Beiträge von Titus Decimus Verus

    "Jedem ist irgendwann ein Ende bestimmt und das ist auch gut so. Nichts hält ewig," sagte Verus.


    "Apropos Zeit: Ich müsste so langsam wieder zum Amtssitz zurück. Irgendwas wollte ich aber noch..." Verus überlegte angestrengt. Er wollte noch irgendetwas Wichtiges mit seinem Patron besprechen. Er strich sich durch den Bart.

    Verus nahm seinen Marcus wieder vorsichtig in beide Arme und nickte den beiden dankend zu.


    "Das werde ich tun. Ich war nicht umsonst Soldat, ich habe einige Kniffe gelernt," scherzte Verus. Langsam fuhren seine Hände über den Kopf des Hundes.


    "Ich weiß nicht, ob ich kommen kann. Ich habe in letzter Zeit sehr viele Termine in den Städten der Regio. Als Finanzchef der Regio ist man ständig unterwegs. Ich werde es mir aber überlegen," antwortete Verus. Natürlich war es ihm bewusst, dass Serrana und Calvena logen. - Er war ja nicht blind und selbst ein Blinder würde diese platte Lüge erhören. Doch die Höflichkeit gebot ihm diese Tatsache zu akzeptieren, dass er hier nicht erwünscht war.


    "Achja, ich habe mich geändert und lebe nun mein Leben," warf Verus Calvena an den Kopf. "Menschen ändern sich. Ich bin nicht mehr Herr meiner einsamen Festung." Seine Augen blitzten kurz vor Ernst auf und dann fiepste kurz der Hund, der die Ernsthaftigkeit sofort aus diesen löschte und nur Zufriedenheit zurückließ. Verus drehte sich zum Gehen. "Valete, euch beiden!"


    Er entfernte sich in der Menge verschwindend.

    Verus setzte sich einfach unbedarft auf den Sedes vor dem Tisch. Er kannte es ja noch von Früher als er einige Gespräche mit seinem Kommandeur geführt hat.
    "Richtig. Ich mache mir Gedanken, um die Flotte. Sie hat mir viel gegeben und ich möchte ihr etwas zurückgeben. Wie sie derzeit behandelt wird, wird ihr nicht gerecht," stellte Verus fest.

    "Wenn du schon mal als Gast hier bist, kannst du mir auch bei der Arbeit helfen," sagte Verus und lächelte breit mit seinem verschrobenen Bart.


    "Iunia Narcissa also...", wiederholte Verus und reichte ihr ein kleines Stoffbeutelchen mit Samen. "Hier!" Er deutete auf ein kleines Beet am Rand des Weges, dies war jetzt leer und dort fand sich nur schwarzer Humus.
    "Könntest du die Samen für mich in die Erde drücken? Ich bewässer sie dann." Er nahm sich die kleine Bronzekanne vom Tisch, die mit sprudelndem Wasser gefüllt war. Seine Schritte führten ihn neben das Beet.


    "Ich warte, Iunia Narcissa," rief Verus ihr scherzhaft zu. "Die Kunst beim Rosen züchten, besteht darin, die Samen sanft in die Erde zu stecken und ebenso sanft zu bewässern. Diese Pflanzen sind sehr sensibel."

    So munkelte Verus weiter. "Der Senator Avarus scheint sich mit Senator Flavius Furianus verkracht zu haben, ebenso Decimus Livianus mit Germanicus Sedulus. Die Germanica scheinen derzeit auf Streit aus oder suchen die offene Konfrontation. Die Tatsache, dass es Streit mit Germanicus Sedulus und Senator Decimus Livianus gab, kann ich bestätigen, da ich selbst Mitglied der Decima bin und dieses Schauspiel beobachten dürfte, zumindest hörte ich davon aus erster Hand. Ebenso tragen diese Familien ihren Streit indirekt im Senat aus.


    Alle Themen werden zu einem hochpolitischen Streitthema, auf Grund dieser Gens-Differenzen. Ich bin aber in diesem Sachgebiet nicht sonderlich informiert. Die Mauern der Curia Iulia sind nach Außen sehr still geworden, wahrscheinlich, um zu verhindern, dass solche Streitigkeiten nach Außen wandern."


    Verus rieb sich wieder ein paar Tropfen aus dem Gesicht.


    "Naja, man munkelt, dass der Kaiser nicht mehr die körperliche Stärke besitzt und es geheime Verschwörungen gibt, die den Kaiser ersetzen wollen. Ein Schreiber von mir redete erst Gestern davon. Einige vermuten sogar, dass der Kaiser bereits tot ist und nur noch sein Name existiert, um eine Schattenregierung am Leben zu erhalten, die in seinem Namen handelt.


    Die Krankheit? Die ist sehr merkwürdig, wenn du mich fragst. Plötzlich wurde der Kaiser krank, verschwand und seit dem tauchen merkwürdige Gestalten in der Verwaltung auf. Ebenso wurde urplötzlich ein neuer Praefectus Urbi eingesetzt. Der Praefectus Praetorio ist verschwunden, womöglich ermordet und der römischen Welt fehlt die Führung. Für mich klingt das fast nach Verschwörung.


    Der Präfectus Urbi? Ich weiß auch nicht sehr viel über diesen Mann. Er ist Senator, wie er dies geworden ist, dies weiß auch fast niemand, wahrscheinlich nur der verschwundene Kaiser. - Natürlich es bedingt sich ja für den Posten des Präfekten. Ebenso vertritt er momentan den Kaiser in allen Belangen. Meine Ernennung zum Curator Kalendarii segnete er ja ab. Ich sollte ihm dankbar sein, wenn da nicht dieser Nachgeschmack wäre."


    Verus nickte.

    "Ich bin und war immer ein Diener Roms. In allem, was ich tat, versuchte ich Rom gerecht zu werden. Als Regionalbeamter, als Soldat und als Offizier erfüllte ich meine Pflicht. Es gibt nichts mehr in meinem Leben als Rom," antwortete Verus knapp und nickte dabei ernstlich. Klar, dies war eine traurige Erkenntnis aber er war eben so erzogen worden, alles für Rom und den Traum von eben dieser Idee zu verwirklichen. Sein Leben bot nicht mehr als die Pflicht.


    "Es müssen persönliche Opfer erbracht werden, wenn man Rom gerecht werden will. Leider glaube ich nicht mehr wirklich daran," schob Verus nach. "Mach', dass ich wieder an meine Pflicht und an Rom glaube. Ich möchte wieder die Erfüllung in meinem Dienst an der Gesellschaft sehen, doch ist das alles?"

    Verus lächelte verlegen. "Nein, nein. Großmut wäre es, wenn ich meinen Besitz aufgeben würde, um den Armen und Unterdrückten zu helfen. Es wäre mutig, gegen einen überlegenen Feind anzutreten aber nicht einen Hund aus der Gosse zu retten," stellte der wankelmütige Geist des Verus fest. Er wollte einfach nicht als Held gesehen werden. Er war bestimmt im Herzen ein großer Mann, doch versteckte er diese Eigenschaften gerne in der Öffentlichkeit, soweit es ging. Verus war einfach nicht der Mann, der scheinheilig seine Tugendhaftigkeit nach Außen kehrte.


    "Darf ich ihn jetzt wieder nehmen?" Verus streckte mit einem sanften, fast engelsgleichen Lächeln seine Arme aus. "Wir müssen dann auch mal weiter, die Damen. Er hat heute noch einen großen Tag vor sich - der Kleine. Er wird offizieller Amtshund der Regio Italia, nicht wahr?" Verus kraulte dem kleinen Marcus sanft aber verspielt über den Schädel. Dieser machte kurz freudig Wuff.

    Verus krauchte gerade im Dreck des Gartens umher. Seine Tunika war mit recht viel Erde und Sand eingesaut. Doch seine Arbeit im Garten war noch nicht getan. Er wirkte viel mehr, wie ein arbeitswütiger Sklave als ein ehrenhafter Römer.


    Mit der kleinen Schippe und einem Eimer voll mit Setzlingen arbeitete er sich durch das Beet vor. Hier und da pflanzte er ein Blümchen.


    "Puh", schnaubte Verus als er sich erhob. Er klopfte ein wenig Dreck von sich und drehte sich überrascht zur Fremden, während er den Eimer und die Schippe abstellte. "Wer bist du denn", fragte er mit einem spitzbübischen Grinsen. "Dich habe ich hier noch nie gesehen?"

    "Herzlichen Glückwunsch," rief Verus und applaudierte nach alter Sitte lautstark. Die Götter sollten ja hören, dass Livianus nun einen neuen Sohn hatte.


    "Alles Gute! Mögen die Götter hinter euch stehen!"

    Verus lächelte. "Richtig," antwortete er auf die Ausführungen seines Gegenübers. "Rom hat sich verändert, ebenso die Welt um Rom. Rom ist ja schließlich der Nabel der Welt. Einiges blieb auch gleich, zum Beispiel die Intrigen und der Krieg."


    Ein leiser Lichtstrahl fiel durch eines der Fenster direkt vor Verus und Geminus ins Wasser. Ein kleines Lichtspiel entstand vor den Augen der beiden.
    "Ich will ja eigentlich nicht in der Gerüchteküche kochen aber man munkelt, dass der Senat tief gespalten ist und ebenso der Kaiser aus Rom geflüchtet ist, weil er hier in Gefahr war. Seine Krankheit ist ebenso dubios, wie erschreckend. Das Symbol Roms erkrankt? Das ist kein gutes Zeichen." Verus nickte ernstlich.


    "Ich arbeite ja selbst in der Verwaltung der Regio Italia und höre so einiges von meinen Angestellten oder Bittstellern im Amt. Zumal der Praefectus Urbi nun die gesamten Fäden in der Hand hält. Ein Mann mit soviel Macht, kann nicht gut sein, wenn er nicht dazu erzogen wurde, mit dieser umzugehen."


    Verus wischte sich einige Wassertropfen vom Gesicht. "Darf ich annehmen, dass du Senator bist?" Er hatte relativ schnell erfasst, dass es sich bei seinem Gegenüber, um einen Senator handelte. Erstens der Ring, zweitens die wachen Augen und ebenso das politische Interesse.


    "Da bin ich ja an den Richtigen mit meinen Munkeleien geraten," scherzte Verus mit einem breiten Grinsen. "Darf ich mich vorstellen? Decimus Verus, zu deinen Diensten."

    Verus lächelte mit seinen sanften Lippen zu Serrana als diese ihn auf seinen Hund ansprach. Calvena klärte Verus über sie auf. "Du trägst den gleichen Namen, wie meine Tochter," stellte Verus mit einem verschmitzten Kichern fest. "Er scheint euch zu mögen", sagte Verus und näherte sich den beiden vorsichtig, um seinen Hund im Blick zu haben.


    "Da hast du allerdings Recht, Calvena!" Verus lächelte und legte sanft die Hand auf den Kopf seines Hundes. Die Augen von Marcus funkelten lieblich.


    "Ich habe ihn am Tiber gefunden. Er saß dort alleine und weinte. Ich brachte es nicht über mein Herz, ihn dort sitzen zu lassen."

    Verus erwiederte die Umarmung.


    "Salve, Senator!" Er lächelte breit als er auf den Titel anspielte.


    "Was ist schon Zeit? Solange wir träumen, existiert keine Zeit," stellte Verus fest.


    "Mich führt einiges zu dir. Hauptsächlich jedoch unser alter Freund, die Flotte." Verus hatte einige Gerüchte vernommen und wollte mit seinem alten Kommandeur darüber sprechen. Auch Verus hing noch mit seinem Herzen am Meer und den windigen Reisen über eben dieses.

    Verus nickte verstehend. Sein Patron schien seinen ehemaligen Mentor sehr geschätzt zu haben oder quälten ihn etwa ebenso die Erinnerungen an verstorebene Freunde und Familienmitglieder? Sein Gesicht verriet einiges.


    Verus nahm sich vor, nicht weiter nachzuhaken. Aelius Quarto verdiente es mit es Respekt behandelt zu werden und nicht, wie ein junger Bursche, ausgefragt zu werden. Das geziemte sich einfach nicht für einen Römer.


    "Der Tod gehört zum Leben. Ohne Tod wäre das Leben an sich sinnlos. Dinge erhalten erst ihren Wert durch Endlichkeit. Sein Leben war etwas Besonderes, da er dich beeindrucken konnte und in unseren Gedanken lebt er weiter." Da sein Patron nicht mehr von sich gab, beließ es Verus auch nun dabei. Es gab nichts Schlimmeres als in alten Wunden umherzustochern.


    Verus lächelte verlegen.

    Verus lachte leicht auf. "Wir wollen uns nun nicht mit solch' schweren Themen beschäftigen. Wir wollen feiern und unsere große Familie ehren!"


    Verus klopfte Serapio sanft auf die Schulter, ebenso Vestinus. Im Anschluss machte er sich auf zu seinem Sitzplatz. Er bevorzugte einen Sedes und keine Kline. Er was es halt einfach gewöhnt, auf einem Sedes zu sitzen. - Als Beamter verbrachte er sowieso mehrere Horae am Tag darauf.

    Verus befand sich etwas Abseits im Becken. Er lehnte, besser gesagt, an der Mauer und beobachtete das Treiben im Wasser.


    Mit einem süffisanten Lächeln fiel sein müder Blick auf den Mann, der dort einsam seine Runde drehte und mit sich selber redete. Gut, das tat Verus auch manchmal, wenn er einige Gedanken durchgehen musste. Er entschied sich den Mann aus seinen Gedanken zu reißen und mit ihm gemeinsam zu schwadronieren, wie nach alter Sitte Brauch. Als Römer musste man ab und an die Welt mit Worten verändern oder zumindest so tun.


    Mit einem kurz Stoß strömte er ins Wasser und auf den älteren Herren zu. Seinen Ritterring hatte er sicherheitshalber anbehalten, Diebe waren überall. Zumal es sich häufig als nützlich erwies, wenn man als gehobener Stand identifiziert werden konnte.


    "Salve," grüßte er mit einem feuchten Winken aus dem Wasser, dabei schluckte er ein wenig Wasser. Sein Gesicht verzog sich leicht als er leicht abtauchte. Mit einem sprudelnden Spritzen tauchte er wieder auf. "Winken und Schwimmen sollte man unterlassen," scherzte er. "Störe ich? Du scheinst ganz in Gedanken versunken gewesen zu sein..."

    Verus blickte überrascht auf. Sein Blick war von Angst gezeichnet. Calvena hier? Sein Hund schien sie ja zu mögen, also konnte sie doch nicht mehr so verbissen sein, wie früher. Vorallem nicht so zickig. Marcus, der kleine Welpe, hatte eine Nase für sowas.


    Verus blickte kurz zu der hübschen Begleiterin und schaute dann zu seinem Hund auf Calvenas Armen. Der kleine Marcus schien sich zu freuen, also beließ Verus ihn erstmal dort.
    "Ja, Marcus gehört zur mir." Er lächelte verlegen, wie ein kleiner Junge, der etwas Blödes angestellt hatte. "Ich weiß, dass es sich für einen Mann meines Standes nicht gehört, so mit seinem Hund zu spielen und durch die Straßen zu toben aber die Götter vertrauten mir den Kleinen halt an und ich werde meiner Pflicht, wie immer Folge leisten." Er lachte leicht.


    Verus nickte der jungen Dame neben Calvena zu. "Salve! Wie ich sehe, mag er auch dich."