Der Artorier pfiff eine Melodie nach, die er irgendwo auf dem Weg aufgeschnappt hatte. Nach einigen Versuchen, den richtigen Ton zu treffen, gab er aber resignierend auf und widmete sich dem, was er eigentlich vor hatte. So fragte er sich zu den Listen für den CRV durch und trug sich dann anschließend in eine solche ein.
Beiträge von Tiberius Artorius Tacitus
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Das Flackern der Öllampe ließ die manchmal entstehenden Schatten wild umher tanzen und sie gaben dabei ein teils groteskes, wie auch lächerliches Bild der menschlichen Gestalt ab.Nur ein Hauch von Schatten wurde gegen die mit Mosaiken verzierten Wände und Böden geworfen. Er hob sich nur ein eine kleine Nuance ab und war mit wenig Beachtung kaum zu erkennen. Wenn man sich allerdings darauf konzentrierte, dann war das Ebenbild von Medeia nur ein schemenhaftes. Seltsam verdreht, unproportional, einfach unnormal. So viel es dem Artorier nicht schwer, den Blick davon zu lösen und wieder zum Original zu zu schauen. Er hatte die Augen nicht lange geschlossen gehabt. Dafür war er viel zu neugierig. Die Neugierde war schon immer einer der Antriebe für ihn. Wenn er es schon nicht tat, weil es ihm vielleicht nützte oder er es gar gemocht hatte, dann war es sicherlich interessant und unbekannt genug, um einen kleinen Blick darauf zu werfen. Eigentlich war sie sein größter Antrieb, denn wohl der kleinste Teil von Dingen im Imperium würden ihm nützen oder gefallen, aber viele Dinge waren ihm unbekannt und würden sicherlich den Reiz in ihm erwecken näheres darüber heraus zu finden.
So war es beispielsweise in diesem Moment. Es interessierte ihn einfach, was Medeia in diesen Augenblicken tat. Er erwartete nicht, dass es ihm irgendetwas nützte, aber es machte ihn neugierig.“Wegen der Familie ... Du hast recht. Natürlich gibt es in Athen noch andere Artorii, aber was bringen mir diese, wenn ich die Verwandtschaft in Rom, in Italien sehen will?“ Er verstummte kurz. Natürlich wären Briefe die ein oder andere Art gewesen, Kontakt zu halten, aber das tat er nicht. Er hielt diese Papyrifetzen einfach für viel zu unpersönlich, dagegen waren solche Erlebnisse wie das gerade nur ein wertloses Stück etwas. “Rom? Ich muss zugeben, eine sehr aufregende Stadt ... aufregend und hektisch. Wie hältst Du es hier nur aus? Gewöhnt man sich daran, oder wie? Ich habe für nun schon genug von Rom und bin nicht einen ganzen Tag hier!“ Langsam holte er den linken Arm aus dem Wasser und legte den Ellenbogen auf dem Beckenrand ab, sodass das Wasser noch die Fingerspitzen umspielen konnte. Trotzallem stieß Tiberius einen leisen Seufzer aus und ließ wieder kurz die Augen nach unten fallen. “Wirklich sehr hektisch ...“ Meinte er leise, zwang sich wieder zu einem Lächeln und schaute wieder auf. “Ja, habe ich schon gehört. Corvinus gab mir eine kurze Zusammenfassung der letzten Geschehenisse. Und diese Leere in der Casa war mir auch schon aufgefallen. Ich hatte mehr Menschen erwartet, bei einem so großen Domus.“
Er zuckte mit den Schultern und erkannte nun endlich, was Medeia gemacht hatte. Das gezwungene Lächeln wurde wieder zu einem natürlichen und dankend nahm er den Becher entgegen. Mit einem zufriedenen Nicken erhob er ebenfalls den Becher und trank dann einen kleinen Schluck. Er konnte es sich allerdings nicht verkneifen, eine leicht stichelnde Antwort auf Medeias Frage zu geben, auch wenn diese keineswegs vorwurfsvoll gemeint sein sollte. Das Grinsen sollte dies verdeutlichen ... “Tjaha ... eben die Eile. Hier laufen alle wie die aufgescheuchten Hühner rum, kein Wunder, dass die Füße schmerzen!“ -
Der restliche Wein schwappte mit einem leisen Gesang im Kelch umher, als er von Tiberius leicht geschwenkt wurde. Als wollte er versuchen, sämtliche roten Tropen zusammen zu raffen, um sie am Ende mit einem großen Schluck die Kehle hinunter laufen zu lassen. Doch die dazu gehörige Bewegung blieb aus. Weder hob er den Becher, noch nahm er einen Schluck vom Wein. Er ließ seinen Blick nicht einmal hinab sinken, sondern schaute unablässig in die Augen des Prätorianers, den Kelch immer noch leicht schwenkend. Schließlich gab er ein bestätigendes Nicken auf Caecilius ersten beiden Aussagen. Natürlich war Geld ein Mittel, bisweilen auch die Ursache, oder das Ziel für Macht, auch wenn es lange keine Garantie dafür gab.
Tacitus hörte weiter aufmerksam seinem Gegenüber zu. Die Wahlen zum Cursus Honorum. Er hatte sich oft darüber Gedanken gemacht, er hatte sich beschwert über diejenigen, die ihre Aufgabe nicht richtig machten in der Politik und er hatte nicht selten laut gelacht, als er von einigen Wahlreden erfuhr. Aber hatte nie gewählt, wohl aus dem Grund, weil er eben kein Stimmrecht hatte. Aber war denn nicht bald wieder der nächste Cursus, der dies ermöglichte? Er würde hier nach wohl zur Schola gehen müssen, um sich dort zu erkundigen und gegebenenfalls sich direkt in die passende Liste eintragen. “Nein, seit meiner Ankunft in Rom gab es keinen Cursus, der dies ermöglichen würde. Allerdings – sobald der CRV angeboten wird – werde ich mich direkt dort in die Liste eintragen!“ Erwiderte der Artorier sicher. Ihm war es nicht entgangen, dass die Klienten den wählten, der von ihrem Patron vorgeschlagen wurde. Das erwartete der Patron und der Klient hatte hinterher auch noch seinen Nutzen daraus. So war jeder, bis auf den Verlierer der Wahl, zufrieden. So funktionierte das System.
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Den kurzen Moment der Stille nutzte er, um sich die Situation, in der er sich gerade befand noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Dabei beobachtete er, wie Medeia ein kleines Stück näher kam, sich dann aber auf die Bank setzt, von wo sie Tacitus weiterhin gut im Blick haben sollte. Die längere Abwesenheit von seinen Verwandten ließ die ein oder andere Eigenart dieser doch leicht in Vergessenheit geraten und Medeias Gelassenheit in war eine dieser Eigenarten. Im ersten Augenblick überraschte das ihn das Verhalten der Artorierin, malte er sich nämlich gedanklich aus, wie wohl die meisten anderen Frauen nun reagieren würden. Aber es kam anders, dass überraschte ihn – wenn auch nicht lange – und so fing er sich schnell wieder. Überraschung war wirklich das passende Wort gewesen. Sowohl als Beschreibung seiner Empfindung, wie auch der Umstand selbst, dass er hier war. “Wohl nicht überraschender, als Dich jetzt hier im Bad zu sehen.“ Das Lächeln blieb, veränderte sich aber soweit, dass man es fast als 'frech' deuten konnte, aber konnte gerade nicht anders.
Tacitus ließ Medeias Worte im Raum verklingen, widmete sich wieder seiner Umgebung, dem Wasser, dem Dampf und den Düften, fuhr sich mir der rechten Hand einmal durch das nasse Haar und ließ den Blick wieder zu ihr schnellen, wo sie ein weiteres Mal musternd auf ihr ruhten. Er suchte nach Veränderungen, Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit bemerkbar machten. Ein Fältchen, eine Narbe, eine leichte Änderung der Hautfärbung ... irgend etwas. Aber da ihm ein zeitnaher Vergleich fehlte, einer, an den er sich besser erinnern konnte, fiel ihm nichts erwähnenswertes auf. Sie sah gut aus, wie vorher auch. “In Griechenland war ich schon länger nicht mehr ... Rom betrat ich allerdings erst heute.“ erklärte er und beobachtete, wie sie leicht absent schien. “Den Grund dürftest Du doch wohl erraten können?!“ fügte er gespielt verletzt vor. Natürlich war er nur wegen seiner Familie hier. Er wollte die wieder sehen, die ihm nahe standen, denn viel mehr andere hatte er nicht. Tiberius ließ wieder die Arme in das Wasser ins Wasser gleiten und ließ sich wieder in eine bequemere Lage sinken. Die Anspannung, die er noch vor einer Minute spürte verschwand. Ihre nächsten Worte zauberten ihm ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen und gelassen schloss er wieder für eine unbestimmte Zeit die Augen, bevor er mit einer Gegenfrage antwortete: “Es sieht doch wohl nicht etwas so aus, oder?“
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Tiberius wandelte leicht stumpfsinnig durch das Domus. Er hatte diesmal keine Sandalen an und ließ seine nackten Füße die leichte Kälte des Bodens aufnehmen, die etwas erfrischendes an sich hatten. Zu seiner Verwunderung hatte er heute noch niemanden in der Casa entdecken können, abgesehen von den üblichen Verdächtigen – den Sklaven. Aber niemand der anderen Artorier lief ihm über den Weg. Entfernt versuchte er sich an das Gespräch letztens mit Corvinus zu erinnern. Er würde in Misenum leben, Avitus war in Mantua und fast der Rest der Familie war ebenfalls nicht mehr in Rom daheim. Wenn das noch länger so anhalten würde, oder gar noch der ein oder andere ebenfalls von dannen ziehen würde, wäre das Haus bald unbewohnt, oder zumindest von einer Person und einer Schar Sklavem. Die Sklaven konnte man ja nicht als Bewohner zählen. Das erste mal stiegen ihm Zweifel in den Kopf. Sollte er nun auch einfach wieder abreisen? Nach Mantua, zur Legion? Der Nächste sein, der die Casa dauerhaft verlässt? Er war ja noch gar nicht lange hier, bald wollte er wieder weg sein! Oder sollte Tacitus noch ein wenig warten? Er wusste es nicht, schüttelte nur mit dem Kopf und schaute auf.
Sein Weg hatte ihn zur Culina geführt. Die Küche des Hauses. Völlig unbewusst war er von seinem neuen Cubiculum durch das ganze Domus geschlendert und stand nun in dem Raum, der eigentlich nur von Sklaven betreten wurde. Dem Ort, wo es eigentlich nach erlesenen Köstlichkeiten duften sollte, dem Ort wo man die Untergeben schuften hören konnte. Aber auch hier war es still, leblos und langweilig. Natürlich, warum sollte man kochen, wenn niemand da war, der es essen konnte? Einen hatten sie dann vergessen! Tacitus selbst, der er war hier und er hatte Hunger. Großen Hunger, Die letzte Woche war sehr anstrengend für ihn gewesen und das Einfinden in diese riesige Stadt war auch nicht gerade ein Zuckerschlecken gewesen. Überall musste man aufpassen, Mantua war keineswegs so hektisch – und diese Hektik zog auch unwillentlich Gefahr mit.
Der Artorier schaute prüfen zur Seite und einmal über seine linke Schulter. Es war wirklich niemand hier, versicherte er sich. Fast schon auf Zehenspotzen stahl er sich zur Gänze in die Küche und schaute sich interessiert um, in der Hoffnung irgend etwas essbares finden zu können. Er hatte nun wirklich keine Lust, das Gegrummel dieses Minigladiatoren ertragen zu müssen und diese Olympia würde auch nur Gegrummel bei Pumillus auslösen, sollte sie was auch immer für mich tun. Eine verzwickte Lage. Eine Lage, die ihn nun dazu brachte, die Küche nach Speisen zu durchkämmen. Vielleicht konnte er ja eine Schale Oliven oder Trauben, Datteln oder Nüsse finden. Die machten keinen Aufwand, die konnte man so ohne weiteres essen ...
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Eine Lektion dieses Aufeinandertreffens wäre wohl, dass man niemals mit geschlossenen Augen ein Bad genießen sollte und die Außenwelt wenigstens für eine kurze Zeitspanne völlig außer acht lassen sollte. Sonst wäre ihm wahrscheinlich aufgefallen, dass eine weitere Person das Balneum betreten hatte. Er hätte das Öffnen und Schließen der Tür, Medeias Seufzen hören können, aber er hatte sich ziemlich geschickt darin angestellt, dass Wasser in den richtigen Momenten seinen alltäglichen Gesang zu entlocken. Er hatte sich geschickt darin angestellt, die Welt für ein einziges Bad neben ihn zu lassen, der Wunsch nach Ruhe ließ ihn seine eigene Ruhe schaffen.
Und so war es verständlich, dass er Medeia nicht wahrnahm. Er bemerkte nicht ihre Anwesenheit, er bemerkte nicht, wie nah sie war und auch nicht, wie sie anfing sich langsam zu entblößen, um ihrerseits ein erholendes Bad zu nehmen. Tacitus atmete nur weiter die exquisiten Düfte ein, die die verschiedenen Badezusätze auslösten und ließ weiterhin das heiße Wasser seinen Körper umschließen und reinigen.
Er erschrak leicht. Man merkte es, da er ein wenig zusammen zuckte. Er hatte absolut nicht erwartet, eine Stimme zu hören, zumal noch eine weibliche Stimme. Eine bekannte weibliche Stimme, die seinen Namen rief. Aber noch ließ er die Augen geschlossen und versuchte, ein weiteres Wort in diesem Raum zu erhaschen. Hatte der Artorier sich das nur eingebildet? So alt war er nun nicht, es musste jemand hier sein! So öffnete er langsam die Augen und ließ den Blick durch den Raum wandern. Nicht weit und auch nicht lange, denn Medeia war nicht weit von ihm entfernt und schaute ihn ebenfalls erschreckt wirkend an. Ein weiteres Mal hallte sein Name kurz in seinem Gedächtnis auf, bevor er endlich realisierte, dass es sich um Medeia handelte. Er hatte gezweifelt, meinte dieser Sklave doch vorhin, dass sie nicht anwesend sei und so hatte er gedacht, den Tag hier ungestört zu verbringen. Das wurde allerdings verhindert, auch wenn Tacitus zugeben musste, dass es auf eine relativ angenehme Art und Weise geschah. Sein suchender und musternder Blick normalisierte sich und er setzt ein freundliches Lächeln auf. “Medeia ... ich dachte, du wärst nicht hier ...“
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Pumillus führte seinen Herrn ins Balneum. Nachdem er kurz nachfragte, ob Tacitus noch etwas benötigte, dieser die Frage allerdings verneinte, verließ er den Raum und ließ den Artorier allein. Zufrieden ließ er seinen Blick über das gefüllte Becken schweifen und innerlich war er schon voller Vorfreude darüber, wie das heiße Wasser den Schmutz und den Geruch der Reise und der Großstadt fort waschen würden. Danach noch etwas frisches zum einkleiden und er würde sich sicherlich wie neu geboren fühlen. Die Tunika landete geräuschlos auf dem Boden und auch die restliche Kleidung war schnell vom Körper des Artoriers abgestreift. Halbherzig legte er die Stofffetzen beiseite und ging dann langsam in Richtung Badebecken, welches vor ihm im Boden eingelassen war. Ein angenehmer Duft verführte seinen Geruchssinn und lockten ihn noch zügiger in das heiße Wasser. Sein rechter Fuß berührte als erstes die Wasseroberfläche, wurde reflexartig wieder weggezogen und wurde dann schließlich einige Sekunden später ganz in das Becken gestellt. Das linke Bein folgte schnell und auch der Rest des Körpers – erst bis zu den Lenden, dann bis zum Bauch, die Brust und schließlich der Hals – waren vom erhitzten Wasser umspült.
Man konnte den heißen Dampf sehen, wie er von der Überfläche des klaren Wassers sich im gesamten Raum verteilte, nach einer Weile gänzlich verflog und nicht mehr zu erkennen war. Tacitus seufzte erleichtert auf. Dieses Bad war die reinste Wohltat für ihn. In diesem Moment schien es, als würden jegliche Träume und Wünsche zurückgestellt werden und der einzige Wunsch, dieses Bad, sei in Erfüllung gegangen. An einem anderen Zeitpunkt er hätte er dies wohl einfach nur für eine unsinnige Übertreibung gehalten, nicht aber jetzt. Das Wasser schien sogar seine Sorgen, Ängste und Sehnsüchte – positive wie auch negative Gedanken – einfach weg zu waschen. In diesem Moment fühlte er sich einfach unbeschwert...
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Tacitus sah den Sklaven wieder verschwinden, würdigte ihm noch einen letzten Blick und wandte sich wieder an seinen Vetter, mit dem er noch einige Worte wechselte, bis Pumillus schließlich wieder im Atrium stand. Eine merkwürdige Miene und zudem schien es so, als wurde er geschlagen. Er schüttelte nur sachte den Kopf. Der Artorier wusste nicht, was da vorgefallen war und wollte es heute und in naher Zukunft auch gar nicht mehr wissen. Hauptsache er hätte erst einmal ein Bad und dann ein weiches Bett, wo er sich hinlegen konnte.
“Gut Corvinus, ich denke wir werden uns später noch sprechen. Ich muss ... mich ein wenig von der Reise entspannen, sie war doch recht anstrengend.“ Sprach er wieder an seinen Cousin gerichtet und wandte sich wieder an den kleinen Sklaven.
“Wenn alles fertig ist, kannst du mich bitte dort hin führen. Es ist doch schon etwas her!“ Pumillus nickte und ging vorraus, um Artorius Tacitus zum Baderaum zu bringen. -
Nervös wartete Tacitus auf eine Antwort vom Praefecten. Der Artorier fragte sich, über was Crassus alles nachdachte. War seine Antwort so „schlecht“? Er konnte wenigstens von sich behaupten, die Wahrheit gesagt zu haben, das beruhigte sein Gewissen und ließ die Welt nicht ganz so verloren aussehen, sollte er deswegen abgelehnt werden. Um die Zeitspanne zu überbrücken, legte er noch einmal den Becher an seine Lippen und trank einen Schluck. Endlich antwortete Caecilius und ein angedeutetes Lächeln huschte auf Tacitus Gesicht. Es lag eine Art Tadel in den Worten, aber trotzdem hörten sie sich gut an. Noch bevor er allerdings auf Crassus Aussage etwas erwidern konnte, wechselte dieser allerdings wieder das Thema.
Diesmal ging es direkt um Crassus und ihn selbst, Fragen über seine Absichten. Es ging nun anscheinend in das Finale. “Ich verfolge die Neuigkeiten im Imperium so gut es geht und soweit es meine Zeit zulässt und als ich in Rom ankam, erinnerte ich mich daran, wie Du vor einiger Zeit zum Prätorianerpraefecten erhoben wurdest. Wer eignet sich besser, als einer der mächtigsten Männer in Rom selbst? Ich hätte mir auch einen Patrizier nehmen können, aber ich muss zugeben, dass ich von denen nicht viel halte. Sie halten sich für mächtiger, als sie noch sind!“ Innerlich hoffte er, nichts gesagt zu haben, was Caecilius Crassus vielleicht gar nicht gefallen würde, aber bevor er sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, sprach er weiter.
“Ich erhoffe mir von deinem Patronat eine ... „gesicherte Zukunft“. Zweifellos hätte es Vorteile in jeglichen Beschäftigungen, vor allem aber beim Militär. Das war wohl das Hauptaugenmerk, weshalb ich auf die Idee kam, hier her zu kommen. Dein größter Nutzen wäre wohl zum einen, dass du weiteres Ansehen genießen dürftest. Wie du sicher weißt, ist die Anzahl der Klienten auch eine Art Metapher für die Beliebtheit oder den Bekanntheitsgrad. Zwar werde ich allein nicht mehr viel daran vergrößern können, aber 'Kleinvieh macht auch Mist'. Außerdem hättest Du eine Verbindung in die Legio, die Dir 'exklusive' Neuigkeiten zukommen lassen würde. Es ist immer von Vorteil, seinen Fuß, oder zumindest einen verbündeten Fuß, überall stehen zu haben.“
Informationen würde Crassus wohl genug bekommen, aber seine Trecenarii bekommen nunmal auch nicht alles mit.Sim-Off: Sorry, hatte viel zu tun ...
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Mit skeptischen Blick verfolgte Tacitus noch den Gang des Sklaven, der anscheinend doch einmal ein Gladiator gewesen war. Er konnte es sich zwar nur sehr schwer vorstellen, dass dieser, doch relativ klein geratene, Sklave ein Gladiator mit sage und schreibe 60 siegreichen Kämpfen war. Gut, wer weiß wie viele Kämpfe er gehabt hatte. Bei 60 Siegen und 100 Niederlagen waren die Worte auch nicht mehr so groß, wie sie klangen und Pumillus wäre vielleicht noch kleiner, als so schon. So klein war er nun nach seinem Ermessen auch nicht, aber es viel auf, was dem Artorier doch ein kleines Schmunzeln brachte. Während dieser Gedankengänge und Beobachtungen verstummte er, drehte sich aber dann wieder zügig wieder um, als der servus sich seinem Blickfeld entzog, und blickte dann wieder zu seinem teuren Cousin.
“Soso, einen Gladiator haben wir im Haus? Sehr interessant ...“ meinte er mit einem leichten Grinsen, und führte dann das Gespräch über Dinge in der Familie, Dinge im Geschäft, Dinge aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft fort. Es tat richtig gut, wieder mit jemanden zu reden, vor allem mit einem Verwandten und es tat überhaupt gut, sie zu sehen und bei ihnen zu sein. Jetzt erst wusste er, was er alles vermisst hatte, aber das würde er sich nie wirklich eingestehen. Dafür war es zu stolz, trotzallem schien ihm aber, als wäre ihm eine kleine Last von den Schultern genommen. Leise seufzte er zufrieden. Schade, dass er wieder abreisen müsste, wenn er zur Legion gehen würde, aber er hatte sich vorgenommen, wenigstens Briefkontakt zu halten.
Nach einer Weile kam der der 'Gladiator' wieder ins Atrium, aber wider erwarten ohne domina, mit welcher wohl Medeia gemeint sein müsste. Als Aedilin hatte sie sicher einiges wichtigeres zu tun und Tacitus wäre der letzte gewesen, der sie vor dieser Arbeit abhalten würde. Nicht ganz der Letzte, aber doch weit hinten. Er hoffte nur, dass er sie überhaupt bald einmal sehen würde. Bei Pumillus Worten wanderten seine Augen zu Corvinus und verharrten dort einen kleinen Augenblick, ehe sie wieder zum Sklaven gingen, und dort ein zaghaftes Nicken eine Antwort auf seine Frage gab. Die Frage galt zwar gewiss nicht ihm, aber das war ihm in diesem Moment völlig egal.
“Wenn es nicht zu viele Umstände macht, so hätte ich auch gerne noch ein Bad!“ fügte er hinzu und rutschte leicht unruhig in seinem Korbsessel hin und her. -
Tacitus schwieg einen Moment, bevor er eine Antwort gab. Er wollte ja nicht lügen und es war eine schwere Frage. Für den ein oder anderen vielleicht nicht, aber für ihn war es eine schwere Frage, ab da man ja nicht drum herum kam, antwortete er, schließlich sollte Crassus auch nicht zu lange warten. Das würde von Unentschlossenheit zeugen und auch wenn er es in diesem Moment vielleicht war, wollte er dies nicht unbedingt nach außen hin zeigen.
“Wem fällt es nicht schwer, seine Familie und seine Heimat zu verlassen? Dort hängt schließlich ein Teil seines Herzens, aber wenn die Legio Prima nach Syrien verlegt werden sollte, dann würde ich wohl auch dorthin gehen. Denn ich habe mich dann dazu verpflichtet, auch, wenn es wohlmöglich heißt, meine Familie nie mehr wiedersehen zu können.“ Das war aber nicht nur in der Legion so. Alleine wenn man in eine andere Stadt zieht, dort länger wohnt und dann Opfer eines Mordes, Raubüberfalls oder sonstigem wird ... im Endeffekt käme es auf das gleiche drauf hinaus, nur dass man in der Legio vielleicht noch eine Auszeichnung erhält ... selbst, oder gerade weil, man tot ist.
Nach einer kurzen Gedankenpause fügte Tacitus aber noch einige Gedanken hinzu: “Wie gesagt, ich nehme an, dass ich es so machen würde, aber es gibt Entscheidungen, bei denen man vorher nie genau sagen kann, wie man sich entscheidet. Denn in diesem Falle hat beides seine Vor- wie auch seine Nachteile und man muss Prinzipien setzen, ob die Familie oder die Soldatenpflicht als erstes kommt ... ich bin ehrlich und sage, dass ich es jetzt nicht genau wüsste. Meine Wunschentscheidung wäre allerdings, der Legion zu folgen, egal wohin sie führt!“
Tacitus nippte an Becher und ließ ihn wieder in seine rechte Hand gleiten. Währenddessen versuchte er, in der Gestik und Mimik des Praefekten schon jetzt eine Reaktion auf seine Antwort herauszufinden. -
Tacitus war leicht überrascht über den Themenwechsel des Prätorianers, der schon fast wahllos erschien, aber es hatte sicherlich seine Gründe und wer wäre er gewesen, sollte er diese anzweifeln. Er nahm noch einen kleinen Schluck des Falerners, um seine Lippen zu befeuchten und formulierte dann seine Antwort.
“Hauptsächlich, weil sie in Italia stationiert ist. Zwar gibt es hier nicht mehr wie politische Schlachtfelder, doch kann man hier seinen Dienst ebenso gut erweisen, wie in Germania. Ich möchte ungern Italien verlassen, fühle ich mih hier schließlich zu hause und so begrüßte ich nur, dass die Legio I in Italien -dazu bei Mantua – stationiert ist. Außerdem ist ja nicht vollständig auszuschließen, dass sie wieder an einem Kampf teilhaben wird. Außerdem zählt sie ja zu den am höchsten ausgezeichneten – oder gar die höchst ausgezeichnete – unter den Legionen. Und das sicherlich nicht grundlos.“ erwiderte er und ließ seinen Blick dann für kurze Zeit durch den Raum gleiten. Wirklich schön war es hier eingerichtet, ganz anders, als er es gewohnt war. Um seinen Gastgeber gegenüber aber nicht unhöflich zu erscheinen, wandte er seinen Blick wieder ab und schaute Crassus wieder an.
Was er wohl mit diesem Themenwechsel bewirken wollte? War es überhaupt Absicht? Er wusste es nicht und war sich auch nicht sicher, dass er diese Antwort jemals herausfinden würde, aber das gab ihm wenigstens Stoff zum Rätseln ... das liebte er. -
Neugierig nahm Tacitus die Anwesenheit des Sklaven wahr, wie er seinem Gegenüber den verwässerten Wein eingoß und ihm selbst den reinen Wein. Nun so konnte er den Geschmack des edlen roten Tropfens vollends auskosten, aber natürlich stieg er so auch schneller zu Kopf. Er hoffte, dass das nicht noch hier passieren würde, denn sonst hätte er es sich wohl mit dem Praefekten verscherzt. Das wollte er in jedem Fall vermeiden und so nahm er, nach einem dankenden Nicken zu Caecilius, den Becher in die Hand und nippte nur kurz daran. Solchen Wein musste man, musste er genießen, denn den trank er nicht oft.
„Ich lebte in Mantua, weil ich in jüngerem Abenteuer etwas selbst auf die Beine stellen wollte. Nun dort, in Mantua, genoß ich eine ausreichende Ausbildung im Kampfe und der Kondition und arbeitete als Leibwächter für Händler und solche, die es sich leisten konnten, einen Leibwächter zu haben.“ erwiderte er und verstummte dann. Vorsichtig stellte er den Becher wieder auf den Tisch und ließ die Hände dann wieder gefaltet auf seine Tunika gleiten.
“Ich muss zugeben, auch der Politik und der Philosophie nicht gänzlich abgewandt zu sein. Zwar bin ich lange kein Meister in allen artes liberales, aber wer ist das schon?“
Kurz verstummte er wieder, sprach dann aber, mit leicht gesenktem Haupt, weiter.
“Aber ich war bisher trotzdem nicht zufrieden und habe wie bereits gesagt vor, dass zu ändern und mit dem Eintritt in die Legio, oder bereits mit der Anfrage hier auf dein Patronat, mache ich den Anfang.“ -
Leicht verärgert schaute Tacitus in den Himmel. Bei Mars, dieser Mann soll Volkstribun werden? Er hört ja nicht einmal zu ... er hört dem einfachen Volk, einem Plebejer nicht zu und dieser Mann soll eben für das einfache Volk, für die Plebejer da sein?
“Wie gesagt, du hast von Rhetorik gehört. Gehört, wohlgemerkt. Was das mit Aufstiegschancen zu tun hat fragst du? Das liegt doch auf der Hand. Natürlich kannst du als Centurio nicht die Dinge tun, die ein Volkstribun tun kann, aber das habe ich auch nie behauptet. Ich sagte, dass es für dich als gewesener Volkstribun, der danach wahrscheinlich gar ein Senator wird, dass dieser wohl eher Chancen auf eine Beförderung in der Legio hat, als ein Centurio im Geldadel. Ich sagte, dass mit bei deinen Worten in den Sinn kam, dass du das ehrenwerte Amt des Volkstribunen als Sprungbrett benutzen willst, um eben dies zu erreichen. Nicht mehr und nicht weniger habe ich gesagt.Auch habe ich nie behauptet, dass Sitte und Tradition für die Ewigkeit sind. Lege mir nicht Worte in den Mund, die ich so nie gesagt habe. Das könnte dir als hoher Amtsträger den Kopf kosten, denn es gibt Leute, die mögen so etwas gar nicht. Gut, wenn du das so extrem siehst, gäbe es Rom wohl nicht einmal und das sich Sitte und Tradition langsam und unausweichlich ändern, bezweifle ich nicht. Doch ebenso wenig befürworte ich es, denn in der Blüte des römischen Imperiums, jetzt, zu diesem Zeitpunkt, da sehen die Sitten so aus, wie sie aussehen. Die kennst Du, die kennt ein Senator, die kennt er, er und auch ich. Und schau: Es funktioniert.
Sitten sind solange gut, wie sie dem Volk dienen. Dient es dem Volk, wenn ein Mann, der dazu ausgebildet ist, Menschen erfolgreich zu töten an die Macht kommen? Dient es ihnen nicht viel eher, wenn jemand an die Macht kommt, der zumindest eine Ausbildung dafür hat? Nein, ich behaupte nicht, dass jemand, der Soldat war, nicht den Cursus Honorum bestreiten darf. Aber ich betone das war! Jemand der Soldat ist, hat besseres zu tun, als Politik zu treiben. Er ist dafür da, das römische Volk vor seinen Feinden zu verteidigen und nicht für die Politik.
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Wieder rang sich Tacitus ein Grinsen ab. Diese elende Speichelleckerei der Kandidaten war nicht zum Aushalten. Es war schrecklich, wie sie ihre Wohltaten versprachen und in der Res Gestae kam dann meistens etwas wie: 'Ja, ich habe einige der Dinge erreicht, die ich wollte .. nicht alles, aber vieles' und bei der Kandidatur zur nächsten Wahl kommt regelmäßig der Spruch, ob man sie in der Vergangenheit je enttäuscht hatte und verdammt die Bürger wählen sie trotzdem. Da fehlte für ihn der Verstand, vielleicht war es auch einfach so und er war einfältig geistig beschränkt. Er war vielleicht ein Narr, dass er noch an die alten römischen Tugenden dachte, an Ehrlichkeit und offenen Männern, die für das Volk da waren.
“Ich höre mich an wie ein Politiker? Tue ich das?“ Er schüttelte nur sachte den Kopf. Wenn er das schon zu ihm sagte ... das hörte sich schon fast so an, als fürchte er ihn als Konkurrenten. “Was würde mir eine Kandidatut bringen? Mehr als Worten kann ich den Leuten auch nicht schenken, denn ich kann außer meiner Trinkfreudigkeit und dem Verlangen nach guter Laune keinerlei Referenzen vorweisen. Ich bin weder Eques, noch war ich Centurio, Duumvir oder sonst was. Nicht einmal Scriba war ich, also lassen wir das Thema außen vor. Es geht schließlich um deine Kandidatur. Sollte es in ferner Zukunft dazu kommen, so würde ich mich freuen, sollten sich unsere Plätze getauscht haben.“ Wieder schüttelte er kurz den Kopf und gab diesem Thema somit ein Ende.“Gut, dass du wenigstens davon schon gehört hast, das ist schon mal viel wert!“ Kurz beugte er sich wieder zu seinem Nachbarn zu, dem er wieder einmal etwas zuflüstert: “Ich dachte, man sollte gebildet sein, um Politiker zu werden, nicht nur von den sieben 'Künsten' gehört haben.“ Dieser nickte nur einstimmend und wandte der Artorier sich wieder dem Candidatus zu:
“Oho, weil er Dinge bewirken will, die er in seiner angestammten Gruppe nicht schafft. Hört sich mir fast so an, als hättest du in der Legion keine Aufstiegschance und willst das Amt des Volkstribunen als Sprungbrett nehmen, denn was mit Sicherheit die meisten Anwärter auf das Amt des Volkstribunen im Hinterkopf haben, ist der Beisitzerstatus im Senat, der nach der Amtszeit nicht selten – sogar fast immer – in einen Vollsitz umgewandelt wird. Es hört sich verdammt danach an, dass du dieses Amt missbrauchen – verzeih wieder meine harten Worte – willst, um später eher in den Rang eines Militärtribunen aufgenommen zu werden. Wenn ich mich irre, so verzeih mir auch diese anmaßenden Worte.Was die Stände angeht ... so magst du vielleicht recht haben. Ich habe diesbezüglich wohl einfach nur 'überholte' Idealvorstellungen. Idealvorstellungen eines römischen Bürgers, aber überholt. Wie auch unsere alten Sitten und Gebräuche ... sie sind auch alt, vielleicht sollten wir sie auch über Bord werfen, sie vergessen. Ja lasst uns neue Sitten aufstellen, denn die Säulen der römischen Kultur sind sicherlich alle überholt!“ Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal aber nur kurz.
“Ist das der richtige Weg, frage ich? Ich frage jeden hier, ob das der richtige Weg ist! Belehrt einen armen, unwissenden Römer eines besseren!“ -
Tacitus liebte solche Theateraufführungen. Sie trafen seinen Geschmack besser, als die großen Pompösen Aufführungen in den riesigen Theatern. Bei den Ludi war doch zum Beispiel dieses Stück ... wie hieß es gleich? Ah genau Oedipus, Oedipus wurde im Marcellustheater aufgeführt. Das hatte er gehört, denn er war nicht dort. Zwar liebte er die Spiele und dann auch noch die großen Ludi, aber er war in Mantua beschäftigt. Jetzt gab es leider keine solch großen Spiele und Theater, aber die kleinen taten es auch. Wie er immer so schön sagte: Es müssen nicht immer die Superlative sein, das Mittelmaß tut es auch oft. So setzte er sich auf eine der Bänke vor der Bühne und verfolgte mit regem Interesse den verschiedenen Szenen.
Besonders die zweite Szene gefiel ihm und so brach er zusammen mit vielen anderen Plebejern in dieses schallende Gelächter aus. War das nicht Ironie? Da wurde die Kandidatur des Centurio Terentius zum Volkstribunen vom Volk für das Volk bissig inszeniert und die fanden es toll? Er hoffte, dass dies nicht die Wahlergebnisse zu Terentius Gunst ändern würde, denn seiner Meinung nach, hatte ein aktiver Soldat mehr was an der Front oder im Kastell, anstatt mit der Toga im Herz des Imperiums verloren. Aber der Artorier vertrieb diese Gedanken und lachte lautstark weiter, wartete er doch lieber auf Szene drei, darauf hatte er nun viel mehr Lust. -
“Ich bin mir sicher, dass in jedem Gerücht wenigstens eine kleine Wahrheit steckt, aber es ist sehr schwer, diese zu finden. Vor allem wenn sie von vielen anderen Sprachmiteln weiter verdeckt wird. Wenn man sowohl das eine, als auch das andere gut beherrscht, dann sollte man sich auch auf die Rostra stellen!“ grinste er und nahm noch einen kleinen Schluck. Genauer gesagt nippte er nur am Becher und stellte ihn recht zügig wieder ab.
“Das ich den Gerüchten um die Legio I glauben schenke stimmt aber auch nur so halb. Was bleibt einem sonst an alternativen in Italia? Die Classis und die Vigilen fallen für mich weg. Zwar sind das gute und wichtige Einheiten, aber nehmen sie auch Peregrini auf. Ich persönlich habe nichts gegen Peregrini, sind sie schließlich ein großer und auch wichtiger Bestandteil der Gesellschaft – da fällt mir glatt eine kleine Anekdote ein, über so einen dümmlichen Patrizier, der sich mit einem Peregrinus angelegt hat. Ha, den Gesichtsausdruck des Patriziers hättest du nach dem Gespräch sehen sollen, der wurde plattgedrückt wie ein Denar. Zu köstlich. Nun diese Einheiten sind in der größeren Bürgerschicht nicht so angesehen und dem will ich mich nicht hingeben. Die letzte Alternative wären die Cohortes Urbanae, aber Diebe fangen und solche Dinge stelle ich mich nicht sehr schön spannend vor.“ Tacitus zuckte kurz mit den Schultern. Dagegen war die Legion einfach ruhmreicher, eine andere Möglichkeit gibt’s gar nicht. Dass er die Urbaner die kurze Zeit die er hier war beobachtet hatte, verschwieg er. Er wollte nicht noch groß anprangern, wie unfähig die Verteidiger Roms waren.“Da hast Du recht, dass es eine reine Geschmacksfrage ist, aber ich muss sagen, dass wir da wohl den Geschmack teilen, auch wenn ich nie in Germanien war. Ich bin froh, in Italien zu sein und das will ich auch so schnell nicht ändern. Vielleicht werde ich mir einmal in ferner Zukunft, wenn das Geld lockerer sitzt und es die Zeit ebenfalls zulässt einen Blick dort hin werfen.“ Und wieder zuckte er mit den Schultern. Wenn das Geld überhaupt einmal lockerer sitzt und die Zeit es einmal zulassen sollte. Das war nämlich derzeit nicht so wirklich der Fall, besonders beim Geld haperte es. Aber man sagte ja immer, dass nach schlechten Zeiten auch gute Folgen – blieb nur zu hoffen, dass er gerade in schlechten Zeiten lebte.
“Wir haben dieses Jahr einen Volkstribunen?“ fragte Tacitus ironisch. Nein, vom jetzigen Volkstribun hatte man wahrlich nicht viel gehört und nun standen ja schon die nächsten Wahlen an. “Ich bin da auf die Res Gestae gespannt und mache mir nun schon Gedanken, wie viele edle Taten er vollbracht hat. Hm, vielleicht haben wir da alle nur nichts von mitbekommen? Könnt doch sein, dass der große Volkstribun nun im Hintergrund arbeitet ... ah je. Solche Männer an der Macht machen dieses Imperium noch kaputt ich sags Dir. Wenn das Volk nicht irgendwann zur Besinnung kommt, geht alles noch den Bach runter. Nur gut, dass wir als Notlösung noch unseren geliebten Kaiser haben ... der wird das alles noch im Lot halten ... hoffe ich.“ Der Artorier nickte nur auf die Worte seines Gesprächspartners hin. Sowas war echt nicht mehr normal und das einfach Volk fiel auch noch darauf hinein. “Da fällt mir auch glatt diese Wahl von letztem Jahr – oder war es vor zwei Jahren? - ein, wo sich einer für das Amt des Quästors beworben hat. Seine einzige Referenz war, dass er Magistrat war. Ich mein Hallo? Magistrat? Schön und gut, er hat geholfen, eine Stadt zu verwalten, aber so jemanden als Quästor, da könnt ich doch grad nen Scriba da hinstellen, die Vorstufe vom Magistraten.“ Auch er schüttelte nun den Kopf. Vielleicht sollte er auch einmal versuchen, Politiker zu werden. Ein Jahr lang von irgend nem alten Sack Briefe schreiben und dann sagen 'Hey, ich war Scriba und bin öhm ... sehr gebildet. Wählt mich zum Quästor!' Es würde ihn nicht wundern, würde er auch noch stimmen bekommen.
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Tacitus nickte auf die erste Antwort des Soldaten hin. Die Punkte waren also gleichwertig, mehr wollte er nicht hören, bei der nächsten Antwort hingegen musste er leicht schmunzeln und flüsterte wieder unmerklich seinem Nachbarn etwas hinzu: “Für einen Soldaten mag es keinen Unterschied geben, wo man lebt und wo man arbeitet.“ sprach dann aber laut: “Wer sagt denn, dass diese ihr Gemüse in den engen Gassen anbauen? Auch habe ich nicht nur Bauern gemeint, sondern wie gesagt: Handwerker, Händler, Angestellte; ganz allgemein die Unterschicht. Und was dein Dasein als Centurio mit der Wahl zu tun hat ... ganz einfach: Für dich mag es selbstverständlich sein, die Männer an die Front zu führen, aber ich stelle mir das etwas merkwürdig vor, wenn der gleiche Mann, der Männer in eine blutige Schlacht führt, ein Volkstribun zum Wohle vieler tausend Menschen wird.
Sag mir, welche Ausbildung hast Du, die Dir für das Amt des Volkstribunen nützlich sind? Ich hoffe wenigstens einen Teil der septem artes liberales? Rhetorik, Dialetik, Arithmetik? Ist Dir das ein Begriff oder haben wir dann ein – verzeih meine Übertreibung – blutrünstigen, ungebildeten Soldaten, der eines der wichtigsten Ämter bekleidet?
Ich finde, es gibt verschiedene Arten von Leuten: Welche die ihr Land verteidigen – wie Du -, welche die das Land regieren – wie der Kaiser, die Politiker, Senatoren – und welche die das Volk ernähren und unterstützen – Bauern, Scribae, Handwerker. Warum bleibt man nicht in dieser Gruppe? Du kannst dich freilich entscheiden, deinen Dienst als Soldat zu quittieren und als Politiker anzufange, aber für die Amtszeit von einem Jahr zu versuchen, in einer anderen Gruppe 'rumzufuschen' halte ich für nicht klug. Verzeih mir, dass ich als einfacher Bürger so forsch einem guten Mann Roms erscheine...
Schrecklich schrecklich. Seine Kehle ist fast so trocken wie die Wüste Ägyptens. -
Und Tacitus schenkte den Wahlreden tatsächlich ein Ohr und sieh da: Auch gleich ein Kandidat für das ehrenhafte Amt des Volkstribunen. Gespannt lauschte er den stürmischen Rede des Candidatus und musste grinsen. Ein Centurio, ein Ritter, Mitglied des Geldadels wollte sich für die Interessen des einfachen Volkes, der Bauern, Handwerker und Krämer einsetzen? Das war für ihn schwer vorstellbar, aber gut, die Wahl würde zeigen, ob das Volk in für richtig erachtet ... wenn das Volk nicht von seiner Rede betört würde, wie das bei vielen anderen der Fall – in der Vergangenheit, der Gegenwart, wie vermutlich auch der Zukunft.
Seinem Nebenmann flüsterte er nur einen Teil seiner Gedanken zu: “Ob ein Centurio als Volkstribun auch symbolisch unbewaffnet während seiner Amtszeit sein würde?“ Dieser zeigte aber vorerst keine Regung, klatschte aber auch nicht, sondern hörte den Diskussionen der Zuhörer mit dem Kanidaten zu. Tacitus verschränkte die Arme vor sich und erhob schließlich selbst das Wort:
“Candidatus ... Centurio, wenn ich richtig aufgepasst habe. Als erstes möchte ich von Dir hören, dass Deine aufgezählten Ziele hoffentlich nicht der Wichtigkeit nach geordnet sind, denn ich als 'einfacher Bürger', als jemand, den Du repräsentieren sollst, würde mich gekränkt fühlen, sollte Deine Nähe zum Volk erst an letzter Stelle kommen!Außerdem möchte ich wissen, ob Du denkst, dass das Volk hinter Dir stehen wird? Natürlich hast Du in den Gesichtern der Soldaten eine große Masse an Fürsprechern, aber ich rede vom wirklichen Volk, von den Bewohner der urbs aeterna. Glaubst Du, dass die Bauern und Betriebsfüher Dich, als Centurio, wählen würden? Und vor allem die Frauen! Welcher Legion dienst du? Doch nicht gar einer in Germanien? Stell dir nur die Gesichter der Frauen vor, wenn sie erfahren, dass der Mann, der ihre Männer in die blutige Schlacht führt, der keine Gnade im Umgang mit den Feinden Roms, wie auch den eigenen Auszubildenden zeigt, der einmal als Optio die vielen Probati zurecht wies, sie bestrafte und mit strengen Mitteln disziplinierte ... glaubst Du, dass diese Frauen und der ganze Rest des Volkes so jemanden als ihren Repräsentanten wählen wollen?
Als zukünftiger Soldat sage ich 'Ja', weil er mein Kamerad wäre, weil ich es als richtig erachten würde, aber als Noch-Bürger, als einfacher Mann, der sein Leben nicht in Armut verbringen will, als der sage ich ganz klar 'Nein'! SO rechtschaffen deine Ziele für das Volk bezüglich dem Patrizierthema auch sein mögen!“ meinte er und verstummte dann, um eine Antwort abzuwarten. Scheiße, jetzt brauchte er erst einmal etwas nasses seine Kehle hinunterlaufen ...
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Leicht musste er wegen den Worten des Valeriers grinsen. Was man so hört, musste wohl auch stimmen. Er für seinen Teil, dachte dass sich dieses Denken wohl irgendwann als schädlich erweisen wird, aber was wäre das für ein Reich, wenn alle gleich denken würden? “So? Ich denke Du als Römer, vor allem aber Bewohner diesen Stadt solltest wissen, dass man auf das Geschwätz anderer Leute auch nicht viel geben kann. Sogar in Mantua ist Klatsch und Tratsch ein hohes Geschäft und ich muss zugeben: Ich kenne so ein zwei 'Leute' die das ausnutzen ...“ Tacitus musste verschwörerisch grinsen, bevor er seine Nase wieder in den Weinbecher steckte und gierig einen großen Schluck nahm. Dieser Wein war wirklich nicht gut, er konnte nur hoffen, dass seine Familie besseren Wein im Keller hatte.
“Nunja ... Germania kenne ich nicht. Warst Du einmal dort? Ich nicht, aber auch darüber hört man Geschichten: Die wilden Barbaren, die nur stinken und rohes Fleisch essen, die kalten und harten Winter – wie Du bereits sagtest – und überhaupt die ganze Atmosphäre dort. Nein, ich glaube das wäre nichts für mich. Zugegeben, die ständigen Grenzkämpfe zwischen römischen Soldaten und diesen nackten Wilden ... das hat mit Sicherheit seinen Reiz.“ Aber wenn man bedachte, dass er wegen diesen Fremdländern und einem kalten und eisigen Wetter die schöne Heimat verlassen würde ... Nein, da blieb der Artorier lieber in Italien. Hier war das Wetter auch im Winter akzeptabel und man brauchte sich nicht fürchten, in der Nacht wegen einigen, panikverursachenden Barbaren, aus dem Schlaf gerissen zu werden.
Die Wahlkämpfe? Oh ja, da war er wohl wirklich im richten Augenblick nach Rom gekommen. Zwar war es nicht so, dass er sich heiß und innig der Politik verschrieben hatte, aber es interessierte ihn doch, welche Gestalten sich für die Quästur und die anderen, höheren Ämter bewarben. Vor allem interessierte ihn das Amt des Volkstribunen, denn dieses gab einem das Gefühl als Plebejer, auch einmal selbst etwas in die Hand zu nehmen, etwas zu bewegen! “Oh, das trifft sich gut. Dann kann ich mir ja die teilweise recht amüsanten Wahlreden anhören. Wusstest Du, dass es unter den Bürgern manchmal kleine Tafeln gibt, wo die besten, oder eher die lächerlichsten und unterhaltensten, Wahlreden veröffentlicht werden? Einfach ein Genuss, diese zu lesen und da geht einem nicht selten durch den Kopf, welche Stümper Politik betreiben wollen. Die denken dann tatsächlich, sie könnten auch noch Senator werden.“
Tacitus nahm noch einen letzten großen Schluck aus dem Becher, bevor er ihn von einem Angestellten wieder neu auffüllen ließ. Mit einem dankenden Nicken stellte er diesen vor sich, beugte sich kurz zu Valerius Victor vor und sprach nur noch halb so laut: “Wenn du mich fragst ... die einfachen Bürger haben oftmals viel mehr Ahnung, wie die da oben. Denn die wissen, was in den suburbs abgeht, die wissen, was Sache ist!“ Er schüttelte nur kurz mit dem Kopf und lehnte sich wieder zurück. “Da kann mit kein Togaträger sagen, er setzt sich für das Volk ein und der Volkstribun ... nunja. ... er sollte für das Volk da sein, aber davon sieht man auch nicht viel.“ Der Artorier winkte ab und nahm noch einen Schluck vom Wasser-Wein-Gemisch, ehe er in normaler Lautstärke fortfuhr. “Aber vielleicht bekommt man in den kleineren Städten von solchen Dingen einfach nichts mit.“Zumindest nahm er sich vor, den Wahlreden ein Ohr zu schenken!