Beiträge von Aelia Vespa

    "Und das wollen wir doch nicht riskieren. Es macht mir unheimlich Spaß."


    Doch irgendwie war Dolabella nicht ganz bei der Sache. Zumindest nicht mit der Aufmerksamkeit bei ihr. Vielmehr zog sich ihr Blick auf jemanden anderen. Da sie damit rechnete, dass sie den Wirt verfolgte, drehte sie sich wenig unauffällig in Dolabellas Blickrichtung. Doch irgendwie sah der Mann nicht aus wie der Wirt, eher wie der Soldat, der vorhin zur Tür hereingekommen war und nun noch immer da stand. Zügig aber so, dass es hoffentlich nicht auffiel sah sie zurück zu Dolabella und versuchte zu erkennen was eventuell zu erkennen war.

    Gerade hatte sie sich beruhigt und ihre Contenance wieder gefunden, da deutete sie auf Besucher der Taverne. Da sie mit dem Rücken zum Eingang saß, musste sie sich etwas umdrehen und ließ den Blick durch die Räumlichkeiten schweifen damit es nicht so auffiel, dass sie die Männer ansah. Kaum war ihr Blick zurück bei Dolabella als diese schon wieder etwas sagte, das sie mit einem etwas zu lauten Lachen quittierte. Das war ja schlimm mit ihr und immer zog sie die Aufmerksamkeit auf sich. Sie konnte nur hoffen, dass keiner wusste wo sie hingehörte und ihre Familie dadurch ins Gerede kam. Das wollte sie sich und ihrem Onkel nicht antun.


    "Scht...leise...wir erregen zu viel Aufsehen,"


    meinte sie daher flüsternd und versuchte sich wieder zu beruhigen und nicht an den Mann dort zu denken, der den Wirt den Berg hinunterkullern würde.

    "Wenn ich davon weiß, kann ich mit leben.l Es war auch kein Vorwurf, viel mehr eine Anmerkung und Entschuldigung meinerseits warum ich dir nicht schon früher für die Platzwahl gedankt habe."


    Noch einmal traute sich Vespa nachdem Wirt zu schauen und auch ihr kam es so vor als hätte der Mann wirklich mehr eine Daseinsberechtigung als Ball denn als Wirt und als Dolabella fragte wie weit dieser denn rollen würde, konnte sie nicht anders als laut loszulachen. Ein wenig zu laut, denn sofort richteten sich alle Blicke auf die beiden jungen Frauen und Vespa wurde schlagartig rot als sie das mitbekam. Ah jeh....das war peinlich und sie hätte gern ein Königreich für eine Tarnkappe gegeben, hätte man die Tarnkappe schon gekannt und ihr mindestens ein Königreich gehört. Doch, da sie das alles nicht hatte und auch nicht kannte, musste sie nun durch. auch als der Wirt den Wein brachte, vermied sie es ihn mehr als nötig anzuschauen. Denn sofort kam ihr das Bild von einem Ball in den Sinn und wie dieser einen Berg hinunterrollte. Mühsam unterdrückte sie einen Lachanfall und ihr gegenüber konnte das wirklich sehr schön beobachten wie sie mit dem Lachen kämpfte.

    Nachdem Dolabella ihrer Entscheidung zugestimmt hatte, richtete sie die Worte an den Wirt, welcher ihre Bestellung mit einem Nicken bestätigte und verschwand.


    "Einen wirklich schönen Platz hast du hier ausgesucht. Das konnte ich dir vorhin ja gar nicht sagen."


    Kurz grinste sie und wartete nun auf den Grund ihres Blickes von vorhin. Sie ahnte ihn und wenn es um den Wirt ging, so konnte sie dies nur all zu gut verstehen. Dieser glich wirklich eher einer Kugel auf zwei Beinen als einem Mann.

    Es schien zur Zeit unmöglich zu sein auf die Fragen von Dolabella zu antworten. Ehe sie dies konnte, war diese schon fortgelaufen und Vespa musste zu sehen wie sie da hinterher kam. Doch jetzt konnte die andere nicht so weit fortlaufen. An dem vorgeschlagenen Tisch angekommen, nahm Vespa nun Platz und nutzte den Moment um sich umzusehen. Es war zum Glück eine recht passable Taverne. Sicher nicht die beste vor Ort, aber eine schöne.


    Kaum hatten sich die beiden gesetzt, kam schon ein etwas dicklicher Mann, der Wirt, auf die beiden zu und wollte ihre Bestellung aufnehmen.


    "Was meinst du? Eine Fleisch- und Gemüseplatte, dazu Brot, Oliven und stark verdünnten Wein?"


    Sie hatte mal gehört, dass sich die Angebote wenig unterscheiden in den Tavernen und man in den Karten kaum Überraschungen entdeckte. So wartete sie nun auf Dolabellas Meinung.

    Und wieder fand sich ein Schmunzeln in Vespas Gesicht. Es war fast so als würde die andere ihre Gedanken teilweise lesen können.


    "Gut, dann gehen wir uns erst für unsere Erkundungen und Einkäufe stärken. Ich bin wirklich sehr dafür etwas zu essen und auch zu trinken. Die Luft ist schon sehr trocken."


    Zumindest kam es ihr so vor. Also steuerte sie nun auf die Taverne zu und betrat diese nachdem sie Dolabella die Tür offen gehalten hatte, welche hoffentlich dann einen Platz suchen würde. Sie tat sich damit immer ein wenig schwer.

    Bisher hatte sie sich für recht lebhaft gehalten und wurde auch gern als solches bezeichnet. Jetzt jedoch wo sie ihrer neuen Verwandten zum Markt im Eilschritt hinterherlaufen musste, fühlte sie sich doch ziemlich ungerecht behandelt. Dolabella war eindeutig "schlimmer" als sie und dennoch ließ sie sich von ihr anstecken und lief lachend hinterher. Da Dolabella vorgelaufen war, konnte Vespa nichts entgegnen, nur hinterher.


    So erreichten sie den Mercatus, gefolgt von den Trägern mit der Sänfte und einigen Weiteren, die noch mit gelaufen waren.


    "Was interessieren dich für Waren oder möchtest du dir alles anschauen? Dann muss ich dich jedoch warnen, dass wir heute Abend sicher nicht mehr laufen können."


    Man konnte hier nur mit einem Plan vorgehen ansonsten verstrickte man sich in den vielen kleinen Wegen zwischen den ganzen Ständen und konnte den ganzen Tag hier zubringen. Da sie jedoch noch etwas essen wollten, sollte es doch der Weg mit dem Plan sein. Am Abend wäre sie sonst verhungert. Zumindest stellte sich das im Moment so für sie da. Der Magen knurrte schon ein wenig. Hoffentlich würde das keiner hören. Das wäre wirklich sehr unangenehm und welch Bild das abgeben würde. Man könnte dann ja meinen, dass sie nichts zu essen bekäme, was natürlich nicht stimmte.

    Die Sonne schien wärmend ins Gesicht. Die Tage in Roma wurden wieder heißer und bald würde ein jeder versuchen der Mittagssonne zu entfliehen und einen kühlen Ort aufzusuchen an dem er diese Zeit abwarten konnte bis es wieder kühler wurde. Doch im Moment empfand Vespa die Strahlen als sehr angenehm. Für einen Moment schloß sie die Augen und ging ein paar Schritte so. Natürlich hatte sie vorher nach drohender Gefahr Ausschau gehalten. Seit der Sache am Säulengang war sie ja vorsichtig geworden.


    "Sie haben sich nachträglich Sorgen gemacht und die Überraschung darüber, dass du nicht mehr wie erwartet in Archaia warst sondern vor ihnen standest, wird ihnen einen zusätzlichen Schrecken eingejagt haben und dennoch werden sie sich gefreut haben. Besonders dein Vater auch wenn er es vielleicht nicht so zeigt wie er es könnte."


    Immer weiter führte sie ihr Weg Richtung Mercatus und man konnte schon die ersten Stände erkennen. Es war nicht mehr weit bis dorthin.

    Und wieder nickte Vespa zustimmend. Es war irgendwie unmöglich sich mal daneben zu benehmen. Nicht, dass sie das wirklich gern wollte, aber der Gedanke es mal zu dürfen ohne gleich eine ganze Familie zu blamieren hatte irgendwie schon etwas. Aber hier teilten wohl beide Frauen sich ein Schicksal.


    "Das war wirklich so schlimm bei dir? Ich finde, dass es bei uns sehr angenehm ist. Bis jetzt scheinen auch alle ein gutes Verhältnis zueinander zu haben. Im Grunde bin ich doch sehr froh hier nach Roma gekommen zu sein."


    Mal abgesehen von den anderen Dingen, die hier so passiert waren. Aber damit hatte sie sich ja schon abgefunden. Auf die Augen ging sie nicht weiter ein. Ihre neue Verwandte hatte durchaus recht. Sie wirkten verwegen und irgendwie...ja irgendwie verstand sie nicht so ganz warum es ihr so komisch wurde wenn sie an ihn dachte. Deswegen nahm sie nur all zu gern die Einladung zu einem Spaziergang an.


    "Wir sind nicht mehr weit vom Mercatus entfernt. Die letzten Schritte sollten wir vielleicht wirklich laufen."


    So ließ sie die Sänfte anhalten und stieg schließlich aus.

    "Warum soll es dumm sein das zu fragen. Mich kannst du fragen was du möchtest. Hin und wieder muss man auch mal die gute Erziehung vergessen und wo kann man das besser als unter uns."


    Vespa zwinkerte kurz und kicherte leise. Sie sah hier kein Problem darin zu erklären welche Augenfarbe Balbus hatte und störte sich schon gar nicht an der Frage.


    "Er hatte blaue Augen. Wirklich sehr schöne blaue Augen."


    Erst zu spät merkte sie, dass so ein kleiner schwärmender Unterton heraus zuhören war und wurde ganz rot im Gesicht. Diese Peinlichkeit hätte sie sich nun nicht erlauben müssen.

    "Du meinst nach dem Zusammenstoß an dem Glasstand?"


    Ziemlich wahrscheinlich meinte sie diesen und so wartete Vespa nicht wirklich eine Antwort ab sondern sprach einfach weiter. Kurz nur überlegte sie was wohl sei, wenn sie das nicht meinte. Doch schon bei den weiteren Worten hatte sie das vergessen.


    "Da ich drohte in den Stand hineinzufallen, warf er das Stück, das er in den Händen hielt fort und fing mich auf. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich das nicht vermutet. Aber da kam wohl wieder die Ausbildung zur Garde hervor."

    Kurz überlegte sie ob sie davon erzählen sollte oder nicht. Doch irgendwann würde die aufgeweckte junge Dame ihr gegenüber dies sicher auch so herausbekommen und so entschied sich Vespa für eine kleine Erzählung.


    "Dir ist sicher aufgefallen, dass auf dem Palatin sehr viele Praetorianer herumlaufen und mit einem von denen bin ich bei einer kleinen Erkundungsrunde zusammen gestoßen. Das war keine schöne Unterhaltung , die darauf folgte. Irgendwie schaffte ich es dann doch ohne mein Gesicht zu verlieren aus dieser peinlichen Situation herauszukommen. Bis ich auf dem Mercatus unterwegs war und bei einem Kristallhändler wirklich sehr schöne Stücke sah. Schließlich wollte ich mir diese genauer ansehen, wurde geschubst und landete in den Armen des Mannes mit dem ich auf am Säulengang zusammengestoßen bin. Das war wirklich eine sehr komische Situation."


    Doch heute konnte sie darüber lachen. Aber nur zum Teil. Was danach passierte, entbehrte für sie irgendwie jeder Logik. Doch vielleicht musste das einfach auch nicht logisch sein.

    Vespa lächelte und nickte zustimmend. Dies war wirklich eine gute Wahl und so gab sie den Trägern entsprechende Anweisungen.


    "Mit etwas Glück können wir vielleicht sogar noch das ein oder andere günstig erwerben, wenn uns der Sinn danach steht. Es ist noch nicht all zu spät und sicher auch noch nicht alles ausverkauft."


    Einen vielsagenden Blick widmete sie Dolabella und grinste wieder.


    "Und man trifft dort wirklich sehr viele Menschen. Das mag man manchmal nicht glauben wem man dort begegnet oder über den Weg läuft."


    Da konnte sie wohl aus Erfahrung sprechen. Sie hätte es bis zu jenem Tag auch nicht glauben wollen was ihr dort passiert war.

    Nach der kleinen Unterhaltung hatten sich die beiden Frauen nun also aufgemacht gemeinsam die Stadt zu erkunden und vor allen Dingen etwas Essbares zu finden. Die Sänfte der beiden setzte sich in Bewegung. Ein konkretes Ziel gab es erst einmal nicht. So ging es erst einmal fort vom Palatium in grobe Richtung zum Mercatus. Doch die Richtung konnte sich immer noch ändern.


    "Wie wollen wir denn nun vorgehen. Erst zum Markt oder erst schauen was es so um den Mercatus herum gibt. Dort soll es die meisten Tavernen geben oder einfach durch die Stadt. Dann müssten wir jedoch auch eine Richtung angeben."


    Vespa lächelte ein wenig breiter als vorher noch und war gespannt welchen der Vorschläge ihre neue Verwandte wohl nun annehmen würde. Außerdem hoffte sie, dass die Sklaven sich hier ein wneig auskannten. Ihre Ortskenntnisse waren zwar vorhanden aber in einigen Gegenden noch begrenzt. Wie es mit denen von Dolabella aussah, wusste sie nicht.

    Ein kleines Schmunzeln konnte man in Vespas Gesicht erkennen als Dolabella nach etwas Essbarem fragte.


    "Wir können zum einen die Culina aufsuchen. Es gibt wirklich leckere und gute Speisen oder aber wir trauen uns in das wilde Roma hinaus und suchen eine sehr gute Taverne in der Nähe des Marktes auf. Dort kann man sehr gut essen."


    Kurz überlegte sie und meinte dann breit grinsend.


    "Wir können natürlich auch einfach ein wenig durch die Stadt und schauen wo wir ankommen und was man dort essen kann. Wir haben da scheinbar eine ganze Menge an Möglichkeiten."


    Dies würde sicher lustig werden. Es war schön zu wissen, dass sie nun hier nicht mehr die einzige junge Frau war sondern wohl jemanden gefunden hatte mit dem sie so einiges "anstellen" konnte.

    So schnell konnte man zu Verwandtschaft kommen, dachte sie sich und versuchte den Ausführungen ihrer neuen Verwandten zu folgen. Sie konnte darin keinen Fehler entdecken und nickte nun bestätigend.


    "Wenn du nichts dagegen hast, können wir das groß weglassen. Das macht nur so alt."


    Zu der letzten Frage musste sie ein wenig überlegen wie sie das nun erklären sollte. Da ihr jedoch nichts richtig einfallen wollte, versuchte sie das gerade raus.


    "Du musst dich nicht für deinen Wissensdurst entschuldigen. Es ist doch legitim sich über die neue Familie zu erkundigen. Was mich betrifft. Ich weiß nicht was ich machen soll. Nach unserer Abreise aus Germania sind wir in eine kleine stille Stadt zu den Verwandten meiner Mutter gezogen. Dort war es jedoch so langweilig, dass ich nun zur Zeit bei meinem Onkel lebe. Eigentlich wollte ich hier etwas vom Leben dieser Stadt haben und diesen besonderen Herzschlag in mich aufnehmen. Doch irgendwie kam nun alles anders."


    Und wie es anders gekommen war. So etwas hatte sie nie zu glauben gewagt.

    "Man kann in dem Gebäude allein wandeln und trifft nur auf Sklaven. Das ist schon beeindruckend. Aber einige der Bewohner haben auch viele Aufgaben und sind somit selten hier. Aber du wirst sie sicher auch noch kennen lernen."


    Vespa nahm nun auch wieder Platz. Nebenbei rollte sie die Schrift wieder zusammen und legte sie ordentlich zur Seite.


    "Mein Vater war Lucius Aelius Validus, der Bruder von Aelius Quarto. Dein Großvater ist also mein Onkel."


    Ein freundliches Lächeln lag weiterhin in Vespas Gesicht und kurz ließ die einen sonnenstrahl ins Gesicht scheinen ehe sie sich der Frau neben sich zuwandt. Sie musste noch etwas erklären damit Dolabella nicht in die Verlegenheit kam danach fragen zu müssen.


    "Mein Vater war Duumvir von Colonia Claudia Ara Agrippinensum. Als die Unruhen in Germania begannen schickte er uns fort. Er selbst kam nie nach. Inzwischen ist er für tot erklärt worden."

    Vespa war fast am Ende ihres Textes angekommen als sie angesprochen wurde. Sie hatte es wirklich nicht mitbekommen, dass sie nicht mehr allein war. Freundlich lächelnd legte sie die Rolle zur Seite und setzte sich aufrecht hin. Die junge Frau, die nun vor ihr stand, hatte sie hier noch nicht gesehen und so erhob sie sich um diese zu begrüßen.


    "Salve, mein Name ist Vespa. Und du hast Recht. Es ist wirklich ein schöner Ort um in Ruhe und entspannt lesen zu können und ein ebenso schöner Tag."


    Da sie sich nun vorgestellt hatte, würde sich ihr Gegenüber sicher auch vorstellen.

    Es war ein schöner Morgen und Vespa hatte ihn zum Lesen nutzen wollen. Mit einigen Kissen hatte sie es sich auf einer der Steinbänke bequem gemacht und las eine Schriftrolle. Nachdem Gespräch mit ihrem Onkel war sie hier oft anzutreffen. Die ersten Sonnenstrahlen schienen ihr schon eine Weile ins Gesicht und sie genoss es. Dass jemand hier her kam, dass bekam sie jedoch nicht mit...