Beiträge von Aelia Vespa

    Vespas ohnehin schon besorgtes Gesicht wurde noch besorgter. Das waren keine guten Nachrichten. Wenn ihren Onkel etwas beunruhigte, dann war das schon besorgniserregend.


    "Das sind wahrlich keine guten Nachrichten. Die Bevölkerung wird wissen wollen warum er nicht zurückkehrt und was soll man ihnen sagen? Sie werden sich ihre Gedanken machen und vermutlich irgendwann die Richtigen. Das ist gar nicht gut. Weder für meinen Onkel noch für Rom und das Reich."


    Sie würde sicher keinem etwas sagen. Das Geheimnis, so fern es noch eines war, würde bei ihr gut verwahrt sein. Dann kam ihr aber noch ein Gedanke ein.


    "Dann wird dieser Vescularier noch weiter die Fäden in den Händen halten."


    Kurz verzog Vespa das Gesicht. War der Satz bis eben noch recht neutral gehalten, zeigte diese Meine doch sehr deutlich, dass sie diesen Mann nicht leiden konnte. Gesehen hatte sie ihn bisher noch nicht, aber genügend gehört und das reichte ihr.

    "Ach Onkel, du musst dir nicht so viele Gedanken darum machen was mich interessieren würde und was nicht. Wenn ich frage, dann möchte ich doch auch eine Antwort haben."


    Sie lächelte kurz und lauschte den weiteren Worten ihres Onkels. Im Haus war es wirklich ruhig geworden, das war ihr auch schon aufgefallen.


    "Auch wenn es sicher schwer ist seinen Sohn nicht in der Nähe zu haben, ist es sicher gut für ihn auf dem Land groß zu werden. Ich finde, dass Roma keine gute Stadt für Kinder ist. Es ist zu laut, zu viele Menschen. Aber was mich freut, dass dich so viele Menschen besuchen. Das zeigt doch, dass sie großen Wert auf dein Wort legen wenn sie sich besuchen und sich mit dir über die Politik unterhalten und ihr dann auch noch so viel zu besprechen habt. Aber sag, wo gerade unser Gespräch in diese Richtung geht. Wie geht es deinem Bruder?"


    Man hörte vieles und weniges wollte man glauben. Sollte man auch nicht. Und nach dem was sie über dieses Vescularier erfahren hatte, machte sie sich viele Sorgen, die sie nur mit wenigen teilte. Ihr Onkel genoss da natürlich das höchste Vertrauen und so würde sie mit ihm darüber sprechen wollen.

    Solch Haustiere so plötzlich überbracht, waren schon eine Herausforderung. Aber das würden sie beide schon meistern. Den Umbau hatten sie gemeinsam überstanden und dann würde die erste Zeit mit den neuen Familienmitgliedern auch schon gut gehen.


    Vespas Bärchen begann nun eine kleine Erkundungstour und kletterte langsam ihren Arm hinauf. Etwas argwöhnisch beobachtete die Aelierin diese Exkursion, ließ den Bären aber gewähren.


    "Die sind schon niedlich."


    Mit einem kleinen Lächeln sah sie kurz ihren Mann an und dann wieder zum Bärchen.

    "Ja, das wird er ganz sicher sein."


    Ach was für eine schreckliche Nachricht sie da hatte überbringen müssen.


    "Nein, Onkel. Ich habe es nicht müssen. Ich wollte sie nicht allein lassen. Es war meine eigene Entscheidung bei ihr zu bleiben und nicht zu gehen und ihr beizustehen. Sie hätte das gleiche auch für mich gemacht. Bis zu ihrem Ende habe ich gehofft, dass der Medicus kein Recht behält. Leider tat er es. Dann bin ich abgereist. Ich konnte nicht länger dort verweilen."


    Kurz schwieg sie. Es war ein sehr schlimmer Moment gewesen. Ihr Vater damals, der einfach verschwand und nie wieder auftauchte und nun ihre beste Freundin.


    "Aber ich werde darüber hinwegkommen. Ich habe die germanische Hochzeit überstanden und werde auch damit zurecht kommen. Aber wie ist es dir ergangen in der letzten Zeit?"


    Ja, diese germanische Hochzeit. Daran wird sie auch noch sehr lange zu verdauen haben. Wies despektierlich sich die Germanen da gegeben haben.

    "Sie ist an einer Lebensmittelvergiftung gestorben. Ich war bei ihr als das passierte. Wir wollten ein gemeinsames Wochenende auf dem Landgut der Germanicer verbringen. Du musst wissen, dass ich sie von früher kenne als ich in Germania lebte. Da haben wir Freundschaft geschlossen. Sie war früher eine Octavierin ehe sie den Germanicus heiratete. Ja, also. Wir wollten ein Wochenende nutzen um uns zu unterhalten und einfach Spaß zu haben. Nach der halben Reiseroute machten wir eine Pause und aßen. Da musste wohl etwas Schlechtes dabei gewesen sein. Zum Abend ging es ihr immer schlechter. Ich ließ einen Medicus rufen, der sich um sie kümmerte und mir bald sagte, dass es sehr schlecht um sie stünde und dann starb sie."


    Kurz musste Vespa schlucken. Sie dachte wieder an die Reaktion von Paulinas Mann.


    "Außerdem war sie freudiger Erwartung. Das habe ich Sedulus gar nicht erzählen können als ich ihn davon unterrichtete. Ob du sie gekannt hast, kann ich dir leider nicht sagen. Sie war in der Tat nicht alt. In meinem Alter war sie."


    Noch immer trauerte sie um ihre Freundin. Eine furchtbare Tragödie.

    Ach ihr Onkel.


    "Du übertreibst wie immer. Das sollst du doch nicht,"


    kommentierte sie mit einem Lächeln das Kompliment ihres Onkels. Wie ein Frühling mochte sie im Moment zwar aussehen, aber leider fühlte sie sich nicht ganz so.


    "Wie es mir ergangen ist? Es ist wirklich viel passiert."


    Dann nahm sie einfach mal Platz.


    "Die Nichte von Balbus hat einen Duccier geheiratet. Davor heiratete ein anderer Duccier eine Germanin. Die Feierlichkeiten mit der Germanin sind ganz nach germanischen Traditionen abgehalten worden. Diese waren wirklich sehr gewöhnungsbedürftig und die Zeremonien zu den Feierlichkeiten von Balbus Nichte sind gemischt abgehalten worden. Es war wirklich schockierend wie sie zum Beispiel mit unseren Traditionen umgingen während wir die ihrigen durchaus angemessen mittrugen."


    Es hatte sie wirklich mitgenommen wie die Germanen die Riten mit Schmährufen versahen und dann am Ende. Das konnte sie nicht einmal ihrem Onkel erzählen.


    "Ansonsten haben wir uns gut verstanden und ich denke, dass die Nichte in guten Händen ist. Außerdem ist meine Freundin Germanica Paulina kürzlich verstorben. Wir hatten ein schönes Wochenende unter Frauen geplant und es endete so grausam. Sie war mit dem Senatoren Germanicus Sedulus verheiratet. Es war wirklich viel los. Dann der Umbau unseres Hauses. Es tut mir sehr leid, dass ich dich jetzt erst besuchen konnte, aber du hörst ja selbst was alles zu tun war."


    Viel zu viel und sie ärgerte sich wirklich so lange mit einem Besuch gewartet zu haben.

    "Nein, nein. In einem Käfig eingesperrt werden sie nur zur Nacht. Aber ansonsten kann man sie doch nicht einsperren. Die armen Bären. Das hätten sie nicht verdient. Dann müssen wir also Vorkehrungen treffen, dass sie nicht entfleuchen können."


    Also die kleinen einfach einzusperren, das ging ja mal gar nicht. Das hatte er sicher nur im Scherz im gesagt um sie zu ärgern.


    "Du willst sie dann also im Garten klettern lassen?"


    Man musste ja dann jedem Besucher sagen, dass er seinen Kopf einzuziehen hatte.
    Nachdem Balbus sich nun des einen Tieres bemächtigt hatte, wurde das andere auch neugierig und kletterte auf Vespas Hand und Arm. Sehr glücklich war sie damit nicht. Schließlich mussten sie sich doch erst einander gewöhnen.

    "Die sind ja wirklich allerliebst"


    Vorsichtig strich sie einem Tier über den Pelz. Er war so weich und kuschelig.


    "Da habt ihr aber einen weiten Weg hinter euch gebracht. Ich hoffe, dass es euch dabei gut ging."


    Dann wurde sie sich der anderen Bezeichnung bewusst. Katzen und Bär?


    "Aber wenn es Bären sind. Hast du keine Bedenken, dass sie irgendwann in der Stadt umher streunen. Ich meine...es sind doch Bären."


    Schließlich kannte sie die Geschichten aus Germania.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus


    Ja in der Tat, ich wäre jetzt gerne alleine. Nochmals danke dafür das du hergekommen bist.


    Sie nickte nur kurz. Es war für sie selbstverständlich. Daher war kein Dank nötig. Darüber diskutieren wollte sie nun aber auch nicht.


    "Ich kann dir gar nicht oft genug sagen wie leid es mir tut. Salve Germanicus Sedulus."


    Viele Worte nutzten hier nicht viel und auch wenige nicht. Da Vespa selbst sehr trauerte, war sie auch kein großer Trostspender. Ihre Aufgabe war erledigt. Vorerst zumindest. Sie hatte einem Mann die schlimmste Nachricht überbracht, die man jemandem überbringen konnte. Daher fühlte sie sich auch alles andere als gut.


    Sie verließ den Raum leise und gemäßigten Schrittes und etwas später dann das Gebäude um sich auf den Weg nach Hause zu machen.

    Nakhti hatte sie hereingebeten und sie war den ihr bekannten Weg bis hierher gefolgt. Dann trat sie in den Raum ihres Onkels und begann zu strahlen als sie ihn sah. In überschäumender Freude lief sie nun auf ihn zu und umarmte ihn zur Begrüßung. So wie immer.


    "Onkel Ouarto. Ich freue mich so sehr es wieder einmal hierher geschafft zu haben. Du siehst gut aus."


    Nach ihrer Reise ins germanische Mogontiacum war sie nicht dazu gekommen ihren Onkel aufzusuchen. Ständig gab es irgend etwas in der Casa, dass ihrer Aufmerksamkeit bedurfte. Nun hatte sie es nach sehr langer Zeit geschafft. Natürlich freute sie sich schon auf das Gespräch mit ihm. Sie bereiteten ihr immer große Freude.

    Zitat

    Original von Nakhti
    Sie wurde geöffnet und da stand Nakhti, der sie natürlich sofort wiedererkannte. Ein dümmliches aber scheinbar hoch erfreutes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Trotzdem vergaß er nicht, sich zu verneigen.


    “Junge 'errin!“, war aber alles, was er heraus brachte.


    "Salve Nakhti. Ist mein Onkel vielleicht zugegen? Ich möchte ihn gern sprechen und besuchen. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen."


    Wie sehr sie hoffte, dass Nakhti sie hereinbitten würde und vorher die Anwesenheit bestätigen würde. Es gab so viel zu besprechen und sich auszutauschen. Sie wusste schon jetzt kaum wo sie anfangen sollte.

    Vespa nickte und dachte dann nach. Am Besten war es wenn sie jetzt wieder ging. So konnten sich beide beruhigen und erst einmal alles verdauen.


    "Das werde ich gerne sein und ihr da natürlich auch zur Seite stehen."


    Einen Moment schwieg sie ehe sie sich erhob.


    "Ich werde nun gehen. Du wirst sicher allein sein wollen."


    Sie ging wenige Schritte und blieb dann stehen um abzuwarten was Sedulus zu ihrem Vorhaben sagen würde. Es war unhöflich einfach zu gehen ohne eine Antwort abzuwarten, oder nicht?

    Natürlich verrenkte Vespa erst neugierig den Hals als ein Paket hereingebracht wurde. Dann wenige Augenblicke später sahen sie vier Augen sehr neugierig an. Wie niedlich sie waren und wie lieb sie schauten. Vorsichtig näherte sich Vespa mit der Hand den Tieren. Sie waren ihr unbekannt und Vespa sah Balbus fragend an. Er würde ihr sicher gleich erklären, was er da mitgebracht hatte.

    Brav war sie gefolgt. Zu Fuß. Nun stand sie hier und ein Sklave klopfte an die Tür. Auch wenn sie hier immer Willkommen war, wollte sie nicht einfach hereinplatzen. Jetzt hieß es warten bis man ihr öffnete.

    Es brauchte einen Moment bis sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte und nicht mehr nur schluchzte. Dann sah sie den Mann ihrer Freundin an und bemerkte, dass er bisher wirklich recht gefasst wirkte. Wahrscheinlich das gleiche Phänomen wie bei ihr. Sie hatte gestern funktionieren müssen und der große Zusammenbruch kam dann erst zu Hause als sie Ruhe hatte. Er musste nun auch funktionieren und hatte keine Zeit genauer darüber nachzudenken. Es war da nur ungerecht jetzt ihn mit ihrer Trauer zu belasten.


    "Sie bat mich auch ein Auge auf Sabina zu haben. Wenn du es erlaubst, möchte ich ihr gern so etwas wie eine Tante sein. Ich habe Sabina sehr lieb gewonnen und würde den Wunsch deiner Frau sehr gern erfüllen."


    Das zu sagen war ihr mehr als komisch, aber auch das hatte sie nun getan und über sich gebracht.

    "Ach, das wirst du schon. Ich glaube nicht, dass du so viel zugenommen hast. Wenn doch, dann wird in der Küche anders gekocht werden. Darauf kannst du dich verlassen. Wir bekommen dich schon wieder in Form."


    Sie lächelte breit und fast ein wenig schadenfroh.


    "Wenn es nichts Weiteres gibt, würde ich gern noch ein wenig meinen Beschäftigungen nachgehen. Wir sehen uns ja zur Cena."


    Brav wartete sie nun ob ihr Mann ihr freigeben würde.

    Man musste ihr nicht danken. Paulina war doch ihre Freundin gewesen und für diese hatte sie es aus vollem Herzen gern gemacht. Sofern das Wort gern hier seinen Platz wirklich finden durfte.


    "Ja, natürlich. Entschuldige bitte. Ich habe...sie hatte gesagt, dass sie dich und eure Tochter sehr liebt. Dann...dann starb sie."


    Erneut begann Vespa zu weinen wo sie sich doch zu mühsam gerade beruhigt hatte.

    Zitat

    Original von Ein Praetorianer


    Der Andrang war heute besonders groß. Und die Wachen waren daher heute auch strenger als sonst. Viele Besucher wurden abgewiesen und aufgefordert, erst einmal schriftlich um einen Termin anzusuchen. Als dann die Sänfte der jungen Aelia dran war, schaute der Wachhabende Soldat kurz in die Sänfte hinein. "Salve, ehrenwerte Aelia. Dies sind alles Sklaven der Gens Aelia? Falls nein, müssen sie leider draußen warten."



    "Salve Miles. Zwei der Sklaven gehören mir. Die anderen gehören meinem Mann Prudentius Balbus. Aber wenn du es wünschst, können sie natürlich draußen warten. Den Weg kann ich auch sehr gern zu Fuß gehen."


    Es würde ihr wirklich nichts ausmachen zu Fuß zu gehen.

    Da sie im Hause ihres Onkels nicht mehr wohnte und auch nicht mehr fast jeden Tag ein und ausging, meldete sie sich dieses Mal brav bei der Palastwache an. Nun ja. Ein Sklave würde dies übernehmen, wenn sie dann endlich an der Reihe waren und ein Wachmann sich der Sänfte annehmen würde. Bis dahin blieb ihnen nichts anderes übrig als zu warten. aber das kannte sie ja kaum anders.

    "Ich habe die mitgereisten Sklaven angewiesen ihn zu reinigen und auf ihn gut zu achten. Er sollte erst einmal auf dem Landgut bleiben. Ich selbst bin gestern Abend erst hier angekommen und war nicht in der Lage gleich zu kommen. Deswegen habe ich es so früh wie möglich heute nachgeholt."


    Diese stoische Ruhe mit der sie das alles versucht hat zu organisieren, überfiel sie für dem Moment wieder. Aber nur während sie sprach.


    "Eure Sklaven warten praktisch nur auf weitere Anweisungen von dir."


    Welch bitterer Satz das so sagen zu müssen. Wie konnte Paulina das ihnen nur antun. Sie war einfach gegangen und hatte sie hier allein gelassen. Vespa konnte gar nicht beschreiben wie allein sie sich in diesem Augenblick fühlte. Damals als ihr Vater gestorben war oder vielmehr als er für tot erklärt wurde, fühlte sie eine eben solche Leere. Sedulus ging es vermutlich nicht anders. Es tat ihr einfach so unendlich leid.