Beiträge von Titus Decimus Verus

    Verus nickte eifrig. "Aber selbstverständlich." Er blickte am Sklaven vorbei ins Haus. "Ich hoffe, dass ich dieses mal mehr Glück haben werde?" Fragte er vorsichtig formuliert den Türsklaven, während er sich noch ein wenig mehr auf seinen Stock stützte.

    Verus drückte sich an den Leuten vorbei zum Sklavenhändler. Er war froh, dass die Götter ihm inzwischen wieder wohlwollend gegenüberstanden, obwohl er sie öfters verflucht hatte. Er war wirklich erfreut darüber, dass er diese Sklavin ersteigert hatte, auch wenn ein durch die Menschenmassen verhüllter Senator, mehr geboten hatte. Die Götter waren Verus wirklich gnädig. Er lächelte freundlich. Sein Herz frohlockte. Verus hatte diese Sklavin vor einem grausigen Schicksal gerettet oder zumindest glaubte Verus dies. Sie würde zwar nicht unbedingt das luxuriöseste Leben an Verus' Seite haben aber sie würde versorgt sein und eines Tages, sofern sie bereit dazu war, würde Verus sie unweigerlich freilassen; bis dahin würde Verus sie aber unterrichten, damit sie ein guter Mensch mögen würde. Sie sollte nicht die selben Fehler, wie er selbst, machen. Er zog sein Geldsäckelchen hervor, öffnete es und zählte die Münzen ab, die er dann Tranquillus reichte. "Hier, Herr. Ich nehme sie gleich mit. Sie wird sicherlich keine Probleme haben." Er lächelte freundlicher und winkte die Sklavin zu sich. "Komm! Ich bin übrigens Verus, einfach nur Verus für dich." Er versuchte freundlich und charmant zu wirken, viel mehr wirkte er dabei großväterlich. Verus würde ihr Zeit geben, um sich an Rom und die Welt, die sie erwartete, zu gewöhnen.

    Verus ging über den Sklavenmarkt. Er war mehr zufällig an diesen Ort geraten. Inzwischen verabscheute er jede Form von Unterdrückung und lehnte das Sklaventum ab, da es seiner Philosophie eines gerechten Lebens widersprach. Ein Lebewesen, das sprechen und fühlen konnte, verdiente mehr als die Abhängigkeit oder die Willkür eines womöglich verwerflichen Herren. Doch sollte er die Welt ändern? Das konnte er nicht und so akzeptierte er den Fakt, das so etwas gab. Sein Herz schmerzte es, zu sehen, wie diese Schönheit an einen Lustmolch oder eine herrische Dame verschenkt wurde. Es war eine Verschwendung von göttlichen Geschenken. Welche Talente steckten wohl in dieser Sklavin? Was für ein Mensch war es? War sie das Leben wert, dass sie hatte? All dies trat nun hinter das Sklaventum zurück. Verus positionierte sich abseits und schüttelte, auf seinen Gehstock gestützt, den Kopf. Er hatte sich von einem alten Schuldner ausbezahlen lassen. Er wollte dieses Geld eigentlich zum Wiederaufbau seiner ursprünglichen Existenz verwenden, doch nun, in diesem Moment, tat ihm das Herz weh. Er konnte nicht mit ansehen, wie diese Schönheit an Wildfremde verschenkt wurde, die es womöglich nicht zu schätzen wussten. Er raffte sich zusammen und wollte ihr ein neues Leben bieten, zumindest ein Leben im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ganz verschüchtert wirkte sie auf Verus, sie sagte nichts und schwieg. Verus seufzte. Auch wenn sie kein Latein sprach, ihre Haltung sprach für sie. Sie litt; einen Fakt den Verus nicht akzeptieren konnte.


    "1200 Sesterzen!" - dies war der Ruf, den er tat, um sie zu retten. Vielleicht konnte er aus ihr ja noch einen brauchbaren und wertvollen Menschen machen.

    Und so kehrte Verus nach einiger Wartezeit zurück an den Ort des Geschehens. Er stützte sich auf seinen Gehstock und kämpfte sich durch die Mengen an Menschen, die sich mühsam durch die Straßen schlängelten. Er war lange nicht mehr unter sovielen Menschen; ein ungewohntes Gefühl von Bedrückung ergriff ihn als er mutig seinen Gehstock voransetzte. Sein Körper war alt geworden, doch sein Geist schien noch jung, denn seine Augen funkelten, wie Kerzen in einem leichten Windzug. Verus erreichte sein Ziel. Seine Lungen füllten sich mit der muffigen Luft von Rom. Wenn man aus den Gärten kam und dann diesen Moloch erneut betrat, spürte man, dass es sehr wohl anders roch und sich anders anfühlte. Verus fühlte sich hier nicht mehr heimisch. Doch wo ist schon ein Heim? Wahrscheinlich dort, wo das Herz hängt und es hing für Verus sicherlich nicht in Rom. Dieser Ort hatte ihm seine Familie genommen, seinen Ruf und seine Ehre. Einsam stehend klopfte er an das Portal mit seinem Gehstock voran. Die Hoffnung ergriff ihn, dass sein alter Freund ihn anhören würde, wenn nicht, dann war es wohl an ihm, neue Wege zu gehen und auch diesen Rest seines alten Lebens hinter sich zulassen.

    Verus wandte sich noch einmal um und lächelte verschlagen, während er sich seine Kapuze überwarf. "Danke, danke. Ich werde in einigen Stunden zurück sein." Er winkte mit seiner Linken und schritt dann langsam, den Blick schweifend, hinaus aus dem Haus.

    Sim-Off:

    Ich wärme einfach mal diesen Thread hier auf. ;)


    Mit seinem Gehstock bewaffnet irrte Verus durch die Gärten. Er konnte seiner Gens momentan nicht unter die Augen treten und ein Dach über dem Kopf hatte er auch nicht. Im Grunde war er ein Bettler, da er momentan keine Ansprüche auf seinen Besitz hatte, so verwahrlost er war. Inordnung, von Verwahrlosung kann man nicht sprechen. Er war gepflegt und sauber aber er entsprach nicht mehr dem typischen Römer. Er hatte sich verändert und Macht sowie Geld spielten in seinem Leben keine große Rolle mehr. Die Reisen durch das halbe Imperium hatten ihn klüger gemacht und seine Nahtoderfahrung ebenso weiser. Mit seinem langen Bart, seinen langen Haaren und dem großen Gehstock wirkte er fast, wie ein weiser Mann. Er setzte sich auf eine der vielen Banken im Park. Er legte seine Kapuze zurück und stellte den Stock neben sich ab. Ein tiefer Atemzug verschwand in seiner Brust. Er musste einige Stunden warten bis er zu seinem alten Freund gehen konnte. Wollte dieser ihn überhaupt noch sehen? Wahrscheinlich nicht. Doch Verus, der alles verloren hatte, hatte etwas neues im Leben gefunden: sich selbst. Er würde keine Maske mehr tragen. Er war endlich angekommen, zwar musste er dazu alles verlieren, selbst seine Familie aber er konnte endlich seine warmen Augen öffnen. Innerlich weinte er immer noch. Ihm war jedoch klar, dass er seine Kinder und seine beiden Lieben eines Tages wiedersehen würde aber bis dahin würde er leben. Gedanken kreisten in seinem Schädel. Er zog eine Tabula hervor, ebenso einen Griffel. Mit einem geübten Griff schob er die breiten Ärmel seines Überwurfs zur Seite. Er wollte seine Gedanken niederschreiben; Zeit hatte er ja.


    Einige Vögel sangen im Hintergrund. Der Wind rauschte sanft in den Blättern und die Luft schmeckte süß. Ein wunderbarer Tag, um sich Gedanken zu machen. Verus versuchte seine Gedanken zu ordnen, die ihn seit seiner Ankunft beschäftigten, warum gerade er so war, wie er war und warum sein Umfeld reagierte, wie es reagierte.



    Rührt ein Übel von dir selbst her, warum tust du es?


    Kommt es von einem andern, wem machst du Vorwürfe? Etwa den Atomen oder den Göttern? Beides ist unsinnig. Hier ist niemand anzuklagen.


    Denn, kannst du, so bessere den Urheber; kannst du das aber nicht, so bessere wenigstens die Sache selbst; kannst du aber auch das nicht, wozu frommt dir das Anklagen?


    Denn ohne Zweck soll man nichts tun.


    Sim-Off:

    by Mark Aurel - Selbstbetrachtungen

    Verus seufzte laut. Das war wohl die klassische Abfuhr. Er hatte damit gerechnet, dass man ihn sehen wollen würde. Dennoch wollte er es später noch einmal probieren. Er stand auf, in der Hoffnung später angehört zu werden, was aber wahrscheinlich nicht der Fall war.
    "Vielen Dank," sprach er leicht angeschlagen von der Tatsache, nicht erwünscht zu sein. "Ich komme dann später wieder." Verus entfernte sich missmutig.

    Verus schritt mit seinem Wanderstock in das Atrium. Er hatte lange nicht mehr ein entsprechendes Atrium gesehen. Er war fast erschlagen vom römischen Luxus. "Gerne," sagte er und nahm auf der edlen Sitzgruppe platz. Er stellte seinen Wanderstock neben sich ab und blickte sich um. Er fühlte sich unwohl. War er überhaupt noch ein Römer? Er fühlte sich nicht mehr so. Verus sah sich viel mehr als Weltbürger und als Mensch. Die römische Politik wollte ihm einfach nicht mehr passen. Nun wartete er auf seinen alten Freund. Er war es ihm schuldig.

    Verus legte die Hand vor seine Stirn und seufzte. Hatte Sedi etwa geheiratet und er hatte dies verpasst? War er wirklich solange fort? Es waren wohl mehrere Jahre, die er in Abstinenz verbracht hatte. Verus nahm die Hand von der Stirn. "Ich verstehe. Dann komme ich wohl ungelegen." Die Welt hatte sich weiter gedreht und Verus war ihr entwachsen, dennoch wollte er wieder an dieser teilhaben. Er lebte außerhalb des Jetzt. Er lebte in seiner Zeit. Seine Hoffnungen kollidierten mit der Realität. Doch der Sklave versuchte etwas zu tun und Verus ein Treffen mit Sedi einzuräumen, ein echter Glücksfall für Verus. Verus lächelte erleichtert. "Danke." So folgte er.

    Verus stieß sich von der Wand ab und wandte sich zum Sklaven. "Genau das möchte ich," sagte er mit einem weichen Lächeln. Dieses Lächeln wirkte seltsam, so als ob es selten gebraucht wurde. "Ich wäre dir dankbar, wenn du mich zu ihm führen könntest."

    Nach einer längeren Reise aus seinem selbstgewählten Exil, trat Verus entkräftet aber gesund vor die Tür seines alten Freundes. Er hoffte, dass er hier Verständnis finden würde. Er war ein gescheiterter Mann aber kein gescheiterter Mensch, das wusste er. Verus musste von Vorne beginnen, für sich und seine verstorbene Familie. Er war einst Vater und nun mehr hatte er seine vernachlässigten Pflichten erkannt. Er schämte sich. Man erkennt erst dann, was man verloren hat, wenn man es verliert. Mit seinem Reisesack, sein Pferd hatte er verkauft für ein paar Münzen, trat er vor die Porta der Casa Germanica. Er klopfte an, drei mal. In die Casa Decima konnte er nicht gehen. Er hatte Schande über die Familie gebracht. Er würde ganz unten, was ein beträchtlicher Mut in seinem Alter war, anfangen. Er hustete, doch es war kein Herzhusten. Die kalten germanischen Winde hatten seine Lungen befreit und ihm neue Kraft gegeben. Es war fast so als ob er germanische Wolf in ihn gefahren wäre. Er nahm den Reisesack mit den letzten Habseligkeiten von den Schultern, stellte diesen vor seine Füße, dann suchte er in seinem Gürtelbeutel nach dem Ritterring sowie dem Siegelring seiner Familie. Nun mehr konnte er wieder römische Statussymbole tragen beziehungsweise musste er sie tragen. Er steckte die Ringe an und wartete an die Wand lehnend mit dem Reiseutensiel zwischen seinen Beinen, auch wenn er nicht, wie ein Mann von Stand wirkte, eher abgerissen.

    Sim-Off:

    Ich werde mich nun nach Rom verabschieden. Verzeiht mir meine Abwesendheit! ;)


    Verus hatte sich heimlich entfernt, in das besagte Officium und hatte in aller Heimlichkeit einen Brief aufgesetzt. Nach einigen Momenten kam er wieder hinaus und ging auf Valentina zu. Er reichte ihr eine Schriftrolle und nickte mit einem Lächeln. "Das ist der Brief für Quintus Germanicus Sedulus. Ich danke dir. Ich danke euch allen für eure Gastfreundschaft. Leider werde ich mich nun entfernen. Ich will mein Leben ordnen und mich vorerst als Tagelöhner verdingen, um meine Rückreise nach Rom zu finanzieren." Er grüßte mit einem Wink in die Runde und verließ dann den Kreis mit einem zufriedenen sowie glücklichen Lächeln. "Valete!"

    Verus war erleichtert. "Danke, vielen Dank." Er blickte auf seinen schlafenden Marcus. Er drückte ihn ein wenig an sich, um ihm Schutz zu bieten. "Ich werde dir die Nachricht sofort aufsetzen, sofern ich ein Schreibgerät erhalte." Er lächelte harmonisch.