Beiträge von Titus Decimus Verus

    "In einer Machtposition wäre ich immer vorsichtig, Sedulus. Ich glaube, dass man als Kaiser oder Stadtpräfekt von natur aus paranoid sein muss, um überhaupt diese Position zu erreichen. Es ist wohl eine Einstellungsvorraussetzung," nickte Verus Sedis Aussage ab.


    "Vielen Dank, Senator. Ich habe bereits Erfahrung als Curator Kalendarii, wie ich vorhin ausführte, und denke, dass ich dieser Aufgabe erneut gewachsen bin. Wenn man einmal Bürokratie im Blut hat, wird man diese Seuche nicht mehr los. Ich denke sogar schon fast in Aktenzeichen," antwortete Verus mit einem kleinen Schuss Humor. "Hoffen wir, dass der Stadtpräfekt in dieser Richtung gnädig ist..."

    "Apropos Entscheidungen," schob Verus ein. "Wenn der Stadtpräfekt das Gesuch von Livianus ablehnen sollte, mich als Tribun nach Germanien zu entsenden, bestände dann noch die Möglichkeit bei dir unterzukommen, Senator? Ich möchte wieder arbeiten und etwas für Res Publica tun. Momentan ist mein Leben recht müßig." Auch wenn diese Frage recht dreist war, schämte sich Verus nicht, diese zu stellen, da er selbst dringend eine Aufgabe brauchte und man musste mit allen Eventualitäten rechen, besonders bei einem solchen Regenten, wie Sailnator. Er blickte den Senator freundlich lächelnd an und hoffte darauf, dass Sedi ihn unterstützen würde. "Ich vermute sogar stark, dass Salinator eine zu starke Bindung der Decimer bei einer der Legionen des Reiches verhindern will. Eine Legion in der Hand einer Familie könnte ihm und seinem Rom viel Ärger machen. Insofern wird er es wohl ablehnen," überlegte Verus hörbar und spitzfindig.

    Verus entledigte sich seines Bechers und nickte Mattiacus zu. "Aber natürlich," antwortete er und reichte Mattiacus römisch-brüderlich die Hand. "Wir sehen uns Morgen." Nun entfernte sich Verus. Er wollte noch einiges erledigen, bevor die Nacht über Rom hereinbrach.

    "Schwächeanfälle?" Verus blickte den Senator erschüttert an. Er erinnerte sich an seine Schwächeanfälle und den großen Schwächeanfall, der ihn einst die Kandidatur kostete und schließlich in einem Herzleiden mündete. "Um ehrlich zu sein: Ich hatte einst die selben Beschwerden und es war nicht leicht für mich, diesen zu entkommen. Ich würde einen Medicus zu Rate ziehen, nicht das ich dir etwas vorschlagen möchte aber Schwächeanfälle sind meistens ein Indiz für eine größere Krankheit, die in einem schlummert." Verus machte sich in der Tat Sorgen um die Frau des Senators. "Aber Krankheiten sind unbedingt ein angenehmes Thema. Lasst uns über freudigere Dinge sprechen," schob Verus ein und lächelte aufmunternd in die Runde, auch um seine eigene Erinnerung an seinen eigenen Schwächeanfall zu verdrängen.

    "Ich lese oder besser ich las viel. Inordnung es waren nun keine Kunstwerke: Es waren Administrationsvorschriften und Regelungen für die Verwaltung aber es waren auch Bücher," scherzte Verus zurück mit einem noch breiteren Grinsen.

    "In vino veritas, mein Freund," antwortete Verus, während er genüsslich einen kleinen Schluck trank. "Du und deine Bücher, Mattiacus. Schreibt er denn wenigstens schön trocken," scherzte er.

    Verus leerte den Becher, wie er es gewohnt war, mit einem langen Zug. "In der Tat. Du kannst mir ruhig noch nachschenken," sagte er und hielt Mattiacus den Becher unter die Nase. Er lächelte breit.

    Verus nickte dankend ab. "Ja, bitte." Er blickte ins Wasserbecken.


    "Du hast recht. Wir verhalten uns am besten unauffällig." Verus nickte erneut. "Lassen wir uns, wie ein Schiffchen auf dem Meer treiben, bis wir anlanden," wählte er als Metapher.

    "Auf uns!" Verus trank einen allzu kräftigen Schluck. Wollte er sich das Trinken nicht abgewöhnen? Ach', es war einfach schwer.


    "Was hälst du eigentlich von der Entwicklung, dass Salinator uns nach Germanien entsorgt? Momentan sammeln sich dort viele politische Gegner des Präfekten. Ich wähle bewusst "uns", da wir Livianus folgen müssen. Es soll nicht heißen, dass ich es ungerne tue aber diese ganze Situation hätte sich vermeiden lassen."

    Auch Verus grüßte den hereintretenden Germanicer; das wurden ja auch immer mehr. Er nickte diesem zu und wandte sich dann wieder dem Gespräch zu. Serrana schien die typischen Frauenthemen anzuschneiden und so musste Verus leicht schmunzeln. Er bedeckte sich aber mit Schweigen und lauschte den weiteren Ausführungen, besonders den von Sedulus. "Auch in Germanien ist man nicht sicher vor Intrigen, auch wenn das wahrscheinlich der Ort ist, wo man davon am wenigsten erwarten darf. Jedoch ist Germanien ein Gefängnis für politische Gegner. Viele römische Politiker wurden auf Abstellposten dorthin geschickt, ein bisschen verdächtig ist das schon. Um auf Sedulus Ausführungen einzugehen: Ich denke nicht, dass Salinator sofort nach Macht strebt aber sofern der Kaiser irgendwann sterben sollte, mögen die Götter uns davor bewahren, wird er seinen Purpur fordern; da bin ich mir sicher. Bis dahin entsorgt er alle politischen Feinde oder Gegner in unwichtige oder abstellartige Posten," erläuterte Verus.

    Verus schüttelte leicht den Kopf. "Es gibt noch keine Entscheidung darüber. Im Grunde würde ich auch gerne darauf verzichten, denn momentan munkelt man, dass viel im Umbruch ist und man ist im Militär meistens direkt davon betroffen," deutete Verus an. Natürlich meinte er damit den verschwundenen Kaiser und die immer größere werdende Macht von Salinator, der sicherlich bald selbst den Purpur tragen möchte. "Macht um der Macht willen, ja das korrumpiert viele Menschen. Leider komme ich nicht um den Offiziersposten herum. Livianus braucht mich und ich habe die Verpflichtung als Römer und Familienmitglied, diesem Folge zu leisten." Hach, die Welt war grausam, besonders die römische Welt. Das einzige, was Römer kannten, war Macht und noch mehr Macht, zumindest die senatorischen oder höheren Kreise. Dem einfachen Volk genügte Roms Größe aber an wahrer Macht waren sie nicht interessiert. "Eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich nicht in deinem Stab unterkommen könnte als Curator Kalendarii aber nun muss ich dies wohl verschieben, bis ich aus Germanien zurück bin," seufzte Verus. "Das System ist momentan in einer Hand und deren Besitzer kennen wir," antwortete Verus auf die Aussage von Lucianus. "Sein Name wird ja bereits höher gehandelt als der des Kaisers."

    "Ach', warum nicht." Verus nickte und nahm sich ebenso einen Becher unverdünnten Wein. "Manchmal ist die Welt um uns herum eben dunkel, umso mehr müssen wir als Familie ein Licht im Dunkeln sein," prostete er Mattiacus zu.

    Verus Stimmung erhellte sich zusehens. Serrana schien seinen Hund zu mögen, was ihn doch sehr erfreute. Wer einen Hund mochte, der konnte kein schlechter Mensch sein. Eine gute Seele muss tierlieb sein. "Er wird sich sicherlich freuen. Er wird gerne hinter den Ohren gekrault, wenn er also Ärger macht, einfach packen und kraulen, dann schläft er meistens schnell ein," erläuterte Verus seine übliche Vorgehensweise mit dem kleinen Racker. "Sedulus, er frisst nicht viel, nur das übliche; die Reste, die anfallen." Dann wandte sich Verus wieder der Politik und dem vorherigen Thema zu.


    "Ich habe eine weitgefächerte Laufbahn, Senator. Ich fing damals als ich jung und wild war als Aquarius in Rom an aber fand dort nicht meine wahre Bestimmung. Ich wechselte in die damals noch anders operierende Verwaltung als Magister Scriniorum. Ich arbeitete dort recht lange und erfuhr sehr viel über die Bürokratie, dies lasse ich bewusst unbeurteilt. Im Anschluss, nachdem die Verwaltung aufgelöst und neustrukturiert wurde, fand ich keinen neuen Anschluss, da ich doch ein anderes Aufgabengebiet genoss und die Verwaltung doch sehr stark reduziert wurde. Ich ging zur Flotte. Ich bin der Meinung, jeder Römer sollte zumindest einmal eine Waffe in der Hand gehalten haben, schließlich sind wir ein Volk von Soldaten.


    Ich ging also zur Flotte, meisterte die Ausbildung und diente mich zum Centurio hoch, ebenso arbeitete ich in der Verwaltung der Flotte und assisitierte dem Präfekten; Annaeus Florus, war das damals. Ich schaffte es mit ein wenig Glück zum Ritter und entschied mich wieder in Italia Fuß zu fassen. Ich wollte die neue Verwaltung kennenlernen, die mich einst, wegrationalisierte. Der Kaiser setzte mich mit der Unterstützung meines Patrons, Aelius Quarto, als Curator Kalendarii ein. Ich diente dann also recht lange als Curator und lernte die Städte kennen. Ich machte, wie vorhin gesagt, die Erfahrung, dass die Städte kaum Schuldenbücher führen und die Verwaltung teilweise recht ineffektiv arbeitet, zumindest auf der Stadtebene. Es sind ja auch gewählte Magistrate, was soll man da auch groß an Vorkenntnis erwarten? Angelernt sind sie ja nicht, zuweilen ist es ja auch ihr Einstieg in politische Kreise.


    Ich entschloss mich dann in die Politik zu gehen. Ich gab meinen Posten auf und versuchte mich bei einer Wahl zum Cursus Honorum. Ich scheiterte gehörig und ging ein Jahr ins Exil, um mich zu fassen und mich neu zu orientieren. Nun bin ich wieder hier." Verus holte Luft. Man das war eine Lebensgeschichte. Er ließ sich einen Becher mit Wein reichen. Er brauchte etwas um seinen nun mehr trockenen Hals zu befeuchten. "Als ich vorhin kurz aus dem Haus geschlichen war, Sedulus hat es wahrscheinlich nicht mitbekommen, besuchte ich meine Verwandten in der Casa Decima. Was fand ich dort? Einen Epistel, dass Livianus, ein Verwandter von mir, als Legat noch Germanien versetzt worden war und er mich und Mattiacus als Offiziere anforderte. Was mich nur wundert ist, dass man ihn so plötzlich dorthin abschiebt. Ich komme gerade von dort und nun soll ich wieder dorthin? Es ist doch alles recht merkwürdig, seit dem dieser Stadtpräfekt als Vertreter regiert. Mir scheint es fast so als wolle er mögliche Unruhefaktoren entfernen," schob Verus nach, da er das Gespräch ein wenig in diese Richtung lenken wollte.

    Verus schmunzelte. "Ja, Venus ist uns wohl allen lieber." Er dachte an die Statue im Tempel und musste schmunzeln. Mit einer solchen Frau; ja, das wäre was.


    "Wir sind Decimus. Unsere Familie hat bereits mehrere schlechte sowie gute Kaiser, Usurpatoren und sonst was, was der Res Publica schaden möchte, überstanden."

    Die Frage nach seinem Hund, bewegte Verus Herz. Es war einfach schön, dass jemand an seinen Marcus dachte. Er lächelte freudig sowie gelassen. "Es geht ihm gut. Er müsste jetzt im Hortus dieser Casa sein und dort spielen. Solange Avarus nicht da ist, lasse ich ihn dort spielen. Sedulus, du hast nichts gehört; und nein er macht nichts kaputt." Verus schmunzelte. "Wenn du ihn herholen möchtest. Er freut sich immer über Gesellschaft." Ja, er war eben ein Hundefreund. Verus und Marcus eine unzertrennliche Einheit.


    Verus setzte sich und lehnte sich gemütlich an die Lehne. "Die Führungsebene einiger Städte war schon zu meiner Zeit, als ich Curator Kalendarii war, teilweise katastrophal," fiel Verus mit ins Gespräch ein. "Einige Städte führen noch nicht einmal Schuldenbücher. Als ich einmal die Unterlagen sichten wollte, hatten sie nichts und ich musste nachträglich Zahlen sammeln. Es mangelt teilweise schlicht an Fachwissen um die Administration einer Stadt. Nichts desto trotz, was ich auch feststellen konnte, dass dies den Städten nicht direkt schadet und, wie der Senator Vinicius bereits sagte, es läuft immer alles seinen Gang, auch wenn teilweise keine bürokratischen Grundbestimmungen eingehalten werden und es somit leitenden Beamten erschwert wird, den Umgang mit der Stadt zu suchen." Ja, Verus der alte Beamte und sein Wissen um die Städte. Er konnte einfach nicht anders.