Beiträge von Titus Decimus Verus

    "Ich werde sie persönlich abgeben. Du brauchst nichts zu tun. Das ist keine Arbeit für eine Frau," zwinkerte er ihr zu. " - Und Sklaven vertraue ich nicht. Das hier ist allzu wichtige Post. Ich werde mich die Tage auf den Weg machen." Er blickte ihr noch einmal tief in die Augen: "Weißt du, dass ich mit dir meine Träume lebe, denn du bist ein Traum, der wahr geworden ist." Verus entdeckte eine gewisse Fremdartigkeit in ihrem Gesicht. Sie log, das Lächeln war unecht. "Ist etwas? Du kannst mit mir reden. Ich bin dir garantiert nicht böse, selbst wenn es um eine ehemalige Beziehung geht." Er lächelte verlegen.

    "Irren ist nicht nur menschlich, selbst die Natur irrt sich des Öfteren," sagte Verus darauf mit einem breiten Schmunzeln. Wie schön Varena doch war, dachte er bei sich als er sie so anblickte.


    "Ich denke, dass wir an alle Decima, die mir bekannt sind, einen Brief schicken und natürlich an meinen Patron, meinem besten Freund Germanicus Sedulus, an Vinicius Lucianus, einem Bekannten, Flavius Piso, einem Freund und natürlich deiner näheren Verwandtschaft, sprich Octavius Macer," überlegte Verus laut.

    Verus blickte über die Zeile und lachte auf. "Wirklich! Ich werde alt!" Er nahm den Brief zurück und korrigierte.


    An



    Salve!


    Wir, T. Decimus Verus und Octavia Varena, verkünden hiermit unsere Verlobung. Dies ist eine Nachricht, um dich, darüber zu informieren, dass wir in absehbarer Zeit heiraten werden. Glückwünsche und eventuelle Briefe sind an die Casa Decima Mercator in Rom zu richten.


    In Ehre,

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    Er schob Varena den Brief erneut zu. "Noch Wünsche? - Sonst machen wir uns nun an die Liste, wer einen Brief erhält."

    "Ich denke, dass Worte schneller zu ziehen sind als ein Schwert aber umso tödlicher. Der Ruf eines Mannes ist, wie Glas, einmal zerbrochen, lässt er sich nicht mehr ganz zusammensetzen. So ist es auch bei mir. Der Ruf heilt nicht, eine Wunde ja. Eine Fleischwunde kann man mit Bettruhe sowie einem guten Verband eventuell kurieren aber seine Würde nicht," seufzte Verus als seine Gedanken wieder an seine persönliche Situationen gerieten. "Ich spreche aus Erfahrung. Kein Schwert hat mich je so verletzt, wie die Worte eines bestimmten Senators, dessen Namen ich nun aus Respekt nicht nenne. Wir haben vorhin über ihn gesprochen."

    Verus nickte, lächelte dabei und begann die Feder zu schwingen. Er zog ein Papyri zu sich und schon begannen die ersten Worte zu fließen.


    An



    Salve!


    Wir, T. Decimus Verus und Octavia Varena, verkünden hiermit unsere Verlobung. Dies ist eine Nachricht, um dich, darüber zu informieren, dass wir in absehbarer Zeit heiraten werden. Glückwünsche und eventuelle Brief sind an die Casa Decima Mercator in Rom zu richten.


    In Ehre,

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    Er schob Varena den Brief zu. "Passt das so?"

    Seine Verlobte schien sich immer noch nicht so recht zu entspannen. Sie war genauso schüchtern, wie Verus, im Umgang mit Fremden, sofern es persönlich war. Verus konnte, falls er ein Amt bekleidete, recht offen und aggressiv auf Menschen zugehen aber nicht persönlich, wenn es um seine Gefühle ging. "Vielen Dank," forcierte Verus Seiana, um seine Varena ein wenig zu entlasten. Er setzte sich und führte seine Verlobte mit zur Sitzgelegenheit. "Es ist doch nicht schlimm. Wir sind eine viel beschäftigte Familie. Ich habe vollstes Verständnis dafür," erklärte Verus, auch wenn er selbst ein wenig enttäuscht darüber war, dass seine Begrüßung derartig klein ausfiel und Varena nicht die gesamte Familien kennenlernen konnte. "Wir haben uns in einem Tempel kennengelernt aber das erzählt am besten Varena," lächelte er zu seiner Verlobten. Sie war nun an der Reihe und es war die leichteste Möglichkeit, sie uns ins Gespräch einzubinden. - Und so tat es Verus.

    "Manchmal muss man Menschen Beine machen, damit sie ihre wahre Aufgabe finden," überlegte Verus laut.


    "Ich bin ein Zwischenwesen, einerseits kenne ich das Schwert und andererseits bin ich mit der Bürokratie und Philosophie gewachsen. Ich würde mich nun nicht einer Seite direkt zuordnen. - Und auch Worte können eine gefährliche Waffe sein, wenn man sie richtig nutzt."

    Verus blickte Varena hinterher, die sich wieder auf ihrem Lieblingsplatz niederließ. Einen Moment lang genoss er ihre Schönheit, bevor er wieder einen Satz finden konnte: "Ja. Ich bin ein Bürokrat, so etwas verlernt man nicht." Ein gehuschtes Schmunzeln wischte über sein Gesicht. Am liebsten würde er nun diesen Brief vertagen und mit Varena liebäugeln, mit ihr reden und einfach die Seele baumeln lassen aber das war wohl nun nicht möglich. Er griff in seine Tasche, die er neben sich gestellt hatte, kramte ein wenig und zog einen Bogen Papyri hervor, zusätzlich eine Feder und ein kleines Fäßchen mit Tinte. Er legte alles vor sich auf den kleinen runden Tisch und blickte Varena an. "Einen besonderen Wunsch? Ein romantischer Beginn oder doch eher bürokratisch sowie formalistisch?" Mit einem geübten Griff legte er die Feder in die linke Hand, öffnete das Tintenfäßchen und tunkte die Feder hinein.

    Verus blickte ein wenig verlassen durch die Gegend. Dieser Kuss hatte ihn soweit aus dem Alltag gerissen, dass es einige Momente dauerte bis er wieder zurückfand. "Ehm...", stammelte er mit einem verliebten Lächeln. "Wollten wir, ja!" Er nickte. Dennoch er war immer noch nicht ganz angekommen, so dass er immer noch leicht abwesend wirkte aber nicht im negativen Sinne, sondern vielmehr aus Euphorie.

    Der Kuss erfüllte Verus mit einer leidenschaftlichen Wärme, ein Kribbeln zog durch seinen Körper. Der Kuss forderte seinen Tribut, dennoch zahlte Verus diesen Preis gerne, denn der Gewinn war größer als jeder Preis. Die Umwelt löste sich auf, verschwand und nur noch Varena blieb. Er schloss die Augen, um nur diese Liebe zu spüren, Varena zu fühlen. Auch er schloss nun die Arme um seine Verlobte, schützend, fürsorglich und liebend. Sein Herz schlug schneller und ließ die Trauer vergessen. Varena war die Wahrheit, die Liebe und ein göttliches Geschenk, was Verus Absolution gewährte. Verus gab sich diesem Geschenk hin, völlig und aus freien Stücken.

    Verus wischte sich mit der Linken die Augen frei von Tränen. Seine Lippen waren trocken, seine Hände zitterten, doch er raffte sich auf, um Varena die Wahrheit zu zeigen, was mit Worten nicht möglich war. Worte waren in diesem Moment nicht ausreichend. Langsam näherte er sich Varenas Lippen zum Kuss, ein wahrer vorsichtiger Kuss. Beide hatten echte Liebe gefunden.

    "Gut, er braucht wohl ein wenig länger. Rom ist groß und Teutus' Geschwindigkeit hat sich Roms Größe wohl noch nicht ganz angepasst," cogitierte Verus halbherzig mit einem Schmunzeln. ;)


    "Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch braucht etwas anderes, um Leben zu können, manchmal ist es die Philospophie, manchmal das Gladius."

    Verus verdrückte sich eine Träne, die langsam aus dem Augenrand fiel. Das Zitat stellte etwas fest, was er längst wusste, doch in diesem Moment festigte es mehr als nur einen Gedanken, es festigte seine Liebe zu Varena. "Ich weiß...", begann er mit einer von Trauer geschwärzten Stimme. "..., dass du meine Vollendung bist und mich erretten kannst. Das einzige Unverstellbare ist, nun mehr ohne dich zu sein. Die größte Grausamkeit, der Krieg, das Leid des Lebens, erscheint in deinen Augen lächerlich klein. Du bist größer als das Leben selbst, du bist die Liebe für mich, du bist das Leben, was ich endlich leben kann." Er schniefte vorsichtig. Seine Augen begannen erneut zu leuchten. "Mit dir kann ich erneut aufrecht gehen. Du bist mehr als mein Leben wert ist, du bist all das, was man Liebe nennt und dieses Wort reicht nicht für dich aus..." - waren die ehrlichen Worte, die nun aus seiner Seele fielen, geschwärzt von Trauer, doch in einem goldenen Glanz.

    Verus seufzte. Die Luft wog schwer in seiner Brust. "Eine zweite Chance?" Er war recht perplex. Wie viele Chancen hatte er schon? War sie seine zweite Chance? Ihre Augen, in die er gerade blickte, entschuldigten seine Zweifel, gaben Hoffnung. Er lächelte müde. Der Kuss auf die Stirn belebte seine Seele erneut. "Gelesen ja," war die knappe Antwort, da ihm momentan weitere Worte abhanden gekommen waren. Varena war da und seine Augen sprachen seinen Dank für ihre Hilfe aus.

    Verus war doch recht froh, einen Verwandten vorzufinden. Es wäre doch recht unangenehm gewesen, sich auf den Weg zu machen und dann niemanden vorzufinden. Im Gegensatz zu Varena empfand er die Begegnung nicht als unangenehm, was daran liegen mag, dass er ein Decimus war und die Familie "halb" kannte. Seiana hatte er einmal auf einem Familienfest genauer durchleuchtet. Verus bemerkte mit einem Seitenblick, dass sich Varena leicht unwohl fühlte. Man sah ihr an, dass sie leidlich lächelte."Ja, da bin ich wieder," sagte er in einem überaus freundlichen Ton, um die Stimmung ein wenig zu lockern. "Es ist schön dich wohlbehalten zu sehen, Seiana." Er nickte ihr zu und deutete auf Varena. "Ich wollte der Familie mitteilen, dass wir uns verlobt haben: Ich und Varena hier," erläuterte er gleich den Grund des Besuches, damit diese heikle Situation für Varena schnell durchgestanden war.

    "Ich denke nicht, dass man wegen einem Lächeln verurteilt wird. Ein Lächeln sollte nicht unter gesellschaftlicher Strafe stehen. Ich spreche auch von einer metaphorischen Einstellung gegenüber dem Leben. Es ist eine göttliche Komödie, ein Theater des Lebens, was man belächeln darf," schwadronierte Verus.