Beiträge von Titus Decimus Verus

    Sie mochte es also, dass man sie umschwärmte. Eine interessante Erkenntnis gewann Verus da. Er nickte ihr ab. Er würde ihr nun sagen, dass er in ihr einen Schatz gefunden hatte aber er beließ es dabei. Sein Geschenk würde es zum Ausdruck bringen. Langsam öffnete er die Hand, umgriff mit der nun freien Hand ihr Handgelenk sanft, zog es ebenso sanft zu sich und legte das goldene Objekt in ihre Hand. "Es entspricht deiner Schönheit nur im Ansatz," hofierte er sie mit einem verliebten Funkeln, einer sanften Ausstrahlung. Er hatte ihr eine wertvolle Goldkette in die Hand gelegt, die ein recht gutes Gewicht hatte. Er nahm seine Hand zurück und nickte ihr noch einmal zu. "Es gehört dir." - Das er sein Herz damit meinte, verschwieg er. Seine Lunge füllte sich mit Luft, da er nun tief Luft holte. Es war nicht einfach für ihn, seine innere Barriere zu überwinden, doch er tat es für wahre Liebe.

    Starrte sie ihn an? Verus war recht perlex. Es war lange her, dass ihn eine Frau so angesehen hatte. Es gefiel ihm irgendwo aber irgendwo störte es ihn auch. Er kam sich, wie ein Objekt vor, was man begaffen konnte. Verus blickte an sich herab. Nein, so auffallend war seine Robe nicht. Es war die standesgemäße Kleidung eines Ritters. Eigentlich machte er sich nichts aus Kleidung aber für `seine` Varena machte er sich gerne schick, auch wenn sie eher dezent gekleidet war, was ihm sehr gefiel. Er mochte so aufgetakelte Frauen eher weniger. Er setzte sich. "Die Suche war recht anstrengend aber das Ergebnis der Suche war es alle mal wert," sagte er kryptisch und verschleierte damit ein Kompliment. "Ich sollte dich also suchen?" Er lächelte ihr zu, richtete seine Toga, die leicht verrutscht war und blickte sie dann liebevoll an. "Ich habe ein Geschenk für dich." Mit einer würdevollen Bewegung griff er in seine Gürteltasche, zog etwas Glänzendes hervor und verbarg es noch kurz zwischen seinen Händen. Er grinste breit.

    Verus bog dezent um eine Ecke in die Bibliothek ein. Den linken Arm angewinkelt, um die Toga zu stützen. Er lächelte breit. Sein Herz waberte, sein Bauch kribbelte und seine Augen funkelten. Sein Blick fiel auf die lässige Varena. Er schluckte nervös, befeuchtete seine trockenen Lippen mit einem Zungenstrich und trat dann heran. "Ehm...," begann er nervös. Wieder konnte er nicht sofort den Mut aufbringen mit ihr zu reden. Sie war einfach zu schön, wenn er sie so ansah und jeder Gedanke verflüchtigte sich und wurde durch ein Wort in seinem Schädel ersetzt: Varena. Er begann noch einmal mit einem langen Luftzug. "Salve," grüßte er und lächelte verliebt drein. Er näherte sich vorsichtig. "Störe ich?" Seinen Augen suchten mit ihren tiefen Augen Blickkontakt.

    Verus nervös, frisch rasiert, mit geschnittenen Haaren trat vor die Tür der Casa. Er trug die ritterliche Toga mit dem schmalen Purpurstreifen, um Varena zu beeindrucken. Ein wenig Ausdruck konnte nicht schaden. Er klopfte munter an. Ihn hatte es einiges an Mühen gekostet, sie aufzuspüren, denn er wusste nicht, dass sie hier wohnte. Er war selten in dieser Gegend. Er klopfte noch einmal, in der Hoffnung, dass man ihm öffenen würde. Der Verliebte hatte seiner Angebeteten auch ein Geschenk mitgebracht, was er in einem Beutel verbarg, den er am Gürtel trug. Nervös wippte er auf und ab, während er wartete. Er zog mit einem geübten Griff die Toga hoch. "Ganz ruhig," murmelte er zu sich, um sich zu beruhigen. Sein Herz machte einige freudige Sätze und das Bauchkribbeln verstärkte sich. Er war verliebt, wie beim ersten Mal.

    "Theater?" Verus überlegte. Er strich sich über den Bart.


    "Mir fällt auf Anhieb nichts ein aber man kann ja fragen. Ich würde mich in der Tat mal wieder über eine gute Komödie freuen. Lachen, einfach nur lachen, das wäre mal wieder was. Sollen wir einen Sklaven schicken, der sich erkundigt?"

    Ihre Berührung löste in Verus eine Endorphin-Explosion aus und er machte sich in der Tat Hoffnungen. Ihre Worte waren wie Honig, die seine Ausführungen vervollständigten, auch wenn sie nicht direkt darauf einging. Manchmal war es garnicht notwendig. Er nickte ihr zu und lächelte nur breit, wie ein verliebter Mann eben lächelt, wenn er keine Ahnung hat, was er nun sagen soll. Ihre bezaubernden Lippen, das Lächeln, das sie formten, rissen Verus das Herz förmlich heraus. Es pocherte. Er hatte sich verliebt, durch einen reinen Zufall. Sie wollte gehen? Nein. Verus wollte sie in diesem Moment nicht gehen lassen. Sie war perfekt. "Die wahre Liebe ist erstrebenswert," sagte er noch und schob dann ein liebevolles "Vale!" nach. Er blickte ihr noch einige Meter hinterher und suchte sich dann wieder seine Bank, um weiterhin zu warten. Er war durchaus interessiert an Octavia Varena. Er würde sie die Tage aufsuchen... - Nur eines hatte er vergessen, zu fragen, wo sie wohnte. Nun würde er sich zu ihr durchfragen müssen. Auch sie schien Interesse an ihm zu haben, ein gutes Zeichen, denn beide waren durchaus kompatibel. Zumindest wollte er dieses Gespräch fortsetzen, ob nun etwas daraus werden würde oder nicht. Sein Prinzip der Nicht-Liebe hatte er in diesem Moment aufgegeben. Er hatte den Kampf gegen die Liebe verloren.


    Sim-Off:

    Edit - Fehlerteufel beseitigt. ;)

    "Viele Menschen können gut mit Tieren umgehen und wiederum andere nicht. Es kommt auf die Einstellung zum Leben an, wie man Tiere behandeln möchte. Sie spüren Argwohn oder Missgunst. Ein Hund ist immer ehrlich zu dir," erläuterte Verus mit einem Augenzwinkern. Sie blickte plötzlich zur Seite, um dann davon zu flitzen. Verus stand einen Moment alleine dort und wunderte sich. Sie redete mit einem Tempeldiener. Er beobachtete die Szenerie mit einem gewissen Trotz. Sie hatte ihn gerade, wie ein Objekt, einfach stehen lassen. Es war doch recht unhöflich, doch da kam sie schon wieder und Verus wollte gerade seinen Anmut bekunden, da begann sie das Gespräch erneut. Verus kannte ihr aus einem unerfindlichen Grund einfach nicht böse sein. Ihre Augen, ihre Gestik und ihre Stimme bezauberten ihn erneut, so dass er dem Gespräch wieder folgte und seinen Ärger vergass.
    Sie war ja wirklich gut gelaunt und diese gute Laune strahlte auch auf Verus ab, der nun eine interessierte Miene aufsetzte. Er hörte zu, um dann als sie ihren Satz beendet hatte, erneut zu beginnen.


    "Der Sinn des Lebens ist die Liebe? Das ist etwas einseitig. Ich finde, dass Liebe sehr wichtig für uns alle ist aber darauf einen Sinn zu bauen, das ist kein gutes Fundament. Es zählt auch Ehre, Tugendhaftigkeit, Verantwortung und Vernunft. Liebe ist meistens zu flüchtig, um dauerhaft zu sein. Wahre Liebe, die seelische Verbindung ist dauerhaft aber eine solche Person ist schwer zu finden. Man muss zwischen zwei Arten von Liebe unterscheiden," holte Verus aus. "Die eine ist die begehrende Liebe, die lustvolle, die Liebe, die einen Menschen besitzen will. Viele junge Menschen kennen diese Liebe aber sie ist nie von Dauer, da sie vom Menschen abhängig ist, wie schön er zum Beispiel ist. Diese Liebe kann der zweiten Liebe vorweggehen, muss sie aber nicht. Das ist wahre Liebe, die seelische Verbindung zweier Menschen, die ihr Leben teilen wollen, die sich verstehen und auch geistige Dinge austauschen können. Diese Liebe ist von Dauer und dies ist eines der Ziele, die viele Menschen im Leben haben aber leider verwechseln zu viele Menschen die wahre Liebe mit Begehren. Agape ist doch Griechisch nicht wahr? Heißt es nicht auch Liebe?" Verus nickte zum Abschluss und blickte ihr kurz tief in die großen Augen, die in ihm ein unaufhörliches Kribbeln erzeugten.

    "Ich verstehe dich. Ich denke aber ebenso wenig, dass Gebäude so schnell einstürzen, wenn du sie besuchst," scherzte Verus. "Die Gebäude lieben dich doch." Er leerte sein Glas.


    "Das ganze Leben ist ein Theater und ein wenig Drama macht es spannender," lachte Verus. "Eine gute Geschichte muss auch gut erzählt werden.

    Verus blickte über den Marmor der Deckenvertäfelung und dann wieder zu Varena, die mehr strahlte als der Marmor um sie herum. Dieses Gespräch erfreute ihn. Ja, irgendwie und irgendwo hatte er sich verliebt aber konnte es sich noch nicht offen eingestehen. Sie war einfach ein himmlisches Geschenk, was gerade zur rechten Zeit kam. Sein Klient kam leider nicht zur rechten Zeit und war immer noch nicht eingetrudelt.


    "Das ist natürlich ein Standpunkt aber wir erklärst du dir unsere Bauten und unseren starken Eingriff in die Natur? Wir errichten Häuser, Tempel und große Gebäude, die völlig andere Leitlinien verfolgen als die der Natur selbst. Natürlich lernen wir, da wir in dieser Welt leben, von der Natur aber im Grunde liegt in unserer Seele ein Kern von Vernunft sowie Kreativität, die sich in vielen Formen offenbart," sagte Verus mit einem wohlwollenden Lächeln. Es war ein verliebtes, verspieltes Lächeln, was sich zeigte. Es war schlicht ehrlich und brachte das zum Ausdruck, was sein Herz wusste aber sein Verstand verneinte. "Auch Tiere haben einen göttlichen Funken. Ich selbst habe ja einen Hund. Ich weiß, um seine Eigenschaften. Dennoch haben uns die Götter im Gegensatz zu den Tieren mit einer entscheidenen Fähigkeit ausgestattet, der Kreativität. Wir erschaffen Dinge im Gegensatz zu den mit der Natur lebenden Tieren. Wir zwingen anderen unsere Idee auf. Tiere tun das nicht. Ob Tiere in dem Umfang, wie wir, kommunizieren können, das ist fraglich oder sprichst du `Hundisch`?" Er schmunzelte und sein Herz frohlockte als sein Blick wieder in ihr Gesicht fiel.

    "Sinn? Muss es denn einen Sinn haben? Vieles im Leben hat keinen Sinn aber dennoch versuchen wir ihm einen Sinn zu geben. Du hast aber Recht, nur wir können ihm einen Sinn geben. Woher wir kommen? Diese Frage ist nicht zu beantworten. Wir können nur eines wissen, dass wir hier sind und leben. Was danach ist? Das wissen wir nicht. Also sollten wir leben und uns selbst einen Sinn geben," philosophierte Verus. Sie war sehr klug und konnte mithalten, was ein gutes Zeichen war. Dies machte sie noch interessanter für Verus. Sie war eine Frau von Bildung und schönem Aussehen.


    Sein Blick streifte ihren und bei den Berührungspunkten der Blicklinien, lächelte Verus. Sie war so wunderschön, wie von Venus geschaffen. Doch er dürfte sich nicht in Spekulationen und Hoffnungen verlieren. War es schon Liebe? War es echt? Diese Fragen hämmerten in seinem Herzen.


    Ihre nächste Frage ließ Verus nachdenken. Eine gute Frage, wohlgemerkt. Verus presste die Lippen nachdenklich zusammen, bevor er antwortete. "Wir besitzen eine eigene Phantasie. Wir sind kreativ und können im begrenzten Rahmen der Natur einige Dinge abtrotzen. Wir haben die Kunst erschaffen, die Musik und die Dichtung. Das ist ein göttliches Geschenk. Wir können Dinge erfassen, einordnen und danach handeln. Es ist eine Grundkreativität vorhanden aber wir können auch Dinge der Natur nachahmen. Wir können auch eigene Dinge entwickeln, was uns einen Vorteil im Überleben verschafft." Er nickte und lächelte dann. Sein Blick blieb in ihren traumhaften Augen.

    Verus folgte ihrem Fingerzeig mit seinem Blick zum Mosaik. Auch er interessierte sich hier und da für Kunst aber nicht sonderlich für Mosaike. Für ihn waren es schöne Verzierungen aber nicht sonderlich notwendig für das Leben. Sie erzählte etwas zu dem Mosaik und Verus nickte zuhörend. Sie war klug, kreativ und schön. Verus war von ihr bezaubert. Das unaufhaltsame Bauchkribbeln, das Interesse, wuchs. "Das Leben ist für mich aber mehr eine Linie mit einigen Kurven. Es gibt einen Anfang und ein Ende. Natürlich mag es einen Lebenskreis geben aber für mich persönlich bewege ich mich nur vorwärts durch die Zeit und das Leben. Wenn ich sterbe kehre ich in diesen beschriebenen Kreis zurück," erklärte Verus seine philosophische Idee zu diesem Mosaik. Verus lächelte ihr zu und hoffte auf eine kleine Unterhaltung. Sie war wirklich bezaubernd für den wieder jung gewordenen Verus. "Das Leben ist zu komplex als das wir es gänzlich verstehen könnten. Warum leben wir? Diese Frage ist nicht immer einfach zu beantworten. Nur die Götter könnten es. Wir Menschen sollten uns auch nicht anmaßen, das Leben beherrschen zu wollen." War das schon zu viel? Überforderte er sie? Es war wahrscheinlich ein Fehler, gleich mit schweren philosophischen Fragen zu starten und das bei einer Frau. Verus atmete tief ein und aus. Verus, denk nach, bevor du handelst oder sprichst! Wenigstens hatte er das Thema von der Kunstanalyse wegbewegt und zu einem Themenbereich geführt, den er beherrschte: Philosophie.

    Verus kam sich bei dem Spruch über die Jugend alt vor, auch wenn sie ihn im Scherz sagte. Sie ging weiter, langweilte er sie? Sein Herz machten einen Satz und die Schmetterlinge drehten kurz Kreis im Bauch. Er wusste nicht, was er nun sagen sollte, was er tun sollte und ging ihr einfach hinterher. Eine solche Gelegenheit, ein solches Geschenk der Götter, dürfte er einfach nicht entwischen lassen. Es mussten wenigstens noch ein paar Worte gewechselt werden, da war sich der nervöse Verus sicher. Viel bohrender wäre nämlich die Frage, was wäre wenn, was gewesen wäre, wenn sie ihn mochte, ihn auch sympathisch fand. Ein echtes Nein war ihm lieber als ein langes vielleicht. Sie nannte ihren Gens-Namen? Sollte Verus nachziehen? Sein Bauch kribbelte, seine Hände zitterten leicht und seine Augen wurden glanzvoll. Die Octavia näherte sich einem Mosaik, das Verus noch garnicht beachtet hatte. "Decimus Verus," sagte er mit seiner weichen Stimme, einer klugen, dichterischen Stimme, die eines Denkers und nicht die kratzige Stimme eines Diebs oder Barbaren, um ebenso seinen Namen zu vervollständigen. Endlich konnte er seine innere Barriere überwinden, auch wenn er das Prinzip aufgestellt hatte, nie wieder zu lieben und die Zeit verstreichen zu lassen. Nun war dies ein Moment voller Interesse, voller Sympathie und voller Ehrgeiz, diese Frau kennenzulernen. Er wurde getrieben, mit ihr zu sprechen. Er spielte nervös mit seinem Ritterring, drehte ihn um seinen Finger und blickte immer wieder in die schönen Augen, der wunderbaren Octavia, die für ihn vor Schönheit strahlte.


    "Er muss kommen. Er schuldet mir noch Geld. Nicht, dass ich geldgierig wäre aber es ist eine römische Ehrensache, Geld zurückzuzahlen. Es war nicht viel Geld; nur ein paar Sesterzen. Wir wollten auch über seine weitere Zukunft und ebenso meine weitere Zukunft sprechen. Ein typisches Männergespräch wäre es wohl geworden," sagte er mit einem jugendlichen Lächeln und einem liebevollen Funkeln in den Augen. "Gefällt dir dieses Mosaik?" - war die Frage des Moments, um das Gespräch voranzutreiben. Ihre Stimme war wunderbar und Verus wollte ihr einen kurzen Moment zuhören.

    "Sieh es so, dass du nun genügend Freiraum hast und dich frei entfalten kannst. Dir sitzt keiner wirklich im Nacken und erwartet Ordern von dir oder etwa doch? Die Bauwerke stellen ja nun keine Fragen," scherzte Verus. "Nein, ich verstehe dein Problem schon aber gewinne auch dieser Situation etwas Positives ab." Er nickte.


    "Natürlich bin ich eigenständig dorthin gegangen aber in meinen Augen war es notwendig, um Zeit für mich zu finden. Es war schlicht eine Entscheidung, die ich getroffen habe und nun nicht mehr ändern kann. Weine nicht um das Vergangene, weine nur um die Personen, die du verloren hast, gehe deinen Weg und vergiss deine Prinzipien nicht," klamüsterte Verus. Er blickte auf das bisher nicht angerührte Glas Wein. Verus trank nicht mehr so viel und ihm war es nicht in den Sinn gekommen, da er sich festgequatscht hatte, jetzt zu trinken aber Sedi forderte ihn auf, so dass er schlicht trinken musste. Er umgriff das Glas und prostete zu Sedi. "Auf die Zukunft! "- waren die Worte, bevor ein Schluck in seinem Schlund verschwandt.

    Diese Frau war interessant. Nicht das Verus sofort verliebt war oder etwa doch? Nein, das dürfte nicht sein. Er hatte sich geschworen, nie wieder zu lieben, denn er brachte Unheil für die Personen, die ihn liebten. Er verdrängte das Interesse an dieser Person und blieb ganz platonisch. "Ich warte eigentlich auf einen Klienten von mir," erklärte sich Verus und lachte dann leicht. Warum er lachte? Weil ihre Augen seine Seele zum lachen brachten. Sie hatte diesen mysteriösen Blick, der die Seele erfrischt. "Nein, römische Priester leben die römische Sparsamkeit und ernähren sich vorbildlich. Wir sind hier in einem Tempel, junge Dame, hier redet man also nicht schlecht über die Priester." Er zwinkerte ihr scherzhaft zu. Sie war nett, mehr als nett. Sie war Verus sympathisch. Ein merkwürdiger Zufall war das. Hatten die Götter, vielleicht Venus ihre Hände im Spiel? Verus lief doch nicht aus Zufall eine hübsche, sympathische junge Frau in einem Tempel zur Sauren-Gurken-Zeit über den Weg? Verus blickte zur Decke und schickte gedanklich ein Stoßgebet zu den Göttern: "Danke!"


    Dennoch konnte er seine Schüchternheit, seine Scheu vor dem anderen Geschlecht nicht ganz überwinden, auch wenn sie ihm durchaus sympathisch war und ihn nicht als wilden Barbaren betrachtete, was durchaus schon vorgekommen war. Wenigstens redete sie mit ihm und blieb nett. Eine Tatsache, die Verus sehr erfreute. Immer wieder blickte er ihr scheu in die Augen, die so wunderbar waren, dass Verus keinen Abstand von ihnen gewinnen konnte. Leider brachte er kein weiteres Wort heraus. Einige Sekunden verrannen bis Verus endlich sein Schweigen mühsam brechen konnte. "Ehm...Verus," sagte er. Dann merkte der einsame Ritter, dass er keinen Satz gesagt hatte, sondern nur seinen Namen. Seine Augen spiegelten seine empfundene Peinlichkeit wider. "Ich meine...", versuchte er zu korrigieren. "Ich bin Verus." Er lächelte breit und schüchtern in ihre Richtung. Er war nervös, sein Herz pocherte und seine Augen sahen eine mysteriöse Aura in dieser Frau. Hatten ihm die Götter verziehen? War dies nun seine Chance, der Einsamkeit zu entfliehen oder war es nur wieder ein trauriges Spiel der Götter, um seine Strafe auszudehnen? Er vermisste seine Kinder und auch diese waren noch, selbst in dieser Situation, in seinem Hinterkopf präsent. Ihm war die gesamte Situation unangenehm aber nicht derart unangenehm, dass man weglaufen müsste.

    Verus blickte auf eine hereintretende Dame, die sich in einem faden Deckenlicht bewegte. Momentan war sie auch die einzige Person in seinem Blickfeld, so dass er sie einfach anschauen musste. Sie wirkte verlassen, fast schon verloren zwischen den Säulen und all dem Marmor. Verus raffte sich auf. Sein Klient hatte sich gewaltig verspätet, so dass er die Zeit irgendwie anders nutzen musste. Alleine auf einer Bank zu sitzen war nicht gerade ein ansprechender Zeitvertreib. Er ging auf die Dame zu. Vielleicht konnte er ihr helfen? Sie blickte ein wenig verloren durch die Gegend. "Salve," grüßte er vorsichtig. Was hatte er gerade getan? Er hatte seine Schüchternheit im Umgang mit Frauen überwunden aber warum dies? Nur aus Langeweile? Nur weil er auf der Bank allein war? Irgendetwas hatte ihn gerade angetrieben, ihm einen Schubs gegeben. Nun fehlten ihm die Worte und nun stand er ebenso verloren vor der jungen Dame, wohlgemerkt eine sehr hübsche junge Dame. Er blickte sich um und dann blieb sein Blick bei der Dame. Ihm blieb nur eines übrig, lächeln, einfach nur die die Situation hinweglächeln und auf eine Eingebung warten sowie zu hoffen.

    Verus saß ein wenig verlassen auf einer der marmornen Bänke des Tempels. Er trug die einfache Bürger-Toga, da er sich wieder an das Leben in der öffentlichen Gesellschaft gewöhnen wollte. Zumal er zeigen wollte, dass er noch ein Bürger war. Für ihn war es wichtig, sich als Bürger zu zeigen. Er wollte es auch für sich sein. Nichts bedeutete ihm mehr als Rom, auch wenn viele seinen Traum von Rom etwas geschmälert hatten. - Der Traum blieb. Er glaubte an die römischen Werte, an die Res Publica. Sein Gesicht, sein Körper spiegelte sich im polierten Marmor. Er betrachtete sich und zutzelte an seinem Bart herum. "Der Bart muss dringend ab," murmelte er. "Obwohl... - Er lässt mich weise wirken." Verus schmunzelte und lehnte sich zurück. Sein Spiegelbild missfiel ihm nicht aber es gefiel ihm auch nicht. Ein Römer trug einen gepflegten Bart und nicht diesen Rauschebart. Er würde sich direkt nach dem Treffen mit einem alten Klienten zum Barbier begeben. Dieser Klient ließ sich erstaunlich viel Zeit, so dass Verus in Ruhe in sich gehen konnte. Dieser Tempel war etwas Besonderes, auch wenn vieles nur ein göttliches Theater war, so hatte dieses Gebäude seinen Charme, seine Bedeutung für Verus. Er blickte sich um. Sein Klient war immer noch nicht aufgetaucht. Verus kratze sich am Kopf. Der Tempel war recht leer, fast schon verlassen. Verus kannte den wichtigsten Tempel des Reiches nicht so verlassen. Nur noch wenige Menschen brachten Opfergaben. Es war wohl nun Mittagszeit. Viele Römer nahmen nun Kleinigkeiten zu sich und das taten sie vor dem Tempel an kleinen Ständen. Verus hatte jedoch keinen Hunger, so wartete er weiterhin; die Einsamkeit auf der Bank verdrängend.

    "Eine Legion zu befehligen ist eine enorme Verantwortung. Ich selbst habe die militärische Besatzung eines Kriegsschiffes befehilige und selbst das war schon sehr verantwortungsvoll, wie ich fand. Ich würde es mir überlegen, ein solches Angebot anzunehmen. Sedulus, du musst immer damit rechnen, dass ein Bürokrat dich als ´militärisch` erfahrenen Senator sieht und dich dorthin abkommandiert, schließlich warst auch du Soldat. Das Leben ist manchmal voller merkwürdiger Überraschungen, auch wenn sie unwahrscheinlich erscheinen," philosophierte Verus. Man musste nur Verus Leben betrachten und man stellte fest, dass das Leben in der Tat zu großen Teilen unfair, unwahrscheinlich und sogar reiner Zufall war.


    "Ich bin ein geborener Beamter, auch wenn ich dies oft nicht einsehen wollte. Ich wollte immer den breiten Purpur tragen und politische, staatstragende Diskussionen führen aber das ist mir nicht bestimmt. Die Götter haben mich schwer dafür bestraft, dass ich dieses enorme Geltungsbedürfnis hatte. Ich habe meine Kinder verloren. Ich habe mein Ansehen für eine zeitlang eingebüßt und musste eine Weile ins Exil. Warum das alles? Ja, genau, weil ich zuviel wollte. Die Gier hatte mich übermannt. Ich wollte mehr sein als ich war. Ich bin und bleibe ein ritterlicher Beamter, der Befehle umsetzt und eventuell bürokratische Akte vollzieht. Ich hätte es wissen müssen. Die Götter lassen mich nur noch leben, weil ich meinen Fehler wieder gutmachen soll. Ich soll mein Schicksal als Beamter erfüllen, das vermute ich." Verus wurde recht traurig als er an seine Kinder dachte. "Meine Kinder habe ich vernachlässigt, allein gelassen mit ihren Sorgen, weil ich nach Karriere und Ansehen strebte. Die Strafe war deren Verlust. Ja, ich würde es ändern, wenn ich könnte. Nun ist es zu spät, Sedulus."