Archiv der alten Casa | Atrium, Balneum, Officii, Tablinum, Triclinium- Themen vor dem Brand

  • Durch ein schmales Fenster an der Wand fielen Streifen von Sonnenlicht durch die hölzernen Fensterläden und auf die Wasseroberfläche, wo sie sich in glitzernde Strahlen brachen. Doch dann schob sich wieder eine Wolke vor die Sonne und es wurde etwas dunkler im Bad, wenngleich auch noch Öllampen den Raum zusätzlich erhellten. Immer wieder flackerten sie leicht, wenn ein Windhauch sie erfasste und mit ihnen spielte. Medeia legte den breiten und hauchdünnen Schal, der jetzt feinsäuberlich zusammengefaltet war, neben sich und lächelte Tacitus einen Moment schweigend an. Gewandt erhob sich und schritt an dem Badebecken vorbei. „Dann hat Dich die Familie nach Rom geführt? Aber in Athen sind doch auch noch einige Artorii? Oder ist es nicht vielleicht eher die aufregende Stadt Roma?“ Medeia warf ihm einen Blick zu und zwinkerte ihm schelmisch zu. Sie trat auf einen kleinen Schrank zu, der in einer Ecke stand und mit floralen Mustern in zarten rosaroten und veilchenblauen Tönen bemalt war.


    Ihre Tunika rutschte an ihrer linken Schulter ein wenig herunter als sie sich bückte und die beiden Türchen des Schrankes öffnete. Ihre schlanke und alabasterfarbene Hand griff hinein und holte eine kleine tönerne Karaffe hervor, die am oberen Rand grün bemalt war und an ihrem Bauch mit blauen Weinranken verziert, ein versiegelter Korken dichtete die Kanne ab. „Dabei ist Athen doch so eine beschauliche und unterhaltsame Stadt. Und die meisten Artorii leben gar nicht mehr in diesem Hause. Sie sind entweder in Mantua, Germania oder Misenum.“ Während sie die Worte sprach, holte sie zwei Becher hervor und goss aus der Karaffe Wein in die Becher hinein. Schon wurde sie wieder zugekorkt und Medeia umgriff beide Becher. Mit leicht wiegendem Gang trat sie auf den Rand des Beckens zu und beugte sich nach vorne. Sie reichte Tacitus den Becher und setzte sich dann an den Rand des Bades. Dabei zog sie ihre Tunika etwas nach oben und ließ mit einem wohligen Seufzen ihre Füße ins warme Wasser hinein. „Du verzeihst, aber ich bin den ganzen Tag durch Rom gelaufen. Meine Füße bringen mich noch um.“ Sie lächelte und hob leicht den Becher. „Willkommen in Rom, Tiberius!“

  • Das Flackern der Öllampe ließ die manchmal entstehenden Schatten wild umher tanzen und sie gaben dabei ein teils groteskes, wie auch lächerliches Bild der menschlichen Gestalt ab.Nur ein Hauch von Schatten wurde gegen die mit Mosaiken verzierten Wände und Böden geworfen. Er hob sich nur ein eine kleine Nuance ab und war mit wenig Beachtung kaum zu erkennen. Wenn man sich allerdings darauf konzentrierte, dann war das Ebenbild von Medeia nur ein schemenhaftes. Seltsam verdreht, unproportional, einfach unnormal. So viel es dem Artorier nicht schwer, den Blick davon zu lösen und wieder zum Original zu zu schauen. Er hatte die Augen nicht lange geschlossen gehabt. Dafür war er viel zu neugierig. Die Neugierde war schon immer einer der Antriebe für ihn. Wenn er es schon nicht tat, weil es ihm vielleicht nützte oder er es gar gemocht hatte, dann war es sicherlich interessant und unbekannt genug, um einen kleinen Blick darauf zu werfen. Eigentlich war sie sein größter Antrieb, denn wohl der kleinste Teil von Dingen im Imperium würden ihm nützen oder gefallen, aber viele Dinge waren ihm unbekannt und würden sicherlich den Reiz in ihm erwecken näheres darüber heraus zu finden.
    So war es beispielsweise in diesem Moment. Es interessierte ihn einfach, was Medeia in diesen Augenblicken tat. Er erwartete nicht, dass es ihm irgendetwas nützte, aber es machte ihn neugierig.


    “Wegen der Familie ... Du hast recht. Natürlich gibt es in Athen noch andere Artorii, aber was bringen mir diese, wenn ich die Verwandtschaft in Rom, in Italien sehen will?“ Er verstummte kurz. Natürlich wären Briefe die ein oder andere Art gewesen, Kontakt zu halten, aber das tat er nicht. Er hielt diese Papyrifetzen einfach für viel zu unpersönlich, dagegen waren solche Erlebnisse wie das gerade nur ein wertloses Stück etwas. “Rom? Ich muss zugeben, eine sehr aufregende Stadt ... aufregend und hektisch. Wie hältst Du es hier nur aus? Gewöhnt man sich daran, oder wie? Ich habe für nun schon genug von Rom und bin nicht einen ganzen Tag hier!“ Langsam holte er den linken Arm aus dem Wasser und legte den Ellenbogen auf dem Beckenrand ab, sodass das Wasser noch die Fingerspitzen umspielen konnte. Trotzallem stieß Tiberius einen leisen Seufzer aus und ließ wieder kurz die Augen nach unten fallen. “Wirklich sehr hektisch ...“ Meinte er leise, zwang sich wieder zu einem Lächeln und schaute wieder auf. “Ja, habe ich schon gehört. Corvinus gab mir eine kurze Zusammenfassung der letzten Geschehenisse. Und diese Leere in der Casa war mir auch schon aufgefallen. Ich hatte mehr Menschen erwartet, bei einem so großen Domus.“
    Er zuckte mit den Schultern und erkannte nun endlich, was Medeia gemacht hatte. Das gezwungene Lächeln wurde wieder zu einem natürlichen und dankend nahm er den Becher entgegen. Mit einem zufriedenen Nicken erhob er ebenfalls den Becher und trank dann einen kleinen Schluck. Er konnte es sich allerdings nicht verkneifen, eine leicht stichelnde Antwort auf Medeias Frage zu geben, auch wenn diese keineswegs vorwurfsvoll gemeint sein sollte. Das Grinsen sollte dies verdeutlichen ... “Tjaha ... eben die Eile. Hier laufen alle wie die aufgescheuchten Hühner rum, kein Wunder, dass die Füße schmerzen!“

  • Kleine Wasserkreise bildeten sich um Medeias schlanke Waden, die tief in dem heißen Wasser getaucht waren. Träge und müde bewegte Medeia ihre Füße in dem heißen Nass und lachte dabei leise. „Wie aufgescheuchte Hühner...so so!“ Gut gelaunt, ja schon fast heiter lächelte sie und trank einen Schluck von dem Wein. „Aber ich gebe Dir völlig Recht, Tiberius. Denn wenn man Deine These mittels Aristotelischer Logik unternauert, dann ist sie nicht mehr zu widerlegen!“ In Medeias Augen lag ein gewisser Schalk, wenn sie auch sich aufrichtete und Tacitus ernsthaft und würdevoll anschaute. Ganz als ob sie jetzt auf den Stufen eines Athener Tempels stehen würde und eine tiefgreifende Erkenntnis wiedergeben würde. „Die erste Aussage: Medeia läuft viel durch Rom! Die zweite Aussage: Viele aufgescheuchte Hühner laufen durch Rom. Die einzige logische Verknüpfung wäre: Medeia ist ein aufgescheuchtes Huhn! Sehr bestechend. Mein Kompliment, Tiberius.“ Medeia hob ihren Becher Wein und prostete Tacitus leise lachend zu.


    Mit einem genießerischen Seufzen tauchte einer von Medeia Füßen aus den Tiefen des Bades hervor. Wasser floss wie ein kleiner Wasserfall von ihrem Fußrücken und glitt wie ein leichter Schleier zwischen ihren Zehen hindurch, die sich spielerisch hin und her bewegten. Ein wenig vom Wein schwappte über als Medeia den Becher auf den steinernen Boden neben sich abstellte. Ein paar Tropfen spritzen auf ihren Handrücken. Achtlos wischte sie die kleinen roten Perlen zur Seite und stütze sich auf ihre beiden Hände ab. Ein wenig neidisch betrachtete Medeia das warme und lockende Bad, in dem man so hervorragend sich nach einem langen Arbeitstag und dem Abschluss der Aedilats räkeln konnte. Doch wohl nicht heute Abend. Trotzdem seufzte sie leise. „Aber erzähl , Tiberius. Wie ist es Dir in den letzten Jahren ergangen. Warst Du all die Zeit in Athen? Und hast Du schon Pläne hier in Rom?“

  • Es sah ganz nach Aufbruch aus, Kisten und Truhen standen Reih in Reih, bereit aus dem Domus herausgetragen und auf einem Wagen verladen zu werden. Scheinbar war gerade jemand dabei, das Domus zu verlassen. Herkules führte Artorius Claudus hinein. „Ich Domina finden!“ Gerade wollte er weitergehen durch den Durchgang ins Tablinum, um Ausschau nach seiner Herrin zu halten. Doch das war nicht notwendig. Denn just betrat Artoria Medeia das Atrium. Sie trug eine lange, violettblaue Tunika, die mit einem goldenen Gürtel um ihre Taille geschnürt war. Ihre Haare hatte sie sorgfältig nach hinten geflochten, nur eine einzelne rote Locke entwand sich ihrer Frisur und kitzelte an ihrer Wange. Als sie den Besucher, Claudus, im Atrium sah, verharrte sie erstaunt. Nachdenklich betrachtete sie ihn eine Weile ehe ein Wiedererkennen auf ihrem Gesicht zu sehen war. „Manius! Bist Du das?“ fragte sie ihn. Es war schon sehr lange her, dass sie den jungen Mann getroffen hatte. Damals als ihr früherer Mann noch am Leben war und sie immer wieder mit zu den Familientreffen der Artorier nahm. Fragenden Ausdruckes trat sie auf Claudus zu und deutete mit einer beiläufigen Geste Herkules seiner Arbeit wieder nach zu gehen.

  • Auf leisen Sohlen trat Claudus in das Atrium der Casa Artoria ein und schaute sich um. Drinnen hatte sich doch Einiges verändert und alles schien ihm so groß. Fast schon wie ein Palast! Oder lag es einfach daran, dass er die kleinen, kalten Holzhütten in Gallien gewohnt war? Mit einem Keuchen wischte er sich den Schweiss mit dem Arm von der Stirn und setzte sich auf eine der umliegenden Kisten. Am liebsten hätte er jetzt den Kopf in die Arme versinken lassen und würde ein bischen ausruhen... nur ein kleines bischen...
    Doch seine Ruhephase wurde jeher gestört, als er einen Ruf von der Seite hörte. Es war eindeutig, dass jemand seinen Namen rief und reflexartig schwankte sein Kopf nach oben und er erblickte eine junge Frau, mit langen, roten Haaren. Sie war schlank und ansehnlich, mit einer symphatischen Ausstrahlung. Das konnte nur Medeia sein!


    "Salve! Ja, ich bin Manius.". Um sich eine peinliche Verwechslung zu ersparen, musterte er die Dame gründlich. "Bist du das, Medeia!?", fragte er verlegen. Er trat aufgeregt in kurzen Schritten nach vorne, zügelte sich jedoch, weil er nicht wusste, ob er noch willkommen war. Sein Herz raste, weil er sich noch immer nicht sicher war, ob man ihn aufnehmen würde, oder wie man auf seine Wiederkehr reagieren würde...

  • Eine Kiste polterte im Hintergrund, Hektor oder Herkules, man wusste ja nie, hatte einer der Gepäckteile fallen lassen, der Holzdeckel öffnete sich und einige Gewänder quollen heraus, alle in tiefgrünen bis zu blasssmaragdenen Farben gehalten. Medeia sah sich zu dem Sklaven um, der entschuldigend zu ihr spähte. Es war Hektor, was Medeia an der nicht geölten Haut erkannte. „Ist schon gut, lass uns bitte alleine, Hektor!“ Hektor nickte und verschwand durch den Zugang zum Tablinum. So einen weiteren Zuhörer weniger habend, drehte sich Medeia wieder um. „Natürlich bin ich es, Manius. Bei den Göttern, ich habe mich doch in den letzten Jahre nicht so sehr verändert, oder?“ Sie lächelte und zwinkerte verschmitzt. „Aber was für eine freudige Überraschung. Es ist schön, dass Du hierher gekommen bist. Wie geht es Dir?“ Medeia musterte Claudus und sah ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an, unbewusst kratzte sie sich am Rand ihrer Verbände, die um ihre Unterarme gewickelt waren.


    „Du siehst müde und sehr erschöpft aus! Komm doch erst mal weiter hinein. Setz Dich!“ Medeia deutete auf eine dekorativ geschmückte Bank, die in einer der Alae, den Seitenflügeln des Atriums, stand. Sitzkissen dekorierten die Marmorbank und dahinter waren die Kästen zu sehen, die die Ahnenmasken der Familien aufbewahrten, leider waren es in letzter Zeit etwas mehr geworden. Medeia nahm auf der Bank Platz und sah Claudus weiter aufmerksam an. „Sag, wo bist Du eigentlich hin verschwunden, damals?“

  • Mit einer freundlichen Geste nahm Claudus an einer Bank platz, die ihm Medeia gedeutet hatte und gab dabei ein inneres "Ahhh..." von sich. Erst etwas in seine Gedanken vertieft, wurde schon seine Konzentration von Medeia abgebrochen, die ihm eine Frage stellte. Er musste zuerst überlegen, was er antworten wollte und schaute Medeia mit einem Blick an, mit dem auch vermuten konnte, dass er nur zur Hälfte geistesanwesend war.
    Dann kam Manius jedoch zu Wort. "Ich bin nach Gallien gereist und habe mich einem kleinen, armen Dörfchen angeschlossen. Ich war eben ein sehr Abenteuerlustiger. Noch so viel jünger...
    Meine Entscheidung habe ich allerdings schnell bereut und wollte wieder verschwinden. Nach 3 Jahren Aufenthalt wollten mich die Bewohner allerdings nicht weg lassen.", sagte er mit einem leichten Grinsen. "Sie hatten sich wohl zu sehr an mich als billige Arbeitskraft gewöhnt und wollten mich nur ungern wieder weg haben. Nach einem weiteren Jahr dort habe ich meine Habe gepackt und habe mich Nachts davon geschlichen. Das hätte ich viel früher tun sollen, glaub mir das..."
    Es war ihm eine große Freude, dass Medeia ihn so gut empfing, nach dem, was geschehen war.

  • - Noch vor der Mantuareise-


    Aufmerksam lauschte Medeia ihrem weiteren angeheirateten Neffen, sie wurden immer zahlreicher und Medeia fing tatsächlich an, sich langsam immer älter zu fühlen. Sie lächelte leicht und strich Claudus kurz über die Schulter. „Mach Dir mal keine Gedanken, mein Lieber. Alle jungen Männer haben irgendwann wohl den Drang ihre eigenen Wege zu gehen. Aber Du warst und bist immer bei der Familie willkommen. Und wenn Du hier in Roma bleiben willst, dann fühl Dich hier ganz wie zu Hause. Denn es ist Dein Zuhause.“ Mit einer Hand deutete Medeia auf die Kisten. „Aber wie ich Dir leider mitteilen muss, wird das Haus in nächster Zeit leer sein. Ich, auch Dein Bruder, er ist auch hier in Roma im Moment, wollen nach Mantua reisen. Und die Anderen hat es überall nach Italia und sogar nach Germania verschlagen!“ Etwas bedauernd zuckte Medeia leicht mit ihren Schultern, als ihr just ein Einfall kam. „Aber wie wäre es, mein lieber Manius, wenn Du mich nach Mantua begleiten würdest? Du könntest dort Deinen Vetter Lucius kennen lernen, er dient in der Legio. Außerdem soll die Poebene wunderschön sein. Ebenso wäre mir ein wenig angenehme Reisegesellschaft mehr als Recht. Würdest Du Gefallen daran finden?“

  • Fahles weißes Sonnenlicht fiel ins Atrium durch die kleine Öffnung im Dach, strahlte auf den kleinen Teich in der Mitte des Atriums und brach sich doch in viele funkelnde Strahlen, glitzerte auf dem blauen Wasser. Die Alte trottete langsam hinein. „Kommt, kommt, junger Mann! Nehmt hier auf der Bank Platz, ich hol die Hexe mal!“ Die Alte mit der Katze auf dem Arm deutete auf eine gepolsterte Marmorbank, die am Rande des kleinen Wasserbeckens stand. Zögerlich musterte sie den Mann und setzte die Katze auf den mosaikgeschmückten Boden. „Komm, Kleines, pass auf, dass er nichts klaut. Mama ist gleich wieder zurück, ja bist eine ganz brave!“ Einen warnenden Blick auf Graecus werfend entschwand die Alte wieder aus dem Atrium. Schnurrend und auf Samtpfötchen näherte sich die Katze Graecus und schmiegte sich an sein Bein, wie ein Wachhund wirkte sie wahrlich nicht.


    Erhaben und mit hocherhobener Miene betrat Krysia, die Griechin mit der Hackennase und etwas hageren Gesichtszügen, das Atrium. Sie trug einen langen, schwarzen Peplos, ihre schwarzen Haare streng nach hinten gekämmt und zu einem Dutt zusammen gefasst. Mit Abneigung betrachtete die Frau die Katze, ging trotzdem auf Graecus zu. Ein griechischer Akzent mischte sich in ihr Latein als sie sprach. „Salve! Mir wurde berichtet, dass Du die Hausherrin zu sprechen wünschst? Nun, ich bin es nicht. Mein Name ist Krysia, aber ich bin eine sehr enge Vertraute von Artoria Medeia. Was führt Dich zu ihr, wenn ich fragen darf?“


    Sim-Off:

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  • "Salve, domina honestissima. Ich kam, um Medeia Artoria um eine Anstellung als Schreiber oder Ähnlichem zu bitten. Zwar kenne ich sie nicht persönlich, habe jedoch von ihr gehört, als sie noch in Athenae wohnte. Ich glaube, dass mein Vater mit ihrer Mutter bekannt war.", sagte Nikophileaus Graecus. Sein vielleicht schwülstiger Sprachstil mochte davon herrühren, dass er im Lateinischen besonders sorgfältig war, es war ja nicht seine Muttersprache, er hatte Latein nicht als Umgangssprache sondern bisher nur als Literatursprache kennen gelernt, und das in mehr Unterrichtsstunden bei seinem Hauslehrer als ihm als Schüler lieb gewesen war. Er fuhr fort und blickte Krysia durchdringend an. "Allerdings frage ich nur deshalb nach Medeia, da sie das einzige Mitglied der Gens Artoria ist, wessen Name mir bekannt ist, daher bitte ich auch jeden anderen dieser Gens um Anstelllung als Schreiber oder Bibliothekar, sofern ich jenem dadurch von Nutzem bin. Außerdem bin ich zu dieser Zeit ohne Obdach und auch Brot kann ich nicht kaufen." Graecus ahnte, dass sein Auftritt einen eigenartigen Eindruck machen musste. Sein durchdringender Blick wurde etwas unsicherer. "Kannst du mich zu jemandem führen oder mir sagen, wann jemand, am besten Artoria Medeia, zu erreichen ist?" Die Unsicherheit verflog. Seine Miene verzog sich wieder zu einem undurchschaubaren, strengen Lächeln.

  • Überrascht wölbte sich die linke Augenbraue der Griechin nach oben. Sie musterte den Fremden in dem Atrium der Artorier mit einem völlig anderen Blick, schien ihn einschätzen und durchschauen zu wollen. Ihr kühler Blick bekam ein amüsiertes Glitzern, dann gluckste sie und sie legte den Kopf in den Nacken, lachte herzhaft, wobei ihr Lachen schrill und unangenehm anmutete. Kopfschüttelnd winkte sie ab. „Oh, ich lache nicht über Dich!“ fügte sie an, auf Griechisch und nahm ungefragt neben ihm Platz. So schnell wie das Lachen gekommen war, so schnell war es auch wieder entschwunden. Ein berechnender Ausdruck stand in ihr Gesicht geschrieben. „Artoria Medeia ist zurzeit in Mantua, ich würde sagen, sie kommt erst in einigen Wochen wieder. Ebenso steht es wohl mit den meisten anderen Artoriern. Aber es könnte sein, dass ein gewisser Artorius Corvinus hier ist. Er ist Duumvir in Misenum, solltest Du interessiert sein, könntest Du sicherlich sein Scriba werden und eine Anstellung in Misenum erhalten.“ Wieder sah sie ihn so prüfend an, ihr rechter Mundwinkel zuckte kurz und sie stütze ihre magere Hand auf der Bank ab, trat dann nach der Katze, die sich an ihr Bein schmiegen wollte. Mit einem Miauzen sprang die Katze zurück und sträubte ihren Schwanz. Kühl und zufrieden lächelte Krysia und sah dann zu Graecus. „Aber Du könntest sicherlich auch eine spannendere Aufgabe hier in Rom finden und müsstest Dich nicht mit den Aufzeichnungen von Hafen- und Tempelanlagen, Aquädukten und schnöder Verwaltung herumplagen. Es könnte auch durchaus viel lukrativer sein, jedoch auch nicht ohne ein gewisses Risiko verbunden sein. Doch zuerst, Du bist Grieche und meinst Artoria Medeia vom Hörensagen zu kennen. Was genau, weißt Du über ihr Leben in Athen?“

  • Graecus kräuselte die Oberlippe ein wenig, möglicherweise lächelnd. "Ich weiß nicht", begann er, "ob es ehrenvoll ist, alles was man über einen anderen Menschen weiß, einem dritten zu erzählen. Doch da du, wie du behauptest, mit Medeia Artoria vertraut bist, will ich sagen was ich weiß. Doch ich möchte nicht ausschließen, dass es sich um eine Verwechslung handeln könnte. Ihre Mutter, so sagte man mir damals, stamme aus einer alten, weder besonders verrufenen noch besonders vornehmen Familie. Der Mann der Mutter sei wohl in Verbannung geschickt worden, den Grund weiß ich nicht. Er habe die Reise ohne seine Frau angetreten. Daraufhin habe die Familie Medeias Mutter verstoßen, die Ehefrau eines Verbannten sei der Familie wohl wie ein Schandmal vorgekommen. Um ein Auskommen zu haben, habe die Mutter Medeias begonnen, Handel zu treiben, mit Römern, und sie habe eine taberna eröffnet. Mein Vater habe dort des öfteren verkehrt, wie er sagte um mit Römern Kontakt aufzunehmen. Medeia sei die Tochter dieser Wirtshaus-Besitzerin, wurde mir gesagt, und habe sich auch nie gescheut, ihrer Mutter bei den Geschäften zu helfen. Irgendwann habe Medeia einen Römer geheiratet, der unten in Athen möglicherweise in der Verwaltung gearbeitet haben könnte. Ihre Mutter sei dann irgendwann gestorben. Es ist sicher nur eine hässliche Lüge, doch meine Tante meinte einmal, Medeias Mutter sei an einem Gift gestorben, das ihr ein entfernter Vetter meiner Tante, wohl ein Arzt, zukommen lassen habe, nachdem sie darum gebeten habe. Sicher täusche ich mich, jedoch glaube ich, dass nach dem Tod von Medeias möglicher Mutter mein Vater verrückt geworden ist, um es, verzeih mir, so heftig auszudrücken. Er verbat meiner Mutter und meinen Schwestern, das gynaion zu verlassen, einige mens lang. Dann fanden Sklaven ihn eines Morgens tot, seine Lippen blau angelaufen, schwarzer Auswurf klebte an ihnen... . Verzeih, wenn ich dich langweile", sagte er, nun auf Griechisch. "Ich bin sicher nicht die witzigste Gesellschaft, höchstens lächerlich vielleicht. Sag mir,wo gibt es Rom spannende Aufgaben? Ein Risiko stört mich nicht, ich habe keinen Ruf mehr, den ich verlieren kann." Graecus blickte sie kühl lächelnd an.

  • Auf einmal wich dieses Lächeln. "Verzeih, ich denke ich muss jetzt los. Vielleicht sehen wir uns nocheinmal. Wenn du erlaubst... . Vale, Krysia!", sagte Graecus und ging, abwartend, hinaus. Er sah sich noch einmal um, bevor er verschwunden war.

  • Unverwandt und mit kalten Augen, wenngleich sie ein Lächeln vortäuschte, sah Krysia den griechischen Besucher vor sich an, lauschte seinen Worten von Verwandtschaft, Medeias angebliche Hintergründe und Verknüpfung jener griechisch-römischen Familien. Geduldig hörte sie ihm bis zum Schluss zu, erst dann erlaubte sie sich eine Reaktion. Ihre Mundwinkel zuckten und sie lachte, kalt und freudlos, vielleicht schwang ein Hauch von Häme in ihrer Stimme. Die ganzen Gerüchte und Mauscheleien schienen der Griechin wahrlich zu gefallen. Ihr kaltes Lachen füllte schaurig das Atrium. „Guter Mann, Du solltest nicht dem Geschwätz der griechischen Frauen glauben. Wenn sie den ganzen Tag im Haus eingesperrt sind, weder ins Theater noch zu Festen gehen dürfen, dann denken sie sich oftmals gar seltsame Geschichten aus. Aber ob etwas an diesen Gerüchten auch dran ist? Ich wage es zu bezweifeln. Ich kenne Artoria Medeia, ihr Leben und sogar ihre Mutter noch recht gut. Das mit der Taberna stimmt, aber den Rest solltest Du getrost vergessen.“ Krysia lächelte spöttisch und wollte dem Gast schon etwas Wein anbieten, auf den Vorschlag zurückkommen, womit er sich doch eine goldene Nase verdienen konnte. Was in Athen geklappt hatte, sollte doch wohl auch bei den naiven Römern zu schaffen sein, so fand die Griechin. Doch sie kam nicht mehr zu weiteren Worten, der Gast stand schon auf und verabschiedete sie. Krysia sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen hinter her. „Dann eben nicht!“ murmelte sie und stand auf. Ihr Blick fiel auf die Katze, sie lächelte kühl. „Komm her, kleines Kätzchen. Ja, sei schön brav!“ Mit der Katze im Arm verschwand Krysia wieder, die Katze war zwar kein Hund, musste heute jedoch reichen für ein kleines Opfer.

  • Gemessenen Schrittes führte Artoria Medeia den hohen Besuch in das von strahlendem Sonnenlicht durchflutete Atrium. Die einzelnen Sonnestrahlen spielten auf dem hellen weißen Marmor aus Afrika, funkelte im Impluvium und auf der filigranen Statue einer blaubemalten Nymphe, die im Wasser des Innenbeckens stand und milde lächelnd auf den Eingang blickte. Ihr Gewand rauschte leise als Medeia auf eine im Sonnenlicht stehenden Sitzgruppe zuging und Octavius Victor einen Sitzplatz anbot. Sie warf ihrem kleinen Ianitor, der ihr einen Schritt folgte, einen kurzen Blick zu. „Hol uns verdünnten Wein.“ Dann nahm auch Medeia Platz und lächelte Victor freundlich an. „Wenn ich so direkt sein darf, welches Anliegen führt den Praefectus Urbi in mein bescheidenes Haus?“

  • Nach der Dunkelheit im Eingang war der plötzliche Überschuss an Licht im Atrium doch zuerst von blendender Wirkung, weshalb Victor einen Moment brauchte um sich zu orientieren, ehe er auf das Angebot des Sitzplatzes eingehen konnte. Während er auf den Platz zuging musterte er kurz die Einrichtung... etwas weniger überladen als in der heimischen Casa, dafür weitaus ansprechender... wahrscheinlich lernte man den Geschmack des verstorbenen Onkels erst zu schätzen, wenn man über achtzig war.


    Nun zumindest nahm der Praefectus Urbi dankend Platz und bedachte auch die Weinbestellung mit einem Nicken, danach hörte er der Hausherrin aufmerksam zu.


    "Wenn du schon so direkt fragst, werte Artoria Medeia, dann möchte ich genau so direkt antworten, es geht um deine Aufnahme in den Senat und um eine mögliche Bedingung, die daran geknüpft sein könnte."


    Zwar konnte man auf diese Aussage eigentlich nur mit einem "Und?" antworten, aber vielleicht hatte sie ja eh einen Einwand vorzubringen, dann brauchte Victor nicht mit der Tür ins Haus fallen.

  • In ihrem Rücken meinte Medeia neben dem hölzernen Verstrebungen des Korbsessels auch den Blick einer weiteren Person zu spüren und ahnte durchaus, dass es sich um ihren griechischen Besuch handelte, die doch, gespannt wenn es um Belange von Macht und deren Erlangung ging, aufmerksam Medeia belauschen würde. Ein Lächeln der kleinen Vorfreude, weil Medeia wusste, gleich die Griechin in großes Erstaunen zu versetzen, hatte Medeia den Worten des Praefectus Urbi gelauscht, während schon eine blonde junge Sklavin heran trat und dem Praefectus Urbi das erfrischende und belebende Getränk, welches vortrefflich nach einem schnellen Marsch durch die Stadt war, dar reichte.


    Währenddessen dachte Medeia über die Worte nach, war durchaus überrascht ob dieser Ankündigung und bedeutungsvollen Worte. Nicht jedoch, dass sich damit eine erschwerende Bedingung verknüpfte, das war ihr schon vor vielen Monaten, bevor sie das Aedilat antrat klar. Natürlich konnte sie sich nicht sicher sein, ob es tatsächlich damit zusammen hing, dass sie eine Frau war. Aber sie hatte schon unfähigere Männer mit Leichtigkeit in den Senat ziehen sehen, die weit aus weniger Arbeit als sie geleistet hatte. Doch die Wochen in Mantua hatten sie einige Dinge klarer erkennen lassen.


    „Ich bin Dir sehr dankbar, werter Octavius, dass Du den weiten Weg für meine Zukunft und die Aufnahme in den Senat auf Dich genommen hast. Natürlich bin ich sehr neugierig, wenn ich das anmerken darf, was die Bedingung sein könnte. Doch vielleicht sollte ich Dich zuerst auf ein eminent wichtiges Faktum diesbezüglich aufmerksam machen.“ Medeia lächelte freundlich und fuhr gleich fort. „Ich habe lange Zeit deswegen gehadert und mit mir gerungen, aber ich bin zu der Entscheidung gekommen, auf eine Aufnahme in den Senat zu verzichten. Nicht, weil ich glaube, dass ich mich nicht dafür in der Lage sehe oder weil ich dem Imperium nicht mehr dienen will. Aber die Zeiten wandeln sich, einem Beitritt in den Senat würde mit den neuesten Entwicklungen wohl nicht mehr konform gehen.“


    Auch wenn es Medeia selber im Grunde enttäuschte, das eingestehen zu müssen, aber die Zeit für Frauen in der Politik war vorbei, Rom hatte einen Schritt zurück gemacht und Medeia glaubte zum Schlechten- Griechenland hatte es mit dieser Einstellung vor gemacht und auch das Imperium wird irgendwann mehr einem Sumpf gleichen, denn einer lebenden Gesellschaft in der Politik. So viele Monate später musste Medeia leider Flavius Aquilius diesbezüglich Recht geben. „Dürfte ich Dich vielleicht darum bitten, dies, sollte es doch im nächsten Conventus noch einmal angesprochen werden, dort anzumerken?“

  • Ein wenig überrascht war Victor schon, was man ihm vermutlich auch deutlich ansah. Mit einem abwesenden Nicken nahm er den Wein von der Sklavin an und nippte kurz daran. Dann schüttelte der Praefectus Urbi leicht den Kopf, bevor er schliesslich ebenso leicht nickte.


    "Natürlich werde ich deine Entscheidung dem Kaiser und dem Conventus vortragen..."


    ...und damit für einige verwunderte Blicke sorgen. Verstehe doch einer mal diese Frauen, irgendwie bezweifelte Vctor aber auch, dass er diese Entscheidung voll verstehen würde, wenn er verheiratet wäre, oder Medeias Entschlussgründe völlig kennen würde.


    "Ich... nunja, also das bringt mich doch ein wenig aus dem Konzept, aber hm, die Bedingung wolltest du ja noch wissen und sie möchte ich dir auch weiterhin nahelegen."


    Auch wenn es jetzt wohl zweifelhaft war, ob die Artorierin eine Arbeit in der Stadtverwaltung noch in Betracht zog.


    "Wie du vielleicht weißt ist der Posten des Architectus Urbi vakant und nach einigem Studium der Akten weiß ich, dass du dafür gut geeignet wärest. Für die urbs wäre es nur von Vorteil, wenn du dich dazu entschliessen würdest diese Aufgabe anzunehmen."

  • Imperiosus war endlich wieder zu Hause. Er schickte Marcella los, denn sie sollte schauen, ob sich anderen Artoria in der Casa befanden. Während sie dies tat, legte sich Imperiosus auf eine Kline, er hoffte dass etwas essbaren im Hause war, denn er hatte großen Hunger von der langen Reise bekommen.


    Als Marcella wieder zurück kam, reichte Imperiosus schon ihr Blick, um zu wissen, dass kein weiteres Familienmitglied zu Hause war.
    " Keiner da... " murnelte Imperiosus vor sich hin. Aber was hatte er erwartet, dass alle da sind und nur auf seine Rückkehr gewartet haben.


    Marcella kniete sich mittlerweile schon zu seinen Füssen und massierte sie mit einen gut riechenenden Rosenöl ein. Sie versuchte alles, damit Imperiosus sich gleich wieder wohl fühlen würde. Als Marcella in die Culina gehen wollte, sah sie die Familiennachrichten. Sie laß sich die Nachrichten durch und informierte schnell Imperiosus, der sich ein kleines lächeln nicht verkneifen konnte. Nun ging sie in die Culina.


    Imperiosus freute sich, dass Avitus mittlerweile Centurio ist... noch besser, sogar Primus Pilus war. Nur eins war für Imperiosus nicht so erfreulich, sein Bruder Castus suchte wie er das Heil in der Ferne.


    Imperiosus nahm sein Wachstafel und schrieb. Er wollte seiner Familie benachrichtigen, dass er wieder zu Hause ist.

  • Marcella


    Marcella betrat wieder das Atrium und stellte das Essen auf den kleinen Tisch, dass neben der Kline stand. Den Becher füllte sie mit Wein. Imperiosus nickte ihr zu, sie solle sich neben ihm auf die andere Kline setzen.


    " Hast du für dich auch etwas zu essen gefunden ? " fragte er er sie.


    " Nein mein Herr, nur noch dies Brote waren auf zu treiben. Mir scheint fast so, als wäre schon lange keiner mehr hier gewesen. " sagte Marcella wie gewohnt mit freundlicher Stimme und einem kleinen lächeln.


    Imperiosus nickte ihr zustimmendt zu, als gerade ihr Magen anfing zu knurren. Auch sie hatte großen Hunger, doch sie wollte es ihm verbergen.
    Imperiosus hörte das knurren und schaute sie an.


    " Hier Marcella, nimm die auch ein belegtes Brot. Du brauchst nicht zu hungern, schließlich hast du auch einen weiten weg hinter dir. " Imperiosus lächelte sie an.


    Marcella fühlte sich zum erstenmal auf gleiche höhe wie ihr Herr, zusammen mit ihm am gleichen Tisch sitzen und zu speißen, durfte sie bisher noch nie.


    " Danke mein Herr, ich weiß diese Ehre zu schätzen. "
    Marcella nahm sich ein Brot und lächelte Imperiosus vor lauter freude an.



    SKLAVE - TIBERIUS ARTORIUS IMPERIOSUS

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