Beiträge von Titus Decimus Verus

    "Ach! Hör mir mit diesen Hellsehern und Scharlatanen auf! Wer fällt auf diese herein? Wenn man mit den Göttern kommunizieren will, kann man das nur selbst und kein anderer kann einem dabei helfen," tat Verus seine Meinung kund.


    Verus entleerte nun das Glas und lachte Sedi an. "Die Leute stehen auf sowas? Wenn ich genügend Geld hätte würde ich so etwas machen aber momentan habe ich nur genug Geld für meinen Lebensunterhalt." Er schmunzelte.


    Plötzlich fuhr der Weingeist in Verus.
    "Da fällt mir nun ein Witz ein, auch wenn dieser nichts mit meiner Situation zu tun hat. Was macht eine Frau auf einem Floß?" Er machte eine Pause. "Abtreiben!" Verus lachte laut auf. "Entschuldigung, das muss am Wein liegen." :D

    Verdammt! Verus hat auch mal wieder ein Pech. Aber es konnte auch nicht schaden, den anderen Aelius zu treffen, wenn er schon mal hier war. So nickte Verus, ein wenig angefressen.
    "Ich bin einverstanden," sagte Verus und überlegte, was er diesem anderen Aelius nun berichten sollte.

    "Uns überraschen lassen? Das ist wohl der einzige Rat auf der Welt, der Sinn ergibt. Wir Menschen können es ohnehin nicht wissen." Er lächelte verhalten. Verus lehnte sich noch ein wenig mehr auf die Lehne seines Stuhles und blickte Sedi nickend an.


    "Man muss wohl akzeptieren, was man nicht ändern kann aber man sollte ändern, was man ändern kann. Dies sagte einst mein Vater, der viel zu früh die Welt verließ" Verus deutete damit an, dass er Sedi verstand aber eben Verus' Art.


    "Den Namen Decima mag wohl jeder kennen aber nicht die Personen dahinter," murmelte er aber schwieg dann kurz. Der Germanicer hatte Recht, wie so oft. Verus kam einfach nicht daran vorbei, dies zu erkennen. "Ich werde damit aufhören müssen: Deine Fußtritte sind wohl die Schmerzlichsten im ganzen Imperium!" Er lachte auf und die ernste Stimmung war wieder verflogen.

    "Jeder Mensch ist im Leben angebunden, vielleicht als Senator noch mehr. Ich werde jedoch mein Glück bei ihm versuchen. Wenn er keine Zeit haben sollte, werde ich mich wohl woanders umsehen müssen. Das Leben ist eben nicht einfach. Die Götter stellen uns jeden Tag vor harte Prüfungen. Es ist nur die Frage, was die Götter für einen Weg für dich gewählt haben. Meinen Weg kenne ich nicht vollens, nur die Strecke, die ich gegangen bin. Das Ziel liegt im Dunkeln," philosophierte er und trank dann einen weiteren Schluck von der Köstlichkeit.


    "Ich weiß, dass Posten und Ämter nicht auf Bäumen wachsen aber ich weiß auch, dass viele Ämter von Unfähigen und Dekadenten besetzt werden, nur weil sie genug Geld besaßen oder genügend Kontakte. Ich frage mich, wo die Ehrlichkeit und die Stärke geblieben ist. Rom wird eines Tages daran zerbrechen, weil nicht die Befähigung zählt, sondern viel mehr der Name." Er holte tief Luft, da er sich über diesen Fakt ein wenig echauffierte.


    "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, da ich eigentlich keinen großen Namen mehr habe. Ich weiß nicht, sofern mein Patron keine Zeit für mich hat, wo ich in Lohn und Brot stehen soll. Rom erscheint mir verschlossen und die Welt ebenso." Er seufzte. Verus musste einfach ehrlich zu seinem Freund sein. "Höhen und Tiefen mag es immer geben aber leider zeichnet sich ab, dass die Dunkelheit das Licht verschluckt und die negativen Erlebnisse sich mehrfach in einem Leben spiegeln als die guten Erlebnisse. Ich möchte nicht aufgeben aber ich stehe allein da."

    Es war nun also soweit. Er musste sich seiner Vergangenheit stellen. Irgendwann musste jeder die Rechnung bezahlen. Der Fährmann wartete nicht. Die Tür öffnete sich. "Salve," grüßte Verus trocken und gefasst zurück. "Ich bin Decimus Verus und ich bin hier, um meinen Patron Aelius Quarto zu sprechen," erklärte er ebenso trocken und hoffte auf Einlass. Sein Herz schlug kurz auf. Seine Hände wurden schwitzig.

    "Es gibt für vieles Berufe im Imperium. Wir Römer sind kreativ, was solche Dinge betrifft. Vielleicht hängt es auch mit einer natürlichen Faulheit zusammen, dass viele Menschen einfach nicht alles machen wollen oder können. Wir Römer verteilen gerne Aufgaben."Verus überlegte. Das Leben von Aurianna schien früher einfacher gewesen zu sein als das Leben mancher Römer. Heute musste man ein Fachmann auf seinem Gebiet sein und den Rest dividierte man ab. War es richtig? Ihre Aussage brachte Verus ins Grübeln. "Vielleicht war das Leben in deinem Dorf einfacher," antwortete Verus und lächelte in Richtung Himmel.


    Sie hatte keine Familie mehr? Ein schreckliches Schicksal, was leider viele Menschen teilten. Auch Verus hatte keine Familie mehr. Seine Kinder waren aus seinem Leben entschwunden, ebenso seine Liebe. Er war einsam, so wie Aurianna jetzt. Verus' Augen füllten sich mit übermäßiger Feuchtigkeit. Er schien zu weinen aber hielt dies zurück. Die Gedanken an seine Familie kehrten zurück. "Ich verstehe," stammelte er mit trockener Stimme. Er fuhr sich mit der Rechten durch das Gesicht. Die Römer beherrschten die Welt aber sich selbst nicht. Das Schicksal schlug weiterhin unverhohlen zu.


    "Es ist traurig. Kein Mensch sollte ohne Familie aufwachsen, besonders nicht in deinem Alter." Er musste einige Tränen zurückhalten. Man wollte nicht glauben, dass ein gestandener Mann, wie Verus, doch so weinerlich war aber Verus war warmherziger Mensch, der vom Leben verraten wurde.


    "Dich strafen? Nein, niemals. Du hast Liebe und Barmherzigkeit verdient; keine Strafe." Er rang sich ein trauriges Lächeln ab und blickte Aurianna mit traurigen Augen an. "Entschuldigung. Du hast etwas in mir geweckt, was ich lang begraben glaubte." Er schluckte hektig. Seine Beine konnten nicht mehr gehen und so blieben beide in der seelenlosen Menschenmenge stehen, die sich weiterhin straff vorbeidrängte.

    Verus kam, auch dank der Führung von Durus, an der Porta der Gens Aelia an. Er klopfte mutig an, obwohl er doch recht nervös war, was das Wiedersehen mit seinem Patron betraf. Würde er wütend reagieren? Verus war doch recht dreist verschwunden. Er klopfte erneut und baute sich dann wartend in einigem Abstand auf. Er nickte Durus zu. Dieser entfernte sich.

    "Ich trinke immer noch ein zweites Glas; du kennst mich." Er lachte auf und schnappte sich das erneut gefüllte Glas.


    "Es steht ja noch nichts fest, Sedulus. Ich muss ja erst mit meinem Patron sprechen. Ebenso muss ich alte Kontakte reaktivieren. Germanien liegt noch in weiter Ferne, sofern du mir nicht helfen kannst, möglichst schnell an einen Posten dort zu kommen." Er zwinkerte Sedi scherzend zu und trank dann einen Schluck von dem guten Tropfen. "Eure Hausmarke ist wirklich gut. Ich war zwar ein Jahr nicht hier aber euer Wein bleibt stets von gleicher guter Qualität." Verus betrachtete den Inhalt seines Glases.


    "Stimmt, die Familie ist das größte Wagnis im Leben eines Mannes. Nur in der Familie kann ein Mann ein echter Herkules sein." Er lachte.

    Ein Abschiedsgeschenk also. Verus nickte verstehend und führte seine junge Sklavin Richtung Schneider. "Behalte es und verwahre es gut. Darf ich fragen, wie deine Mutter war? Was hattest du für eine Familie? Ich weiß, dass ich deine Familie nicht ersetzen kann aber ich werde versuchen ein guter Herr zu sein, einverstanden?" Er blickte sie an und schloss dann kurz liebevoll die Augen, um ihr Vertrauen zu signalisieren. "Viele Menschen enden im Sklaventum und viele finden sich damit ab aber alle lassen etwas zurück, nämlich ihre Familie." Verus wollte für sie da sein und dies auch jetzt. Die Straßen waren heute überaus mit Menschen gefüllt. Rom war eine lebendige sowie pulsierende Stadt, voller Leben und ebenso voller Tod. Einige Passanten drängten sich an Verus und Aurianna vorbei.


    "Was ein Schneider ist?" Verus musste schmunzeln. Sie war so unschuldig, wie ein Kind und so liebevoll, wie eine Muse. Sie kannte wohl die römische Welt noch nicht. "Du kennst doch sicherlich Kleidungsstücke? Das, was wir tragen, um uns vor Kälte und Sonstigem zu schützen. Ein Schneider stellt aus Stoffen diese Dinge hier." Das Schmunzeln wollte garnicht mehr weichen. Sie hatte mit dieser einfachen Frage sein Herz erfreut.

    "Ah!" - machte Verus als Zeichen, dass er Sedi verstand. "Ich verstehe. Ich denke aber auch, dass dir diese Zeit auch seelisch genützt hat. Sie hat dich davor bewahrt, zu dekadent zu werden, wie es viele Senatoren werden. Wenn man das einfache Handwerk beherrscht und dazu noch das große Handwerk des Lebens, was kann man dann noch verlangen?" Er nickte und leerte sein Glas. Er stellte es im Anschluss auf den Tisch. Er würde aus Höflichkeit nicht nach einem weiteren Schluck fragen.


    "Auf der Straße munkelt man, dass man in Germanien neue Kommandeure sucht. Vielleicht gehe ich als Offizier oder Kommdant nach Germanien zurück. Zur Flotte zieht es mich momentan nicht, da ich selbst noch ein Schiff besitze. Es bietet sich noch viel an, auch wenn man sich die Frage stellen muss, was kann ich erreichen? Kann ich erneut Curator Kalendarii werden? Kann ich Kommandant einer Einheit werden? Alles fraglich. Ich muss es einfach probieren. Ich war nun über ein Jahr abwesend, viel hat sich verändert." Er seufzte.


    "Wie ich sehe, läuft dein Leben in gewohnt ruhigen Bahnen. Gibt es keine Intrigen?" Er legte sein ironisches Lächeln auf. "Dann ist Rom ja recht langweilig geworden."

    "Wirklich nicht?" Verus weitete die Augen. Warum wollte sie keinen weiteren Apfel? Hatte sie keinen Hunger mehr? Verus wollte ihr helfen und sah seine Pflicht darin, sie zumindest gut zu versorgen. Schließlich sagte sie ihren Namen. Verus schmunzelte väterlich. "Aurianna, ein schöner Name."


    Er nickte und fuhr sich dabei durch den langen Bart. "Ich bin Titus Decimus Verus, Eques Roms und ehemaliger Curator Kalendarii ," stellte sich Verus gespielt vornehm vor und lachte im Anschluss. "Verzeihung, ich habe mich lange nicht mehr so vorgestellt. Früher als ich noch Beamter war, musste ich mich fast immer so vorstellen." Er klopfte ihr auf die Schulter.


    Schließlich tat sie etwas mit ihren Haaren, etwas fiel heraus. Es schien ein Schmuckstück zu sein. Verus blickte interessiert darauf. Scheinbar wollte sie es gegen einen Apfel eintauschen. Verus legte seine linke Hand auf ihre Hände. Verus wollte gerade eingreifen und seine Stimme erheben, da forderte sie bereits einen Apfel, wurde aber abgewiesen. Verus war erleichtert. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe genug Geld, auch wenn ich nicht so aussehe. Was ist das für ein Schmuckstück? Ein Erbstück?" Verus wollte nicht, dass Aurianna ihren persönlichen Besitz für ihn aufgab. Er kannte selbst den Wert von Erinnerungen und sie sollte es nicht bereuen, ein Schmuckstück gegen einen Apfel einzutauschen. "Ich möchte nicht, dass du etwas aufgibst, was dir etwas bedeutest. Jeder Mensch hat das Recht auf Erinnerungen." Er lächelte sie an und winkte dem Händler zu. "Vale," grüßte er. "Wir kaufen dir nun etwas zum Anziehen, einverstanden?" Er legte seinen Arm um sie und deutete die Straße entlang. Sie wirkte recht traurig auf Verus, dies wollte er ändern. "Ich glaube dort hinten, ja, dort gibt es einen guten Schneider." Verus Miene erhellte sich, da Aurianna ein guter Mensch zu sein schien. Er hatte eine echte Blume gepflückt.

    Verus trank einen weiteren Schluck und ließ seinen Blick kurz durch das Officium streifen. "Du bist auch in den Provinzen umhergezogen?"Nun war Verus neugierig. "Nun hast du mich neugierig gemacht." Er blickte ihn aufgeschlossen an. Sedi schien ein ähnliches Schicksal, wie Verus, zu teilen.


    "Pläne? Ja, ich möchte mich mit meinem Patron aussprechen und meine weitere Zukunft planen. Ich habe wohl eine Rückkehr in Amt und Würden ins Auge gefasst, vielleicht kehre ich sogar in den Militärdienst zurück. Ich war ja eine recht lange Zeit Offizier in der Flotte," erläuterte Verus, während er sich auf die Lehne stützte.


    "Gut, dann bin ich gespannt, was aus unserem Bauprojekt wird." Er nickte abschließend und ging dann zum nächsten Thema über. "Wie steht es eigentlich bei dir? Was macht die Politik?"


    "Ich danke dir, dass ich eine zeitlang hier wohnen kann." Als Sedi auf den Tisch schlug, war Verus doch recht überrascht. Er fühlte sich geschmeichelt. Er nickte nur, dass er Sedi verstand.

    Sie kann sprechen! Ein Wunder! Verus schien erheblich erfreut. Er lächelte breit und klopfte seiner Sklavin auf die Schulter als sie den Apfel in enormer Geschwindigkeit verputzte. Im Moment als sie sich verschluckte, hatte er schon Sorgen um sie aber seine Sorgen wurden durch ihr Fortsetzen des Verspeisungprozesses in alle Winde zerstreut. "Nicht so hastig. Willst du noch einen Apfel?" Ein Gefühl des Mitleids stieg in ihm auf als er sah, dass dieses Mädchen doch recht großen Hunger hatte. Sie hatte wahrscheinlich tagelang nichts gegessen. Eine Schande, eine echte Schande. Verus würde dafür sorgen, dass sie wenigstens ab jetzt immer satt sein würde. Sein Verstand und sein Herz waren sich da einig. Ihr zaghaftes Lächeln entschädigte Verus aber für die kommenden Mühen mit ihr.


    Sie schien immer noch recht verschüchtert aber Verus würde damit schon klarkommen. Er hatte nun mehr eine echte Hoffnung, zu ihr durchzudringen. Sein Herz frohlockte. Er hatte mal wieder einem Menschen geholfen. Wenn er nun ein Christ wäre, was er aber nicht ist, könnte man von einem guten Samariter sprechen.


    "Wie heißt du?" - Dies war die obligatorische Frage, die sich nun anbot. Mit einem Namen wäre er schon ein gutes Stück weiter.

    Verus hatte sich auf den Weg gemacht, um sein Leben zu ordnen und sich bei seinem Patron zu melden, wie es Sitte war. Er hatte ein mulmiges Gefühl, doch gebot es ihm die Ehre, sich bei diesem zu entschuldigen und ihm weiterhin mit Tatkräften zu dienen. Er trug, nachdem er eine Therme besucht hatte, eine braune Bürgertoga und wirkte auch sonst recht gepflegt. Nur wirkte er eben nicht, wie ein römischer Ritter. Er trat vor dir Wache. Er schluckte.
    "Salve," grüßte er. "Ich bin hier, um meinen Patron Aelius Quarto zu besuchen. Ich bin Decimus Verus." Dies war wohl die Standardbegrüßung.

    Verus umgriff das Glas. Er hatte lange nicht mehr so etwas Edles in Händen. Er kannte Glas noch aus seiner Erinnerung. Ein interessanter Rohstoff und wohl die größte Errungenschaft, so empfand es Verus. Er blickte kurz auf das Glas und dann wieder zu Sedi. Er trank einen kräftigen Schluck. Lecker, der erste gute Wein seit langem. Ihm mundete es.


    "Jeder Römer kehrt irgendwann nach Rom zurück, ob er nun möchte oder nicht. Die Götter haben nicht ohne Grund die caput mundi an diesen Ort gelegt." Er lächelte, während er das Glas in seinen Händen spielend drehte.


    "Du kennst mich doch. Ich bitte ungerne um etwas. Ich stehe gerne auf eigenen Füßen. Sedulus, ich habe mich bewusst dazu entschieden. Es war für mich wichtig, einmal weniger im Leben zu haben, um den Wert des Mehr zu verstehen. Wie willst du die Armen beherrschen, wenn du ihr Leid nicht verstehst? Ich verstehe nun und habe mich selbst gefunden. Ich kann wieder für Rom arbeiten, auch wenn ich Rom im Exil häufig verflucht haben möge." Er nickte zum Abschluss seiner Ausführung.


    "Wir sollten auf die Zukunft trinken. Auf die Zukunft unserer Freundschaft." Er hob sein und prostete seinem Freund zu.


    "Eine Therme? Wirklich? Interessant. Salinator war damals nicht so aufgeschlossen als ich mit ihm sprach. Er lehnte es schlicht ab. Ich glaube bei diesem Mann musst du den nötigen Status haben, um etwas vortragen zu können. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so sehr in Schubladen denkt. Für ihn hat wohl jeder eine vorgefertigte Aufgabe. Ich freue mich aber, dass mein Bauwunsch dementsprechend umgesetzt wird. Eine Therme will ich wohl unterstützen. Was das Gästezimmer betrifft: Ich wäre dir sehr dankbar. Ich werde dir auch nicht zur Last fallen. Ich werde mich auch bald nach einer eigenen Wohnung umsehen. Ich war und bin wohl immer noch Soldat. Ich komme mit wenig aus." Verus entspannte sich. Es war ein schönes Gefühl, dass man doch auf Freunde bauen konnte.


    Er fügte noch aus Bescheidenheit hinzu. "Damals als ich Calvena rettete, handelte ich auch als Soldat Roms. Werte die Tat nicht so sehr herauf, Sedulus. Ich bin schlicht Soldat."

    Verus wandte sich vom Sklavenhändler mit einem kurzen "Vale" ab und blickte dann die Sklavin gutgläubig an. Sie zitterte. Verus war erschüttert. Dieses Mädchen war ja völlig aufgelöst. "Hast du Hunger? Verstehst du mich?" Verus wollte ihr helfen und ihr ein wenig Hoffnung schenken, zumindest wollte er, dass sie sich besser fühlte. Er legte die linke Hand auf ihre Schulter. "Ich tue dir nichts. Du brauchst keine Angst zu haben." Verus hatte noch viel Arbeit vor sich, um dieses Mädchen auf ein Leben in Rom vorzubereiten. Er schob sie dezent vom Podest weg. Wie konnte er nur ihr Vertrauen gewinnen? Verus war sich unsicher. Er hatte als Römer schon einige Sklaven besessen aber diese Sklavin war anders. Sie wirkte noch verschloßener und schüchterner, fast ängstlich. Er schob sie freundlich aber auch auffordernd mit sich. Verus erblickte einen Marktstand, der einiges an Obst verkaufte, nicht weit entfernt. Vielleicht konnte er mit einem Geschenk ihr Vertrauen gewinnen? So näherten sich beide diesem Stand. "Ich nehme einen Apfel," sagte er zum Händler, der sofort einen Apfel umgriff und Verus darbot. Verus zog eine weitere Münze hervor, bezahlte und reichte den Apfel an Aurianna weiter. "Hier. Nimm' ruhig. Du hast doch sicherlich Hunger, oder?" Verus nickte ihr freundlich zu. Hoffentlich würde dieser Apfel das Eis zwischen den beiden brechen, denn Verus wollte ihr wahrlich nichts Böses und dies zeigte sich auch in seinem Blick.

    "Ich bin aus meinem eigenen Carcer geflohen," antwortete Verus, während er sich setzte. "Gerne. Ich nehme, wie immer, Wein." Er schmunzelte. Seine Weinliebe war immer noch geblieben.


    "Es blieb mir nach der Niederlage und dem Verlust meiner Familie nichts anderes übrig. Ich fühlte mich von der Welt verraten und brauchte ein wenig Zeit für mich. Ebenso sagte mein Medicus, dass ich nicht mehr viel Zeit hätte, wegen meinem Herzen. Ich ging davon aus, dass ich sterben würde, was wir alle irgendwann tun. Ich verließ Rom also und lebte eingie Zeit in germanischen Wäldern. Die gute Waldluft tat mir gut und ich gesundete. Mein keuchender Husten ist verschwunden," erklärte Verus, ein wenig ernster.


    "Du magst mich zu recht als verrückt bezeichnen aber ein guter Mann geht zu Fuß. Ich war Soldat und habe das richtige gehen gelernt, insofern war ich gut zu Fuß." Er lächelte.


    "Du hast wieder geheiratet? Mein Beileid." Er lachte. "Nein, ich freue mich für dich. Iunia Serrana erschien mir als gute Frau als ich sie vor langer Zeit traf. Calvena hat ebenso geheiratet? Auch dies freut mich. Sie hat einen guten Mann verdient. Ich bringe eigentlich nur Unglück über die, die ich liebe. Manchmal ist das, was wir als Schwarz erachten, eben weiß. Eine Frau für mich? Schau' mich an. Ich habe kein Amt, momentan keine Wohnung und sehe aus wie Diogenes. Hast du vielleicht eine Wohnung für mich im Angebot? Ich habe trotz meiner Aufmachung noch genug Geldreserven, da ich mich von einem alten Schuldner ausbezahlen ließ." Plötzlich fiel ihm noch etwas ein. "Was ist eigentlich aus meinem Bauwunsch geworden? Ich habe dir beträchtliche Mittel hier gelassen. Ich frage nur, da ich lange Zeit dem Weltlichen entflohen war."

    Verus trat mit seinem Gehstock ein. Er blickte sich um. Hier hatte sich viel verändert. Die Germanicer schienen noch reicher geworden zu sein, zumindest im Vergleich zu früher. Er lächelte. Sein Blick fiel auf Sedi. Lang, lang ist es her. Er hatte sich ein wenig verändert. Sedi wirkte reifer und mächtiger als früher. "Salve, alte Sandale," grüßte Verus frech, wie einst als sie beide noch auf der Rolle waren.


    "Um es kurz zu machen: Ich bin wieder da." Er lachte leicht und stellte seinen Wanderstock bzw. Gehstock an die Wand. "Ich weiß, dass ich, wie ein Einsiedler wirke aber für die lange Reise bot sich diese Aufmachung an, da ich größtenteils zu Fuß unterwegs war. Ebenso habe ich meine Standesdünkel abgelegt. Ich will aber nicht zu viel reden. Wie geht es dir," überfiel er Sedi förmlich, da er nicht erwartete abgewiesen zu werden, wenn er nun schon im Haus war und so gut kannte er Sedi noch von früher.