"Meine Aussage wir nicht zu meinem Vorteil sein, ob sich daraus ein Nachteil ergibt sei dahin gestellt, jedenfalls spreche ich hier als Soldat, als Tribun und Führer einer Einheit, die an dem Schlachtzug in Hispanien teilnahm und ich spreche nicht nur von Wissen, sondern ich kann es auch mit gutem Gewissen beweisen. Die Kurse Examen Tertium und Examen Quartum an der Academia Militaris beurteilen mir zumindest ein gewisses Wissen."
Ein kurzes Einatmen war zu hören, dann begann er...
Ich habe Schande über meine Soldaten, die Legio II, den Kaiser und das Imperium gebracht, dafür bot ich euch mein Leben, doch ihr bestaftet mich mit dem Muss weiter zu leben. Ich habe im Suff großes Unheil angerichtet, ich habe meine unabdingbare Treue der kaiserlichen Administration und noch schlimmer des Kaisers... (blickt zum Boden und schweigt einen Moment)
... in Frage gestellt und ich erwarte dahin gehend eine gerechte Strafe.
Und doch wäre ich wahrscheinlich sonst auch dem selbstgefälligen Weg verfallen zu Schweigen, um mich zu schützen, um einen Aufstieg zu schützen, der schon mit der Erhebung zum Tribun beendet war. Genauso kann ich mir nur die Reaktion der Offiziere, von denen viele an der Akademie zu Rom lernen und am Feldzug teilnahmen erklären, denn....
Ich bin entsetzt über die Scheuklappenmalie der römischen Führungsoffiziere, derer die an den Schlachten teilnahmen, wie auch derer die den Bericht des Legaten so still registrierten. Ich nehme doch an, das dieser einen umfangreichen Bericht abgegeben hat?
Nun es liegt nun wohl an mir das anzuprangern, was geschehen ist, das zu beschreiben, was sich in den Tiefen der hispanischen Bergregion zugetragen hat. Ihr hättet mir das Gladus gewähren sollen, mein Kaiser, dann könnte Rom die Schicksale mit Gras bewachsen sehen, ohne die leise Stimme, meine Stimme...
Es begann mit der Schlacht bei Septimanca, einem Ort am Fuße des Vindicus Mons. Die Legionen standen einem nicht kleinen Kontigent an feindlicher Infanterie und Reiterei gegenüber. Nun das sie etwas zeitiger kamen, als vielleicht noch erwartet, möge man der nachfolgenden Taktik verzeihen, doch das ein Legatus nicht weiß, wer seine Geschütze befehligt, zeugt von schlechter Führung. Mir war es nämlich so in den vielen Kursen der Akademie erklärt worden, das ein Legat seine Mannen führt und nicht fragt, wer was tut oder tun möchte. Nun gut soweit, die Schlacht war jedenfalls ein halbes Debarkel, auf der einen Seite ließen sich Soldaten durch ihre unmilitärische Vorsicht und dem daraus resultierenden Drang nach vorn einschließen, auf der anderen Seite funktionierte das System von Meldereitern überhaupt nicht und die in Reserve gehaltenen Einheiten konnten nicht oder nur schwer die wund geschlagenen Punkte entsetzen. Trotzdem durfte diese Schlacht als ein Erfolg gewertet werden, denn der feindliche Kommandant wurde wie durch ein Wunder und zum Glücke der römischen Führung da nieder gestreckt. So war es ein leichtes den fliehenden Feind Verluste in nicht geringem Ausmaß beizubringen.
Die Statistik der römischen Toten und Verwundeten, derer die nie wieder durch zwei Beine getragen würden, oder deren Schwungarm im Felde liegen blieb, derer die Freunde und Kameraden im Schlamm der nassen Wiesen ließen und derer die den Ort der Krankenhäuser nur auf der Totenbahre verlassen würden war lang. Sehr lang, doch das ist der Krieg und es scheint fast so als sei es eine notwendige Zahl derer gewesen, die die hispanischen Rebellen zurück schlugen.
Die weiteren Tage grenzen fast schon an Hohn auf die Gefallenen. Eine unkontrollierte Scharr machte sich auf den Feldern daran Tode und Verwundete zu bergen und diese in Notlazeretten zusammen zu flicken. Ein großer Teil derer Verwundeten sollten dabei das Feld nicht verlassen, denn die Zeit schien knapp, die restlichen Legionäre sollten auch ihre Chance erhalten vor Hardes ihr Angesicht zu zeigen und ihre Treue zum Imperium mit dem Tod zu bezeugen.
Die Legionen marschierten also wieder, mit leichter Aufklärung, denn zu viel mehr war die geschrumpfte Alae nicht in der Lage und mit dem Glück der Götter zu der Stadt Uttarae in den hispanischen Hochebenen. Ein Marsch der jeden Legionär zu Fuß bis an die Grenzen seiner Kräfte brachte, mühseeliges Gelände ohne ausgebaute Straßen über Stock und Stein im ständigen Berganmarsch. Ein schnelles Tempo wurde trotzdem gehalten, wie viele Soldaten dabei ausfielen, die Dunkelziffer kennt wohl keiner. So konnte die Stadt innerhalb weniger Tage erreicht werden und der Bau einer Wallumrandung wurde in Auftrag gegeben, dazu zwei Kastelle, deren Funktion Sinn machte.
Das dies jedoch im Gesamten keinerlei Planung war, zeigten die nächsten Tage. Von früh bis spät wurde geschuftet, wer nicht am Hämmern, Sägen und Schaufeln war, durfte die Gebiete aufklären. Essen gab es noch eher wenig, der Nachschub rollte erst an, die schlechten Straßen taten ihr Übriges dabei.
Nach der Errichtung durften die Männer ruhen, doch gab man ihnen gerade einen Tag um die Anstrengungen, die Blasen an den Händen zu verdauen und die Ausrüstung zu säubern. Am danach folgenden Morgen befahl ein Legat, befahl dieser Legat Meridus die Erstürmung der Festung Uttarae. Wohlwissend der harten letzten Tage, der Anstrengungen und Entbehrungen, der bereits stark dezimierten Truppenkörper und der Gewissheit, das in solch einem Feldzugstatus -ich hoffe es zumindest-, nur eine Belagerung hätte die Zahl der eigenen Verluste in einem zu verantwortenden Maß halten können.
Ein solcher Mann, der seine eigenen Truppen derart dahin schlachtet, gehört nicht auf einen Thron, sondern enthoben aus einem Dienst, den er weder gelernt hat, noch dessen jahrelange Anwesentheit dazu beigetragen hätte, sich in der Schlacht zu bilden.
Was ihn dazu veranlasste, kann ich nicht berichten, doch was das Ergebnis davon ist, zeigen die vielen tausend Toten Legionäre und derer die in den Krankenlagern verrecken werden und verstorben sind. Von dennen, die nie wieder dem Leben einen Sinn abgewinnen werden, ganz zu scheigen.
Ich kann dabei keinen Trimphzug erkennen, nur einen Trauerzug und ich kann nicht glauben, das ein jeder voller Freude auf diese Ereignisse zurück schaut, sei es der Legionär in der ersten Reihe oder der Offizier dessen Cohorte ausgelöscht wurde. Ich habe schon viele Kriege gesehen, dabei gekämpft, aber ich sah niemals einen Anführer der mit solch kühlen Lächeln so viele eigene Männer in den Tod schickte und ich wende mich ab von diesem, seinen Gesicht, denn es ist das Gesicht des Todes, die Aura Hardes die ich in seiner Nähe verspüre.
In diesem Moment auf dem Marsfeld, als einige Kameraden und ich betrunken von Wein und anderen Genüsslichkeiten, den Schlächter sahen, blieb mir keine andere Wahl... unwissend doch des Vopahs euch meinen Kaiser damit bloß zu stellen. Nun dieser Schuld bin ich mir bewußt, einer Anderen jedoch nicht.