Beiträge von Titus Decimus Verus

    Verus seufzte als ihm der Hund übergeben wurde. Seine Arme umschlossen den warmen Fellball. Dieser wachte kurz auf, betrachtete Verus und schlief dann wieder ein. Die Berührung von Iunia empfand Verus als äußert angenehm. Eine gewisse Wärme sprang auf ihn über.


    "Wenn alle in deiner Familie so schön sind, wie du und das kann ich aus deinen Worten entnehmen, seid ihr wahrlich von Venus gesegnet," sagte Verus mit einem schmachtenden Lächeln. Könnte er sich vorstellen die Iunia vor sich zu heiraten? Ja, sicherlich aber jetzt noch nicht. Zumal er nicht mehr heiraten wollte. Er war einfach zu alt und das wollte er ihr nicht antun. Sie brauchte einen jungen, frischen Mann, der mit ihr mithalten konnte.


    "Ich bin nicht außergewöhnlich. Ich bin, was ich bin und das ist auch gut so. Die Götter schufen uns und aus diesem Grund müssen wir perfekt sein. Die Götter erschaffen nichts ohne Sinn. Ich habe dir die Sprache verschlagen? Das wollte ich nicht, deine bezaubernde Stimme darf man nicht verschlagen."


    Wieder schmachtete er in ihre Augen.

    Verus überlegte angestrengt und vergaß dabei zu schwimmen. Langsam gluckerte er ab. Mit einem Schwall tauchte er wieder auf. Er grinste dabei. "Mein Kopf ist mir zu schwer geworden," sagte er und kehrte dann wieder zum Thema zurück. Sofort verschwand das Lächeln wieder. Es wurde durch einen ernsten Gesichtsausdruck ersetzt.


    "Es sind schon einige Dynastien einfach so verschwunden. Eine Nacht, ein Tag oder auch nur ein Augenblick können die ganze Welt verändern. Manchmal entscheidet es sich im Moment, wenn ein Mann vor der Wahl steht, Unrecht zu tun oder die Wahrheit zu verteidigen. Diese Momente gibt es nicht häufig aber sie existieren," stellte Verus fest. Einige Wassertropfen rollten aus seinen Haaren. "Männer mit Macht wollen mehr Macht und Männer ohne Macht wollen an der Macht des anderen teilhaben. Ein ewiger Kreislauf. Neid und Missgunst treiben solche Subjekte an."


    Verus atmete tief durch die Nase ein und drückte die Luft eben durch diese wieder heraus. Es war durchaus gefährlich über solche Dinge in der Öffentlichkeit zu reden und zu cogitieren. Verus machte sich im Hinterkopf einige Gedanken, nun offen zu sprechen.


    "Der Kaiser wohnt in einem relativ kleinen Haus für seinen Status. Er unterhält dort nicht viele Bedienstete und ebenso ist der Hof immer noch in Rom. Er ist dort fast alleine. Natürlich sind einige Diener und Schreiber dort aber nicht sonderlich viele. Ich selbst habe noch erlebt, wie der Kaiser dort einzog. Ich diente damals als Soldat in Misenum. Dort ist nicht viel, außer eine große Mauer, die das Gebäude umgibt. Abschirmen ließe sich der Kaiser wunderbar, was wohl auch das Interesse des Kaisers selbst war. Es dringt nichts heraus und nur selten etwas hinein. Es ist förmlich eine Festung. Fakt ist jedoch: Der Hof befindet sich in Rom und ebenso die Verwaltung. Diese arbeitet derzeit alleine auf Anweisung des Praefectus Urbi." Seine Augen weiteten sich bei dem Gedanken an die Macht des Stadtpräfekten. Er müsste sich einfach nur zum Kaiser erklären und der Kaiser in Misenum wäre gefangen und könnte nichts dagegen unternehmen.


    "Der Prätorianerpräfekt ist verschwunden, das ist Fakt. Ebenso gab es einige Veränderungen in der Subregion meiner Verwaltung. Ich bin fast nur noch von Fremden umgeben. Natürlich bin ich deren Vorgesetzter aber dennoch, die ganzen Fremden beunruhigen mich. Wie war das? Man erneuert eine Verwaltung komplett, wenn es einen Machtwechsel gibt? Diese ist dann nicht auf den alten Kaiser eingeschworen und kennt sich gegenseitig nicht sonderlich gut, um zu rebellieren. Ich bin neu, meine Verwaltung ist neu. Das ist auch Fakt. Man muss nicht unbedingt Mitverschwörer sein, um Teil des Spieles zu sein. Wir sind doch alles nur Spielsteine." Verus nickte ernstlich. Seine Gedanken kreisten sich um seine Person und seinen Platz im gorßen Spiel der Macht.


    "Als Soldat lernt man zu schweigen und zu beobachten. Man wartet auf den richtigen Moment und schlägt dann mit allen Mitteln zu," warf er einfach so ins Bad.


    "Die kaiserlich Familie ist quasi mundtot, ja. Man hört nicht sehr viel von ihnen. Männer mit Macht? Ja, die Truppenkommandeure und viele mehr. Doch am meisten Macht hat derzeit der Stadtpräfekt angehäuft. Er hat das Geld, die Truppen in Rom und den Einfluss auf die Verwaltung. Er bräuchte nur einen Truppenkommandeur, der ihn absichert und dann wäre er der Mächtigste von allen. Ich bin mir sicher, dass es bereits solche Verhandlungen und Machtpolitik gibt." Verus drehte sich kurz im Wasser um die eigene Achse und schaute dann sein Gegenüber erneut an.


    "Ich stehe da, wo ich gebraucht werde. Ich stehe treu hinter dem Kaiser, wer auch immer das ist. Der Kaiser verkörpert Rom und dessen Einheit. Ich werde abwarten und weise bedenken, wem ich diene. Meine Familie? Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass mein Verwandter Livianus nicht sehr gut auf Salinator zu sprechen ist. Zu dem Rest kann ich nichts sagen," sprach Verus antwortend.

    "Ich hoffe nur, dass du dich nicht in den Intrigen verlierst und dir die Macht nicht zu Kopfe steigen wird. Macht sollte immer mit Vernunft und Anstand genutzt werden. Ich habe jedoch keinen Zweifel, dass du ein guter Senator sein wirst. Ich bitte dich nur um eines: Höre auf dein Herz und bringe es mit deinem Verstand in Einklang," sprach Verus mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.


    "Wenn dein Herz römisch schlägt, wirst du immer richtig entscheiden."

    Verus presste Luft durch seine beiden Nasenflügel. Ein leicht erleichtertes Rauschen entstand. "Du hast Recht," sagte er nachgestellt. Sein Blick wanderte wieder in ihr Gesicht. Ihre Augen glänzten so, wie die Seinen. Es war ein wunderbares Gefühl von ihr berührt zu werden. Auch Marcus schien sie zu mögen, warum fühlte sich Verus dennoch irgendwie enttäuscht von ihr? Er wusste es nicht.


    Verus entfernte sich von ihr, um die beiden Becher zu entsorgen. Er stellte diese beiden wieder auf das Tablett und kehrte dann wieder zurück.


    "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wunderschöne Augen hast? Wenn nicht, tue ich es nun: Du hast wunderschöne Augen, Iunia."


    Verus wollte ihr ein Kompliment machen und das tat er nun, da ihn das andere Gesprächsthema ermüdete.

    Verus zog eine Augenbraue hoch. War das nun eine Art Spiel für sie? Er wollte nicht unhöflich sein aber irgendwie kam ihm dieses Mitgefühl gespielt vor. Sie hatte ihn nicht ganz verstanden. Er wollte kein Mitgefühl für eine Schuld, die er selbst sühnen musste. Es war seine Schande und mit dieser musste er leben. Als sie ihre Hand sanft auf seinen Unterarm legte, lächelte er verlegen. Es war lange her, dass ihn eine Frau berührte. Ein merkwürdiges Gefühl stieg in ihm auf. Er schluckte.


    "Was hätte ich sein können, wenn ich ein guter Vater gewesen wäre?" Er atmete ein und aus. Sein breiter Brustkorb füllte sich. "Pflichtgefühl und Ehre. Leere Worte, wenn man ihre Bedeutung nicht kennt und dafür bist du noch etwas zu jung", kritisierte Verus. Er meinte es nicht gehässig, viel mehr sprach er aus Erfahrung. Er war Soldat und hatte für Rom viel geopfert im Gegensatz zu ihr. Verus leerte seinen Becher mit einem Satz.

    Verus beobachtete seinen Marcus auf den Armen der Iunia. Innerlich bewunderte er sie. Marcus hatte Tage gebraucht bis er bei ihm so einfach einschlief. Verus war zwar sein Ziehpapa aber es fehlte wohl das Herz einer Frau, um Marcus friedlich entschlummern zu lassen.


    "Viele Frauen sitzen nicht nur Zuhause. Es gibt auch Männer, die ihren Frauen viel Freiheit lassen. Ich zum Beispiel, würde eine Frau niemals einschränken. Ich bin ein Mann, der der Meinung ist, dass jedes Geschöpf seine Freiheit verdient, seine Freiheit zu entscheiden, seine Freiheit Fehler zu machen und seine Freiheit zu leben," philosophierte er dahin, während er nervös seinen Becher in seiner Hand drehte. Dies tat er immer, wenn er nervös war und Halt suchte. "Es ist ein unerschütterliches Gut, dass einem niemand nehmen kann. - Auch nicht in Gefangenschaft. Es kommt auf die geistige Einstellung an. Wer im Geiste frei ist, wird auch weltlich frei sein."


    Verus atmete tief ein und aus. Er musste sein Herz beruhigen, das wild pocherte. Sein Blut kochte förmlich.


    Das Thema! Verus hatte sich immer davor gefürchtet: Seine Frauen. Er schluckte und seine Mimik vermischte sich mit einem traurigen Blick, der Blick eines Alten, der sich an vergangene Zeiten erinnert.


    "Meine erste Fau," sprach er etwas leiser und nachdenklicher. "Habe ich verlassen. Damals war ich recht jung und verstand nicht viel von Verantwortung oder Pflicht, was heute anders ist. Sie war auch nicht meine Frau, sondern meine Amica. Ich wusste nicht, dass sie schwanger war. Sie gebar zwei Kinder. Sie berichtete mir nie etwas davon und ich schämte mich, zurückzukehren. Ich hatte Angst vor der Verantwortung. Dann ist sie gestorben und ihre Kinder kamen zu mir. Ich nahm sie selbstverständlich auf. Doch ich konnte nie wirklich eine Beziehung aufbauen. Es ist ein schlechtes Gefühl, was ich jeden Tag habe. Ich habe versagt als Vater und als Mann. Sie leben zwar hier aber mein Sohn scheint mich zu benutzen und für seine Zwecke zu missbrauchen. Er ist sehr kühl und distanziert. Ich hätte als Vater da sein müssen, war es aber nicht. Meine Zweite Frau, sie lernte ich auf meinen Reisen kennen. Ich verlobte mich mit ihr und dann starb sie. Sie gebar mir auch einen Sohn, den ich natürlich anerkannte aber wohin sollte ich mit ihm? Ich beließ ihn bei der Familie meiner Frau. Ich war nicht bereit. Er wuchs dort auf und dient heute im Militär. Ich habe kaum bis garkeinen Kontakt zu ihm. Meine Kinder entstanden alle als ich recht jung war und diese Fehler verfolgen mich bis Heute. Damals war ich ein egoistisches Monster ohne Pflichtgefühl und Ehre." Er seufte traurig und einige Tränen füllten seine Augen. Verus versuchte diese zu verstecken. "Entschuldigung."

    Was hatte Verus getan? Er war sicherlich selbst überrascht darüber, dass sie plötzlich so schweigsam wurde. Sie lächelte nur. Verus tat es ihr gleich und schaute sie fast lieblich an. Manchmal bedurfte es keiner Worte. Seine tiefen, melancholischen schönen Augen blieben schmachtend in ihrem Gesicht haften. Sie kümmerte sich so rührend, um seinen Marcus. Verus trank einen kräftigen Schluck, seine Kehle war plötzlich so sandig geworden. Seine Hände begannen leicht zu schwitzen. Diese Frau brachte ihn aus der körperlichen und geistigen Fassung.


    "Das Leben kann kein Gefängnis sein, solange man frei denkt. Die Gedanken sind immer frei, wie ein Vogel," antwortete Verus ihr. Ihr Tonfall zog ihn förmlich an und er konnte sich nicht von ihrer melodischen Stimme losreißen.


    "Das Leben einer Frau ist aber sicher und geborgen. Du wirst nie Hunger leiden müssen, du wirst nie kämpfen müssen und du wirst nie alleine sein. Alle werden für dich da sein. Ich denke, dass dies ein geringer Preis dafür ist. Die Götter haben für uns alle ein Schicksal, auch für dich. Nur lehren sie uns leider nicht, wie damit umzugehen ist. Du bist auf dem richtigen Weg, dir dein Gefängnis selbst zu wählen, was wohl dann kein Gefängnis ist, ist ein Hauch von Freiheit. Bewahre dir diese Freiheit. Freiheit ist das höchste Gut eines Menschen und viele sind dafür gestorben oder arbeiten darauf hin." Verus nickte Narcissa lächelnd zu und wandte sich dann wieder seinem Wein zu. Dieser Becher stellte einen gewissen Halt für ihn da, während seine Augen zu ihr schmachteten. "Unüblich, ja! Etwas Besonderes? Ebenso. Etwas Wunderbares? In der Tat," so fixierte er am Ende ihre Einstellung und versuchte ihr so ein Kompliment zu machen.

    Verus strich sich leicht zittrig durch den Bart. Sein alter Schwertarm machte wieder Probleme. Er überlegte und abschließend nickte er.


    "Ich werde es versuchen," antwortete er im Nicken. "Ich wäre dir dankbar," sagte Verus höflich im Nachsatz.

    Verus fühlte sich ein wenig überrumpelt. Hätte er sich nicht besser herausreden sollen? Leider hatte er dies nicht getan und nun war er in dieser Situation gefangen. Er setzte sich mit seinem puppenhaften Lächeln.


    Er schaute sich um. Verus war lange nicht mehr hier gewesen. Er ließ den Moment kurz auf sich wirken und begann dann:


    "Ich war Soldat, werter Flavius. Ich kenne diese Mechanismen. Als Soldat lernt man, Invasionen vorzubereiten. Es geht nicht nur darum, dass man ein Land besetzt, sondern man muss die Bevölkerung auf seine Seite ziehen, wenn dies nicht gelingt, sollte man die Invasion unterlassen. Jedem Krieg gehen politische Spiele vorraus. Man prüft, ob die Bevölkerung unsere Eroberung akzeptieren wird, wird sie diese nicht akzeptieren, wird sie überzeugt, durch bestimmte Intrigen und Öffentlichkeitsarbeit. Ich meine, dass ich solche Mittel in diesen Schmierereien erkenne. Irgendeiner plant etwas Großes und versucht das Volk auf seine Seite zu ziehen. Jeder Invasion geht so ein Geplänkel vorweg," sagte Verus. Er wollte und konnte sich nicht festlegen. Offen über den Sturz des Kaisers zu reden, würde dies heraufbeschwören. "Was dies sein wird, wissen nur die Eingeweihten oder die Betroffenen." Direkter konnte Verus es nicht formulieren.

    Verus fühlte sich ein wenig bedrängt aber die Höflichkeit gebot ihm, stillschweigend zu folgen. Er setzte sein politisches Lächeln auf und nickte eifrig vor sich hin, wie in der Moderne, ein Wackeldackel.


    So ließ er sich in das Haus manövrieren.

    Verus wandte sich um, um eilig davon zu rennen. Diese Geschichte war nun für ihn abgeschlossen. Seine Gedanken kreisten panisch, um die momentane Flucht in die Casa und die Wiederfindung seiner selbst. Er war vor einigen Momenten seinen Dämonen begegnet, in Manifestation dieser beiden Gestalten. Sie legten ihm offen, was mit ihm geschehen war. Diese Nacht war eine Befreiung für ihn.


    Hektisch regten sich seine Beine durch die Nacht Richtung Zuhause. Es war überstanden.

    Schnell wurde das Objekt beseitigt oder zumindest der Auftrag dazu vergeben. Verus nickte eifrig.


    "So ist es," antwortete er. "Sie sind die Straße entlang... Richtung Stadtgrenze. Sie schienen bewusst, solche Schmierereien zu verteilen. Ich meine solche Schmier-Trupps schon in der ganzen Stadt gesehen zu haben. An sich nichts Ungewöhnliches, doch diese Botschaft hier sagt vieles. Man hört Gerüchte, auch ich. Ich arbeite als Curator Kalendarii in der Administratio und ich befürchte, dass es einen Zusammenhang mit bestimmten Abläufen gibt. Es wirkt quasi, wie eine politische Vorbereitung auf etwas Großes."


    Verus hielt sich bewusst ungenau. Er wollte hier nicht allzu offen sprechen. Wenn der Mann vor ihm Ahnung von Politk hatte, würde er Verus verstehen.


    "Ich kenne die Flavia und ich wollte nicht, dass diese Schmiererei euch zum Schaden gereicht. Könntest du Flavia Celerina von mir grüßen? Decimus Verus, mein Name."

    Verus beobachtete das Spektakel. Dieser Sklave schien eindeutig zur Kategorie Grieskram zu gehören oder zumindest zur Spezies Schafsbock.


    Verus blieb sacht in der Nähe des Wandgemäldes aus Schrift stehen. Er wartete auf den Herren, um diese Tatsache mit ihm zu bereden. Die Aussage dieser Propaganda war gefährlich für Rom und das wusste auch Verus.

    "Ich bin Decimus Verus," entgegnete er. "Ich wollte deine Herren nur darauf aufmerksam machen, dass etwas an eure Wand gekritzelt wurde. Diese Schmierei ist recht...vulgär."


    Dieser Sklave verdiente nicht mehr Aufmerksamkeit. Verus hatte einst Flavia Celerina gerettet und er wusste, dass sein Name hier bekannt sein sollte. Dieser Sklave war wahrscheinlich nur unhöflich oder einfach nur nicht informiert.


    Verus deutete auf die Wand neben sich. "Dort! Deine Herren sollte das vielleicht interessieren."

    Verus ging gerade am Haus der Flavier vorbei als er plötzlich zwei Proleatarier vor sich sah, die etwas an die Wand kritzelten. Er beachtete diese nicht weiter. Die beiden Diener der Farbe verschwanden hektisch. Verus war nun doch neugierig geworden. Sein Blick wanderte über die noch feuchte Schrift.


    Hier im edlen Viertel stach die Villa Flavia besonders hervor, wahrscheinlich hatten die beiden Pöbel aus diesem Grund dieses Haus ausgewählt, um ihre Hasspropaganda zielstrebig zu verbreiten.


    Dort stand in großen blutigen Lettern:


    DIE ZEIT DES ALTEN KAISER IST VORBEI UND EURE MIT IHR!
    DAS VOLK


    Verus zog eine Augenbraue hoch. Das konnte man da doch nicht stehen lassen. Er ging zur Tür und als braver römischer Beamter klopfte er an. Das grenzte schon an Volksverhetzung, was dort stand! Zumal es erstunken und erlogen war.


    Er musste der edlen Familie diese Schmiererei melden. Verus klopfte noch einmal.

    Verus schlich mit seinen Beamten umher und inspizierte den Bau argwöhnisch. Alle wichtigen Daten wurden aufgenommen. Verus wanderte akribisch jeden Winkel ab, auch wenn dies eine Einweihung war, so schämte sich der römische Beamte nicht. Es ging hier schließlich um das Geld der Regio.


    Als das Wichtigste getan war, entfernte er sich vom Tempel. Er hatte nicht das Interesse an der Einweihung teilzunehmen. Er war hier, um seine Pflicht zu tun und Daten aufzunehmen. Zumal er keine Einladung erhalten hatte, ein Unding! Schließlich vertrat er hier die Regio, zumindest aus finanzieller Sicht. Noch nicht mal der Curator Rei Publicae war eingeladen worden. Verus entfernte sich verbittert mit seinen Untergebenen. Man stapfte mit den Tabulae an den Ehrenplätzen vorbei, natürlich schnell und eilig, da man ja schnell wieder zum Amtssitz zurückwollte. Verus war ein Mann, der arbeitete.

    Verus presste mühsam Luft aus seinem Mund. Seine Lippen bewegten sich dabei leicht.


    "Leider ist das nicht so einfach zu verdauen. Das Leben ist eben nicht gerecht. Ich glaube, dass dies auch keiner behauptet hat als man meine Seele fragte, ob ich auf diese Welt geboren werden will." Verus lächelte zynisch. Er verband gerne seine philosophischen Ansichten mit seiner momentanen Situation.

    Verus lächelte mit einem sanften Nicken. Er setzte sich.


    "Es geht um eine geschäftliche Sache und ebenso um eine Privatsache. Ich überlasse dir die Wahl, womit wir beginnen," sagte Verus mit einem kindischen Charme im Blick.