Beiträge von Titus Decimus Verus

    "Es ist nur die Frage, ob ich einem Philosophen Konkurrenz machen will? Philosophen sollten sich nicht gegenseitig zum Feind haben, denn jede Idee, auch, wenn sie noch so verrückt klingt, hat ein Recht darauf angehört zu werden. Jeder Mensch und seine Gedanken verdienen es gehört und überdacht zu werden. Wenn ein Mensch völlig falsch liegt, kann man versuchen ihn in einem sanften Gespräch zu überzeugen. Ist denn nicht das Gespräch die Reinform des menschlichen Miteinanders? Im Gespräch werden neue Ideen entwickelt, alte Ideen überworfen und man kommt mit mehreren Geistern zu neuen Gedanken. Konkurrenz gibt es für mich unter Philosophen und Gleichgesinnten nicht. Eine Konkurrenz würde jeden vernünftigen Gedankengang behindern, da man nur darauf abzielt, den anderen zu schlagen. Jemanden zu schlagen ist nicht mein Ziel." Verus strich sich erneut durch den Bart und machte eine kurze Sprechpause, da er diesen Gedanken beendet hatte.


    "Du bist kein einfacher Mann mehr, Aelius Quarto. Gerade, weil du erkannt hast, dass du einer bist, bist du keiner mehr. Die Erkenntnis über sein eigenes Leben erhebt einen über die breite Masse, die monoton ihrem Tagwerk folgt. Du lebst von dem, was dir dein Land bietet und lebst im Einklang mit dir selbst und der Natur. Dieser Punkt macht dich zu etwas Besonderem. Ebenso, dass du hinter dem Traum von Rom stehst, wie auch ich, und diesem Ideal deine Existenz unterordnest, macht dich zu etwas Erhabenen. Denn von Rom zu träumen und seine Werte zu leben, ist etwas wunderbares. Leider vergessen dies viele Römer und folgen nur der Gier und dem Machthunger. Du bist ein Gelehrter und Philosoph, denn du folgst deinem Herzen, deinem Verstand und deinen Werten. Dies tun normalerweise nur die eben Genannten." Verus lächelte.


    "Du bist befähigt, zu verstehen und diese Gabe ist ein Geschenk. Erzähl mir etwas von Lysias? Was lehrte er dich? Ich hatte einst, einen ebenso guten Lehrmeister in Werten und Moral. Ich hoffe, dass ich dich mit dieser Frage nicht belästige, Aelius?"

    Der Welpe regte sich plötzlich und sprang unsanft aus Verus' Armen. Der Fellball rollte langsam über den Boden. Sein Fiepsen klang süßlich und angenehm. Es war einfach lustig anzusehen, wie sich der Kleine auf dem Boden bewegte, noch so unbeholfen. Verus lächelte. Sein Kleiner tappste unbeholfen davon und Verus Lächeln verwandelte sich in einen besorgten Ausdruck. Der Hund dackelte wedelnd auf Calvena zu, die Verus bis jetzt noch nicht erkannt hatte. Der Welpe blickte süßlich zu Calvena und ihrer Freundin auf. Seine kleine Schlabberzunge rollte sich aus dem Mund und er begann an den Schuhen der beiden Damen zu schnuppern. Er leckte jeweils mit einem kurzen Schlabberstrich seiner Zunge jeweils die Knöchel der beiden ab. Im Anschluss blickte er die beiden mit seinem großen Augen an. Er fiepste kurz.


    Verus eilte seinem Schatz hinterher und kniete sich dann zu ihm. "Was soll denn das?"

    Verus atmete schwer. Sein Blick war von einer milden Süße gezeichnet. Er war das erste mal seit Wochen wieder zufrieden mit der Welt und das sah man ihm auch an. Die meiste Arbeit im Amt war erledigt. Er hatte Zeit für sich und seinen neuen Lebensinhalt. Verus hatte vor einigen Tagen einen Hundewelpen am Tiber gefunden. Sein Schicksal erweckte soviel Mitleid in Verus, dass er ihn erretten musste. Nach einem gründlichen Bad und Untersuchung durch einen Medicus war sein Welpe nun bereit für seinen ersten Spazierung mit Herrchen.


    "Du bist mein Süßer, nicht wahr?"


    Den Welpen trug Verus eng umschlossen im Arm. Sein schwarzes Fell glänzte fade im Licht. Seine Augen wirkten groß und treu. Der Welpe fiepste kurz vor Freude und sein Schwanz wedelte sanft hin und her.


    Langsam fuhr Verus mit der linken Hand über den Kopf seines Babies. Das Fell fühlte sich weich und geschmeidig an. Verus blieb bei einem Stand stehen und kaufte seinem Hund eine Wurst, die dieser auch sofort verspeiste. "Du bist ein Feiner!"


    Sim-Off:

    Der Welpe ;)

    "Nein, nein," erwiederte Verus leicht lachend. "Mein Bericht fußt auf den vorhandenen Daten und dient als Zwischenbericht. Nach Fertigstellung, die bald erfolgen wird, werde ich diese Daten mit dem Ergebnis abgleichen."


    Verus studierte die Hauptabula und reichte diese dann seinem Curator. "Es handelt sich um Stichpunkte. Ein knapper Bericht."



    Zwischenbericht Ostia Tempelbau


    Architekt und Bauleiter: Senator Germanicus Avarus
    Ansprechpartner in Ostia: Octavius Macer


    Kosten:


    Eine Zahlung von 3000.00 Sesterzen an Senator Germanicus Avarus am ANTE DIEM VI KAL IUL DCCCLIX A.U.C. (26.6.2009/106 n.Chr.)


    Eine Zahlung von 3000.00 Sesterzen an Senator Germanicus Avarus am ANTE DIEM XIV KAL AUG DCCCLIX A.U.C. (19.7.2009/106 n.Chr.)


    Letzte Zahlung über ebenfalls 3000 Sesterzen wird demnächst getätigt.


    Bauzeit:


    Bisher: 4 Monate, derzeitige Verzögerung 3 Wochen
    Fundament: 1 Monat
    Grundgerüst und Außenfassade: 2 Monate
    Innenausstattung und Feinarbeiten: 1 Monat


    Baumaterialien bisher:


    - 5000 Ziegel
    - 3400 Holz
    - 1200 Marmor
    - 10000 Stein
    - diverse Tücher, kleinere Statuen und Gebilde


    Beschäftigte:


    - 800 Sklaven aus Rom
    - 30 Berater und Assistenten des Architekten
    - diverse Bildhauer und Künstler


    "Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte. Es gibt Werte, die sind unantastbar und ich werde diese Werte nicht verletzen, auch wenn es meinen eigenen Tod fordert. Verantwortung vor sich selbst und seinen Idealen ist das, was noch wichtiger ist, als Glück und Zufriedenheit," meinte Verus ernstlich.


    Verus verstand zwar, was Alaina meinte aber konnte das so nicht stehen lassen. Dieser Satz widerstrebte ihm einfach. Es gibt persönliche Irrgrenzen, die man sich fälschlich gesetzt hat aber es gibt auch Grenzen, die unumgänglich sind und diese gedachte Verus einzuhalten.


    "Ach', das Irrenhaus kann nicht schlimmer sein als die normale Welt, denn dort wissen die Leute wenigstens, dass sie verrückt sind," sprach Verus mit einem zynischen Lächeln.

    "Ich habe mit meinen Kindern gesprochen!" Verus war etwas enttäuscht, dass Alaina ihm so etwas unterstellte. "Ich drücke mich immer gewählt und sachgemäß aus, wie man es von einem guten Haus erwartet. Meine Freunde sind ehrliche Freunde. Mit vielen bin ich durch dick und dünn gegangen. Nur einiges verstehen sie halt nicht und das ist vielleicht gut. Denn, wenn man bedenkt, wie ich lebe und mein Dasein verbringe, ist es gut, wenn sie diese Seite der Welt nicht kennen: Die graue triste seelische Einsamkeit. - Und ja ich zweifle zuerst und lasse mich dann eines Besseren belehren. Ich habe zu viel gesehen, um einem Fremden blind zu trauen."


    Als sie auf seinen Hundeblick zu sprechen kamen, machte er nur scherzhaft: "Wau, Wau!"


    Verus lachte im Anschluss. "So besser?"

    Verus runzelte die Stirn. Alaina schien doch sehr ehrgeizig zu sein, im Gegensatz zu ihm. Was er wollte, konnte er nicht im Leben finden. Er wollte Anerkennung und Frieden. Nur Toten zollt man Respekt oder vergisst sie. Nur im Tod findet man Frieden. Verus hatte zwar alles, doch stand er sich meistens selbst im Weg als wandelnder Philosoph. Die Welt war kein wirklicher Platz mehr für ihn. Es gab keine Plätze mehr für Moral, Ideale und Hoffnung. Es gab nur noch Ehrgeiz, Machthunger und Neid.


    Er schluckte und sprach dann:


    "Ja, ich habe Kinder. Doch der Kontakt zu diesen ist relativ distanziert. Sie sehen mich mehr als Nutzenbringer. Mein Sohn nutzt meine Kontakte aus und meinen Stand. Er sieht mich nicht als Vater, sondern viel mehr als Goldesel zum melken. Meine Tochter braucht mich zwar aber scheint genauso verschlossen zu sein, wie ich. Sie ist zeitweise abwesend oder garnicht für mich zu erreichen. Wahrscheinlich ist es mein Spiegelbild, das sie mir vorhält."


    Verus seufzte kleinlaut. "Ja, ich habe Freunde. Doch diese verstehen mich auch nicht wirklich. Ich lebe hat in meiner kleinen Welt aus Idealen, Hoffnungen und Träumen."


    Er lächelte süffisant. "Dann dauert dieser Kampf bereits zu lange an. Ich kann doch keinen Kampf gegen mich selbst gewinnen, Alaina."


    Seine Augen ähnelten in diesem Moment, denen eines Hundewelpen, der sich verloren in der Welt umher blickt.

    Verus legte die Tabulae vor sich auf einen der Sedes und blickte seinen Chef an.
    "Der Bericht über den Tempelbau in Ostia. Du wolltest doch, dass ich die Zahlen prüfe?" Er lächelte verschmitzt mit seinem breiten Bart.

    "Ich bin jedoch der Meinung, dass die Intention von Ikarus falsch war. Die Götter ließen ihn fliegen und er wollte zu viel und zu schnell. Es war sein eigenes Versagen vor sich selbst, seine Gier nach mehr. Die Götter gaben uns den freien Willen, um zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Die Götter gaben uns Träume, um kreativ zu sein. Wir Menschen sind der Götter Lieblingskinder, wohl wahr die ungezogesten Kinder aber wir sind ihre Kinder. Sie lieben uns und würden uns nie böswillig schaden, somit glaube ich nicht, dass sie Ikarus bewusst bestraften. Leider brach er ihre Gesetze. Wir können viel schaffen und viel zerstören aber was am Ende bleibt, sind die Träume und Werte, die wir damit zum Ausdruck bringen wollten: Die Liebe, die Freiheit, das Glück, die Hoffnung, der Hass, Träume, Angst, Schmerz, Leiden et cetera. Das alles ist das, was uns die Götter gaben und wir Menschen nutzen es. Ich zweifel nicht daran, dass der Mensch weiter voranschreiten wird aber ob ich erlebe, dass der Mensch fliegt und, wenn ich träumen darf, hinter den Horizont der Welt fährt. Alles können wir, doch unser Leben endet irgendwann und dann enden auch unsere persönlichen Träume, doch bis dahin, träumen wir. Denn nur das Ende ist ein Anfang und ein Punkt, warum es sich zu träumen lohnt."

    Verus stürmte gerade durch die Porta hinaus. Er kam zu spät zum Dienst. Plötzlich rannte er in diesen Proletarier. Rumms!


    "Aus dem Weg, Germane!" - brüllte er und sah ihn wütend an. Er hatte sich beim Zusammenstoß die Nase angestoßen. Er drängte sich vorbei und blieb dann hinter ihm stehen. "Ihr wisst wohl immer noch nicht, wo euer Platz ist..." Verus hatte ein sehr negatives Bild der Germanen und betrachtete sie als Sklavenrasse. Nachdem Aussehen zumindest, handelte es sich um einen Germanen oder zumindest einen germanischen Römer, was noch weitaus schlimmer war. Verus setzte sich sowieso mit all seinen Kräfte gegen Germanen ein. Als Soldat hatte er dies, als Beamter und als Mensch.


    "Was willst du an unserer Porta? Betteln?"