Commodus streckte sich, hob den Kopf. Seine Haltung und sein Gesichtsausdruck verrieten Entschlossenheit. Wenn er das Schwert beherrschen wollte, konnte er jetzt keinen Rückzieher machen, auch wenn der Artorier ihm Zweifel einzuflößen versuchte, indem er ihn zur Vernunft mahnte. Ja, er Commodus, ein einfacher Sklave, würde sich tapfer und mutig verhalten, sich einem Angreifer oder - wenn es sein musste - auch mehrerenentgegenstellen und kämpfen.
"Ja, Herr, das werde ich"
Seine Stimme war fest, verriet ebenfalls Entschlossenheit.
"Wenn du mich lehrst, wie ich das Schwert führe, wie ich kämpfe und am Leben bleibe, dann werde ich mich vor dich stellen und nicht weichen"
Beiträge von Lucius Artorianus Commodus
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"Verzeih, Herr, falls ich dich erschrocken habe. Ich dachte du brauchst vielleicht meine Hilfe?"
sagte Commodus. Natürlich war diese Lüge zu durchschauen. So nützlich er dem Artorier auch war, konnte Commodus nicht gerade von sich behaupten, je nach Aufgaben und Arbeiten verlangt zu haben.
"Und ausserdem..."
Er zögerte, sich fragend, wie wohl sein Herr darauf reagieren würde.
"Ausserdem wollte ich dich fragen, ob du mich nicht in den Umgang mit dem Schwert einweihen kannst. Dann könnte ich dir auch als Leibwächter dienen, wenn wir irgendwann nach Rom zurückgehen" -
"Herr?"
sagte Commodus. Artorius hatte so da gestanden, als wäre er in Gedanken vertieft gewesen und so hoffte er, ihn nicht bei Wichtigem gestört zu haben. Zwar hatte er ihn diesmal nicht mitgenommen, aber den Ausgang hatte ihm der Herr dennoch nicht verboten. Commodus war ihm gefolgt. Er hatte beim letzten Mal gesehen, wie präzise dieser Römer die Pila geschleudert hatte, er hatte sich ausgemalt, wie tödlich diese Werkzeuge sein mussten und nach dem Training musste er sich immer wieder sagen, wie gerne er doch den Umgang mit ihnen beherrschen würde. Dieser Mann hatte ihm das Lesen und das Schreiben beigebracht, ihm, einem einfachen Sklaven. Er hatte ihn stets gut behandelt, abgesehen vielleicht von der Qual, die durch die letzte Wette verursacht wurde, als er der Freiheit so nahe war und sie doch misste. Vielleicht würde er eines Tages einen guten Leibwächter brauchen, und ihm daher jetzt schon mal den Umgang im Schwertkampf beibringen... -
Als hätten sich das Schicksal und die Götter gegen ihn verschworen, kam es Commodus vor, als er sah, wie der Artorier Speer um Speer ins Ziel warf. Nicht eines verfehlte den Holzpfahl. Er warf mit einer Wucht und Kraft, dass die Pila sich tief ins kalte Holz hineinbohrten und drin stecken blieben. Doch immer noch, auch nachdem er alles Pila bis auf eines geworfen hatte, hatte Commodus eine Chance auf die Freiheit, denn immer noch konnte sein Herr das letzte Pilum verfehlen... doch tat er es nicht. Der Speer steckte mit zwei anderen im Stofffetzen und Commodus Hoffnungen schwanden dahin. So nahe war er an der Freiheit und doch lag sie fern. Fast war es so, als hätte der Artorier ein böses Spiel mit ihm getrieben, als hätte er beim ersten Male bewusst nicht zum Besten geworfen, damit in Commodus die Hoffnung auf die Freiheit nach Abschluss der Wette reifen konnte.
Die Pila holen... natürlich. Er blieb ein Sklave. Langsam schritt er zum Pfahl, mitsamt dem Werkzeug und machte sich niedergeschlagen ans Werk, die Pila aus dem Holz herauszuholen und diejenigen, welche verbogen waren, wieder geradezubiegen, auf dass der Centurio sie ein weiteres Mal werfen konnte.
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Und tatsächlich... Commodus blieb für einen Moment mit offenem Mund stehen. Der Artorier ging doch allen Ernstes auf diese verrückte, unwirkliche Wette ein. Und plötzlich schien sie zum Greifen nahe, die Freiheit. Commodus wurde plötzlich gleichzeitig kalt und heiß. Er hielt in der Hand das erste Pilum, das erste dieser acht Pila, die in der nächsten halben Minute über seine weitere Zukunft würden entscheiden. Wenner alle in den Holzpfahl traf und mindestens drei in den Stofffetzen, hatte Commodus verloren... wenn jedoch auch nur eines - nur eines bloß, bei allen Göttern, so viel war damit doch gar nicht verlangt - daneben ging, würde er freigelassen. Vorausgesetzt, der Artorier würde dann die Niederlage gegen einen Sklaven wegstecken können und ihm sein Versprechen erfüllen. Schweißtropfen traten Commodus an die Stirn und die Schläfen, obwohl es kalt und sehr windig war, und er reichte dem Legionär die Waffe... Die Welt um ihn herum wurde auf die Entfernung zwischen ihnen und dem Holzpfahl reduziert, die Zeit auf diese halbe Minute, in der alle Pila geworfen sein würden... seine Zukunft, sein Schicksal, sein Leben... all das entschied sich nun... es schien unwirklich
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Commodus sah dem Legionär kurz nach, den Artorius in die Castra zurückgeschickt hatte. Er war froh, dass sein Herr ihn nicht gerügt hatte. Aber schließlich konnte er nicht wissen, dass sie mal Werkzeug hier auf den Weiten des Campus brauchen würden. Eins musste man ihm lassen, seinem Herrn. Das eben war ihm gegenüber ziemlich fair gewesen und Commodus schätzte sich glücklich, so gut behandelt zu werden, auch wenn es manchmal nur Kleinigkeiten waren, die es deutlich werden ließen.
"Eine Wette, Herr?"
entfuhr es ihm. Drei mal ins "Gesicht" zu treffen war schiwerig, da hatte sich Artorius aber einiges vorgenommen.
"Worum wollen wir denn wetten?"
Dass er um die Wette nicht würde herum kommen können, stand bereits so fest, wie dass morgen wieder die Sonne aufgehen würde. Also hieß es, die bestmöglichen Bedingungen auszuhandeln. Man konnte ja nie wissen, vielleicht würde es ja sein Glückstag werden. So wie Artorius eben geworfen hatte, hatte Commodus eigentlich ganz gute Chancen, zu gewinnen.
"Wie wärs, wenn du mir die Freiheit schenkst, wenn ich gewinne?" 'Ja klar, und dann gibt er dir auch noch all sein Geld und am nächsten Tag macht dich der Kaiser zumRitter'
fügte er dann in Gedanken hinzu. Die Freiheit lag, wenn er sie überhaupt je würde erlangen, noch in weiter, weiter Ferne. Aber es war immer das Beste, mit einer Maximalforderung in anstehende Verhandlungen zu gehen. -
So hatte er seinen Herrn noch nicht erlebt. Commodus musste sich - wenn auch mit einem gewissen Maß an Widerwillen - eingestehen, dass er überrascht war, als er sah, wie präzise Artorius die Speere warf. Zwar gingen zwei daneben und er konnte am Gesichtsausdruck erkennen, wie sehr das an seinem Herrn nagte. Aber die anderen trafen ihre Ziele. Commodus malte sich aus, was wohl mit einem Mann geschehen würde, den das Schicksal in die Flugbahn eines von einem Römer geworfenen Pilum gelenkt haben würde. Kaum auszumalen, welch grausige Verletzungen derjenige davontragen würde.
Commodus hatte ihm die Pila gereicht. Schnell und wortlos, um seinen Herrn nicht bei der Konzentration zu stören. Andererseits - schoss ihm dann der Gedanke durch den Kopf - würde er in einem Gefecht kaum die Ruhe finden, die er hier hatte. Commodus fragte sich, wie sich der Artorier dann wohl schlagen würde und wie viele seiner Pila daneben gehen würden. Seine anfängliche Überraschung schwand mit diesem Gedanken dahin und beeidruckt war er nun nicht mehr so ganz. Wenn er hier schon zwei daneben warf, würde er im Gefecht wohl noch mehr falsch werfen...
Er lief zum Pfahl und holte die Pila aus ihm raus, die sich tief in ihn hineingebohrt hatten. Mit seinem Werkzeug, das er den ganzen weg bis hierhin geschleppt hatte, machte er sich daran, sie wieder gerade zu biegen. Obwohl die Klingen der Pila nicht gehärtet waren, war dies dennoch eine recht anstrengende und schweißtreibende Angelegenheit.
Als er fertig war - Artorius schien bereits die Geduld zu verlieren, wenn er seinen Gesichtsausdruck richtig deutete - suchte er etwas, um es auf der Höhe des Kopfes zu befestigen. Da ihm nichts zur Hand stand, blieb ihm nichts anderes übrig, als einen Stück Stoff aus seiner langen Tunika abzureißen und es am Pfahl zu befestigen. Es flatterte zunächst im Wind - man hat aber auch nie einen Nagel, wenn man einen braucht - so dass er ein paar Löcher mit einem Pilum in den Pfahl bohrte, den Stoff reinstopfte und mit Sand, den er mit seinem Speichel befeuchtete, zustopfte damit es hielt. Nicht sehr fest, aber es würde reichen müssen. Beim nächsten Mal musste er halt unbedingt daran denken, sein Werkzeug zu vervollständigen.
"Bin so weit, Herr"
sagte er letztendlich, nachdem er fertig war und stellte sich mitsamt den Pila hinter dem Artorierauf, bereit, sie ihm wieder zu reichen. -
"Herr?"
antwortete Commodus.
"Gewiss, Herr"
sagte er, als ihm befohlen wurde, den Herrschaften Honigwasser zu trinken zu bringen. Er verschwand für einen Moment in einem der kleinen Räume, die dem Artorier als persönliche Vorratsräume dienten und tauchte dann mit einer kleinen Amphore gefüllt mit süßem Honigwasser und zwei Bechern auf. Er stellte alles auf den Tisch zwischen Avitus und Plautius ab und schenkte dann ein. Anschließend zog er sich zurück... -
Commodus schaute auf und zog die Augenbrauen hoch. Was sollte nun das schon wieder...
"Nein, Herr. Nichts dergleichen"
antwortete er. -
Auch das noch... Zu sehr hatte sich Commodus an Mantua gewöhnt, an die Zeit, mit der er anstellen konnte, was er wollte. All das war vorbei. Doch dann sagte ihm der Artorier, dass er ihn gelegentlich immer noch auf Reisen schicken würde, um etwas zuzustellen. Dass er nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit weggeschickt würde, erschien Commodus gut, bewies es doch, dass ihm der Artorier offenbar vertraute. Fortan würden diese Reisen - besonders die Umwege, die er auf ihnen nehmen würde - wohl die einzigen Blicke in seinem Leben bleiben, denn das Leben in einer Castra kam ihm äußerst öde und trostlos vor.
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War es etwa vorbei mit den Reisen... Commodus runzelte die Stirn, als er hörte, dass er ab heute in diesem... indiesem Loch leben musste. Vorbei war es mit den Freiheiten, die er in Mantua genossen hat. Ab jetzt lebte er wieder wie jeder andere Sklave auch und sah schon das kleine fensterlose zimmer, das ihm wahrscheinlich als Schlafplatz zur Verfügung gestellt würde, deutlich vor Augen. Er seufzte.
"Ja, Herr"
sagte er dann. Was sollte er sonst darauf erwidern... -
"Salve Herr"
grüßte Commodus seinen Herrn, als dieser die Unterkunft betrat. Nachdem er den Legionarius weggeschickt hatte und ihn aufforderte, Wein einzuschänken und ihm von Rom zu erzählen, leistete Commodus dem Folge. Er reichte Artorius einen Becher und setzte sich dann hin.
"Nun, deine Familie grüßt dich, Herr. So wie ich sehen konnte, ist alles beim alten, alles scheint in bester ordnung gewesen zu sein. Aber Einzelheiten werden wohl in diesem Brief stehen, den ich dir von deiner Tante überbringen sollte"
er griff in die Tasche und holte den Brief hervor, stand auf und gab ihn dem Artorier.An Lucius Artorius Avitus
Centurio Legio Prima
MantuaMein lieber Neffe,
mit Freude habe ich heute Deinen Brief von Deinem getreuen und sehr höflichen Sklaven entgegen genommen. Auch ich habe es sehr bedauert, Dich nur kurz auf dem Fest der Vinalia Rustica gesprochen zu haben. Scheinbar wollen die Moiren unsere Lebensfäden immer nur kurz und sehr launig überkreuzen, mal in Rom und dann wieder in Germania. Dass Du Germania vermisst kann ich mir gut vorstellen. Zwar waren meine Besuche dort meist mit sehr viel Arbeit verbunden und ich konnte dem Land wenig Reiz abgewinnen, doch habe ich durchaus auch die Schönheit der Natur dort erfahren und die Freundlichkeit so manch eines der, wie meine Landsleute wohl sagen würden, Barbaren und Germanen kennen gelernt. In mancher Hinsicht habe ich mein Urteil über diese Menschen revidieren müssen, sind sie doch nicht alle so naiv und ungebildet, wie sich das die meisten Griechen vorstellen. Doch bist Du nicht auch froh darüber dem unwirtlichen Leben dieser Provinz entkommen zu sein und jetzt in einer berühmten Legion dienen zu dürfen? Oder ist es gerade der Mangel an Kampf und Beutemöglichkeiten, die den Dienst in Italia weniger reizvoll macht?
Das Leben hier in der Casa ist in den letzten Wochen wieder sehr beschaulich geworden. Corvinus und Hypathia sind abgereist. Doch ein weiterer Cousin von Corvinus ist nach Rom zurück gekommen, Artorius Tacitus ist sein Name. Ich kenne ihn auch noch aus der Zeit von Athen, wuchs er doch mit Marcus und Decimus gemeinsam wie ein Bruder auf, zumindest erschien mir das so, wie ich es aus Schilderungen erfahren habe. Damals kannte ich alle drei jedoch noch nicht. Mein Amt des Aedils nähert sich langsam dem Ende entgegen. Unfroh darüber bin ich nicht, habe ich doch gerade während der Zeit der Ludi gemerkt, wie wenig erfreulich so manche Aspekte des Aedilamtes ist. Aber ich möchte mich nicht darüber beklagen, denn missen möchte ich diese Zeit auch nicht, die immer wieder eine große Herausforderung war. Ob ich jene auch meistern konnte, dass werde ich wohl erst bei meiner Res Gestae erfahren.
Doch gleich darauf, mein lieber Neffe, geht es auch für mich Richtung Norden. Ich möchte es Dir schon gleich ankündigen, da ich gedenke, nach Mantua in nächster Zeit zu kommen. Immerhin gibt es nun drei Männer in Mantua, die ich gerne besuchen möchte. Zum einen natürlich Dich, um endlich mal die Zeit zu haben, um mit Dir alleine ein längeres Gespräch zu führen. Dann möchte ich auch unserem Patron wieder meine Aufwartung machen. Und schlußendlich, Du wirst vielleicht darüber etwas überrascht sein, möchte ich Deinen Primus Pilus besuchen. Während Deines letzten Besuches kam es zwischen ihm und mir immer wieder zu angenehmen Begegnungen. Mir scheint sogar, dass er ernstere Absichten hegt. Doch dazu mehr, wenn ich in Mantua bin. Und bitte, verrate Deinem Primus Pilus nichts von meinem Kommen. Es soll eine kleinere Überraschung sein.
Somit verbleibe ich in der Hoffnung, Dich baldig persönlich zu sprechen. Mögen die Götter übr Dich wachen, Lucius.
Deine Tante
Medeia -
"Hm"
gab Commodus nachdenklich von sich. Das war eine gute Frage, die Olympia gestellt hatte. Er hatte so viel davon geträumt, die Freiheit zu erlangen, dass er bis dato noch nie darüber nachgedacht hatte, was er mit ihr anstellen würde. Er hatte wahrscheinlich beste Voraussetzungen, um als Tabelarius Dispositus zu arbeiten, aber eine solche Beschäftigung erschien ihm als nicht sonderlich verlockend. Ohnehin war die 'Freiheit' im Moment nicht mehr als ein Wunschtraum. Wer konnte schon sagen, ob der Artorier wirklich sein Wort hielt.
"Ich denke, ich lasse es drauf ankommen und sehe dann, was sich mit der Freiheit anstellen lässt. Mir wird schon nicht Bange"
gab er schulterzuckend zurück. Was Olympia mit 'das Gleiche' meinte, erschloss sich ihm nicht so recht, da er nicht wusste, was alles zu ihren Aufgaben hier in dem Haushalt der Artorier zählte, so dass er nachhacken wollte.
"Und was..."
weiter war er mit seiner Frage nicht gekommen, da im selben Moment Pumilus eintrat.Commodus warf dem kleinwüchsigen Sklaven einen fragenden Blick zu, setzte dann aber wieder eine unbeeindruckte Miene auf. War das etwa Eifersucht, dass Pumilus plötzlich wie ausgewechselt schien... Commodus nahm den Brief entgegen, ein "danke" folgte, dann steckte er den Brief in seine flache Ledertasche.
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Oje... Commodus sprang auf, als der Krug mit einem lauten Krachen zerbrach. Er hatte alles mitbekommen, aber nicht zeitig genug reagiert. Irgendwie war es eine von diesen Situationen, in der man etwas kommen sieht, aber nicht daran denkt, zu handeln. Er musste lächeln, als Olympia klagte, sich über ihre... Unachtsamkeit beschwerte.
"Warte, lass mich dir helfen"
sagte er und entledigte sich der Paenula. Er hob einige Splitter auf, warf sie in den Korb, als ihn der Aufschrei Olypia's aufsehen ließ. Entweder war sie wirklich so ein Pechvogel oder einfach nur woanders mit ihren Gedanken.
"Ich bleibe nur ein paar Tage hier. Morgen oder spätestens übermorgen muss ich zurück, der..."
er sah sich um, ob sie nicht belauscht wurden und sprach leiser
"... der Römer erwartet mich in Kürze zurück. Ich lebe aber nicht in der Legio"
sagte er dann, musste lächeln, als sie nuschelte.
"Mein Herr hat eine Insula in der Stadt angemietet. Dort lebe ich, kümmere mich um die Unterkunft und na ja... ab und zu schickt er mich mit einem Auftrag, Briefe zuzustellen. Ich war sogar schon in Germania. Eine öde Gegend, das kann ich dir sagen. Nur Wald und sonst nichts. Voller menschenfressender Wilder und Barbaren. Nachts spuckt es hinter jedem Baum und Räuber und Banditen ziehen umher, plündern und morden jeden, den sie in die Finger kriegen können...
natürlich war das übertrieben, wenn nicht gar gelogen.
"Und dann ich alleine mit meinem Pferd unterwegs. "Commodus..." hatte mein Herr zu mir gesagt "... ich verlass mich da auf dich". Tja, was soll man da machen, da willst du den Herrn natürlich nicht enttäuschen, nicht wahr. Also ziehe ich weiter, trotze allen Gefahren und überbringe den Brief. Wenn ich weiter so mache, wird er mir sogar eines Tages die Freiheit schenken... zumindest sagte er das einmal"
jetzt erst merkte er, dass er plapperte. Commodus verstummte, sah Olympia an, musste lächeln.
"Soll ich mir das mal ansehen?"
sagte er und deutete mit einer leichten Kopfbewegung an, dass er ihre Schnittwunde am Daumen meinte. -
"Danke, Herrin"
sagte Commodus, sein Haupt leicht senkend.
"Ich stehe dir während dieser Zeit natürlich zur Verfügung..."
ob das nicht zweideutig in ihren Ohren klang, musste er sich plötzlich fragen. Was, wenn sie es mißverstand. Er ließ diesen Gedanken wieder fallen, als Medeia sich wortlos umdrehte und ging.Aufatmend ließ sich Commodus in den Stuhl fallen. Er machte kurz die Augen zu, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das dringend gewaschen werden müsste. Es tat gut, wieder einmal in einem Stuhl zu sitzen, statt auf dem Rücken eines Pferdes. Bei den Göttern, wie viele Reisen lagen wohl noch vor ihm, ehe ihm der Artorier die Freiheit würde schenken, so wie er es damals in Aissicht gestellt hatte.
"Salve et tu"
grüßte er die blonde Sklavin zurück.
"Olympia..."
wiederholte er den Namen. Demnach kam sie scheinbar aus Griechenland, obwohl ihre blonde Mähne zu dieser Theorie nicht ganz passen wollte.
"... das ist ein schöner Name. Ich bin Commodus. Und..."
fast wäre ihm aus gewohnheit ein 'leider' ausgerutscht
"... diene Artorius. Ich komme gerade aus Mantua, musst du wissen"
'Dummkopf' tadelte er sich dann sogleich 'woher sollst du denn sonst kommen'
"Und ich habe einen Mordshunger. Ich könnte ein ganzes Pferd verschlingen, aber es ist meinem Herrn dummerweise mehr wert, als zehn von meiner Sorte, wie er sagt"
er lächelte müde, verstellte sich nicht. -
Commodus ließ sich nicht zwei Mal bitten und trat hinein, der Hausherrin folgend, die im Gehen den von ihm überbrachten Brief las. Neugier packte ihn plötzlich. Was sein Herr geschrieben haben mag. Er versuchte, an den Reaktionen Medeia's abzulesen, ob Gutes oder Schlechtes drin stand, doch sie verstand es wohl, sich nichts anmerken zu lassen... andererseits konnte es gut sein, dass sein Herr nur Belangloses verfasst hatte.
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Commodus spürte, wie seine Handflächen plötzlich feucht wurden und sein Brustkorb etwas irgendwie enger. Ihr Anblick war Balsam für die Seele eines Mannes und nach einer langen Reise wie ein Geschenk der Venus persönlich. Diesen Ianitor hat es wahrlich gut getroffen, hier, in ständiger Anwesenheit seiner anmutigen Herrin zu sein.
"Salve, Herrin. Mein Herr, Artorius, schickt mich"
sagte er. Er vergaß ganz und gar, dass er sie anstarrte und damt eine Tracht Prügel riskierte. Im letzten Moment, als ihm die Gefahr, die Peitsche auf seinem Rücken zu spüren, bewusst wurde, besann er sich und senkte seinen Blick.Ob etwas vorgefallen sei... selbst wenn, wusste er es nicht. Der Brief war versiegelt und selbst wenn er des Wahnsinns gewesen wäre und das Siegel gebrochen hätte, könnte er mit den Schriftzeichen nichts anfangen.
"Vorgefallen, Herrin?"
fragte er daher etwas irritiert zurück. Dass der Artorier ihn wegen ein paar Briefen sogar nach Germania geschickt hatte, brauchte er nicht zu erzählen.
"Nein, Herrin. Zumindest erwähnte mein Herr mir gegenüber nichts"
Warum hätte er so etwas auch machen sollen.
"Aber hier, Herrin, ist der Brief"
er griff in die Tasche und holte die Schriftrolle raus, die er Medeia entgegenhielt, den Blick immer noch gesenkt.[Blockierte Grafik: http://img76.imageshack.us/img76/6909/001ga4.png]
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Ich grüße Dich, Artoria und bringe meine Hoffnung zum Ausdruck, dass Du Dich bester Gesundheit erfreust und es Dir gut geht.
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Lange schon haben wir nichts voneinander gehört. Das letzte Mal, dass wir uns sahen, meine liebe Tante, war auf der Feier, welche Du und Artorius organisiert hatten. Bedauerlich, dass wir trotz dem nicht die Gelegenheit fanden, uns ausführlich zu unterhalten, aber verständlich. Während es mich zurück zur Legio zog, nahmen Dich Deine Pflichten als Aedil in Anspruch, während Artorius wohl von denen eines Magistraten erdrückt wird. Ich wünschte wirklich, wir hätten uns näher kennen gelernt.
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Daher soll dieser Brief als einer nicht nur an Dich, Artoria, sondern an alle in Rom weilenden Artorier gelten. Ich hoffe, dass es Euch in Rom gut geht. Wenn Ihr irgendetwas braucht, sei es Geld oder sonst etwas, scheue nicht, mich zu fragen. Alles, was in meiner Macht steht, werde ich für die Familie auch tun. Richte allen meine wärmsten Grüße aus und mahne sie, dass für den - zugegeben unwahrscheinlichen - Fall, dass ihre Wege sie nach Norden führen, sie in Mantua Station machen und mich besuchen sollen. Es würde mich besonders freuen.
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Mir selbst geht es ganz gut. Viel hat sich nicht geändert und leider kann ich nicht von großen Abenteuern, ruhmreichen Feldzügen und fetter Beute berichten. Alles läuft seinen gewohnten Gang. Manchmal vermisse ich Germania. Seltsam muss sich das in deinen Ohren anhören, wenn jemand davon spricht, dass er ausgerechnet Germania vermisst. Aber selbst diese noch weitgehend wilde Provinz hat auch ihre schönen Seiten, so unglaubwürdig sich das jetzt vielleicht auch anhört.
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Anbei möchte ich Dich darum bitten, dem Überbringer dieser Nachricht in der Casa für ein oder zwei Tage Obdach zu gewähren. Er ist ein Sklave, den ich damals in Rom erwarb und er leistet mir gute Dienste. Schon die Tatsache, dass er alleine aus Mantua nach Rom kam und Dir diesen Brief überreichte, spricht für seine Loyalität mir gegenüber. Behandle ihn also gut und lass nicht zu, dass andere Familienmitglieder ihn ohne Grund tadeln oder ihm gar Gewalt antun. Das würde nicht nur seinen, sondern auch - und vor allem - meinen Zorn nach sich ziehen.
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Nun denn, wie alles andere im Leben, muss auch dieser Brief zu Ende gehen. Lässt sich etwas Zeit entbehren, schreibe mir zurück, dies würde mir eine große Freude sein. Bis dahin verbleibe ich jedoch mit den besten Wünschen und Grüßen.
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Vale, Artoria
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Lucius Artorius Avitus
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Die Unterkunft erwies sich als größer, als Commodus vermutet hatte. Es gab mehrere Zimmer, von denen die meisten allerdings verschlossen waren. In einem Raum mit Regalen und zahlreichen Schriftrollen entdeckte er einen Scriba, der über irgendwelche Tabellen gebeugt saß und angestrengt rechnete. Der Miles, dem er bis hierhin gefolgt war, deutete ihm, sich hinzusetzen und zu warten, was Commodus in seiner Müdigkeit nur allzu gerne tat. Der Soldat selbst tat es ihm gleich. Offenbar nutzte er diese Gelegenheit fernab vom Tor und dem Wachdienst, um sich etwas Ruhe zu gönnen. So warteten sie auf den Artorier.
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Commodus folgte dem Soldaten, sich neugierig umschauend. Das also war die Legion. Sonderlich beeindruckt war er nicht, obwohl er gehört hatte, dass die Römer großartige Paraden abhalten konnten und einen perfekten Formationsritt darbieten konnten oder spektakuläre Schaukämpfe, bei denen die ganze Disziplin der römischen Soldaten zu Tage kam. Er selbst hatte zwar noch nie so etwas gesehen, aber für jemanden, der sein Leben lang mit Pferden zu tun hatte, erschien es durchaus aufregend, hier vielleicht eines Tages in den Genuß zu kommen, bei einer solchen Parade zuzuschauen.
Der Soldat schien nicht sonderlich gut gelaunt zu sein, so dass Commodus ihn mit Fragen, die sich ihm aufdrängten, besser verschonte und diesem wortlos zu dem Heim seines Herrn folgte.
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Dass sein Herr hier als ein Schinder verschrien war, kam Commodus, so wie er seinen Herrn kannte, übertrieben vor. Andererseits... wie gut kannte er den Artorier schon. Für den Augenblick war er jedoch froh, dass der Soldat ihn zumindest zu kennen schien.
"Ich bin Commodus, Sklave dieses Centurio... Optio. Du siehst, gar nicht so einfach, ihm nicht über den Weg zu laufen"
sagte er mit einem unterdrückten Seufzen.
"Ich komme gerade direkt aus Roma... Lass mich passieren, Optio. Wo liegt seine Unterkunft, auf dass ich dort warten kann, bis die Besprechung vorbei ist?"
dem Soldaten die ganze Geschichte um die Insula in Mantua zu erzählen, erschien Commodus zu anstrengend nach einer tagelangen Reise. Er war müde und wollte eigentlich nur etwas essen und schlafen.