IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
Herius Claudius Menecrates
MIT WIRKUNG VOM
KAL MAR DCCCLXI A.U.C..
(1.3.2011/108 n.Chr.)
ZUM
LEGATUS LEGIONIS
der LEGIO II Germanica
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
Herius Claudius Menecrates
MIT WIRKUNG VOM
KAL MAR DCCCLXI A.U.C..
(1.3.2011/108 n.Chr.)
ZUM
LEGATUS LEGIONIS
der LEGIO II Germanica
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ENTLASSE ICH
Marcus Decimus Livianus
MIT WIRKUNG VOM
KAL MAR DCCCLXI A.U.C.
(1.3.2011/108 n.Chr.)
AUS DEM DIENST ALS
LEGATUS LEGIONIS
der LEGIO II Germanica
Verus war sichtlich gerührt. Eine Träne drängte sich aus seinen Augen und fiel auf den Boden vor Sena, die nun vor ihm kniete. Verus legte vorsichtig die Hand auf ihre Schulter. Er hatte erneut eine Tochter. "Bei den Göttern," frohlockte er mit belegter Stimme. Hatte er seine Tochter wiedergefunden? Die Realitäten verschwammen; Wunsch und Wirklichkeiten vermischten sich. "Du besitzt ein gutes Herz, bewahre dir dieses Geschenk in diesen dunklen Zeiten, mein Kind." Nun sank auch Verus auf die Knie und lächelte seine neue Tochter freundlich, fast fürsorglich an, dann umarmte er sie. Verus vergaß in diesem Moment seine Vergangenheit, seine Taten und seine Politik. Er war nun mehr nur Vater. "Ich bin dein Baba," äußerte er fast aufgelöst. "Ich nehme dich vor den Göttern als mein Kind an." Nach einigen Momenten des Friedens löste er sich, fand die Haltung erneut, stand auf und nickte Aculeo zu. "Wir werden einen Tempel aufsuchen müssen, ebenso einen Praetor, der die Adoption durchführen wird," erklärte Verus die weiteren Schritte, fast schon bürokratisch korrekt. "Mein Kind," wandte er sich wieder an Roxane. "Du wirst dir einen römischen Namen überlegen müssen, den du in der Öffentlichkeit tragen wirst. Einen Namen, der mich stolz machen wird. Roxane ist zu parthisch." Der Procurator des Kaisers fühlte sich gut, denn er hatte seiner Familie, insbesondere Decimus Sicca, einen wertvollen Dienst erwiesen, indem er seine Tochter als seine akzeptierte und damit ihr Blut zurück in die Familie führte. Zudem fand er sein Familienglück wieder, wofür er den Göttern opfern würde. Es war ein guter Tag für Verus.
"Jeder Römer von Stand ist zumindest unfreiwillig in der Politik aktiv. Wenn du eine Decima wirst, wirst auch du zuweilen auf deine Fußspuren in der römischen Gesellschaft achten müssen. Es mag für einen Außenstehenden so wirken, dass wir Römer frei wären, doch wir sind es nicht. Wir sind alle Gefangene unseres Systems. Wir alle müssen auf unsere Fußspuren achten, denn wir, die sich in der oberen Gesellschaft bewegen, bewegen uns auf einem gefährlichen Pflaster. In dieser Gesellschaft giert jeder nach Macht und Reichtum, auch wenn mir diese Dinge fern liegen. Ich bin auch nun ein Teil dieser Gesellschaft," erklärte Verus offen. "Wir müssen versuchen in diesem System so gut, wie möglich, zu wirken. Ich warne dich nur, da du, sofern du dich für uns entscheidest, zu dieser Entscheidung stehen musst." Die hypothetische Frage ignorierte Verus, da er nicht weiter darauf eingehen wollte. "Dein Wissen wird dir nützlich sein, wenn du dich in unserer Gesellschaft bewegst. Nutze es gut, denn sonst wirst du mir und dir schaden. Ein falsches Wort, eine falsche Tat kann bereits unseren Untergang bedeuten." Verus blickte reumütig. "Auch wenn ich an Rom Glaube und den wahren Traum von Zivilisation, muss ich mir eingestehen, dass Rom nicht so hell strahlt, wie man uns einreden will. Doch ich bin nicht bereit, dass Feuer Roms verlöschen zu lassen," redete sich Verus seine eigenen Ränkespiele schön, um sein Gewissen zu beruhigen. Wie tief er bereits in der Politik versunken war, wusste nur sein Herz, das in seinen Träumen zu ihm sprach. "Du musst loyal sein. Loyal zu Rom, mehr nicht," fasste Verus zusammen und blickte ein wenig traurig auf den Boden. Die Erinnerung an die eigenen Verluste im Kampf um die Macht sowie Einfluss kamen zurück in sein Gemüt. Er hatte seine Familie verloren, wohl der größte Verlust. Der römische Beamte blickte wieder auf. Roxane erinnerte ihn wirklich sehr an seine Tochter, was ihn insgeheim glücklich stimmte. Die Götter gaben ihm die Chance, seine Fehler zu berichtigen, indem er Roxane zu einer guten Römerin machte, sich um sie kümmerte, so unschuldig sie wirkte. "Decimus Sicca hätte es sicherlich gewollt, dass ich dir auch die schönen Seiten Roms zeige. Er würde sich wünschen, wenn jemand deinen Vater, deinen römischen Vormund, ersetzen würde. Rom ist nicht nur Politk; es ist auch Leben, es ist voller Leben. Ich wäre gerne dein Vormund, solange du neu in Rom bist. Ich bin kein herzloser Mann und ich muss ehrlich eingestehen, dass du mich an meine verschollene Tochter erinnerst," sagte Verus mit wahren Worten. "Ich mache dir ein Angebot. Ich adoptiere dich als meine Tochter und führe dich in die römische Gesellschaft ein. Ich kann so meine Hände schützend über dich halten." Verus hatte auch die Hoffnung wieder eine Familie zu erhalten und erneut Glück zu spüren.
Ein Bote brachte einen Brief.
An Decima Seiana
Casa Decima Mercator
Roma
Seiana,
ich habe deinen Brief erhalten und bin bestürzt über deine Aussage, dass ich der Familie den Rücken zugekehrt habe. Vor den Göttern will ich nicht leugnen, dass ich mich unter das Patronat des Stadtpräfekten begeben habe aber ich verweigere mich der Aussage, dass ich ein Verräter am Blut unserer Familie bin. Ich sehe in Salinator nicht den Feind unserer Familie, wie ihr. Er ist ein großer Mann, der Rom führt, solange der Kaiser abwesend ist und verdient unsere Unterstützung, auch wenn ich nicht jede Entscheidung von ihm voll tragen kann; so ist er die Stimme des Kaisers. Ich muss auch sagen, dass die Verwaltung seit seinem Erscheinen nicht perfekter hätte arbeiten können. Er schafft Ordnung, dort, wo vorher Chaos war. Es mag vielleicht merkwürdig wirken aber ich glaube an Salinator. Auch er ist nur ein Mensch, der seine Launen hat aber er besitzt die Stärke anzuführen, die nicht jeder Mensch besitzt. Livianus mag mit ihm aneinander geraten sein, doch ich kann nichts dafür. Ich stehe auf Seiten der Administration und somit auf der Seite des rechtmäßigen Stellvertreters des Kaisers. Wir alle sollten hinter ihm stehen, sonst zerfällt Rom. Ich stehe aber nicht gegen die Familie. Diese Unterstellung hat mich sehr verletzt. Ich bin nicht Teil der Ränkespiele und ich bin auch nicht Teil der Feinde der Familie. Meine Tür steht dir immer offen. Zumal ich mich für Livianus eingesetzt habe, was leider verhallte.
Ich bitte dich als Römer nicht gegen Salinator zu stehen, denn sonst zwingst du mich zu einer Entscheidung zwischen der Familie und meiner Loyalität gegenüber Rom. Rom wird in dieser Hinsicht immer gewinnen. Einen familiären Bürgerkrieg wünschen wir uns nicht und mögen uns die Götter davor bewahren.
Dein,
T. Decimus Verus
Verus musste auch Lächeln. "Das ist nicht wichtig. Freundschaften spielen in der Politik selten eine Rolle. Es geht nur um Macht und Einfluss, leider. Ich befürchte, dass Rom aufgrund seiner Macht in der Welt damit geschlagen sein wird, immer in sich zerstritten zu sein. Nur der gemeinsame Traum von Rom hält unseren Staat zusammen. Ohne diesen Traum würde jede Familie ihre eigenen Interessen durchsetzen," philosophierte Verus offen.
"Ich werde ein Schreiben aufsetzen. Gib' mir einige Momente." - sprach Verus und zog aus seiner Ledertasche eine Tabula hervor.
Ich grüße dich, Stadtpräfekt Vescularius Salinator,
ich schreibe dir diese Zeilen, da dein Klient, Decimus Verus, mir insgeheim seinen Wunsch geäußert hat, die Vigiles zu kommandieren. Er nannte mir die Tatsache, dass der jetzige Präfekt bald in den Ruhestand gehen wird und er gerne nachrücken würde.
Leider scheut er dich direkt darauf anzusprechen, da du ein viel beschäftigter Mann bist, was ich durchaus nachvollziehen kann. Du stehst momentan im Zentrum Roms und hast viele Entscheidungen zu treffen. Doch Decimus Verus ist ein fähiger Mann, der auf sein Alter, die Gelegenheit erhalten sollte, sich noch einmal zu beweisen. Er beherrscht die Verwaltung und besitzt das militärische Erfahrungswissen, da er lange Zeit Offizier in der Flotte war. Er selbst hat sogar an einer Schlacht teilgenommen und diese siegreich für Rom entschieden. Zudem ist er lange in den Diensten Roms und hat vieles für Rom aufgegeben. Sein Status als ranghoher Ritter dürfte ihm diesen Wechsel auch erlauben, so dass ich von meiner Seite, eine Empfehlung für diesen Posten aussprechen kann. Ich kenne ihn und weiß um seine Talente, anzuführen und zu organisieren.
Ich bitte dich seine Person für den Posten des Präfekten der Vigiles in Betracht zu ziehen.
Unterschrift
Senator
Er reichte die Tabula Lucianus. "Hier," sagte Verus und lächelte dankbar. "Ich danke dir, dass du dies für mich tust. Du musst nur noch deine Unterschrift und dein Siegel in das Wachs drücken."
Singen? Brauchte er eine Sängerin? Eher weniger. Natürlich war seine Kammer reichlich still nach der Arbeit und sonst war Verus ein recht einsamer Mensch, was sein Privatleben betraf. Man konnte ihn wohl als Einzelgänger beschreiben, jedoch nicht als knauserigen, verbitterten Einzelgänger. "Du bist also handwerklich geschickt. Du hattest also schon einmal Werkzeug in der Hand." Verus versuchte dies in einen sinnvollen Zusammenhang mit seinem Leben zu bringen. Schließlich betrieb er kein Handwerk und war auch sonst nicht der große Handwerker, ausgenommen das Kriegshandwerk, was er einmal erlernt hatte. "Du kannst dich also bewegen und mit einem Werkzeug umgehen." Verus überlegte laut weiter und kam schließlich auf eine makabere Idee. Irgendwie musste seine Sklavin ihm ja nützen und irgendetwas musste sie tun, damit sie nicht auf dumme Gedanken kam. Verus war zwar kein Verfechter der Gladiatorenspiele und Spiele auf Leben sowie Tod waren ihm zuwider aber einem gutem Kampf, einem fairen Duell war er als Römer nicht abgeneigt. Zumal es für Sena sicherlich ein guter Sport war, was sicherlich zu ihrer Optik beitragen würde. Wenn sie auch sonderlich nicht viel für Verus tun konnte, gut aussehen, ja, das konnte sie. "Du wirst eine Amazone werden, sprich' ich werde dich in eine Gladiatorenschule schicken." Zudem konnte sie dann als seine Leibwächterin fungieren, was in diesen chaotischen Zeiten sicherlich sinnvoll war. "Bist du einverstanden? Als Gladiatrix kannst du deine handwerklichen Fähigkeiten mit deiner Agilität verbinden. Nach deiner Ausbildung und einigen Kämpfen wirst du als meine Leibwächterin arbeiten." Verus nickte. "Keine Sorge: Ich sehe keinen Kampf auf Leben und Tod für dich vor. Ich lehne so eine Verschwendung von Leben ab. Nur der Pöbel findet Gefallen am Blut. Ich finde eher Gefallen an der sportlichen Ertüchtigung und dem fairen Kampf, der damit verbunden ist." Ihr Lächeln trieb auch Verus ein Lächeln ins Gesicht. "Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist." Verus war einfach in vielen Dingen zu weich und wollte nicht über Sena hinweg entscheiden.
Alles erdenklich Gute auch von meiner Seite aus. Du hast es dir wirklich verdient, Große.
*knuff*
Ich denke der Kostenfaktor dürfte bei Reliquien keine Rolle spielen. Ich erinnere nur an die Legion, die mit Dezimierung bestraft wurde, die ihr Feldzeichen verloren hatte.
Verus war doch erstaunt. Sie war gebildet und verfügte über ausgezeichnete Sprachfertigkeiten. Man merkte ihr nicht einmal an, dass sie aus Parthien stammte, vielleicht an ihrem Auftreten und Erscheinungsbild aber sicherlich nicht an ihrer Sprache. "Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass wir dir in allen Belangen gerne helfen, sofern du deine Familie, sprich' mich, nicht verrätst. Uns Römern ist Loyalität sehr wichtig," erklärte Verus und blickte Roxane nachdenklich an. "Deine Neugierde kann dir nützlich sein aber dir auch Hindernisse aufwerfen. Es gibt Dinge in Rom, die im Dunkeln bleiben sollten und zu deiner eigenen Sicherheit solltest du nicht nach diesen forschen," wieß er sie schon einmal in die römische Welt ein. "Es gibt hier viele Intrigen und Machenschaften von einigen Kreisen, die man besser nicht angeht. Ich warne dich nur vor, sofern du eine Römerin wirst. Wir Decima sind eine Gens, die ein gutes Ansehen genießt und auch nicht ganz frei von Politik ist. Leider, will ich meinen. So gerne ich dir sagen würde, dass die Welt hier schön ist aber ich darf die Wahrheit nicht vorenthalten. Macht und Besitz verpflichten in Rom; zu vielen Dingen," warf er ein wenig selbstkritisch in den Rom, da er sich Salinator unterworfen hatte und nun mehr zu seinem willfährigen Diener wurde, der zu Teilen gegen seine eigene Gens arbeitete, nur um seinen Status zu verbessern. Verus wollte zwar Gutes bewirken, erwachte aber schnell aus seinen guten Träumen und ist nun mehr ein kalter Beamter, der Verwaltungsakte im Sinne des Machthabers ausführt. "Ich werde jede Fragen beantworten, die du stellst, ausgenommen zur Politik und einigen Staatsgeheimnissen," verschleierte er seine Aussage mit einem Schmunzeln.
"Du wirst der Urbs deine Treue schwören, ebenso dem Volk von Rom," antwortete Verus banal, denn es ging nicht an, dass eine Decima zwei Seiten anhing und sich dazwischen zerrieb. "Natürlich kannst du deine Familie sehen und deine Heimat besuchen, wie es wohl auch unsere Händler tun. Nur wirst du dort keine Politik betreiben dürfen oder römische Geheimnisse enthüllen. Als Bürgerin Roms gehört deine Loyalität einzig und allein Rom. Das hindert dich aber nicht an Reisen und deine Herkunft bleibt deine Herkunft. Du wirst auch weiterhin innerlich Partherin sein können aber wir erwarten von dir ein klares Bekenntnis zu Rom. Schließlich bist du dann eine Bürgerin dieser Stadt. Römer werden für dich kämpfen, sterben und deine Freiheit schützen. Sei' dir bewusst, dass Rom nicht einfach nur eine Stadt ist; es ist ein Traum, ein Reich und eine Vision einer Welt des Gesetzes, auch wenn dieses sich manchmal ad Absurdum führt," formulierte Verus klar und eindeutig. "Wie gesagt: Die Pflichten als Bürgerin hindern dich aber nicht am Reisen in deine Heimat. Nur solltest du nicht unbedingt auf die Römer fluchen, Rom beleidigen oder sonst wie Rom Schaden an den Hals wünschen. Ich hoffe, dass du verstehst. Zwei Loyalitäten kann niemand tragen." Verus sprach aus eigener Erfahrung, der zwischen Familientreue und der Treue zu Rom sowie Salinator aufrieb. Zweifel und Seelenleid prägten ihn letzter Zeit, was ihn immer zurückgezogener machte.
Sie klang, wie eine Sklavin, die gerade ihre Freiheit erhalten hatte und Geschenke ablehnte. Verus kannte diese bockige Art nur zu gut von seiner Tochter, die leider den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen hatte und für Verus verschollen war. Diese Tatsache stimmte ihn traurig, jedoch erinnerte Roxane ihn so sehr an seine Tochter, dass er einfach väterlich lächeln musste. "Es ist so," bestätigte Verus, der seine verlorene Tochter, wieder vor sich glaubte. "Es war nur ein Angebot. Nur wisse, dass wir Decima uns nicht sehr viel aus Geld machen. Es ist für uns Mittel zum Zweck und nicht Lebenssinn. Gut, wir stehen auch in der Position, es so betrachten zu können, da wir ausreichend davon besitzen." Verus rieb sich kurz über die Stirn und dann über den Bart. "Nun beleidigst du uns. Wir sind nicht so böse, dass man mit uns nichts zu tun haben will." Der römische Beamte setzte sich auf eine Bank, die zwei Armlängen entfernt stand. "Setz' dich, bitte." Er deutete neben sich. "Aculeo, du kannst natürlich auch Platz nehmen." Er holte tief Luft und begann erneut: "Die Frage ist nun: Willst du nun etwas mit uns zutun haben? Willst du uns kennenlernen? Ich denke, dass die Familie dich gerne in ihre Arme schließt, zumal unsere Frauen alle recht komisch sind. Du würdest ein wenig Feuer in die Familie bringen." Er grinste. "Die Zeit zum verarbeiten sollst du haben aber die Frage wird bleiben. Ich hätte jetzt gerne eine Antwort." Sein Blick wurde fragend.
Verus umgriff den Ring und betrachtete ihn genau. Seine Augen weiteten sich. Auf dem Ring befanden sich die Zeichen seines verschollenen Verwandten Appius Decimus Sicca, der zu der Zeit in Parthien verweilt haben musste. Ebenso prankte ein großes Pferd auf dem Siegel. Es war einer der vielen Siegelringe der Familie Decima. Verus kam nicht umhin seinen Mund ungläubig zu öffnen. Noch einmal fühlte er über die Siegelfläche und versuchte die Zeichen umzudeuten, doch es war eindeutig: Sie war eine Decima. Natürlich könnte jeder eine solche Geschichte erfinden aber Roxane hatte diese Geschichte so vorgetragen, dass sie wahr sein musste und wie sollte sie sonst in den Besitz dieses Ringes gekommen sein? Sie war die Tochter seines Cousin. Er war Jahre lang verschollen und die Familie hatte bereits um ihn getrauert. Man nahm ohnehin an, dass er im Kampf gefallen war. "Ehm...", begann er wortlos. "Du bist vermutlich die Tochter des Appius Decimus Sicca, der zu der Zeit Legionär war und auch zu der Zeit in Parthien verschwand. Er ist dort gefallen. Dieser Ring trängt seine Initialen und unser Familienwappen. Du musst eine Decima sein." Seine Augen füllten sich mit ein wenig Vertrauen, so dass er wirklich nicht mehr verbittert wirkte. "Jetzt stellt sich die Frage: Willst du einer Römerin werden? Willst du Geld von mir, um dir ein Leben aufzubauen? Was möchtest du über uns wissen?" - setzte Verus gleich nach, denn er wusste, dass Roxane nun viele Fragen haben würde und Verus als geübter Beamter wusste um Wichtigkeit von Entscheidungen, die er nun von ihr verlangte. Sie hatte in der Tat viel Ähnlichkeit mit seiner verschollenen Tochter; die gleiche aufbrausende aber dennoch liebreizende Art. Die Götter mussten dieses Schicksal für sie gewählt haben. Sie sollte wohl zurück in den Schoß der Familie, in die warmen Gefilde des Blutes. Verus lächelte fürsorglich.
"Ich möchte auf meine alten Tage noch etwas Feuer in mein Leben bringen. Die Archive sind noch nichts für mich. Ich komme mir unter den alten Dokumenten, ebenso so alt vor. Ich wünsche mir wieder körperlich aktiv zu werden, anzuführen und nicht die Akten der Archive hin und her zu schieben," begann Verus. "Ich wünsche, die Vigiles kommandieren. Ich kenne den derzeitgen Kommandanten und dieser möchte alsbald in Pension gehen, sein Landgut erwartet ihn bereits. Ich bräuchte für diesen Wunsch Unterstützung beim Stadtpräfekten."
Die Ausführungen der Peregrina schienen einleuchtend sowie schlüssig. Ihre Worte waren voller Bitterkeit und Verus vernahm sogar eine Spur von Hass. Verus nickte und stoppte seine Umrundung, um dann Roxane anzublicken. Bevor Verus etwas sagen konnte, fiel ihm Aculeo ins Wort und äußerte eine sanftmütig vorgetragene Bitte, die auch Verus römisches Herz erwärmte. Innerlich war Verus so weich, wie ein Rosenblatt und konnte nicht auf Dauer den grantigen Beamten miemen. Er gab sich einen Rück und lächelte, zwar leicht aufgesetzt aber damit entspannte sich seine Laune. "Ein Decimus, also," murmelte Verus. "In der Tat ist ein Verwandter von mir in Parthien gefallen und er galt unter uns nicht als Kostverächter. Scheinbar hat er noch etwas in dieser Welt zurückgelassen," erklärte Verus. "Auch ich finde es unverantwortlich, dass man seine Kinder zurücklässt aber als Römer sowie Legionär war er verpflichtet Rom zu dienen, in erster Linie und erst in zweiter Linie der Liebe. Ich denke nicht, dass er sterben wollte. Er wollte dir und deiner Mutter sicherlich eine Zukunft hier in Rom schenken. Wir Decimi sind meistens recht vorbildliche Menschen, die sich umeinander sorgen. Ich selbst hatte Familie und kenne dieses Geschenk nur zu gut." Ein wenig Trauer mischte sich bei, da er sich an seine verstorbene Söhne und seine verschwundene Tochter erinnerte. Sein Blick wanderte über Roxane, deren Parthermaske langsam fiel und eine Römerin kam zum Vorschein. Sie hatte Ähnlichkeit mit seiner Tochter. Es fiel ihm jetzt erst auf. Erschreckt ob dieses Schicksals, horchte sein Herz auf. Die Angst vor dem Fremden fiel und mit ihr die Vorurteile. "Zeigt mir diesen Ring. Wenn es stimmen sollte, werde ich alles notwendige tun, damit du dein Familienrecht erhälst aber auch wenn du keine Römerin bist, werde ich dich gerne unterstützen. Niemand verdient es allein zu sein." Er näherte sich Roxane. Die grantige Aura um Verus verlor ihre Bedeutung, denn sie exisitierte in diesem Moment nicht mehr. Aculeo hatte Verus mit seinen Worten überzeugt.
Eine Partherin. Verus wich innerlich einige Schritte zurück und suchte die Distanz in seinen Worten: "Ich verstehe." Natürlich verstand er nicht wirklich, wie man in Rom offen zugeben konnte, eine Partherin zu sein und auch noch stolz darauf zu sein, besonders, da sich Rom ständig mit diesem Volk im Krieg befand. Sie war eigentlich eine Feindin der römischen Sache. Doch eine Sache ließ Verus aufhorchen. Ihr Vater war eventuell Römer? Verus war nun doch an dieser jungen Frauen interessiert, ihre Geschichte könnte ihn wohl erheitern. Er ging einige Schritte um die junge Frau herum, betrachtete sie dabei aber nicht. Es war die typische Gangart eines Denkers mit dem Blick auf dem Boden. "Ich bin Decimus Verus, Procurator der kaiserlichen Kanzlei, Ritter der Stadt Rom und ehemaliger Offizier der Flotte," äußerte er sich und stellte auch gleich klar, wo sein Standpunkt war und wie er zu Parthern stand. Sie müsste zwischen den Zeilen lesen, um diesen Angriff auf die Tatsache, dass sie Partherin war, zu verstehen. "Du sagst, dass du aus Parthien stammst? Du bist Partherin? Warum sollte ein Römer mit einer Partherin das Bett teilen? Wir solten aber bei dir beginnen. Was treibt dich nach Rom?" Weiter zog Verus seine Kreise um Roxane, ohne sie dabei jemals anzublicken. Er hörte ihr nur konzentriert zu.
"Das ist sie?" Verus legte die Stirn in Falten. "Bist du eine römische Bürgerin," fragte Verus unverdrossen, da er selbst doch sehr römisch war, was sein Denken betraf, zwar nicht unbedingt autokratisch oder totalitär aber er hatte bestimmte Vorstellungen über fremde Völker und Peregrine, die doch stark römisch geprägt waren. Nur Rom war das Licht der Welt in seinen Augen. Diese Fremde wirkte nicht sehr römisch, fast schon parthisch, was zu seinen Missgunsten auffiel. Sein Blick wurde immer distanzierter. Parther waren die dauerhaften Feinde des römischen Reiches, die ständig Krieg suchten, was Verus mehr als missfiel. Aus seiner Sicht waren die Parther ein kriegslustiges Volk. Doch dieses Vorurteil stellte er nicht in den Vordergrund und öffnete erneut seine Arme, um diese hinter seinem Rücken zusammenzuführen. Er wollte diese Person nicht nach ihrem Aussehen beurteilen, in dieser Hinsicht war er tolerant. "Du störst nicht," log Verus höflich. "Nun, zeige mir diesen ominösen Ring und erzähle mir etwas zu seiner Geschichte," sagte Verus in einem weisenden Ton, den er sich als Procurator angeeignet hatte. Dieser ließ ihn fast arrogant wirken, jedoch war Verus alles andere als arrogant. Nur seine Aufgaben und Pflichten bedingten diesen Ton, der privat nur schlecht abzulegen war.
Willst du wirklich komplett aufhören und diese wunderbaren ID's den Styx herabschicken?
Es gäbe da auch noch die Alternative des Exils, so dass du eines Tages wieder zurückkehren könntest.
-> In Exilium
Verus mochte auf sein Alter keine Überraschungen mehr oder zumindest keine Überraschungen, die ihn um seine Ruhe brachten. Er hatte ein bewegtes Leben voller Leid und Unglück. Er wollte nicht noch mehr davon erleben. Der alte Verus war sesshaft geworden. Natürlich war er noch kein Greis oder so alt, dass er nicht mehr aufrecht stehen konnte aber man merkte doch, dass sich die Reife bald näherte. Umso skeptischer wurde Verus bei den Worten des Germanicers. Der römische Beamte verschränkte die Arme vor der Brust und blieb stehen. "Ein Ring? Ein Siegelring?" - versuchte Verus die Aussagen Aculeos zusammenzufassen. "Was sollte ich damit zutun haben?" Noch ahnte Verus nicht, was da auf ihn zukam.
"Aculeo," murrte Verus als er unsanft aus dem Mittagsschlaf gerissen wurde. Er hatte die Woche hart gearbeitet und einige Edikte archiviert, ebenso einige Verwaltungsakte bestritten, da die Kanzlei derzeit von vielen Krankheitsfällen geplagt wird. Ein schlechtes Omen? Nun ja, Verus musste recht viel arbeiten und war nicht bereit jetzt große Reden zu halten. "Ich wollte eigentlich schlafen," sagte Verus und so ließ sich der Procurator ins Atrium führen. "Ich habe viel Arbeit in der Administration und möchte eigentlich meine wenigen freien Stunden schlafend verbringen," sagte Verus mit einem leichten Scherz auf seinen Lippen. "Denn Träume sind endlos."
Verus lächelte. "Dann bin ich froh," sagte er und nickte Lucianus ebenso zu. "Hast du noch weitere Dinge zu besprechen? Wünsche? Themen, die du ansprechen möchtest? - Wenn nicht, würde ich gerne ein Thema ansprechen. Ein Thema, das mich sehr bewegt."