Beiträge von Tiberius Petronius Sequester

    Tiberius hatte an diesem Abend ein wenig Arbeit zu erledigen. So verbrachte er schon einige Stunden in dem einen Arbeitszimmer der Casa, als ihm auffiel, dass seine Unterlagen nicht ganz vollständig waren. Nachdem er alles doppelt durchsucht hatte, stand fest, dass er die Rollen wohl in seinem Cubiculum oder aber in Atrium liegen gelassen haben musste.


    Notgedrungen erhob er sich also von seiner Kline und unterbrach seine Nachforschungen, um sich die Tunika wieder zurecht zu zotteln und einmal die gesamte Casa zu durchqueren, weil sein Cubiculum natürlich ausgerechnet am andern Ende des Hauses befinden musste. Scheinbar sollte er nicht studieren.


    Auf halbem Wege erreichte er das Atrium. Die Arme in die Höhe streckend, weil er sich da wohl irgendwo im Rücken eine Verspannung zugezogen hatte, erblickte er einen Haufen Elend. Zuerst wusste er den gar nicht wiederzuerkennen, doch im Grunde konnte das nur Varus sein.


    "Varus?


    Zögerlich und mit wieder herebbaumelnden Armen näherte Tiberius sich seinem Onkel, den er so noch nie gesehen zu haben glaubte. Ein paar Schritte von ihm entfernt blieb er sich räuspernd stehen und war unschlüssig.


    "Es muss etwas passiert sein. Etwas schlimmes. Geht es dir gut?"
    Seltsam, dass die Menschen eben diese Frage immer in den unpassendsten Momenten stellen mussten.

    Sim-Off:

    Ööööh, nein. Bin kein Tiberier. Aber die Petronier sind keinesfalls weniger selbstbewusst. ;)


    Als guter Beobachter entging Tiberius keine der vielen kleinen Regungen der hübschen Frau. Es gefiel ihm, dass sie ihm immer noch gewitzt begegnete und er zweifelte nicht daran, dass sie über mindestens genauso viel gesunden Stolz wie er verfügte. Seine Mundwinkel zuckten ein paar mal ein wenig, nachdem sie sich vorgestellt hatte. Ein schöner Name für eine schöne Frau.


    "Es ist mir eine Freude, werte Iunia" sagte er und neigte erneut das Haupt ein wenig, um der jungen Dame verständlich zu machen, dass sie sein Ansehen genoss. Dann zwinkerte er ihr mit einem Auge zu und räusperte sich leise. Er stand vor einer schweren Aufgabe, nämlich glaubhaft Benehmen zu zeigen und die Neugier auszuleben.


    "Nun, dann möchte ich dich nicht weiter so mitten auf der Straße aufhalten. Sicherlich wirst du bereits erwartet..." Er ging am Ende mit der Stimmlage hoch, doch eine Frage konnte man es dennoch nicht wirklich nennen.

    Ach, es war ein Gemälde. Wahrscheinlich wusste sie das ganz genau, aber die Art, wie sie den Kopf zurücklegte und ihn dabei direkt ansah; wie ihr dunkles Haar dabei weich und einer Flüssigkeit ähnlich ihr Gesicht und ihre Schultern umspielte - all das musste sie für einen Mann, der noch ganz bei Verstand war, sehr interessant machen.
    Wie hieß es so schön? Der Genießer beobachtete und schwieg.


    So wie sie die kleine Nuss, den vermeintlichen Hauptdarsteller dieses im Kontext doch leicht süffisanten Stückes, mit einer anmutigen Bewegung aufhob und ihm zuwarf, fing er sie natürlich nicht auf. Dh, er fing sie auf, allerdings mit einer Bewegung, die zwar lässig wirkte, im Gegenteil aber nicht halb so liebreizend wie die seines Gegenübers ausfiel.
    Dann lächelte er charmant und deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an.


    "Hab Dank für deine Großzügigkeit. Wäre ich ein Mann mit Rückgrat, dürfte ich dein Zugeständnis zwar nie ausnutzen, aber in Anbetracht der Tatsachen und der durchaus vielversprechenden Bekanntschaft wegen, werde ich dieses eine mal auf Kosten anderer ein Auge zudrücken müssen."


    Schließlich zog er eine Augenbraue hinauf und richtete sich kerzengerade auf. Er mochte wie ein Patrizier wirken, die sich meist mit tadelloser Haltung und Körpersprache zu präsentieren wussten.


    "Aber wenn ich mir schon diese Dreistigkeit heraus nehme, dann solltest du zumindest den Namen desjenigen kennen, mit dem du die zweifelhafte Ehre hast. Mein Name ist Petronius Sequester" stellte er sich vor, die geschwollene Stimme am Ende mit einem belustigten Unterton versehend. "Und du bist?"

    Glück gehabt! dachte Tiberius, kaum dass die junge Frau zu lächeln begann und ihn sogleich kess neckte. Tiberius lächelte ebenfalls und schüttelte peinlich berührt ein paar mal den Kopf, wobei er sich an der Schläfe kratzte.
    Dann grinste seine Zielscheibe, was nun wirklich alle Verlegenheit von ihm nehmen musste, solch entwaffnende Wirkung hatte es. Offensichtlich amüsierte es sie ja auch mehr als alles andere, also durfte er bei der hübschen Frau vielleicht etwas gut machen. Mit Charme und Eleganz.


    "Dann bin ich beruhigt. Im Verarzten bin ich nämlich ebenso schlecht wie im Nussschießen. Meine Begabung liegt ganz deutlich in anderen Disziplinen." Tiberius grinste nun auch ein klein wenig und musterte die junge Frau, die mit jedem Augenblick, der seit seiner kleinen Blamage verstrich, hübscher wurde.


    "Dann wirst du mich also nicht anzeigen?" witzelte er und machte dazu ein übertrieben ernstes Gesicht.

    War ja klar gewesen. Trat er einmal (na gut, vielleicht auch zwei oder dreimal[/I]) eine dumme Nuss, so musste sie gleich jemanden treffen. Das war immer so! Hatte nicht letztens erst der Apfel, den er hochgeworfen hatte, um ihn wieder aufzufangen, einer älteren Frau gehörig Kopfschmerzen verursacht? Und wie war das damals in der Therme gewesen, als er sein Können unter Beweis stellen musste? Oh nein, da dachte er besser nicht dran...


    Er seufzte und breitete die Arme verlegen vor sich aus.
    "Es tut mir leid. Das war keine Absicht gewesen, das versichere ich dir. Eigentlich hatte die Nuss nicht mal halb so weit fliegen sollen. Ich hoffe, es hat nicht zu sehr wehgetan?"


    Hm. Dumme Sache. Echt blamabel für einen Mann Mitte 20. Von einem Jungen konnte man sowas ja erwarten... Wie häufig, wenn er sich unwohl in seiner Haut fühlte, fragte Tiberius sich, was sein Onkel Varus in solch einer Situation tun würde. Bis er das wusste, würde die junge Frau sicherlich auch Aufschluss darüber geben, wie sie es fand einfach so angeschossen zu werden.

    Auch Tiberius verstand kein Wort von dem, was die Männer da quatschten - obwohl ihre Stimmen teilweise recht laut wurden, weil sie sich nicht einer Meinung waren. Der Wind verzerrte die Worte, so kam es ihm zumindest vor. Genau genommen interessierte es ihn auch nicht, was irgendwer zu diskutieren hatte.


    Gedankenverloren trat er eine Nuss vor sich her. Traf die Spitze seines Schuhs die Nuss, so flog sie mal in größerem, mal in kleinerem Bogen über die Straße, und immer wieder musste er einen kleinen Bogen laufen. Aber dann schoss er sie wieder. Immerhin hatte er so etwas Beschäftigung, auch wenn es nicht unbedingt zu ihm passen wollte, wie er da lief.


    Er hatte vergessen aufzusehen. Die Nuss flog - und sie flog weit. Die Senatoren verfehlte sie ein Glück, doch dann sah Tiberius eine junge Frau, die das herannahende Geschoss nicht wahrnahm. Und es flog direkt auf sie zu, als müsste es gar nicht mehr herunterfallen.
    Tiberius hielt den Atem an und beobachtete mit unfreiwilliger Miene, was geschah.

    Von seinem außerordentlich ergiebigen Zwiegespräch mit sich selbst in der Casa Petronia gelangte Tiberius, ein groß gewachsener, stattlich gebauter Mann, auf die Straßen Roms, von denen es so viele wie Strohhalme in einem ganze Strohhaufen zu geben schien. Er hatte seinen Mantel eng um sich geschlungen, damit der Wind nicht immerzu zwischen die Falten pfegte und ihn erzittern ließ.


    An einer Kreuzung blieb er stehen und sah in die verschiedenen Richtungen, die sich ihm wie Möglichkeiten darboten. Also: wo entlang? In der einen Straße balke ein Haufen halbwüchsiger Knaben lautstark, indem Laub aufgenommen und hochgeworfen wurde. In der nächsten Straße, also der, die er nehmen würde, wenn er geradeaus ginge, gingen verschiedene Menschen spazieren. Nicht allein, versteht sich. Er erkannte einige Männer, die wahrscheinlich über eine geschäftliche Angelegenheit diskutierten, stehenblieben, wild gestikulierten und neu geordnet weitergingen. Die letzte Möglichkeit führte an einem Park entlang.


    Tiberius entschied sich für den Weg geradeaus und setzte im Spazierschritt den Geschäftsmännern nach. Die Luft tat gut, wenn sie auch recht frisch war. Wie lange es wohl noch hell bleiben würde? Wenn er sich selbst fragte, und momentan konnte er ja nur sich selbst fragen, dann wahrscheinlich schon in einer halben Stunde. Die Dunkelheit kam ja bereits so schnell über das Land.


    Sim-Off:

    Wer mag, der darf =)

    Kaum später kehrte der Knabe zurück und fand den Petronier noch so dasitzend wieder, wie er ihn verlassen hatte. Tiberius schenkte dem Sklaven nur einen kurzen, verstehenden Blick und trank einen Schluck vom neuen Wein, den er nicht bestellt hatte.


    "War ja klar... Kümmere dich um deine Aufgaben" murmelte er danach und tupfte sich die Mundwinkel trocken.


    Und was jetzt? Weiter hier herumsitzen und Trübsal blasen? Wie spät war es überhaupt? Noch Nachmittag oder bereits Abend? Seufzend erhob er sich von der Liege und stellte fest, dass er passenderweise Kopfschmerzen bekommen hatte. Wunderbar! Der Tag wurde immer besser.


    Ohne eine Entscheidung gefällt zu haben trat Tiberius vor die Casa Petronia.

    Nachdem Tiberius mit teilnahmsloser Miene noch den ein oder anderen Schluck Wein zu sich genommen hatte, stellte er den Becher mit Absicht schwungvoll zurück auf den Dreifuß, damit das Rascheln der letzten Blätter in den Bäumen, die vom Wind gegeiselt wurden, einmal übertönt war. Dann war er versucht wieder einfach vor sich hinzustarren, doch gerade als er dazu die gebührende Haltung einnahm (nämlich Kinn auf Hand stützend, sodass die Haut ordentlich Falten schlug), drängte sich unabsichtlich ein Sklave in sein Blickfeld. Der Petronier beobachtete den Knaben einen Moment bei seiner Tätigkeit, dann ließ er ihn mit einem "He, du da! Komm mal einen Moment her" zu sich.


    Das Kind gehorchte und nahm beinahe schneller als der Wind und bewaffnet mit einigen Putzlappen Haltung vor dem Herren an, wonach es demütigst den Kopf senkte. Tiberius wusste warum dieser Sklave so spurte. Es war ja schließlich noch nicht lange her, dass Cinna, der Halbbruder seines Onkels, hier sein Unwesen getrieben hatte. Dieser Mann war unlängst zu den Göttern gerufen worden, nachdem sein Leben bergab gegangen war, aber das war nun schon eine halbe Ewigkeit her und eigentlich war ihm außer Cinna niemand in der Familie bekannt, der so streng und unmenschlich mit den Besitzen umging.


    Tiberius seufzte und reichte dem Knaben mit einer Bewegung, die beinahe einschläfernde Wirkung haben musste, seinen leeren Weinbecher. Der Sklave wollte sofort loslaufen und neuen holen, doch Tiberius ließ ihn innehalten.
    "Sieh mich an. Was denkst du? Sieht so ein stolzer Römer aus?" fragte er und runzelte darüber die Stirn, dann schüttelte er den Kopf. "Nein. Ach, glaub ja nicht, dass es uns jeden Tag gut geht, nur weil wir Römer sind. Es ist ein.... ein ständiges Auf und Ab. Ja, wie Berg und Tal." Er nickte und versank in Gedanken.


    Der Junge sah den Herren etwas unsicher an. Er wusste nicht recht, was der Petronier damit meinte oder was er erwidern konnte. Kurz sah er zu dem Weinbecher in seiner Hand und glaubte damit die Ursache für das Geschwafel des Römers gefunden zu haben. Wenn er dem Herren jetzt noch einen Becher voll brachte... Was er wohl dann quatschen würde? Der Sklavenjunge musste sich ein Grinsen verkneifen und trat von einem Bein unruhig auf das andere.
    Wurde er jetzt hier noch gebraucht? Bekam der Petronier noch mit, dass jemand außer ihm anwesend war oder schlief er vielleicht mit offenen Augen?
    Zum Test räusperte der Knabe sich leise. Tiberius reagierte in keinster Weise, also trat der Junge einen Schritt zu Seite, ohne dass ihm der Kopf oder auch nur der Blick des anderen folgte. Also verschwand das Kind.


    "Bitte, Herr." Eine leise Kinderstimme ließ Tiberius aus seinen Gedanken hochschrecken. Der Sklave hatte ihm seinen neu aufgefüllten Becher zurück gebracht. Dabei wollte er doch gar keinen Wein mehr.
    Er seufzte ein murmeliges "Danke..." und fasste den Jungen noch einmal ins Auge. "Ist denn außer mir kein Familienmitglied anwesend?"
    "Das weiß ich nicht, Herr. Aber ich werde einmal nachsehen gehen, wenn es gewünscht wird."
    Tiberius nickte. "Tu das."


    Dann verschwand der Knabe auf der Suche nach irgendeinem Familienmitglied.

    Tiberius Petronius Sequester war an sich kein fauler Mensch. Momentan allerdings schienen sich seine Lebensgeister gegen ihn verschworen zu haben. Da war er doch tatsächlich zuerst krank geworden und nun plakte ihn eine Unlust, die er einfach nicht überwinden konnte. Die einzige Erklärung die er dafür hatte, war: Das Wetter. Jetzt, da die Natur starb, wurde der junge Petronier das Gefühl nicht los, dass die Zeit verlangsamte. War ja auch nicht verwunderlich, schließlich stand der Winter vor der Tür. Und wenn Tiberius eins nicht leiden konnte, dann war es die dunkle, kalte Jahreszeit.


    Dunkel und kalt war es auch im Atrium der Casa Petronia. Es zog um die Beine herum, weil es draußen stürmte. Tiberius hatte sich in einen warmen Mantel gehüllt und flätzte sich mufflig und müßig auf einer Kline, das Kinn auf einen Arm gestützt und trübsälig vor sich hinstarrend.


    Sein Vorhaben, eine Arbeit zu finden, hatte er bis auf weiteres aufgeschoben. In seinem Zustand konnte er eh niemandem das Vertrauen abgewinnen, dass er seine Aufgaben auch wirklich immer korrekt erledigen würde. Und Lust verspürte er auch keine.
    Er seufzte und steckte sich einen Finger in die Nase, weil ihn da ein Popel nervte. Das klebrige Ding schnippte er anschließend davon, seufzte wieder und nahm sich mit trägen Bewegungen seinen Weinbecher.
    Kalt. Der ehemals warme Wein war kalt geworden. Natürlich. Wie konnte es auch anders sein, er saß ja auch bestimmt schon länger als eine Stunde hier so rum.

    Sequester nickte zuerst Varus ernst zu und gab dem freundlichen Besitzer dann noch die Hand zum Abschied. Auf dem Weg aus dessen Haus heraus sagte er neben ihm hergehend zu ihm:


    "Vielen Dank. Ich hoffe, das wird vorerst der letzte Überraschungsbesuch von Bewohner bzw. Tavernenbesitern der Insula gegenüber gewesen sein. Da drüben wird sich einiges tun. Du wirst es ja beobachten können." Er lachte. Sie erreichten gerade die Tür und Sequester wandte sich dem stattlichen Herrn zu.


    "Es wäre uns eine Freude, wenn wir dich nach der Wiedereröffnung in der Taverna Apicia einmal als Gast antreffen würden. Auf einen guten Becher Wein, hm? Also! Ave, Silius!"


    Der Mann verabschiedete sich und machte Hoffnungen, dass er endlich mal eine Sandale in die Taverne tun würde, was er eh schon seit langem einmal vorgehabt hätte.
    Varus und sein Neffe traten wieder auf die Straße, wo sich augenblicklich Fältchen auf der Stirn des Jüngeren einstellten.


    "Und wo finden wir diesen Taccus Cnaccus? Was ist das überhaupt für ein Name? Hab ich ja noch nie gehört. Eins können wir jedenfalls schonmal festhalten: So wie dieser Kerl heißt, arbeitet er auch. Ich könnte mir vorstellen, dass der Gute ganz schön eingerostet ist."


    Tiberius grinste kurz zweckmäßig.

    Sequester stand neben Varus und neben Sequester stand Silius, der Besitzer der Wohnfläche unter dem Dach, auf dem sie nun standen und von dem aus sie einen guten Blick über die Insula direkt gegenüber hatten. Seuester hatte die Arme in die Seiten gestemmt und schüttelte den Kopf. Sowas konnte sich ja gar nicht ausgehen.


    "Das ist nicht nur größenwahnsinnig, das ist auch noch fahrlässig... Die können froh sein, dass die unteren Ebenen noch nicht restlos nachgegeben und die Bewohner unter sich begraben haben...", kommentierte er und schüttelte ebenfalls ungläubig den Kopf.


    "Der alte Afranius auf der Rückseite der Insula befürchte letztens wohl auch schon, ihm würden demnächst die Badenden ins frisch gemachte Bett fallen."


    Sequester lachte, aber es hörte sich an wie ein Schnauben. Die Vorstellung hatte doch was an sich. Er sah zu Varus.


    "Und wer ist dafür zuständig, dass das ganze Wasser dort verschwindet?"

    "Hmhm", nickte Seuester verstehend und ging neben Varus her zurück in die Culina. "Dennoch ganz schön lange. Hoffentlich nimmt das alles eher weniger Zeit in Anspruch..."


    Durch die Culina hindurch kamen sie in den Lagerraum, der noch einmal genau betrachtet wirklich gut aussah im Vergleich zu den anderen Räumen und hinaus auf die Straße. Ob er wen wüsste, der die Stelle des Vilicus übernehmen könnte. Tiberius wiegte den Kopf und sah zu, wie Varus die Taverne wieder verschloss.


    "Könnte sein. Ich werde mich einmal umhören. Aber ich weiß so auf die Schnelle niemanden, der gerade so eine Beschäftigung sucht."


    Er würde nachher mal ein paar Leute aufsuchen. Sie standen vor den Häusern auf der anderen Straßenseite und Sequester sah mit gegen das Sonnenlicht beschirmten Händen hinauf zu den Dächern. Dann deutete er auf eins, das hoch genug war und zudem im richtigen Winkel gebaut war, sodass sie gut auf das Dach der Taverne würden blicken können.


    "Ich denke, wir sollten den Bewohnern dieses Hauses dort mal einen kleinen Besuch abstatten."

    Tiberius kratzte sich im Nacken und wich dem bösem Blick aus. Na gut. Dann war er eben nicht aufzumuntern, verlor er ja auch schließlich jede Menge Geld.


    Er folgte Varus äußerst vorsichtig die Stufen hinauf und durch die Zimmer. Über seine Schulter hinweg betrachtete auch er die Risse, die bedrohlich weit klafften und besah sich dazu häufig die Decke, da ihm all das ein mulmiges Gefühl im Bauch verursachte. Eigentlich hatte er das mit dem Einstürzen nicht wortwörtlich gemeint, hier stand die Drohung aber wie ein Gegenstand neben ihnen.


    Eins stand fest: Er war froh, dass er nicht in der Haut des Vilicus stecken musste, wenn Varus über ihn herfallen würde. Das würde sicherlich eins der unangenehmen Erlebnisse für dejenigen b edauernstwerten Tölpel werden.
    Leise lachend und nickend ging er vor Varus also wieder die Treppe hinab, durch den Vorhang in den Schankraum.


    "Was meinst du, wie lange die Renovierung dauern wird?", fragte er im Gehen noch.

    Tiberius zog die Mundwinkel nach hinten, als Varus ihn anhmpfte, um zu kommentieren, was er von seinem Beitrag hielt. War ihm schon klar gewesen, deswegen schluckte er nun auch jeden weiteren Kommentar herunter, um seinen Onkel nicht zusätzlich noch zu reizen.


    Nein, der Riss war wirklich nicht gut. Er selbst hatte nicht ganz so viel Ahnung von der Architektur eines Hauses, aber auch ohne großen Wissensschatz zu dem Thema ahnte er, dass so ein Riss der Statilk der Taverne schadete.


    "Hm. Ich denke, wenn das Haus einstürzt ist es besser, wenn man so wenig Stockwerke wie möglich über sich hat." Er grinste kaum merklich mit gerunzelter Stirn und sah nach oben.
    "Lass uns gehen. Das werde ich mir doch nicht entgehen lassen."

    Tiberius beobachtete Varus mit unheilvoller Miene, wie der seine Wut an dem Schild ausließ, das hinterher zerbrochen am Straßenrand lag. Verstehen konnte er es ja, denn eine Frechheit war es, einfach so ein Lokal zu schließen, ohne vorher den Inhaber in Kenntnis zu setzen.


    Als sie die Taverne betraten, triumphierte Varus sogleich und ließ Sequester die Decke ansehen. Dann sah er mit gerunzelter Stirn zurück zu Varus.


    "Naja, aber das ist ja auch nur das Lager. Wenn hier die Decke heruntergefallen wäre, hätte es sicher nicht die gleichen Auswirkungen gehabt.. Oder bewirtest du hier deine Gäste? Komm, lass uns mal in den Schankraum sehen. Ich bin gespannt, wie er nun wirklich aussieht oder ob da einfach jemand größenwahnsinnig geworden ist."


    Nochmal wanderte der Blick prüfend zur Decke, die eigentlich gut aussah.