Beiträge von Titus Decimus Verus

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Du weißt wie es gemeint war... Ich bin zur Zeit ja auch nicht mehr als ein Bürokrat. Hin und wieder darf ich durch Rom hasten und mir Baustellen oder solche die es noch werden wollen ansehen und darf darauf hin mein Urteil abgeben. Von daher kenne ich ja dein Dilemma.


    Sedulus verzog ob der Antwort seines Freundes das Gesicht.


    Verus Verus. Liebst hast du dich diesem Stress ausgesetzt? Heimat hin und oder her, dann wäre ich lieber in eine andere Komune gegangen und hätte einen auf Duumvir gemacht, dass kannst du mir aber glauben! Deinen Mann stehen. Und was hattest du davon?


    "Der alte Sedulus ein echter Bürokrat! Das hätte ich mir nie träumen lassen. Damals warst du noch ein junger Rebell und nun...," lachte Verus Sedi an. "Nein, es ergeht uns allen so. Irgendwann müssen wir erkennen, dass das Leben manchmal andere Wege für uns bereithält; - uns beide hat das Schicksal eben in die Bürokratie geführt. Als ich meinem Schicksal zu entfliehen versuchte, scheiterte ich. Ich erkenne nun den Wink der Götter, dass ich ein guter Bürokrat bleiben soll." Er nickte.


    "Ich hatte einiges an Erfahrung mehr. Darüber hinaus weiß ich nun um die Mentalität vieler Römer, was mich traurig stimmt. Im Nachhinein war es eine Fehlentscheidung aber nun kann ich es nicht mehr ändern," seufzte Verus.


    "Ich bin auch als Beamter ein gehobenener Schreiberling aber Schreiberling bleibt Schreiberling, ob nun privat oder staatlich," schwadronierte Verus. "Nur bleibt mir als Ritter nur die staatliche Variante." Ein kurzes Schmunzeln wankte über sein Gesicht.


    "Es hat sich nicht ergeben. Ich war zu sehr mit Italia verwurzelt, meiner Heimat, dass ich eigentlich nicht gehen wollte. Zumal ich garnicht darüber nachgedacht habe, das Schwert ins Getreide zu werfen. Ich wollte bleiben und meinen Mann stehen, so banal es klingt. Vor Problemen sollte man nicht davonlaufen, sie potenzieren sich nur," erklärte er.

    "Ich habe es noch nicht genommen," schob Verus zum Opium nach.


    "Ich könnte als einfacher Schreiberling arbeiten, obwohl wer nimmt einen Ritter als Schreiberling? Dieser Stand hindert einen an einfachen Tätigkeiten. Ich muss irgendwie wieder in der Verwaltung Fuß fassen," war die Antwort von Verus. Sein Stand erlaubte es ihm einfach nicht mehr, einfache Tätigkeiten wahrzunehmen. Er war de facto zu Ritter-Ämtern verpflichtet.


    Doh! Dieser vermaledeite Senator ist der Vize der Germanitas? Mist! Verus hatte gerade eine schreckliche Tatsache erfahren. Nun musste er sich in diesem Verein bedeckt halten und ja nicht auffallen, vielleicht erkannte ihn Modestus ja nicht mehr. "Wirklich," äußerte der alte Verus geschockt. "...wo bin ich da nur hineingeraten," setzte er scherzend nach, mit einem kleinen Schmunzler.


    "Er ist recht opportunistisch, das habe ich damals schon festgestellt," nickte Verus Sedis Aussage ab. "Tiberius Durus? Zum Glück ist dieser Patrazier so auf seinen Stand bedacht, dass er meinen Namne nie in den Mund genommen hat und mich wahrscheinlich noch nicht mal kennt."


    "Was ich damals getan habe?" Verus überlegte kurz.


    "Du musst wissen, dass die Verwaltung damals anders war als ich in ihr diente. Es gab noch einen Comes und seine Beamten. Eben dieser Comes, ein Aurelier war verschwunden. Ich als sein Stellvertreter, eben als Magister Scriniorum, übernahm vorrübergehend die Amtsgeschäfte des Comes. Gut, ich war vielleicht ein wenig großspurig und strebte selbst nach dem Comes-Posten, das hat aber nun nichts mit Modestus zu tun. Ich hatte den Auftrag erhalten, neue Wahlen durchzuführen. Ich setzte allgemeine Wahlen zur Curia an. Der Termin zu diesen Wahlen missfiel dem heutigen Senator Modestus. Er stürmte damals geladen in mein Officium. Ich blickte ihn perplex an. Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Er forderte damals als einfacher Duumvir eine Änderung des Termines und eine Änderung der Aushänge, weil sie ihm nicht passen, da der Termin ihm zu zeitnah war und so weiter. Ich lehnte direkt ab, da ich ein Vertreter der höheren Verwaltungsebene war. Der Termin war gesetzt und zwar nach allen Bestimmungen. Er stampfte wütend aus meinem Büro. Einige Monate später hatten wir einen neuen Comes und ich wurde in meiner Macht beschnitten. Leider verstand sich Modestus mit diesem Comes sehr gut und alsbald bekam ich immer schlechtere Tätigkeiten. Ich wurde als unfähig hingestellt, da ich ja nur einfache Tätigkeiten beherrsche, die mir aber von Oben befohlen wurden. Ich glaube, dass war die Rache für meine Machtgier. Schließlich führte ein internes Gerangel um Macht und Regio-Gelder dazu, dass die Verwaltung umstrukturiert und der Comes-Posten gestrichen wurde. Es war ein intriganter Haufen zu dem Zeitpunkt. Ein grausames Arbeitsklima. Ich bin froh, dass die Regio-Verwaltung umgestaltet wurde. Schließlich kehrte ich in diese als Curator zurück. Der ehemalige Comes, der glaube ich Suizid begang, und Modestus zum Glück nicht. Das ist die ganze Geschichte." Verus lächelte. Er hatte ein langes Leben hinter sich.

    "Der Medicus hat mir ein wenig Opium gegeben. Ich habe es aber noch nicht genommen. Ein echter Soldat hält sowas aus," sagte Verus mit einem nachdenklichen Blick. Er wusste tief im Inneren, dass mit dieser Krankheit nicht zu Spaßen war. Dieses Thema sollte nun aber keine große Rolle spielen.


    "Das hoffe ich auch. Wenn nicht? Dann muss ich wohl irgendwo anders unterkommen. Das Militär will mich leider auch nicht mehr, höchstens als Offizier aber dazu müsste ich vom Stadtpräfekten ein Tribunat erhalten, was sich leider schon seit dem letzten Versuch ausgeschlossen hat. Es mag an Livianus liegen, der uns angefordert hat. Ich befürchte, dass Salinator ihn nicht mag und ihn so abstrafen möchte. Dieser Mann hat eindeutig zu viel Macht." Verus nickte traurig. Momentan war es Würfelspiel für ihn.


    "Jeder Mensch hat Feinde, selbst ich im Senat.Wie hieß der noch gleich...," überlegte Verus. "Modestus, Annaeus Modestus, ehemaliger Duumvir. Dieser Senator hasst mich. Ich habe ihm als Beamter etwas verwährt und leider machte er eine so steile Karriere, dass er mir dies nun dreifach heimzahlt. Eine interessante Wendung nicht wahr? Früher war ich ihm vorgesetzt als Regio-Beamter und nun hat es sich total gedreht. Leider ist er sehr nachtragend. Du siehst, auch ich kann mit ranghohen Feinden glänzen, obwohl ich eher unbedeutend bin." Er schmunzelte.

    "Mir geht es gut. Ich habe zwar ab und an noch Herzschmerzen aber bei weitem nicht so stark, wie damals im Senat," erklärte Verus. Er setzte sich erleichtert, denn gerade meldete sich sein Herz wieder. Damals im Krieg hatte er viel Ruß und Rauch eingeatmet, dies machte sich nun bemerkbar. Der Krieg steckte ihm noch in den Knochen.


    "Ich lese viel. Ich arbeite derzeit an einer Bürokratie-Neuordnung. Sofern ich Curator Kalendarii werden, möchte ich die Verwaltung ein wenig verbessern. Damals wollte ich dies schon aber leider zog es mich in die Politik, wo nun wirklich nicht meine Prämisse ist. Ich komme mit diesen gierigen Senatoren einfach nicht klar, ausgenommen deine Person natürlich. Diese Blicke, diese Fragen und der ganze emotionale Druck. Wie hälst du das aus? Ich bin und bleibe ein ausführender Beamter und Soldat. Akten sind wenigstens ehrlich. Zurück zum Thema: Ich beschäftige mich mit dem Verwaltungswesen. Ich möchte einen guten Neustart hinlegen," antwortete er Sedi.

    Verus öffnete die Tür. "Salve," grüßte er vorsichtig, trat ein und schloss die Tür hinter sich. "Hast du Zeit?" Der alte Verus wollte niemanden zur Last fallen, deswegen fragte er lieber. War das ein Lächeln auf Sedis Lippen? Er schien recht gut drauf zu sein, dann kam Verus zur richtigen Zeit.

    Verus klopfte an. Er wollte ein wenig mit Sedi reden, philosophieren und ein wenig dem langweiligen Alltag entfliehen. Er wohnte ja noch in der Casa Germanica, da er sich schämte, offen zu seiner Familie zurückzukehren. Livianus war weit weg und Mattiacus brauchte Ruhe. Die anderen `Neulinge´ in der Casa missfielen ihm. Er mochte diese Duccier nicht. Allgemein mochte er diese aufstrebende Gens nicht. Er hatte nichts gegen Germanen, solange sie in ihrem Gebiet blieben. Verus war ein Verfechter der Theorie, das jeder dort leben sollte, wo er hingehörte. Für ihn war Germanien nur ein Exil aber nie eine Heimat. Er hatte die Germanen von verschiedenen Seiten kennengelernt. Er mochte ihre Lebensweise nicht, ihre soziale Struktur und bei weitem waren ihre Götter ihm unangenehm. Verus war ein echter Römer, der nur die römische Zivilisation schätzte. Er fürchtete eben um diese, wenn diese Germanen in den Senat oder sonstige Ämter einzogen. Sie würden hineinwuchern und langsam die Res Publica umformen. Sie wären die faule Pest im innerern des Reiches. Auch wenn ein Decimus mit einer Duccia verheiratet war, blieb dieser Gedanke und verschwand nicht.


    Verus mochte keine Germanen, besonders nicht so opportunistische Wesen, wie diese Duccier. Bestätigt wurde er damals als er ins Haus kam, noch in Amt sowie Würden. Ein Duccius Vala war eingezogen, hauste, wie ein König, und behandelte Verus recht schlecht. Er knallte ihm die Tür vor der Nase zu, zeigte ein dekadentes Auftreten und zeigte sich im allgemeinen missfällig ihm gegenüber. Dieses Ereignis hatte sich bei ihm eingeprägt. Die zugeknallte Tür von Duccius Vala war bei ihm im Schädel verblieben als Symbol für germanisches Verhalten. Sie waren unhöflich, einfach frech. Dieses Verhalten übertrug Verus auf die gesamten Duccier und insofern wundert es nicht, wenn er nicht mehr in der Casa Decima lebte, da dort nun recht viele Duccier lebten. Er mag sie einfach nicht. Nichts desto trotz wünschte er ihnen nicht den Tod, da er als Philosoph jedem das Recht auf Leben zusprach. Es war eine persönliche Einstellung, nicht seine philosophische Ausrichtung. Manchmal trafen sich beide Seiten in ihm, was zu einem Konflikt führte. Einerseits die weltoffene Philosophie und dann wiederum der Römer, der die Republik vor den Germanen schützen wollte. Vorerst würde er hier bleiben. Sedulus war sein bester Freund, Gesprächspartner, wenn nicht sogar Saufkumpane. Die Casa Germanica war mehr ein Ort zum Wohlfühlen als die Casa Decima zur Zeit mit den ganzen fremden Ducciern.


    Verus klopfte noch einmal.

    Verus bewaffnet mit seinem Wanderstock hatte sich aufgemacht, seiner verschiedenen Familie, die letzte Ehre zu erweisen. Lange war es her, seit dem er die nötigen Riten vollzogen hat. Er war einsam, sogar sehr. Sein Körper alterte und er spürte schon lange nicht mehr die Jugend in seinen Knochen. Alles was blieb war ein schleichender Tod. Leider hatte der Vater seine Kinder überlebt, so dass er voller Trauer den Beisetzungsort betrat. Verus hatte so ziemlich alles verloren, was ein Vater verlieren konnte. Seine Söhne waren tot, seine Tochter verschwunden und seine beiden Frauen hatten sich ebenso von ihm verabschiedet. Er stand nun allein für sich. Der Grabbau fiel in seinen Blick. Verus erkannte das Wappen seiner Familie, der Decima. Seine Augen wurden trocken. Die beiden Grabsteine seiner Söhne standen vor ihm, direkt vor dem Mahnmal der Familie. Ein Schmerz durchbohrte seinen Rücken als würde ihm Jupiter persönlich einen Blitz durch den Rücken jagen.


    Er fiel auf die Knie vor den beiden Grabsteinen. Seine Knie versanken leicht in der Erde vor den Grabsteinen. Der Wanderstock fiel zur Seite. Mit seinen zittrigen Händen streichelte er über die beiden Grabsteine seiner Söhne. Der Stein fühlte sich kalt an, wie der Tod. "Ich bin hier," sagte er leise. "Ja, ich weiß, dass ich selten vorbeischaue. Es war einfach zu schmerzhaft für mich, meine Söhne. Ein Vater sollte nicht seine Kinder überleben." Eine salzige Träne drängte sich aus seinem linken Auge, diese fiel im Anschluss auf den erdigen Boden. "Ich hoffe nur, dass ihr es nun gut habt, dort wo ihr seid. Ich vermisse euch. Warum habe ich nicht mehr Zeit mit euch verbracht? Warum war ich so ein schlechter Vater? Ich hätte mehr tun können. - Viel mehr." Verus schlug mit der Faust in den Sand. "Serrana ist auch nicht zurückgekehrt. Ich weiß nicht um ihren Verbleib. Ich habe die Hoffnung, dass sie eine eigene Familie gegründet und mich vergessen hat. Einen weiteren Tod kann ich nicht akzeptieren. Warum strafte mich das Schicksal so?" Sein Herz schmerzte, so griff er sich an die Brust. "Ich weiß, dass ich in meinem Leben zu viel wollte, euch vernachlässigt habe und am Ende blieb nichts außer Einsamkeit. Ich habe nichts erreicht, absolut nichts. Wo stehe ich heute? Ich bin ein verarmter Ritter, politisch gescheitert und zehre von den letzten paar Sesterzen. Ihr, meine Kinder, hättet mein Interesse sein sollen und nun seid ihr nicht mehr." Eine weitere Träne fiel auf die Erde. "Es tut mir so unendlich leid, meine Kinder. Nun ist es leider zu spät. Ich spüre, wie mich langsam das Leben verlässt, ich werde euch in einigen Jahren folgen, dann dürft ihr über mich richten. Ich verdiene es. Jedoch bis dahin werde ich versuchen, euch zu ehren. Wenigstens ein wenig Ehre wieder herzustellen, damit ich nicht gänzlich versage. Ich liebe euch doch, meine Kinder."


    Mit einer sanften Bewegung strich er erneut über die Grabsteine. "Tiberius, Lucius; ihr beide seid in meinen Herzen." Verus richtete seine Hände zum Himmel. "Ihr Götter! Hört mich an! Eure großartige Macht lässt uns Menschen klein erscheinen. Eure Macht schenkt Leben sowie Tod. Eure Macht verändert, wandelt und erschafft die Welt. Ich bitte euch, dass ihr meine beiden Kinder wohlwollend aufnehmt im Elysium. Ich selbst werde ein anständiges Leben führen, fern ab des Machthungers, bescheiden sowie römisch. Ich werde mich der Philosophie widmen, ehrenhaft arbeiten und hoffe dann auf eure Gnade, einen gnadenvollen Tod." Dies war Verus ernstes Gebet seit langem. Hatte er zum Glauben zurückgefunden? Er hatte lange philosophiert und kam zu der Erkenntnis, dass etwas Göttliches existieren musste, sonst wäre des menschliche Leben bedeutungslos. "Bitte," schob er laut noch. "Ich bitt euch, ihr Erhabenen!" Seine Hände versanken nun in der Erde. Er würde noch einige Momete hier vor der Grabsteinen seiner Söhne in der schlammigen Erde verweilen. Ein kalter Wind zog vorbei und umspielte Verus. Die Wetterlage schien sich zu verschlechtern. Es würde wohl bald regnen. Graue bis schwarze Wolken zogen auf.

    "Die mag es geben. Es ist nur die Frage, ob sie mir liegen. Ich war lange Soldat und ein Beamter. Ich bin in die Bürokratie hineingewachsen. Ich muss sagen, dass ich gerne Formalien bearbeite, auch wenn sie manchmal ermüdend sind," begann Verus, der alte Bürokrat. "Ich will nicht sagen, dass ich das Protokoll über alles stelle aber es hatte immer einen gewissen Stellenwert. Was wären die Menschen ohne Ordnung, Recht und einen Staat? Ja, Barbaren. Eine Tatsachse, die man nicht verneinen kann."

    Verus prostete Lucianus zu. "Ich verstehe." - Und so zerfiel die baldige Hoffnung auf einen Arbeitsplatz für den alten Herren Decimus. Sie wurde durch eine wage Zusage ersetzt, die wohl noch ihre Zeit zum Reifen benötigte.

    Sedi stieß bewusst noch einmal das Thema "Verus" an und Verus war doch recht überrascht darüber. So schwieg er kurz, ließ den Moment wirken und sprach dann aus, was er immer zu sagen pflegte, wenn eine direkte Antwort unpassend war. "Das ist eine interessante Frage." Er grinste freundlich und hoffte, dass Lucianus nun eine konkrete Antwort geben konnte, denn Verus war des Müßiggangs überdrüssig.

    Verus lächelte Serrana an. "Schade, dass ihr eure Köchin nicht hergebt." Er lachte auf. "Gute Köche sind schwer zu finden, besonders, wenn man es traditionell mag, wie ich." Dann schwieg er wieder, um den Vinicier und Germanicer nicht bei ihrer Unterhaltung zu stören.

    Verus lachte. "Ich kann mich nicht beklagen," scherzte er, während er leicht zu Vinicius Lucianus hinüberschaute.


    "Das Essen," sagte er, während er sich ein weiteres Stück Fleisch zwischen die Zähne schob und kaute. Nachdem er den Bissen heruntergeschluckt hatte, führte er fort. "Das Essen ist hervorragend. Ich glaube, dass ich deine Köche entführen muss." Er lächelte abermals.

    "Es freut mich sehr, dass es dir einigermaßen besser geht. Sofern es dir wieder nicht gut gehen sollte, kannst du dich sicherlich entfernen. Ich denke nicht, dass wir dir böse sein werden," erklärte Verus der jungen Iunia, die wahrlich eine echte Schönheit war. Sedi hatte einen Glücksgriff getan.


    Verus lächelte und lehnte sich zurück. "In der Tat: Wir waren beim Stellenmarkt," schob Verus bestätigend nach, um dann kurz zu schweigen, um dem jungen Germanicus die Szene zu überlassen.

    Verus, durch seinen Verwandten genötigt, einen Tempel aufzusuchen, huschte mehr oder minder interessiert durch die Menge. Er trug eine normale Bürgertoga, die braune aus einem einfachen Stoff. Er fand keine Arbeit mehr und dümpelte recht lustlos durch den Tag. Rom war für ihn nicht mehr zu durchschauen und jünger wurde er auch nicht. Er verließ die Menge, um sich in eine andere Menge einzureihen, nämlich die Menge vor dem Tempel. Immer dieses Schlangestehen! Verus war bereits recht entnervt und murrte bereits in sich hinein. Seine Lippen waren trocken, die Sonne stand auf seinem Kopf und die Hitze staute sich in den Straßen; ein unglaublich schönes Gefühl von Erstickung machte sich breit. Endlich, die Reihe bewegte sich und langsam bewegte sich Verus in den Tempel. Er drückte bei einem Priester die obligatorische Spende ab und seufzte als er den Tempel von Innen erblickte. Er hätte nun einen Moment für sich, zumindest irgendwo. Er suchte sich eine stille Ecke aber noch in Sichtweite zur zentralen Statue.Würde ein Gebet ihm überhaupt helfen? Wahrscheinlich nicht. Er war nicht mehr in der Zeit. Er war nicht mehr gebraucht. Ein älter werdender Beamter aus einer vergangenen Zeit; wer braucht sowas? Niemand. Er setzte sich auf eine marmorene Bank und blickte sich tief Luft holend um. Wenigstens war die Luft in diesem Tempel einigermaßen kühl sowie atembar. Ein Schluck Wein oder ein Fruchtsaft wären jetzt recht nett, dachte er bei sich. Es war wohl nun an der Zeit für das Gebet. Er raffte sich auf und schleppte sich zu den Räucherutensilien etwas abseits. Er zog ein Stäbchen heraus, zündet es am danebenstehenden Feuerchen an und fuchtelte mehr oder minder lustlos damit herum, wirklich edel oder erhaben wirkte es nicht. Im Anschluss verstaute er das Stäbchen vor einer Statue. Dort standen bereits einige Stäbchen und verpesteten die Luft mit ihrem ekelig-süßlichen Gestank, den Verus überhaupt nicht leiden konnte. Was man nicht alles für die Gnade der Götter tat. Es war doch nur ein reines Schauspiel und Verus war kein guter Schauspieler. Er kniete sich vor die Statue, schloss lustlos die Augen und begann:


    "Jupiter, mächtiger Göttervater, Herrscher über Donner und Blitz!"


    Verus merkte schnell, dass er bereits den Rest des Gebetes vergessen hatte und somit sprang er direkt zum wesentlichen. Eine Anrufung sollte reichen. Was betete man nun eigentlich? Sein Leid? Seine Hoffnungen? Verus hatte sich bis zu diesem Moment noch keine Gedanken gemacht.


    "Ich war römischer Beamte, Ritter und ich brauche dringend erneut eine Aufgabe. Alles, was ich versuchte, scheiterte. Ich brauche göttlichen Beistand, um wieder als römischer Beamter tätig zu werden. Ich habe keine Arbeit und gebe mich dem sinnlosen Müßiggang hin. Ich möchte wieder Rom dienen aber es scheint mir verschlossen. Bitte, befreie mich von diesem Fluch der Arbeitslosigkeit. Ich bitte dich, oh Jupiter!"


    Es war zumindest ehrlich und dafür das Verus den Glauben an dieses Theater verloren hatte, recht auffordernd. Er glaubte zwar an die Götter aber nicht an das Schauspiel, was die Menschen daraus gemacht hatten. Etwas Göttliches musste existieren aber brauchte man ein solches Theater der Eitelkeiten, wie hier? Mit Nichten. In der Hoffnung, dass die Götter oder zumindest Jupiter ihn erhört hatten, raffte er sich auf. Seine alte Kriegsverletztung schmerzte kurz beim Aufstehen. Verus entfernte sich und hatte seiner Pflicht genüge getan.

    Ich war eher zur Sauren-Gurken-Zeit dort und ich fand es eher ernüchternd. Es gab zwar das Kastell und das Museum aber es war halt nur sporadisch im Inneren wieder aufgebaut worden. Ein Römerfest oder etwas Vergleichbares fand als ich dort war, nicht statt. Wenn man jedoch mit normalen nicht zu hochgesteckten Erwartungen die Saalburg besucht, ist es vermutlich schon ein Erlebnis.

    Verus war kurz geistig abwesend gewesen und folgte dem Gespräch nicht mehr so ganz. Es schleppte sich ein wenig. Ein wenig Müdigkeit zog in Verus ein. Er schüttelte kurz seinen Kopf, um wieder aufzuwachen. Er wollte nun nicht in einem Tagtraum versinken. Das Gespräch von Umbricius und Lucianus war nicht sonderlich aufregend, doch da kam Sedi wieder herein. Verus lächelte. Endlich wieder ein Gesprächspartner mit dem man wenigstens offen reden konnte. "Kein Problem," sagte er. "Geht es ihr wirklich wieder gut?" Verus machte sich Sorgen, denn er selbst hatte zwei Frauen verloren. Irgendwie hatte er nur Pech mit Frauen. Auch Verus begann nun vom Biest, genannt Hase, zu essen.


    Sim-Off:

    Wieder da ;)