Beiträge von Titus Decimus Verus

    Die Meinung von Salinator? Verus erzitterte schon bei dem Namen. Ein Mann mit dieser Macht war gefährlich und es war sein Patron? Dieser Jüngling war an diesen Mann herangekommen? Verus wich mental einige Schritte zurück. Dieser Jüngling war bestimmt ein Spitzel des Salinator, ihn zu prüfen, ob er loyal war. Verus setzte ein ängstliches Lächeln auf. "Tue das ruhig. Er wird wissen, was gut für dich ist." Verus Herz begann kurz zu rasen und dann beruhigte er sich wieder.

    Gut, nun wusste es Verus, der Stadtpräfekt hielt sich für den Kaiser und wollte informiert werden. Es wäre aber nun ein Fehler ihn darauf aufmerksam zu machen, also beließ es Verus bei der Tatsache der Belehrung. Das Lachen des Salinator ignorierte er mit einem diplomatischen Schmunzeln. Doch plötzlich reizte es ihn doch, den Stadtpräfekten direkt anzusprechen.


    "Mein Präfekt," begann er diplomatisch. "Das war mir bewusst aber mir war nicht bewusst, dass ich dich daran erinnern sollte. Natürlich liegt dies auf der Hand, dass man dich als des Stellvertreter des Kaisers informiert aber in dieser Hinsicht sah ich mich nur dem Kaiser verpflichtet, ihn an Termine zu erinnern. Schließlich gibt es Tätigkeiten, die nur der Kaiser ausführt. Aus diesem Grund schickte ich dem Kaiser ein Schreiben, um eben diese Dinge mit ihm zu besprechen, ob diese Protokolldinge aufgeschoben werden sollen. Das Archiv ordne ich ja bereits neu und die Archivarbeit liegt mir, Präfekt." Nun hatte er den Stadtpräfekten indirekt darauf angesprochen, dass er noch nicht Kaiser war und nur ein Stellvertreter. Verus konnte sich innerlich dafür treten, dass er so ehrlich war und den Kaiser derzeit noch über Salinator stellte. Ein Stellvertreter war für Verus eben nur ein Stellvertreter und kein Kaiser. Verus sah seinen Kopf bereits rollen, so dass er das eben gesagte relativieren musste. "Ich werde dich also informieren. Jedoch müsste ich recht häufig hier anwesend sein, um diese Dinge mit dir zu besprechen, welche Entscheidungen du vertagst, eben was du als des Kaisers Stellvertreter erfüllen willst. Mir war nicht klar, dass du sämtliche Protokollfragen des Kaisers übernehmen willst. Ich erwähne nur lästige Amtsbesichtungen, die du scheinbar ablehnst." Verus wurde deutlich nervöser. "Ich werde also nun regelmäßiger hier auflaufen müssen, um mit dir Zwiesprache zu halten." Nun fiel ihm noch etwas ein, womit er Salinator schmeicheln konnte, um seinen Kopf doch etwas aus der Schlinge zu ziehen. "Ich soll dich also als Interims-Kaiser betrachten? Ich werde mich dieser Tatsache beugen und dir dienen als ob du selbst der Imperator wärest." Verus sog vorsichtig durch die Nase Luft ein, um sein kochendes Blut zu beruhigen. "Welche Termine soll ich für dich notieren? Was hast du vertagt, Präfekt?" - begann er gleich mit der Arbeit, um schnell über seine diplomatisch-verpackte Kritik hinwegzutäuschen. Nun war Salinator für Verus der Kaiser und es bedurfte keiner weiteren Bestätigung. Verus fürchtete sich und dies genügte, Salinator vollens in seiner Macht zu bestätigen.


    Sim-Off:

    Edit - Mir ist noch etwas eingefallen, dass nicht unbedingt eines weiteren Postings bedarf. ;)


    Verus fiel noch etwas ein, dass den Präfekten auch noch ablenken könnte. Er hatte einen Brief bei sich, den er eigentlich für den Kaiser archivieren wollte. Nun nahm Salinator die Rolle des Kaisers ein und somit konnte er Salinator ruhig den Brief vorlegen. Zumal dies wirklich seinen Kopf aus der Schlinge ziehen würde. "Mein Präfekt," begann er erneut vorsichtig sowie diplomatisch. "Ich habe hier noch einen Brief, der für den Kaiser bestimmt war. Ich wollte ihn dir darlegen, damit du darüber urteilen kannst." Er zog den Brief aus seiner Ledertasche und legte ihn auf den Arbeitstisch. "Es handelt sich, um eine Gesetzesänderung für eine Stadt im hohen Norden: Mogontiacum. Sie möchten das Recht des Municipiums erwerben." - gab Verus eine Übersicht über den Brief. "Sie haben den Gesetztext zur Absegnung beigefügt."



    Ad
    Imperator Caesar Augustus
    Palatium Augusti
    Roma



    Unserem verehrten Kaiser unsere Grüße,


    wir, die Duumviri der Civitas Mogontiacums, treue Untertanen und Bürger des Reichs, ergebene Diener deiner selbst und ehrbare Anhänger der Sache Roms bitten demütig um deine Hilfe.


    Den Möglichkeiten der Res Publica entsprechend haben wir für die Civitas Mogontiacum eine neue Ordnung erarbeitet, wir haben sie diesem Schreiben beigefügt.
    Wir bitten dich, unsereren verehrten und geliebten Kaiser, darum den Menschen der Civitas diese neue Ordnung zu gewähren und unserer Civitas den Rang eines Municipiums zu verleihen* um ihr die rechtliche Grundlage für eben diese Stadtordnung zu ermöglichen.


    Demütigst erwarten wir die Verlautbarung deiner Entscheidung in unserer Sache.


    Die Götter mit dir!



    Sp. Turius Simplex et A. Paccius Perolla


    Sim-Off:

    *=allerdings ohne die historische Bürgerrechtsverleihung an die Bürgerrechtsverleihung an die Einwohner des Hauptorts ob der unhistorischen Struktur Mogontiacums im IR



    CIVITAS MOGONTIACVM
    LEX MVNICIPALIS



    Pars Prima - Allgemeines
    §1 - Territorium

    (1) Den Hauptort der Civitas Mogontiacum bildet das Oppidum Mogontiacum. In das Stadtgebiet eingegliedert sind sämtliche Vici und Villae Rusticae, welche in dafür vorgesehene Grundlisten der Stadtverwaltung eingetragen sind.
    (2) Die Grenzen des Stadtgebietes bleiben nach Erlass dieses Gesetzes so bestehen wie sie derzeit vorliegen. Änderungen durch Vertrag oder kaiserlicher Weisung sind möglich. Verträge der Stadt Mogontiacum sollen indessen keine derartigen Stadtgebietsverluste zur Folge haben, welche öffentliche Bauten, besonders die Kais des Rhenushafens, beeinträchtigen.


    §2 - Rechtlicher Status
    Der rechtliche Status des Oppidum Mogontiacum bestimmt sich gemäß der Weisungen unseres erhabenen und von den Göttern allseits gesegneten Imperator Caesar Augustus.


    §3 - Administration
    Die Regierung der Stadt übernimmt die Curia Civitatis. Sie setzt sich im Sinne der Lex Provincialis aus der Versammlung der Decuriones sowie gewählten Magistraten zusammen. Die Magistrate der ewigen Stadt Rom sollen hierbei zum Vorbild gereichen.



    Pars Secunda - Über die Curia Civitatis
    §1 - Munera curiae civitatis

    Die Grundaufgaben der Verwaltung, im folgenden Munera genannt, umfassen folgende zwei Aufgabenbereiche:
    (1) Munera Civitatium: die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die Sicherung des Innerstädtischen Friedens, die Errichtung und Instandhaltung öffentlicher Gebäude, die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Waren zum Lebensbedarf durch die Einrichtung und Unterhaltung rechtmäßiger Märkte, die Versorgung mit Trinkwasser, das Abhalten von religiösen Festen zur Sicherung des Pax Deorum und die Veranstaltung von Feierlichkeiten zu den jeweiligen Feiertagen. Die Vertretung der Civitas vor dem Legatus Augusti Pro Praetore und im Außerprovinziellen (i.e. vor dem Kaiser und vor Rom) ist ebenfalls ein Munerus der Civitas.
    (2) Munera Rei Publica: die Sicherstellung der Abgaben an Rom, die Errichtung und Unterhaltung von Straßen, Aquädukten und Einrichtungen des Cursus Publicus. Die Aushebung und Unterhaltung von Auxiliareinheiten in Zeiten des Krieges. Die Unterbringung und standesgemäße Versorgung von höheren Beamten und des Kaisers.


    §2 - Magistri Vici
    (1) Mogontiacum ist in Vici unterteilt, denen je zwei Magistri Vici vorsteht.
    (2) Magistri Vici werden von den Bewohnern des Vicus, im folgenden Vicani genannt, aus ihren Reihen ins Amt gewählt. Die Amtszeit beträgt ein Jahr.
    (3) Kandidaten für das Amt des Magister Vicus müssen mindestens Peregrine sein.
    (4) Wer zum Magister Vici gewählt wird, erwirbt dadurch für die Dauer seiner Amtszeit die Mitgliedschaft im Ordo Decurionum, ohne für diesen den Census entrichten zu müssen. Nach Ablauf seiner Amtszeit scheidet er wieder aus dem Ordo aus.


    §3 - Ordo Decurionum
    (1) Der Ordo Decurionum Mogontiaci setzt sich zusammen aus den gewählten Magistri Vici sowie Direktbewerbern aus den Reihen der Vicani der jeweiligen Vici.
    (2) Aufnahme in den Ordo Decurionum kann jeder Peregrinus oder Civis beantragen, der die Civitas seinen Wohnort nennt. Er hat seinen Antrag an die Duumvirn zu adressieren, welche ihn den Angehörigen des Ordo Decurionum zur Diskussion stellen. Im Fall einer Abstimmung zu Gunsten des Antragsstellers ist eine jährlicher Census in Höhe von II Aurei an die Stadtkasse zu entrichten.
    (3) Sind alle Voraussetzungen erfüllt, wird der Bewerber von den Duumvirn zum Decurio ernannt und wird somit Inhaber aller Rechte und Pflichten eines solchen.
    (4) Aus dem Ordo Decurionum auszuscheiden ist möglich lediglich durch Tod, Austritt, Enthebung durch Mehrheitsbeschluss, oder kaiserlichen Beschluss.
    (5) Außerordentliche Beisitzer des Ordo Decurionum ohne direktes Stimmrecht, bei gleichzeitiger Einhaltung des Weisungsrechts durch das jeweilige Amt, sind: der Kaiser, der Legatus Augusti Pro Praetore, die Patrones der Civitas, die Pontifices der Civitas, Personen, denen das Beisitzrecht vom Ordo Decurionum ausgesprochen wurde.


    §4 - Ämterlaufbahn der Stadtverwaltung
    (1) Die Stadtverwaltung setzt sich zusammen aus den Duumvirn, einem Quaestor und drei Aedilen.
    (2) Wer Decurio Mogontiaci ist, und vorher mindestens ein Jahr als Magister seines Vicus tätig war, kann zum Aedilat kandidieren. Die Amtszeit beträgt ein Jahr und qualifiziert für das Duumvirat und die Quaestur. Duumvirat und Quaestur sind dabei ebenfalls auf ein Jahr befristet.
    (3) Sämtliche Städtische Beamte sind der Kontrolle und Weisungsbefugnis des Procurator Civitatium unterworfen.
    (4) Allen gewählten Beamten der Stadtverwaltung steht außerdem eine bestimmte Anzahl Schreiber, im folgenden Scribae Civitatis, zu. Für Duumvirn sind dies vier, für Magistrate je zwei Scribae Civitatis.


    §5 - Über Aedile
    (1) Die Aedile sind Magistrate, die
    a) Aufsicht halten über Instandhaltung und Sicherheit der öffentlichen Bauwerke wie Tempel, Thermen, Verwaltungseinrichtungen und Häfen,
    b) Kontrolle führen über die Einhaltung der Marktordnung und ordnungsgemäße Funktion der Lagerhallen und Speicher, sowie
    c) über Bordelle, Garküchen und öffentliche Brunnen,
    d) den Polizeidienst und die Brandbekämpfung organisieren und deren Leitung ihnen obliegt, und
    e) öffentliche Spiele anlässlich von Fest- und Markttagen organisieren und durchführen.
    (2) Sie können niedere Beamte, die Beneficarii zu ihrer Unterstützung einstellen.


    §6 - Über den Quaestor
    Der Quaestor hat die Aufsicht über die Stadtkasse. Er überwacht Ein- und Ausgaben. Er hat außerdem Sorge zu tragen für die Erhebung von Steuergeldern oder Zollgebühren, die das Stadtgebiet betreffen. Er schuldet dem Procurator Civitatium Rechenschaft über sämtliche Abgaben, die die Civitas dem römischen Staat zu leisten hat.


    §7 - Über die Duumvirn
    Der Stadtverwaltung stehen die Duumvirn vor. Neben der Ausübung des Marktrechts und der niederen wie freiwilligen Gerichtsbarkeit haben sie den Vorsitz über die Curia Civitatis inne. Sie weisen den gewählten Aedilen zudem ihre Aufgabenbereiche zu und leiten die Wahlen der städtischen Magistrate zum Ende ihrer Amtszeit. [/quote]



    Pars Tertia - Wahlen
    §1 - Wahlrecht

    (1) Aktives und passives Wahlrecht bei den Wahlen zu den Magistri der jeweiligen Vici haben sämtliche Vicani eines Vicus inne. Im Rahmen des aktiven Wahlrechts hat jeder Berechtigte so viele Stimmen, wie es wählbare Ämter in dem Vicus gibt.
    (2) Aktives und passives Wahlrecht zu den Wahlen der Aedile der Civitas haben die Angehörigen des Ordo Decurionum ohne Bürgerrecht. Zum Duumvirat und zur Quaestur ist das Bürgerrecht Wahlvoraussetzung. Im Rahmen des aktiven Wahlrechts hat jeder Berechtigte so viele Stimmen, wie es wählbare Ämter in dem Vicus gibt.


    §2 - Durchführung
    (1) Die Duumvirn leiten die Wahl, sofern der Procurator Civitatium nicht einschreitet.
    (2) Mindestens drei Wochen vor dem Wahltermin muss dieser verkündet werden. Die Kandidaturen müssen bis zum Beginn der zweiten Woche vor der Wahl der Stadtverwaltung bekannt gegeben worden sein. Diese veröffentlicht die Kandidaten.
    (3) Die Wahl wird innerhalb zwei aufeinanderfolgender Tage abgehalten. Die Urnen werden am Ende des zweiten Tages geschlossen und ausgewertet.
    (4) Kandidaten gelten mit mindestens fünfzig Prozent der Stimmen als zum Amt zugelassen. Werden mehr Männer zugelassen, als es Ämter gibt, scheiden die Kandidaten mit den geringsten Ergebnissen in aufsteigender Reihenfolge aus. Bei identischen Ergebnissen gibt es eine Stichwahl.
    (5) Das Ergebnis ist unverzüglich nach der Stimmenauswertung öffentlich bekannt zu machen. Die gewählten Stadtbeamten sind auf dem Forum zu vereidigen und daraufhin von ihren Vorgängern in die Ämter einzuweisen.

    "Doch es ist nicht unser Problem, junger Iulier. Wir sind nur einfache Bürger, die keinen großen Einfluss auf die Politik haben. Wir leben zwar in einer großartigen Stadt aber über diese entscheiden andere Herren. Du musst lernen, Dinge auch gut sein zu lassen. Glücklich ist, der vergisst, was halt nicht zu ändern ist," sorgte sich Verus väterlich um den jungen, dynamischen Geist vor ihm. Als Verus noch jung war, war er genauso. Er wollte am besten die Welt verändern und ihn interessierten alle Probleme sowie das Leid der Welt. Später erkannte Verus jedoch, dass die Welt in festen Mustern verlief, die kaum zu ändern waren. Man musste damit umgehen lernen. "Was du jedoch kannst, wäre für die Res Publica zu arbeiten, junger Mann. Ich sehe in dir einen fähigen Beamten," begann er vorsichtig. Verus brauchte einen Notarius, der mit ihm zusammen, die Archive verwaltete und die Schriftkopien anfertigte. Diese Arbeit war auf Dauer sehr ermüdend, besonders, wenn man sie alleine erledigte. Der Junge vor ihm, schien ihm geeignet. Er war politisch interessiert, römisch und alles andere als ungebildet. "Möchtest du vielleicht Notarius in der kaiserlichen Kanzlei werden?"

    Sieg! Verus frohlockete, denn nun konnte er lästige Arbeiten auf einen Sklaven abwälzen, wie Schriftrollen sortieren oder schlicht Botengänge. Den Partrazier ignorierte er gekonnt. Endlich weniger Arbeit für den alten Verus. Er drängelte sich durch die Menge und zog von seinem Gürtel seinen gut verschlossenen Geldbeutel. Es dauerte einige Sekunden bis er diesen geöffnet hatte und reichte dem Sklavenhändler dann sein Geld. "1350," zählte er ab und lächelte dann freudig zum Sklaven. "Ich wünsche eine Lieferung zur Casa Germanica. Ich werde ihn dort in seine Tätigkeiten einweisen." Den Sklaven jetzt mitzunehmen, das wäre töricht. Jetzt brauchte er ihn ja nicht. "Ich hoffe, dass du gut lesen und schreiben kannst. Du wirst nämlich als Cursor und Gehilfe fungieren," erklärte er dem Sklaven seine neuen Tätigkeiten. Er nickte. "Markiere den Sklaven auf Decimus Verus," orderte Verus noch, bevor er sich entfernte. Er hatte in der Tat ein gutes Geschäft gemacht. Der Sklave hatte ebenso ein gutes Geschäft gemacht, da Verus kein schlechter Herr war, denn er behandelte Sklaven größtenteils menschenwürdig und achtete ihre Persönlichkeiten. Er selbst äußerte sich einigen Sklavenhaltern sogar kritisch gegenüber. Für ihn waren Sklaven auch Lebewesen, zwar niedergestellt aber auch Lebewesen. Nun würde er noch einige Einkäufe erledigen und sich dann gemütlich zur Casa begeben.

    Verus nickte wieder vorsichtig. "Ich verstehe," sagte der ältere Beamte und notierte dies in seinem geistigen Archiv. Salinator war die neue Machtfigur des Reiches und dies würde Verus respektieren müssen. In sich wusste Verus schon, dass Salinator ohnehin bald die ultimative Macht erlangen würde. Ihm im Weg zu stehen, das wäre ein Fehler. Verus ordnete sich unter, denn er wollte weiterhin in Lohn sowie Brot stehen.


    Nun fragte Salinator direkt nach den Plänen die Verus hatte. Dieser überlegte kurz. "Ich plane, wie gesagt, eine Bibliothek und ordne gerade das Archiv neu," äußerte Verus und machte dann eine stilistische Pause. "Ein Consilium Principis würde demnächst anstehen, ebenso ein Besuch der Verwaltung und Archive durch den Kaiser oder deiner Person, Präfekt."

    "Salve," grüßte Verus vorsichtig. Salinator schien ungehalten, was durchaus Verus Kopf kosten konnte. Er setzte sich nicht, da Salinator ihm keinen Platz angeboten hatte. So stand der A Memoria nun recht unbequem vor dem Stadtpräfekten.


    In der Tat zeigte sich, dass Salinator Spitzel hatte und durchaus seinen Einfluss geltend machen wollte. Wie konnte er dies übersehen? Salinator zu umgehen, ja, das war ein Fehler. Wie konnte er nun seinen Kopf retten? Verus wurde nervös. "Naja, so groß sind die Projekte nicht," versuchte er die Sache zu relativieren. "Ich wollte dich informieren, sofern diese Sache Formen angenommen hätte. Die Bibliothek ist ja momentan eher ein Wunschdunken. Ich wollte mit dem Kaiser darüber sprechen, auch mit dir," versuchte er die passenden Worte zu finden. "Natürlich bist du der Stellvertreter des Kaisers und hättest zuerst informiert werden müssen." Er schluckte erneut. Wie war Salinator nur zu besänftigen? "Wie kann ich dieses Versäumnis wieder gut machen, Präfekt?" - fragte Verus nun offen und hofierte den Stadtpräfekten ein wenig.

    Verus war gerade auf dem Markt und stolperte mehr oder minder lustlos über den Stand von Tranquillus. Er beobachtete die Angebote und strich sich interessiert über den Bart. Dieser angebotene Sklave schien genau das zu sein, was für seine Tätigkeit als Procurator brauchte. Er brauchte einen Sklaven, der ihm half, die Texte und Schriften einzusortieren. Ein wenig gebildet sollte er schon sein und dieser Sklave traf genau das Bild, das Verus brauchte. Er meldete sich. "1000 Sestzeren," rief er, bevor jemand anders auf die Idee käme noch höher zu bienten. Verus war alt und wollte nicht die ganze Arbeit alleine machen. Eine helfende Hand wäre praktisch.

    Verus nickte dem Jungen ab und ging auf das nächste Thema ein, auch wenn er mit den Gedanken noch nicht ganz wieder da war. Die Gesichter der Vergangenheit spiegelten sich in ihm.


    "Die Speicher werden leer? Das ist mir entgangen aber ich meine einen Bericht dazu archiviert zu haben. Ich selbst kann mich nicht beklagen, da ich eigentlich nicht auf Getreidespenden angewiesen bin und das Brot kaufe ich nach, wie vor, beim Bäcker meines Vertrauens. Ich glaube, dass ich in dieser Hinsicht verwöhnt bin, da ich keine finanziellen Nöte habe. Jedoch hat die Geschichte gezeigt, dass Rom auf Getreide und Nahrung angewiesen ist. Nur der, der das Getreide kontrollierte, konnte auch den Pöbel kontrollieren, insofern liegt die Macht der Ordnung in ein paar Getreidekörnern, die uns zu verrinnen scheinen. Der Pöbel will ernährt sein und die Staatsmacht sollte sich dessen annehmen, sonst verfällt der Pöbel in hungrige Gier."

    "Ich möchte dieses nicht in aller Öffentlichkeit breittreten," sagte Verus nun doch ein wenig ungehalten, da er diese Geschichten eigentlich verdrängen wollte, wie jede seiner verflossenen Lieben. Eine verlor er an einen anderen Mann und eine verstarb; beides grausame Dinge, die ein Mann nicht so leicht vergisst. "Ich hatte zwei Liebesgeschichten und meine Kinder sind leider ebenso entschwunden," drückte er es höflich aus. Dass der junge Iulier in diesem Moment tiefe Wunden aufgerissen hatte, konnte der Bursche nicht ahnen, doch Verus sah vor seinem inneren Augen nun wieder die Gesichter seiner verstorbenen Kinder. "Ich habe derzeit keine Familie," setzte er leicht traurig nach, während sich seine Stimme traurig belegte. Er versuchte den Gedanken an seine verlorene Familie zu verdrängen, wieder einmal schmerzte ihn seine Vergangenheit.

    Verus weitete kurz die Augen und klopfte dann dem jungen Burschen auf die Schulter, sofern es ihm mit den Schriftrollen vor der Brust möglich war. "Fühle dich nicht angegriffen. Nichts liegt mir ferner, als über dich zu urteilen. Zumal ich Offenheit sehr schätze, du solltest immer offen sein und die Wahrheit sprechen, wenn du sprichst. Nur manchmal sollte man schweigen und ich gehe bewusst nicht in Robe vor die Tür, wenn ich es nicht muss. Leute sprechen, wie du, anders mit meiner Person. Ich erlebe das echte Leben," versuchte Verus sein Gegenüber ein wenig zu besänftigen, da er Verus doch ein wenig eingeschnappt erschien. Er kannte es ja von sich selbst, früher als Bursche wollte er auch nicht belehrt werden. "Und nein, du hast mich keineswegs verärgert," schob der Procurator nach.

    Der Iulier schien interessiert an Verus Geschichte. Verus war doch recht überrascht, hier eine solche Begegnung zu haben, so dass er kurz schwieg, um die passenden Worte zu finden. Verus war kein Mann, der Dinge einfach so daher sagte. "So groß ist sie nun auch nicht. Wenn du einmal älter bist, wirst du das verstehen. Ich stamme ursprünglich aus Achaia, bin aber früh nach Rom gekommen, als ich noch meine Bulla trug." Verus schmunzelte erneut. Damals war er noch jung und dynmaisch, heute alt und ein wenig verbraucht. Dieser Gedanke ließ ihn in der Tat schmunzeln: Wie man doch verfiel mit der Zeit. "Rom hat mich also früh in Beschlag genommen. Mein Vater verstarb leider und ich hatte einige Frauengeschichten, die auch nicht gerade freudig verliefen. Hüte dich vor schneller Liebe, junger Iulier. Die wahre Liebe geschieht langsamer, behäbiger," führte der alte Verus großväterlich aus und lächelte dem Iulier vertrauensvoll zu. "Du fragst aber recht viel. Du bist recht dreist für einen höflichen Bürger, junger Mann." Verus lachte erneut auf. "Nein, ich akzeptiere es ja aber bei einigen Männern von Stand solltest du Acht geben. Viele reagieren ungehalten und tragen dir so etwas nach. Viele Männer, die mit Standesdünkeln behaftet sind, erkennst du aber leicht an ihrer Aufmachung. Sie tragen meistens ihre Amtstogen oder Standestogen, hinzukommt allerlei Gold am Arm." - spitzte Verus die Aussage des Iuliers von vorhin ein wenig zu, nämlich die Aussage über die abgehobenen Patrazier. "Viele vergessen schlicht, dass sie auch nur Sterbliche sind. Respekt sollte man jedoch haben, denn sie haben sich meistens ihre Stellung erarbeitet und vertreten Rom. Rom müssen wir respektieren und somit auch ihre Posten, auch wenn vieles über Vetterwirtschaft erkauft wurde."

    Verus lachte auf. "Die Kanzlei leite ich noch nicht. Ich leite nur das kaiserliche Archiv und erinnere den Kaiser an wichtige Dinge," erklärte der Procurator, um dieses Missverständnis aus dem Weg zu räumen. "Weit? Es geht immer weiter, junger Bürger. Man ist nie am Ziel, solange man nicht den Weg als Ziel anerkennt. Ich habe aber nicht das Ziel, noch weiter nach oben zu gelangen. Wer die Leiter zu schnell besteigt, droht eine Stufe zu verfehlen und zu stürzen," philosophierte Verus ein wenig. "Warum sollte ich nicht mit dir sprechen? Nur weil Fortuna mich in eine Position gesetzt hat, die mit Verantwortung und Pflichten verbunden ist, soll ich besser sein? Nein, so ist es nicht. Jeder Römer ist gleich in meinen Augen. Stände mögen uns zwar im Detail unterscheiden aber alle sind wir Römer, eine Nation, eine Stimme in der Dunkelheit." Verus nickte unterstreichend. "Ich bin froh, dass ich nur das Archiv leite und nicht großartige Entscheidungen treffen muss, die Menschenleben gefährden. Ich sortiere Akten, Dokumente und erinnere den Kaiser an wiederkehrende Aufgaben. Es ist durchaus eine wichtige Tätigkeit, denn was wären wir ohne Erinnerung, ohne eine Vergangenheit? Wir müssen unser Jetzt archivieren, zumindest für die Generationen nach uns. Sie sollen wissen, was nun war, um daraus zu lernen oder darauf zurückzugreifen. Rom ist nicht nur eine Stadt, es ist ein Traum, den ich zu archivieren suche," schwadronierte Verus leicht pathetisch. "Wie lange ich in Rom bin?" Verus überlegte kurz und betrachtete nebenbei den Himmel, bevor er wieder zum jungen Iulier blickte. "Ein, zwei Dekaden wohl."

    Eine ganze Lebensgeschichte wollte Verus zwar nicht erfahren, also hörte er mehr oder minder notgedrungen zu. Er ließ den jungen Mann reden, da er sich selbst in ihm erkannte. Ehrgeizige junge Menschen, das brauchte eine Gesellschaft. "Also ein Mann mit Zielen," schmunzelte Verus. "Ja, Rom kann beeindrucken und auch mich, der lange hier lebt, beeindruckt es jeden Tag. Es ist das Licht in der Welt, der Wall gegen die Barbaren und ein Archiv der Zivilisation," schwärmte nun auch Verus, der seinen Blick über den Platz schweifen ließ. Rom war eine schöne Stadt, auch wenn es einige Ecken gab, die nicht derart schön waren und auch nicht die Beschreibung annähernd schön verdienten. "Als Römer sollte man auch einmal im Leben nach Rom kommen, schließlich ist es unsere Stadt, unser Reich und unsere Gesellschaft, die hier ihr Zentrum und ihren Ursprung hat." Verus ließ nun auch, seit langem wieder, die Gebäude auf sich wirken. Es fühlte sich an, wie am ersten Tag als er selbst in Rom ankam. Merkwürdig war es schon, solche Gefühle wieder zu entdecken und die Gebäude wieder derart zu bestaunen. Der junge Bürger steckte mit seinem Enthusiasmus an. "Ich arbeite als kaiserlicher Beamter und habe einige Texte abgeholt, um diese ins Archiv zu bringen," antwortete Verus, nun etwas ruhiger in seiner Stimmung. "Du musst wissen, dass man als Procurator a Memoria doch recht viel Arbeit hat." Nun hatte er doch seinen Posten genannt, vielleicht aus Eitelkeit, vielleicht aus Stolz oder schlicht als Erklärung für seine Eile.

    Verus nickte und trat etwas nervös ein, seine Robe gerade rückend. So eine Toga war nicht gerade das bequemste Kleidungsstück, besonders, wenn sie aus einem Stoff gefertigt war, der nicht auf der Schulter bleiben wollte. Nun stand Verus also vor Salinator, einem der mächtigsten, wenn nicht sogar dem mächtigsten Mann Roms, eine Ikone des einfachen Volkes und ein Mann, der die Politik der Macht verstand. Verus schluckte und überließ Salinator das Wort, wie es wohl höflich war.

    Verus kam, in der Begleitung eines Soldaten, beim Arbeitszimmer des Stadtpräfekten an. Er seufzte, zog die Tabula hervor und legte diese vor den Schreiber. "Der Präfekt wollte mich sehen. Ich bin Decimus Verus," sagte er zum amtierenden Schreiber des Präfekten. Hoffentlich würde er nicht zu lange warten müssen.

    Verus packte nach einem skeptisch Blick, die Schriftrollen an sich pressend, die Hand des Fremden, der seinen Namen nannte. Ein Iulier. Verus kannte nur wenige Iulier in Rom aber er wusste, dass seine Familie einen guten Draht zu diesen pflegte. "Aber gerne doch." Verus lächelte. Als er stand, streckte er seine freie Hand aus, um nach den Schriftrollen zu bitten, die der Iulier aufgesammelt hatte. "Darf ich?" Er nickte dankend. "Achja, ich bin Decimus Verus," stellte er sich nachgeschoben vor, da er sowas doch oft schlicht vergaß. Verus war kein Mann, der seinen Namen überall sah und hörte.

    "Immer diese viele Arbeit," grummelte Verus als er mit einem Stapel Schriftrollen über das Forum eilte. Er trug heute nicht seine offizielle Toga, auch keine besondere Tunika. Er wirkte, wie ein einfacher Römer, der zwar sauber aber dennoch aus einfachen Kreisen kam. Nur die vielen Schriftrollen ließen die Leute skeptisch werden. Welcher normale Bürger brauchte derart viele Schriftrollen? Verus stolperte und fiel vor einem Jüngling auf die Knie. Die wichtigen Rollen machten sich auf, vor die Füße des Jeweiligen zu springen. "Mist," jappste er und blickte vom Boden auf. "Verzeihung." Verus begann die Schriftrollen hektisch einzusammeln.

    "Ja," sagte Verus und blickte seiner Angebeteten hinterher als diese durch das Fenster stieg. Der Abschiedkuss verblieb gefühlt noch einige Sekunden auf seinen Lippen und ließ ihn erneut lächeln sowie seine Augen strahlen. Doch dieses Lächeln verging mit Varena als diese durch das Fenster entschwunden war. Er seufzte. "Vale," flüsterte er noch Richtung Fenster, um sich dann zu entfernen.