Beiträge von Titus Decimus Verus

    Verus drehte sich bei der Meldung von Labeo nicht um. Sein Blick blieb am Horizont haften. Es war ein zu schöner Anblick und diesen wollte Verus vorerst nicht aufgeben.


    "Sehr gut." - antwortete er knapp.


    Dann drehte er sich doch um.


    "Hoffen wir, dass uns die Götter wohlgesonnen sind... - Wenn nicht...," er ließ den Satz unvollendet.

    "Und genau das macht mir Sorgen, Labeo," seufzte Verus.


    Sein Blick wanderte Richtung Küste. Er entdeckte zufrieden Ostia. Die letzte Bastion vor seinem Schicksal. Verus wandte sich wieder zu Labeo.


    "Lass' die Männer antreten. Ich möchte, dass dieses Schiff so schnell, wie möglich, beladen wird. Wir dürfen keine Zeit verlieren."

    Verus schaute auf das weite Meer und schwieg kurz.


    "Ich habe in Wahrheit nicht damit gerechnet, mein Freund."


    Er legte die Hände auf das feuchte Holz, das die Reling bildete.


    "Glaubst du, dass wir diese Piraten in die Knie zwingen können? - Es sind die typischen Zweifel vor einer Schlacht, die mich nun bewegen. - Ich möchte deinen Rat hören."


    Verus wendete seinen nachdenklichen Blick zu Labeo.


    "Die Angst vor dem Tod schleicht sich in meinen Geist..." - Merkte er im Nachsatz an.

    Nervös trat Verus vor. Innerlich zerbrach er fast vor Anspannung. War es nun die ersehnte Beförderung? - Ja, sie war es. Ebenso erhielt er überraschenderweise einige Auszeichnungen, die ihn mit Stolz erfüllten. Er war wieder etwas wert, zumindest in seinen Augen.


    Er salutierte knapp und nahm die Auszeichnungen diszipliniert ausdruckslos an.

    Verus drehte seinen behelmten Kopf zu Labeo.


    "Das ist wohl wahr, wir haben lange darauf gewartet. Jedoch ist zu frühe Freude meistens trügerisch. Vor den Erfolg haben die Göttern den Schweiß gesetzt," mahnte er vorsichtig.


    "Unser Präfekt scheint sich auf seinen Ruhestand vorzubereiten. Es gibt immer Leute, die solch' eine Situation ausnutzen und ihren Vorteil daraus ziehen. Ich gönne es dem Nauarchus, er hat es sich verdient, einmal selbst direkt den Ton anzugeben. Er lebt ja nun auch nicht mehr lange, sofern ich dies beurteilen kann. Es wird wohl seine letzte große Schlacht sein..."

    Verus ging an Deck. Eine steife Brise schlug ihm ins Gesicht. Er schmeckte Meerwasser.


    Sein Blick wanderte zum Horizont. Es war ein besonderer Tag, so angenehm ruhig. Die Sonne spiegelte sich im Wasser und ein Lichtstrahl fiel in sein Gesicht. Er schmunzelte.


    Sein Kettenhemd schmiegte sich klirrend an seinen Körper, sein Schwert vibrierte beim Gang am Gürtel und seine Stiefel quietschend leicht beim Gang über die nassen Bohlen.


    Verus näherte sich dem Geländer, er lehnte sich daran und wartete ab. Sein Einsatz würde kommen. Er holte tief Luft und betrachtete das endlose Meer.

    Auch Verus marschierte mit einer größeren Abordnung von bewaffneten Männern zum Schiff. Römische Marschgesänge drangen dem Trupp vorran. Verus trug ein schweres Kettenhemd und hatte seinen Helm fest verschlossen. Sein Blick war fest und er war bereit zu sterben. Dieses Leben bot ihm nicht mehr fiel außer als Held zu sterben. Er war Soldat und er wusste, dass dieser Tag kommen würde. Er würde jeden einzelnen dieser verdammten Piraten abschlachten, um Frieden über das mare nostrum zu bringen. Es war seine Bestimmung, sein Schicksal. Fortuna hatte ihn bis zu diesem Moment geführt. Würde er dieses Schiff wieder lebend verlassen oder auf hoher See sterben? - Ihm war es einerlei.


    Sein Körper gehörte dem Kaiser, seine Seele hatte er längst im Alltag verloren und so diente er weiter, den das war das Einzige was ihm blieb.


    Die Gruppe der gerüsteten Soldaten erreichte das Schiff. "Achtung!"


    Verus baute sich vor seinen Soldaten auf.


    "Heute werden wir auslaufen, um gesetzlose und gottlose Menschen zu jagen. Heute werden wir unsere Standhaftigkeit beweisen. Heute werden wir Helden sein. Heute wird Jupiter über uns stehen. Dieser Tag ist unser Tag und dieses Gefühl mag uns keiner mehr nehmen. Wir sind Männer Rom's. Unser Leben für den Frieden!


    Achtung! Die gesamte Einheit auf das Schiff einrücken!"


    Verus ging als Letzter von seiner Einheit an Bord mit einem letzten Blick an Land.

    Verus stand auf und ging zu Marcus Classicus.


    "Soldat, besorg' einen Capsarius und lass' den Gefangenen versorgen."- Befahl er gewohnt kühl.


    Er drehte sich zum Gehen.
    "Es liegt in deiner Verantwortung. Wenn der Gefangene durch dein Verschulden stirbt, landest du in dieser Zelle."


    Verus verließ nun die Zelle. Er hatte seine Arbeit getan.

    Verus schaute dem Nauarchus nach, danach wandte er seinen Blick zu dem Piraten, der anscheinend dem Wahnsinn verfallen war. Er konnte keinen Hilflosen Mann töten. Es widerstrebte ihm.


    Verus ging einige Schritte zurück und überlegte.


    "Festketten... und bringt mir einen sauberen Becher Wasser!" - Befahl Verus kühl und diszipliniert.


    Zwei Soldaten packten den jungen Piraten, um ihn an der Wand anzuketten.


    So geschah es auch. Der Mann wurde an dicken Eisenketten an die Wand gefesselt und würde hier sein freies Dasein beenden. Ein Soldat brachte auch schließlich das Wasser.


    Verus nahm den Becher.


    "Hier. Trink' einen Schluck." - Verus' Stimme wurde sanfter und zutraulicher als er dem Piraten das Wasser reichte. Er hatte seine Aufgabe erfüllt und nun ging es darum, diesen Mann zu retten, ebenso einer ehrlichen Aburteilung zu zuführen. Vielleicht wäre er der Flotte noch nützlich, sofern es Rückfragen gäbe.


    Foltern war wirklich nicht angenehm, für beide Seiten. Verus machte nur seine Arbeit und das Opfer musste leiden. Verus gefiel dies ebenso wenig.

    Verus legte das Brandeisen weg und ging einige Schritte zurück. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Warum der Probatus dem zu Fragenden Stroh in den Mund steckte blieb auch ihm ein Rätsel, so verzog er eine Braue.


    Als der Nauarchus den Raum betrat, salutierte Verus knapp. Er wollte gerade zum Bericht ausholen als der Offizier einen stupiden und menschenverachtenden Witz riss. Verus brach ab und überließ dem Nauarchus das Feld.


    Er stände bereit, sofern der Pirat wieder eine Behandlung benötigte.
    Er warf dem inkompetenten Probatus noch einen Blick zu: Man wollte Fragen stellen und keine Münder stopfen.


    Schließlich beobachtete er wieder den Piraten Ric' mit der Hand am Eisen in Griffnähe.


    - Edit: Tippfehler beseitigt.

    "Wer ist dein Kapitän?"


    Verus riss den jungen Mann hoch und schubste ihn an die Wand. "Haltet ihn!"


    Zwei Soldaten packten den Piraten an den Schultern und pressten ihn mit all ihrer Kraft gegen die Wand.


    Verus griff sich das Brandeisen, das glühend dampfend in seiner Hand lag. Die glühende Spitze glimmte bedrohlich. Er näherte sich Ric'.


    "Ich frage dich noch einmal: Wer ist dein Kapitän? Wer trägt die Verantwortung für diesen Befehl?"


    Damit Ric' eine Ahnung davon bekam, was ihn erwartete, drückte Verus die Spitze des heißen Eisen in die Brust von Ric. Der Stoff, der ihn kleidete, verbrannte sofort an der entsprechenden Stelle.


    Das Eisen entstellte die Haut darunter bis zur Unkenntlichkeit. Es roch widerlich. Es roch nach verbranntem Fleisch.
    "Ich will Antworten!"

    Verus war nicht gerade begeistert vom Zynismus des Gefangenen. Er tunkte ihn wieder in das kalte Wasser.


    "Du hast dich an Rom vergangen, du wirst nicht mehr lange leben, sofern du uns nicht ein paar Informationen schenkst."


    Er drückte den Kopf nun mehr etwas länger in den Trog. Ein paar Blasen stiegen auf. Verus nickte einem Soldaten zu, der dem Gefangenen nun in den Bauch schlug. - Weitere Blasen stiegen auf.


    Verus wartete noch einige Augenblicke. Er riss Ric wieder hoch.


    "Wer ist euer Anführer? - Warum war euch unser Kriegsschiff im Weg?" - Bohrte Verus erneut.


    "Holt mir das Brandeisen",orderte Verus und wandte sich wieder seinem Opfer zu.


    Ein Soldat verließ den Raum und ließ das Brandeisen bereiten.


    Verus tauchte den Kopf des Gefangenen erneut in das kalte Wasser und riss ihn wieder hoch. "Nun?"

    Verus war bereits informiert worden, dass ein Pirat in die Zellen gebracht worden war. Er, als momanten Diensthabender Unteroffizier, trat in den Zellenblock.


    Er stampfte in die Richtung der entsprechenden Zelle. Begleitet wurde Verus von 4 Soldaten der Marineinfanterie.


    Die Zelle wurde aufgestoßen. "Packt ihn!"


    Verus deutete auf Ric.


    Die Soldaten packten Ric und hielten ihn brachial fest.


    Verus nahm ein Holzgladius, das er mitgebracht hatte, und schlug Ric damit ins Gesicht.
    "Wer ist dein Auftraggeber? - Warum überfällst du ein römisches Kriegsschiff?" - bohrte Verus mit Fragen.


    "Du gibst mir jetzt Antworten oder du wirst lange leiden!"


    Die Soldaten hielten Ric fest als Verus wieder zuschlug.


    Zwei Soldaten trugen einen Schweinetrog mit Wasser in die Zelle. "Vielleicht wird das Wasser deine Stimmbänder lockern."
    Verus packte Ric im Nacken und tunkte ihn mehrmals in den Schweinetrug. Eiskaltes Wasser umspülte ihn.


    Verus riss ihn hoch.


    "Nun?"


    "Wer ist dein Auftraggeber? - Warum hast du ein römisches Kriegsschiff überfallen?"

    Verus verlangte nicht nur seinen Soldaten viel ab, sondern auch sich selbst.
    Er selbst hatte im Leben versagt. Hatte seinen Posten als Magister Scriniorum verloren, seine Feinde standen in den höchsten Positionen und er hatte nichts erreicht.


    Was passiert, wenn einen Mann nur noch der Hass antreibt? Wenn ein Mann nur noch den Neid kennt?


    Die gesamte Wut Verus' manifestierte sich in seinem Schwertkampf. Er hatte einen Probatus ausgewählt mit dem er nun schon einige Zeit kämpfte. Seine Hiebe waren grausam brachial. Seine Schläge waren auf reinen Schmerz aus. Er schlug sich den Hass aus dem Leib.


    Ein weiterer Hieb. Verus wehrte einen Gegenschlag ab und holte erneut aus.
    Sein Gesicht verzog sich. Er wollte vergessen, dass er gescheitert war.


    Wie ein Donner wandte er sich um. Der Probatus war überrascht nun den Rücken seines Gegners zu sehen. Verus holte mit einem kurzen Schwung aus und zog das Holzgladius durch das Gesicht des jungen Probatus. Blut spritze Verus ins Gesicht. Er hatte dem jungen Mann die Nase gebrochen.


    Der Probatus sank zu Boden. Verus holte erneut aus und schlug dem Soldaten brutal auf den Rücken. Er ging zu Boden.


    "Capsarie'!" - brüllte Verus wütend.


    Einige Probati, Nautae und ein Capsarius kamen angelaufen. Sie begannen den jungen Probatus zu stützen. "Versorgt diesen Mann."


    Verus warf das Holzschwert auf den Boden. Sein Blick war leer. Er ging einige Schritte und drehte sich dann noch kurz um. Verus schaute in die entsetzten Gesichter.


    Er nickte entschuldigend, um sich dann müden Schrittes zu entfernen.