Beiträge von Aelia Vespa

    "Ja, natürlich. Du hast recht. Alles nacheinander und nicht zu viel auf einmal wollen. Ich freue mich einfach zu sehr."


    Die Bedenken hatte sie im Moment fortgeschoben und die Probleme, die auftauchen könnten. Sie wollte den Moment des Glücks genießen. Es wa rnoch immer schwer zu glauben und sie müsste sich bald eine Hebamme suchen, die sie weiter betreuen würde. Den Medicus hatte sie mehr oder minder um sonst gerufen. Trocken stellte er nach wenigen Handgriffen die Diagnose, wollte die Bezahlung und verschwand dann wieder. Vespas Jubelstürme bekam daraufhin die anwesende Sklavin ab.

    Wie besprochen waren beide am Morgen, begleitet von einigen Sklaven, in Richtung Tempel aufgebrochen. Die Sklaven hatten ein großes Repertoire an Opfergaben besorgt und brachten diese nun mit. Vor dem Tempel der Iuno Pronuba angekommen, warteten sie auf einen Priester oder Opferhelfer, der sie bei ihrem Vorhaben hoffentlich unterstützen konnte oder wollte.


    "Ich bin wirklich sehr gespannt ob die Göttin das Opfer annehmen wird."


    Etwas flau war ihr im Magen schon und das lag nicht nur an den anderen Umständen. Vespa war aufgeregt und gespannt und hatte Mühe ihre sonst immer gezeigte Beherrschung aufrecht zu erhalten. Immer wieder sah sie sich um und hoffte jemanden zu finden, der zum Tempel gehörte. Ungefragt wollte sie ihn nicht einfach betreten. Die junge Aelierin war bestrebt heute so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen und die Göttin nicht zu erzürnen. Schon gar nicht durch irgendwelche dumme Versehen.

    "Du hast recht, sie werden Zeit finden. Ich sollte nicht so pessimistisch denken. Wir sind ja auch nicht irgendwer. Wir sind ja Familie."


    Auch Vespa nahm ihren Mann etwas in den Arm. So gut sie konnte natürlich und folgte dann seinem Blick ins Geäst als es dort etwas raschelte und der Standort gewechselt wurde.


    "Ja, das wird sehr schön. Die Bären werden Spielgefährten haben und das Haus mit mehr Leben erfüllt sein. Na ja, zum Anfang ja nicht ganz, aber dann später zumindestens und vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen und es folgen noch ein paar Geschwister."


    Nichts mehr wünschte sich Vespa als auch hier ihrer Aufgabe so gut es möglich war gerecht zu werden.

    "Dann hoffe ich sehr, dass Onkel Quarto bald etwas Zeit für uns erübrigen kann. Der Ärmste ist ja auch sehr eingespannt. Mein Verwandter ist Archias. Es wäre wirklich schön ihn mal wieder zu sehen. Ich hoffe, dass er dann auch Zeit hat und nicht dann zu tun wenn Onkel Quarto Zeit hätte. Ich freue mich schon sehr drauf."


    Vespas größte Sorge war wirklich, dass sie gemeinsam keine Zeit hatten. Auf das Opfer ging sie nicht mehr wieter ein, das war abgemacht und morgen würden sie Iuno opfern gehen.


    "Hach, ich freu mich so,"


    brach es aus Vespa erneut heraus und es war nicht sofort zu erkennen ob sie das Familienessen meinte oder die Tatsache, dass sie schwanger war.

    "Lass uns doch dennoch die Familie zu einem Essen zusammen kommen. Auch wenn wir ihnen den Grund nicht verraten, wäre es doch nett alle wieder einmal beisammen zu haben."


    Sie vermisste die Gesellschaft ihres Onkels sehr. Gerne wäre sich auch öfter auf dem Palatin gewesen, aber sie konnte ihm doch nicht ständig seine kostbare Zeit stehlen und so reduzierte sie ihre Besuche nur aufs Nötigste.


    "Morgen Vormittag hört sich gut an. Ich hoffe, das Iuno uns ihre Gunst erweisen wird und ihre Hände schützend über uns legen wird.


    Vespa machte sich wirklich große Gedanken und hoffte inständig nach der langen Zeit endlich den Nachwuchs auf die Welt zu bringen, auf den so lange gehofft wurde.

    Sie hatte noch immer Vorbehalte wegen der Feierlichkeiten. Es war ganz egal ob groß oder klein.


    "Wir können gern die Familie einladen, aber wir sollten es nicht wegen der Schwangerschaft machen. Es gibt den Aberglauben, dass man damit böse Geister auf sich aufmerksam macht und nach der langen Zeit, die wir warten mussten, möchte ich keine unnötigen Risiken eingehen. Es kann noch so viel passieren bis es soweit ist."


    Sie hoffte, dass ihr Mann sie verstand. Aberglaube hin oder her. Das Risiko war ihr einfach zu groß.


    "Aber das Opfer ist gut. Wenn wir dies bald begehen können, wäre es wunderbar."


    Gab es sonst noch etwas, das es zu bedenken gab? Sie dachte nach.

    Vespa war sich nicht so sicher ob sie oder die Nachbarn es so lustig fänden, wenn sie die Bärchen wirklich zurückbringen müssten. Ihr wäre das dann äußerst unangenehm. Aber dagegen würde ja nun etwas unternommen werden. Da dieses Thema damit ja abgeschlossen war, stand sie auf, streichelte noch einmal kurz ihr Bärchen, steckte es in seine Kiste zurück, verabschiedete sich von ihrem Mann und machte sich auf den Weg. Es gab ja noch viel zu tun.

    Nun musste Vespa wirklich lachen. Ihr Mann tat so als könnten die Beiden ihn verstehen. Aber zum Glück schienen sie einverstanden und dieser schwierige Akt war auch vollbracht.


    "Dann sollten wir jetzt einigen Sklaven den Auftrag geben sich um die Absicherung ihres Auslaufes zu kümmern und um ihr Gehege. Sie können ja nicht ewig in dem kleinen Kasten hausen und unsere Nachbarn sollen nicht eines Tages mit einem von ihnen im Arm an der Porta stehen und einen ausgerückten Bären zurückbringen."


    Damit war die Sache dann erst einmal für sie erledigt und sie würde sich baldigst zurückziehen. Es gab ja noch einiges zu tun.

    "Wie willst du das denn feiern?"


    Nun sah sie doch etwas fragend aus. Hoffentlich würde das keine große Feier werden, zu der fast Roma eingeladen würde und dann noch das opfer an Iuno. Die letzten Opfer hatte sie nicht in aller bester Erinnerung behalten. Sicher würde es aber dieses Mal richtig gut klappen.


    "Aber du hast recht. Wir sollten es feiern und recht bald das Opfer darbringen und darum bitten, dass alles gut gehen möge."


    Danach würde dann der Umbau des Umbaus kommen. Es musste ja alles kindersicher gemacht werden.

    "Vielleicht Alexander und Cleopatra? Was meinst du?"


    Es waren wichtige Namen in der Geschichte und beide hatten einige Zeit lang große Reiche geführt und deren Geschicke gut geleitet. Warum sollten die Bären dann diese Namen nicht tragen. Vespa war gespannt was ihr Mann wohl dazu sagte.

    Für einen Moment fragte sie sich ob ihr Mann seinen Verstand verloren hatte. Wie sollte das wohl passiert sein? Sie sah ihn entsprechend fragend an. Dann jedoch schien das Gehirn wieder mit dem Denken zu beginnen und sie wurde halb erdrückt von der überschwänglichen Freude ihres Mannes.


    "Aber lass mich noch leben. Sonst wird das nämlich nichts."


    Die Luft wurde langsam doch etwas wenig.


    "Ja, es ist wirklich wunderbar. Nach so langer Zeit."


    Jetzt musste nur noch alles weiter gut gehen. Das war ja nicht so selbstverständlich.

    "Nein, nein. Die Nachricht kam nicht per Schriftrolle oder Wachstafel. Du hast auch keine sonstige Ankündigung verpasst. Ich bin schwanger,"


    lüftete sie nun das Geheimnis und wollte den armen Mann nicht mehr weiter auf die Folter spannen und im Dunklen tappen lassen.


    "Vor einigen Tagen war ein Medicus hier und fand dies heraus."


    Das Strahlen in Vespas Gesicht wurde immer größer und man konnte auch sehen, dass sie recht stolz war. Es hatte ja wirklich lange gedauert bis sie beide dies geschafft hatten.

    Sie lächelte erneut und nickte leicht. Ja, sie wusste, dass er für sie immer Zeit hatte. Dennoch wollte sie sich seiner vollen Aufmerksamkeit gewiss sein und seine Gedanken nicht irgendwo anders kreisend wissen. Es war ja nicht irgendeine Nachricht, die sie hier mitzuteilen hatte. Da sollte er ihr schon zuhören.


    "Ich muss dir mitteilen, dass wir demnächst einige Umbaumaßnahmen vornehmen müssen. Es wird eine Vergrößerung in der Anzahl der Personen geben, die in diesem Hause wohnen werden. Aber keine Sorge, die Anpassungen werden von wirklich kleinem Umfang sein. Nichts wirklich Schlimmes."


    Mehr sagte sie dazu nicht. Ihr Mann sollte erst einmal einige Zeit zum nachdenken haben.

    In ihren Gedanken beschäftigte sie sich gerade mit einem neuerlichen, aber wesentlich kleineren Umbau der Casa als diese zuletzt erlebt hatte. Es würde auch nicht riesige Unmengen an Geldern verschlingen. Aus diesen Gedanken geholt, sah sie kurz auf und konnte dann die Stimme, die sie ansprach ihrem Mann zuordnen. Nach dem Begrüßungskuss lächelte sie ihn fröhlich an.


    "Nein, es ist mir nicht zu kalt. Ich bin warm angezogen und habe die Decke hier. Mache dir also keine Gedanken. Ich hoffe, dass ich dich nicht von wichtigen Geschäften abhalte?"


    Dabei wollte sie ja nicht stören.

    Es war ein typisch römischer Wintertag. Dennoch zog es die Aelierin nach draußen. Auf einer Bank hatte sie es sich in einer wind- und wettergeschützten Ecke bequem gemacht. Eine Decke wärmte sie noch zusätzlich. Seit einiger Zeit fühlte sie sich nicht sehr gut. Es war immer schlimmer geworden und vor drei Tagen hatte sie einen Medicus holen lassen. Natürlich zu einer Zeit in der ihr Mann nicht zu Hause war. Er sollte sich keine Sorgen machen. Der Medicus nahm ihr einen Teil ihrer Angst, gab ihr jedoch eine Diagnose, die nicht leicht hinzunehmen war. Sie würde Balbus davon berichten müssen. An diesem Tage sollte es nun soweit sein. Eine Sklavin war auf die Suche geschickt worden. Vespa wusste, dass ihr Mann im Hause war und war sich sicher, dass die Sklavin ihn bald finden würde und hier in den Hortus bringen konnte. Es würde wohl nur ein wenig dauern und bis dahin hatte sie Zeit nach zudenken.

    Auch noch ein Pärchen. Sofort wanderte die nächste Augenbraue nach oben und sie beäugte noch mistrauischer ihr Bärchen. Von denen sollte es eventuell sogar noch mehr geben und sie würden hier überall herumklettern? Gut...darum konnte man sich sicher noch anders kümmern.


    "Sie sollten gewichtige Namen erhalten. Wenn sie mir doch nur so einfach einfallen würden und dann wäre ja noch gut zu wissen wer das Weibchen ist und wer das Männchen."


    Die Handlungen ihres Mannes sahen etwas befremdlich aus und sie hoffte, dass er bald ein Ergebnis würde liefern können.

    "Natürlich teilt er meinen Argwohn."


    Zum Glück. Dennoch war sie sich nicht sicher ob sie hier mit ihm wirklich über alles sprechen sollte oder nicht doch lieber solch ausführliche Gespräche mit ihrem Onkel führte. Er war ihre Familie und das zählte doch eine Menge mehr. Es war einfach insgesamt eine schwere Zeit.


    "Dir legt er aber keine Steine in den Weg, oder?"


    Sie hoffte natürlich nicht, dass dieser Praefectus Urbi so etwas tat, aber man konnte es ja nie wissen.

    Ein sehr dreistes Bärchen wie Vespa feststellen musste. Sie würde ihren Besuch immer wieder darauf vorbereiten müssen und sicher würde nicht jede Römerin von Stand dies wirklich gefallen. Aber die Tiere waren so süß und sicher kleine Racker und so sollten auch ihre Namen ausfallen.


    "Weißt du denn ob es Weibchen oder Männchen oder gar gemischt sind? Ist dir da etwas gesagt worden? Schließlich können wir sie nicht mit einem weiblichen Namen versehen wenn sie männlich sind oder anders herum."


    In ihrem Kopf begannen sich jedoch schon die ein oder anderen Namen zusammen zu finden.

    Vespa nickte zustimmend. Dennoch kam sie nicht umhin irgendetwas in diesen Zug des Vesculariers zu interpretieren, das ihrem Onkel nicht gut tat. Von der Kanzlei zum Präfekten. Da konnte etwas nicht stimmen. Vemutlich machte sie sich wirklich zu viele Gedanken.


    "Wenn du das sagst, dann werde ich dir natürlich glauben. Es fällt mir nur schwer nicht mistrauisch zu sein. Es ist so ein komisches Gefühl und ich werde es nicht los. Aber du hast natürlich recht. Ich achte auf meine Worte und solch Dinge äußere ich nur dir gegen über. Nicht einmal Balbus weiß alles über meinen Argwohn. Ich werde nichts Unüberlegtes tun, Onkel Quarto."

    "Nein, Onkel. Persönlich kenne ich ihn nicht. Aber Balbus spricht hier und dort über ihn. Bisher schien dieser Vescularier ihm nicht wirklich zugetan und nun befördert er Balbus zum Praefectus Praetorio. Ich verstehe das nicht. Wie gesagt. Bisher hatte ich das Gefühl, dass er ihn nicht wirklich leiden kann und nun dies. Verstehen kann ich das nicht."


    Ihre Stirn zeigte deutliche Sorgenfalten. Zum einen stellte sie die Antwort ihres Onkels nicht zufrieden. Sie hatte dies befürchtet und dennoch versucht nicht in Betracht zu ziehen und dann äußerte ihr Onkel gar noch ihre schlimmsten eigenen Befürchtungen.


    "Ich hoffe sehr, dass der Kaiser sich da nicht in ihn getäuscht hat und als sein Vertrauter am Ende noch zum Gegner wird. Das wäre wirklich katastrophal."


    Nicht auszudenken was alles passieren könnte. Sie seufzte leise. Wirklich gut gehen, konnte das alles doch nicht oder doch?