Verus überlegte angestrengt und vergaß dabei zu schwimmen. Langsam gluckerte er ab. Mit einem Schwall tauchte er wieder auf. Er grinste dabei. "Mein Kopf ist mir zu schwer geworden," sagte er und kehrte dann wieder zum Thema zurück. Sofort verschwand das Lächeln wieder. Es wurde durch einen ernsten Gesichtsausdruck ersetzt.
"Es sind schon einige Dynastien einfach so verschwunden. Eine Nacht, ein Tag oder auch nur ein Augenblick können die ganze Welt verändern. Manchmal entscheidet es sich im Moment, wenn ein Mann vor der Wahl steht, Unrecht zu tun oder die Wahrheit zu verteidigen. Diese Momente gibt es nicht häufig aber sie existieren," stellte Verus fest. Einige Wassertropfen rollten aus seinen Haaren. "Männer mit Macht wollen mehr Macht und Männer ohne Macht wollen an der Macht des anderen teilhaben. Ein ewiger Kreislauf. Neid und Missgunst treiben solche Subjekte an."
Verus atmete tief durch die Nase ein und drückte die Luft eben durch diese wieder heraus. Es war durchaus gefährlich über solche Dinge in der Öffentlichkeit zu reden und zu cogitieren. Verus machte sich im Hinterkopf einige Gedanken, nun offen zu sprechen.
"Der Kaiser wohnt in einem relativ kleinen Haus für seinen Status. Er unterhält dort nicht viele Bedienstete und ebenso ist der Hof immer noch in Rom. Er ist dort fast alleine. Natürlich sind einige Diener und Schreiber dort aber nicht sonderlich viele. Ich selbst habe noch erlebt, wie der Kaiser dort einzog. Ich diente damals als Soldat in Misenum. Dort ist nicht viel, außer eine große Mauer, die das Gebäude umgibt. Abschirmen ließe sich der Kaiser wunderbar, was wohl auch das Interesse des Kaisers selbst war. Es dringt nichts heraus und nur selten etwas hinein. Es ist förmlich eine Festung. Fakt ist jedoch: Der Hof befindet sich in Rom und ebenso die Verwaltung. Diese arbeitet derzeit alleine auf Anweisung des Praefectus Urbi." Seine Augen weiteten sich bei dem Gedanken an die Macht des Stadtpräfekten. Er müsste sich einfach nur zum Kaiser erklären und der Kaiser in Misenum wäre gefangen und könnte nichts dagegen unternehmen.
"Der Prätorianerpräfekt ist verschwunden, das ist Fakt. Ebenso gab es einige Veränderungen in der Subregion meiner Verwaltung. Ich bin fast nur noch von Fremden umgeben. Natürlich bin ich deren Vorgesetzter aber dennoch, die ganzen Fremden beunruhigen mich. Wie war das? Man erneuert eine Verwaltung komplett, wenn es einen Machtwechsel gibt? Diese ist dann nicht auf den alten Kaiser eingeschworen und kennt sich gegenseitig nicht sonderlich gut, um zu rebellieren. Ich bin neu, meine Verwaltung ist neu. Das ist auch Fakt. Man muss nicht unbedingt Mitverschwörer sein, um Teil des Spieles zu sein. Wir sind doch alles nur Spielsteine." Verus nickte ernstlich. Seine Gedanken kreisten sich um seine Person und seinen Platz im gorßen Spiel der Macht.
"Als Soldat lernt man zu schweigen und zu beobachten. Man wartet auf den richtigen Moment und schlägt dann mit allen Mitteln zu," warf er einfach so ins Bad.
"Die kaiserlich Familie ist quasi mundtot, ja. Man hört nicht sehr viel von ihnen. Männer mit Macht? Ja, die Truppenkommandeure und viele mehr. Doch am meisten Macht hat derzeit der Stadtpräfekt angehäuft. Er hat das Geld, die Truppen in Rom und den Einfluss auf die Verwaltung. Er bräuchte nur einen Truppenkommandeur, der ihn absichert und dann wäre er der Mächtigste von allen. Ich bin mir sicher, dass es bereits solche Verhandlungen und Machtpolitik gibt." Verus drehte sich kurz im Wasser um die eigene Achse und schaute dann sein Gegenüber erneut an.
"Ich stehe da, wo ich gebraucht werde. Ich stehe treu hinter dem Kaiser, wer auch immer das ist. Der Kaiser verkörpert Rom und dessen Einheit. Ich werde abwarten und weise bedenken, wem ich diene. Meine Familie? Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass mein Verwandter Livianus nicht sehr gut auf Salinator zu sprechen ist. Zu dem Rest kann ich nichts sagen," sprach Verus antwortend.