Beiträge von Varinia

    Auf meine Worte hin erwiderte er nichts, sondern berührte mich leicht an der Wange, was mich zittern ließ. Immer näher kam er mir und ich spürte, wie das Herz in meiner Brust regelrecht zu bersten schien, so schnell schlug es dagegen. Automatisch stellte ich das Glas ab, bevor ich es nicht mehr halten konnte, denn nicht nur meine Hände begannen zu zittern, sondern der ganze Körper, als sich seine Lippen auf die meinen legten. Im ersten Moment war ich wie erstarrt, doch dann wurde mein Körper weich und ich schmiegte mich schon fast erleichtert an ihn und erwiderte seine Berührung zaghaft, schloss die Augen und öffnete leicht meine Lippen, um mit meiner Zunge die seine zu suchen, leicht zu umspielen…

    Das restliche Essen verlief schweigend, zumindest einige Zeit lang und ich blickte meinen Herrn immer wieder unsicher an, aß aber weiter, ohne zu reden. Die Nähe war seltsam und doch schön. Löste ein Prickeln aus, ließ die Gedanken um ihn kreisen und meine Hände leicht zittern beim Essen. Am Glas mit verdünntem Wein hielt ich mich schon fast fest, während ich wohl etwas zu schnell und zu viel trank. Doch irgendwelche Auswirkungen hatte meine Unsicherheit…


    Wieder lauschte ich seinen Worten und sie lösten ein schnelleres Klopfen meines Herzens aus. Wie konnte er das jetzt schon sagen? Wie konnte er das wissen? Die Gedanken schwirrten durch meinen Kopf.


    »Ich... Habe nicht gelernt, zu sagen, was ich denke… Mir war das immer verboten. Und… Es ist nun einmal so, dass man seinem Herrn gegenüber gewisse Förmlichkeit zu beachten hat. Oder etwa nicht?
    Ich... mag dich auch… Sonst wäre ich nicht hier… Doch… weiß ich nicht, ob ich die Konsequenzen fürchten soll oder nicht. Gefühle… Sind nicht … erlaubt…«

    Mit klopfendem Herzen stand ich da und als er mich bei der Hand nahm, um wieder zu sich zu ziehen, leistete ich zunächst ein wenig Widerstand, bevor ich mich wieder zum Bett ziehen ließ. Langsam ließ ich mich wieder nieder und da er mich zu sich gezogen hatte, saß ich nun direkt neben ihm, anstatt am Ende des Bettes, was mich ziemlich durcheinander brachte. Ich konnte die Wärme seiner Haut regelrecht spüren, so nah war er mir und ich rutschte ein wenig an meinem Platz umher, weil ich nicht wusste, wie handeln.


    Seine Worte, dass das ganze ein Scherz war, beruhigte mich ein wenig, die nächsten Worte allerdings ließen mich verlegen meinen Kopf senken. Meine Hände wurden wieder ineinander verschlungen vor Verlegenheit. Erst als ich redete, blickte ich wieder auf, direkt in seine Augen.


    »Ich... Was soll ich dazu sagen? Es ist… seltsam, Komplimente zu bekommen… Zu hören, was du mir sagst…«

    Auf seine Worte hin nahm ich auch ein Stück Brot und begann langsam zu essen. Als er allerdings fragte, ob nicht Gaius für das Frühstück verantwortlich gewesen wäre und nicht ich, verschluckte ich mich und lief rot an. Schnell sprang ich auf und ging zwei drei Schritte zurück.


    »Es ... tut mir leid. Ich wusste nicht… Dachte, ich könne helfen… wollte nicht… Ich hab ihm das Tablett abgenommen, um es dir zu bringen… Dachte… Ach nichts…«


    Verlegen stotterte ich vor mich hin und verstummte dann, ohne eigentlich etwas sinnvolles über die Lippen gebracht zu haben...

    Langsam wachte er auf und nachdem er wach genug schien, setzte er sich auf und im ersten Moment wollte ich mich schon umdrehen, da ich dachte, er würde aus dem Bett kommen, doch er blieb sitzen und so blickte ich ihn wieder zögernd an. Was man von ihm sah, schaute nach einem recht attraktiven Mann aus und vermutlich war er es auch gewohnt, dass er den Frauen gefiel.


    Auf seine Worte hin, röteten sich meine Wangen leicht, aber ich lächelte ihn doch kurz an. »Du schmeichelst mir...«, meinte ich dann und als er sagte, dass ich mich zu ihm gesellen solle, blieb ich erst betreten stehen, bevor ich mich zögernd näherte und mich ganz leicht an die äußerste Kannte des Bettes setzte.


    »Es ist doch dein Frühstück...«, meinte ich leise, versuchte aber nicht, mit ihm zu streiten. Wenn er meinte…

    Lange hatte ich nicht geschlafen, zu sehr war ich es gewohnt, früh wach zu werden und zur Arbeit zu eilen. Auch heute gelang es mir nicht und trotz dem dass ich ewig wach gelegen war, konnte ich nicht mehr schlafen. Schnell schlüpfte ich in die Kleidung und überlegte, was ich als erstes tun sollte, als mir auf dem Gang ein Sklave mit einem Tablett begegnete. Neugierig fragte ich ihn, wo er das hinbrachte und etwas irritiert antwortete dieser, dass das das Frühstück des Herrn sei.


    Langsam ging ich dem Mann nach, bis dieser vor dem Zimmer von Strabo stehen blieb. Kurzerhand fragte ich ihn, ob ich das nicht machen könnte und etwas erleichtert, eine Arbeit weniger zu haben, drückte dieser mir das metallene Ding in die Hand und verschwand genauso schnell wie er gekommen war.


    Leicht klopfte ich an und öffnete dann zögernd die Türe. Ich wollte meinen Herrn ja nicht überraschen und so lugte ich erst hinein und als ich mir sicher war, dass er noch im Bett und unter der Decke lag, glitt ich in den Raum und stellte das Tablett an den Nachttisch und berührte meinen Herrn leicht an der Schulter, zog mich aber sofort wieder zurück.


    »Guten Morgen... Gut geschlafen? Das Frühstück ist hier…«, weckte ich ihn mit leiser Stimme…

    Als ich ihn anlächelte, schien irgendwas zu passieren.. Etwas, das wohl ihn genauso wie mich ergriffen hatte. Spontan beugte er sich vor und küsste mich leicht auf die Wange, was das Gefühl hinterließ, als würde ich brennen. Meine Augen weiteten sich und ich konnte nichts mehr sagen, als er mir eine gute Nacht wünschte und verschwand. Erst als er den Raum schon verlassen hatte, erwachte ich aus meiner Erstarrung, fuhr mit einer Hand an meine Wange und berührte die Stelle, die seine Lippen gestreift hatte.


    »Gute Nacht... Du auch...«, flüsterte ich noch.


    Etwas benommen und irritiert legte ich mich dann, nachdem ich mich entkleidet hatte ins Bett und kuschelte mich unter die Decke. Lange noch lag ich wach und dachte an den heutigen Tag. Soetwas … mit so etwas hatte ich nicht gerechnet…

    Bei seinen Worten lächelte ich. Es schien, dass er mir nicht verbieten würde, wen kennen zu lernen oder eine Familie zu gründen, wenn es denn soweit kommen sollte. Ich fing an, ihn wirklich gern zu haben und das nach so kurzer zeit. Er war ein besonderer Mensch und ich konnte mich wohl glücklich schätzen, dass er mich gefunden und gekauft hatte.
    Als er dann aufstand und meinte, dass er nun wohl gehen sollte, blickte ich ihn erst ein wenig traurig und verwundert an, bevor mein Gesicht wider die ausdruckslose Maske der Sklaven annahm.


    »Wenn du denkst... Ich wünsche eine gute Nacht… Und… Danke… Ich glaube, ich werde mich hier bei dir sehr wohl fühlen. Du hast mir ein Heim gegeben…«


    Bei meinen Worten lächelte ich und wieder legte ich kurz meine Hand auf die seine, bevor ich sie schnell wieder zurück zog, meinen Kopf senkte und nach einem Moment ihn wieder vorsichtig anlächelte.

    Meine Augen ruhten ruhig auf meinem Herrn, während er redete, bevor ich leicht lächelte und meinen Blick abwandte, die Wand anstarrte und schwieg. Einige Momente lang war es ruhig im Raum, bevor ich endlich mit ruhiger Stimme antwortete.


    »Nun, es scheitert vielleicht nicht an meinem Aussehen und an meiner Intelligenz, auch wenn ich jetzt beides mal so dahingestellt lasse. Es scheitert eher an meinem Stand. Auch an der Bereitschaft des Herrn, mir einen Mann beziehungsweise eine Familie zu erlauben kann es scheitern… Und an… nun.. Kontaktmöglichkeiten? Ich habe nicht all zu viele Menschen kennen gelernt, da ich die meiste Zeit bei meinem Herrn auf seinem besitz war…«

    Immer noch hielt ich das Glas in der Hand und hatte noch nichts getrunken. Langsam nippte ich an der Flüssigkeit, nahm aber nicht zu viel, da ich sehr genau um die Wirkung des Weines Bescheid wusste. Nur ungern ließ ich mich von diesem Getränk kontrollieren, was der Fall war, wenn man zuviel davon zu sich nahm und genau das missfiel mir. Ich wusste lieber, was ich tat…


    »Was wäre denn die Richtige? Und… Was hat das mit dem Beruf zu tun? Wenn du hier wohnst… muss sie doch nur auch hier sein. Mehr ist doch nicht von Nöten, oder doch? … Ich hab noch niemanden gefunden, aber ich denke, eines Tages wird ich da auch ein wenig Glück haben. Bis dahin heißt es halt… träumen…«

    Als ich ihn hinein bat, winkte er mich wiederum ins Zimmer und Achselzuckend ging ich voraus, um dann etwas verwundert nach hinten zu blicken, als er verschwand. Doch recht schnell kam er mit Wein und zwei Gläsern zurück, schloss die Tür und setzte sich zu mir neben mich aufs Bett, der Einzige Platz, an dem man sitzen konnte, da das Zimmer nur spärlich eingerichtet war. Das Glas in die Hand nehmend und die rote Flüssigkeit nachdenklich betrachtend, hörte ich ihm zu. Meine Träume und Wünsche?...


    »Wie ich hier her gekommen bin? Nun, mein alter Herr… Er hat sich wohl etwas mit seinen Sesterzen verschätzt. Er hat sich verschuldet… Und musste schlussendlich alles versteigern, was er irgendwie entbehren konnte und eben uns Sklaven auch. Wie ich zu dir gekommen bin, nun… Du hast mich gekauft…
    Meine Träume… Ich weiß nicht… frei sein… Eine Familie… Zugehörigkeit. Seit meine Mutter tot ist, hab ich eigentlich niemanden mehr. Meinen Vater kenn ich nicht, Geschwister hab ich keine… Doch ich hätte gern selbst eine Familie…«

    Als er mich durch das Haus begleitete, versuchte ich mir so gut wie möglich den Weg einzuprägen. Ich sollte wissen, wo ich wohnte, in welchem Trankt und welches Zimmer, damit ich nicht jeden Tag durch das Gebäude irrte.
    Als er meinte, dass er mir noch Gesellschaft leisten könnte, wenn ich wolle, lächelte ich leicht und meine Augen blitzten kurz schelmisch auf.


    »Gegen Gesellschaft hab ich nie etwas einzuwenden… Und Ich käme nicht auf die Idee, dir die Türe vor der Nase zuzuknallen. Wenn meine Gesellschaft dir nicht zu eintönig und langweilig wird… So tritt ein und bleib noch ein Weilchen…«


    Sie wusste, dass diese Worte auch zweideutig klingen konnten, doch sie wusste nicht, wie sie sich sonst hätte ausdrücken sollen. Wie er es auffasste und ob er ihr böse war, würde sie ja sehen…

    Langsam fröstelte ich. Die Sonne war schon hinterm Haus verschwunden und es war schon um einiges dunkler als vorhin, wo wir in den Garten gegangen waren. Es war unglaublich, wie schnell das Licht am Abend verschwand… Neben ihm schritt ich zum Haus zurück, wieder eingehängt und seltsam irritiert.


    »Ja... Das wäre wirklich nett… von dir. Ich glaube nicht, dass ich mich hier schon zu Recht finde und überhaupt weiß, wo ich hin soll. Ich denke… ich werde mir noch mit irgendwas die Zeit vertreiben… Müde bin ich noch nicht wirklich, aber ich habe ein Fenster im Zimmer, wenn ich mich richtig erinnere… Werde ein wenig die Nachtluft genießen…«

    Als er mich gähnend und etwas verlegen grinsend ansah und meinte, dass er nun wohl wieder nach drinnen gehen wolle, stand ich fast hastig auf. Alleine wollte ich nicht hier bleiben. Der Garten war mir doch etwas zu groß und unüberschaubar, als dass ich mich hier im Dunkeln zurechtfinden würde. Es war zwar ein abrupter Abbruch des Gespräches, aber er hatte Recht, es war schon spät, Zeit, sich ins Haus zurückzuziehen…


    »Nein, ich möchte mitgehen. Ich weiß nicht… Noch bin ich ungern irgendwo hier alleine… Erst einmal sollte ich besser alles am Tage kennen lernen, bevor ich in der Nacht durch die Gegend geister…«

    Insgesamt schien es ihm gewaltig zu missfallen, wie ich dachte, wie das römische Volk unser Leben bestimmte, wie wir zu denken hatten… Nun, ich konnte es ihm nicht verdenken, auch mir gefiel es nicht, Sklave zu sein, doch von einem Tag auf den anderen umzudenken war schwerer als er es sich vorstellte. Schon alleine wie er reagierte, wie es ihn zu deprimieren schien, zeigte mir, dass er in seinen Gedanken und Handlungen anderen weit voraus war…


    »Nein, beibringen, dass ich frei sein soll, dass ich mich »freidenken« soll, das kann nur ich selbst mir… Auch zu kämpfen… Ja, das tu ich im Geiste schon immer, schon immer fand ich meinen Status als nicht gerechtfertigt und hab mir geschworen, dafür zu kämpfen… Alleine der Blick meiner Mutter, die Resignation hat mich immer dazu angestachelt… Nur, so etwas seinem Herrn zu sagen zeugt nicht gerade von Intelligenz…«


    Prüfend sah ich ihn an. Das ganze konnte auch eine Falle sein, um herauszufinden, wie ich zu meinem Leben stand, wie gehorsam ich sein würde und ich wusste, dass ich mich im Moment auf einem sehr schmalen Weg befand, der auf beiden Seiten steil abfiel und ich wusste nicht, ob ich heil auf der anderen Seite ankam oder ob ich nun mein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte…


    »Du tust recht viel für deine Sklaven… Für uns… Schon alleine dass wir mit dir speisen können, dass wir reiten lernen dürfen… Und auch anderes… Sagt sehr viel über dich aus. Und nein, meine Pflichten werde ich nicht vernachlässigen. Auch wenn ich noch so viele Freiheiten habe… Meinen Status und meine Arbeit werde ich dadurch nicht vergessen…«


    Wieder dieses Lächeln, das mich dazu brachte, freier zu atmen, weniger verkrampft zu sein und mich dennoch durcheinander brachte. Er war ein außergewöhnlicher Mensch und mit ihm zu reden war faszinierend…


    »Nein, und ich glaube auch nicht, dass ich je die Gelegenheit dazu haben werde, auch wenn ich mir den Palast wunderschön vorstelle. Ja, er ist reich, der Kaiser… Und vermutlich hat er so viel, dass er das ganze Land ernähren könnte… Wenn aber alles Geld dafür weggehen würde, wäre Rom, Italien sehr schnell ein recht armer Staat. Ich bin schon froh, dass wir Frieden haben… Ansonsten denke ich nicht viel an den Kaiser…«

    Als er sich so energisch wehrte, den Begriff »Gegenstand« von mir für uns Sklaven zu akzeptieren, musste ich wieder lächeln. Irgendwie richtig süß, wie er sich über so etwas ereiferte, was für mich eigentlich Selbstverständlichkeit war. Mein ganzes Leben lang wurde mir eingetrichtert, dass ich nichts wert sei, nun wert schon, den Verkaufspreis, aber eben nur so viel wie Vieh… Oder eine hübsche Kette, ein Gegenstand, den man benötigte, benutzte und wegwarf, wenn er nicht taugte. Als er dann meinte, dass ich ihn ansehen solle und nie wieder sagen, dass ich Eigentum wäre, blickte ich zögernd in seine Augen, die etwas faszinierend fesselndes an sich hatten, so dass ich mich immer wieder schnell abwandte.


    »Ich wurde mein ganzes Leben lang gelehrt, dass ich Eigentum bin, dass ich keine Rechte habe. Keine Rechte auf Besitz, auf Familie oder Gefühle. Wie soll man etwas, das einem so eingetrichtert wurde so schnell vergessen? Das ist nicht so einfach möglich… Ob ich meinen Dienst hier freiwillig mache.. Nun, wie schon erwähnt, mir bleibt keine andere Möglichkeit, denn auch wenn … du … sagst, dass ich frei bin… Ich bin es vielleicht hier, aber Außerhalb dieser Mauern nicht und das hindert mich daran zu sagen, was ich tun würde, wenn ich wirklich frei wäre. Aber ja, ich denke, dass ich hier gerne leben werde, dass es hier doch recht schön sein kann… Anders als früher…«


    Mein Blick blieb an ihm hängen, als er weiter redete, beobachtete ihn, wie er erst in sich sank, bevor er mit regelrechter Begeisterung vom Meer und vom Reiten redete. Als er jedoch meinte, dass ich kostbar und einzigartig wäre, schüttelte ich leicht den Kopf. Er hatte doch etwas zu verrückte und seltsame Gedanken. Aber ich wollte ihm den Glauben nicht nehmen und schon gar nicht mit ihm diskutieren oder sogar darüber streiten. Es stand mir nicht zu, ihm zu widersprechen und ich wüsste auch nicht warum ich es tun sollte.


    »Ja, reiten wäre bestimmt schön… Ich würde mich freuen, es zu lernen… Doch müsstest… du… ein recht geduldiger Lehrmeister sein. Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, sich auf einem Pferd zu halten. Und bis zum Meer… Wie weit ist es von hier? Denn bis ich Tagesritte machen könnte, würde es wohl noch sehr lange dauern. Ich sollte neben dem Vergnügen, das du mir hier anbietest auch noch meine Arbeit verrichten und daher werde ich wohl nicht all zu viel Zeit haben, um reiten zu lernen.«


    Ich lächelte ihn kurz an. Ein wenig schade war es doch, auch wenn der Gedanke sehr verlockend war. Er sollte mir doch nicht so viele Flausen in den Kopf setzen. Ich war immer noch Sklavin, zum arbeiten hier und nicht wegen meinem Vergnügen… Inzwischen fiel es mir leichter, ihn zu duzen, nachdem ich es erst einmal ausgekostet hatte. Es war seltsam, den Herrn mit Du anzusprechen, doch war er mir nun schon ein wenig vertrauter als vorhin beim Essen und ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass es wirklich verboten war.


    Seine Augen nahmen ein seltsames Glitzern an bei seinen Worten und wie gefangen schaute ich ihn an, konnte meinen Blick nicht abwenden, während er weiter redete. Im ersten Moment verstand ich nichts, war etwas zu abgelenkt, bevor ich realisierte, was er gesagt hatte.


    »Der Senat soll im Namen des Volkes sprechen? Nun, ich finde den Gedanken zwar schön… Doch glaubst du nicht, dass es ein wenig… viel verlangt ist.? Man kann die Struktur eines Staates nicht von einem Tag auf den anderen umkrempeln… Auch wenn der Gedanke und die Idee seinen Reiz haben. Ich glaube nicht daran, dass das wirklich möglich ist, wirklich durchführbar… Der Kaiser wird sein Amt nicht aufgeben…«

    Sein Blick war verwundert, doch er sagte nichts. Ich fühlte mich auch so schon schlecht genug und spürte, wie sich eine leichte Röte in meinem Gesicht breit machte. Ich senkte den Kopf, damit er dies nicht all zu sehr mitbekam. Es war doch recht peinlich, so unkontrolliert zu handeln, wo ich doch als Sklavin mein Leben lang gelernt hatte, eingeprügelt bekommen hatte, dass wir keine Gefühle zeigen durften, wenn wir nicht verletzt werden wollten, dass wir zu gehorchen, zu gehorchen und noch mal zu gehorchen hatten und sonst nichts. Demut war das oberste Gebot neben dem Schweigen und dem Gehorsam.


    »Nun, da kann ich nichts dazu sagen… Ich bin Eigentum, ich habe zu folgen… Ich weiß nicht, wie ich handeln würde, wenn ich frei wäre… Aber es stimmt vermutlich. Ich hab einige reiche… Frauen kennen gelernt, die lieber in Rom sind als am Land. Dort ist das Leben, dort passiert etwas… Für mich wäre es wohl nichts… Ich bin nicht interessiert an Spielen.«


    Wieder sah er mich musternd an, und ich wandte meinen Blick ab, zu Boden, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Seine Aussage allerdings, dass ich reiten könne und dass ein gewisses Fernweh in meinen Augen zu sehen war, ließ mich wieder lächelnd in seine dunklen Augen blicken.


    »Nein, reiten kann ich nicht. Ich stelle es mir nur schön vor… Und wesentlich bequemer als eine Reise in einer stickigen Kutsche, wenn sie tagelang über Pflastersteine holpert. Wo hätte ich es lernen sollen? Mein ehemaliger Besitzer hatte keine Pferde…
    Fernweh… Nun, ich denke einfach, das reisen schön ist. Vielleicht auch nur, weil ich es bis jetzt nicht getan hab, wer weiß…«


    Als er mich nun anschaute, lag etwas im Blick, das ich nicht identifizieren konnte. Es wirkte so… vertraut, so nahe… Es ließ mich unruhig werden und mein Herz schneller schlagen ohne dass ich eigentlich wusste warum. Warum schaute er mich so an? Unruhig und etwas verlegen rutschte ich auf meinem Sitz ein wenig umher, nicht wissend, ob ich weiter weg oder näher hin wollte, ließ dann beides bleiben und verknotete die Hände aus Ermangelung einer anderen intelligenten Tätigkeit wieder ineinander.


    »Eine Volksherrschaft ohne Kaiser? Wie soll das dann funktionieren? Soll der Senat herrschen? Oder… Wie stellst… stellen sie sich das vor?«