Beiträge von Ikarus

    "Verzeihung, Herr!", entschuldigte ich mich demütig. Zum Glück konnte ich das 'das ist halt mein erster Einsatz als Küchensklave' zurückhalten, obwohl ich es liebendgerne gesagt hätte. "Soll ich es aufwischen?", fragte ich noch schnell, aber schon ein wenig genervter. Warum war ein Sklave eigentlich ein letzter Dreck, aber musste diesen noch aufwischen?

    Vor dem Officium angekommen, mit Kanne und Becher in der Hand rückte ich noch ein letztes mal die Tunika zurecht, klopfte an und trat, ohne zu warten ein. "Das Wasser, Herr.", sagte ich dem anderen Herren zunickend und stellte es ohne, darauf zu achten, was er gerade tat - was geht das mich auch an? - auf den Tisch ab und schnenkte ihm schwungvoll ein wenig Wasser in den Becher ein. Vielleicht ein wenig zu schwungvoll, denn ein Tropfen klatschte auf den Boden, aber daran würde wohl niemand sterben. Dann blickte ich auf und wartete zwei Sekunden, ob der Herr noch etwas sagen wollte.

    Sim-Off:

    Sklaven können halt nicht lesen :D


    Ich verschwand, als mein Herr kam und mich wegschickte, aber zu gerne wäre ich noch da geblieben und hätte weiter gelauscht. Diesmal genau anders herum. Ich blickte mich noch mal kurz zum und rückte mein Tunika gerade verbeute mich leicht vor meinem Herren und verschwand ruhig einem Sklaven eines Patriziers würdig in einer Tür. Dann beschleunigte ich meine Schritte und besorgte in der Küche eine Kanne voll Wasser, aber wo waren die Becher. Nach kurzem Suchen und mit Hilfe der Köchin fand ich sie und ich nahm sie zwar nicht dankend aber zunickend an. Ich glaube, die Sklavin konnte gar kein Latein. Das war aber auch egal. Also ging ich mit dieser Sache wieder zurück. Und zwar wollte ich durch das Atrium gehen, aber einige Patrizier oder Gäste dir mir entgegen kamen ließen mich doch um Entscheiden und ich suchte auf dem direkten Weg das Zimmer des Tiberius Durus auf. Aber dann, schwörte ich mir, würde ich wieder ins Atrium kommen. Ganz "zufällig". Ich wollte mehr über diese komische Person wissen. Mein Herr nannte sie Luciana, sie kannten sich scheinbar...

    Ich schluckte, als sie mich völlig unerwartet hochhob. Das war ich nicht gewöhnt, überhaupt nicht. Mich hat noch nie jemand hochgehoben, glaubte ich. Wir wurde schon fast schwindlig. "Ja, zu deutlich.", sagte ich ein wenig lauter als gewohnt und hoffte insgeheim, aber sprach es lieber nicht aus, dass jemand mir zu Hilfe kommen würde. War diese Frau verrückt, was wollte die denn? "Und lass mich runter.", sagte ich wieder ein wenig lauter und erst jetzt viel mir auf, dass ich mich selbst in eine Gefahr gebracht hatte. Ich solte doch den Mund halten. Ich hätte mir gerne mit der Hand vor die Stirn geschlagen, es ging aber nicht, da ich mit ihnen zappelte.

    "Ein Gast der sich versteckt?", dachte ich unabsichtlich laut, zu laut?! Mein Kopf rutschte einige Centimeter nach vorne und ich war ziemlich baff. Konnte ich ihr denn trauen? "Nunja!", hüselte ich ein wenig verlegen. "Ich... äh..." Scheiße, ich wusste nicht was ich jetzt sagen wollte. Trotzdem wich ich den Blicken nicht aus, sondern stellte mich ihnen.

    "Gegenfrage: Was willst du hier? Bist du eine neue Sklavin?", fragte ich auch nicht gerade in meinem besten Ton zurück. Ich wusste, dass wir nicht zu viel hierrum stehen sollten, aber andererseits war ich neugierig. Es kam mir ziemlich gallisch vor, was hier vor sich ging. Und ich musste noch meinem anderen Herren ein Wein bringen. Also wartete ich ungeduldig auf eine Antwort.

    Neugieriger geworden ging ich näher an das Geschehen heran. Der Gast mochte die Statue scheinbar, der Herr wohl eher nicht. Jedoch was ich dann erkannte, ließ mich ein wenig erstaunen. Immer mehr formten sich die Umrisse einer Frau. Eine Sklavin vermutlich, aber wieso versteckte sie sich dann? Einige Fragen schossen mir durch den Kopf und ich blickte zu dem Gast, und dann wieder zur Statue. Zum Glück stand ich einigermaßen im Schatten, so dass ich nicht alzu sehr auffiel. Die erste Lektion als Sklave: Falle nie zu sehr auf. Vielleicht versteckte sie sich deshalb. Komisch.

    Sim-Off:

    Darf ich?


    Auf meinen Weg zu einer neuen Aufgabe lief ich geradewegs durch das Atrium. Mit einem Seitenblick bemerkte ich zwei Personen, einer aus dem Hause und scheinbar sein Gast. Ich wollte nicht stören, und durfte es auch nicht, also ging ich ganz normal weiter. Gerade als ich eine der schweren Türen öffnen wollte, viel mir auf, dass sich der Gast auf die Statue zubewegte. Das war zwar nicht besonders, aber ich glaubte jemanden hinter der Statue zu erkennen. Ich warf einen fragenden Blick in die Richtung und schärfte meine Augen.

    Eines hellen morgens stand ich schon in der Frühe auf. Inzwischen hatte ich mich einigermaßen eingewohnt und meinen Tagesrythmus gefunden. In der Wasserschale vor mir spiegelte sich mein Abbild. Ich tastete alles ab und stellte zufrieden fest, dass nicht fehlte. Dann nahm ich eine handvoll Wasser und spritze sie mir sorgsam in das Gesicht. Es war angenehm, wobei es draußen ja auch nicht immer so warm war. Ich schlüpfte in meine Sklaven Tunika und begann einen neuen Tag in meinen Leben. In meinem gemütlichen Leben. Ja, mir gefiel es hier, immerhin waren es Patrizier. Ja mich gab es auch noch, in der Masse der Sklaven, auch wenn ich stumm war.

    Ich lag noch müde in meinem Bett, als die Tür auf ging und der Hühne Titus mich mal wieder weckte. Sofort sprang ich auf die Beine und schüttete mir kurz Wasser über mein Gesicht. Ich hatte in Tunika geschlafen, nachdem ich gestern so müde war und ich stank ein wenig, aber das macht mir nicht aus. Hoffentlich auch nicht meinem Herren. "Ja, Titus, ich komme.", sagte ich und stand vor ihm. "Wo gehts lang?"

    "Sicher.", sagte ich und stand auf, trank noch kurz einen Schluck und sagte so etwas wie in Richtung "danke". Ich begab mich in Liegestützposition. Wieder gestärkt begann ich mit der ersten. Ich war hier in Rom und machte Liegestützen? Ich war in der ewigen Stadt, dem Zentrum der Welt, der schönsten und größten Stadt der Welt und machte Liegestützen?! Ich hatte mir Rom anders vorgestellt. Ich hoffte, dass ich bald mal hier raus aus diesen Gemäuer kommen würde. Aber noch war ich beim Liegestützen machen. Was solls? Ich war auch nur ein Sklave unter vielen. Ich hatte gehört, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung Roms Sklaven waren. Was machte da einer schon aus?

    Ich aß weiter und weiter. Dann trank ich ein wenig und blickte zu Titus, dann zu Rahel. "Danke, das war gut." Mein Blick wanderte wieder zu Titus und ich überlegte, was ich wohl als nächstes machen durfte. "Scheinbar werden die Sklaven hier auch nicht so oft ausgepeitscht, wie mir scheint.", warf ich noch lächelnd ein.

    "Ich habe eine Nacht hier verbracht. Die Villa kenn ich nicht wirklich und die Sklaven kenn ich nur vom sehen.", erklärte ich geduldig. "Zumindest nicht näher." Mein Blick wanderte zu Titus: "Wie lange bist du eigentlich schon 'in Diensten' meines Herrens?" Ich trank einen kleinen Schluck Wasser und aß wieder.

    "Ich habe noch nicht viele anderen Sklaven kennengelernt.", antwortete ich Titus mit einem Zwinkern und schenkte Rahel eine Lächeln. Endlich was zu essen. Ich blickte darauf und griff von dem Tablett einen Teller Puls. Ich hatte ein Dach über den Kopf, was wollte ich mehr? Essen. Und das bekam ich auch. Mein Herr war wirklich kein schlechter. [auf Schleimspur ausrutsch :D]

    "Nun gut...", begann ich langsam, aber ich wollte es nicht wirklich. Ich kniete mich auf den Boden und stützte dann die Arme auf und ab ging die Post. Eins. Ging sogar noch ganz gut. Zwei. Auch. Drei. Solangsam kam ich in Schwung. Vier. Ich fühlte mich federleicht. Fünf. Schon etwas schwieriger. Sechs. Mit Anstrenungnen, aber problem los. Sieben. Die Beine schwachen etwas ab. Acht. Die Arme kommen dazu. Neun. Ich habe Hunger. Zehn. Na endlich.

    Ich druckste herum. Mir gefiel es nicht, dass er mir die Befehle gab, allerdings wollte ich mich nicht mit ihm anlegen. Nicht nur wegen der Größe, sonder vor allem wegen der Stärke. Ich entschied mich für die Variante: "Kann ich nicht noch vorher etwas essen?" Ich hatte Hunger zwar keinen großen, aber es war ein gute Ausrede.

    "Ich brauch sowas auch nicht umbedingt.", sagte ich und zog ein wenig an, ohne zu reden. Brachte mich meistens sowieso aus dem Atem. Das Laufen ging gut, bis ich schließlich mich spürte, als würde mir eine Hasta in beide Seiten gebohrt werden. Ich versuchte regelmäßiger zu atmen, aber es wurde immer schlimmer und mein Gesicht verzog sich vor Schmerzen.

    "Mädchen. Tja, ein fremdes Wesen für mich. Ich kannte nur wenige. Eine davon habe ich sogar mal... näher kennen gelernt. Wurde dann aber verkauft, glaube ich.", erzählte ich grinsend von meinen Erfahrungen. "Aber ansonsten kannte ich gar keine. Zumindest näher." Ich seufzte und sah noch einmal die Schönheit vor mir. "Schicksal, rede ich mir manchmal ein."

    Ich trabte langsam los. Der Riese gefiel mir immer mehr. Außerdem war er gar nicht so schlimm wie er aussah. "Ich", begann ich beim Laufen, "komme aus Griechenland. Ein Leben lang Sklave gewesen und ich werde es wohl auch ein Leben lang sein." Mir war nicht nach erzählen, auch nicht so nach laufen, aber es musste wohl sein. Mir ging es schon besser, dank einer Mahlzeit. Aber scheinbar musste ich mir mein heutiges Frühstück erst verdienen. "Falls ich so forsch sein darf, wo kommst du denn her?"