Beiträge von Anchisothep Niger

    "Zu Befehl", rief Anchisothep und machte sich an die Arbeit. Die anderen acht hatten offenbar noch nichts bemerkenswertes gefunden. Anchisothep konzentrierte seine Aufmerksamkeit nun auf das dornige Gestrüpp. Etwa eine Stunde lang suchte er alles ab, manche Sträucher mehrmals. Deutlich zu sehen war, dass es im Bereich um die frischen Fußspuren abgeknickt war. Im Boden waren frische Kuhlen, die Anchisothep nun erst bemerkte. "Hier sind Kuhlen im Boden. Hier muss jemand auf der Erde gelegen oder gehockt haben", rief er zum Tribun hinüber. Anchiosthep musste ein Gähnen unterdrücken. Es musste schon sehr spät sein. Bald würde der Morgen anbrechen, dann könnte er seine Nachtruhe vergessen. Doch er blieb eifrig bei der Sache. Er begann, einzelne Zweige des Gestrüpps abzusuchen. Nach einiger Zeit entdeckte er etwas. An einem Dorn steckte ein Fetzen Stoff, es war mittelfeiner Baumwollstoff von nicht allzu guter Qualität, der auch nicht allzu dick und fest war, möglicherweiste stammte er von einer Tunika. "Tribune, ich habe einen Fetzen Stoff gefunden." Er beließ den Fetzen am Dorn, der Tribun sollte ihn so sehen wie vorgefunden, um sich einen Eindruck zu verschaffen.

    "Zu Befehl, Tribune!", rief Anchisothep Niger und verfolgte mit einem Kollegen die frischen Spuren. Sie führen durch dichtes Gestrüpp, es war nach einigen Doppelschritten schwierig, sie zu verfolgen. Anchisothep erkannte Schuhe in verschiedenen Größen und Formen anhand der Spuren. Es waren also mehrere Männer gewesen, die sich da am Fuße der Mauer aufgehalten hatten. Nach etwa zwanzig Doppelschritten ließen die beiden Probati das Gebüsch hinter sich. Sie kamen auf ein freies Feld. Hier war es etwas einfacher, den Spuren zu folgen. Offenbar waren die Fremden keine allzu lange Strecke über das freie Feld gegangen, nach etwa fünfzig Doppelschritten wandten sich die Spuren nach links und bogen in einen Wald ein. Geradeaus hätte der Weg auf die Straße ins Innere von Misenum geführt, offenbar wollten die Fremden vermeiden, die Straße zu benutzen. Sie waren entlang der Straße in einem Wald aus kleinen, krüppeligen Bäumen gegangen, der nicht sehr dicht war, jedoch in der Dunkelheit einen ausreichenden Schutz vor Entdeckung geboten haben mochte. Im Wald waren es weniger die immer undeutlicher werdenden Fußspuren sonderrn vielmehr auch frisch abgeknickte Zweige und Büsche, die Anchisotheps Aufmerksamkeit erregten. Nach weiteren zweihundert Doppelschritten führten die Spuren aus dem Wald hinaus und endeten an der Straße. Nun waren sie nicht mehr zu verfolgen. Die einzige bedeutendere Erkenntnis war, dass die Männer oder Personen, es mochten vielleicht auch Frauen dabei gewesen sein, wennauch die Größe der Fußspuren nicht darauf schließen ließ, sowohl aus Misenum gekommen waren als auch wieder dorthin verschwunden. "Hier hat es keinen Sinn mehr, weiter zu suchen. Wir sollten umkehren um dem Tribun Bericht erstatten.", sagte Anchisothep und sein Kollege nickte zustimmend. Sie kehrten um. "Anchisothep Niger, Probatus. Seid gegrüßt, Tribune, wir sind hier, um Euch Bericht zu erstatten. Die Fußspuren kommen von der Straße, die zum Inneren Misenums führt und führen auch dort wieder hin. Offenbar bestand die Gruppe aus mindestens drei Männern, soviele verschiedene Schuhabdrücke meine ich gefunden zu haben. Die verdächtigen Personen sind nicht direkt auf die Straße nach Misenum gegangen, sondern sind in einem Waldstück an ihr entlang gegangen. Es besteht fast kein Zweifel daran, dass die verdächtigen Personen in Misenum zu finden sind, wenn sie nicht von dort aus wieder fortgegangen sind."

    Sim-Off:

    Ich habe mir jetzt einfach etwas zusammengedichtet, ich hoffe, das ist ungefähr mit der Vorstellung konform, die der Narrator Italiae von der Geschichte hat. Aber ich denke, meine "Definition" der Landschaft um den Stützpunkt dürfte kaum Einfluss auf irgendwelche schon geplanten Geschichten haben.

    Mit Fackeln und Gladii ausgerüstet durchstreiften die Männer das Gebüsch. Ein Sack war nicht zu finden, was Anchisothep allerdings eigentlich im voraus klar gewesen war. Anchisothep betrachtete aufmerksam den trockenen Boden. Irgendwo mußten die Fremden doch Spuren hinterlassen hatten. Mit den Händen durchkämmte er die Büsche und hätte beinahe in einen zerfleischten Igel gefasst, der vor sich hinverweste. "Verdammt", zischte Anchisothep leise. Er hätte gerne Lederhandschuhe besessen, wer konnte wissen, was seine Hände noch im undurchsichtigen Gestrüpp erwarten würde? Außerdem waren die Zweige, die er beiseite schob, zum überwiegenden Teil dornig. Die frischen Kratzer und Schnitte wurden sogleich von frischem Dreck verschmutzt. Er war schon beinahe soweit, diese Aufgabe als sinnlos zu empfinden, als er auf Fußspuren stieß. Sowohl Fußspuren, die zur Mauer führten, als auch Fußspuren, die von der Mauer wegführten. Diese lagen erstaunlich dicht beieinander und schienen noch frisch zu sein. Etwas weniger frisch erschienen einige andere Fußspuren, die offenbar einen Weg um die Mauer herum kennzeichneten. Neben Abdrücken von Soldatenstiefeln, die Anchisothep schnell als solche erkannte, gab es noch andere im trockenen Boden. "Tribun, ich glaube, ich habe Fußspuren entdeckt, die noch sehr frisch sind.", rief Anchisothep und blieb vor den Fußspuren stehen. Er würde sie möglicherweise vor den Kurzsichtigkeit der anderen neun schützen müssen.

    Die Probati standen sofort still. Auf Befehl des Gubernators begannen sie, Liegestützen zu machen. Der staubige Boden machte diese Übung nicht angenehmer. Hätten sie nur nicht auf ihren übereifrigen Kameraden Anchisothep gehört!


    Sim-Off:

    das zählen bezieht sich auf die Liegestützen oder sollen wir schon exerzieren?

    Auf dem Exerzierplatz stand eine Gruppe Probati, die ihre Grundausbildung weitestgehend abgeschlossen hatten, um ihre täglichen Übungen abzuleisten. Anchisothep, einer unter ihnen, sah, dass offenbar das gesamte Quartier der Probati hier anwesend war. Nur fehlte ihnen ein Ausbilder. Also warteteten sie im Staub des Exerzierplatzes und in der prallen Sonne. Kein Windhauch war an diesem Tag zu spüren. Nachdem einige Zeit verstrichen war, begann Anchisothep von sich aus zu laufen. Er forderte seine Kollegen auf, mit zu machen. So liefen sie ohne Ausbilder ihre Runden um den staubigen Exerzierplatz, jedoch immer in Bereitschaft, sofort still zu stehen, sollte der Ausbilder auftauchen.

    Auch der Probatus Anchisothep kam in das Gebäude der Flottenkasse. "Seid gegrüßt. Probatus Anchisothep Niger bittet demütig um Auszahlung eines Teils des Donativums an ihn." Anchisothep hatte unter den vielen anderen Tiberius Antonius entdeckt und grüßte ihn, offensichtlich erfreut.

    Anchisothep meldete sich. "Anchisothep Niger, Probatus, eigeteilt zum Wachdienst. Ich würde gerne unter diesen zehn Männern sein, Praefecte"

    Sim-Off:

    da die Anweisung "von höchster Stellen" kam, gehe ich davon aus, dass Lucius Annaeus den Befehl selbst gegeben hat. Wenn ich falsch liegen sollte, schick mich weiter zu einem Offizier bzw. NPC :)

    "Mit Bescheidenheit zu sagen bin ich außer dem nicht anwesenden Tiberius Antonius Marius der einzige, der das Gesicht einer der wahrscheinlich vielen unbekannten Männer gesehen hat." Anchisothep war merklich unruhig, offenbar war es für ihn ungewohnt, mit dem Kommandanten zu sprechen. Doch Anchisothep war nun hellwach und beinahe begierig, die Spuren der Fremden zu verfolgen. Das mochte daran liegen, dass er einen Groll gegen die fremden Gestalten hegte.

    Anchisothep war verärgert. Offenbar waren die Fremden geflüchtet. Ob Tiberius Antonius schuld daran war? Ob er sie mit einer sinnlosen Alleingang-Aktion vertrieben hatte? Das wusste er nicht, nahm sich auch vor, es nicht herausfinden zu wollen. Sein Groll richtete sich auch weniger gegen Tiberius Antonius als gegen die fremden Männer. Wäre Anchisothep Praefekt der Classis würde er wohl in ganz Misenum Hausdurchsuchungen veranstalten lassen, bis er jemanden finden würde, der so ausssehe wie der Mann, der ihm die Geschichte mit dem Sack hatte verkaufen wollen. Er würde alles auseinander nehmen lassen, selbst auf die Gefahr hin, sich zu blamieren, wenn denn die Anwesenheit des Fremden an der Mauer doch nur harmloser Natur gewesen wäre. Doch leider war er nicht der Praefekt und wagte gar nicht zu glauben, es je werden zu können. Womöglich würden sie beide, Tiberius und Anchisothep, Ärger bekommen, auf welche Weise ihr Vorgehen auch immer falsch gewesen sein mochte. Anchisothep befürchtete, Tiberius könnte wegen Fahnenflucht verurteilt werden, so abwegig das wäre, wenn er als Begründung vorgeben würde, er hätte versucht die Fremden zu verfolgen. Doch da das Muster, nach denen die Vorgesetzten handelten, Anchisothep undurchsichtig war, glaubte er, alles befürchten zu müssen. Er stand mit vielen anderen, die der Großalarm aus den Betten gerissen hatte, auf der Mauer und beobachtete die Umgebung, so sinnlos es ihm schien. Die Fremden waren sicher längst über alle Berge.


    [SIZE=10 edit: ein adjektiv vergessen, eingefügt, edit II: schriftgröße korrigiert, die anderen edits: rechtschreibfehler entfernt]

    Anchisothep hatte davon nichts mitbekommen, denn er stand immer noch auf der Mauer, auf dem Stück, von dem Tiberius Antonius verschwunden war und das vom Tor ein gutes Stück entfernt lag. "Tiberius Antonius?", rief er noch einmal und sah im nächsten Moment ein, dass es sinnlos war.

    Anchisothep schleppte Baumaterial zur Baustelle. Ihn ärgerte ein wenig, dass er für die Ruderer arbeiten musste. Sollten die doch gefälligst ihre Unterkünfte selber bauen! So war seine Miene etwas missmutig, als er einige Balken mit einem Flaschenzug nach oben, auf das Dach, hiefte. Es war heiß und die Arbeit war schwer und es war staubig. Er musste eigentlich seine Ausrüstung reinigen, das würde er auf die Zeit verschieben, die eigentlich seine knapp bemessene Ruhezeit darstellte. Sollten die Ruderer doch im Freien schlafen! Er mochte die Ruderer ohnehin nur bedingt, in seinen Augen waren es unfreundliche, grobe Kerle, die übel rochen und sich nicht wuschen. Hatte sich da Arroganz in sein Hirn geschlichen? Eher nicht, denn ihm war bewusst, dass er selbst auf der untersten Stufe in der Hierarchie stand.

    Anchisothep sah, dass sein Kamerad nicht mehr auf der Mauerkrone stand. "Tiberius Antonius?", rief er und sah sich um. Die Alarm-Schreie hatten offenbar ihre Wirkung nicht verfehlt. Aus einigen Unterkünften kamen schlaftrunkene Soldaten, ein wenig langsam dafür, dass es einen Alarm gegeben hatte. Andere hatten offenbar im Schlaf nichts gehört. Aber wo war Tiberius Antonius? Anchisothep stieg auf die Mauer und sah hinab. Die Gestalten waren verschwunden. Und Tiberius Antonius mit ihnen? Ein unangenehmes Gefühl beschlich Anchisothep.

    In der Nacht kam Anchisothep zu den Quartieren der Optiones gelaufen. Er schlug gegen die Tür. "Hier ist der Probatus Anchisothep Niger.", sagte er. "Ich muss den zuständigen Optio für den Wachdienst auf der Mauer sprechen, der Nauta Tiberius Antonius Marius schickt mich. Zwielichte Gestalten treiben sich ums Castellum herum." Anchisothep wartete. Hoffentlich würde der Optio wach sein und die Meldung registriert haben, ehe die Gestalten fortgelaufen sein würden.

    Anchisothep genoss es, dass die Arbeiten so rasch und erstaunlich sauber erledigt waren. Stolz sah er auf das durch ihm stabilisierte Ruderdeck und den Deckaufbau, den er mit seinen zugegeben rudimentären aber durchaus soliden Zimmermannskenntnissen verstärkt und ausgebessert hatte, wobei ihm einige weniger bewanderte Probati wertvolle Handlangerdienste geleistet hatten. Nun setzte er sich zu den anderen auf dem Quai vor dem Schiff und erfrischte sich mit Essigwasser. "Weißt du, was der Nauarchus und sein Offizier in der Kommandatur wollen?", fragte er Tiberius Antonius Marius und trank noch einen Schluck Essigwasser. Er war durchgeschwitzt und hatte während der schweren Arbeit in der Sonne viel Wasser verloren. Gegen Sonnenbrand war Anchisothep glücklicherweise wegen seiner dunklen Hautfarbe nahezu resistent.

    "Diese Gefühl befällt mich auch.", murmelte Anchisothep. Er ließ den Kerl am Fuße der Mauer keinen Augenblick aus den Augen. Er wartete auf eine Antwort des Fremden. Waren seine Sinne durch die Müdigkeit überreizt und er hatte sich getäuscht, oder hatte Anchisothep soeben ein Rascheln im Gersträuch neben dem Fremden gehört? "Ich glaube, da hat sich hinter dem Kerl etwas bewegt", flüsterte Anchisothep seinem Kameraden zu.

    Anchisothep Niger erwartete den Inhalt der Kiste freudig, den Umbau, von dem der Kommandant sprach, weniger freudig, was nicht daran lag, dass Anchisothep Arbeit scheute, sondern daran, dass er lieber auf und an Schiffen arbeitete, als sich mit Dingen abzugeben, die in seinen Augen Nebensachen waren. Doch möglicherweise war es gar keine Nebensache, das Lager umzubauen. Er hatte in der Vergangenheit manches Mal mitbekommen, dass Ruderer, die meist Sklaven oder Freigelassene waren, mit den übrigen Mannschaften aneinander gerieten. Wenn sich soetwas vermeiden ließe, dachte er, würde er auch mit Freude dafür arbeiten. Es fragte sich nur, wie umfangreich der Kommandant den Umbau plante und wie in der Zeit des Umbaus die übrigen Aufgaben erledigt werden sollten. Wahrscheinlich nebenbei, sie durften schließlich nicht vernachlässigt werden.

    Anchisothep drehte sich Tiberus Antonius Marius zu, ohne den Mann unten vor der Mauer aus den Augen zu lassen. "Dort unten steht ein Mann, der behauptet, einen Sack zu suchen, den er verloren zu haben vorgibt, nachdem ich ihn entdeckt und nach ihm gerufen hatte. Doch bevor dieser eine sich zu erkennen gab, meinte ich die Schritte einiger Menschen zu hören und ich habe in der Dunkelheit, wenn mich meine Augen nicht getäuscht haben, die Schatten mindestens zweier Menschen gesehen. Mir behagt dieser Kerl nicht.", flüsterte Anchisothep seinem Kameraden zu, leise, damit es der oder die Menschen am Fuße der Mauer nicht hörten. Er wollte sie nicht verschrecken und zur Flucht bewegen. "Was sollen wir tun?", fragte er, wieder im Flüsterton, Tiberius Antonius. Dann rief er die Mauer hinunter: "Vielleicht kann ich dir helfen, heute wurde ein Sack in der Nähe des Castellums gefunden. Kannst du mir sagen, was er enthalten hat?"