.
    Eure Pferde wurden bereits für die Schlacht trainiert, das heißt sie wurden an den Schlachtenlärm und das Anstürmen gegen Infanterieformationen gewöhnt.
    ihr lenkt eure Tiere mit den Schenkeln, durch den unterschiedlichen Schenkeldruck bestimmt ihr Tempo und Richtung. Die Zügelhilfen werden nur zur abrupten Richtungsänderung und zum Abbremsen gebraucht. In der Schlacht werdet ihr beide Hände für die Waffen brauchen. Versucht jetzt mit euren Tieren eine Runde um den Platz zu reiten."

    Tubero führte seinen Hengst am Zügel auf den Reitplatz, wo die Probati sich schon aufgestellt hatten.


    "Guten Morgen Probati, heute wird es ernst. Ich hoffe ihr habt euch schon ein wenig mit euren tierischen Kameraden angefreundet, denn nun zeigt sich, was ihr gestern gelernt habt."
    Die meisten der Männer schienen sich mit Pferden schon ein wenig auszukennen, nur zwei Männer zeigten noch Scheu vor den schnaubenden Tieren.


    "Wir üben das Aufsitzen ohne Waffen, nur in Rüstung. Also schwingt euch hinauf, wenn ihr könnt."

    Decurio Tubero kam gerade auf einem Kontrollgang zum Tor, als ein neuer Bewerber mit der Wache verhandelte.
    Er trat hinzu und sah den barbarisch aussehenden Mann an, dann winkte er der Wache zu, den Mann durchzulassen.


    "Wenn du wirklich der Ala beitreten möchtest, dann geh zur Principia, hier die Straße hinunter. Du kannst sie garnicht verfehlen. Du meldest dich im Rekrutierungsbüro, dort erfährst du alles weitere. Und klopf an!!!", meinte er zu dem Neuen.

    Tubero sah wieder in seine Notizen.
    "Du bist für die Stärkemeldung deiner Turma verantwortlich, sowie für die Auflistung der Vorräte, Ausrüstung und so weiter. Unterstellt bleibst du mir, in der Prima. Alles andere wird sich zeigen, wenn die restlichen Beförderungen durch sind.
    Hast du noch Fragen?"

    "Gut so, jeder übt so lange das Auf- und Absitzen, bis er es beherrscht. Wer glaubt, es zu können, holt sich hier bei dem Wagen eine Parma und eine Übungshasta und versucht damit das Aufsitzen."


    Er deutete auf einen niedrigen Handkarren, auf dem die Übungsausrüstung für die Probati lag. Die Waffen waren aus Holz ohne Speerspitzen, um das Verletzungsrisiko gering zu halten, die Parmae waren mit einer schwereren Lederhülle überzogen, um noch ein wenig mehr Muskelschmalz für den Schildarm zu bringen.


    Tubero nahm selber Parma und Hasta und trat an ein Pferd. Die Lanze nahm er zu seiner Schildhand, hielt sich mit der rechten Hand fest und schwang sich auf sein Pferd.


    "Alle nachmachen, wenn ihr es euch zutraut."

    Als der Morgen graute, standen die Probati zum Teil noch recht unausgeschlafen in einer Reihe. Tubero war mit den Hilfsausbildern beschäftigt, die hölzerne Pferde heranschleppten und aufstellten.


    Tubero wandte sich an die Männer. "Guten Morgen Probati", begrüßte er die Männer, die murmelnd seinen Gruß erwiderten. "Heute werdet ihr eure Hintern zum ersten Mal in die Lüfte erheben, nämlich auf den Rücken dieser prächtigen Pferde."Mit einem Grinsen deutete er auf die Holzatrappen hinter sich.


    "Wir üben das Aufsitzen, zunächst ohne Waffen, später mit. Jeder von euch muss in voller Ausrüstung sein Pferd besteigen können.
    Eques Titus, zeig den Probati, wie man richtig aufsitzt."

    Einer der Hilfsausbilder trat auf die linke Seite eines Übungspferdes, hielt sich mit einer Hand fest und holte mit seinem rechten Bein schwung. Ehe sich die Probati versahen, saß er auf dem hölzernen Pferd.


    "Und nun ihr!!", rief Tubero den Probati zu.

    Endlich schien es Tubero genug zu sein. Die Männer führten ihre Schläge alle richtig aus und für den Moment sollte das Waffentraining vorübersein. Tägliches Training würde helfen, die Kondition der Männer zu verbessern.


    "Probati, das war schon recht gut für heute. Jetzt alle zurück in eure Unterkünfte und Ausrüstung reinigen. Dann sucht ihr euch ein Pferd in den Stallungen aus und macht euch mit ihm bekannt. Wir werden morgen auf dem Reitplatz trainieren, zunächst ohne Pferde.
    Wegtreten!!!"

    Tubero blickte kurz in seine Akte und nickte dann.
    "Richtig, du bist der dienstälteste Eques und du wurdest neben zwei anderen auch zum Duplicarius vorgeschlagen. Das wird sich in den nächsten Tagen entscheiden, wenn die neuen Probati ihre Ausbildung beendet haben. Dann reden wir über Personalfragen."


    Er blickte den jungen Mann direkt in die Augen. Wenn einer das Zeug zum Duplicarius hatte, dann wohl er. Mit einer Feder machte er sich einen Aktenvermerk.


    "Möchtest du bis dahin trotzdem die Aufgabe des Tesserarius übernehmen?"

    "Das ist schön zu hören Probatus, du scheinst stark zu sein, du wirst also noch ein wenig mehr trainieren als die anderen. Wenn du kämpfst und ein Feind steht vor dir, wird er nicht fragen, ob du müde bist oder nicht."


    Trotz der harten Worte klopfte er dem jungen Mann auf die Schulter. Er schien einer der strärkeren Probati zu sein, keine schlechte Voraussetzung für den Dienst im Exercitus Romanus.

    Da der Rest scheinbar nicht mehr aktiv ist, mache ich einfach mit dir weiter, Seleukos.


    Tubero blockte einige Schläge des Probatus ab, ließ ihn ins Leere laufen und schnauzte ihn an. "Na los, Quirinus, hast du Puls in den Armen? Das ist ein Schwert und nicht der Knüppel deines Vaters, etwas mehr Konzentration."


    Als die Probati schließlich ins Schwitzen kamen, befahl Tubero Seleukos, einen Moment lang mit zwei Kameraden abwechselnd zu üben und ging durch die kämpfenden Männer.


    "Seleukos, das sieht schon sehr gut aus. Ich denke deine Arme werden langsam müde? Geht es noch?" Mit besorgter Miene blickte er den jungen Probatus an.

    Tubero war erstaunt, wie schnell es wieder an seiner Tür klopfte. Dieser Brigio war ziemlich schnell.
    "Immer herein", rief er durch die Türe und als der Soldat eintrat, bot er ihm einen Stuhl an.


    "Brigio, ich habe hier deine Dienstakte, weil du beim Einsatz in Borbetomagus positiv aufgefallen bist. Wie du weißt, haben wir einige Verluste einstecken müssen, darunter auch der Tesserarius der Ersten Turma.
    Kurzum, der Posten ist noch frei. Wärst du interessiert?"
    Fragend blickte er den Mann an.

    Tubero sah von seinem Schreibtisch auf. Hier hatte sich schon viel Arbeit gestapelt und er war gerade dabei, dem Präfekten Bericht zu erstatten.
    "Tägliches Training, für die Männer aus Borbetomagus Auskurierung ihrer Verletzungen."


    Beim letzten Wort stutzte er einen Moment. Er wühlte in einem Stapel Papyri. Endlich hatte er das betreffende Schriftstück gefunden.
    "Apropos Verletzungen... Der Duplicarius Cupidus hat dich für die Ausbildung als Capsarius empfohlen. Ich werde mich darum kümmern, wenn du willst. Und wenn du schon hier bist, schick mir den Eques Brigio vorbei. Noch Fragen?"

    Decurio Tubero scheuchte die letzten Probati vor sich her, diejenigen mit der schlechtesten Kondition. Er selber wartete nicht einen Moment, sondern brüllte:


    "Probati in aciem venite. Probati, state."
    Die Reihe war schräg, ganz eindeutig. "Was ist los, kommt euch von dem bisschen Laufen schon die Posca zum Hintern raus? Ich will eine ordentliche Linie von euch."


    Die Männer rissen sich endlich am Riemen, als sie etwas mehr Luft bekamen und gemeinsam warteten sie auf den Präfekten.

    Die Kolonne der keuchenden und schwitzenden Probati erreichte endlich das Castellum der Ala. Tubero trieb die letzten Kraftreserven aus den ausgepumpten Männer heraus, manche stolpterten mehr, als dass sie rannten.


    "Probati constistete. In aciem venite, und zwar schnell.
    He, Probatus Rufio, stell dich gefälligst gerade hin, du willst mir doch die letzten Meter nicht abkratzen? In meiner Turma wird nicht gestorben, damit das klar ist."


    Es dauerte noch einen Moment, bis alle Männer einigermaßen standen.

    Tubero trieb sein Pferd an und ritt an die Spitze der Formation. Dort angekommen blieb er stehen und brüllte die vorbeilaufenden Probati an.
    "Das nennt ihr Laufschritt? Ich sehe ja noch nicht mal richtig Schweiß auf euren Gesichtern, das ganze schneller, Tempo Tempo."


    Schließlich war der letzte Probatus an ihm vorbeigelaufen. Tubero trabte langsam hinterher.
    "Sollte einer von euch hinter mir zurückfallen, dann kann er heute Abend seine Sachen packen und wird Stallknecht, das verspreche ich euch. Los, schneller."


    Unaufhörlich brüllte er die Nachzügler an, die sich die Lunge aus dem Hals rannten. Nun kamen auch die kräftigsten unter ihnen an ihre Grenzen.

    Tubero nickte, nahm seine Parma und seine Spatha hoch und stellte sich in Position, die Beine schulterbreit, mit einem Ausfallschritt links nach vorne.
    "Natürlich Probatus. Du fängst an, ich werde blocken. Und du brauchst mich nicht zu schonen. Probati, los!!!!


    Dann machte er sich bereit auf den Angriff von Quirinus.